Die Physiognomie der Schergen und Folter- knechte wird durch Spott und Hohn manchmal fratzenhaft verzerrt. Der Ausdruck des Spottes wird erzielt durch höhnisch zum Lächeln verzo- gene Lippen, spöttisch gezeigte Zähne und her- ausgestreckte Zungen. Außerdem haben die Fol- terknechte meist etwas unregelmäßige Gesichts- züge: zu eng beisammenstehende, tiefliegende Augen, gekrümmte Nasen. Die regelmäßigen Gesichtszüge Christi werden im Leiden durch groß geöffnete Augen, den halbgeöffneten Mund, die schmerzlich zusammengezagenen Augenbrauen verzerrt. Eine gewisse Unterschei- dung der Charaktere scheint auch durch Haar- und Barttracht gegeben zu sein: die Falterknechte tragen fast ausnahmslos kurzes Haupthaar, Schnauzbärte, Schnurrbärte, kurze Kinn- und Backenbärte. Die Männer der Gefolgschaft Chri- sti sind durch langes Haar gekennzeichnet: Chri- stus selbst durch Bart und langes Haupthaar, Simon von Kyrene durch langes Haupt- und Barthaar (Abb. 11), Nikademus und Josef von Arimathäa (Abb. 12) durch lang wallenden Bart; Johannes wird zwar bartlos, doch langhaarig dargestellt. PIETA (10. Station) Nicht mehr zum eigentlichen Kreuzwegprogramm gehörend, ist die Pieta auch keine signierte Ar- beit Pfaundlers. Der Typus weicht vom sonst üblichen Schema durch den rechts (statt sonst links) befindlichen Kopf Christi ab. Die sehr mo- numental aufgefaßte Zweifigurengruppe ent- spricht durch die Proportionen der Figuren, die Gewandbehandlung, die Beziehung KörperfGe- wand sowie die Detailbehandlung den bisher gezeigten gesicherten Werken Pfaundlers (Abb. 18]: die Durchmodellierung des Körpers, ins- besondere der Hände mit dem typischen, oben verbreiterten Daumen; auch die Haar- und Bart- tracht von Christus begegnet auf manchen ande- ren Figuren des Kreuzwegs wieder. Charakteristisch für Pfaundler ist auch die Ein- beziehung des Sockels in die Komposition von Figuren: etwa durch die über den Sockelrand fallenden Gewänder wie bei der Veronika der Kreuztragung, beim Engel des Ölbergs und auch bei der Pietä. Die Anatomie der Füße paßt Pfaundler häufig der Sockelplatte an, wie etwa den linken Fuß Christi der Pietä, aber auch beim 15 14 15 16 17 Kreuzigung (Holzskulptur, E. 19. Jh.) Beurlaubun Auferstandener Christus (spätere Ergänzung zu Pfaundlers Kreuzweg) Schutzengel (spätere Ergänzung zu Pfaundlers Kreuzweg] 16 17 Christus vom Ölberg in Falkenstein und W dorf. Der bisher behandelte Figurenbestand ist b die Beurlaubung (Abb. 15) mit Sicherheit Pf ler zuzuschreiben. Zum Falkensteiner Kreuzweg gehörte nat auch eine Kreuzigung Christi als 8. Statio Höhepunkt der Passion. Diese ursprüngliche zigungsdarstellung Pfaundler: ist für uns mehr rekonstruierbar. Es ist anzunehmen der Künstler, der sich ikonographisch im meinen an überlieferte Typen hielt, auch b Kreuzigung zumindest eine Dreifigureng darstellte. Die in der Nähe des ietzigen fixes in der Erde noch sichtbaren Sandstei könnten Teile der ersten Kreuzigungsgruppi Zur Kreuzigung Pfaundlers finden wir an den Quellenschriften keine Nachricht, hini erwähnt das Gedenkbuch der Pfarre Ff stein, daß ein im Jahre 1865 geschaffenes kruzifix bereits 1879 repariert werden mußt 1898 so schadhaft war, daß man es duri neues ersetzte. Heute erhebt sich auf der sten Stelle des Kreuzberges ienes Holzkr das mit dem von einem Künstler aus Grödner Tal geschaffenen Kruzifix von wohl identisch ist. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß V4 len Kreuzweganlogen des Weinviertels [er Wilfersdorf den Pfaundlerschen Skulpture nächsten kommt. Dies wird vor allem in di tailbehandlung offenkundig. Die auf den Beschauer ausgerichtete Vordi Pfaundlerscher Figuren ist fast immer reiche gestattet als die Rückseite. Ein eklatantes B4 dafür ist etwa das gerüschte Gewand eines gen, das vorne reich gefältelt ist und auf s Rücken nur mehr einfach gewellt erscheint die Faltenbildung aufderHinterseite ist imn was weniger reich. lm Kostüm unterscheidet Pfaundler die Cl tere ebenso wie in den bereits beschrie Ausdrucksvarianten. Während Christus m4 lange, bis auf den Boden reichende, las lende Gewänder gekleidet ist, zeigt der Ki besonders bei den Schergen und Folterkne aber auch bei den Frauenfiguren, seine zu kostümlichem Detailreichtum: Schuhe, 5 Sandalen variieren ebenso häufig wie die bedeckungen - spitze, hohe, flache Kc