18 Ferdinand Pfclundler, Piefd
Hüte mit Federn, Stirnbänder, Turban. Aufge-
rissene Beinkleider, löchrige Gewänder charak-
terisieren das „Valk"; Rüschen, Gürtel, Gewand-
lappen bereichern das modische Bild. Besonders
interessant sind auch die Gegenstände, die die
Figuren tragen: die Musikinstrumente Pommer
und Sackpfeife, Werkzeug (Zange und Hacke),
achteckige Flasche, Brotbeutel mit Kipfel, Ham-
melkeule, umgehängte Föustlinge, geflochtene
Tragtasche mit Werkzeug. Ähnlich interessante
Details, die manchmal direkte Parallelen zu Fal-
kenstein darstellen, finden wir im Kreuzweg von
Wilfersdorf: die Unifarmmütze mit Federbusch
und runder, kokardenähnlicher Scheibe, den Le-
dergürtel mit Schnalle und überstehendem Ende,
zerlumpte und zerrissene Gewänder. Bei den
Fußbekleidungen fällt auf, daß sowohl die Scher-
gen in Falkenstein als auch jene in Wilfersdort
an jedem Fuß anderes Schuhwerk tragen: Stul-
penstiefel, Röhrenstiefel und Sandalen. Musik-
instrumente wie Pommer und Sackpfeife finden
wir in Falkenstein; Querflöte, Geige mit Bogen
in Wilfersdarf. Viele andere Details bereichern
das Bild in Falkenstein, Wilfersdarf, aber auch
in Bisamberg und an Kreuzwegen anderer Orte.
Aus den bisher genannten Beispielen geht her-
vor, daß Kreuzweganlagen im Weinviertel, aber
auch im gesamten österreichischen Raum sehr
zahlreich sind. Die von mir bisher untersuchten
Anlagen (etwa 20 in ganz Österreich) vermit-
telten mir einen guten Einblick in die Bedeutung
dieser Skulpturen, die sich oft in einem alar-
mierenden Zustand befinden. Es war für mich
daher ein besonderes Anliegen, die Kreuzweg-
anlage meines Heimatortes Falkenstein restaura-
torisch wie kanservatorisch zu sichern (im Rah-
men meiner Diplomarbeit an der Hochschule
Akademie der bildenden Künste, Wien) sowie
kunstwissenschaftlich und - in bezug auf das
Liedgut - volkskundlich zu behandeln. Im Zuge
meiner Beschäftigung mit dem Kreuzweg Pfaund-
lers gelang es mir, umfangreiches Material zu
den anderen Kreuzweganlagen des Weinviertels
zusammenzutragen, das ich in einem eigenen
Beitrag zu veröffentlichen plane.
Es ist zu haften, daß die Denkmalpflege unseres
Landes sich der zahlreichen Kreuzweganlagen
annimmt, da sie sonst dem langsamen Verfall
preisgegeben werden.
Ü Unser Autor:
Ludwig Neustifter
Akad. Oberrestauralor
Cvßvsjerreichisches Museum für angewandte Kunst
len
Lehrbekauftragter an der Hochschule Akademie
der bildenden Künste und an der Universiöt
Wien.
Stubenring 5, 1010 Wien
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