-o (HNIOsUI 28 Andrea Palladio, Modell einer Villa Andrea Palladio, Modell eines Palastes Andrea Palladia, Villa Andrea Palladio, Villa Sarego, S. Sofia di Pe- demonte (Verona) Andrea Palladio, Villa Emo, Fanzolo di Vede- lago (Treviso) Laufbahn des Architekten konnte man es zum sozialen Aufsteiger bringen. Ihre Zahl ist ver- schwindend gering, und sie sind nur deshalb wichtig, weil sie eindrucksvolle Bauten kanzi- piert haben und weil sie einen Architekten- typus verkörpert haben, den es später nie wie- der gegeben hat. Andrea Palladio (1508-1580) markiert neben anderen den Höhepunkt des Berufsstondes. Als Lehrling und Geselle genoß er eine Ausbildung in verschiedenen bautech- nischen Disziplinen, wozu auch Fähigkeiten als Steinmetz uncl Bauplastiker gehörten. Innerhalb einer Bau- und Bildhauerwerkstötte brachte er es bis zum Meister. Um dann noch weiterzu- kommen, muBten ihm schon Verbindungen hel- fen. Durch einen Humanisten und hohen päpstli- chen Würdenträger fand er Zugang zur feuda- len Klasse. Dieser Mann, G. Trissimo, hielt ihn zum Studium der antiken Baukunst an, bevor er ihn den venezianischen Großgrundbesitzern empfahl, für die er zunächst Landvillen bauen durfte. Nachdem er sich in der Provinz fabel- haft bewährt hatte, wurden ihm auch Bauauf- gaben in der Stadt gestellt. Pallodio löste alles zur vollen Zufriedenheit seiner Auftraggeber, und von seiner Universalität, die auf handwerk- licher Sachkenntnis und theoretischen Grundla- gen beruhte, zeugen Kirchen, Schlösser ebenso wie Brücken- und Straßenbauten. Nach dieser Zeit kommt es zu einem Abbau der Kompetenzen des Architekten. Dies geschieht im Zuge der Arbeitsteilung und Spezialisierung. Die Funktion des Architekten als Bauingenieur und Baukünstler spaltet sich schon im 17. Jahrhun- dert in zwei Berufsgruppen auf. Der Ingenieur erhält die Aufträge zum Bau von Befestigungen und anderer militärischer Einrichtungen, wäh- rend sich der Architekt auf Bauten im Kultur- bereich beschränken muß. Beide waren minde- stens gleichrangig. Vielfach kam aber dem ln- genieur die größere Bedeutung zu, weil der Staat schon rein finanziell dem Militär die wich- tigste Stellung einröumte. Mit dieser Zweiteilung verschieben sich auch die Schwerpunkte der Ausbildung. DieArchitekten beschäftigen sich mit ästhetischen Fragen, mit Stiltraditionen und wohl auch mit praktischen Problemen, weil sie immer noch aus dem Hond- werkerstand kommen; die Ingenieure dagegen erfahren eine wissenschaftliche, in erster Linie mathematische Ausrichtung. Ihr Aufgabenbereich nimmt stark zu, weil er auch die Stadtplanung und Vermessung umfaßt, während der Architekt seine technische Zuständigkeit immer mehr auf- gibt. Die rasch zunehmenden Erkenntnisse in den Naturwissenschaften eignet sich nicht der Architekt, sondern der lngenieur an. Die beiden Berufsgruppen stehen einander bis heute in kühler Distanz, wenn nicht gar in Feind- seligkeit gegenüber. Die Architekten dis- qualifizierten die Ingenieure als unempfind- Iiche Konstrukteure, ohne Sinn für Maßverhült- nisse und Ästhetik. Die Ingenieure dagegen se- hen in den Architekten hilflose Dekorateure, die sich auf das Verzieren und Ausstatten be- schränken sollen, weil sie nichts von der Techno- Iogie eines Bauwerkes verstehen. Gewiß gibt es auch den Versuch einer produktiven Versöhnung zwischen beiden. Er besteht in dem Hinweis auf die Tatsache, daß Ästhetik und Konstruktion nicht zwei Prinzipien sind, die einander aus- schließen, daß das Formale nicht eine Addition zur Konstruktion zu sein braucht, sondern aus ihr abgeleitet werden kann. Eine weitere Entblößung des Architekten hat stattgefunden, als er auch seine handwerkliche Basis verlor. Die Wunder der Technik schienen diese Grundlage entbehrlich zu machen. Nicht zu ieder Zeit wurde diese Ansicht einschrän-