36 i; beautifu magen, DDEF Im irmanunseiemenr des onnuppens beim Betrachten gleichbleiben. Blickt man auf die „lkone" und folgt dem verweisenden Gestus der Finger, liest man im aufgeschlagenen Buch „Plate I" und wird überrascht den tellerartigen Nimbus entdecken. Aber er meint keinen Heiligen- schein, sondern ist ein vor den farbig durchgezeichneten Körper geblendeter Teller, auf dem in Grisaille der Kopf erscheint. Der Teller wirft seinen Schatten auf den Blattgrund, ist diesem räumlich nahe gedacht. Strobl zeichnet keinen Pantocrator, sondern sein Bild geht von der Wirklichkeit auch der Ikone ab und kommt zur Zeichnung eines „wirklichen" Tellers mit der Abbildung des Kopfes, Strobl ist nicht an Problemen interessiert. Sie ist ständig auf der Suche nach Dissonanzen, noch widersprüchlichen Konfrontationen und ästhetisiert sie - der Stille mancher Bilder ist nicht zu trauen. Anstelle ohnmächtigen Wehklagens setzt sie ihren Zynismus. Ihre manchmal unbequemen Themen und bösen Spielereien haben oft am schlechten Gewissen der Kritiker gerüttelt, die nicht „zurück auf die Bäume" wollten oder sich von „Nerzpfoten angeklagt fühlten". In der „lkane" scheint gedämpft ihre Doppelbegabung auf. Die 1949 in Schladming geborene Künstlerin hat T972 an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien das Diplom für Graphik und nach nur zwei Jahren Studium am Royal College of Art in London 1974 den Master of Arts in Keramik erworben. Gleich die erste Ausstellungsbeteiligung brachte ihr den 2. Preis des Forum Stadtpark Graz. Kunsthandwerk ist für Strobl Medium der Distanz. Wenn man mit Viktar Schklovski als eine wesentliche Eigenheit des modernen Künstlers „das Sanderbarrnachen der Dinge" ansieht, bezeichnet man d a s Anliegen dieser Künstlerin. Sie verfremdet scheinbar Bewußtes und macht Fremdes scheinbar bewußt. In ihren Zeichnungen setzt sie menschliche Kultur und Unkultur gegen Natur. So knabbert im stillen Winkel eine Maus ein paar Krumen, unberührt van der Epiphanie zweier schwebender Messer einer unbekannten, erloschenen Kultur, oder verirrt sich ein Steinbock im Gebirge aufgetürmter, abstrakt linearer Quader. In die graue Kälte historischer Distanz setzt sie buntes Leben. Ihre kühlen Witze einen Zeitlichkeit (und Vergänglichkeit) menschlichen Tuns mit dem dagegen anbrandenden Leben der Evolution, das durch den Menschen gefährdet ist. Wenn ein winziges Rhinozeros von einem riesenhaften Knochen derselben Spezies zerquetscht wird, konfrontiert sie wissenschaftliches Interesse mit dem Spiel. Verspricht die geschlossene Chicken-Box, an viktorianische Confiseriedosen erinnernd, ein Dessert, zeigt sie geöffnete Hühnerklauen. Ist der Appetit verdorben, tröstet die handwerkliche Perfektion über die enttäuschten Erwartungen hinweg. Strabl setzt ihre überragende Virtuosität gegen die Vorurteile des Betrachters ein, spielt mit den Materialempfindungen den Tastsinn gegen Augenreize aus: ob sie auf einem Teller neben einem bunt gemalten Tisch plastisch ausgeführte, glasierte (oder gefiederte) Fische ohne Farbigkeit setzt oder ob sie auf einem Foto mit einer sie umwindenden Riesenschlange posiert, die sich dann als Horn einer seltenen Tierart erweist, oder auch lediglich zwei halbe Teller aneinander- kettet. Die surrealistische Tendenz zur Verfremdung führt nie in ein Reich des Traumhaften, die analytische Begabung resultiert in einem klärenden Lernprozeß, Geheimnisvoll bleibt nur, daß auch nach dem Verstehen der Effekte sich keine Langeweile einstellt. Gerade weil sie sich den Luxus erlaubt, auf Gefälligkeiten zu verzichten, und dem Geschmack keine Konzessionen macht, tauchen inmitten ihres Gruselkabinetts von gerupften Hühnermenschen und gequälten Zwitterwesen meisterhafte Kabinettstücke auf, die originell und unauslotbar zugleich sind. Thomas Zaunschirm