mit dem Kaiser und den sieben Kurfürsten, die sich ihrerseits in die drei geistlichen und die vier weltlichen gliedern. Die Zahl der geistlichen wird oft durch den Podesta von Rom auf vier ergänzt. Weiters folgen ie vier Herzoge, Vikare, Markgrafen, Landgrafen und so fort bis zu den Städten, Dörfern und Bauern. Unter den Bauern befindet sich auch der Salzburger Bauer. Das System wurde in zahlreichen Wappen- büchern übernommen. Dem Fetterschen Wappen- buch im Stadtarchiv von Frankfurt am Main von 1583" kann anhand von darin enthaltenen Kopien verlorengegangener Wandgemälde ent- nommen werden, daß einst ein Saal im Römer an den Wänden und der Decke mit Quater- nionenbildern ausgestattet war. Diese Darstellun- gen zeigten die Vertreter der einzelnen Stände in Lebensgröße sowie ihre Wappen. Sie waren um 1415 von einem unbekannten Meister ge- schaffen, 1477 erneuert und später überstrichen worden. Auch das prächtige Wappenbuch des Conrad von Grünenberg vom Jahr 1483 bringt dieses System, wobei zu den Wappen der Ver- treter der Stände die Symbole der betreffenden Ämter gemalt sind. In Hartmann Schedels Welt- chranik von 1493 finden sich die „Säulen des Reichs" teils in voller Gestalt und teils als Halbfiguren gegeben. Schließlich ist das Meister- werk des Schnitzers Jakob Ruß zu nennen, die 1490-1494 geschaffene Dekoration des Über- linger Rathaussaales, worin die Vertreter der Stände in großem Variationsreichtum als indi- viduell gestaltete Figuren erscheinen. Die Darstellung des Reichsadlers mit den Qua- ternionenwappen findet sich wohl zum ersten Mal in der handschriftlichen Chronik von Köln des Heinrich von Beeck, der sogenannten „Agrippina" aus den Jahren 1470-1472". Der Holzschnitt Hans Burgkmairs, Reichsadler mit Kruzifix und Quaternionenwappen, datiert 1510, folgt wohl dem in der 1499 gedruckten Ausgabe der eben genannten Chronik von Köln. Nach diesem Schema wurden später die Bemalungen von Humpen und Gefäßen, „Kurfürstenhumpen" genannt, gestaltet. Abgesehen von der Quaternionenthearie gab es noch andere Programme bei der Verbild- lichung des Reichsgedankens. So fanden sich am „Schönen Brunnen" in Nürnberg von 1385-1396 sowohl die sieben Kurfürsten, die acht Propheten, die neun „guten Helden" und die vier Evange- listen dargestellt. Die im Jahr 1454 errichtete „Schau" der Goldschmiede in Nürnberg (1810 abgebrochen) trug als oberen Abschluß einen Treppengiebel mit einer Uhr und einen den Giebel flankierenden Zinnenkranz, an dem der Kaiser und die Kurfürsten dargestellt waren. In den kleinen rundbogigen Feldern befanden sich die Halbfiguren von sechs Planeten, Luna,Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn, wozu noch die Sonne im Zifferblatt der Uhr kam; also die Siebenzahl der Kurfürsten, die den Planeten gegenübergestellt wurde. Die Amtsstube des Augsburger Weberhauses im Bayerischen Natio- nalmuseum" enthält ein reiches Programm zur Verbildlichung des Reichsgedankens. Die gewölb- te Holzdecke und die Wandbekleidung sind entsprechend der Inschrift an der Tür von Peter Kaltenhoff 1457 bemalt worden. Jörg Breu d. J. frischte die Malereien 1538 wieder auf. Aufge- molte Versinschriften erklären die einzelnen Dar- stellungen, an der Decke Szenen aus dem Alten Testament, beginnend mit dem Sündenfall und endend mit der Daniel-Geschichte.AufderDecke befinden sich zudem Szenen aus dem Alexan- der-Roman. Die Wandtafeln zeigen (e fünf jüdische Propheten und heidnische Philosophen, drei (üdische Helden (David, Josua, Judas Mok- kabäus), drei heidnische Helden (Hektor von Troio, Alexander d. Gr., Julius Cäsar), drei christliche Helden (Karl d. Gr., König Artus, Gottfried von Bouillon), drei geistliche und vier weltliche Kurfürsten des Reiches und Kaiser Friedrich lll. Der „imperiale Teil" des Programms der Aus- stattung des Goldegger Rittersaales beginnt an der Ostwand mit dem Wappen des Römisch- Deutschen Kaisers, geschmückt mit dem Orden vom Goldenen Vlies und einer kaiserlichen Mitrakrone, ihm „zu Füßen" die Wappen der Graf zu Schernberg und der Herren von Gold- egg. In den gemalten Arkadenöffnungen seitlich sind das Wappen des regierenden Erzbischofs Kardinal Matthäus Lang sowie das des Oheims der Frau des Hauses, des Erzbischofs Leonhard von Keutschach, zu sehen. Die van Osten nach Westen gehende Quaternionenreihe an der Decke wurde durch ein Schriftband eingeleitet, das nach Kürsingers Beschreibung van 1839 fol- gende Inschrift hatte und nur mehr in Frag- menten erhalten ist; „Remisch Reichs Gelider" und „Deus qui sine Fine vitit et regnat imperium suum benedicat Amen!". Die erste Wappenreihe zeigt aktuelle Bezüge für die Zeit ihrer Ent- stehung, das Wappen von Ungarn-Böhmen (nach der Schlacht von Mohac 1526 war Ferdinand I. König dieser Länder geworden), das Wappen des Römisch-Deutschen Königs (Ferdinand l. seit 1531), das Wappen des Kaisers (Karl V.) und das Wappen der Habsburgischen Erblande (seit 1521 von Ferdinand l. regiert). Nun folgt die übliche Reihenfolge der Vertreter der einzelnen Stände, endend mit dem 1530 erweiterten Wap- pen des Auftraggebers mit der Inschrift: „Den Sal hat Herr Christof Graf machen und malen las- sen anno 1536". Auf den Hahlkehlen entlang der Längswände sind die Wappen der vier Erbämter des Erzstiftes Salzburg, der damaligen Domher- ren, der Suffraganbistümer, der Klöster St. Peter und Admont, Salzburger Adelsgeschlechter, des Bauherrn und seiner Ahnen gemalt. Die Darstellung in Tempera auf den Holztafeln der Sockelzone, der mit zwei Fensternischen einspringenden Ostwand, folgen, wie ia auch die auf der Decke, einer älteren Tradition im- perialer Programme. Hier sind sowohl eine Reihe „Guter Helden" als auch „Planetengottheiten" zu sehen. Van den Helden werden „DREI GUT HAIDEN", „DREl GUT KRISTlN", „DREI GUT CRISTEN", „DREI GUT IUDIN" und „DREl GUT lUDEN" vorgeführt, während auf die fehlenden drei guten weiblichen Heiden aus Platzmangel verzichtet worden ist. Hingegen haben sich von den Planetenbildern nur die Tafeln mit „Sa- turnus", „lubiter" und „Sal" erhalten, sie bilde- ten den Sockel des Wandteils zwischen den Fenstern und unter dem Fresko mit der Reiher- beize (wa sie Kürsinger noch gesehen hat]. Die Helden erscheinen hier als Vorbilder, während die Planetengottheiten darauf hinweisen, daß der Mensch teilhat an den kosmischen Rhythmen, daß der Einfluß der Planeten auf Gesundheit und Handeln des Einzelmenschen und auch des Staates günstig oder ungünstig sein kann. Die Planeten stehen wohl auch als Mahnung und als Versicherung, daß - hier findet sich die Verbindung zur Reichsidee - in einer auf ewige Ordnung gegründeten Welt alles genau geregelt und bestimmt sei. Sie bedeuten Kräfte außerhalb und innerhalb des Menschen, wie auch Paracel- sus in diesen Jahren verkündete, „daß im Men- schen seind Son und Mond, und all Planeten". Die in den Wölbungen der Fensternischen dar- gestellten Tugenden Constantio und Justitia be- ziehen sich noch auf die Reichsidee, während die Fresken in den Nischen über den Tafeln novellistisch „Eheiach" und „Ehestreit" sowie einen Putten- und einen Bärentanz zeigen. Die Helden wie auch die Planetengötter sind in schwarzen Binnenzeichnungen auf grünem Grund gegeben. Auch die Fresken der Fenster- nischen sind monochrom gemalt. Die Verwen- dung von Terra verde als Farbe der Sockelzone findet sich schon in der pompeiianischen Wand- malerei; für Goldegg werden die in Räumen Ti-