vorbildlich gewesen sein, was im Zusammenhang mit dem langen Studienaufenthalt Franz Rauchs in England auch durchaus einsichtig wäre. Am Fuß des Jainzen bis zu dessen Abbruch zu lschl (Abb. 1, 2) schmiegen sich die Grund- stücke, die den Park der kaiserlichen Villa bilden. Die Villa selbst liegt knapp vor diesem Abbruch über dem Fluß. Man erreicht sie auf einer sanft ansteigenden Straße, die zuerst den Fluß über- quert, dann - die Wirtschaftsgebäude, hinter Bäumen versteckt, auf einer zweiten Brücke und durch einen mit Laubsägearbeiten im „Schweizer- stil" geschmückten Laubengang erreichbar, rechts liegenlassend - in einem weiten Bogen, von Bäumen begleitet, tangential auf die V i l la trifft (Abb. 3, 4). Es handelt sich um eine auf eine ca. 30 cm hohe Sockelzone gesetzte, zweigeschossi- ge, ihrem Grundriß nach streng symmetrische E- förmige Anlage. Der Mittelbolken des E wird im Kern von der übernommenen Villa Eltz gebildet. (Dies war ein zweigeschossiger kubischer Bau mit Walmdach, der Mittelteil schwach risalitartig vorspringend, auf zwei seitlichen Pilastern und vier Säulen einen ins Dach einschneidenden kleinen Dreiecksgiebel tragend.) Das Gebäude scheint einerseits den aus dem Wald in eine weite muldige Wiese übergehenden Bergeshang vor dem Abbruch zum Fluß aufzufangen, andererseits sich selbst weit öffnend in die Natur hineinzugreifen; lediglich ein flaches, ge- schwungenes Brunnenbecken vor dem Hauptein- gang setzt nochmals einen architektonischen Akzent. Das Untergeschoß zeigt eine Andeutung von Rustica und ist von dem glatt verputzten Ober- geschoß durch ein breites schmuckloses Fries getrennt. Der Mittelbau könnte als traditionelle Portikus- villo mit Mittelrisalit bezeichnet werden, wobei der Portikus, welcher die ganze Gebäudehöhe einnimmt und um zwei Pilastertiefen vorspringt, im Untergeschoß durch vier einfache und zwei Doppelpilaster, die sich in das Obergeschoß in zwei Pilaster und vier auf hohen Sockeln stehende mit stuckierten Kompositkapitellen versehene Säulen fortsetzt, und einem Dreiecks- giebel mit stuckiertem Jagdrelief gebildet wird. Der Portikus ist verglast und öffnet sich im Obergeschoß auf einen einfach gearbeiteten Gußeisenbalkan. Gußeisenbalustraden, die von gußeisernen stab- förmig zusammengesetzten Trägern unterstützt werden, leiten in gleicher Flucht der Seitenteile des Mittelbaues, parallel zu den fünfachsigen Verbindungstrakten, zu den Seitentrakten. Diese tragen über ihrer ganzen Breite einen ebenfalls mit Jagdmotiven stuckierten Dreiecksgiebel, der in der Mitte von zwei etwas aus der Fassade vorspringenden Pfeilern und zwei Säulen einer partikusartigen verglasten Öffnung des Ober- geschosses auf einen gußeisernen Balkon unter- stützt wird. Die sich dem Fluß und dem Ort zuwendende Fassade ist im ganzen einfacher gestaltet. Der leicht risalitartig vorspringende fünfachsige Mitteltrakt öffnet sich im Unterge- schoß auf eine um zwei Stufen erhöhte Terrasse, im Obergeschoß auf einen einfachen Balkon. Vier Marmorpilaster tragen den schmucklosen Giebel. Die Innenräume sind schlicht, nobel, ohne den geringsten Schein von Repräsentation. Von einem Vestibül mit Mittelsäule gelangt man durch 28 Arbeits- und Schlafräume. Über einen gewundenen Weg, von malerisch gruppierten teilweise exotischen Bäumen be- gleitet, erreicht man das etwas erhöht im Wald liegende Cottage (Abb. 5, 6,7). Dieses entspricht mit seinem unregelmäßigen Grundriß und dem malerisch gruppierten Aufriß dem neuen engli- schen Stil und scheint auch weitgehend von englischen Musterbüchern" bestimmt, freilich mit sehr feinen Abweichungen in den noblen, geist- reichen Details. Der aus roten Marmorquadern (die wie Backsteine übereinandergesetzt sind) aufgerichtete Bau, der sich auf einem über acht Stufen zu erreichenden Podium teilweise zwei-, teilweise dreigeschossig erhebt, ist durch z. T. erkerartig vorspringende große, durch steinerne Fensterkreuze unterteilte Fenster gegliedert. Die unterschiedlich hohe Dachregion ist durch viele schlanke Kamine und in die Wand übergreifende Dachgauben belebt. Es gibt keine Hauptfassade. Drei Haupteingänge und ein Nebeneingang auf den vier Seiten führen ins Innere, wo noch eine gotische Holzbalkendecke mit prachtvollen ge- schnitzten Lustern, eine rote Stofftapete, gotische Holztüren, ein gotischer Kamin und ein beson- ders schön eingelegter Parkettboden im Haupt- soal die einst noble Ausstattung ahnen lassen". Vor einem der Eingänge liegt ein flaches ge- schwungenes Brunnenbecken, das ebenfalls - wie bei der Villa - von der Natur zur Archi- tektur überleiten soll. Vor allem aber ist es die auf dreieinhalb Seiten des Cattages umlaufende gedeckte Terrasse, die, obwohl aus einem so artifiziellem Material wie Gußeisen bestehend, durch ihre feine Ornamentik diesen Übergang zur Natur herstellt: eine aus Kielbögen und dazwischengesetzten Drei- und Vierpaßmotiven gebildete Balustrade, ein verknotetes Stabgitter- werk, das bis zur Höhe der Balustrade durch Ranken verstärkt wird, als Träger des einfachen Daches, das auf der Unterseite netzförmig ver- strebt ist und am Rand ein aus Kielbogen, die 9 Gartenpavillon im Park der kaiserlichen Villa in lschl Anmerkun en 40-47 "' Siehe 36, . 1213 ff. " Das Cottage befindet sich ab seines schlechten Erhol- tungszustandes in Restaurierung, in der Folge wird dort die Fotosamrrilung Frank untergebracht werden. 4' R. Berndl, Dar Kaisergarten in Bad lschl, Bad lschl 193D, S. 71. "V l. W. Hofmann, Das Irdische Paradies, Z. A. München 1g74, S. 1lYl-103, S. 110, 5.134. " Briefe Kaiser Franz Josephs l. an seine Mutter 1535-1872, hsg. u. eingel. v. m. Franz Schnürer, München 1930. Nr. 193. " Siehe 44 Nr. 164. " Siehe 44 Nr. 254. " B. Rupprecht, Villa, Zur Gesdiichte eines Ideals, im Probleme der Kunstwissenschuft, 2. Bd., Berlin 1966. von Licht und Schatten und eine bes: Betonung des „Pittoresken" des ganzen plexes. Weiterschreitend auf Waldwegen, die neue Ausblicke gewähren, gelangt man a Pavillons vorbei zur Villa zurück (Abb. Bei dem einen, ein chinesisch anmutende: eckiges auf Holzträgern stehendes Zelt mit Umgang aus gußeisernem Stabwerk, kön sich um das Spiegellusthaus" handeln. Zvi den vier dem Wald zugewandten Seiten Spiegel eingefügt, so daß Künstlichkei Natur, ineinander übergehend, für der in der Mitte Ausruhenden ein echtes Par ma" erzeugten. Knapp oberhalb der Villa, von dieser ü den Felsen gehauene Stufen zu erreichen auf einer kleinen Plattform, von Bäume steckt, ein „türkischer" Pavillon, der, gai Gußeisen gebildet, Motive der arabischen rabiie aufnimmt, in seiner Dachregion ab einem Lambrequin im „Schweizerstil" um ist. lV. Die Rolle der Auftraggeber (d. h. Erzhe Sophie, Kaiser Franz Joseph, Kaiserin Elis bei der Anlage der kaiserlichen Villa lät schwer entscheiden. ln einem Brief vorn 30. August 1856 an Mutter" aus Laxenburg nimmt Franz Jasei die Gestaltung der Villa und das Wohl ihr bezug; „...lch bin sehr erfreut, daß f der inneren Einteilung meiner Villa zuf waren, ich glaube, wir werden sehr h: darin wohnen, und der Garten ist w scharmant . . ." lm übrigen ergeht sich Franz Joseph, wenl seinen Briefen über lschl spricht, in eine gemeinen Sehnsuchtstaumel nach seinem schen Paradies": am 6. September 185345: war ein harter und schwerer Sprung au irdischen Himmel in lschl in die hiesige pap Schreibtischexistenz mit ihren Sorgen Mühen..."; am 28. September 1868": „. schön muß es nach in lschl sein, währe hier dieses Jahr infolge der großen Trock ganz besonders häßlich ist und Schönbrun ich ohnehin nicht ausstehen kann, ietzt unleidlich ist..." Die Villa in lschl, die Franz Joseph bi Sommer 1914 regelmäßig besuchte, ist auc Bernhard Rupprecht" für die palladia Villa feststellt, „der Ort des Privaten schlecl Es gibt keinerlei Anzeichen der Repräser in diesem Haus. Keine Inschrift, kein W: keine Allusion weisen auf den Hausherr Sie ist ein abgeschlossener Ort, in derr „heimlich wohnen" kann, eine Insel des und Friedlichen, wohin man immer wiede fliehen kann, wohin man auch Freunde ein offizielle Besuche werden aber immer im empfangen -, eine Illusion des Paradiesi wie die Gartenanlage eine Illusion des l lichen ist, die Jagd, die nicht mehr der rungsbeschaffung, sondern dem Vergnügen eine lllusion des sich urwüchsig in der Betätigen ist. lJ Unsere Autorin: Dr. Monika Oberhammer Kunsthistorisches lnstitut der Universität S: 5020 Salzburg, Zillnerstraße 6