W. Georg Rizzi
Zu Johann Lucas von
Hildebrandts
Tätigkeit auf den
niederösterreichischen
Schlössern des
Reichsvizekanzlers
Schönborn
Anmerkungen 1-4 i
Die vorliegende Arbeit ist im wesentlichen den Disserta-
tion Johann Lucos von Hildebrandt - Ergänzende For-
snninngen ZU seinenn Werk, eingereicht vom Verfasser an
der Fakultät für Bauingenieurwesen und Architektur der
.Tochnischen Hochschule in Wien, 1975, eninennnnen.
Für die entgegenkommenderweise gestattete Einsichtnahme
in das Wiener Schönborn-Archiv und die Bearbeitung der
Bauten in Porrau und Weierburg sei dem Schloßeigen-
tümer aufrichti gedankt.
Ebenfalls ZU drlk verpflichtet ist der Verfasser dem
derzeitigen Betreuer des Hausarchivs, Herrn an. H. Feigl
vomN Landesardiiv.
lZur Person Friedrich Carl Schönbarns siehe die Mono-
graphie von H. Hantsch, Reichsvizekanzler Friedrich Carl
Grat von Schönborn, Augsburg 1929. - Weiters als BOU-
herr Hildebrandts bei B. Grimschitz, Johann Lucos van
Hildebrandt, Wien-München 1959 (in der Folge: Grim-
schitz, 1959), s. u n. - w. o. Rizzi, Johann Lucas von
Hildebrand! - Ergänzende Forschungen zu seinem Werk,
Diss. d, Fak. f. Bauin enieurwesen u. Arch. d. Tedm.
Hochschule Wien, 1975, . 3 ff.
iDas Verhältnis Schänbarn-Prinz Eugen und die Rolle
Hildebrandts beleuchtet ausführlich M. Braubach, Friedrich
Carl von Schönborn und Prinz Eugen, in: Österreich und
Europa. Festgabe für Hugo Hantsch zum 70. Geburtstag,
Wien-Groz-Köln 1965, S. 111.
"Grimschitz 1957, S. 15 f. - Vgl. auch Rizzi, Hildebrandt
- Ergänzende Forschungen (zit. Anm. 1), S. 142 f.
_Di Verbindungen Bessals zur Familie Sdwönborn waren
HI iüngster Zeit mehrfach Gegenstand ausführlicher Dar-
Stellungen, Die fundiertesto Untersuchun bringt F. Jür-
gensmeier, Abt Gottfried Bosse! und ie Reichsgrafen
von Schänborn, in: Gottfried Bessel, Mainz 1972, S. s: u.
- Ferner E. Ritter, Abt Gottfried Bessel, Einführung der
Gedächtnisausstellung zur Wiederkehr des 300. Geburts-
tages, Güttweig 1972, S. B ff. - Zu Hildebrandts Tätig-
keit für Göttweig v l. W. G. Rizzi, J. 1., v, Hildebrandts
Tätigkeit auf den esitzungen des Stiftes Göttweig, in:
Mitteil. d. Kremser Stadtarchivs, 15l16, 1976.
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Bald nach der Ernennung des seit 1703 in Wien
akkreditierten kurmainzischen Sondergesandten
Friedrich Carl Graf von Schönborn zum Reichs-
vizekanzler im Juni 1705 muß sich der für Hilde-
brandts Architektenloufbahn so entscheidende
Kontakt mit dem bedeutenden Mäzen und Bau-
herrn angebahnt habenl. Denn bereits im näch-
sten Jahr baut Hildebrandt am Gartenpalast in
der Alservorstadt. Damit setzt eine ununterbro-
chene, erst durch seinen Tod beendete Tätigkeit
ein, die er außer für Friedrich Carl auch für
weitere Mitglieder der gräflichen Familie ge-
leistet hat.
Prinz Eugen von Savoyen hatte seinen Archi-
tekten dem Reichsvizekanzler zugeführt, der fort-
an selbst keine Möglichkeit mehr unversucht
ließ, seinen „Jean Lucca" vorzuschieben". Über
Vermittlung des Reichsvizekanzlers hatte Hilde-
brandt nicht nur Anteil an den Planungsarbeiten
bei Bauführungen der Schönbarns in Deutschland,
sondern auch bei Hof konnte dieser eine Ver-
besserung der eher tristen Auftragslage erwir-
ken". Nicht zu vergessen der Göttweiger Abt
Gottfried von Bessel, ein guter Freund und en-
ger Vertrauter noch aus den Tagen als kurmain-
zischer Offizial am Hofe von Friedrich Carls
Oheim, in dessen Dienste Hildebrandt nach dem
verheerenden Stiftsbrand von 1718 trat. Schön-
born übte nicht nur Einfluß auf die Wahl des
Architekten, als passionierter Bauherr begutach-
tete er auch im vertrauten Kreis die Pläne für
den Neubau des Stiftes, an dessen Spili
derum ein Abt noch dem Willen seines C
des Kurfürsten Lathar Franz von Schc"
standt.
Friedrich Carl hielt Hildebrandts Schöp
für die „heutige beste bau Kunst", und a
ser außerordentlichen Wertung seines li
rischen Ranges erwuchs die hohe, alle S1
unterschiede überbrückende Schätzung d
chitekten und Menschen, mit dem man
sam familiären Umgang pflegte (Grimschi
Neben dem Wiener Gartenpalast baute
brandt für den Reichsvizekanzler ab 17
Schloß bei Göllersdort, die dortige Loreti
samt Spital, die Mariensäule und Joha
pomuk-Kapelle. Auch für das vom älteren
erbaute Palais Batthyany in Wien, welche
von Schönborn erworben wurde, entwarf
brandt Umbaupläne. Daneben entstandi
Patronatskirchen auf den Schönbornscher
schuften in Aspersdorf, Stranzendorf,
burg und Göllersdorf, wo anläßlich des
bens des Kurfürsten ein Castrum dolaris
tet wurde, und als letztes Werk, knapp V(
Tode, die Illumination des Stadtpalastes z
burt eines Erzherzogs. In Deutschland sch
debrandt die nicht realisierten Umbaup
für Schloß Seehof, die Bamberger Reside
war auch in die Planungen von Wernei
Würzburg maßgeblich eingeschaltet. ln I
über Betreiben Friedrich Carls schon untei