noch erschwingliches Schaustück für jeden Sarnrn- ler - heute. Vor dreihundert bis vierhundert Jahren waren es große Kostbarkeiten,zusammen mit den ebenfalls von Goldschmieden oft ver- wendeten Straußeneiern und Kokosnüssen. Ein „gefischter" „Nautilus pompilius", vom Meer direkt in den Handel gebracht, kann in Natura- liengeschöften für 30 bis 35 DM gekauft werden und zeigt dann einen geschwungenen scharfkan- tigen Rand". Die von Chinesen und anderen Eingeborenen auf den Markt gebrachten sind iedoch am Rande angesengt und auch sonst leicht schadhaft, weil sie vorher das Tier in seiner Schale mit Zusatz von Meerwasser am offenen Feuer als Leckerbissen gekocht haben. Sie sind dann allerdings so schlau, die Schale so weit am Rande herunterzuschleifen, bis die schlimm- sten Schäden verschwunden sind. Eine „Nautilus-pampilius"-Schale in Naturzu- stand wurde wohl in Nürnberg Ende des l6. Jahrhunderts einfach und originell montiert: auf der Bodenplatte schiebt sich eine griechische Landschildkröte vor, während eine Landschnecke über sie hinweggleitet. Ihr Gehäuse ist ein Ab- guß einer der im Mittelmeer vorkommenden Gat- tung „Astralium". Vier Bänder halten den „Nau- tilus", über dessen Buckel ein iugendlicher Nep- tun mit dem Dreizack auf einem Fisch reitet. Dieses Kleinkunstwerk befindet sich in der Colec- ciön Jose Lazaro Galdiano zu Madrid. Merk- würdigerweise bietet Hayward kein einziges Bei- spiel solcher Muscheln im Naturzustand". Als erste waren wohl die Chinesen auf den Gedanken gekommen, auch „Nautilus"-Schalen künstlerisch zu behandeln. Mit Lauge entfernten sie die Conchyolinschicht. Dann wurde die kalkig aussehende Prismenschicht vorsichtig bis auf die Perlmutterschicht abgeschliffen und poliert - die meist verwendete Form des Tiergehöuses als Pokale und Kannen. Einfallsreiche Künstler ver- standen es, die letzten beiden Schichten auszu- werten, indem man die Prismenschicht in Flach- relief über der Perlmutterschicht stehenließ, wie etwa an einem schönen Stück in Wien; eine Meerfrau in „Ronde-bosse"-Email balanciert die Schale auf dem Kopf, während darüber eine ebenso gearbeitete Fortuna auf einer silberver- goldeten „Pecten"-Muschel schwebt - als leben- der Mast hält sie sich selber das Segel hinterm Kopf - die Widersinnigkeit dieser Haltung beun- ruhigte nicht den Meister". In Florenz hat ein Stück aus dem Schatz des Erzstiftes Salzburg die Föhrnisse überstanden: 8 ein geschickter Meister hat hier gleich zwei so bearbeitete Schalen zu einem kuriosen Schau- geröt zusammengesetzt. ln differenziertem Schliff erscheinen belaubte Zweige und schwebende Vögel, zu denen Menschen aufblicken. Auf der ei- nen Schale ist dann der Perlmuttergrund mit einem Fischschuppenmuster graviert. Auf den anderen Stücken sind die Zeichnungen direkt in die unter- ste Schicht graviert: durchs Land reitende Krie- ger, Pagoden und Stadtmauern, mit Farben leicht aufgehöht, dann wieder kämpfende Dra- chen vor einem feinen Schuppenmuster, oder auch Blütenzweige mit Vögeln. Die am sorgfältigsten geschnittene und gravierte Schale ist die bereits erwähnte in Wiemwährend fast alle anderen Exemplare in Florenz in oft geradezu unverständlich grober Weise ausge- führt wurden - also schon im 17. Jahrhundert für „Europöer" flüchtig hergestellte Massenpr tionl Schon deshalb unverständlich, wenn berücksichtigt, daß kunstvoll, oft in fe Durchbrucharbeit geschnitzte, formvolle „Voluta"-Schalen heutzutage in Hongkong arbeitet werden und früher auch aus K preiswert geliefert wurden. Selbst die betri che Hörte der Muschelschalen berücksichti rechtfertigt dieser Umstand, meines EFO( wenigstens, keinesfalls diese rohe Zeiche nik - es sei denn, daß diese auch im „Reic Mitte" auch auf ein nicht allzu anspruchs Publikum rechnen konnte". Die Technik der Muschelgravierung griff i Jahrhundert nach Europa über und wurde sonders in den Niederlanden, eine verzv Housindustrie, die schon von damaligen haften Reiseschriftstellern und Gelehrten en chend angeprangert wurde: nicht nur x von den Muscheln die Oberhaut abge sondern man schliff sie mit Feile und Birn zurecht, beizte sie mit verschiedenen Fc um sie dann nachträglich auch noch zu ber - genauso wie heute am Golf von Neapel in Taormina die Schalen der riesigen, bis halben Meter langen „Pinna nobilis", ode fach „SchinkenmuscheV, verkauft werden, dem die reizvoll irisierende Schildpattfarb einem qualmenden Vesuv oder einer „B Grotte" bemalt worden ist - ein Beitrag unerschöpflichen Thema „Kitsch". Daß nicht alle „Nautilus"-Bemalungen Bord geworfen werden sollen, beweist ein hübsches Stück in den Staatlichen Kunstsam gen zu Kassel: in delikater Miniaturm. sind auf die freien Flächen üppige Blumen Fruchtgirlanden sowie feines Laubwerk, da metallenen Halteböndern zu entsprießen sc aufgebracht. Auf dem runden Sockel schleppt ein iugi cher Satyr mittels eines besonderen Geräte Nautilus, in den ein Gefäß mit vorgezog Lippe eingesetzt ist. Diesem zugewandt Ungeheuer rnit fletschenden Zähnen, hinter sen Ohren ein zweiter Satyr hockt. Die t Vorrichtungen sind reich ornamentiert. Das gerät findet seine unmittelbare Analogie in i der „Ambraser Tritonskanne II", so daß c wohl demselben Meister zugeschrieben W( könnte, dessen Zeichen bisher nicht identif werden konnten. Als Beschauzeichen ersc ienes von Antwerpen, das zwischen 1560 1570 datierbar ist".