Anmerkung 3 (s. Text S. 9) "Literatur zur Geschichte der Mitra in der Reihenfolge ihrer Entstehung. Wenn ein Autor mehrmals vorkommt, sind seine Arbeiten hintereinander auf eführt: Fr. Bock, Geschichte der liturgischen ewänder des Mil- telalters, Bd, 1-3, Bonn 1359 f., bes. 2 5'. 148 f. F. Jas. Braun vgl. Anm. 1. Eduard Eichmann, Die Mitra des abendländischen Kaisers, Festschrift f. Seb. Merkle, Düsseldorf 1922, B3. Ders. Von der Kaisergawandung im Ma., Hist. Jb. au, 1938, 268. Derzs. Die Kaiserkrönung im Abendland u, Würzburg 194 . 1.391235. Weihe und Krönung des Papstes im Ma. München Josef Weingartner, Das kirchl. Kunstgewerbe der Neu- zeit, Innsbruck 1927, bes. 5. 7 f. Reallexikon zur deutsdien Kunstgeschichte 1937 f. Auri- frisium l, 1280. Brettchenweberei ll, 1137. Borte ll, 1049. Dreger 1904, Anm. 1. Otto von Falke, Kunstgesch. d. Seidenweberei 1, ll, Bln. 1913. Rohault de Fleury, 1.0 Messe, V01. Vlll, l, DCL 1V f. A. G. I. Christie, English Medieval Embraidery, Oxford 193a. Th. Klauser, Der Ursprung der bischöflichen lnsignien und Ehrenredite, Banner akad. Reden 1940. Carlo Cecchelli, La vita di Rama nel Medioevo, Val. 1. l.e Ärti minori e il Costume, Rom 1951lZ. Josef Deär, Der Kaiserornat Friedrichs ll., Bern 1952. Robert Böckler, Das Erhardbild im Ulakodex, Studies for Belle da Costa Green, Princeton 1954, 219. Percy Ernst Schramm, Herrschaftszeichen Symbolik, Stuttgart l 1954, 51, ll bes. S. 5110 f. Ders. Kaiser Friedrichs ll. Herrsrhaflszeichen, Göttingen, 1Ä9u5s5stellungskatalog, Sakrale Gewänder des Mittelalters, Sigrid Müller-Christensen, Th. Müller, E. Steingräber, München BNM 1955. Dazu Besprechung: Probleme der ma. Textilforschung, Sigrid Müller-Christensen, Das Grab des Papstes Clemens Kunstchronik B, 1955, 305. ll. im Dom zu Bamberg, München 1960. R. Lesa e, Linges et vötements liturgiques, Paris 1954. lJers. biets et habits liturgiques, Paris1958. Übersetzung lfl: Der Christ in der Welt, IX. Reihe, Die Liturgie der Kirche, 7. Bd., Aschaffenburg 1959, ed. Joh. Hirschmann. Pierre Salmen, Mitra und Stab, Die Pontifikalinsignien im römischen Ritus, Mainz 1960. Dora Heinz, Die Mitra von Arnoldstein, 900 Jahre Villadi, Neue Beiträge zur Stadtgeschichte, Villadt 1960. gies. Textilien, Ausstellungskatalag Gatik, Krems 1967, 43. P. E. Schramm und Florentine Mütherich, Denkmale der deutschen Könige und Kaiser, 768-1250, München 1962. M. Schütte und s. Müller-Christensen, Stickereiwerk, Tü- bingen 1963. Heinrich Schmidt, Alte Seidenstoffe, Braunschweig 195a. Ausstellungskatalog, EI arte rornanico, Barcelona 1961. Ausstellungskatalog, Les lresors des eglises de France, Paris 1965. {sägt Taralon, Les tresors des eglises de France, Paris Leonie von Wilckens, Textilien, Ausstellungskatalog Bayern, Kunst und Kultur, München 1972, 191. Franz Wagner, Serdenstickerei, Ausstellungskatalog Spät- gotik in Salzburg, Malerei, 1972. 10 und Staats- Dagegen steht das Gebot des Paulus, 1. Konrintherbrief 11.4+7: „Omnis vir orans aut prophetans velato capite, deturpat caput suum . . . Vir quidem non debet velare caput suum, quoniam imaga et gloria Dei est." Auch heute wird die Mitra beim Gebet abgelegt. Dazu fand eine ständige Wechselwirkung zwi- schen weltlicher und geistlicher Kleidung und Kopfbedeckung statt. Dabei sind meist die weltlichen lnsignien und Hoheitszeichen für die geistlichen vorbildlich. Für die frühchristliche Zeit hat Klauser gezeigt, daß die christlichen Bischöfe - ebenso wie vor ihnen schon die Patriarchen der Juden - gleich- zeitig einen weltlichen Rang hatten. Mit diesem waren besondere Abzeichen verbunden. Das ist besonders klar, wo die Bischöfe auch Gericht ausübten. Der Papst strebte schon im 8. Jahrhundert, wie die pseudakonstantinische Schenkung beweist, nach einer dem Kaiser gleichen Stellung und nach dessen Privilegien und lnsignien. Er bean- spruchte oder hatte das Recht, das goldene, edelsteingeschmückte Diadem oder statt dessen die Mitra zu tragen (Klauser, Anm. 3, bes. S. 24). Die verschiedenen Vorbedingungen können gar keine einheitliche und klare Entwicklung hervor- bringen. Wir müssen uns auch klarmachemwie beschränkt unser Wissen um diese Dinge überhaupt nur sein kann. Die spärlichen Quellen dieses Wis- sens für die frühe wie auch für spätere Zeiten sind: erstens erhaltene Gewänder oder Frag- mente von solchen. Die können nur in Gräbern oder wegen ihres Reliquiencharakters erhalten sein. ln späteren Zeiten wurden wohl auch be- sonders kostbare Stoffe oder Borten an einem neuen Gewand wieder verwendet. Zweitens bild- liche Darstellungen von Bischöfen oder Päpsten in Plastik oder Malerei, besonders auch bei Minia- turen und Siegeln. Viele Beispiele hiefür zi- tieren Braun, Bock, Salmon u. a. (Anm. 3.) Drittens sind die Ordines heranzuziehen, d. h. die Bestimmungen über die Einsetzung eines Bischofs, Papstes oder Kaisers und über den Gottesdienst überhaupt. Daneben kann natür- lich auch in anderen schriftlichen Quellen, z. B. historischen Beschreibungen van einzelnen Klei- dungsstücken, die Rede sein. Diese verschiedenen Möglichkeiten der Forschung kontrollieren sich gegenseitig, und genauso ist das auch schon von Bock und Braun und später von P. E. Schramm gehandhabt worden. Das Ergebnis für die Kopfbedeckung der Päpste und Bischöfe läßt sich etwa so zusammenfassen: Nach römischem und römisch-orientalischem Vor- bild von Priestern, Herrschern und Priester-Köni- gen und unter Hinweis auf die Bestimmungen des Alten Testamentes haben einige Kirchenfürsten in frühchristlicher Zeit Hauben mit goldenen Diademen darüber getragen. Das scheint in karolingischer Zeit unter Hinweis auf Vergeisti- gung und christliche Demut selten gewesen zu seint. Nur der Papst trug - wohl zunächst bei Prozessionen außerhalb der Kirche - seit dem 6. oder 7. Jahrhundert eine Haube, die wahr- scheinlich schon ein Hoheitszeichen war. (Schramm l, 54 f. Anm. 3.) In dieser Epoche ver- lieh der Papst an verschiedene Erzbischöfe oder Bischöfe auch bereits besondere Privilegien wie das Pallium, das Rationale, das Recht zum Vor- tragen eines Kreuzes oder zum Reiten auf einem weißen Pferd. (Salmen, S. 28, Anm. 3.) Erst seit Leo IX. (1049-1054) verlieh der Papst an Bischöfe und andere Geistliche das Recht zum Tragen der Mitra. Dies geschah in einer Form, die voraus- setzt, daß die römischen Kardinäle sie schon frü- her trugen. 1049 setzte Leo lX.in der Peterskirche dem Erzbischof Eberhard von Trier feierlich die römische Mitra aufs Haupt: „Romano mitra coput vestrum insignivimus"heißt es in der nachfolgen- den Bulle, wo wenig später die Vorschrift folgt: „Du und Deine Nachfolger sollen beiden kirch- lichen Verrichtungen stets der römischen Weise folgen." Hier sehen wir klar, daß die Verleihung und spätere Verbreitung der Mitra eng mit der Verbreitung der römischen Gottesdienstordnung zusammenhing. Im 11. Jahrhundert wurde die Mitra nicht nur an Bischöfe, sondern auch an weltliche Fürsten und an Äbte verliehen. Leo IX. verlieh sie etwas später, im Jahre 1052, an von Bischof Hartwig von Bamberg auszusuchende „würdigere und tugendhaftere Priester und Dia- kone". (Müller-Christensen 1960, S. 91. Abdruck der ganzen Bulle 5.99, [Anm. 3].) Zur lnsignie der Bischöfe, unabhängig von einer Verleihung durch den Papst, wird die Mitra erst im Laufe des 12. Jahrhunderts. Nun verbreitet sie sich über ganz Europa. Alle oben genannten Zeugnisse beweisen dies. Viele Kunstwerke und Siegel bilden die Bischöfe mit der Mitra ab. Zu- nächst hat sie eine Form, bei welcher die mehr oder weniger spitzen Hörner seitlich über dem Kopf stehen. So sind in Salzburg noch in der Mitte des 12. Jahrhunderts die Bischöfe auf den Nonnberger Fresken dargestellt. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts setzt sich dann die nach heute übliche Form der Mitra mit den cor- nua vorne und hinten auf dem Kopfe durchf. Die frühen Mitren sind niedrig, nur 20 bis 27 cm hoch, die Spitzen sind rechtwinklig oder doch beinahe rechtwinklig. Später wird der Schmuck immer reicher. Zu den Goldböndern oder an ihre Stelle treten Stickereien, auch mit Perlchen und Edel- steinen. Der Umriß wird immer steiler, später wie ein Spitzbogen geschwungen. Während an- dernorts der Richtungswechsel der Mitra - die cornua werden von den Seiten nach vorn-hinten gedreht - schon um 1150 vollzogen ist, zeigen für Salzburg die bildlichen Darstellungen und die Siegel übereinstimmend, daß die Drehung um 1180 anzunehmen ist. Die Verbreitung der Mitra im 11. Jahrhundert hat zweifellos mit der Vorbildlichkeit alttesta- mentarischen Priestertums zu tun. Das geht aus der Benediktion der Mitra bei der Bischofsweihe klar hervor, s. u. Auch für den Ornat der sächsi- schen Kaiser mit seiner Verbindung von Priester- kleidung und Herrschergewond war die Tracht der Priester des Alten Bundes wichtig. Aus ihr übernahm schon Otto I. die Glöckchen, den Himmelsmantel und die Mitra. Als Stellvertreter Christi auf Erden war er zugleich weltlicher und geistlicher Herrscher. Schramm rekonstruiert un- ter der Kaiserkrone - mit nur einem mittleren Bügel - eine seitlich gehörnte Mitra. (Schramm ll, 581, Fig. 16.) Wie lebendig diese Vorstellungen am Anfang des 11. Jahrhunderts waren, zeigt ei- ne sehr eigenartige Miniatur im Uta-Codex von Regensburg, welche den heiligen Erhard im Ge- wande der Hohen Priester mit einer turbanähnli- chen Mitra darstellt. (Böckler, s. Anm. 3.) Erhalten ist aus der Frühzeit nur sehr wenig. Die Reste der frühesten mir bekannt gewordenen Mi- tra fanden sich im Grabe des Papstes Clemens ll. in Bamberg. Er starb 1046 in einem Kloster bei Pesaro und wurde wenig später nach Bamberg überführt. Bei der Bergung der Textilien aus dem Bamberger Grab fand man auch die Reste einer Kopfbedeckung, welche als Mitra bestimmt wurde (Müller-Christensen 1960, S. 53, 90, Abb. 55, 56 [Anm. 3].) Nur geringe Stoffreste (mit Haaren) sind erhalten, doch ist sicher, daß die Mitra ein Band in circulo hatte sowie fanones mit Fransen. Auch die Mitren, die in die erste Hälte des 12. Jahrhunderts gesetzt werden, sind keineswegs sicher zu datieremEs ist überhaupt nicht möglich, für das 12. Jahrhundert eine genaue chronologi-