Landschaft und Natur auf dem Bild der „Enthaup- tung des hi. Dionysius" zukommt, besitzt auch die „Ölbergszene" des erwähnten Retabels. Es soll hiemit gesagt werden, daß die Parallelen im Stil der beiden Meister doch mehr als zu- fällig sind. Man kann aber deshalb wohl nach nicht behaupten, daß beide Werke von dersel- ben Hand stammen. Die beiden Meister könn- ten iedoch in allernächster Nachbarschaft gear- beitet haben. Auf einer ähnlichen Stilstufe, knapp ein Jahr- zehnt früher, steht ein Altärchen mit der Ursula- Legende (Abb. 6), mit Heiligen und mit Szenen aus der Jugendgeschichte Christi im Wiener Diö- zesanmuseum". A. Stange hat dieses Werk so- gurengruppe zur rechten Seite des gekreuzigten Christus ist ein Grund, eine stilistische Brücke zwischen beiden Tafeln herzustellen. O. Be- nesch", K. Oettinger" schlossen sich an, schrie- ben demselben Meister eine Federzeichnung (Er- langen, Universitätsbibliothek) zu. Dieses Blatt steht der„Kreuzigung" in derAlten Galerie näher als der in der Peterskirche. Man kann die Paral- lellen nicht übersehen. Den Höhepunkt des „Weichen Stils" und bereits seine Überwindung stellt das CEuvre des Mei- sters der „St. Lambrechter Votivtafel" dar, der von K. Oettingeri" mit „Hans von Tübingen" und van anderen Autoren, wie K. Garzarollin, mit „Hans von Judenburg" identifiziert wurde. Wie man sich auch zu diesen Meinungen es handelt sich hier um eine Meisterpersä keit von großem Range. Die Problematik denfalls umfangreich und wird erst nach neuerlichen Auseinandersetzung mit allen cherten und fraglichen Werken gelöst w können. Die Landesausstellung könnte eine Gelegenheit dazu bieten, die Diskussion v in Fluß zu bringen. Vom mehr oder wenig: sicherten Guvre des Meisters ausgehend, l sich zwei Werke besonders hervorheben „Votivtofel aus St. Lambrecht" (Farbtafel lll 9) - (Graz, Alte Galerie; Leihgabe des l St. Lambrecht) und das „Epitaph des Sig Waloch" (Prag, Nationalgalerie). Diese b 11 Kreuzfrugung Christi, um 1430. 74x50,5 cm. Wien, Österreichische Galerie 12 Kreuzircgung Christi, um 1430. 61,5x4I Wels, Stüdlisches Museum 13 Kreuztrugung Christi, um 1430. 76x58; Graz, Alte Galerie (Leihgcbe des Slifl Lambrechf) wie audw eine „Kreuzigung Christi" im Wiener Schottenstift stilistisch vor die beiden im Stil rei- feren Fragmente des „Stiftergruftaltors" ge- setzt". Die Landesausstellung wird vielleicht das Ver- hältnis dieser Werke zueinander klären helfen. Es wäre auch interessant, die Frage nach wei- teren verwandten Tafelwerken zu untersuchen. In diesem Zusammenhang seien noch einige To- felbilder im Wiener Diözesanmuseum erwähnt, die einen „Gnodenstuhl" und einen „Marientod" zeigen". Diese Werke stehen der eben erwähn- ten Gruppe nahe und könnten steirisch sein. Daß die steirische Tafelmalerei überaus quali- tätsvolle Werke hervorgebracht hat, zeigt auch ein „KreuzigungsretobeI" (Farbtafel l, Abb. 7) aus St. Lambrecht, das immer mit einem ver- wandten Retabel in der dortigen Peterskirche (Abb. 8) in Verbindung gebracht wurde. Es gibt Zweifel und Zustimmung für diese Meinung. Beide Werke wurden zuerst von W. Suida dem Meister der „St. Lambrechter Kreuzigungsaltäre" zugeschrieben". Dieser Autor fügte der Gruppe noch ein Täfelchen mit dem „Pfingstfest" in der Stiftsgalerie von St. Lambrecht an. A. Stange be- tonte die schülerhafte Abhängigkeit des Meisters vom Maler des „Stiftergruftaltares"". Der Vor- schlag, beide Kreuzigungen demselben Künstler zuzuschreiben, hat seine Berechtigung vor allem darin, daß die ikonagraphisch zwar sehr unter- schiedlichen Darstellungen in der Auffassung der Komposition, der Gliederung und Modellierung der Körper sehr verwandt erscheinen". Die Fi- 6 Anmerkungen 23-45 (Anm. 46-49 s. S. B) n Kat. des Erzbischöflichen Dam- und Diözesanmuseums Wien, Wien 1973, Kot-Nr. 55, Abb. 34740. "t A. Stange, Deutxdie Malerei der Gatik, Bd. XI, S. 60 f. 1' Kat. des Erzbisdiötiimen Dorn- und Diözesanmuseums, KaL-Nr. 56, Abb. 41-47. ff W. Suida, a. a. 0., S. 16. 1' A. Stange, op. cit., Bd. XI, S. 63. " Vgl. G. Biedermann, a. a. 0., S. 52. " O. Benesdt, Usterreichische Handzeidmungen des 15. und 16. Jahrhunderts, Freiburg 1936, S. 40, Taf. W28. w K. Oettinger, Hans von Tübingen, s. 9a. 1' K. Oettinger, a. a. o. " K. GarzaralIi-Thurnladrh, Zur Identität des Votivtafel- meisters von St. Larnbradit mit Hans von Judenhurg, in: Festschrift zum 60. Geburtstag von E. W. Braun, Augs- burg 193D, S. 47 ff. V I. auch: E. Kreuzer-Eccel, Hans von Judenburg und die lastik des Weichen Stils in Süd- tiral, Bozon 1976. "O. Benesch, Zur altbsterreidiisdien Tafelmalerei. Der Meister der Linzer Kreuzigung, in: Jahrbuch der Kunst- historisdien Sammlungen, 1978, S. 63 ff. Ebenso in: Collected Writings, Bd. lll, S. 16 ff. u O. Pacht, a. n. O" S. 10 ff. 35 L. Baldass, Zur Chronologie, Werkstattführung und Stilableitung, S. 107 ff. i" K. GarzaroIIi-Thurnlackh, Zur Identität des Votivtafel- meisters, S. 4 ff. 1' K. Oettinger, a. a. O. '" O. Demus, Hans von Tübingen, Votivtafel, in: Meister- mäkn der österreichischen Tafelmalerei, Klagenfurt-Wien "A. Stange, Deutsche Malerei der Gotik, Band XI, S. 11 tt. f" E. Baum, Katalog des Museums mittelalterlicher österrei- chischer Kunst in Wien, Wien-München 1971, S. 30 ff. " W. Suida, a. a. 0., S. 11. g " E. Andarfer, Das Mariazeller Tympanonreliet, in: Zert- schrift des Historischen Vereins für Steiermark, 1917, S. 85. Vgl. K. Woisetsahlöger-Peter Krenn, Am. steirisdie Herr- Iichkeiten, Graz-Wien-Küln 1963. S. 30, Nr. 41, Abb. 41. "o. Wonisch, Archivalische Beiträge, s. 1a n. Besonders: o. Wonisch, Die vorbarodre Kunstantwicklung der Mariazeller Gnadenkirche, Graz 1960. 4' Man ist auch hier durchaus anderer Meinung; so stellt nach J. Vbghs Budapest) Meinung dieselbe Person die hl. Hemma von urk dar. ß Hier gibt es eine Parallele Mariazell. Vgl. E. Andcrter, a. a. 0., S. B0 ff. und: K. Woisetsdalüger-P. Krenn. a. o. o. zum Tympanonrelief in Beispiele bilden gewissermaßen die Schli stellen, von denen man zu einer Neubewe des an sich großen CEuvres kommen könnte Frage, ob der Meister auch Bildhauer war, v zwar immer wieder in den Raum gestellt ioht und verneint, aber bisher nicht bei gend beantwortet. Die „Votivtafel aus St. brecht" ist das prominenteste und am m: diskutierte Werk des „Weichen Stils" in Steiermark. Es ist in der Kürze gar nicht Iich, auf die Vielzahl der Publikationen ein: hen, die auf diese Tafel Bezug nehmen. O nesch", O. Pacht", L. Baldassas, K. Crarzar K. Oettingeri", O. Demus", A. Stange" Ul Baum" seien unter vielen genannt. Alle Au haben zu einer Klärung wesentlich beigetri wobei doch auch zu sagen ist, daß vieles ungeklärt und widersprüchlich geblieben ist „VotivtofeI" ist von besonderem ikonogri schem und stilistischem Interesse. Sie ist nich Votivtafel allein, sondern auch ein mittelt Iiches Historienbild, das ein Ereignis erzählt darstellt, von dem man verschiedene lnterp tionen kennt. W. Suida hatte behauptet, daff Herzog Ernst der Eiserne von Steiermark g die Türken kämpfe". E. Andorfer wiederurr diese Meinung in Zweifel und spielte auf k Albrecht II. an". O. Wonisch mochte plau: doß es sich aber nur um König Ludwig I. Ungarn handeln kann, der 1377 eine Sch gegen „Ostvölker" gewann und aus Danl keit in Moriazell eine Kapelle erbauen I Wa sich die Tafel ursprünglich befunden ha