17 fen. Man wüßte gern, wie die kleine Porzellankol- Iektion ausgesehen hat, die C.l. DuPaquIer im Jah- re 1724 an den Nürnberger Rat sandte, dem er sein wArcanum- anbot. Man hat in Nürnberg das Ange- bot Immerhin durch die nPOICQIBIHBN der Fayence- fabrlk überprüfen lassen, das aber wohl an der zu hohen Forderung DuPaquiers gescheitert ist. lrn- merhln enthielt die Mustersendung des Jahres 1724: 1 kleines Ausspühl Nap. Blau, Weiß und Gold fi. 2.30 1 durchbrochenes Chocolate Becheri ganz Inwendlg vergoldet mit anderen Farben geziret fl. 10.- 1 durchbrochenes Caffee Schalerl mit einem goldenen Ranft fl. 2.30 1 mit Purpurfarben gemahltes Gho- colate Becherl fl. 2.- 1 paar Braune Theeschalen mit Silber und Blau fl. 2.- 1 paar Caffee Schalen mit allerley Farben fl. 1.30 1 Tobacks Pfelffe fl. 1.- 1 Stock Knopf fi. 1.- 1 Blau und weiß Theeschalerl, wovon das par 45 Kr. kostet, die ganz weisse aber 30 Kr. und von diesen Geschirren sind allerhand um grossere und gerin- gere Preiß in der Fabrlca zu bekom- men, als Schüßei, Teiler, Krtlg, er- haben, glat und gemahlt und nach dem Form, wie es ein Liebhaber anfriemet. 1 par Meßer und Gabel Hefft fl. 2.- Summe. . fl. 24.30 Bedauerlicherweise hat sich nur diese Aufstellung im Nürnberger Staatsarchiv, nicht aber die Wiener Porzelianprobe erhalten". Es sind vielleicht nicht die einzigen Stücke gewesen, die im 18.Jahrhun- dert aus Wien nach Nürnberg geianten, wo man sich allerdings auch in den gehobenen patrizi- schen Kreisen mit Nürnberger Fayencen, später mit Ansbacher Fayencen und schließlich mit Por- zellan aus dem nahe gelegenen Ansbach be- gnügte. Aus der Frühzeit der Staatlichen Wiener Manufak- tur besitzt das Museum eine Waschgarnitur, die in schöner Vollständigkeit Kanne, Waschbecken, Puder, Schwamrn- und Selfendose, Schalen, Be cher und Flacons enthält, wozu auch das originale, fein markettlerte Möbel erhalten ist (Abb. 10, 11W. Den plastischen Flocaillendekor zeigen zwar nur Gleßgefaß und -becken, aber der grüne Randdekor vereinheitlicht zusammen mit dem bisher noch unauigelosten, auf allen Teilen angebrachten Monogramm nPCW- das Ensemble zu einem Ganzen, das, neben den Kleidern und verschiedenen Klelnmobein des 18.Jahrhunderts In der neuen Kostümpassage aufgestellt, neben den relchhaltigeren silbervergoldeten Augsburger Fleiseservices veranschaulicht, was zur Morgen- toiiette eines wohlhabenden Wiener Stadtbürgers vonnöten war. Diese Toilettegarnitur ist durch die Marken - abwechselnd gepreßter bzw. untergla- surblauer Bindenschild - in die Zeit um 1749 da- tlert. Nicht In der reichen Fülle und Vielfalt wie das Wie ner Museum, doch wenigstens als Typus kann ei- nes der im 18. Jahrhundert so beliebten Dejeuners vorgestellt werden (Abb. 12)19. Leider fehlen Tasse und Untertasse; vielleicht waren es ursprünglich sogar zwei - so muß die Frage, ob es sich um ein Tete-a-tete für zwei Personen oder ein Solitaire für eine handelte, offenbleiben. Fehlen auf diesem Dejeuner auch Tasse und Un- tertasse, so ist doch gerade der Typus der Wiener SchokoIaden- und Kaffeetasse im Germanischen Museum reichhaltiger vertreten als von allen an- deren Porzellanmanufakturen. Davon seien einige besondere Beispiele ausgewählt und vorgestellt. Eine Besonderheit war schon In Ihrer Entste hungszelt eine mit Purpur und Gold bemalte Tassezo. "Ein Kaffeeservice mit Purpur und Gold kostete ungefähr 180 fl., während eins mit "Batail- lenu 90 fl. und die mit Landschaften oder Bauernfi- guren nur 60 fl. kostetenw, berichtet E. W. Braun". Unsere Tasse mit Untertasse mit Purpurmalerei zeichnet sich auch durch eine kostbare Goldborte aus. Die Hafenszene mit Leuchtturm des Tellers wie die Landschaftsdarstellung der Tasse folgen wohl niederländischen Vorbildern des 17.Jahrhun- derts. Einen etwas stutzerhaften Herrn und eine Dame in der modischen Tracht der ausgehenden maria- thereslanlschen Zeit um 1770 zeigt die Schokola- dentasse mit zugehörigem Teller und jeweils sehr fein gemaltem Goidrandiz. Der Manufakturperiode Konrad Sörgels von Sor- genthai (1784-1805), des gebürtigen Nürnberger Kautmannssohnes, dem das Unternehmen ent- scheidende Impulse verdankt, gehort bereits die Tasse mit Untertasse an, die jeweils die Dar- stellung einer klassischen Landschaft vorführen (Abb. 13)?! Die glatte Tasse von Zyllnderform - sie bildet den Haupttypus der Wiener Tasse bis in die Kongreß- und Biedermeierzeit hinein, mit stets wechselnden Dekoren - zeigt eine Vesuvland- schaft in Purpurmalerei mit Schwarz. Die Inschrift- tafel am Fiande meldet: vVue du Vessuve prlse du cote de Mare piano de Pouzzolesm Die Untertasse zeigt eine Tempelruine unter der Überschrift: nVue du Tempie de Venus pres de PouzzoIe(s).- Beide Darstellungen sind auf sehr geschmackvolle Wei- se mit einem Rand aus Grün, Gold und Weiß ein- gefaßt. Die Landschaftsdarstellungen dieses Ser- vices folgen einer französischen Stichfolge nVo- yage Pittoresqueuzi Die eingedrückte Ziffer 94 liefert die Datierung 1794. Mit nur wenigen, für ein kulturgeschichtliches Mu- seum aber aufschlußreichen Beispielen, die erst den breiteren Überblick über die geschichtliche Gesamtentwicklung im deutschen Sprachgebiet erlauben, ist auch die Wiener Porzeilanplastik des ausgehenden 18.Jahrhunderts im Germanischen Museum vertreten. Aus den Anfängen der Wiener Staatsmanufaktur stammen die beiden Gruppen mit Herkules und Nessus (Abb. 14) und Herkules mit dem nemelschen Löwen, die der seit 1747 als Modeilmeister angestellte Johann Josef Nieder- mayer (1710-84) zusammen mit weiteren Herkules- gruppen nach verschiedenen älteren plastischen Vorlagen wohl noch vor 1750 geschaffen hat25. Für den eigenen Stil Niedermeyers ist die buntbe- malte sagen. Überwindungsgruppe charakteri- stisch: Sie zeigt Mars und Minerva neben Tro- phaen über einem am Boden liegenden Besiegten (Abb. 15)25.