Mangel an Vergleichsmaterial noch nicht möglich ist - die Vermutung von Johannes Neuhardt verifi- zieren, daß ein i-Egerer Schränkchenii" im Salzbur- ger Dommuseum", das durch ein innen angebrach- tes Elfenbeinmedaillon mit dem Porträt Erzbischof Harrachs als alter Salzburger Besitz ausgewiesen ist, eine Arbeit des Simon Baldauf sein könne. Bei der Eintragung über die Aufnahme Baldaufs im Meisterbuch der Salzburger Tischlerzunft fällt die Bemerkung auf, daß Baldauf z-der erste gewest ist, der das neue Stükh hat gemacht" (D 8). Dieses Mei- sterstück, mit dem also eine neue Möbel-ßMode" ihre offizielleAnerkennung durch dieZunft erfahren hatte, war. wie aus dem Stadtratsprotokoll vom 17. Februar 1712 (D 6) hervorgeht. ein "Galanterie- Casten". Im damaligen bayerisch-österreichischen Sprachgebiet - man vgl. etwa den Münchner i-Ga- lanterie-Kinstlerir Johann Puchwiser", über den noch zu sprechen sein wird - bezeichnete man mit Galanteriearbeiter einen Kunsthandwerker. der so- wohl die Technik der Marketerie (also die Auflei- mung verschiedenfarbiger Hölzer als zusammenge- setztes Furnier auf das Kernholz) wie die der lntarsia (der mosaikartigen Einlage farbiger Hölzer) be- herrschte". Ergänzend darf gesagt werden. daß die Bezeichnung auch für analoge Arbeiten in Stein verwendet worden ist: 1782 zahlte das kaiserliche Kammerzahlamt in Wien dem iiGalanterie-Stein-Ar- beiter Christian Haupt" wegen (eines) durch selben von petrificirten opallisirten Muschel-Stein zusam- mengesetzten Tisch(es) samt dem untern Gestell-i die Summe von 853 Gulden". 22 Es ist zu vermuten. daß sich bei den in den Mobelin- ventaren der Salzburger Residenz (D 20) erwähnten "eingelegten Schreib-Castenza von Fladerholz" mit in Feuer vergoldeten Scharnieren" manch ein ei- genhändiges Werk des Simon Baldauf befunden hatte; Baldauferwähntja bereits 1713 in seinem Ge- such an den Erzbischof zur Beihilfe für den Ausbau seiner Werkstatt. daB "sowohl in dero hochfürstli- chen Residenz alß auch Favoritta Mirabell vill und grosse Arbeith zuverförttigen mir anvertraut" wor- den ist (D 10). Bei diesen Neueinrichtungen" durch Erzbischof Harrach waren vom Hoftischler gewiß nicht nur Bautischlerarbeiten wie Türen irsamt Ver- kleidung und Futter" zu leisten. Man darf anneh- men, daß Baldaut unter dem Hinweis auf die ihm an- vertraute Arbeit auch iiGalanterie-i-Möbel verstan- den hat. wie er solche sicher auch in privaten Auf- trägen türAdeI und Bürgertum herstellte. In derAus- führung der Marketerie werden diese Möbel den Schränken in der Domherrnsakristei wohl sehr ähn- lich gewesen sein. Das großflächig verarbeitete Fladerholz an den Schränken der Domherrnsakristei ist sorgfältig aus- gewähltes Pappelwurzelholz. die diese Flächen be- grenzenden Bänder bestehen aus Zwetschgenfur- nier. die hellen dünnen "Adern" daran aus Ahorn- holz; die schwarzen Blätter in den Wurzelholzfla- chen scheinen nicht Ebenholz. sondern vielmehrein durch "Brennen" im Backofen gedunkeltes Nuß- holz" zu sein. Alle sonstigen Furniere sind in Nuß- holz gearbeitet. Die Bänder der zylindrischen An- geln - jener "in Feuer vergoldeten Scharniere" A 2 Salzburg. Dom, Domherrnsakristei; Teilansicht Schranke der Ostwand. 3 Salzburg. Dorn, Demherrnsakristei; Türe eines Wa schrankes der Südwand. 4 Salzburg, Dorn. Domherrnsakristei; Detail der Marketi zwischen den westlichen der gekuppelten Pilaster Schränke an der Südwand. 5 Salzburg, Dom. Domherrnsakristei; eines der Schlüs bleche an den Schränken der Südwand. Anmerkungen 20-32 (Anm. 33, 34 s. S. 25) m Zu den iEgerer Schranken" siehe Heribert Sturm, EgererRelli taisien. t: Band 1a der Veroltentlichungen des ccllegiurri Ca nunii, Murlchen 1961 1' Johannes Neuhaidikatalcgnurnrrier116 des Kataloges des E burger Dcrniriuseurris. salztiurg 1974. s 112 1' Georg HifflVVwlhBbBl. Puchwiser, Buulle und die irBoulIe-Mo lur Miirictien, in. Kurfurst MEX Emanuel. Bayern und Europa 1700 1: Teil l des Kataloges der Max-EmanueI-Ausstelluni schlaillheirrii, München 197a. s. zswzsa. "l zu Begrilisdeiinitidn und Geschichte von Marketerle und Im: vgl.. Adcll Feulner, Kunstgeschichte des Mdbels. eerlin 1 s 233-235. " Möglicherweise ein Mitglied der Familie des berühmten stcck rrier Ecenisleri Georg Haupt (Thleme-Becker, is. 1923, s. 1a ß Jullus Fleischer. Das kunslgeschluhlllche Material der gehei Kainrnerzahlarritsbuciiei ir1 den staatlichen Archiven wiens 1705r179o (z Band 1 der Ouellenschrifteri zur barocken Kun Österreich und ungainl. Wien 1932. s 200. " 17er bestand das Meisterstuck der salztiuiger Tischler in si Schrelbkasten rriil einem Pult- und Aulsatz-Kastl mit zwei 5a und geschnittenem Kapital und iriii an den Schubladen, Pult. ken und Thiirl eingelegtem cdergescnriilteneiri Laubwerk: als nein Mubeltyp, derheute nicntganz richtig als iiTabernakelkas bezeichnet wird (Martin, Quellen. ,. wie Anm. 17, hier s, 13 " Fladei ist der heute noch bei Salzburger Tischlern gehrauchl Ausdruck lur Wurzelholzlurnlere " Dazu OKT, 13. 191a 1' Ich darl auch an dieser Stelle Herrn Ferdinand renglei. Salzl: ftH seinen Rat danken. HBVIS Huth. Zwei Mohelwerkstatten dES17 Jahrhunderts. in l theßn. 5, 193D. S 23-29. " Ch, van Herck. Anlwerpsa Meubelkunst van de lse tcide tBe Q1 in Koninklqke Oudheldkundige Krlrlg van Antwerpen. Jasvt 2a. 1952, s 52771. Zu diesem Objekt ausluhrlich: Ludwig Baron von Dory, Kali nuinrrier 2135 der Max-Ernariuel-Ausstellurlg, Katalog ll, Muni 1975, s, 120-121 mit Farutaiel xlll -Munchen. BayerischesN rlalmuseurn, lrlv Nr R 3362. iz