l Aktuelles KunstgeschehenIÖsterreich Wien Museum des 20. Jahrhunderts Karl Schwanzer 1975 wurde der große Österreichische Staatspreis dem Architekten Karl Schwanzer posthum verliehen. Die Aus- stellung. zum 60. Geburtstag des Toten veranstaltet, ging auf die Widmung dieses Preises zu diesem Zweck durch seine Familie zurück, Sie bietet einen informativen Quer- schnitt durch eine dreißigjährige Schaffensperiode. Mo- delle. Zeichnungen, Pläne und viele Fotos zeigen das Lebenswerk dieses Mannes. Zu nennen ist vor allem das Museum selbst. von dem ein Erweiterungsprojekt gezeigt wurde. das bei Beibehaltung des äußeren Bildes ein Ma- ximum an Raumgewinn bietet. zu nennen sind das Phi- Iips-Verwaltungsgebäude in Wien, sein bekanntestes Werk. das BMW-Verwaltungsgebäude in München. die österreichische Botschaft in Brasilia. der Österreich-Pa- villon in Montreal. Kindergärten und sakrale Bauten. Mö- bel und Beschläge sowie Fotos von Detailgestaltungen. etwa eines Stiegengeiänders, zeigten Schwanzers Einge- hen auf Einzelheiten und deren Durchformungen. Vcn den imposanten äußeren. die Umwelt beherrschenden Erscheinungen von Bauten in unserer nächsten Umge- bung waren Beispiele des WiFl Wien und St. Pölten und der Ferlmoser Zementfabrik Mannersdorf zu sehen. Der umfangreiche Katalog brachte neben guten Bildern ei- nige Texte des Architekten und Stimmen bekannter Per- sönlichkeiten zu Werk und Mensch. Was als Forderung. vielleicht Herausforderung bleibt. ist die Verpflichtung, in diesem Geiste weiterzuwirken. etwa ein Hauptwerk des Architekten. das Museum des 20. Jahrhunderts. in seiner idealen Verwendungsmöglichkeit erweitert zu erhalten. (20.4. - 28.5.197B)-(Abb.1) Secession Simplicissimus Die gemeinsame Veranstaltung mit dem Kulturamt der Stadt Wien brachte über 500 Exponate, die jene satiri- sche Zeitschrift dokumentierten. die im Wilhelminischen Deutschland scharfe Kritik am Kaiserhaus. am Militäris- mus. an der Polizei und Justiz übte. Das Blatt. das bis zum Jahre 1944 erschien, zeigte schon während des 1. Weltkrieges Kompromissbereitsohaft mit dem soge- nannten waterländlschenw Denken, konnte in der Wei- marar Republik noch einmal wichtige soziale Fragen de- mokratisch zur Sprache bringen und den Gesinnungster- ror. der zu neuem Krieg hetzte, anklagen, nach Hitlers Machtergreifung wurde aber auch diese Zeitschrift ngleichgeschaltet-i, was auch mit einem künstlerischen Wertverfall Hand in Hand ging. Die ständigen Mitarbeiter, wie Olaf Gulbransson. Th. Th, Heine, Bruno Paul. Wil- helm Scholz, Eduard Thöny. Karl Arnold u.a prägten das Blatt des -Roten Buliie in der besten Zeit. Viele Graphi- ken aus der Hand dieser Graphiker waren in der gut ar- rangierten Ausstellung zu sehen. Der Katalog, ein dickes Buch. beinhaltet neben allen abgebildeten Exponaten wichtige Essays zum Thema. (282. -27.3.1978) - (Abb.2) Heinz Stangl Der große Raum konnte die Bilder kaum fassen. Stangl ist ein außerordentlich fleißiger Maler. und man hat durchaus nicht den Eindruck. daß die Quantität bei ihm auf Kosten der Qualität geht. Sein Thema ist immer wie- der der Mensch in seiner Leiblichkeit, meist sind es Frauen. die in einem Gewirr ihrer Bewegungen hier fest- gehalten werden. Futuristische. z.T. auch pointilis che Anklänge sind zu verzeichnen. Diese Arbeitsweise will aber sicher mehr als nur den äußeren Bewegungsablauf zeigen, ausdrucksstark werden Emotionen durch diese Technik zur Anschauung gebracht. Die verzerrte Per- spektive und die verfremdete Palette weisen auf innen geschaute Wirklichkeiten. (6. - 30.4.1978) a (Abbß) Akademie der bildenden Künste Max Weiler Unter dem Titel -Wie die Natura waren 35 große Tempe- rabilder dieses seinen eigenen Weg gehenden Malers zu sehen. Mit wenig in unserem Kulturkreis vergleichbar. könnten wir am ehesten noch in der chinesischen Male- rei venivandte Techniken finden. Die großen Flächen mit den wenigen Akzenten, die sehr zarten und oft schlie- renhaften, lockeren Formenbiindel. graphische Ergän- zungen, lassen den Betrachter viel Raum zum t-Erwan- dem-t dieser Bilder. Bei Verdichtungen der Farbflächan ist immer noch ein sehr bewegtes Gefüge festzustellen, ein behutsamer Prozeß der Entwicklung. der dann da und dort in langgezogenen Farbwischern eine stürmi- sche Expansion zeigt. (7.3. - 30.4.1975) - (AbbA) Galerie Basilisk Adi Holzer Der geborene Stcckerauer. heute in Dänemark lebend, 40 zeigte einmalig märchenhaft wirkende Bilder. Sicher er- innern diese mehr als seine früheren an Chagall, trotz- dem haben sie so viel eigene Substanz. so viel Holzer- sche Fabulierlust und eindeutig eigenständige Farbge- bung. deß es nur verständlich ist. daß die Bilder bald ihre Interessenten fanden. (2. - 31.3.1978) - (Abb.5) Künstlergruppe Burgenland 9 Maler, die mit Burgenland mehr oder weniger verbun- den sind. Von Altmeister Klaudus ist das ruhige und in pastoser Malweise ausschnitthafte Stillaben besonders schön, J. Wankes Steinbock scheint uns für Burgenland etwas deplaziert. Sr.E. Ettls Aquarelle sind noch duftiger geworden. F. Emtl. mit Ol und Pastell vertreten. zeigt feine Farbnuancierungen. F. Vana stellt monochrome Objekte mit Gravuren aus, die an archaische Formungen erinnern. Feri Zotter ist, so will es uns scheinen, einen schönen Schritt weitergekommen. P. Pongratz hingegen hatte nur eine dürftige Auswahl beigesteuert. Von W. Baminger und ebenso von H. Schügeri waren jeweils die Graphiken am besten. Eine schöne Orientierung. wenn auch nicht gerade eine überwältigende Schau. (5,4,-12.5.1978) - (Abbji) Galerie am Graben Acht Keramiker zeigen Unikate Die Gruppeneusstellung vermittelte Eindrücke vom ke- ramischen Schaffen der Gegenwart in der Bundesrepu- blik Deutschland. Bekannte. vielfach ausgezeichnete Ke- ramiker reiferen Alters präsentierten ihre sehr interessan- ten unikalen Arbeiten: Beate Kuhn, Karl Scheid und Ur- sula Scheid. Gerald Weigel und Gotlind Weigel. Gorge Hohlt und Brigitte Schulter-Hohlt. Margarete Schott. W. Hofrat Prof. Dr. Wilhelm Mrazek, Direktor des Oster- reichischen Museums für angewandte Kunst. Wien. er- öffnete diese übersichtliche Schau, die einen Vergleich mit den Schöpfungen der österreichischen Keramik der Gegenwart ermöglichte. (3.-22.4.1978) Alte Schmiede Kurt Welther Ein neuer Name. Arbeiten, die viel versprechen. Von den rund 50 Blättern, Aquarellen. Federzeichnungen. Blei- stiftzeichnungen und Gouachen fielen besonders die Aquarelle und Zeichnu n auf. Die hingebreiteten Landschaften mit ihren Gespinsten von Strichelchen. die Farbtupfer. all das gab einen weiten Ausblick und tiefe Einblicke. all das gab viel Atmosphäre. Dabei ist, unauf- dringlich und doch das ganze Blatt ordnend. eine Kom- positionsgefüga spürbar. (22.2.-18.3.197B) - (AbbJ) Herbert Bednarik Fotografien eines Aufenthaltes in Schwarzafrika. Es ist heute wahrscheinlich keine Seltenheit mehr. daß jemand nach Afrika fährt und von dieser Reise Fotos mitbringt. Bednarik jedoch hat uns hier Bilder vorgelegt, die ganz was anderes als schöne Erinnerungsfotos sind. Er würde ähnliche sicher auch von einer Reise durch MitteI- oder Südamerika mitbringen. Es sind Fotos. die ein Engage- ment des Fotografen verraten. Es ist der Mensch. der Bednarik überall fasziniert. der Mensch in seiner Einma- ligkeit. jeder, von Leben und Umwelt geprägt, ein beach- tenswertes Original. ob versehrt. verunstaltet oder schön: Seht ihn euch an! Ein Mensch! (22.3.-9.5.1978)-(Abb.i3j Hans Muhr Vor allem waren Tisch- und Gartenbrunnen des Bildhau- ers zu sehen. 12 schöne. feinpolierte Steine. Aus ver- schiedenen Durchbchrungen quillt das Wasser und fließt über den in seiner Maserung durch die Feuchtigkeit be- sonders leuchtenden Stein in ein Becken. von wo es wieder durch die Öffnungen gepumpt wird. Muhr arbeitet schon lange an Brunnengestaltungen. nun will er dieses Medium auch in den kleinen Raum. den Menschen ganz nahe bringen. immer sind es einfache Formen, oft sehr der Natur nachempfunden. die mit ihren Rhythmen und dem Fließen des Wassers Ruhe ausstrahlen und so auch ein psychologisches Moment für den Raum darstellen. 12 weitere Kleinplastiken desselben Bildhauers. die strenger in ihrem Formenkanon sind, ergänzten die Schau. (3.s.-1o.s.197a) - (Abb.9) Galerie Ariadne Heinz Stangl und Lucia Kellner In den oberen Räumen waren. quasi zur Ergänzung der Secessionsausstellung. noch 74 Exponate von Stangl zu sehen. hier mit wenigen Ausnahmen Kleinformate. Da aber auch hier alle vom Künstler ausgeübten Techniken vertreten waren. eine sehr informative Schau. Besonders kamen die Radierungen zur Geltung. Sie zeugten vorn gediegenen Können des Graphikers. Die Farben der Bil- der sind dicht gesetzt. kein weißes Fleckchen, die Gestal- ten drängen sich an Gestalten. Es sind die Probleme und Sehnsüchte junger Menschen, die hier angerissen wer- den, ehrlich. frisch und unbeschwert. im Keller gab es 35 Ölbilder der Kellner. ausschließlich Köpfe und Halbfiguren. Alle Bilder sehr hell gehalten, auch dort. wo eher ein trister Gesichtsausdruck vorherr- schend ist. wie in den meisten Bildern. Oft sind große Flächen weiß ausgespart wie bei Aquarellen. Alles er- weckt den Eindruck. die Künstlerin sei in dieser Technik noch nicht lange zu Hause. (11.4.-6.5.197B)-(Abb.3. 10) Galerie Modern Art Waltraut Cooper Die Linzerin studierte zuerst Mathematik und arbeitet seit 1970 nur mehr als bildende Künstlerin. doch auch hier hat sie sich exakter Methoden verschrieben. Die Ausstel- lung in Wien beherrschten die großen perspektivischen Raumverspannungen. Mittels Schnüren wurde der Gale- riaraum selbst streng gestaltet. Verschiedene Graphiken zeigten den Weg zu den beeindruckenden großräumigen Gestaltungen. (22.2.718.S.197B) - (Abb.11) Galerie Kapfer in der "Wotruba-Kirche" Paul Meissner In dem großen, hellen Flaum der von Fritz Wotruba ent- worfenen Kirche in Mauer waren 8 große Acrylbilder Paul Meissners aufgehängt, die von den meisten Besuchern wohl als Kreuzwegbilder angesehen wurden. Das Heil- dunkel, in manchem an EI Greco erinnernd. paßte in den von den starken Betonstegen und den Lichtdurchbru- chen gekennzeichneten Raum des Bauwerks. Meissners expressive Gestalten sind aber auch in ihre theatrali- schen Übersteigerung ein gewisser Gegensatz zur Ruhe des Ouaderwerks der Baumasse. (i7.3.-9.4.i97B) - (Abb.12) Museum der Stadt Wien Karikatur und Satire in Biedermeier und Vormärz - Johann Christian Schoeller 350 Exponate. meist köstliche kleinformatige Aquarelle. Viele Bühnenszenen bekannter Lokelstücke, zu denen auch sehr häufig Nestroy und Raimund gehörten. Aber auch karikierle Wiener Ereignisse jener Zeit waren wie- dergegeben, Schoeller arbeitete lange Jahre für Bäuerles i-Wiener Allgemeine Theaterleitung-i. für deren Stiche er die Vorlagen malte. Eine Ausstellung. die viele zeitge- schichtliche Aspekte aufzeigte und oft zum Schmunzeln Anlaß gab. (27.4.v4.8. 197B)- (s. Abb. 5.49) Alois Vogel Salzburg, MOKU-Galerie Anton Thiel Die erste Einzelaussteliung des jungen Malers hat ge- zeigt. daß er die Schulung durch Max Weiler nicht als Aufforderung zur Nachahmung. sondern als Anregung zur freien Entfaltung seiner künstlerischen Persönlichkeit nutzte. Thiel. der neben dem Aquarell auch die selten gewordene Technik der Buntstiftzeichnung vorzüglich handhabt, besitzt neben hohem Intellekt viel lronie und Witz. Seine Blätter veranschaulichen dies viel besser, als es der umständliche Text auf der Einladung zur Ausstel- lung vermochte. (5.-16.5.1978) A (Abb.13) Kunstverein David Hockney Die Wanderausstellung mit Zeichnungen und Druckgra- phik Hockneys aus den Jahren 1959-1977 hatte nun Salzburg erreicht und konnte im großen Saal des Künst- lerhauses eindrucksvoll realisiert werden. (19.5.- 15.6. 1978)- (S. Abbß S.45) Edmund Blechinger Der konsequente Weg des Salzburger Malers - wie er etwa 1972 anläßlich des 50. Geburtstages hier in einer umfangreichen Ausstellung sichtbar geworden ist - hat erneut reiche Früchte getragen. Die Arbeiten aus jüng- ster Zeit mit ihrer noch stärker als früher wverwittertenti Tonigkeit der Farbskala in den Olbildern und mit ihrer überlegten Strenge in den Federzeichnungen erwiesen Blechinger erneut als einen Künstler von hohen Graden abseits aller sich nach jeder Windrichtung drehenden Tagesmoden. (27.4.-17.5.197B). Galerie G. Armstorfer in der immer mehr aufstrebenden Galerie in der Fe- sturigsgasse, die sich besonders der Forderung des künstlerischen Nachwuchses annimmt. waren Werke von Wolfgang Böhm (19.4.-7.5.1978) und "Arbeiten für 1-2 Augen-t von Heinz Günther Leitner sehen. (17.5. - 4.5.197B)-(Abb.14)