fekt und Farbe nachhaltigste Wirkung erzielten, un- verkennbar er selber. Alles aus seiner Hand ist von einervollkommenen Echtheit und Ehrlichkeit, in der bissigen Satire ebenso wie in der liebevollen humo- rigen Schilderung. Er liebte seine Gestalten. und so ist alles mit einer Meisterschaft vorgetragen, deren Mischung aus großem Können und großem Menschentum auch die Betroffenen versöhnt. Thöny hat nie gehaßt. Wo er anklagte. tat er es nicht ohne Verständnis für den Angeklagten. und wo er anprangerte, spürte man immer noch sein Mitleid. So zeichnete er schier unerschöpflich Woche für Woche seine Soldaten und Offiziere, Leutnante zu- mal. mit ihren Damen, höheren Töchtern und Kom- mandeusen. seine satten Bürger und den hochfah- renden Adel, den verschmitzten Bauern. Richter, Pfarrer, Beamte und Bürgermeister und immer wie- der die Bauern Oberbayerns und aus Tirol. denen er aus tiefstem Herzen zugetan war und denen er doch niemals geschmeichelt hat." Thöny war nicht bos- haft; die Unterschriften zu seinen Bildern im nSimplu besorgte oft L. Thoma oder Floda Roda. Thöny illustrierte beispielsweise die "Frechheitu (1901) eines Bauernburschen und seines Mäd- chens: t-Was hat denn da Pfarrer heunt in di eing'redt, KathIVr- - "Ja. gschimpft hat er zweng in- sern ledigen Kind und daß mi so frech g'wen san und ham's im Nachbarort taufen lassen, daß er net amal sei Gebühr kriagt hat." Gulbransson erinnerte sich: nThöny war ein blendender Zeichner. Unerhört ver- wendbar. Ich wüßte nichts. was er nicht auswendig aus der Welt zeichnen konnte. . . Den -preußischen Leutnant- hat er geschaffen. ohne Thöny wüßten wir jetzt nicht mehr, wie dieser Leutnant gewesen ist. Dabei lieferte er keine billigen Karikaturen. er hat ihn einfach so dargestellt wie er war . . Der in Seifhennersdorf in der Lausitz 1874 geborene Maler. Karikaturist, Illustrator und Architekt Bruno Paul kam über den "Süddeutschen Postillonr- und 8 Qlnangcncßm die "Jugend-r zum r-Simpl". Schon 1901 urteilte Ge- org Hermann: w-Paul ist derjenige von den Künstlern, der am meisten Stil besitzt, am tiefsten empfindet, und auch in seinen Schmerzen walten Schönheit und Größe. Paul istehern, unerbittlich, schwerfällig: nicht leicht beweglich wie Heine, nicht geistreich wie jener, wenn jener manchmal lächelt, vielsagend spöttisch. so lacht Paul bitter und anklagend, lacht aus Haß. ln Pauls Welt fällt kein Hoffnungsschim- mer, kein Kinderlachen, kein Sonnenblick, selbst Kinder sind kleine, arme Proletarierwürmer, dick- köpfige Tiere mit bösen Augen wie Gnomen, denen ihre Laufbahn vorgeschrieben ist, und die schon frühzeitig alle Laster. bis herab zum Alkoholismus Kennenlernen. Pauls Arbeiter sind geistlose Ma- schinen. in Menschenform aufgestapelte Energien. roh, massig, - mit Riesenpranken und Füßen von X Quadratmetern Fläche ...(- Für Bruno Paul war vDas starke Geschlecht" (1898) ein beliebtes The- ma: Zwei Pflasterer unterhalten sich. Der eine fragt, wie der andere zu seiner Frau gekommen ist. wNc, also, mir hab'n a paarJahrln a Verhältnis g'habt, na hab'n ma a Kind kriegt. na hab'n ma amal g'stritten, nacha hab i's recht g'schlag'n und balst as amal schlagst, kriegst as nimma loslit-Bruno Paul stellte 1906 die Mitarbeit am wSimplu ein. Er wurde zum Leiter der Unterrichtsklasse des Kunstgewerbemu- seums nach Berlin berufen. Von 1924 bis 1932 warer Direktor der Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst. Paul ist 1968 in Berlin gestor- ben. Rudolf Wilke gilt als der genialste Künstler des "SimpliCiSSimUSw. Er wurde 1873 in Braunschweig als Sohn eines Zimmermanns geboren, Daß er aus- gerechnet von der Münchner Kunstakademie als ntalentlosß abgewiesen wurde, sei hier ironischer- weise vermerkt. Zunächst arbeitete Wilke für die vJugend-r, ab 1899 für den nsimplir. Anfangs warfür Wilke die Arbeit mit Pinsel auf breiter Flache vor- bildhaft. dann fand er seinen eigenen. unverkennba- ren Stil: die Linie. Thoma hat in w Leute, die ich kann- teß (1923 erschienen) Wilke als "den größten deut- schen Humoristenk bezeichnet. Emil Preetorius meinte, daß Wilkes ureigene Themen die Welt der Seebären und Hafendamen, der Walzbrüder und Tagediebe, der Menschen am Rande der Gesell- schaft gewesen sind. So sorgt sich beispielsweise eine Münchner Zimmervermieterin (in der Ge- schichte "Sie hält auf sich", 1905) um ihren guten Ruf und schimpft ihr Zimmerfräulein: r-Sie, Fräulein Kathi, d'Leut im Haus sag'n glei gar. Sie hamm a pla- tonische Liebe. Dös mag i fei net. Wenn S' mir mit solchene neumodische Schweinereien daherkem- man. muß i Eahna künden. l muaß aa auf d' Polizei aufpassen!" - Vielleicht am bekanntesten wurde Wilkes Zeichnung --Der sterbende Münchnern, Tod- krank liegt er im Bett. auf dem Nachtkastl stehen Maßkrug und Medizinglas friedlich nebeneinander. Seinem Freund, der rauchend vordem Bettsitztden Schirm zwischen den Knien, versichert er: --Schorschl, bal i dos Mal rnit dem Leb'n davon- komm, nacha geh i aa amal in die Pinakothekl-r (1906) - Rudolf Wilke wurde nie jene Anerkennung zuteil wie etwa Heine, Paul, Arnold oder Gulbrans- son. In seinem Bildband schrieb Preetorius: "Rudolf Wilke steht als ein zeichnerisches Phänomen vor uns. das den Größten seinerArt zuzurechnen ist, ein Phänomen, dem um die Jahrhundertwende kaum noch etwas Ebenbürtiges an die Seite gestellt wer- den kannu (nDer Zeichner Rudolf Wilke-r, 1954). - Wilke war farbenblind; deshalb hat er nicht gemalt. Er starb 1908 in Braunschweig. Olaf Gulbransson, 1873 in Oslo geboren. trat erst- mals im wSimplr- mit der "Verzweiflungr- eines Schwabingers an die Öffentlichkeit: --Kinder sind glucklich und Tiere und Weiber, aber wir Menschen nicht!" (1902)- Gulbranssons Stärke war die enga- gierte politische Karikatur, Für das politische Ge- 9 unw-nna-m-pu-t. Jllnuunnjlnhlvilm- F16