I Aktuelles KunstgeschehenlÖsterreich Wien Secession Kunst in Kärnten seit 1910 Im Rahmen des Bundesländerprogramms des Kuituram- tes der Stadt Wien wurde eine Auswahl der Bestände der Kärntner Landesgalerie. die etwa 700 Gemalde. 2.800 Graphiken und 50 Plastiken besitzt. gezeigt. in Wien wa- ren davon 133 Objekte zu sehen. Die Ausstellung war nicht sehr übersichtlich, trennte man doch oft die Werke eines Autors nach unersichtlichen Gründen. Auch die Reihung im Katalog ist weder alphabetisch noch chro- nologisch vorgenommen. Wie offenbar überhaupt eine sehr individuelle Auswahl getroffen wurde. Erfreulich wa- ren einige Begegnungen mit den wesentlichen alten Männern der Kärntner Malerei. So war Herbert Boeckl mit Bildern aus den verschiedenen Epochen seines Schaffens vertreten. Auch von Anton Kolig konnte man einen schönen Querschnitt sehen. Schon Anton Mahrin- ger kommt jedoch zu kurz. So sah man nur ein einziges Aquarell und keine Graphik von ihm. Eine Platzfrage? Immerhin gab es 7 gar nicht so gute Exponate von Sepp Schmölzer. Für Wiegele wären sicher Landschaften be- zeichnender gewesen. Arnold Clementschitsch war mit 3 Olbildern vertreten. Sehr willkürlich schien auch die Generation. die nach 1945 hervortrat. aufgezeigt. So gab es etwa von Johann Fruhmann nur einen einzigen Sieb- druck, obwohl er in Weißenstein a.d. Drau geboren wur- de. Ähnlich ging es der Kiki Kcgelnik und nicht viel bes- ser Günther Kraus. Dafür sind drei Graphiken von Arnulf Rainer, der weder in Kärnten geboren ist noch dort lebt. zu sehen gewesen. Von Karl Stark gab es je ein Bild und eine Graphik. Sehr gut war die Maria Lassnig mit Arbei- ten aus verschiedenen Perioden ihres Schaffens vertre- ten. Die Ausstellung bot als Ganzes ein sehr abwechs- lungsreiches Bild. hinterließ aber durchaus den Eindruck des Zufälligen und in gewissem Sinne auch Willkürli- chen. Vielleicht ist es auch kein Zufall. daß für den Kata- log kein persönlich Verantwortlicher zeichnet. (17. 5:25. G. 1978) - (Abb. 1) Branko Suhy Der Maler ist Jugoslawe und wurde 1950 in Marbach ge- boren. in Wien stellte er in der Kellergaierie 27 Graphiken aus. die unbedingt zu beachten waren. Es handelte sich um Farbätzungen und Aquatintaarbeiten. wobei Suhys Vokabular jeweils eher beschränkt, gewollt zurückhal- tend ist. Er setzt einen geometrischen Aufbau. den er mit kleinteiligen unruhigen Elementen füllt. Hier sind es etwa die kleinen Kaffeebohnen. dort Zahlen und Schriftzei- chen. lmmer wieder spricht uns auch das Humorige die- ser Blätter an, wobei schwer zu sagen ist, woraus es re- sultiert. Bei den eher lockeren Graphiken wird man be- sonders von der Handschrift des Künstlers beeindruckt. die sich wie Randbemerkungen, gewächsartig nieder- schlagen. Wir haben es hier mit einem jungen Künstler zu tun, von dem noch viel zu erwarten ist (17. 5.-11. 6. 1978) e (Abb. 2) Galerie auf der Stubenbastei Ferdinand Stransky Die in dieser Kollektion gezeigten Bilder dieses wichtigen österreichischen Meisters waren noch nie in Wien ausge- stellt. Neben einigen älteren. die der Maler in seinem Ate- lier vergraben hatte, konnte man sehr viele neue Werke sehen. Die Motive sind gleichgeblieben, es ist der Mensch. seine Gerätschaften und die Landschaft. Der Pinselstrich ist aber ruhiger geworden, der Farbauftrag weniger zäh. Wer mit früheren Arbeiten vergleicht. könnte diese Bilder ausgeglichener bezeichnen. Alles ist bestimmter. die Farbe, der Strich. Letzterer wird beson- ders in der Graphik mit Kraft und Direktheit aufgesetzt. Da gibt es keine schwingende Ungewißheiten. Es ist das ein Eintreten für das einmal Gesetzte, auch wenn es nicht immer stimmt. (11. 4.- S. 5. 1978) - (Abb. 3) Mathias Hietz Der 1923 in ReisenberglNÖ. geborene Bildhauer. Initiator und Leiter des Symposions Lindabrunn legte hier Metall- plastiken vor. die er im Vereinigten Metallwerk Ransho- fen-Berndorf in der letzten Zeit gemacht hatte. Alumi- niumkörper, meist mit zentralen Baiiungen. die dann eine starke Ausstrahlung besitzen. waren neben einfachen. diskusartigen Scheiben. an Maschinen erinnernde -Mo- torische Formen- neben stelenartigen sperrigen Monta- gen zu sehen. Ganz eindeutig liegt dem Künstler mehr das Hunde und Zentrische. Hier stellt er uns einige Pla- stiken vor. die mit Formverschiebungen, Durchdringun- gen und Spaltungen. mit ihren Einbauchungen. Vorwöl- bungen und Durchbrechungen magische Faszinationen ausüben können. Die durchschnittliche Höhe gerade die- ser Arbeiten hält sich um die 40 cm. Wir können uns vor- stellen. daß sie etwa dreimal so groß. in präzisester Aus- 49 führung, noch weit besser wirken müßten. was aber si- char eine Frage der Finanzierung und der Bearbeitungs- mbglichkeit wird. da so große Formen kaum mehr vom Künstler eigenhändig durchgeführt werden können. Die gezeigten Arbeiten sind jedoch gerade mit der großzügi- gen Hilfe des Berndorfer Betriebes von Hietz in den Werkhallen. in engstem Kontakt mit den Arbeitern, selbst geschaffen worden. Mit dieser Schau machte der Bildhauer eindeutig einen weiten Schritt nach vorne. (11. 5-6. 5. 1978) - (Abb. 4) Galerie Ariadne Josef Kern Man konnte 36 großformatige Ölbilder des 1953 in Schie- fern, Stmk., geborenen. bei Prof. Wolfgang Hollegha zur Schule gegangenen Malers sehen. Es ist das die erste Ausstellung Kerns. und man fragt sich. warum er mit so großen Formaten beginnt, die er doch noch nicht, weder farblich noch kompositorisch. beherrscht. Sicher. er hat Humor. das wird aus den Titeln ersichtlich und ist erfreu- lich. Die großen realistisch gemalten Bilder erinnern in den Farben an Gütersloh. sie sind hart und kalt. lhre Per- spektive ist verzerrt. Am besten scheinen uns die Zeich- nungen. (B. 8.-7. 7. 1978) Galerie am Graben Edda Seidl-Reiter Die eher dynamischen Formen, die die Arbeiten der Künstlerin noch bei ihrer Ausstellung in der Galerie Basi- Iisk 1976 gezeigt haben, sind nun zum Teil von feierliche- ren Tönen hieratischer Strenge abgslost worden. Geome- trische Schübe werden sichtbar. Wie schon vor zwei Jah- ren angeschlagen. wird aber auch mit geflochtenem Hanf die Dreidimensionalität weiterverfolgt und sicher werden auch symbolische Bezüge damit angestrebt. (22. 5-3. 6. 1978) - (Abb. 5) Galerie Ambiente Josef Hoffmann Es ist sehr erfreulich. daß sich eine Galerie mit solch günstigen Möglichkeiten. ihre Exponate an ein unbe- schränkt großes Publikum heranzutragen, weil sie solch schönen Einblick in die Räumlichkeit gewährt. gerade eines für die jüngere österreichische Kunstgeschichte so wichtigen Mannes wie Josef Hoffmanns annimmt. In dem Lokal wurden Architekturentwürfe, Designs. Gegen- stände des Kunstgewerbes ausgestellt. während in der großen Glasvitrine hauptsächlich Möbel zu sehen waren. Finden wir bei vielen Gebrauchsgegenständen zeitlos gültige Formen. so waren die Möbel und noch mehr das Design. etwa Stoff- und Tapetenmusterentwürfe, Lampen u.ä., mehr von den Formen des Jugendstils beeinfluBt. die freilich jene Hoffmann eigenen strengen Züge auf- weisen. Der vornehm gestaltete Katalog, mit Josef Hoffmanns Programm der Wiener Werkstätte 1903. zahlreichen Ab- bildungen und einer Zusammenstellung von (nicht derl) Arbeiten des Künstlers sowie einer Liste seiner Schüler ergänzten sehr wertvoll die Schau. (1 .-17. S. 1978) - (Abb. 6) Galerie Modern Art Gottfried Fabian Große. von farbigen graphischen Zeichen beherrschte Flächen. Es ist in jedem Bild die Spannung der Linie mit der der Farbe gepaart. Und diese Spannung ist es auch. die bei sparsamsten Einsatz der materiellen Gestaltung das einzelne Werk von Rand zu Rand erfüllt. Sicher. es ist eine kühle Atmosphäre, der wir hier gegenüberstehen, die bei einer Aneinanderreihung ähnlicher Bilder fast bis zum Übermaß gesteigert wird. die aber im Einzelobjekt klärend wirkt. (3.-20. 5. 1978) - (Abb. 7) Angelika Kaufmann Die Künstlerin bietet "Mutmaßungen über Personeni- mit Objektbildern. die Bekleidungsstücke. montiert und oft auch durch Bearbeitung verfremdet. zeigen. Es wird be- wußt gemacht. wie sehr jeder auch im Alltagskleid, im Arbeitsanzug maskenhaft, steif und eintönig verborgen ist. Graphische Nähbogen mit den von Nadel und Faden gezogenen Lini und Stichen geben reizvolle Auskunft über die Sensib t der Künstlerin. (10. 5.-17. 8. 1978) - (Abb. 8) Künstlerhaus Otto Rudolf Schatz Die Ausstellung wurde von Dr. Otto Brelcha für das Gra- zer Kulturhaus zusammengestellt und nun von Wien übernommen und durch zahlreiche Bilder ergänzt. Es ist die größte Schau, die bis jetzt von 0.R. Schatz gezeigt wurde. 1900 in Wien geboren, starb er 1961 auch hier. Seine Werke sind bis jetzt viel zuwenig beachtet worden, einzig Viktcr Matejka bemuhte sich nach 1945 um ihn. Diese Schau macht so richtig bewußt. welche einzigarti- gen Kräfte auch in der Zwischenkriegszeit in unserem Lande am Werke waren. Seine Öibilder, sowohl jene. die der Neuen Sachlichkeit zuzuordnen sind, als auch die expressionistischen Landschaften. sind von einer ganz starken Aussagekraft. Frühe Frauenakte reichen durch- aus an die Egon Schieles heran, Besondere Meister- schaft erwirbt sich der Künstler im Holzschnitt. Was er hier leistet. ist einzigartig. Die Themen, die er anpackt, sind seiner Zeit entsprechend und seinen zeitgenössi- schen Kollegen im Durchschnitt weit voraus. Die Ar- beitswelt, die einfachen Menschen, die großen beherr- schenden lndustrieaniagen erfaßte er auf seinen Blättern. Noch in den exzentrischen Eroticas ist ein überlegener Bildaufbau tragend. (4.-30. 7. 1978) - (Abb. 9) Alois Vogel Salzburg Galerie G. Armstorfer M. Emil Toman x-Vertikal - Horizontal" war der Titel dieser Ausstellung über Werke einer "Meditativen Malerei 1977178". in der die Vereinfachung der Form und der Farbe i-auf die Ver- tikale und die Horizontale keine Flucht vor der Komplizi- tat der Erscheinungsformen ist, sondern aus geistiger Haltung entsteht". wie der Künstler selbst meinte - i-lch versuche die dauernden Veränderungsprozesse des -Le- bens- zusammenzufassen auf ein übergeordnetes hin-. (14. 8.-2. 7. 1978) Bildungshaus St. Virgil Friedrich Koller Der gebürtige Salzburger (1939) lebt nun nach Studium und längerem Aufenthalt in München in Laufen an der Salzach. Seit rund fünfzehn Jahren hat er eine Fülle ein- drucksvoller Werke geschaffen. die sich. schon vom Auf- trag her, überwiegend mit sakralen Themen befassen. Kollers asketische Formgebung ist keineswegs eine Äu- ßerlichkeit. sondern macht nicht nur bewußt, daß sakrale Kunst stets eines Meditationsantriebes bedarf. Sie gibt vor allem - in unserer Zeit keineswegs selbstverständlich - zu verstehen, daß das stets vorhandene Meditationsbe- dürfnis sehr vieler Menschen nicht nur im Fernen Osten. sondern, wie seit nahezu 2000 Jahren. durch die katholi- sche Kirche ihre Erfüllung finden kann, (7. 7.-13. B. 1978) - (Abb. 10) Museumpavillon des Kuituramtes Gustav Klimt Die wichtige Ausstellung von Klimt-Zeichnungen war vorher in etwas verändertem Rahmen in Wien, Klagenfurt und Graz zu sehen und wurde dann noch in Linz gezeigt. (G. 7.-10. 9. 1978). Kunstverein Bruno Gironcoli "Skulpturen und Gouacheni- - auch diese Ausstellung ist Teii einer "Tournee". die von Wien über München und Innsbruck nach Graz gegangen ist. Aber in der Auswahl der einzelnen Objekte sind diese Expositionen nicht identisch. Trotzdem sind sie charakteristische Aussagen über die Kunst Girocolis. (13. 7.43. 8. 1978). Galerie Academia Giselbert Hoke Der 1927 geborene Bürgerschreck der österreichischen Avantgarde der fünfziger Jahre braucht hier nicht vorge- stellt zu werden. Seln bevorzugtes Bildthema. die sit- zende oder kauernde Frau. ausgewogen in Form und Sinngehalt, ist stets neuer Ansporn zu durchdachter Symbolik und künstlerisch vorzüglicher Aussage. (4. 7.-30. 8. 1978) - (Abb. 11) Galerie Welz Hubert Berchtold Gouachen und Zeichnunge des 56jährigen Vorarlber- gers. von starker Expressiv ät und großer malerischer Wirkung. bezeugen den unbeugsamen Weg eines bedeu- tenden Künstlers. (21. 6.-23. 7. 1978) - (Abb. 12) Franz Wagner Tirol Innsbruck Landesmuseum Ferdinandeum Die Plastik des 20. Jahrhunderts in Tirol Anhand von 78 Bildwerken von 52 Tiroler Künstlern wurde eine sehr schöne Übersicht des Schaffens der