bis 1430 begründen. Gemeint ist eine hi. Barbara um 1420 in der Sammlung Bührle, die in der Form- gebung des lnntales und des Chiemgaues die Maßgeblichkeit der Nachbarschaft Salzburgs zeigt". Wenn man bei einer Abbildung von ihr25 die Seiten vertauscht, können besonders die For- men der Schultern, die über die Unterarme herab hängenden Stoifbahnen und die Neigung des Kopfes Gemeinsamkeiten zeigen. Mit den beiden Statuen ließe sich der Vorschlag für eine neue zeitliche Festlegung des Pienzenauersteines bele gen. Es steht fest, daß er vor 1435 bestellt wurde. Von der Barbarastatue ist er stilistisch nicht so weit entfernt wie von der Severinmadonna. Gegen 1430 wird er entstanden sein. Bei der letzten Renovierung der ehem. Klosterkir- che von Ebersberg wurde ein Grabsteinfragment gefunden, das mit seiner Unterseite als Treppen- stufe gedient hatte. Die Erweiterung der Vorhalle der Kirche durch eine vierläufige Treppenanlage im Jahre 1666 könnte der Anlaß zur Zerstörung des Grabsteines gewesen sein. Andernfalls wäre er wahrscheinlich völlig vernichtet worden, denn die Grabiege für die Pienzenauer und für die Äbte, die 1452 an der rechten Seite des Chores erbaut worden war, ist 1781 einem Brand zum Opfer ge- fallen. Es ist ein glücklicher Umstand, daß sich ge rade das mittlere Drittel des Steines erhalten hat, auf dem sich die Figur des Geistlichen, ein Teil des Löwen zu seinen Füßen, ein Teil des Kissens und ein kurzer Abschnitt der Randschräge befin- den. Das künstlerisch außerordentlich hochste hende Werk stellt eine wichtige Bereicherung des Bestandes an Rotmarmorgrabmälern der ersten Hälfte des 15. Jh.s dar. Der einzig erhaltene Abschnitt der Inschrift gibt die Zahlen CCCC X ll und ein gerade noch erkenn- bares o ( : obiit) an. 1412 starb der 32. Abt des Be nediktinerklosters, Philipp Höhenberger. Er regier- te von 1385 bis 1412. Die Klosterkirche verdankte ihm ein großes, mit Email und Edelsteinen besetz- tes Silberkreuzzß. Als Abt von Ebersberg war ihm die Andechser Kapelle unterstellt. Als 1388 ein Teil des alten Schatzes der Andechser Grafen in der Andechser Kirche wiederentdeckt wurde, re klamierte Höhenberger sofort den Schatz und hol- te ihn nach Ebersberg. Doch bereits 1389 mußte er die Reliquien vor allem auf Fürsprache der Katha- rina von Görz, Gemahlin Herzog Johanns ll. von Bayern, herausgeben und sie nach München zie hen lassen27. Höhenberger starb am 11. Oktober 1412. nSein Leichnam wurde in der Frauenkapelle begraben, wo früher zur rechlen Seite an der Wand eine steinerne Tumba als sein Grabmal zu sehen warßh Die erhaltene Inschrift weist nach außen. Dieser Umstand spricht auch dafür, daß es sich ursprünglich um eine Tumba gehandelt hat. Das Grabmal ist ein hervorragendes Beispiel für die Darstellung eines Toten in der Weise, wie Halm sie untersucht hat29. Er spricht bei Pien- zenauer von der Schwierigkeit, die der Bildhauer damit hatte, den noch Lebenden als Toten darzu- stellen. Er prägte dem Gesicht die nur im Geister- schauten Züge des Todes ein. Es scheint, als habe der Bildhauer bei Höhenberger nicht so sehr den stehenden, sondern den liegenden Abt darstellen wollen, und der Tod sollte in der ganzen Gestalt und nicht allein im Gesicht zum Ausdruck kom- men. Deutlich erkennbare Reste zeigen, daß der Abt das Missale in seiner rechten Hand gehalten hatte und daß sich links neben seinem Körper das Pedum befunden haben muß. Der Stimulus des Bi- schofsstabes ist über dem linken Hinterbein des Löwen auf dessen Rücken zu sehen. Der Stab steigt schräg nach außen in die Höhe. Die Vertau- schung von rechter und linker Seite für Missaie und Pedum kommt auf den Rotmarmorgrabstei- nen dieser Zeit selten vor. Der Kopf Philipp Höhenbergers ist mit einer leich- 14 ten Neigung nach rechts schwer in das Kissen ge- sunken. Das Gesicht mit den geschlossenen Au- gen zeigt tiefe Falten an den Mundwinkeln und an den Augenwinkeln. Von der glatten, runden Stirn setzt sich die Mitra ab. Die sorgfältige Wiederga- be der lnfui iäßt nicht nur die aufgenähten Roset- ten und die Edelsteine erkennen, auch die beiden Cornua sind präzis in ihrer schmiegsamen Zusam- menkiappbarkeit gezeigt. An der Spitze tragen sie eine Eichel, die - die hohlkehlenartige Vertiefung zwischen Kissen und Rand überspielend - an das Profil des Rahmens stößt. Mit der gleichen be- wunderswerten Genauigkeit und bildhauerischen Meisterschaft sind die Amikt mit der Aufschrift AVE MARIA und das Pektorale wiedergegeben. Die Kette, an der das Pektorale hängt, ist so fein gearbeitet und liegt so weich auf dem Stoff des Ornates, wie dies nur noch bei dem Pienzenauer- stein in Berchtesgaden der Fall ist. Die Vermu- tung, daß es sich um den gleichen Meister han- deln könnte, hat hierin und in der Gesichtsausprä- gung ihre stärksten Argumente. Das Wenige, was von dem Löwen noch erhalten ist, kann in der Aus- bildung der Haarlocken ebenfalls auf ein und den- selben Meister bei Höhenberger und Pienzenauer schließen lassen. Dazu kommt noch der Familien- zusammenhang der Pienzenauer. Sie hatten in Ebersberg ihre Grablege. Man könnte annehmen, Petrus Pienzenauer sei in Ebersberg auf den da- mals noch jungen Bildhauer durch den Grabstein für Philipp Höhenberger aufmerksam geworden und habe ihm später den Auftrag für seine eigene Grabplatte in Berchtesgaden erteilt. Mit dem letzten zu besprechenden Rotmarmor- grabstein wird das Gebiet, in dem sich Salzburger Sepulkraipiastik findet, nach Norden ausgedehnt. Die Untersuchung der Regensburger Rotmarmor- sepuikralplastik hat erbracht, daß ein einziger dor- tiger Grabstein zum Salzburger Kreis gehört. Die Grabmalplastik der Stadt Regensburg hatte ihre große Zeit vom Erminoldmeister bis zum Aurelia- meister. in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurden zwar Rotmarmorgrabsteine hergestellt, aber "die künstlerische Bedeutung der figürlichen Grabsteine, welche bereits am Ausgang des 14. Jahrhunderts zurückgegangen war, sinkt in der nachfolgenden Zeit noch tiefer30. Die in St. Emme ram befindlichen Rotmarmorgrabsteine zeigen stehende Geistliche mit grob dargestellten Ge sichtern, in eintönig sich wiederholenden Stand- motiven. Ihrer Körperlichkeit wird unter beianglo sen Faltenbahnen nicht Rechnung getragen. Der Bedarf an Grabsteinen wurde immerhin in Rotmar- mor ausgeführt, doch die Fähigkeit, dieses Male rial künstlerisch durchzuformen, fehlt allen Stei- nen. Schon durch dieses Merkmal lassen sie sich als Regensburger Erzeugnisse zusammenfassen. Der außerordentlich schlechte Erhaltungszustand eines Grabsteines, der sich heute im Domkreuz- gang befindet, mag dazu geführt haben, daß er zu den Regensburger Steinen gezählt wurde. Deswe gen werden ihn auch Leonhardt und Halm überse hen haben. Er gehört aber eindeutig der Gruppe um den Berchtesgadener Pienzenauerstein an und ist, so- weit sich sehen laßt, der einzige Rotmarmorgrab stein in Regensburg, der sich mit den großen Lei- stungen der Rotmarmorplastik in Verbindung brin- gen läßt. Der Stein wurde für den Kanoniker Wolfgang Eb- ner gesetzt. Er hat ihn selbst in Auftrag gegeben. Die Trennung von den Regensburger Steinen und die Zuordnung zu einem bedeutenden Meister hat bereits F. Mader vorgenommen, wenn er glaubte, die Arbeit sei von dem Meister des Kastenmayr- grabsteines in Straubingßl. Er erschütterte aber seine Behauptung durch die Angabe "um 1410i- bei der Bildunterschrift, indem er aus der Datie rung millesimo quadringentesimc x - - - den