I Aktuelles KunstgeschehenlÖsterreich Wien Graphische Sammlung Albertina Max Weiler - Arbeiten auf Papier 1931 - 1978 Eine Dokumentation des zeichnerischen Werkes eines der elgenwilligsten Künstler Österreichs. Sie beginnt mit hauchfeinen Bleistlftzeichnungen nach der Natur. Zarte Farblasuren der Aquarelle lassen allerdings be- reits die späteren Farbeinsätze ahnen. Mitte der 30er Jahre wird der Duktus schwerer. Auch die Farbe wird lastend, oft überwältigend. Kurz nach dem Krieg sehen wir dann immer mehr und mehr eine Zuwendung zum Ausschnitthaften. Das Sehbare wird vom Maler in einer ihm eigenen Weise selektiert, Gewisses wird stark be tont, anderes fast nicht wahrgenommen. Ein im Grunde jedem Menschen eigene Art, die ansonsten nur durch den Intellekt quasi rückgängig, reguliert wird, die hier vom Künstler aber bewußt zum Einsatz gebracht wird. Als Beispiel seien "Herbstgarteni- (1950), nNaturformen-i (1953) genannt, wobei wir hier auch noch gewisse Ver- bindungen zu den Franzosen spüren. in den frühen 60er Jahren wird jedoch das Formenvokabuiar ganz person- lich. Wenn diese (und die Bilder der folgenden) Periode immer wieder mit dem informellen in Zusammenhang gebracht wurden, so will mir scheinen, daß sie doch ein so starkes strukturelles Gestalten aufweist, daß wir die Entstehung nicht allein der Intuition zu- schreiben können. Besonders die Arbeiten der 70er Jah- re zeigen, bei all ihrer Lockerheit und ihrem dynami- schen Fluß, einen ihnen selbst innewohnenden Aufbau, der nicht geleugnet werden kann. Ein Musterbeispiel ist da etwa i-Strichwesen 3-1 (1976)! Daß diese Kompositio nen mit ostasiatischen Malereien in Zusammenhang ge- bracht werden, liegt vielleicht der ähnlichen Naturbe trachtung ihrer Schöpfer zugrunde und ist wohl ein Nä- hern auf verschiedenen Wegen. (3. 10.- 12. 11. 1978) - (Abb. 1) Historisches Museum der Stadt Wien Ferdinand Schmutzer Das Hauptkontingent der Ausstellung stellte natürlich die Graphik, und hier das Porträt, mil dem Schmutzer ja besonders bekannt wurde. Seine Bildnisse von J. Kainz als Hamlet. von Leo Slezak, Rudolf v. Alt, von den Bür- germeistern Lueger und Seitz sind ia weit über kunstin- leressierte Kreise hinaus bekannt. interessant waren be- sonders seine Ölbilder und Zeichnungen. Gerne hätte man noch mehr davon gesehen. Mit kontrastreich gehal- tenen, voll Licht durchfiuteten Interieurs, von den Hol- ländern beeinflußt, setzt er die Linie eines Wiener Land- schaftsimpressionlsmus fort, der schon ziemlich früh begann. Auch seine kleinen Aquarelle gaben ein bered- tes Zeugnis seiner Arbeitsweise. (11. 10.-S. 12. 1978) - (Abb. 4) Museum des 20. Jahrhunderts Max Ernst - Bücher und Grafiken Er ist ein großer Poet. Auch dort, wo er noch rein Tech- nisches ausdrücken oder wo er konstruktiv sein will, ist er noch poetisch. Es wurden bei 70 Arbeiten, manche in verschiedenen Fassungen, gezeigt. Was bei allem auf- fiel, waren auch die außerordentlich sauberen Durchfüh- rungen der Drucke bei den Lithographien, die fein abge- stuften Papierauswahlen und natürlich die immer wie der staunenswerte Vielfalt der Ideen. Beachtenswert auch die Darstellungsvielfalt: hier romantischer, dort ab- strakter Surrealismus, da wieder die Verquickung mit Dada, dort mit Automatismus, mit Op-art, mit Frottage, mit..., mit..., mit. Eine weite Palette! Aus den vielen Beispielen ist deutlich ersichtlich, welch großen Raum die Buchillustration im Werk Max Ernsts einnimmt. Ein sehr schöner und umfangreicher Katalog mit einer wich- tigen Einleitung von Walter Spies, Texten von Max Ernst und einem reichen Bildteil ergänzte die Schau. (27. 9. -12. 11. 1975) - (Abb. 5) Rudolf Kedl Was bei dieser Ausstellung sofort auffällt. ist die Fülle der Arbeiten. Kedl ist ein fleißiger Mensch. in der zum 50. Geburtstag des Künstlers erschienenen Publikation von Otto Breicha, eine sehr eindrucksvolle Dokumenta- tion mit vielen Abbildungen und Texten des Bildhauers, wird von über 300 Plastiken gesprochen, die Kedl im Laufe der Jahre geschaffen hat. Faszinierend sind be- sonders die urhaften Serpentlnskulpturen, die auch dort, wo sie nicht großer als 20 crn sind, monumentalen Cha- rakter haben und denen eine erdhaft mütterliche Kraft lnnezuwohnen scheint. Wichtig scheinen uns auch die getriebenen Köpfe aus den 50er Jahren. Später folgen die großen pflanzenhaften Treibarbeiten, die meist ein- deutig phallische Merkmale zeigen. Blütenblätter schiie ßen später an, öffnen sich, geben den Gebilden mit ih- 4A rer Reichhaltigkeit einen an üppige indische Gebilde er- innernde Form. Diese wuchernde Reichhaltigkeit finden wir auch in den Reliefs, getrieben aus Kupfer, Bronze und Aipaka. Beachtenswert ist, trotz der Fülle, die sau- bere und sorgfältige Arbeit. (Eröffnung 15. 11.) (Abb. 6) Galerie auf der Stubenbastei Josef Schagerl Auch an Josef Schagerls Arbeiten kann man eine außer- ordentlich exakte und saubere Ausführung feststellen. Hier gibt es keine Beiiäufigkeiten und verschiiffenen Zu- sammenfügungen. Schagerl arbeitet seit vielen Jahren in Metall. Hier zeigt er Kleinpiastiken, bei denen er zum größten Teil mechanisch vorgeformte Halbfabrikate ver- wendet. Was er aber daraus macht, sind eigenständige Körper, die eine außerordentliche Strahlkraft besitzen, was sicher auf die sorgfältige Komposition, aber auch auf die zusätzliche Oberflächenbehandlung zurückzufüh- ren ist. Es sind Dokumentationen von Kräften, die in un- serem Kosmos wirken und strahlen. Wir konnten diese Energien schon bei seinen Metalleinsprengungen in Pflastersteinen vor vielen Jahren spüren. Hier sind sie wieder, subllmlerter, verfeinert. Schagerl zeigte durch- wegs Arbeiten aus den letzten Jahren, und wir glauben, daß es an der Zelt wäre, auch diesen Bildhauer in einer ähnlich würdigen Form zu präsentieren wie seinen bur- genländischen Kollegen. (12. 10. - 4. 11. 1978) - (Abb. 7) Secession Oskar Höfinger 5 Holz-, 2 Bronze, 2 Aluminium- und 31 Stahlplastiken zeigt dieser Bildhauer im Hauptraum des Hauses. Also eine sehr repräsentative Schau. Höfinger setzt auch im- mer wieder zu einem befreienden Höhenflug an. Sein iwSiegerii, seine iiFaszlnatlon-r, auch noch die i-Zeitu sind in der Konzeption ein gelungener Wurf; die in der Seces- sion gezeigten Metallarbeiten freilich wiesen - sehr zum Unterschied zu den Arbeiten der vorhergenannten Ausstellungen - eine sehr nachlässige, oft geradezu schlampige Ausführung auf. Das i-Ton-Relief wirkte fragmentarisch oder unausgewogen. Schon sind die Holzarbeiten. Der aus Llndenholz gefügte nKreuzwegv. ein von geometrischen Korpern gebildeter Weg mit Stür- zen, Verzögerungen, Dehnungen, ist eine starke Gestal- tung, die durchaus ergreift. Ein großer bebilderter Kata- log begleitete die Schau. (26. 9. - 18. 10. 1978) - (Abb. 8) Bernhard Luginbühl Der bekannte Schweizer Bildhauer baute in Linz nicht nur aus VÖEST-Schrott eine mobile Plastik, den "Donau- atlasw. auf dem Kaigelände, er baute heuer im Sommer auch. auf der Uriahrer Seite, eine Aktionsplastik, den iiLlnzer Zorn", der an einem Sommerabend unter großer Anteilnahme der Bevölkerung den Flammen geopfert wurde. Von dieser Aktion war eine gut fotografierte Do kumentation zu sehen. Ebenso von einem ähnlichen Un- ternehmen in der Schweiz, das sich gegen die Ausrot- tung der Robben wendete. Wenn bei Luginbühls Arbei- ten auch meist ein ernster Hintergrund ausschlagge bend ist, so scheint sich eine heitere Seite seiner Natur immer mehr durchzusetzen. in der Secessionsausstel- lung wird das durch so großzügige und humorvolle Pia- stiken wie i-Llnzer Sangerknabem und i-Mercedes-i be wiesen. Mit Aitmetallabfälien werden hier Gebilde zu- sammengebaut, die glossenartig Kritik üben und über die man doch herzlich lachen kann. Ein seltener und darum besonders wertvoller Beitrag zur Gestaltung un- serer Welt. (30. 10.-26. 11. 1978) - (s. Heft 159, S. 41) Künstlerhaus Seebacher - Steine 77 - 78 An die 30 Steine lagen bzw. standen im großen Saal des Hauses. Es waren von der Natur schon geschichtete und damit gezeichnete Steine, die Seebacher aus dem Flußlaut der Enns herausgehoit hat. Die Bearbeitung blieb aber leider eine oberflächliche in jeder Beziehung. Mit den unscharfen, verwaschene-n Konturen wirkte bei diesen Objekten eher alles zufällig. Wenn sich dann in der Nahsicht auch bei einer der Arbeiten etwa eine gan- ze Landschaft mit Tälern und Bergzügen zu erschließen scheint, dann trägt dieses Werk ausgerechnet den Titel r-Brunnenstelnu. Für eine heptleche Herausforderung - wofür sie auch gedacht waren e scheinen sie zu groß oder zu klein zu sein. Solche Herausforderungen wurden uns schon in Österreich überzeugender von Karl Prantl im abstrakten und von Oskar Bottoli im figuraien Be- reich geboten. (4.-22. 10. 1978) - (Abb. 9) Galerie Basiiisk Peter Dwoiak Unter dem Motto WDiE eleganten erfundenen Spazi ge des..." zeigt der junge Künstler wieder sehr ge schaftskritische Arbeiten. Die großen Gouachen si den Farben intensiver geworden. Auch hat sich Dv Thematik etwas erweitert. Seine Pinselführung ist lich nach wie vor locker und beschwingt. Die Valei geben durchwegs einen Moilton. Wir befinden uns der großen Grottenbahn dieser Welt und dementsj: chend sind auch die Akteure. (2. 11.- 21. 11. 1978) (Abb. 10) Josef Hofer Der 1927 geborene Vorarlberger setzt sich seit 197 tensiv mit dem Holzschnitt auseinander. Er fand Zi großflächigen und großzügigen Losungen, arbeitet Tönungen, schichtet die schwarzen Flächen zu eir gen Balkengruppen, versteht seine Gewichte sehr gewogen zu verteilen. Manchmal sind leichte Anle beim Jugendstil gemacht. Hier muß Hofer vorsichi sein, ebenso daß er nicht in eine zu gefällige Forn rutscht. (7.- 30.11. 1973) - (Abb. 11) Galerie am Rabensteig Franz Traunfeilner Hier haben wir es mit einem alten Holzschneider: der ein sehr umfangreiches Programm vorlegen ka und das auch hier tut. Seine Stärke ist und bleibt i Holzschnitt und -stich, wenn auch bei ihm auf die: Gebiet viele Auftrags- und Gelegenheitsarbeiten ei hen, die nicht unbedingt in Ausstellungen gehören Auch in der Radierung gelingen ihm sehr schone t ter. Wir denken da besonders an das Winterbild rn dem winzigen einsamen Wanderer in der Landschi und an das Blatt mit dem von Baumkronen behüte Bauernhof. Blätter, die in ihrer Komposition eine s starke Ausdruckskraft besitzen. Die Aquarelle bew einmal mehr, daß ihm diese Arbeitsweise nicht lie (19.10. bis 11. 11. 1975) - (Abb. 12) Galerie Prisma Lotte Berger Hier waren wirklich Aquarelle zu sehen. Lichte, du Arbeiten, bei denen man das Wasser fließen sah; i parent leuchteten andere Farben unter den Pinsel: chen auf. Zwei größere Blätter, Erinnerungen aus t Türkei, wo die Berger auf dem Lehrstuhl für Malen Lemden nachgefoigt war, springen mit ihren friscr Farbakkorden besonders an. ihre Phantasie ist reg sonders spricht die Künstlerin dort an, wo sie ein kes graphisches Gerüst benützt. (11. 10.-d. 11. 19 (Abb. 13) internationaler Künstler-Club Egon Haug Bleistiftzeichnungen aus der Zeit 1975- 1977. Das ist durchwegs die Landschaft, meist die Ebene de Marchfeides, aber auch die Bergwelt um die Rax. i ein sehr bewegter Strich, der hier die Natur festhä Natur, wie wir sie noch da und dort in relativer Ur- sprünglichkeit vorfinden. Der Zeichner hält fest, ze uns mit ganz wenigem Aufwand, was wir noch bes in einem Feidrain, in einer simplen Buschreihe, in sanften Schwung des noch nicht vorn Caterpiliart digten Feldweges. Mit dem Grau des Graphitstifte den Tiefen, Räume, Plastizitäl und Atmosphäre ge fen. (9. - 29. 11. 1978) AIOiS Salzburg Galerie Welz Rudolf Hradii Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen, alle neuere tums, erwiesen wieder einmal Hradils Meisterschz spannungsreichen Bildaufbau wie in der gedämpft Subtilität seiner Farbgebung. In den Gaierieräume ersten Stockes wurden gleichzeitig Aquarelle und nungen von Gerd Wucherer gezeigt. (2. - 26. 11. 19 Anton Steinhart Anläßlich des 90. Geburtstages Steinharts (1889 b 1964), dessen Werk seit 1936 in zahlreichen Aussl gen der Galerie Welz einem breiten Publikum bekr gemacht wurde, ist nun eine charakteristische Au: zu sehen gewesen. (10. 1.-4. 2. 1979) - (Abb. 14)