Bruck und Linz gehen die Arbeiten. Reparaturen
und Inneneinrichtungen, weiter. Daneben ergibt
sich eine Ausweitung der Tätigkeit nach Böhmen
und Mähren. Fürden Neubau der Patronatskirche in
Georgswalde liefert Hildebrandt ebenso die Risse
wie für das Schloß Kunewald des Grafen Friedrich
August Harrach. Diesen Sohn des Fideikommiß-
herrn verband eine besondere Wertschätzung mit
dem Architekten. die auch während dessen zeitwei-
ligen Bruches mit Alois Thomas Raimund und
Johann Joseph Philipp unvermindert weiterbe-
stand.
Ab 1731, als in Wien dem jüngeren Fischer die Voll-
endung des Gartens in der Ungargasse übertragen
wird, entstehen für Friedrich August, der nach
Hildebrandts Aussage "selbst ein braffer Architect
von einem treffligen guten gustoe war, die Pläne für
das kleine Pfarrhaus in Zauchtl und für den Umbau
der dortigen Kirche. Schon 1727 hatten die Arbeiten
am Gartenpalais des AloisThomas Raimund in Wien
begonnen. Nach der Abreise des Grafen, der 1728
zum Vizekönig von Neapel avanciert war. führte der
nüchterne Feldmarschall Johann Philipp die Agen-
den seines Bruders. Die äußerste Gegensätzlichkeit
der beiden Naturen, nicht aber mangelnde Wert-
schätzung für die Kunst des Architekten, mußte
schließlich. unmittelbar ausgelöst durch ein wäh-
rend Hildebrandts Abwesenheit aufgetretenes Bau-
gebrechen. zu einem Konflikt führen. Damals wurde
enivogen. Beduzzi an Hildebrandts Stelle als Haus-
architekt aufzunehmen, doch half schließlich die
Fürsprache Friedrich Augusts beim Vater die Ent-
fremdung zu überbrücken. und bereits 1734 konnte
Hildebrandt das von ihm umgebaute Palais in der
Ungargasse neuerlich um zwei Trakte erweitern und
die Januariuskapelle einbauen". Das wiederherge-
stellte gute Einvernehmen wurde bis zum Tode des
Grafen 1742 nicht mehr getrübt. Darüber hinaus
blieb das herzliche Verhältnis zu Friedrich August,
der im Sommer 1737 in Würzburg erschienen war,
um dort Hildebrandts Arbeiten bewundern zu kön-
nen.
8 Widmungsblatt für den Kaiserlichen Jagdatlas des
J. J. Marinoni. gezeichnet von A. Beduzzi. 1728. Osterr.
Nationalbibliothek. Wien
9 Prunkkamin in der Galerie der Salzburger Residenz für
die Nischenfigur des betenden Jünglings vom Magda-
lensberg
Von den genannten Mitgliedern aus der Hauptlinie
der Grafen Harrach zählt Franz Anton, der Salzbur-
ger Erzbischof, auch zu den Auftraggebern des An-
tonio Beduzzi. Bereits bei seinen ersten Vorhaben in
Salzburg ist Beduzzi bei der Innenausstattung der
Residenz. über deren Ausbau Hildebrandt die Ober-
aufsicht führte, am Rande falibar. Neben der Ein-
richtung der Hofbühne hören wir 1710 vorn einem
i-Ofen in das Studierzimmer nach des Petucci
Rüssß. der heute wie das meiste der lnterieurs nicht
mehr erhalten ist". Der von Grimschitz in der Hilde-
brandt-Monographie besprochene Prunkkamin in
Anmerkungen 26-30
"i Uber Hildebrandt und dlefursillche Familie Lieühlensitälhbßl nizzi,
Ergiinzende Forschungen (zit Anm ais 10611
1' aizzi, Ergänzende Forschungen (zit Anm 4). s. 77. Dort auch aus-
lührlich zu den bei Grimschitz noch nietit genannten Bauführun-
gen.
1' F. wiltielin, Johann Lukas von Hildebrandt, in Mitteilungen d. Ver-
einsl Gesniiicnte d. Stadt wien. VIII. 1929, 8.68.
ß H. Tielze-F, Martin, Die profanen Denkmale der Stadt Salzburg.
ösierr, Kunsttopographle, Xlll, 1914. s. 2 f. - BeduzzisTätigkelt lur
das Theater in Salzburg beleuchtet A. Kutscher. veni Salzburger
Birbcklheifer zu den Salzburger Festspielen, Düsseldorf 1939,
s 91 l Über Hildebrandt sierie ebd., s. a4 l.
1" wurznurg. Univarsifdtsblbliothak. delin, IIIIQa. 1 Joachim Hotz hat
arlläßlllth des Würzburger Billhssar-Neumarln-Rundgesprschs
der ÜBIJlSChEh Forschungsgesellsctialt. 191a. 8016i! Existenz G18-
ser Zeichnung verwiesen
der Galerie ist allerdings nicht allein von den späte-
ren Umgestaltungen verschont geblieben. Neben
dem quadratischen, kuppelgewölbten Raum der
Privatkapelle samt Altar sind aus der Harrach-Zeit
auch die von Alberto Camesina stukkierten und mit
Gemälden von Rottmayr und dem älteren Altomonte
versehenen Decken in mehreren Festräumen auf
den heutigen Tag gekommen.
Eine im sogenannten Skizzenbuch des Balthasar
Neumann enthaltene Entwurfszeichnung für den
Prunkkamin der Galerie erlaubt nunmehr dessen si-
chere Zuweisung an Beduzzi". In den pompösen
Aufbau aus farbigem Marmorfügte Beduzzi eine Ni-
sche für die Aufnahme der Bronzestatue des beten-
den Jünglings vom Magdalensberg, deren Sockel
beiderseits von Putten flankiert erscheint. Die von
Grimschitz treffsicher festgestellte i-Vereinigung
hochplastischer und zart reliefierter Dekorations-
motiveß berührt sich jedoch weit weniger mit ver-
gleichbaren Arbeiten Hildebrandts als mitjenen Be-
duzzis. Schön gezeichnete Volutenrollen. gebogene
Giebelstücke, Blütenschnüre und ein weitgehend
aus vegetabilen Elementen zusammengesetztes De-
tailformengut verleihen den Beduzzischen Kompo-
sitionen. selbst wenn sie im wesentlichen auf die
Ebene der Wand bezogen bleiben, eine für Hilde-
brandt fremde, plastische Körperlichkeit.
Für einen Vergleich besonders geeignet sind die
Wandaltäre der beiden Künstler, die im Gesamtauf-
bau einanderweitestgehend nahekommen,eine Un-
terscheidung aber dennoch erlauben. Außerdem
zeigt der intime Rahmen der Landkirchen und
Schloßkapellen die Dekorationsfreudigkeit in ihrer
persönlichsten Ausprägung. Kennzeichnend für
Hildebrandt ist auch hier "das völlige Fehlen des
Sinnes für das Wesen der dreidimensionalen plasti-
schen Form-i (Grimschitz). das sich bei ihm ebenso
in der Formung der Baumasse und in der optischen
Interpretation der Wand offenbart. Beduzzis Seiten-
altäre im Langhaus der Melker Stiftskirche oder in
" der Loosdorfer Pfarrkirche sind dagegen bei glei-
cher Grundhaltung dennoch als wesentlich plasti-
10 A. Beduzzi, 1710, Entwurfszeichnung für den Prunkka-
min der Salzburger Residenz. Universitätsbibliothek,
Würzburg
11 A. Beduzzi, um 1710, Hauskapelle der Salzburger Resi-
denz
12, 13 A, Beduzzi. Entwurfszeichnungen für die nach 1730
ausgeführten Seilenaitäre im Langhaus der Melker
Stiftskirche. Stiltsarchiv Melk
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