Das wbeweglichen Werk Johann Michael Rott- mayrs, des wohl bedeutendsten nichtitalieni- schen Freskanten seiner Generation, der 1654 in Laufen an der Salzach geboren und 1704 mit dem Prädikat wvon Rosenbrunnrt durch Kaiser Leo- pold l. in den Adelsstand erhoben wurde, ist 1954 glanzvoll in den Prunkraumen der Salzburger Resi- denz ausgestellt gewesen; zusammengetragen aus den großen öffentlichen Sammlungen, waren dabei auch 19 Handzeichnungen zu sehen, kaum genügend, um von der zeichnerischen Tätigkeit des großen Malers einen ausreichenden Begriff zu vermitteln. "Von den Handzeichnungen Flottmayrs zu sprechenrr, schrieb Erich Hubala im damaligen Ausstellungskatalog', "heißt also zunächst aut- fordern, nach solchen zu suchen." Später, 1967, hatte Peter von Bomhard in den Kirchenrechnun- gen der Ptarre Palling (bei Tittmoning) zwei si- gnierte Entwürfe gefunden, sechs Zeichnungen sind in der Tschechoslowakei und zwei in Salz- burg aufgetaucht. ln den späten sechziger Jahren war Edward Ma- ser, Ordlnarius für Kunstgeschichte an der Univer- sität Chicago, mit großem Spürsinn einer ihm durch Carlo Flagghianti mitgeteilten Fährte ge- 2 folgt und hatte so das große Glück, in einer priva- ten, nicht genannt sein wollenden Sammlung in der Lombardei 81 (einundachtzig!) prachtvolle Zeichnungen aufzuspüren, die nicht nur in ihrer Handschrift, sondern besonders auchdurch eine hervorragende farbige Behandlung alle Merkmale der Persönlichkeit Rottmayrs zeigen. Masers Glück war aber kein vom Himmel gefallenes, son- dern ein lang erarbeitetes, vergleichbar jenem, mit dem der Turiner Musikwissenschaftler Alberto Gentili die zahllosen Originalpartituren Antonio Vivaldis aus dem Familienerbe der Grafen Duraz- zo der Vergessenheit entrissen hatte. Der Weg der aquarellierten Zeichnungen Flott- mayrs in die lombardische Privatsammlung Ist nicht eindeutig rekonstruierbar. Wahrscheinlich ist, daß dieser Weg in dem Nachlaß der beiden Töchter des Malers, Maria Theresia Ceschi di S. Croce und Maria Helena Guardi, seinen Aus- gangspunkt nahm. Die Zelchnungen waren bisher in keiner einzigen Ausstellung zu sehen. Um so glücklicher ist daher das Salzburger Barockmu- seum, dank des großen Verständnisses des Eigen- tümers und dank der hilfreichen Hand der Kultur- abteilung der Flegione Lombardia vom 11.Juni bis zum 30. September 1980 die fünfzig schör Aquarelle aus dem durch Maser 1971 PUbliZli Fund der Öffentlichkeit vorstellen zu können damit gleichzeitig an die 250. Wiederkehr de: desjahres Ftcttmayrs zu erinnern. 1688 war der Sohn eines Organisten und einei lerin von der dreizehnjährigen Lehrzeit, di hauptsächlich bei Carl Loth in Venedig verbi te, in die salzburgische Heimat zurückgekehrt 7. August 1690 heiratete er in Maria Bühel bei fen Helena Barbara, die Tochter des salzb schen Leibgardisten Elias Fleichpeckh; der entstammten neben den beiden schon genan Töchtern nur der Sohn Johann Michael C611 der aber schon im Alter von 14 Monaten vers Zu den Trauzeugen zählte Johann Baptist ll hochfürstlich salzburgischer Kammerdlener Buchdrucker. Die persönlichen Beziehungen Salzburger Hofstaat sind nicht von urige Rottmayr hatte in Fürsterzbischof Ernest Thun einen großen Gönner und den maßgebli Förderer gefunden. Alle Großaufträge Jener J- die in Salzburg zu vergeben waren, gingen an mayr, Deckengemälde in den landesfürstli Schlössern, Altarbilder und Fresken in den