_steiite. Zusammen mit den Arbeiten Oskar Kokoschkas A Künstlerproiile Vom "Leben im Erleben" im alt gewordenen 19. Jahrhundert kündigte sich noch im letzten Jahrzehnt vor der Jahrhundertwende das Neue und Kommende an. Der Beginn einer neuen Epoche in den bildenden Künsten erfolgte im Jahre 1897 mit der Grün- dung der Wiener Secession. Nach wenigen Jahren schon zeigten die mit großem Enthusiasmus vertretenen ideale der secessionistischen Künstierschafi ihre ersten und be- deutsamen Ergebnisse in allen Bereichen der freien und angewandten Künste. Diese Leistungen waren erstaun- lich vielfältig und kuiminierten in den Schöpfungen der sogenannten Klimt-Gruppe, die nach dem Austritt ihrer Mitglieder aus der Wiener Secession im Jahre 1905 sich mit der großen uKunstschau-i im Jahre 1908 selbst dar- und Egon Schieies hatten diese Künstler den Weg frei ge- macht für weiteres Schaffen und für Österreich den An- schiuß an die Pioniere der internationalen Kunstszene in Frankreich, Deutschland, England, Italien und Skandina- vien hergestellt. Für die Arbeiten dieser Künstler hatte man in Wlen den Begriff wNeukunstu oder "Neuwienii ge- funden, und erst ab 1911 wurde hierfür der heute gültige kunsthistorische Begriff i-Expressionismusß verwendet. Dieser Begriff beinhaltete, daB es den Künstlern nicht mehr ausschließlich um das Abbilden der Natur und die Darstellung der Außenwelt ging, sondern in erster Linie um den Vorrang des wLebens im Erleben-i, um die Gestal- an." I .9 N tung einer imaginären, aber erlebten inneren Wirklichkeit, I D f, 1, A die jenseits der außeren Wirklichkeit existierte und wobei vuo o: E H E Ll- 5 wein Diesseits hier ein Jenseits umarmt" (Kokoschka). Aui diesem Grundriß einer imaginären lnnenwelt errichteten sie mit unterschiedlicher Vehemenz und Radikalität und oftmals mit enthusiastischer Freude ihre Werke, ohne je- doch zunächst die außere Natur gänzlich zu negieren. Die- se Versuche, das i-Menschliche und das Dingiichew das Seelische und das Geistige in der Kunst transparent zu machen und zu einem sichtbaren Erlebnis unter Einbezie- hung des Dunklen, der Nacht, des Geheimnisses, des Hin- tergründigen und schließlich des Mythisch-Mysteriösen zu gestalten, erhielten durch die Zeitereignisse. durch den Zusammenbruch aller bisherigen Werte im Gefolge des ersten Weltkrieges stets neue Nahrung. Das Am- Ende-Sein hatte durch den verlorenen Krieg und den Zu- sammenbruch der österreichisch-ungarischen Monarchie E {aß I N5 JINKQN a"? für alle Österreicher, vor allem für Wien und seine Bevöi- , 9 0 ( N v N e, v H E kerung, besonders tragische Aspekte angenommen. Ihre {'91 {N II expressionistische Sichtbarmachung in den bildenden ' H E Künsten wurde nicht mehr als ein schockierendes Erleb- w .. nis empfunden, sondern als eine die Zelterelgnlsse repra- vN ß l 4 H F V Q( "f T E sentierende künstlerische Aussage, das heißt, der Ex- ' z N A c H T _ pressionismus hatte sich endgültig durchgesetzt und als ._ Zeitstil seine Gültigkeit behauptet. Das Schicksalsjahr 1918 brachte aber nicht nur die staat- 5 5 liche Auflösung der alten Donaumonarchie und deren endgültigen Zusammenbruch, sondern auch den Tod der bedeutendsten Wortführer der Wiener Moderne, wie Otto Wagner, Koio Moser, Gustav Klimt und Egon Schiele. Die- sem war im Todesiahr noch die Ehre zuteil geworden, sei- ne Arbeiten in einer großen Ausstellung in der Wiener Se- cession zu zeigen und damit die Anerkennung nicht nur seiner Kunst, sondern des Expressionismus erreicht zu haben. Während es in jenen Tagen gegen Ende des Jahres 1918 in Wien nur mehr ums reine Überleben ging, machte im fernen Troppau ein junger Offizier des "Infanterieregimen- tes Kaiser und König Franz Joseph I. Nummer 1:: in einer Ausstellung seines Regimentes von sich reden. Es war der am 1G. Februar 1895 in Wien geborene und aus einer alten österreichischen Beamtenfamiiie stammende Leut- nant Carl Maria (Carry) Hauser, der hier seine malerischen Arbeiten, darunter auch religiöse Bilder, im Stil der i-Neu- kunsi-i, im expressionistischen Zeitstil zum erstenmai präsentierte und damit beträchtliches Aufsehen erregte. Diesen ersten Erfolg konnte jedoch Carry Hauser in den allgemeinen Wirren, in der Auflösung und dem Chaos nicht für sich nützen. Er kehrte zwar nach Wien zurück, aber die von allen Leidenschaften erfüllte Stadt, die stän- dige Bedrohung der menschlichen Existenzdurch Hunger und politische Kämpfe zwangen ihn, ihr zu entfliehen. Er zog sich in das Feriendomizil seiner Kindheit, nach Hals bei Passau, zurück, um hier mit sich selber und mit der neuen Zeit ins reine zu kommen, um wieder arbeiten zu können und sich eine künstlerische Existenz aufzubauen. Aus dieser Distanz zur Großstadt und ihren Problemen so- wie zu seiner eigenen Person entstanden dann zu Beginn der zwanziger Jahre neben Werken der Malerei, die im ' 9 10 RR