pfeiler, die Gurtbogen tragen - wovon die äuße- ren Halbbögen, die vier inneren Ganzbögen sind -, in fünf Felder geteilt. Die beiden äußeren Wandfelder enthalten jederseits zwei rechteckige Breitfenster in tiefer, abgeschrägter Segmentbo- gennische, während das mittlere Joch zu beiden Seiten drei solche Fenster hat. Zwischen den Gurtböden sind Tonnenwölbungen gespannt, mit einschneidenden Stichkappen über den Fen- sternJ Bestimmend für den Gesamtraum aber sind die ihn über und über bedeckenden Freskomalereien mit einem ebenso reichen wie kompliziert lesba- ren Programm. Den Raum beherrscht eine er- staunliche Bilderwelt, in der Gedanken aus den herkömmlichen Totentanzen in sehr persönlicher Umsetzung neben solchen, die dem Triumph des Todes zugeordnet werden könnten, ebenso ste- hen, als Spekulation über Vergänglichkeit und Er- lösung, dargestellt an antiken Metaphern und christlichen Symbolen. Große gemalte Totentanz-Zyklen, die ihre Verbrei- tung in Kupferstichwerken fanden, gab es seit dem 15. bzw. 16. Jahrhundert, so etwa in den Stad- enger Beziehung stand. Versammlungsort dieser Gemeinde war die Georgikapelle neben dem AugustIner-Eremitenkloster. Geistlicher Vater der Totenbruderschaft war der jeweilige Prior der Au- gustiner-Barfüßer. Zur Aufgabe hatte sich die Bru- derschaft die Bestattung von hingerichteten Ver- brechern auf dem Armensündergottesacker ge- setzt, später das Bestatten der Leichen von Ar- men und Verlassenen und besondere Gebete und Andachtsübungen um deren Seelenruhe. Die Mit- glieder dieser Totenbruderschaft kamen ebenso aus den vornehmsten Adels- und Bürgerfamilien wie auch aus einfachen Kreisen. Totenamter für die verstorbenen Mitglieder singen zu lassen wur- de bald Hauptaufgabe der Gemeinschaft, und mehr und mehr wurde Abraham a Sancta Clara aufgefordert, bei den Festämtern, bei denen häu- fig auch die kaiserlichen Majestäten anwesend waren, zu predigen. Aufgrund dieser engen Verbin- dung mit der Totenbruderschaft entstand in Pater Abraham der Wunsch, "die geliebte Totenkapelle zieren zu lassen mit einem Totentanz nach seiner Artui. Als Anleitung dazu schrieb er in seinem To- desjahr das Büchlein "Besonders meublirt und ge- freundschaftlicher Verbindung und widmete Pater Abraham manche seiner Schriften dem Freund. So ist anzunehmen, daß der Abt das letzte Werk des Freundes, das ein Jahr nach dessen Tod er- schienen war, erwarb und vielleicht schon er an eine Realisierung des Programms in einem der Stiftsräume dachte. Möglicherweise sprach er mit seinem späteren Nachfolger Placidus Much, der 1704 in das Kloster eingetreten war, darüber. Gemessen an der tiefen Geistigkeit des Pro- gramms der übrigen Räume des Stiftes, die alle auf Abt Placidus zurückzuführen sind, wird wohl auch das lneinanderverweben von Totentanz und antiker Todesvorstellung, gegenreformatorischen Gedankengutes und der Verheißung der Erlösung durch die alleinseligmachende Kirche von ihm ausgegangen und weitergegeben seln. Klar und streng ist die Bilderfolge aufgebaut, den ganzen Reichtum barocken und universalen Denkens wi- derspiegelnd; vom Betrachter Kenntnis der tief- gründigen Symbolik und Bereitschaft zur Medita- tion fordernd. Acht auf die Pfeiler gemalten Atlan- ten, die gleichsam die 4 Inneren Gurtbögen auf ih- ren Schultern tragen, bestimmen die Gliederung " "'_'1 211115111111 nnscmuss 1„ 63m5 101: ALS usmu 1' 111111114511 uun 1m 1 l l .TUD UNI] HEISHEITL SCHHERZEIISHÄIIII 11111111 K I1 1: 1 7: m R u x 11.! 1 111 um 1 1 n (J 0,11111. u sn wsmmm ß c NEUDW Ruuwx T 6 n u!) u 1m 1 m1 m o1 H1 W c zu m n: z zu m ß 11,131! 1 s u mu um u m3 :v. 1 um, z v 1 mm 1 1. u mm n slJ. u 21.1 z). nn s uu c s 1. .. U m 1l 59m, E Hw 1 will; 5.5 E m; +1131 m M111 zum. ü? ms. Mm w m 1G Flfkt ALIMJ 1 1 _ _ m L _ ß m z mw . m m. m um L H n. I] . x 1-11 ., m. T11 , 1 1. m 1T 1 1 I 4 .. _ _ MM. . 11.11, I . _ Ü: „ 1 .1 zu PÜT. .1 m 11--. H _ C 1 U _ 25m, 55mm 11 a5 s ............ 1,1 ä z 22.2 . ugmmä ßä: _[11IL wg; 2:8. ten Basel, Dresden oder Lübeck. Allen voran steht der Baseler Totentanz, der einmal von Matthäus Merian als wTodtentanz. Wie derselbe in der löbli- chen und weltberühmten Stadt Basel abgemahlet und zu sehen istu 1649 herausgegeben wurde, zum anderen von J.W. Valvasor als llTheatrum mortis humanaeu mit Kupferstichen von Hans Holbein, anno 1682. Zweifellos war die Kenntnis dieser To- tentänze eine der Voraussetzungen für die nlnven- tionlt des Programms von Altenburg, das aber dar- über hinaus noch sehr viel mehr Quellen und Ge- danken aufgreift. Daraus erhebt sich die Frage nach dem lnventor einerseits, den ausführenden Künstlern andererseits. Die über der Krypta gelegene, an Prunk und Har- monie reiche, in ihren Dimensionen alle anderen derartigen Räume übertreifende Bibliothek wurde zu Beginn der 40er Jahre des 18. Jahrhunderts von Paul Troger und seinem Freund Johann Jakob Zeiller mit Fresken geschmückt. Es ist anzuneh- men, daß Schüler der beiden Meister mit der Aus- maiung der Krypta nach einem vorliegenden, streng und bis ins kleinste Detail ausgearbeiteten Programm beauftragt wurden. Der lnventor des Programms aber wird wohl nie- mand anders als Abt Placldus Much (1715 - 1756) selbst sein, denn er allein konnte von der Toten- Schematische Gesamtübersicht der Krypta des Stiites Altenburg Anmerkungen 1- 7 (Anm. 4- 7 s. Text S. 10) ' Vgl. Ösierr. Kunsttopograpnie Bd. 5, Bez. Horn, Wien 190, S. 316117 Zu den weiteren Auslührungen vgl. auch mein entsprechendes Kapitel im Rahmen der ikonographie des Stilles Aitenburg des dz. in Druck befindlichen guches: Slllt Altenhurg und seine Kunslschätze, St. Pölten, NCJ. Pressehaus. Dült auch weitere Ll- ieraturangaben 1 Die Totenkapelle von Abraham a Sancta Clara. hg. von Karl Bert- sche, Gladbach 1921, S. 25. sowie mein Kapitel über die Krypta in: Sll1i Altenburg und seine Kunstschätze. St. Pblten, NÜ. Pres- seheus; Im Druck ' AD. 2D, 1 und 20,13. Vgl. dazu auch Flper Ferdinand, Mythologie der christlichen Kunst, 2. ADL, Weimar 1557, s. 112 4 Tntsnkepelle, 5.0. s. 201 il. nquisi aquae dlliblmul In ieirsm- ß ebenda, s. 211 I Isaias, 40,55 ' lsaias, 40. 15 der Bildzonen. Sie stehen im Abgrund und tragen das Fleich der irdischen Todesgroteske. Den Eingang zur Krypta bewachen außen Hades und König Minos - der Herr und der Richter des Totenreiches. innen sind zu Seiten des Einganges wasserspeiende Löwen dargestellt, wohl gleicher- maßen Zeichen der Macht und der absoluten Herr- schaft als auch Erinnerung an den Höllenhund Kerberos, der die Pforten zur Unterweit bewacht, um alle Seelen einzulassen, aber keiner die Flnck- kehr gestattet. Die Unterweit ist antiker Vorstel- lung gemäß umgeben von Gewässern, durch die Charon, der Totenfährmann, die Seelen übersetzt. Dieser antiken Unterweitsvorsteiiung setzt die christliche Lehre die Vorstellung des Abgrundes entgegen, der die Tiefen der Erde und des Meeres gleichermaßen mit einbezieht: wund ich sah einen Engel vom Himmel herabsteigen, der hatte den Schlüssel des Abgrundes... Und das Meer gab die Toten heraus, die in Ihm waren, auch der Tod und die Unterweit gaben die Toten heraus, die in ihnen waren-t heißt es in der Apokalypseß. Die Verbindung des Bereiches unter der Erde mit dem Wasser als Quelle des Todes ist auch einer der Leitgedanken von Abraham a Sancta Claras Totencapelle: nWEiI die Menschen die Sünde wie Wasser in sich hinein saufen, so werden sie auch 9