Elisabeth Schmuttermeier
Franz Anton Palko -
Zwei Repräsentationsbild
der Habsburger
Anläßlich der Vorbereitungen zur niederösterreichr
Landesausstellung 1980 im Stilt Melk "Österreich z
Kaiser Josephs ll.u wurde das Mitarbeiterteam a
Bild aufmerksam gemacht, das die Einsetzung Ja
als Mitregent seiner Mutter Maria Theresia darslelt
Gemälde soll sich in SchloB Feldsberg (Valtlce) bet
Über die Maße könne nichts Genaues gesagt werd
Es gehört zu den unerwarteten Veränderungen eine
stellungskunzeptes, wenn aus einem Bild letztlici
werden, noch dazu von der stattlichen Grüßt
455 x 236 cm. Dies konnte jedoch erst bei einer Be
gung in Feldsberg in situ festgestellt werden. Es
fast unglaublich an, daB zwei Gemälde, die rein qut
mäßig eine Aufstellung erlordern, In Vergessenhei
ten können. Eine Nichtbeachtung ist schon der Au.-
wegen unwahrscheinlich.
Erklärbar wäre diese Tatsache nur dadurch, daB der
Franz Antun Palko im 18. und 19. Jahrhundert in V
senheit geraten ist und erst wiederentdeckt werde:
Bestrebungen dazu sind bereits angelaufen." 1
Franz Anton Palko gehörte einer Malerfamilie an.
Er wurde als ältester Sohn des Malers Anton Pal-
ko 1717 in Breslau geboren, wo sein Vater in der
ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts tätig war. Das
Oeuvre Franz Antons wird sehr häufig mit den Ar-
beiten seines jüngeren Bruders Franz Xaver Karl,
der 1724 ebenfalls in Breslau zur Welt kam, ver-
mischt und verwechselt. Die Tatsache, daß beider
Künstler Vorname mit Franz beginnt, führte zu vie-
len Mißvervständnissen und gestaltete die Schei-
dung der Werke als sehr schwierig, zumal die bei-
den Palko der Vergessenheit anheimgefailen sind.
Dies führte dazu, daß Thieme-Becker in ihrem All-
gemeinen Lexikon der bildenden Künstler} nur
zwei Maler namens Palko, nämlich den Vater An-
ton und Frank Karl, anführen, wobei bei der Be-
schreibung der Werke des letzteren die seines
Bruders Franz Anton dazugezählt werden. So wird
Franz Xaver Karl als Schöpfer der beiden hier be-
sprochenen Bilder genannt!
Klara Garas versuchte in ihrem Aufsatz über die
Malerfamilie Palkoä eine Trennung der Arbeiten
der beiden künstlerisch veranlagten Brüder aufzu-
zeigen, womit das Auseinanderhalten von deren
Tätigkeiten ermöglicht werden soll.
Da nicht nur das Oeuvre der beiden Palko verwech-
seit wurde, sondern auch deren Aufenthaltsorte,
kann man in den wenigen vorhandenen Publikatio-
nen die unterschiedlichsten Lebensbeschreibun-
gen finden!
Als gesichert kann angenommen werden, daß
Franz Anton - mit einer Brünnerin, der Witwe des
Bildhauers Georg Schauberger, verheiratet - län-
gere Zeit In Mähren tätig war, bevor er zu Beginn
der 60er Jahre des 18. Jahrhunderts nach Wien
kam. Er malte Altarbiider] errang aber erst als
Bildnismaler größeres Ansehen.
So nannte ihn Josef von Sonnenfels in einer Rede
vVon dem Verdienste eines Porträtmalersu" in ei-
nem Atemzug mit Porträtisten wie Ftigaud, Nattier,
2
Greuze usw. Dies zeigt, wie bekannt und geachtet
Palko knapp nach seinem Tod - er starb am
19. November 1768 in Wien - war. Wurzbach be-
richtet, daB man in Palkos Arbeiten "vornehmlich
das herrliche Colorit rühmte. Sein Pinsel war aus-
nehmend weich, saftig und nicht Farbe, sondern
wirkliches Fleisch. Sein hypochondrisches Tem-
perament ließ ihn jedoch die Gesellschaft meiden,
so daß er, ungeachtet er ein großer Künstler war,
dennoch fast unbekannt blieb, denn seine Colle-
gen thaten nichts, um seinen Ruhm zu verbreiten,
sondern benützten vielmehr seine Sonderlingsna-
tur, um sich selbst vorzudrängenu."
Palkos Arbeiten lassen ihn uns als bedeutungsvol-
len Repräsentanten des höflschen Barockporträts
erscheinen, zumal es sehr wenige gute Biidnisma-
ler in dieser Zeit in der Residenzstadt Wien gab.
Der Stil des damals dominierenden Hofporträti-
sten Martin van Meytens galt bereits als veraltet.
Diese Tendenz erklärt auch den Erfolg Jean-
Etienne Liotards beim Herrscherhaus wie auch
beim Adel. Von beiden Gruppen bekam er be-
kanntlich zahlreiche Aufträge.
Ein weiterer Künstler, der in dieser Zeit bei den
Habsburgern und beim Hofadel zu Ansehen kam,
war Franz Anton Palko. So erhielt er beispielswei-
se den Auftrag, ein Bildnis Kaiser Franz" I. Ste-
phan anzufertigen, dem eines von Maria Theresia
folgte."
Weiters malte er 1766 ein iebensgroßes Gemälde
Kaiser Josephs il., das für die Galerie europä-
ischer Herrscher in Schloß Christianborg be-
stimmt war. Heute hängt es in Kopenhagen im
Schloß Amalienborg. Für diesen Auftrag wurde er
dem dänischen Gesandten in Wien, Graf von Ba-
choff von Echt, vom Staatskanzler Fürst Kaunitz
vorgeschlagen. Aus einem Stich von J.E. Mans-
feld nach einer Zeichnung von Johann Christoph
Fleinsperger, die dieser von einem Gemälde Franz
Anton Palkos gemacht hat, ist uns eine Darstel-
1 Martin van Meyiens, wfamllie des Grafen
laus Vill. Palffy-Erdödu. OllLeinwand. Wien, O:
chische Galerie, Barockmuseum
2 Jakob Schmutzer, Kupferstich nach einem G:
von Louis Tocque, ßWencel Anton Grat von K
Rietbergn, 1764
3 Franz Anton Palko, Leopold il., Sohn Maria The
links ober ihm die Büste Franz Stephans von L
gen (Ausschnitt Abb. u)
4 Franz Anton Palko, Maria Theresia mit dem 10
Sohn Maximilian
5 Franz Anton Palko, Marie Theresia mit ihren
Ferdinand, hinter beiden Staatskanzler Wencei
Fürst Kaunitz-Rietberg (Abb. 4, 5 Ausschnitte i
(Amerkungen 1-12 s. S. 5)