l Aktuelles KunstgeschehenlÖsterreich Wien Wiener Künstlerhaus Die Kultur der Vojvodina Eine umfassende Präsentation, die die verschiedenen Ge- biete kulturellen Lebens umfaßte. Neben dem dominie- renden Teil der bildenden Kunst waren auch der Film, die Wissenschaft, die Musik, das Theater, das Veriagswesen, die Fotografie und die Volkskunst dokumentiert. Die Ar- betten von 95 zeitgenössischen Malern, Biidhauern, We- bern und Keramikern zeigten, daß wir in der Vojvodina wie in ganz Jugoslawien fast alle Kunstrichtungen westlicher Prägung vertreten finden. Der Bogen spannte sich von ei- nem lockeren Expressionismus, der von Cezanne her- kommt, Ivan Jakobclc und Jovan Vitomirov gehoren hier genannt, bis zu dem tachistischen Gerinne von Sandor Torok, von landschaftlichen Impressionen, wie dem Bild des Jovan Sevdic oder Beia Pechan, bis zum magischen Realismus eines ivan Repasic oder Milan Miacevic. Da- bei beeindrucken oft Blätter wie jene von Dusan Todoro- vic in ihrer kargen Art besonders. Beängstigend ist der an- schauliche Neoreaiismus des istvan Zsaki. Einige beach- tenswerte Webereien und auch eine stattliche Anzahl un- konventioneller Keramiken - es sei nur auf Redisa Petro- vic, ivan Jandric und Iren Togyeras hingewiesen - waren zu sehen. Am schwächsten schienen uns die Bildhauer. Zwar sind auch hier verschiedene Richtungen am Werk; am eindrucksvollsten waren die beiden Frauenfiguren von Rakto Gikic und die torsoartigen Formen von Mladen Ma- rinkov. Sehr schön waren die Exponate der Museen von frühge- schichtiichen Funden bis zu mittelalterlichen Ikonen, wo bei einige römische Artefakte (mit Gold verzierte Helme) oder der Schatzfund aus Kovin, der Gegenstände aus der La-Tene-Zelt zutage brachte, besonders erwähnenswert sind. Die Volkskunst war neben Hintergiasbiidern beson- ders mit schönen Goldstickereien der verschiedenen Vol- kerschaften des Banats vertreten. Vorn Theater berichteten 31 mehrfarbige, künstlerisch ge- staltete Plakate. Welters waren Bücher und Zeitschritten aufgelegt. Fiimvoriührungen, Konzerte, Volkstänze, Vor- trage und ein Gastspiel des Theaters von Novl Sad (im Akademietheater) gaben ein umfassendes Bild der Kultur der Vojvodina. (20. 3. - 19. 4. 1981) - (Abb. 1) Die Geometrie und ihre Zeichen In der Passage-Galerie waren 61 Graphiken von ebenso vielen Konstruktivisten aus aller Weit zu sehen. Folgende Nationen waren vertreten: Italien, Südamerika, Schweiz, Frankreich, Japan, Jugoslawien, Deutschland. Die Aus- stellung ist in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Kulturinstitut in Rom und dem Italienischen Kulturinstitut in Wien zustande gekommen, und eine Gegenaussteiiung der osterreichlschen Konstruktivisten wird in Rom statt- finden. Die wassociatione AM-t und das uSlUCiiO AM 16t- in Rom organisierten den Austausch. (30. 4. - 31. 5. 1981) - (Abb. 2) Robert Proisl - "Lange Zeilen, ein Fotofolgebiid Proisl hat eine Straße in Fietz, die diesen Namen trägt, fo- tografiert. Er zeigt auszugsweise dreißig Bilder von zehn Hausern auf etwa hundert Metern einer abschüssigen Gasse. Alle Fotos sind aperspektivisch. Fundamental:- stufungen, Tore, Fenster, Dachrinnen visualisieren den Raster des Bildaufbaus, der von Proisl durch Linien au- ßerhalb der Bilder markiert wurde. (Abb. 1a) Wiener Secession Gerhardt Moswitzer Skulpturen I Fotografien I Zeichnungen "Eisenzeuglandv war der Titel dieser Sammlung wesentli- cher Objekte aus der Hand dieses steirischen Künstlers. Wenn auch bereits einige dieser Arbeiten in Wien zu se- hen waren, so ziehen die in Gruppen angeordneten Ste- len, großen Figuren und schreinartig verschlossenen, in verschiedenen Materialien gearbeiteten Kasten den Be- trachter immer wieder mit fast magischer Kraft an. Und das ist es auch, das sowohl aus jedem einzelnen Stück als auch aus dem ganzen Ensemble, und um ein solches ging und geht es Moswitzer ja auch immer wieder, über- zeugend zu spüren ist: die Kraft! Hier ist keine leere Ge- ste, kein spielerischer Pathos, hier ist Sein, ist Elsenzeug im Eisenzeugiand. Gestaltungen unserer Zeit! Nicht um- sonst scheinen uns gerade die letzten Arbeiten des Künstlers, jene Kombinationen verschiedener Materia- lien, so sehr verriegelt und in sich verschlossene Welten zu sein, deren Konstruktionen aber durch dicke Piexiglas- scheiben für uns doch einsichtig sind und die doch, wie eben jedes achte Kunstwerk, mehr als nur das schaubar Organisierte ist. Eine überaus exakte Arbeit. Eine durch- dachte Aufstellung zelchnet die Ausstellung aus. Neben den Plastiken waren noch die strengen Zeichnungen dazu zu sehen und vor allem aber auch von Moswitzer aufge- nommene Fotos seiner Objekte in der Landschaft. Hier, im Widerspiel mit den Elementen der Natur, wird uns die ganze Breite der Aussage erst im letzten vergegenwärtigt. (3. - 29. 3. 1961) - (Abb. 3) 42 Ferdinand Penker 1950 in Klagenfurtgeboren, wohnt Penker seit 1977 in San Francisco, USA. Er zeigte hier Temperabiider und Radie rungen, arbeitet aber auch als Piastiker und hat seine strengen Metallskuipturen auch bereits wiederholt ausge- stellt. Bei den Bildern beschränkt er sich hauptsächlich auf wenige Gestaltungseiemente, auf fast monochrome Flächen mit einigen linearen Elementen, die dann signal- artig aus dem gleichmäßigen Auftrag aufleuchten. Auch bei seinen Radierungen ist es immer wieder der plötzli- che, ja unenlvartete Einbruch einer Linie in dem gleichmä- ßigen Rhythmus der rasterhaften Striche, der die Auf- merksamkeit auf sich zieht. (3. 3. - 29. 3. 1981) - (Abb. 3a) Neue Galerie Leopold Hauer Die Zeichnungen und Öiblider des alten Meisters, Motive aus der bäuerlichen Umwelt, sprechen mit ihren ehrlichen Formen und herben Farben immer wieder an. Die geome- trischen Einheiten der architektonischen Elemente, die wir in diesen Bildern stets aufs neue finden, geben ihnen eine Strenge und zugleich einen feierlichen Ernst. Es ist erfreulich, daß Hauer nach wie vor diese Kraft der Aussa- ge hat und seinem Weg auch immer treu geblieben ist. (12. - 31. 3. 1981) - (Abb. 4) Peter Kaiivoda -mich fasziniert die entdeckung, daß reduzierung eine er- weiterung sein kann-i, bekennt der Künstler, der hier Gra- phiken und Malereien darbot. Es sind aber nicht nur Redu- zierungen, mit denen Kaiivoda sich beschäftigt, es sind hintergründige Spiele mit den Versatzstüoken unserer Kindheit (Papierschiffchen, Papiertschako, Himmel und Hölle), eingebunden in eine Biidebene und mit lustigen Farbsprltzern zu einer Einheit eingesegnet. Kein Purzei- baum ist Sünde und jedes Lächeln Befreiung, so sind auch Kaiivodas Ewigkeiten keine drohenden Donnerwor- te, sondern farbflockige, fröhliche Geldstheiten, die da und dort (zufällig?) figuraie Anklänge ahnen lassen. (4. 4, bis 5. 5. 1981) - (Abb. 4a) Friedrich Piahl Das Motiv der Zeichnungen und Aquarelle ist Rom, meist sind es freilich die Reste des antiken Rom. Piahl gelingt es in einigen Blättern sehr gut, das schemenhaft Monu- mentale gewisser Ruinenstätten festzuhalten. Er be- schränkt seine Palette und erreicht damit eine distanzier- te Gehaitenheit. Freilich will uns die Anwendung dieser Manier nicht bei allen Motiven den Gegebenheiten ent- sprechen. Seinem lockeren Strich gelingt es, mit wenigen Wendungen Tiefe und Raum zu schaffen. (7. 5. - 2. 6. 1981) - (Abb. 5) Alois Riedl in den l-iaupträumen der Galerie läuft gleichzeitig eine sehr umfangreiche Schau großformatiger Bilder und Zeichnungen des Oberösterreichers, der sein umfangrei- ches Oeuvre gänzlich dem Thema Sitzmöbei gewidmet hat. Abgesehen von dem großen Fleiß des Künstlers, wir sahen erst in den letzten Jahren immer wieder große Aus- stellungen Riedls und immer wieder mit neuen Bildern, ist auch gerade In dieser Exposition eine deutliche Entwick- iung feststellbar. Auch hier sind es immer wieder die For- men der Polstermöbel, die in verschiedenen Techniken festgehalten werden, doch es wird immer wieder sehr deutlich, daß sie sich zu Individuen entwickeln. Assozia- tionen mit menschlichen Torsi in verschnürten Gefügen, in gewissen Phasen an Otto Eders oder Rudolf Kedis Schaffen erinnernd, steilen sich bei der Betrachtung die- ser Arbeiten ein. Sehr eindrucksvoll sind die zu Tryptycha angeordneten Werke mit blldüberschreitenden Komposi- tionen, die neue Ebenen zu erschließen scheinen. (7. bis 31. 5. 1981) - (Abb. 6) Galerie auf der Stubenbastei Anton Watzl Eine große und sicher auch entscheidende Schau auf dem bewegten und an Ausstellungen in aller Weit so überreichen Künstlerweg. Es waren Erdgeschoß und Obergeschoß der Galerie in Anspruch genommen. Die Bil- der in Mischtechnik, ebenso wie die Federzelchnungen, die eine eher harte und klare Gestaltung weisen, waren nach der Lektüre von Ftobert Musils Roman nDer Mann oh- ne Eigenschaftenu entstanden und reichen von fast ab- strakten Kompositionen bis zu deutlich mit dem Text ver- bundenen figuraien Erinnerungen. Die Farben sind dabei in ihren sparsamen, fieckigen, fast plakativ reinen Setzun- gen Modulationslräger der jeweiligen Empfindungen, wo- bei natürlich Watzle Textauffassung eine große Rolle spielt. Der zweite Zyklus war Hermann Hesses r-Siddhart- hau gewidmet. Reine Holzschnitte in Schwarzweiß, von denen ähnliches wie von den Bildern zu sagen ist. Keine Illustrationen! Watzls freie Umsetzungen jener bei Hesse anklingender Gedanken in der von ihm geschilderten Handlung eingebunden. Auch hier sind die verschiedenen Elemente der Gestaltung vereinigt, oft in traumhafter Nä- he einander vermählt. Es scheint uns kein Zufall, daß zu der bei Tusch erschienenen Buchausgabe dieser Drucke ein Textbeitrag der Friederike Mayröcker aufschelnt. (31. 3. - 25. 4. 1981) - (Abb. 7) Galerie Ariadne Josef Kern Der 1953 geborene Steirer ist einem recht harten Realis- mus verbunden. Wenn er auch hauptsächlich, bei sich selbst beginnend, seine nächste Umgebung immer wie- der kritisch festhält, so sind es meist recht zum Nachden- ken herausfordernde Ausschnitte des Lebens. Mit brei- ten, groben Pinselstrichen erinnern uns manche Bilder an Gersti, nur daß hier noch alles fester und gegenwärtiger ist. (30. 1. - 21.2. 1981) - (Abb. B) Erwin Bohatsch Aus einem surrealen Mutterboden steigen bei diesem Ma- ler, wie aus dem dunklen Humus der Erde, eine unglaubli- che Füiie von unbestimmbaren Wesen, oft an diese und jene konkrete Erscheinung erinnernd. Die Bilder lassen uns oft an einen Blick durch ein Mikroskop denken, bei dem uns auch eine reichhaltige, mit freiem Auge noch hie geschaute Welt in ihrem Gewimmel ersteht. Der 1951 in Mürzzuschiag geborene Maler stellt seit 1972 laufend aus, und seine Bilder zeigen eine ständige Verdichtung. (24. 2. bis 21. 3. 1981) - (Abb. 8a) Turi Werkner 1948 in Innsbruck geboren, lebt dieser Maler in London. Auch bei ihm haben wires mit einer ähnlichen Ausgangs- steiiung zu tun, nur daß er alle vergleichenden Annähe- rungen von Haus aus ablehnt und auszuschalten bestrebt ist. Werkner meint: n... gesucht ist das völlig entdrtiichte und entsachlichte Un-Biid, vor dem nur mehr die Reaktion ,Das gibt's nicht? möglich iSLu Nun, seit Turi Werkner gibt es auch das: Die gewünschte Reaktion bleibt aber be- stimmt aus. Die auf Papier gearbeiteten Acryibilder sind sehr unterschiedlich in ihrer intensivität. Bei manchen blassen Blättern fragt man sich, trotz der Fülle von Ge- staitungsbemühungen, ob es ein Gewinn ist, daß es das gibt. Es ist sicher nicht das Chaotische, das zu diesem Schiuß führt. Das finden wir bei Bohatsch auch, es ist wahrscheinlich das Gewolite, nicht Gefundene, das eine tönerne Schelle aus allem Bemühen werden läßt. (24. 3. bis 22. 4. 1981) - (Abb. 9) Robert Kabas Der 1952 geborene Niederösterreicher hat ein vielfältiges und spannungsreichee Oeuvre. Wenn wir frei von allem Gedankiichen an dieses herangehen, werden wir schon von der Kraft der linearen und coioristischen Gestaltung fasziniert. Dabei sind diese oft sehr großen Acrylarbelten in ihren Aussagen ganz und gar unserer Zeit, einer Zeit, die von der Technik, der Physik, Chemie und der Psycho- anlayse auf weite Strecken geprägt wird, verbunden. Ka- bas schneidet für sich viele Fragen an. Sein Ideenreich- tum, seine Kombinationsfreude, sein Detaiieinsatz, all das löst beim Betrachter sogleich verbindende Assozia- tionen aus. Seine Stärke scheint uns nicht im Additiven, sondern im einmaligen Herausiösen des strukturellen Magischen zu liegen. Seine Bilder erinnern an den Aus- spruch Albert Camus': "Da erzählt man mir von einem un- sichtbaren Pianetensystem, in dem die Elektronen um ei- nen Kern kreisen. Man erklärt mir dieWelt mit einem Bild. Jetzt merke ich, daß wir bei der Poesie gelandet sind: nie werde ich wirklich etwas wissen; Kabas Bilder sind Poe- sie. (23. 4. - 21.5. 1981) - (Abb. 10) Galerie Basiiisk Peter Stransky Söhne bekannter Künstler haben es immer schwer. Es sind auch hier ähnliche Motive, wie sie seinen Vater Fer- dinand immer wieder zu Gestaltungen reizen. Die Land- schaft, die Gruppe, das Stilleben. Es ist auch ein ähnli- cher Stil, eine Weiterführung der Famiiienschule. Beson- ders kraftvoli und gelungen scheinen uns einige Graphi- ken, wo Stransky der Jüngere mit sehr straffen Strichen Tiefe und Raum, Atmosphäre und stille Herbheit getrof- fen hat. Auch bei einigen Ölbildern konnte man einen we- sentlichen Fortschritt feststeilen. (5. - 30. 3. 1981) Galerie im Theater am Schwedenplatz Oskar Zimmermann Ein zu Unrecht etwas ins Abseits geratener Zeichner und Maler des Wiener Künstlerhauses zeigte figuraie Zeich- nungen und Monotypien. Mit beiden Techniken über- rascht er durch eine einfache, klare und das Typische er- fassende Strichführung. Die Monotypien wirken beson- ders durch ihre wohigazielte Ausgewogenheit der Hellig- keiten in dem Dunkel der Gründe. (18. 3. - 11. 4. 1951) - (Abb. 11) Galerie am Graben Karl Vonmetz Kleine Metaliobjekte, sehr sauber gearbeitet, kl.lhi, fast funktionell. Dabei sind diese Miniaturen durchaus als Schmuckstücke zu tragen, aber auch zum Aufstellen und