im Tod noch weiterleidenden Christus abgelöst. Das Bild der Gottesmutter als rrTDGOIOKDSu, von dem der De- mutsmadonnadieihrLebenhindurchdieiiAncilladomi- niri, die Magd des Herrn der Verkündigung bleibt. AmdeutlichstenfaßbarwirddieserWandelandenitalie- nischen Tafelkreuzen des 12. und 13. Jahrhunderts. Das Kreuz aus dem Franziskanerkloster Zara (Abb. 2) entstand zu Ende des 12. Jahrhunderts im dalmatini- schen Grenzgebiet, einem Gebiet, in dem oberitaIieni- sche und byzantinische Einflüsse gleichermaßen wirk- sam wurden. Große und Plastizität des Kreuzes ent- stammen dem oberitallenischen Bereich, die strenge Form des Bildes Christi dagegen mit dem Gesicht des Pantokrators sowie die Darstellung des Erzengels Mi- chael, östlichen Darstellungen desjungsten Gerichtes entnommen, wird aus Byzanz bezogen. Das im zweiten Drittel des 12. Jahrhunderts entstande- ne Kreuz von San Damiano, das der Legende nach zu Franziskus gesprochen haben soll (Abb. 3). ist wesent- Iich weniger archaisch im Typus alsjenes von Zara und setzt in italotoskanischer Form die römisch-benedikti- nischeTraditionfort. DerCorpusChristiistweicher,das Hauptleichtgeneigt,derstrenge BlickgemildertAnder Spitze des Kreuzes ist die Aufnahme Christi nach der Auferstehung in den Chor der Engel dargestellt. In Iko- nenhafter Statuarik sind die dramatisch-narrativen As- sistenzfiguren der Spätantike neben den Corpus Christi gestellt. In dem Kreuz, das Giunta Pisano um 1240 für Santa Ma- riadegli Angeli schuf (Abb. 4), wird dertote anstelle des lebenden Christus gezeigt, die Auffassung von Christus ebensosehrverändert, wie die Funktion der Kreuztafel. Giunta greift den im Westen bisher weitgehend abge- lehnten byzantinischen Bildtypusdes totenChristus mit geneigtem Haupt und nach links ausbiegendem, mit Lendentuch bekleidetem Körper auf. Als erster wesent- Iicher Vertreter der maniera graeca verbindet er diese mitfranziskanischerFrömmigkeit. DenndiefürdenWe- sten neue Darstellungsform Christi als des Leidenden, toten, ja auch im Tode noch weiterleidenden, ist durch 10 franziskanische Passionsmystik und Passi0nsmedita- tiongepragtdie aufder ldeederCompassio, des "effek- tiven NECÜQTIBÖGDSG aufbaut. Die rasche Verbreitung der Kreuze entspricht der raschen Ausbreitung franzis- kanischer Frömmigkeit und franziskanischen Ge- dankengutes." Der franziskanischen Meditationsvorstellung kam die Bildsprache der Ikone weitgehend entgegen. Ikonen, die im Osten zum Kircheninventar gehören konnten, wurden im Westen mit der Ehrfurchtvordem kultischen Geheimnis umgeben. Nach Errichtung des lateinischen Kaiserreiches in Konstantinopel im Jahre 1204 kam es zu einem regelrechten lkoneriimport nach Europa, der eine Imitatio der Ikone, vor allem in den Kreisen der neuen franziskanischen Ordensgemeinschaft auslö- ste. In einer nordumbrischen Vitentafel des hl. Franziskus (AbbS). um t260I70inderNachfolgedesGiuntaPisano entstanden, wird Franziskus in feierlich hieratischer Haltung vor Goldhintergrund in der Mitteltatel gezeigt. Der Heilige steht streng frontal, das asketische Gesicht ist von grünltchem Inkarnat, in der Rechten hält der das Kreuz, in der Linken das Buch. Das mittlere Feld wird von je zwei Szenen umgeben. die Wunderheilungen nach dem Tod des Heiligen zum Thema haben. Das Re- tabel folgt damit dem System byzantinischer Heiligen- ikonen. Ein Diptychon aus der Schule von Lucca, heute in den Uffizien in Florenz (Abb. 6). in Größe und Thematik zu of- fiziell, um ein Privatbild zu sein, wurde um die Mitte des 13. Jahrhunderts für einen Klarissenkonvent gemalt, um auf einem Altar zu stehen, vor dem, in Versenkung in das Bild, Gebetsübungen verrichtet werden konnten. Die Komposition bestimmen die dominanten Figuren des Kruzifixes und der Eleusa, der iiErbarmenden Got- tesmutterrr. Der ganze Kultplan des Jahres war in den beiden Polen der Mariologie und der Passion verankert. Die einschlägigen Texte der Marien- und Passionsmy- stik zeugen ebenso davon, wie die offizielle Franziskus- biographie des Bonaventura, die als Leitfaden für das 5 Vilaretabel des hl Franzis- kus, nordumbrisch, um t260I t27O Vatikan. Pinacoteca Programm des Ordenszu lesen ist. Aber auch im Osten wardas Doppelbild von Eleusa und Kreuzigung eineder wichtigsten Kultikoneri des Passionsritus. Für die Dar- stellungdes Gekreuzigten ist dasVorbildeinesCrocedi- pinta evident. Dem entspricht die Größenrelation des Gekreuzigten zu den übrigen Figuren. Die AnhängerJe- su sind so dargestellt, als hätten sieden tabellone unter den horizontalen Kreuzbalken zu füllen. Dazu kommt in- haltlich die Übertragung in franziskanische Sicht. Das im Boden verwurzelte Astkreuz fordert zur Kontempla- tion nach Bonaventuras Lignum vitae auf, die vier Figu- rengruppen entsprechen jenen narrativen Erweiterun- gen des Passionstextes, wiesie inden "Meditationes vi- tae Christin eines toskanischen Franziskanermonches aus der Zeit um 1300 geschildert werden." Natürlich istjede Szene für sich als Grundlage einer ei- genen Versenkung gedacht. Die Begegnung Jesu und Mariä vor dem Stadttor wird zuerst dargestellt. "Als sie ihn mit dem schweren Kreuz beladen sah, sank sie halb tot vor Schmerz iri sich zusammen. Kein Wort brachte sie über die Lippen und auch der Herr konnte nichts sa- gen, da die Schergen ihn eilends vorübertriebenxiß Darüber folgt die Ohnmacht Mariens nach des Longi- nus' Lanzenstich, daneben die Szene: Maria begibt sich auf Geheiß ihres Sohnes unter den Schutz Johannes] undschließlichdas Bild derKreuzabnahme. Handlungs- ablauf und Kontemplation, die Einbindung in und die Herauslösung aus einem erzählenden, schildernden Zusammenhang halten sich die Waage. Demgegenüber steht die abgeschnittene Halbfigur der EIeusaalsBild im Bild, ihrzuseiten Petrus undJohannes derTäufersowiediehl. Klara, GründerindesOrdensder armen Schwestern. Unter der Marienikone, gleichsam als Predella _- dieser, das mehrteilige Altarbild vorbe- reitenden Komposition - sind Antonius von Padua und Franziskus zu seiten des hl. Erzengels Michael neben Antonius dem Eremit und Jakobus dargestellt. Abgesehen von der Tatsache. daß die Ikone dem Stre- ben nach Andachtsbildern der neuen franziskanischen Frömmigkeitsbewegung so sehr entgegenkam. mag