10 den vorläufigen Abschiuß der Arbeiten und lassen zugleich die vom Bauherrn intendierte Bedeutung der Anlage signifikant hervortreten: die Architek- tur hatte letztlich als stimmungsvolle Kulisse für retrospektive, das Mittelalter heraufbeschwören- de Spiele in ritteriichem Gewand zu dienen. S0 nahm ein kapeilenartiger Raum gotischen Charak- ters eine Bibliothek von Fiitterromanen auf; die Lü- nettengemäide zeigen demgemäß Szenen aus Friedrich de la Motte Fouques 1815 erschienenem Ritterroman iiDie Fahrten Thiodoifs des islän- dersrr" (Abb. 4). Auch errichtete man eine sog. Tur- niersäule" und schuf einen Turnierpiatz" (Abb. 2), der an die freilich weit aufwendigere, architekto- nisch gefaßte Anlage in Laxenburg gemahnt". Darum könnte der Wiener Aufenthalt Ernsts i. - der sich selbst in Rüstung porträtieren ließ" - ei- nen entscheidenden Anstoß zur spezifischen Aus- biidung der Flosenau als Ort der Evokation mittei- alterlichen Ritterwesens gegeben haben's. 11 Der umfangreiche Auftrag zur Errichtung von acht Zimmern des Schiößchens wurde etwa im März 1816" dem Bürgerlichen Tischlermeister Friedrich Hasselbrink erteilt, der dem Herzog, wohl wäh- rend seines Wiener Aufenthalts aniaßiich der Hochzeit Prinz Ferdinands, persönlich Muster vor- gelegt hatte". Wie aus den Akten der Wiener Tischlerinnung hervorgeht, trat der in Göttingen geborene Handwerker am 28. April 1806 als Gesel- le" in die Werkstatt des zu den bekannteren Tisch- lern Wiens zählenden Johann Fleimann" ein. Am 14. Oktober 1811 erhielt er die "Befugnis auf alle Gattungen Möbel, Gaianterie- und Bautischierar- beitenii"; dementsprechend erscheint er in dem bereits 1811 verfaßten nHandiungs-Gremien und Fabricken Adressen Buch von Wien und Nieder Oestreich für das Jahr 1812i: des Anton Fiedlsz. Die Aufnahme in die Zunft erlangte Hasselbrink am 16. Mai 1812 mit einem als "Gesellschafts- Tisch von Mahagoni und Mailaquite Holz, das 10 Salon im Schloß Niederiülibacri bei Coburg, Zustand urn 1934 11 Kanapee, Fauteuiis und Stühle, wohl Wien, um 1816, Nuiibaumhoiz, Bezüge erneuert. Coburg, Schioß Eh- renburg, inv. Nr, l 341 und lt 1141115 Anmerkungen 41- 73 1' Paul v. Ebart: Luise Herzdgin von Sachsen-Coburg-Saalfeid. Ein Lebensbild nach Briefen derselben. Minden 1903, S. 40; siehe Ott 1969 (wie Anni. 2a; s. a4. "7 Armin Leistner: In Stein gehauen. Flurdenkmäler des Coburger Landes. in: Jahrbuch der Ccburger Laridesstiitung 1963, S. 50151. Abb 6d: Norbert H. Ott; Zur Geschichte des Schlosses Fiossnau. In: Bayeriarid 821980. H. B, Abb. S. 49. " Ott 1969 (wie Anm. 2B] S. 91 und 138, Kai, 54, Abb. 17a. " AussL-Kat. Romantische Glasmalerei in Laxenburg. Wien 1962 (: 54. Wechselausetellung der Osterreictiischen Galerie), bes. S. 10111. Abb. 1: Josef Zykan: Laxenburg. Wien-München 1969, S, 45146. Abb. 39140; zuletzt Hanna Egger: Giuckwunschkarten im Biedermeier. München 1980, S. 12V 16. "f v. Ebart 1903 (wie Anm. 41) Tat. nacn S. 34 "im Hinblick auf die Rosenau sind zwei Wiener Bestellungen Erhsts I. von besonderem Interesse. Seit Ende April 1816 drängte der Herzog auf die rasche Ubersendung VOn Zeichnungen der Al- täre und sonstiger "innerer Decoralionenii der Wiener Burgkapei- IG, die 1802 eine neugoiische Ausstattung erhalten hatte (StACO. LA A I 23b 16 E V, Nr. 2, fbl. 52). Arn 20, Juli 1816 schickte man die Blätter aus Wien ab, die in Coburg zweifellos in Zusammenhang mit der Ausschmückung des Rosenau-Scnlößcriens benötigt wurden. Ferner ließ Ernst l. Ende 1817 die Folge der Umrißradie- rungen der iiUndinei- beschallen (siehe Anhangl. welche die Er- Zahlung de ia Motte Fouques in ein gotisierendes Ambiente ver- setzen. Vielleicht sollten die Illustrationen auch als Vorlage für die Dekoration des Bades im Erdgeschoß der Rosenau dienen, iidas noch nicht ganz fertig ist und wb die Undine, Onkel Kunte- born, der schone Filiier und Berthalda als Gemälde hinkommen-i, wie Herzogin Lulse 1817 schrieb (v. Ebart 1903, wie Anm. 41, S. 41). " StACO, LA A l 28b 16 E V, Nr. 1, fOi. 15, sowie ebd. Nr. 2, fDl. 19 und tol. 30. " Ebd. Nr. 2, iol, 100. " ALIWT, Zuschick-Protokoll 1805-1307. f" t-ilmmelheber 1978 (wie Anm. 28) S. 4 ; Franz Windiscri-Graetz: Der rätselhafte Meister B. HOII und die Wiener Kleinmöbel des frühen 19. Jahrhunderts. in: alte und moderne Kunst Jg. 23, 1978, H. 160161, S. 32. 9' ALIWT, Fieglsterbuch über verschiedene Ordnungen und Dekrets und Rathschidg 1775-1511, Nr. 23767. " S. 100: iii-laßelbrick Frled., in der Fiossau, 2401i. 9' ALIWT, Protokoll über die bey versammelten Handwerkern abge- handelt werdende Gegenstände, Jahr 1812. 5' ALIWT, Haupt Protokoll worinnen von der gesamten Meister- schatt der bürgerlichen Tischlerinnung in Wien die entrichte- ten und rückständigen Quartalauriagen und auch die au1gedun- genen zu Gesellen freigesprochenen Lehrlinge enthalten sind, 180611„ 101. 339. 9' ALlWT, Protokoll über die an das Bürgerliche Tischierhandwerk ergangenen Verordnungen, 172911„ Geschättsnummer 21713; zur Gewerbsheimsagung siehe Heinz Zatschek: Geschichte der Tischler in Wien. Wien O.J. iMascti-Ms. in ALIWT] Bd. 2, S. 595 bis 598. 5' Zu Tiscriiergewerbe und Mbbeikunst in Wren wahrend und nach der Kongreßzeit siehe u.a. Franz Windisch-Graeiz: Möbel, In AussL-Kai, 150 Jahre Wiener Kungreß. Wien 1965, S, 382-84, und Himmelheber 1978 (wie Anm. 2B) S. 3611, 5' Meist wurden für jeden Raum 7 in der Wortwahl der Quellen - ein wDiwan- (oder eventuell eine 1003115914159"), zwei i-Fauteuilsii oder mrmsessel- und mehrere - gewöhnlich sechs oder vier - isessei. angefertigt, ferner ein runder oder achieckiger Tisch und, in Entsprechung zur Zahl der Fenster, ein bis drei Konsolen. Eine Ausnahme bildete vor allem der - wohl mit dem südöstti chen Eckraum des Hauptgeschosses identische 7 Salon mit ei- nem i-Eckdiwan aus einem mittleren und 2 Seiiensiücken beste- hend-i. 18 "Sesselnm und einem "runden Tisch nach Verhältnis des Diwansr. Wie aus den Beschreibungen der Möbel IU schlie- Ben ist, lagen wohl auch die übrigen von Hasselbrink ausgestat- teten Raume s zumindest überwiegend - im Haupigescrioß des Scnidßchens, " Für die Bezüge wurden keine Seiden, sondern zumeist Wollstnf- te - wie Merino, Pruneile und Casimir 7 verwendet. Die Archi- valien uberlieiern folgende Farbzusammensteilungen: wlilla be- schlagen, mit grüner Traperie und Sitzi- sowie ngrüne Traperie und Sitl mit weißen Schnürenu; iigelb mit grauem SitZ und Trape- rieii sowie "grau beschlagen mit lllla Schnüren und Horden-i; vblau mit gelber Traperie und Sltz- sowie "gelb beschlagen mit lilia Schnüren und Horden-i; nweiß mit blauer Traperie und Sitz-r, (vgl. auch die farbigen Biaiier in OMAK, K. i. essen 11., XVllluult ff.) Die gestreiften Mdbeibezüge, welche die Aquarelle