iener Biedermeier in Coburg
iener Orientmalerei des
Jahrhunderts
ashions of the Hapsburg Era
ustria-HungarylNew York
Wiener Kunst- und
Antiquitätenmesse 1981
Neue Hofburg
15.- 22. November
Essay
Römisches Kunstleben
Streiflichter und
Repräsentation
österreichischer
Künstler
Sotheby's
Kunstauktionen seit 1744
Versteigerung in München
25. 11. 1981
Franz Anton von Scheidel
Tieraquarelle
Moschusrier, Aris-Hirsch, Rentier;
Aquarell, Deckfarbe und Bleistift, 360 504 mm
Franz Anton von Scheidel, Wien 1731 1804,
war einer der berühmtesten Wiener Buchillustraroren
seiner Zeit, spezialisiert auf Pflanzen und Tiere.
Informationen und Kataloge
über diese Auktion
sowie über alle Versteigerungen der
Sotheby Parke Bernet Gruppe
in
London New York Genf Monte Carlo
SOTHEBY'S KUNSTAUKTIONEN GES. M. B. H.
1010 Wien
Kämtner Ring 2A
Telefon 0222 659804 oder 659805
Schätzungen Begutachtungen Annahme von Kunstgegenstinden aller Art
Placierung schriftlicher Gebote. sachgemäßer Transport
GIESE SCHVVEIGEI?
KUNSTHAN DEL
GALERIE SALIS
Kunsthandel
KARL SCHUCH
1846 1905
wAm Hintetsceq
Öl auf Leinwand. 64 81 cm, signicrt
und mit Nachlaß-Stcmpel versehen
Auf der kseite Bestätigung von K. Hagemeistet, mit dem Schut-h
einen Sommer lang zusammengearbcitct hat, daß es sich um ein Wcrk Schuchs handelt
und am Hintetsee bei Bcrchzcsgaden gemalt wurde. Laut Thiemc-Becket entstanden um du Jahr 1873.
Schloß Rif
WIENER KUNST- UND ANTIQUITÄTENMESSE 1981
Festsaal, Stand
A-54OO HALLEIN
bei Salzburg
Tel. O62 45143 88
KUNSTHAUS LEMPERTZ
585. Lempertz-Auktion
ALTE KUNST
19. bis 21. November 1981
Gemälde des 14. bis 19. Jahrhunderts
Skulpturen Porzellan Fayence Steinzeug
Glassammlung von Bädergläsern Zinn
Jugendstil Tapisserien Sammlung antiker
chinesischer Teppiche Orientteppiche
Möbel des 17. und 18. Jahrhunderts
Vorbesichtigung 11. bis 17. November 1981
außer Sonntag
586. Lempettz-Auktion
OSTASIATISCHE KUNST
1. und 2. Dezember 1981
China -Japan Südostasien
Tibet! Nepal Indien
Vorbesichtigung 15. bis 30. November 1981
außer sonn- und feiertags
587. Lempertz-Auktion
MODERNE KUNST
4. und 5. Dezember 1981
Gemälde Plastik Originalgrafrk
Aquarelle Zeichnungen
Impressionismus Expressionismus
Gegenwart
Vorbesichtigung 25. November bis
3. Dezember 1981
einschließlich Sonntag
Lempertz-Kataloge mit zahlreichen
Abbildungen Bestellungen erbeten
gegr. 1845
Johann Nepamuk Rauclm Die
brin Marie Feodoruvna bei ihrer
Ankunft in Kuzminki bei Mos-
kann. Aquarell. a3 41 cm, si-
gniert und datien, Wappen des
Fürsten Dimirri Vladimirovich
Galirzin 1771 1244
Aus Lempenz-Auktion 585
ALTE KUNST vom
19. bis Z. November 1981
Teller von Saucerforrn, dekoriert
in den Farben der Farnille rose.
China. Ch'ien-lung-Periode 1736
1795. 20,5 cm
Aus lemperrz-Aukrion 586
OSTASIATISCHE KUNST am
l. und Z. Dezember 1981
Ernst rammt, .0" singend
Manna, 1918. Bronze. 50
46 42 crn; bez. Barlaeh
Noack Berlin-Friedenaf. nu-
merien 5110. Aufkleber der Ga-
lerie Flethrheim
Aus lempenz-Auktion 587
MODERNE KUNST am
4. und 5. Dezember 1981
NEUMARKT -D-5000 KÖLN -TELEFON 2102 51
173179 kUnSt
alte und moderne kunst 26. Jahrgang 1981lHeft 1781179
Lorenz Seelig
Wiener Biedermeier in Coburg ..
Gerhart Egger
Agostino da Musi und das Verhältnis
zur Antike im Ornamentstich des Cinquecento 11
Rolf Kultzen
Zwei unbekannte Selbstbildnisse
von Christian Seybold .. 16
Gerbert Frodl
Wiener Orientmalerei im 19.Jahrhundert .. 19
Angela Völker
gKleider machen Leuten
Uberlegung zu einer Ausstellung für Kinder 26
Helga Kessler
Fashions of the Hapsburg Era
Austria-Hungary
Eine Ausstellung historischer Kostüme
macht Mode in New York 32
Gerd-Dieter Stein
PAN Illustrationen und Literarisches
in einer bibliophilen Kunstzeitschrift .. 3B
Alois Vogel
Römisches Kunstleben
Streiflichter und Repräsentation
österreichischer Künstler 43
Christian Witt-Dörring
Beleuchtungskörper aus der k.k. Landes-Fabrik
Josef Danhauser in Wien 50
Die Wiener Kunst- und Antiquitätenmesse 1981
Zum Geleit 53
Messespiegel 54
Herbert Giese
Ist Wien denn eine Messe wert? 59
Künstlerprofile
Charlotte Strobele von Alois Vogel 72
Hans-Joachim Breustedt
Wolfgang Granninger nacuh Franz Xaver Hofer 73
Aktuelles KunstgeschehenIOsterreich 74
Osterreichisches Museum für angewandte Kunst .. .. 83
Bildnachweis .. 78
HERAUSGEBER
Gerhart Egger Wilhelm Mrazek Kurt Rossacher
REDAKTION ÖSTERREICHISCHES MUSEUM FÜR ANGEWANDTE KUNST,
A-1010 WIEN, STUBENRING TEL. 0222 725696. Hanna Egger Chefredak-
teur, verantwortlich für den Inhalt, Alois Vogel Wiener Kunstkritik, Bundes-
länderbericht, Leopold Netopil Berichte, Umbruch, lmprimatur
ZWEIGREDAKTION SALZBURG SALZBURGER BAROCKMUSEUM, Av5024
SALZBURG, MIRABELLGARTEN, POSTFACH 12, TEL. 06222 77432.
Franz Wagner Salzburger Kunst und Kunstkritik, Kurt Rossacher Gesamt-
gestaltung
EIGENTÜMER UND VERLEGER AMK-Verlag, A-5024 Salzburg, lmbergstraße
Nr. Tel. 73731. HERSTELLUNG Rauchdruck Ges. m. b. H. 8. Co. KG,
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tätsdruckerei, A-6010 Innsbruck, Erlerstraße 5-7.
Gefördert durch das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung
und das Bundesministerium für Unterricht und Kunst. Für unverlangte Ein-
sendung von Manuskripten und Fotos wlrd nicht gehaftet.
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Banken Creditanstalt Innsbruck, Konto "Alte und moderne Kunst-t, Nr. 89-53291
und Bankhaus Spängler u. Co., Salzburg, Konto AMK-Verlag Nr. 100-15509.
ANZEIGEN AMK-Verlag. ERSCHEINUNGSORT Innsbruck
PREIS inkl. Porto Jahresabonnement, Nummern davon ein Doppelheft
öS 590.- inkl. MWSt. DM 83.- sfr 73.-, Einzelheft ÖS 150.-
Rates, second class mail included, subscription issues numbers per
anno US 42.- by air US 62.-
Titelbild
nFashlons lhe Hapeburg Era Austria-Hungaryul Ex-
hlbition New York Bledermeierklelder, 1. Viertel 19. Jahr-
hundert. Wlen, Historisches Museum der Stadt Wien
Franz Huys, nMaskeu, 1555 -1557. Aus der Ausstellung
der Bibliothek und Kunstblättersarnmlung "Ornameniale
Variationen des Manierismusw im Österreichischen Mu-
seum für angewandte Kunst
Die Osterreichische Galerie in Wien, Oberes Belvedere, besitzt eine Reihe von Werken der realistischen Orientmalerei, die von
Bedeutung für die Entwicklung der österreichischen Malerei des 19. Jahrhunderts sind. Eines der hervorragendsten ist das
hier abgebildete Gemälde von Leopold Carl Müller, "Marktplatz vor dem Tore von Kairou,1878 entstanden. Es ist eine Leihgabe
der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste, Wien, und wurde als Meisterwerk der Orientmalerei in dem Buch von
Philippe Jullian vThe Orientalists. European Painters of Eastern Scenesn, Oxford 1977, gewürdigt. Es ist dem Beitrag von Ger-
bert Frodl, wWiener Orientmalerei im 19. Jahrhundertu, in diesem Heft hier vorangestellt.
Lorenz Seelig
Wiener Biedermeier
in Coburg
Das Herzogtum Sachsen-Coburg-Saalfeld von
1826 bis zur Auflösung 1918120 Sachsen-Coburg
und Gotha benannt zählte zu den kleineren und
somit politisch-mili sch nahezu machtlosen
Herrschaften unter den Staaten Sachsen-Thürin-
gens. Dennoch konnte sich das Haus Coburg im
19. Jahrhundert einen bedeutenden Namen erwer-
ben. S0 erwiesen sich die Herzöge auf künstleri-
schem Gebiet seit Franz Anton 1750-1806 als
kenntnisreiche Sammler, die den heute noch in
Coburg befindlichen Kunstbesitz entscheidend
vermehrten. Weit folgenreicher war das geschick-
te Taktieren auf dem Felde der dynastischen Poli-
tik innerhalb weniger Jahrzehnte nahmen Cobur-
ger Prinzen oder deren Gemahlinnen die Throne
Englands, Belgiens und Portugals, bald auch Bul-
gariens ein; enge Verwandtschaftsbeziehungen
bestanden zu zahlreichen weiteren Höfenl. Es wa-
ren die Geschwister und Söhne Herzog Ernsts I.
1784 -1844 bzw. deren Nachkommen, die solche
Positionen erlangten; unter Ernsts Regierung be-
gann das Haus Coburg seinen Aufstieg zu europä-
ischem Rang und Ansehen. Nach acht unruhigen
Herrschaftsiahren, die durch die Napoleonischen
Kriege bestimmt waren, bot der Wiener Kongreß
dem Herzog eine bedeutende Gelegenheit zur Ent-
faltung politischer Aktivitateni. Da sich Ernst I.
von den Verhandlungen eine wesentliche Vergrö-
ßerung des Coburger Territoriums erhoffte, weilte
er mit seinen iüngeren Brüdern Ferdinand und
Leopold sowie einer recht umfangreichen Delega-
tlon etwa ein dreiviertel Jahr in WienJ. Hier knüpf-
te er u.a. Beziehungen zu Kiemens Wenzel Fürst
Metternich anf, dessen der Stärkung der monar-
chischen Ordnung geltende Anschauungen er ent-
schieden teilte. Während der sich in den folgen-
den Jahren anschließenden Konferenzen intensi-
vierten sich die Kontakte 1820 und 1822 besuchte
Metternich den Herzog in Coburg, um sich dort vor
allem auf der Rosenaur aufzuhalten; als Dankes-
geschenke übersandte Metternich 1820 u.a. wohl
eine Porzellantasse mit der Ansicht des Schlöß-
chensß, 1822 einen in gotischen Formen gehalte-
nen Florentiner Marmortischr Abb. 4. In Wien er-
warb Ernst i. gleich anderen Kongreßteilnehmern
zahlreiche Luxusartikel und nahm zudem Verbin-
dungen zu Künstlern und Kunsthandwerkern auf,
die fortan für den Coburger Hof arbeiteten. Noch
während seines Wiener Aufenthalts ließ sich der
Herzog z. B. von Johann Baptist Lampi d.J.
porträtieren! Keinen Erfolg hatten dagegen seine
Bemühungen, den vorübergehend in Wien be-
schäftigten Architekten Karl Ferdinand Langhans
d.J. für Coburg zu gewinnen". Die Funktion eines
künstlerischen Beraters übernahm in Wien der für
Metternich und den Kongreßsekretär Heinrich
Gentz tätige Architekt Karl von Moreaul", der spä-
ter u.a. Pläne nach Coburg schickte und erst nach
geraumer Zeit als Remuneration eine goldene Do-
se empfing". Die Aufgabe der direkten Informa-
tion des Herzogs nach dessen Rückkehr nach
Coburg und der raschen Erledigung seiner Be-
stellungen kam dem freilich in künstlerischen Fra-
gen wenig versierten Wiener Geschäftsträger Vin-
zenz Ritter von Blumenberg" zu. Der Geheime Le-
gationsrat unterrichtete den Herzog über modi-
sche Neuerungen, aber auch über manche Okka-
sion und schrieb ihm oder dem Chef des Herzog-
lichen Privatbureaus, Johann Maximilian von
Szymborski", gleichermaßen von Wagen und Uni-
formen", Stichwerken und Schmuckstücken";
nicht zuletzt auch teilte er manches über die Pro-
dukte der heimischen Glas- und Spiegelindustrie
mitlß. So vermittelt der umfangreiche Briefwech-
sel, der sich im Coburger Staatsarchiv lückenlos
erhalten hat", ein lebendiges Bild der geschmack-
lichen Tendenzen, die sich aus der Sicht eines
deutschen Duodezfürsten und seiner unmittelba-
ren Umgebung in dem auf den Wiener Kongreß fol-
genden Jahrzehnt in der österreichischen Haupt-
stadt abzeichneten.
1816 wurden Ernsts Beziehungen zu Wien intensi-
viert und zugleich vereinfacht zu Jahresbeginn
heiratete Prinz Ferdinand, der jüngere Bruder
Ernsts l., Maria Antonia Gabriele von Kohary, die
einzige Tochter des Hofvizekanzlers und Oberst-
mundschenken für das Königreich Ungarn, Franz
Joseph von Kohary, der erst zwei Monate zuvor in
den Fürstenstand erhoben worden war". Da Prinz
Ferdinand fortan als k.k. Generalmajor ständig in
Wien lebte und aufgrund der Verbindung mit der
wohlhabenden Kohary-Erbin sich in äußerst gün-
stigen Vermögensverhältnissen befand, konnte
er, der die geschmacklichen Neigungen seines
Bruders genauer kannte, die von Ernst I. oder dem
Wiener Geschäftsträger ins Auge gefaßten Erwer-
bungen selbst prüfen und die Anfertigung kunst-
handwerklicher Arbeiten ständig überwachen".
Gelegentlich auch ließ er Ankäufe von seinem
häufig genannten Kammerdiener tätigen". Zudem
legte Prinz Ferdinand in Wien die entsprechenden
Beträge aus, die ihm anschließend von Ernst i. zu-
rückerstattet wurden". Überdies war Ernsts ältere
Schwester Sophie in Wien mit dem k. k. Kämmerer
und Generalmajor Emanuel Graf von Mensdorff-
Pouilly verheiratet", der freilich in der Korrespon-
denz keine Erwähnung findet.
In jenen Jahren setzte generell eine umfassende
Ankaufstätigkeit des Coburger Hofs ein, dem nun
nach den finanziellen Einschränkungen der Na-
poleonischen Ära nicht zuletzt aufgrund der
französischen Reparationszahlungen, gewisse
Mittel zur Verfügung standen. So betrieb Ernst I.
ab 1815 intensiv den Umbau des Coburger Stadt-
Schlosses, der Ehrenburg", die überwiegend mit
französischen Möbeln, Bronzen und sonstigen Ac-
cessoires ausgestattet wurdez" für die primär
der Repräsentation dienenden Residenzräume bot
sich das Pariser Spätempire anspruchsvoller Aus-
prägung als adäquater Einrichtungsstil an". Die
Anmerkungen 1-31 Anm. 24 31 s. S.
'Als Zusammenfassung siehe Walter Heins Das Haus
und seine internationale Bedeutung. in Aus Coburg Sta
Land. Oberirankischer Heimatkalender 1953, S. 35-41.
lHarald Bachmann Herzog Ernst i. und der Coburger L.
182171844. Coburg 1973 Coburger Heimatkunde un
desgeschlchte lll23, S. 54H; Erich Keerl; Herzog Ernst
Sachsen-Coburg zwischen Napoleon und Metternich. Dis
Erlangen 1973, S. 1451i.
Nach den Angaben der Herzogin-Mutter Augusts Auszü
dem Tagebuch der Herzogin Auguste von Sachsen-Cobur
teld, geb. Prinzessin Reuß-Ebersdcrl, aus den Jahren il
1821. Darmstadt O. J., S. 150 und 159 dauerte der Wiener
halt von September 1814 bis Ende Mai 1515.
tSiehe die kontroverse Beurteilung der Beziehungen Erns
Metternich bei Bachmann 1973wle Anm. 2S. 51 tt. und bt
1974 wie Anm. S. 267".
ßSiehe S. 5.
"Gustav Hirschieid Fursl Metternich und Herzog Ernst
Sachsen-Coburg und Gotha. Coburg 1929 Coburger
kunde und Landesgeschlchte H19, S. die Tasse kann ka
den beiden Ansichlstasserl der Ftosenau KsVCo inv.
1071 und a. S. 1576 identisch sein.
Hirschleld 1925, S. B. Daß der ehemals in der sog. Btbiiott
Rosenau befindliche Tisch 1921 nach Callenberg iranl
und heute dort nicht mehr nachweisbar tatsächlich jen
scflenk Meiternichs darstellt, wird durch die Aussage von
Michael Amthor Coburg und seine Umgebungen. Für
als Wegweiser, iür Einheimische zur Erinnerung. Coburt
S. 63 bestätigt. Für den Entwurf zog Metternich offenbar
Coburg tätigen Architekten Andre-Marie Ftenie-Gretry nil
gnin, wie Hlrschfeld liest hinzu. In seinem Denkesscf
vom 2D. Oktober 1520 warb Metternich irri übrigen angeleg
für die Erzeugnisse der Linzer Teppichmanuiaktur Htr
1929, s. 718. ob es sich beidem auf der ebuacha des Ti
Zimmers des Eürglaß-Schldßchens dargestellten Bodent
Abb. um eine Linzer Arbeit handelt, kann nicht sicher en
den werden.
'StACO, LA 28b 15 Nr. iOl. 516, 17. Juni 1515, d.i
der Abreise von Ernst l. aus Wien nächste Woche werde
trat über Eger nach Coburg geschickt werden. Oiienslcht
das Gemälde nicht in Coburg erhalten.
'Ebd. Nr. iol. 12th, 11. November 1515, V. B. an 11.51.2 Lal
habe den hiesigen Dienst verlassen und sei nach Berlin.
gegangen. Für die Empfehlung von Langhans durch s.
siehe jetzt Helmut Börsch-Supan in AussL-Kat. Karl Fr
Schinkel. Architektur, Malerei, Kunsigewerbe. Berlin
S. 125. in jedem Fall lenigte Langhans vielletcht noch
einige 1515 datierte Brunnenzeichnungen für die Fit
siehe Anm. B3.
StACo, LAA 28b 16EV, Nr.2, iol.2i, 37, 199,205 und 215
vom 11. 3. 1516 bis 2. 9. 1519. Fur Moreau, der als Vertre
Klassizismus aui die Coburger Schloßbauten offenbar
Eintiuß nahm, siehe Richard H. Kastner Das Werk des Ar
ten Karl von Moreatl. in! alte und moderne Kunst Jg. 12
H. 52, S. 15. zuletzt AussL-Kat. Klassizismus In Wien
tektur und Plastik. Wien 1975, u.a. S. 39 Vgl. auch unser
74.
Symptomatisch iur den durch die politischen Konsieiiz
und speziell den Wiener KongreB begünstigten lnformatio
Kürlstleraustausch ist der Fall des italienischen Politiker
nio Aldinl, der als Napoleonischer Würdenträger das
von Paris gelegene Schloß Montmorency mit Hilfe von Ma
Freskanten und Stukkatclren prunkvoll ausgestattet hattt
Junecke Montmorency. Der Landsilz Charles Le Emu's
1960, S. 25. Ernst I. ließ am 3. Dezember 1815 bei v. B. an
ob Aidirii sich noch in Wien authalte und einige der früher
tätigen Künstler empfehlen könne. Wie v. B. mitteilte, wai
bereits abgereist iStACD, LA 25b 15 V. Nr. iOl. 4G
Doch gehörte der tate in Coburg engagierte Dekoration
Pietro Cremoninl aus Mendrisio StACo, Bauamt 111 offe
ltbn zu Aldinis Equipe.
Herzogllch sachsen-Coburgischer Staats-Calender aui oi
1513. Coburg O. J., s. so; Herzoglich sadnsan-coburg-s
dlscher Staals-Calender auf das Jahr 1519. Coburg 0. J..
11 Ebd. Jg. 1513. S. 33; Jg. 1519, 1D; siehe auch Bachmar
wie Anrri. S. 215, Anm. 196.
Als kaiserllch-osterreichischer Generai der Kavallerie un
ber des Ulanenregiments Nr.1 interessierte sich Ernst I.
rur entsprechende Uniformen u.a. StACo, LA 28b
Nr. foi. 22, G. März 1516. Auch zog er z. B. Erkundlgungt
Heiducken-Uhiformen ein. Hierzu schrieb v. B. am 7. M.
ebd. Nr. 2. iol. 127 twas den Auftrag des Ser. rücksichtl
Zeichnung der vollständigen Bekleidung eines Heiduckei
langt, so sehe ich mich veranlaßt, diese Zeichnung mir
garn zu beschaffen, da bei denen hiesigen Herrscnattenr
ducken ganz abgekommen slndx DIB farbige Zeichnun
Heiducken iindet sich ebd. Nr 2,101. 148.
15 Aut 14.51.5 Anfrage vom SO. Mlrl 1817 hin unterrichtete V.
zog Ernst i. über zwei aus dem Besitz der vormaligen Kdni
Neapel, Caroline Murat, stammende Diademe, die zum
angeboten wurden die Zeichnungen beider Diademe bi
sich im Anhang von LA 28b 16 Nr. 1. Näheres
Schmuckstücke teilte ihm auch Prinz Ferdinand in sein
fen mit, die u.a. Skizzen von Ringen enthalten StACo, LA
16 lll, Nr. 12, fol. 21 25. Doch da dem Herzog die Verzs
se zu oberflächlich erschienen, verzichtete er schließlich
1517 auf den Erwerb der Pretioserl, die er als Hochzeitsgt
ke fiJr Seine Braut Luise von Sachsen-Gotha-Altenburg in
gefaßi hatte StACo, LA 25b 15 Nr. fol. 125, 129,
145. vgl. auch Anm. 19.
Uber die Ankäufe von Wegen, Stichen und Glaswaren sie
Anhang.
StACo. LA 28b 16 Nr. und Hofamt 101.
Constant von Wurzbach Biographisches Lexikon des
tums Oesterrelch Bd. 12, Wien 1564, S. 251IB2 Bachmar
wie Anm. S. 64 Keerl 1973 wie Anm. S. 259160. Fürd
ner Palais Coburg siehe auch Renate Wagner-Rieger Wi
criitektur im 19. Jahrhundert. Wien 1970, S. 139140; Pläne
lats befinden sich, zusammen mit denen andeierWienerl
in StACO. Pläne Großformat tOB frdl. Mitt. v. Herrn Ericl
ender.
Siehe Ferdlnands Mitteilungen zu den Schmuck
Anm. 15 sowie die Korrespondenz zwischen ihm und v.E
die Lieferung von Möbeln, Lüstern u.a. lStACo, LA 25b
Nr. u.a. iol. 30.
Siehe 1.5. elrl Schreiben des Kammerdieners Fteinhard
ebd. Nr.2, 101.47.
Die Regelung wurde zwischen Ernst und Ferdinand iörml
einhart ebd. Nr. rul. 24 und Nr.2, 1'111.91.
11 v. Wurzbach wie Anm.1EBd. tr, 1867, 368-72- Allg
Deutsche Biographie Bd. 21, Leipzig tees, 36 o.
Zuletzt AussL-Kat. Schlnkei 1951 wie Anm. S. 127 30.
ließ sich die Urnbaupiane der Ehrenburg zur Prüfung und
tui 1515 nach Wien schicken ebd. S. 127.
13 Die französischen Bestellungen des Coburger Hd
gleichfalls ausführlich dokumentiert sind, sollen an andel
le besprochen werden.
isenau-Schlößchen, Flödantal bei Coburg, ca. 1806
1820 erbaut
tnrad Wießner nach Carl Heldelofi, wDas Turnier bey
Rosenauii. Radierung, Coburg, 1820. Coburg, Lan-
sbibliothek, lnv. Nr. Alm 127
tinrich Krüppel jun., Blaues Zimmer Im Bürglaß-
hlößchen zu Coburg. Gouache, Coburg, 1832. Co-
rg, Kunstsammlungen der Veste Coburg. lnv. Nr.
50
rdinand Ftothbart, Bibliothek im Rosenau-Schlöß-
en. Aquarell, Coburg, um 1850. Windsor Castle,
yal Library. lnv. Nr. 20465
rdinand Rothbart, Marmorsaal im Rosenau-Schloß-
en. Aquarell, Coburg, um 1850. Windsor Castle,
yal Library. lnv. Nr. 20466
b. "Reproduced by gracious permission ol Her
ijesty Queen Elizabeth II...
.4 aß...
ier Erzeugnisse wurden dagegen für die Mö-
Jng ausgesprochener Wohnräume bevorzugt,
der Charakter einer vergleichsweise
chten Behaglichkeit zukommen sollte. Im C0-
er Bereich sind hier zunächst zwei Bauten zu
en die Schlößchen auf dem Bürglaß und in
tosenau.
späten 18. Jahrhundert errichtete Bürglaß-
äßchenü. in unmittelbarer Nähe der Ehren-
gelegen, diente dem Prinzen Friedrich Josias
er bis 1794 als ReichsgeneralfeldmarschalI in
reichischen Diensten gestanden hatte bis
iinem Tod im Jahr 1815 als Wohnsitz. Im Jahr
bezog es die Herzogin-Mutter Auguste", die
in der seinerzeit als sehr unwohnlich gelten-
Ehrenburg gelebt hatte. Die damalige Einrich-
des BürglaB-Schlößchens, für die Herzog
I. größtenteils selbst aufkam, ist in einem
verfertigten Inventar beschrieben". In den
nden eineinhalb Jahrzehnten erfuhr die Aus-
ung mit Ausnahme der Ersetzung älterer
Josef Danhauser, Lüster, 24flammig, im Marmorsaal
des Fiosenau-Schlößchens, Wien, 1817. Holz vergol-
det. Rödental bei Coburg, Rosenau-Schlößchen. lnv.
Nr. Vll
Stücke aus Friedrich Josias' Besitz durch Neuan-
schaffungen keine grundsätzlichen Verände-
rungen. Daraus erklärt sich die altertümliche Er-
scheinung der Innenräume, wie sie in fünf 1832
datierten Gouachen" des Hofmalers Johann
Heinrich Krüppel und seines Sohnes Heinrich"
detailliert festgehalten sind. Herzog Ernst I., der
1832 sein fünfundzwanzigjähriges Regierungsju-
biläum beging und sich im selben Jahr in zweiter
Ehe mit seiner Nichte Marie von Württemberg ver-
mählte, gab wohl persönlich zum Andenken an
seine 1831 im Alter von 74 Jahren verstorbene
Mutter die Ansichten in Auftrag, die mit der ge-
treulichen Darstellung der wenig später aufgelö-
sten Innenräume auch ein Porträt ihrer Bewohne-
rin überliefem sollten". Das 1831 aufgestellte
Nachlaßinventar der Herzogin Augusten erleich-
tert die Identifizierung der auf den Gouachen ge-
zeigten Gegenstände; im Hinblick auf die Wiener
Lieferungen sind die Interieurs Abb. lll und von
speziellem Interesse.
ln dem als Salon dienenden Teppichzimmer"
Abb. befanden sich nach dem lnventar von 1816
v1 Canapee, schwarz und polirt, antiker Arbeit mit
einigen bronce Verzierungen, grün und lilla tafte-
ten Ueberzuge, von Wien-r, ferner Stühle,
schwarz und polirt und Stühle desgl. von runder
facon mit grünen taffeten Ueberzug, von Wien" so-
wie schwarzes Nähtischchen mit gebogenen
FüBen und etwas Vergoldung lang achteckigt, von
Wien, rundes Tischchen schwarz und polirt, das
Untergestell mit Füßen und einiger Vergoldung,
von Wiena und ein aul der Ansicht nicht wiederge-
gebenes nrundes Tischchen mit schwarzen Blalt
und broncirten Untergestell von Nußbaumhclz,
von Wien-i. Ferner stammt aus Wien wohl ob-
gleich die Herkunftsangabe im lnventar des Jah-
res 1816 fehlt der an der Fensterwand stehende
Spiegelkonsoltisch vschwarz mit Vergoldung und
Bildhauerarbeit mit einer grauen Marmorplatte,
und in der Rückwand einen Spiegeln. Die in zwei
weiteren Räumen befindlichen Möbel Wiener Her-
kunft, die das 1816 aufgestellte BürglaB-lnventar
noch nicht nennt, wurden vermutlich wenig später
in das Schlößchen verbracht. Nach dem lnventar
von 1831 besaß das Blaue Eckzimmer Abb.
nzwey Scphas von chamois farbigen Casimir mit
grün und weißen Borden und Schnüren besetzt,
und schwarzpolirtem Holzrr sowie "sechs Stück
Stühle dazu von dergleichen Holz und Ueberzugu,
das Kleine Gelbe Zimmer Abb. lll nein Sopha von
schwarzgebeiztem Holz mit Ueberzug von choco-
ladefarbigem Meubleszeug Seide und Baumwol-
le und genähter bunter Bordüren sowie usechs
Stühle dazu, mit dergleichen Ueberzug-r. Zumin-
Anmerkungen 24-40 Anm. 24-31 s. Text S.
Zum Verheitnis Residenz Landschioß im 19. Jahrhuni
he Renate Wagner-Rieger Romantik und Historismus. lr
rismus und Schloebau. München 1575 Studien zur K1
19. Jahrhunderts 28, S. 16117.
Dieter Hains Das Schiöechen eui dem Bürgiaß. In
Monaisbleiier Februar 1954, S. 152153; Walter Föhl C011
burg 1965. S. 34135. Herr Erich Oberender machte mich
cherwelse aui ein im Coburger Staatsarchiv befindliche
Iui LA 28b 11 i. Nr. 46 auimerksam, das u.a. zahirei
ne zum Neubau des Schldechens und zur Anlage des
enthält.
Schon em 10. April 1516 erging ein Schreiben des Laut
eteriume an das Obsrmarschaiiamt wegen der nsevorsu
Meubllrung der neuen Wohnung Ihre Durchlaucht .. Fra
gin- StAOO, LA 28h 16. Nachtrag 5. Am 30. Juni 1916
Auguste in ihrem Tagebuch wie Anm. 3. S. 175 i-Diesen
habe ich engeiangen, aus dem Schioß in meine neue iren
Wohnung zu ziehen, die mir Ernst gar hübsch ausgest
hat...
SIACO, LA 28h 16 V. Nachtrag nicht ioillert.
KsVCe, lnv. Nr. 4076 -4080; siehe Ludwig Kaemmerer
iik und Biedermeier in Coburg. in Coburger Heimatb
Heit5,1Q24. S. B19. Nie. nach S. B. und Georg Himmelhel
dermeiermdbel. Düsseldorf 1978, Abb. ohne Erwehr
Text. Eine weitere Gouache. ebenfalls von Heinrich Krii;
1832 signiert, zelgi das Turmzimmer der Rosenau Ksv
Nr. 2010 Norbert H. Oii SChiOB Hosenau. in Jahrbucr
burger Landesstiiiung 1969. S. 144, Nr. 79. und Bayer
195D, H. Abb. S. 11.
Zu dem 1832 oder 1833 verstorbenen Vater und dem
Ausbildung in München wellenden Sohn siehe den Aki
107 des SUÄCO.
Zur Interleurmalerei des 19. Jahrhunderts Siehe luletli
eörsch-Supan Mermoraaei und Blaues Zimmer. Berii
S. 111i. speziell S. 22 und Hans Ottomeyer Des Witiei
Album. Intarieurs kbnlgllcher Wohn- und Fesiraume179S
München 1919, S. 13211.; vgl. auch Donat de Chapeauroi
PortrAt als Milieu. In WalIrai-Richartz-Jahrbuch 21
S. 1431i.
SUÄCO, LÄ 28b 13, Nr. 74 und 74Iii nicht ioliieri.
Die Raumbezeichnungen iolgen dem inveniar von 183
Anm. 31.
Kaut VOn nvier Garnlturen Tapezierar Meubles- zwei
geheizte und zwei NuBheIz-Ensembies vgl. Anm. 103
bruar1B16In der Niederlage im Burgerspitel H01 Nr. 5Si
A128! 15 Nr. iOi. 17; Rechnung V0m11. März1ti
Nr. 3. ioi. 31; Öffnung der Trensponkisten in Coburg am
1518 SiACO, Bauamt 378, ioi. 516.
SiACO. LA 28b 15 V. Nr. f0i. 2B Kaut von lnsgesz
Tischen.
Am 1B. Juli 1815 stellte Joset Danhauser eine Fiechnu
vier Ldater mli sechs. inni, viar und drei Lichtern aus et
ioi. e. Das Inventar des BürgiaßSchiüßchens von 151
Anm. 27 bezeichnet die Lüster das Teppich- und des Biai
zimmer ausdrücklich als r-wiener Kronleuchter...
Zunechsi trug man die vier Garnituren aus der Niederias
Biirgerspital in das Inventar der Ehrenburg ein im B0
ventar erscheinen die Wiener Möbel demgemäß nicht in
brik nneu erkauitw. sondern in der Rubrik -aua dem lnve
Herzoglichen Residenzschlessem.
Tagebuch Auguate 0. J. wie Anm. S. 198.
Oit 1969 wie Anm. 2B; Joachim Heil Wöriitz, Weimar,
Coburg. Zum Elniluß Engleride auf die deutsche Archite
1770 bis 1530. in AussL-Kat. Englische Arciiitekturleici
de! Klassizismus 1750-1530. München, Galerie Carroli
S. 24125 AussL-Kat. Schinkei 1961 wie Anm. S. 131.
Vgl. Tagebuch Auguste o.J. wie Anm. s. 4a, errea und
Norbert H. O11 Stllisiertea Leben. Die Feste aui der R051
ter Herzog Ernst I.. die Huidlgunnsgedichte und die Hocr
1817. in Leuterteier Heimatgaachlchte Jg. 1974, H. 3,5
und H. S. 2-22.
nrich Krüppel jun., Teppichzim-
im BürglaB-Schlößchen zu
1urg.Gouache,Coburg, 1832.
mrg, Kunstsammlungen der
Je Coburg. lnv. Nr.2 4076
dinand Hothbart, Wohnzimmer
Herzogin im Rosenau-
wlößchen. Aquarell, Coburg,
U. Windsor Castle, Hoyal
'ary. lnv. Nr. 20471
babbildung II uReproduced by
ious permission of Her
esly Queen Elizabeih Hm
wohl die Sitzgarnituren des Teppichzimmers
des Kleinen Gelben Zimmers lassen sich mit
Möbeln identifizieren, die am Beginn der
ier Ankaufstätigkeit Ernsts I. in der Niederla-
Bürgerspital erworben wurden". Ferner
ten die beiden runden Tischchen des Tep-
zimmers jenen entsprechen, die v. Blumen-
am 5. März 1816 bei Josef Danhauser kauf-
Dort wurden gewiß auch die auf den Gou-
des Teppich-, des Blauen Eck- und des Klei-
Eelben Zimmers dargestellten Lüster erstan-
die ausgesprochen wienerische Formen ha-
i. Aus den Quellen läBt sich nicht er-
eßen, ob die aufgeführten Einrichtungsge-
tände von Anfang an für das Btirglaß-Schlöß-
bestimmt waren. Nach der Ankunft in Co-
finand Rothbart, Schlafzimmer des Herzogs im
PQHBU-SCNÖBCÜSH. Aquarell, Coburg, um 1850.
llJSOY Castle, Ftoyal Library. Inv. Nr. 20473
ef Danhauser, Zwei Kandelaber in Rittergestalt,
in, 1815116. Holz gefaßt und vergoldet. Coburg,
Istsammlurigen der Veste Coburg. Inv. Nr. XIII
dinand Rothbart, Wohnzimmer des Herzogs im
Venau-Schlößchen. Aquarell, Coburg, um 1350.
lÜSOT Castle. Royal Library. Inv. Nr. 20470
r. t-Reproduced by gracious permission of Her
esty Queen Elizabeth II."
burg" wurden die Wiener Möbel z.T. wohl erst Zug
um Zug in das BürglaB-Schlößchen transferiert,
wie auch Augustes Tagebuchbericht über ihre am
19. Jänner 1818 begangene Geburtstagsfeier ver-
muten läBt "Nach einer Weile wurde ich in mein
grünes Eckzimmer d.h. das Blaue Eckzimmer des
Inventars von 1831 gerufen, wo ich ein schönes
Möbel von schwarzem Holz, mit grünem Sarsenet
beschlagen, fand, ein Geschenk von Ernst, und ei-
nen Tisch von LOUiSSßU
Handelt es sich im Fall des BürglaB-Schlößchens
nur um einzelne, wenngleich wichtige Gegenstan-
de der Einrichtung deren mutmaßlicher Verbleib
ist unten zu erörtern, so besitzt das sich we-
nig später anschließende Vorhaben weit größe-
ren Umfang; betrifft es doch die Gesamteinrich-
tung eines herrschaftlichen Baus der Flosenau.
Das in lieblicher Landschaft über dem ltzgrund ge-
legene Schlößchen neugotischen Stils, das im
Kern auf eine spätmittelalterliche Burganlage zu-
rückgeht, wurde schon bald nach Herzog Ernsts
Regierungsantritt im Jahr 1806 begonnen". We-
gen der häufigen Abwesenheit des Regenten, be-
sonders aber wegen des spürbaren Geldmangels
gingen die Arbeiten zunächst nur langsam voran,
wenngleich man am Ende des ersten Jahrzehnts
zumindest während des Sommers im Schlößchen
wohnen konnte". Doch erst von etwa 1815 an wur-
de der Bau zügig fortgeführt. Die höfischen Fest-
lichkeiten, die anläßlich der Vermählung Ernsts l.
mit Herzogin Lulse von Sachsen-Gotha-Altenburg
1817 auf der Rosenau stattfanden", markieren
In
10
den vorläufigen Abschiuß der Arbeiten und lassen
zugleich die vom Bauherrn intendierte Bedeutung
der Anlage signifikant hervortreten die Architek-
tur hatte letztlich als stimmungsvolle Kulisse für
retrospektive, das Mittelalter heraufbeschwören-
de Spiele in ritteriichem Gewand zu dienen. S0
nahm ein kapeilenartiger Raum gotischen Charak-
ters eine Bibliothek von Fiitterromanen auf; die Lü-
nettengemäide zeigen demgemäß Szenen aus
Friedrich de la Motte Fouques 1815 erschienenem
Ritterroman iiDie Fahrten Thiodoifs des islän-
dersrr" Abb. 4. Auch errichtete man eine sog. Tur-
niersäule" und schuf einen Turnierpiatz" Abb.
der an die freilich weit aufwendigere, architekto-
nisch gefaßte Anlage in Laxenburg gemahnt".
Darum könnte der Wiener Aufenthalt Ernsts i.
der sich selbst in Rüstung porträtieren ließ" ei-
nen entscheidenden Anstoß zur spezifischen Aus-
biidung der Flosenau als Ort der Evokation mittei-
alterlichen Ritterwesens gegeben haben's.
11
Der umfangreiche Auftrag zur Errichtung von acht
Zimmern des Schiößchens wurde etwa im März
1816" dem Bürgerlichen Tischlermeister Friedrich
Hasselbrink erteilt, der dem Herzog, wohl wäh-
rend seines Wiener Aufenthalts aniaßiich der
Hochzeit Prinz Ferdinands, persönlich Muster vor-
gelegt hatte". Wie aus den Akten der Wiener
Tischlerinnung hervorgeht, trat der in Göttingen
geborene Handwerker am 28. April 1806 als Gesel-
le" in die Werkstatt des zu den bekannteren Tisch-
lern Wiens zählenden Johann Fleimann" ein. Am
14. Oktober 1811 erhielt er die "Befugnis auf alle
Gattungen Möbel, Gaianterie- und Bautischierar-
beitenii"; dementsprechend erscheint er in dem
bereits 1811 verfaßten nHandiungs-Gremien und
Fabricken Adressen Buch von Wien und Nieder
Oestreich für das Jahr 1812i des Anton Fiedlsz.
Die Aufnahme in die Zunft erlangte Hasselbrink
am 16. Mai 1812 mit einem als "Gesellschafts-
Tisch von Mahagoni und Mailaquite Holz, das
10 Salon im Schloß Niederiülibacri bei Coburg, Zustand
urn 1934
11 Kanapee, Fauteuiis und Stühle, wohl Wien, um 1816,
Nuiibaumhoiz, Bezüge erneuert. Coburg, Schioß Eh-
renburg, inv. Nr, 341 und lt 1141115
Anmerkungen 41- 73
Paul v. Ebart Luise Herzdgin von Sachsen-Coburg-Saalfeid. Ein
Lebensbild nach Briefen derselben. Minden 1903, S. 40; siehe Ott
1969 wie Anni. 2a; s. a4.
Armin Leistner In Stein gehauen. Flurdenkmäler des Coburger
Landes. in Jahrbuch der Ccburger Laridesstiitung 1963,
S. 50151. Abb 6d Norbert H. Ott; Zur Geschichte des Schlosses
Fiossnau. In Bayeriarid 821980. H. Abb. S. 49.
Ott 1969 wie Anm. 2B S. 91 und 138, Kai, 54, Abb. 17a.
AussL-Kat. Romantische Glasmalerei in Laxenburg. Wien 1962
54. Wechselausetellung der Osterreictiischen Galerie, bes.
S. 10111. Abb. Josef Zykan Laxenburg. Wien-München 1969,
45146. Abb. 39140; zuletzt Hanna Egger Giuckwunschkarten im
Biedermeier. München 1980, S. 12V 16.
v. Ebart 1903 wie Anm. 41 Tat. nacn S. 34
"im Hinblick auf die Rosenau sind zwei Wiener Bestellungen
Erhsts I. von besonderem Interesse. Seit Ende April 1816 drängte
der Herzog auf die rasche Ubersendung VOn Zeichnungen der Al-
täre und sonstiger "innerer Decoralionenii der Wiener Burgkapei-
IG, die 1802 eine neugoiische Ausstattung erhalten hatte StACO.
LA 23b 16 Nr. fbl. 52. Arn 20, Juli 1816 schickte man die
Blätter aus Wien ab, die in Coburg zweifellos in Zusammenhang
mit der Ausschmückung des Rosenau-Scnlößcriens benötigt
wurden. Ferner ließ Ernst l. Ende 1817 die Folge der Umrißradie-
rungen der iiUndinei- beschallen siehe Anhangl. welche die Er-
Zahlung de ia Motte Fouques in ein gotisierendes Ambiente ver-
setzen. Vielleicht sollten die Illustrationen auch als Vorlage für
die Dekoration des Bades im Erdgeschoß der Rosenau dienen,
iidas noch nicht ganz fertig ist und wb die Undine, Onkel Kunte-
born, der schone Filiier und Berthalda als Gemälde hinkommen-i,
wie Herzogin Lulse 1817 schrieb v. Ebart 1903, wie Anm. 41,
S. 41.
StACO, LA 28b 16 Nr. fOi. 15, sowie ebd. Nr. fDl. 19
und tol. 30.
Ebd. Nr. iol, 100.
ALIWT, Zuschick-Protokoll 1805-1307.
t-ilmmelheber 1978 wie Anm. 28 S. Franz Windiscri-Graetz
Der rätselhafte Meister B. HOII und die Wiener Kleinmöbel des
frühen 19. Jahrhunderts. in alte und moderne Kunst Jg. 23, 1978,
H. 160161, S. 32.
ALIWT, Fieglsterbuch über verschiedene Ordnungen und Dekrets
und Rathschidg 1775-1511, Nr. 23767.
S. 100 iii-laßelbrick Frled., in der Fiossau, 2401i.
ALIWT, Protokoll über die bey versammelten Handwerkern abge-
handelt werdende Gegenstände, Jahr 1812.
ALIWT, Haupt Protokoll worinnen von der gesamten Meister-
schatt der bürgerlichen Tischlerinnung in Wien die entrichte-
ten und rückständigen Quartalauriagen und auch die au1gedun-
genen zu Gesellen freigesprochenen Lehrlinge enthalten sind,
180611 101. 339.
ALlWT, Protokoll über die an das Bürgerliche Tischierhandwerk
ergangenen Verordnungen, 172911 Geschättsnummer 21713;
zur Gewerbsheimsagung siehe Heinz Zatschek Geschichte der
Tischler in Wien. Wien O.J. iMascti-Ms. in ALIWT Bd. S. 595
bis 598.
Zu Tiscriiergewerbe und Mbbeikunst in Wren wahrend und nach
der Kongreßzeit siehe u.a. Franz Windisch-Graeiz Möbel, In
AussL-Kai, 150 Jahre Wiener Kungreß. Wien 1965, 382-84,
und Himmelheber 1978 wie Anm. 2B S. 3611,
Meist wurden für jeden Raum in der Wortwahl der Quellen
ein wDiwan- oder eventuell eine 1003115914159", zwei i-Fauteuilsii
oder mrmsessel- und mehrere gewöhnlich sechs oder vier
isessei. angefertigt, ferner ein runder oder achieckiger Tisch
und, in Entsprechung zur Zahl der Fenster, ein bis drei Konsolen.
Eine Ausnahme bildete vor allem der wohl mit dem südöstti
chen Eckraum des Hauptgeschosses identische Salon mit ei-
nem i-Eckdiwan aus einem mittleren und Seiiensiücken beste-
hend-i. 18 "Sesselnm und einem "runden Tisch nach Verhältnis
des Diwansr. Wie aus den Beschreibungen der Möbel IU schlie-
Ben ist, lagen wohl auch die übrigen von Hasselbrink ausgestat-
teten Raume zumindest überwiegend im Haupigescrioß
des Scnidßchens,
Für die Bezüge wurden keine Seiden, sondern zumeist Wollstnf-
te wie Merino, Pruneile und Casimir verwendet. Die Archi-
valien uberlieiern folgende Farbzusammensteilungen wlilla be-
schlagen, mit grüner Traperie und Sitzi- sowie ngrüne Traperie
und Sitl mit weißen Schnürenu; iigelb mit grauem SitZ und Trape-
rieii sowie "grau beschlagen mit lllla Schnüren und Horden-i;
vblau mit gelber Traperie und Sltz- sowie "gelb beschlagen mit
lilia Schnüren und Horden-i; nweiß mit blauer Traperie und Sitz-r,
vgl. auch die farbigen Biaiier in OMAK, K. i. essen 11.,
XVllluult ff. Die gestreiften Mdbeibezüge, welche die Aquarelle
holz von Eiben und Eichen-i beschriebenen
erstticksi. Die Akten verzeichnen In den
sten Jahren verschiedentlich Lehrlinge in
albrinks Werkstatt"; doch erfolgte bereits
i. August 1819 die Gewerbsheimsagung".
rich Hasselbrink einer der zahlreichen in
tätigen Tischler ohne prominenten Namen"
ferte für einen Großteil der Rosenau-Raume
ztcnt anspruchslos gehaltene Grundausstat-
an Schränken und Tischen, an Sitz- und
iöbeln" 95 Stück, die sämtlich in schwarz
ztem und schwarz poliertem Holz, unter ge-
Verwendung von vergoldeten Hoiz- und
Leapplikationen, gearbeitet und nur mit einfa-
Bezügen" versehen waren; da zudem die
en Vorhänge der Schloßräume durchwegs
waren, kam vor allem den in gotischem Stil
"ientai bemalten Wänden stärkere Farbigkeit
arade wegen des weitgehenden Verzichts auf
erhoiz konnte Ernst l. mit recht geringen
ein Einrichtungsensemble erwerben, das
Iharakter des vfürstlichen Glanz mit ländli-
Einfachheitrß" verbindenden Sommerschlus-
ngemessen zu sein schien; ähnliches fand
.uch in österreichischen Landsitzen und Klö-
ll. Wie Hasselbrink in einem an Ernst I. ge-
ten Schreiben vom April 1816 darlegt, hatte
Raum "die schönsten bronzenen Meubel ..., ein
schönes blaues und amaranthes d.h. dunkelro-
tes Kanapeew". Auf der aquarellierten Darstel-
lung des vormaligen Wohnzimmers Luises Abb. ll
findet sich ein zur Formbeschreibung passendes
Kanapee, dessen Stoff iedoch grün-weiß gestreift
ist. Gewiß erhielten die Möbel in den folgenden
Jahrzehnten z. T. andere Bezüge, wurden auch in-
nerhalb der Räume der Flosenau versetzt und in
andere Schlösser transferiert. Allein das für das
Schlafzimmer Ernsts l. bestimmte "Bett mit Jagd-
attributenu ist auf dem entsprechenden Aquarell
deutlich wiedergegeben Abb. 7. In den Beschrei-
bungen der Lieferungen Hasselbrinks fällt zudem
eine "mit gothischer Verzierungu versehene Sitz-
garnitur auf, die aus einem Diwan, zwei Fauteuils
und vier Stühlen besteht. Das heute nicht mehr
nachzuweisende Ensemble, das blaue Bezüge be-
saß, kann kaum mit den ehemals im Marmorsaal
des Erdgeschosses befindlichen Sitzmöbeln iden-
tisch sein, die in größerer Zahl vorhanden und zu-
dem rot bezogen waren; nach Aussage des Aqua-
rells der Jahrhundertmitte Abb. wiesen die
schwarzen, nur sparsam vergoldeten Möbel im
Winkel zwischen Zarge und geschwungenen Bei-
nen maßwerkähnliche Ornamente auf".
Die genannten Möbel zählen zu den wenigen Bei-
spielen gotisierender Formgebung in der Ausstat-
tung des Flosenau-Schlößchens, das doch in Ar-
chitektur und Ausmaiung fast ausschließlich
durch Motive der Neugotik bestimmt ist. Ein dem
Mittelalter verpflichtetes Formenrepertoire vertre-
ten auch einige bemerkenswerte Einrichtungsge-
genstände, die ebenfalls in Wien gefertigt wurden,
jedoch nicht von Friedrich Hasseibrink, sondern
als aufwendige Einzelstücke in der Fabrik
Josef Danhausers. Zu den ungewöhnlichsten Ob-
jekten der Rosenau gehören die aus gotisieren-
dem Maßwerk gebildeten Holzbronze-Lüster des
erwähnten Marmorsaaies Abb. 5. Die drei Leuch-
terkronen des Mitteischiffs" Abb. sechs-
eckig und mit 24 Lichtern sowie zahlreichen Glas-
steinen geschmückt tragen die sächsischen Ti-
tuiarwappen, die auch die Schiußsteine des Saa-
les einnehmen und somit wohl auf den einst aus-
gedehnten Herrschaftsbereich des wettinischen
Gesamthauses zur Zeit des in der Rosenau gleich-
sam festgehaltenen Mittelalters anspielen. Die
beiden Seitenschiffe schmücken insgesamt acht
kleinere fünfeckige Lüster von ähnlichem Ent-
wurf". Der Korrespondenz ist zu entnehmen,
daB Ernst I. der Frage der Lüster außerordentliche
Bedeutung zumaß. Zunächst erbat er Lüster mit
Hirschgeweihen, die wohl ebenfalls für die auch
13
nenberg sogar zunächst einen Kostenvoran-
für Möbel vOhFlE alle Verzierung" und nein-
Arttt angefordert; "denn es ist nicht noth-
für ein Jagd Schloß verzierte Möbel zu
am. Jedoch bestimmte der Herzog selbst,
Jie Möbel schön verziert und geschmack-
earbeitettt werden solltenßl; dies wurde in
eiligen Schreiben, das von Szymborski am
aril 1816 an von Blumenberg richtete, aus-
lich bestätigt". Aufgrund der ausführlichen
spondenz zwischen Wien und Coburg, der
nvoranschlage und Rechnungen des Tisch-
iasselbrink" und des Tapezierers Georg
ppe", der Listen der drei Transporte" und
otokolle der Eröffnung der Kisten in der Ro-
lassen sich Hassetbrinks Lieferungen
Art und Umfang präzis erfassen. Freilich
uf den etwa um 1850", somit erst nach dem
rnsts l., von Ferdinand Rothbart gefertigten
raum-Aquarellen der Flosenau", die nur ei-
eil der Zimmer wiedergeben, die aus Wien
enen Möbel nicht Stück für Stück zu identifi-
,zumal sie sich offenbar sehr ähnelten. Eine
ifwendigsten Garnituren, r-Kornblumenblau
armoisin rothem Sitzrt, deren Diwan "reich
ildhauer- und Vergolderarbeitu verziert war,
ursprünglich wohl im Wohnzimmer der Her-
So erwähnt Luise selbst 1817 in diesem
14
12 Fauteuil aus der Rosenau, Wien, um 1816. Holz,
schwarz gebeizt und poliert, Bezug erneuert. Coburg,
Schloß Ehrenburg, lnv. Nr. Ft ll 12
13 Stuhl aus Niederlüllbach, Wien, um 1816. Holz,
schwarz gebeizt und poliert, Bezug erneuert. Coburg,
Kunstsammlungen der Veste Coburg. lnv. Nr. a.S.
1832h
14 Stuhl aus Niederlüllbach, Wien, um 1816. Holz,
schwarz gebeizt und poliert, Bezug erneuert. Coburg,
Kunstsammlungen der Veste Coburg. lnv. Nr. aS.
1B32d
15 Stuhl aus der Rosenau, Wien, um 1816. Holz, schwarz
geheizt und poliert, Bezug erneuert. Coburg, Schloß
Ehrenburg, lnv. Nr. ll 29
Anmerkungen 74 81 Anm. B2 s. S.
StACO, LA 2Bb16 Nr. tOl. 19 und 21 28. Februar und
11. März 1816. Herzog Ernst l. war senr verwundert, daB es
nach Auskunft der Niederlage In der Slngerslraße in Wien an-
geblich keine Hirschgeweihe gebe; eventuell sollten sie In Horn
gearbeitet und au! Hirschgewethart gefallt werden. Grundsatz-
liCtt war Ernst I. mit den Wiener Preisen tLlr Lüste! nicht einver-
standen in Paris seien sie In Bronze lür denselben Preis schöner
lu haben ebd. Nr. YOI. 49, 22 April 1516. ln die Suche nach ei-
nem lür die Anfertigung von Lüstern geeigneten Mann wurde
auch Karl V0n Moreau eingeschaltet lebd, Nr. VDI. 37, 3. Aoril
1815.
Ebd. Nr. fOl. 96.
Ebd. Nr. tOl. 137 13. Mal 1B17l;s1ehe auch ebd. Nr. tOI. 143
20. Mai 1817 Uberscnlag Danhausers für die Lüster wgolhischer
Bauart".
Ebd. lol. 154.
Vgl. die im Charakter recht ähnlichen, um 1800 ausgeführten
Schniizarbeileri in Laxenburg lHlmmelheber 1973, wie Anm, 71,
S. 137, Abb. SSWSS; einen gotisierenden Lüsler zeigt auch das
lilnographierte Blatt 11b der Entwürfe von Alexander Popo im Hi-
storischen Museum der Stadt Wien für Pdpp siehe Hartwig Fi-
schel Mobelentwürfe der Emplre- und Bledarmeierzeit. In Kunst
und Kunsthandwerk 23, 1920, s. 111112.
Vgl. v. Keeß Bd. 212. 1823lw1e Anm. 59 s. 147145.
Franz Windisch-Graell in AussL-Kat Vienna in the Age of Schu-
bert. London 19715117.
StACo, LA 28b 16 V. Nr. 101.96.
15
als Jagdschloß dienende Ftosenau bestimmt wa-
ren; doch kam es zu keiner Bestellung". Zumin-
dest trafen mit der umfangreichen Wiener Liefe-
rung am 30. April 1816 in der Ftosenau auch v2 Lu-
sires mit 16 Armen von Holzbroncen ein", die heu-
te nicht mehr nachzuweisen sind. Im Mai 1817 be-
stellte Ernst I. bei Josef Danhauser die Lüster des
Marmorsaals, die nach einer aus Coburg über-
sandten Zeichnung anzufertigen waren"; doch er-
reichten sie wegen eines Versehens der Spedition
Coburg nicht rechtzeitig zum vorgesehenen Ter-
min, der Hochzeit von Ernst und Luise. Bei der Öff-
nung der Kisten stellte man fest "sie sind in der
Arbeit nicht besonders gut ausgefallen und man-
ches fand sich daran zerbrochen-t". Die Danhau-
sersche Firma, die solche gotisierenden Lüster"
nicht in ihrem Lieferungsprogramm führte, erhielt
den Auftrag wohl wegen der langjährigen Erfah-
rung auf dem Gebiet der Holzbronzearbeiten", zu-
mal Josef Danhauser selbst als Bildhauer ausge-
bildet war"'. So fertigte das Unternehmen auch v2
vollständige Candelabres in Rittergeschmack von
Holzbronce, jeder aus Stücken zusammenge-
schraubtrt" Abb. die Herzog Ernst l. wohl wah-
rend seines Wiener Aufenthalts im Janner 1816
persönlich bestellt hatte"; am 30. August des Jah-
res trafen sie auf der Ftosenau ein. Als Schaftfi-
gur elnes jeden Kandelabers dient ein geharnisch-
III Heinrich Krüppel lun., Gelv
bes Zimmer im Bürglaß
Schlößcnen zu Coburg.
Gouache, Coburg 1832.
Coburg. Kunstsammlun-
gen der Veste Coburg. lnv.
Nr. 4075.
16 Kanapee aus der Rosenau.
Wien, um 1816. Holz,
schwarz gebeizl und po-
liert, Bezug erneuert.
Coburg, Schloß Ehrenburg,
lnv. Nr. 17
ter Ritter, der über seinem Haupt eine Schale mit mehrere Lüster für die Rosenau, die keine Sonder- Leopold zurück, der seine politischen Ambitionen
öllampanartigen Kerzenhaltern trägt; den formal aniertigungen darstellten, sondern dem Serien- mil glänzendem Erfolg außerhalb Coburgs zu ver-
ungewöhnlichen Sockel bilden drei gerüstete Bei- programm entstammten. Die Korrespondenz läßt wirklichen wuBte. Nachdem sich Leopold 1816 mit
17 Tisch aus der Rosenau,
Wien. um 1816. Holz.
schwarz geheizt und po-
liert. Bezug erneuert.
Coburg, Schioß Ehrenburg.
inv. Nr. lll 113
18 Konsoitisch aus der
Hosenau. Wien. um 1816
7. Holz, schwarz gebeizt
und poliert. Coburg,
Schioß Ehrenburg. inv. Nr.
lll 89
Anmerkungen 92 -1OB
Siehe außer den Archivalien auch die 1B17verlai5ien Beschrei-
bungen in den erraten der Herzogin Luise v. Ebart 1903. wie
Anm. 41. s. 39- 42 und im Coburglschen Taschenbuch lür das
Jahr m21 wie Anm. so, bes. s. 22a 229.
Für die stark wechselnde und irl den Quellen keineswegs
einheitliche Terminologie siehe Hnuperl Feuchtmflller und
Wilhelm Mrazek Biedermeier in Osierrelch. Wien 1953.
s. 72-76. und Christian Wltt-Dbrring Wiener Sitzmdbeltypen
des Biedermeier. in Weltkunst 4B. 1978. S. 1146147.
Die Wiener Möbel des Coburger Bestands sind zumeist
schwarz gebeizt und schwarz poliert gewöhnlich Birke über Ei-
che oder Nadelholz. Furnier wird sparsam verwendet. bei stun-
len z. B. nur an der Zarge. während Beine und Lehne massiv in
Birke gearbeitet Sind. Malerialangaben nach frdl. Mitteilung
von Herrn Harald Kleser. Kunstsammlung der Veste Coburg.
Adler landen sich auch an einem llJr die Rosenau gelieferten
Kanapee SlACo. LA 28b 1a Nr. 2. fci. esi.
Für die Art der Draperie vgl. u. die Danhauser-Zeichnung
ÖMAK, K. l. 8971. XXVISBQ; siehe auch Himmelheber 1978 wie
Anm. 2a s. a7; Witt-Ddrring 197a wie Anm. es s. 1141 und
ders. Die Wohnraumgesiaiiung des Biedermeier. Das Wiener
lnterleur. in alte und moderne Kunst Jg. 24. 1979. H. 165. S. 5.
KSVCO. lnv. Nr. 5.5. 18325. Vgl. auch die Blelzelchnung eines
sehr ähnlichen Kanapees in OMAK. K. i. 7710. XViildlllll49.
ES handelt Sich hier um Grenzlälla zum Diwan. wie diese Möbel
meist auch in den Archivalien genannt werden.
Für die Elnschwlngung der Seiteniehnen vgl. u. a. OMAK. K. i.
B971. XVI310. XXIIIÖOG und XXVl597.
ECO. lnv. Nr. Ft 17.
Für den durch bunt geblümte. waagrecht verlaufende Borten
gekennzeichneten Bezug des Kanapees. das in der Einschwin-
gung vergoldete Knöpfe zeigt. vgl. de. OMAK. K. l. 897i,
XXVl597 und XXVll555.
KSVCO. lnv. Nr. 5.3. 15378.
ECo. lnv. Nr. 341. Augenscheinlich handelt es sich um die
stark vereinfachte Variante eines Empire-Typus Foinesics
11920. wie Anm. a1. Tal. 4. Die beiden Nußbaumgarnituren
könnten milden 1816 ln der Niederlage im Bürgerspital erwor-
benen Mbhein bezogen mit i-biauem Seidenzeug. uzw. nfßi-
nern Pergaii- nach Krünitz Kattun aus Ostindien identisch
sein siehe Anm. 33.
KSVOG. lnv. Nr. a. S. 1342h; vgl. Feuchtmüller-Mrazek l963wie
Anm. es; Abb. 54.
E00. lnv. Nr. ll 17.
OMAK. K. l. B971. XXVIIITOS; sehr ähnliche Stücke im Besitz der
Bundesmobilienverwallung.
ECO. lrlv. Nr. ll 31; vgl. auch die Beschreibung von a5 kleinen
runden KOrbSeSSeIn-r in der Liste des lur die Rcsenau bestimm-
tsn Transports vom 2B. Dezember 1816 SIACO. LA 28b 15
V. Nr. f0i. a4.
ÖMAK. K. I. 3971. XXVIIIIBN und XCVI25133 identische Ausfüh-
rungen im Besitz der Bundesmobilienverwallung. dort auch mit
einem Kanapee. das die für den Typus charakteristischen ge-
wölbten Scheiben auf den Lehnenenden zeigi.
17
Schlosses ist augenscheinlich Wiener Provenienz.
Archivalien über den Ankauf der Möbel durch Leo-
pold sind nicht bekannt; doch ist die Vermutung
naheliegend. daß ein Teil der Ausstattung aus den
von Ernst I. bestellten Lieferungen stammt. zumal
enge Verbindungen zwischen den Niederfüliba-
cher Stücken und jenen aus der Rosenau und dem
Bürglaß-Schlößchen bestehen.
Das führt zur Frage der heute noch in Coburg
selbst existierenden Möbel Wiener Ursprungs.
Das überwiegend in herzoglichem Eigentum be-
findliche Inventar des BürglaB-Schlößchens wur-
de nach Augustes Tod im Jahre 1831" wahr-
scheinlich in die Ehrenburg überführt, falls es
nicht in einem anderen Schloß Verwendung fand.
wie z. B. der Rosenau. Deren ursprüngliche Ein-
richtung wurde schon bis zur Jahrhundertmitte
modifiziert; später kam es zu weiteren Änderun-
gen einige kurz nach 1900 angefertigte Aufnah-
man zeigen mit Ausnahme der Holziüster und
Ftitterkandelaber keine Objekte der ersten Aus-
stattung. Nachdem die 1920 in das Eigentum der
Coburger Landesstiftung übergegangene Anlage
zum Altersheim geworden war, veräußerte man
das nicht langer benötigte Mobiliar der herzogli-
chen Zeit bis in die Jahre nach dem 2. Weltkrieg";
ein überwiegend in desolatem Zustand befindli-
cher Restbestand meist schwarz gefaßte Wie-
ner Biedermeiermöbei gelangte in die Depots
der Ehrenburg. Die zur Zeit noch leerstehenden
Fläume im Erd- und Hauptgeschoß des Schlöß-
chens der Rosenau. die seit 1972 von der Bayeri-
schen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gar-
ten und Seen betreut wird. könnten an Hand der
erwähnten Schrift-u und Bildquellen wie mit Hilfe
der hier besprochenen Möbel die zwar nicht al-
le aus der Rosenau selbst stammen, aber doch
demselben Kunstkreis angehören wenigstens
teilweise im Charakter der ersten Ausstattung ein-
gerichtet werden.
Die weitgehende Homogenität des Stils. die einen
starken Austausch der Bestände begünstigte.
kennzeichnet die für den Coburger Hof bestimm-
ten Lieferungen aus Wien nur selten ist es mög-
lich. ein in den Archivalien genanntes Stück ein-
deutig zu identifizieren oder dessen ursprüngli-
chen Standort zuverlässig zu bestimmen. Darum
liegt es nahe. die Möbel nach Typeni" unabhän-
gig von ihrer früheren oder heutigen Aufstellung
zu besprechen".
Unter den nach Coburg gelieferten Kanapees
nimmt jenes im Teppichzimmer des Bürglaß-
Schlößchens Abb. den ersten Rang ein, da es
zum einen mit vergoldeten Holzzieraten u.a.
den die hinteren Eckpfosten bekrönenden Ad-
iernß geschmückt. zum anderen mit einer auf-
wendigen Draperie versehen ist. die nicht nur an
der Lehne mit Agraffen befestigt. sondern auch
zwischen den Beinen ausgespannt ist". Eine ähn-
liche Grundform zeigt das in der Ausführung ein-
fachere Kanapee aus Nlederfüllbach" Abb. 10.
dessen Lehne gleichfalls rund geführt und an der
Vorderkante mit eingestellten Säulchen über qua-
dratischen Beinpfosten geziert ist. Das Motiv der
Säulchen findet sich auch an dem ehemals im Sa-
lon der Herzogin auf der Rosenau Abb. ll aufge-
stellten Kanapee. das jedoch im Grundriß recht-
eckig ist. Solch kastenartiger Aufbau" ist gleich-
falls vier äußerst ähnlichen Kanapees im Cobur-
ger Bereich zu eigen, die durch die C-förmige Ein-
schwingung der breiten unprofilierten Seitenieh-
nen gekennzeichnet sind". Die einfachste Aus-
führung repräsentieren zwei schwarz gefaßte Ka-
napees aus der Fiosenauiao Abb. 16 und dem
BürglaB-Schlößchenm Abb. lll. denen ein in der
Grundform identisches, jedoch anspruchsvoller in
Nußbaum gearbeitetes Kanapee der Niederfüllba-
cher Ausstattungl" zur Seite gestellt werden
kann. Das denselben Typus vertretende Exemplar
der Ehrenburgl" Abb. 11 ist zusätzlich mit ver-
goldeten Paimetten geschmückt. Der Form der
Causeuse sind dagegen die zierlicheren Sitzmöbel
im Blauen Eckzimmer des BürglaB-Schlößchens
Abb. und im Wohnzimmer des Herzogs auf der
Fiosenau Abb. zuzurechnen.
Die in Coburg vorhandenen Fauteuils und Stühle
gehören einigen wenigen Typen an. Recht häufig
vertreten sind die im Grundriß kreisrunden Sitzge-
legenheiten. deren exakt im Halbkreis geführte
Sprossenlehne bei der Ausführung als Stuhlm
eher zierlich und hoch. bei der als Fauteuilm da-
gegen kräftig und breit geformt ist. Während die
beiden Fauteuils im Teppichzimmer des Bürglaß-
Schiößchens die konsequent geometrische Kon-
struktion des Danhauserschen i-Fauteuil No. 30
mit Sprossenum aufweisen. dessen seitliche Leh-
nenpfosten sich unmittelbar in den Beinen fortset-
zen. sind bei den aus der Rosenau stammenden
Fauteuils des Ehrenburg-Depots Lehnenpfosten
und Beine gegeneinander versetzt; dies gilt auch
für eine weitere Variante der Ehrenburgm. in
Coburg nicht minder häufig ist der Danhausers
"Sessel No. 116"" entsprechende Stuhl. dessen
zwei die Rückenlehne unterteiiende Quersprossen
an den Enden vergoldete Knöpfe aufweisen. Der
Typus ist unter den aus Niederfüllbach und der
1B
Rosenau stammenden Möbeinl" vertreten und
findet sich auch doch nicht mit vorgewölbter,
sondern gerader Zarge auf den Gouachen des
Blauen Eck- und des Kleinen Gelben Zimmers des
BürgiaB-Schlüßchens Abb. und lll. Zu den
verbreitetsten Formen der Wiener Biedermeiermö-
bei zählen ferner die durch eine schildfbrmig aus-
ladende, stark gerundete Rückenlehne ausge-
zeichneten Stühle, deren Mittelstrebe entweder
auf einem hochgebogenen oder auf einem zwei-
fach nach unten ausgebauchten Steg ruhtl"
Abb. 14, 15. in der Lehnenbildung einfacher noch
sind die ehemals im herzoglichen Wohnzimmer
der Rosenau Abb, befindlichen und heute mit
einer Variante im Depot der Ehrenburg vorhande-
nen Stühle, deren Vorderbeine stark geschweift
sindl".
Auch die Wiener Tee- und Kanapeetische der Co-
burger Sammlungen entsprechen ganz dem land-
läufigen Repertoire"? Abb. 17. Origineller sind
dagegen z.T. die Konsoltische, deren Wiener Pro-
venienz freilich nicht in allen Fallen sicher zu er-
weisen ist. Doch da Hasselbrink 1816 neun Kon-
soltische für die Rosenau lieferte, ist die Annah-
me naheiiegend, daß die schwarz gefaßten Pfeiler-
tische des Ehrenburg-Depots, die zum Inventar
der Rosenau gehören, mit jenen Wiener Stücken
identisch sind. Die auf Rothbarts Aquarellen im
Schlafzimmer des Herzogs Abb. wie im nord-
ostiichen Eckzimmer der Rosenaul" dargestell-
ten Konsolen entsprechen jenen in der Grundform
einfachen Tischen der Ehrenburg, deren schlanke
Säuichen Messing- oder holzgeschnitzte Basen
und Kapitelle tragenm. Ungewöhnlicher ist eine
an der Rückwand verspiegelte Konsoleß, die auf
der Standfläche eine gleichsam aus fiinf flachen
Platten gebildete Stufenpyramide trägt Abb. 18.
Nicht minder bemerkenswert erscheint ein sehr
schmaler Wandtlschl", dessen vier achteckige,
sich nach unten verjüngende Stützen auf krallen-
ähniichen Füßen ruhen. Hier ist die Möglichkeit
nicht ausgeschlossen, daß die Konsolen nach ei-
nem aus Coburg gelieferten Entwurf in Wien ange-
fertigt wurden. Weitere zu den Wiener Bestellun-
gen gehörige Möbel, die wir aus den lnnenansich-
ten kennenm, sind heute nicht mehr in den öffent-
lichen Sammlungen Coburgs nachzuweisen. Be-
sonders zu bedauern ist der Verlust des ehemals
im herzoglichen Schlafzimmer der Rosenau be-
findlichen Bettsl", das neben dem für das
Schlafzimmer der Herzogin bestimmten Stand-
spiegel mit Bronzeappliken das teuerste Objekt
der aus Wien bezogenen Ausstattung der Rosen-
au darstellte.
Da die besprochenen Möbel wohl ausnahmslos
mit jenen identisch sind, die 1815116 in Wien be-
stellt und 1816117 nach Coburg geliefert wur-
deni", iaßt der Coburger Bestand dem Formenka-
non wie der fast ausschließlich schwarzen
Farbgebung nach starke Geschlossenheit erken-
nen. Somit ergibt sich gerade für die zumeist ein-
fachen, nur mit sparsamem Dekor versehenen
Stücke eine präzise Datierungm. Auch verdient
die Tatsache Beachtung, daß besonders die Sitz-
möbel exakt mit Modellen der Firma Danhauser
übereinstimmen mögen sie nun nach denen
Danhausers kopiert sein oder aber einigen in Wien
stark verbreiteten Typen entsprechen, die auf-
grund der Quelienlage bislang allein mit Danhau-
sers Namen verbunden wurdenm.
Abkürzungen
ALIWT clrlchiv der Landeslnrlung Wien der Tischler,
811
v. 8. Vinzenz von Biumenberg
ECo Schioß Ehrenburg, Coburg
KsVCo Kunstsammlungen der Veste Coburg, Coburg
OMAK Osterreichisches Museum für angewandte
Kunst, Wien
v.Sz Johann Maximilian von Szymborski
StACo Bayerisches Staatsarchiv Coburg, Coburg
1h
Anhang
Verzeichnis der Kunst- und Kunstgewerbegegenstande und Luxus-
güter außer Möbeln, die von Ernst l. 1815- 1525 in Wien erworben
wurden oder deren Ankauf zumindest geplant war.
Wegen
Wahrend des Wiener Kongresses ließ Ernst I. verschiedene mitge-
führte Wagen erneuern z. e. stAco, LA 28b 1s Nr. fol.
ttf., 18. Janner 1815 der Wagen solle einen neuen Kasten erhal-
ten, nach Wiener Mode gelb lackiert, innen mit dunkeiblauem
Tuch. Auch wurden 1815115 mehrere neue Wagen in Vinen gekauft.
Doch ist keiner der Wiener Wagen in Coburg erhalten. Kalesche
Simon Brandmeyer, seinerzeit der bedeutendste Wagenfabrikant
Wiens Alfred Wolf und Erwin M. Auer Aussi.-Kat. Alt-Wiener Wa-
genbauer und ihre Fahrzeuge. Wien 1962, S. 67168, erneuerte für
970 1l. Wiener Wahrung Gestell und Kasten einer Kalesche Quit-
tung vom 13. Februar 1816 ebd. Nr. fol. 25 und Spezlalrechnung
B. Viersitliger Sfadrwagen für 705 1l. WW erneuert von Josef
Opitz Anton Redl andiungs Gremien und Fabrlcken Adressen
Buch des Österreic hen Kaiserihumes für das Jahr 1816. Wien
U.J., S. 255; v. Keeß Bd. 212, 1823, wie Anm. 59, S. 241; Rechnung
vom 2. März 1816 StACo, LA 28b 16 Nr. foi. 27 und Spe-
zialrechnung c. Prlischke von Josef Piank Wolf-Auer 1862,
S. 69170 gefertigt und am 19. März 1816 über Eger nach Coburg ver-
sandt, nach dem Eintreffen in Coburg von Ernst i. ungünstig beur-
teilt StACo, LA 28b 16 Nr. fol. 27 und 6111.. Prlfschke
Plank verpflichtete sich für 900 fl. Konventionsmünze zur Lieferung
der Frltacilke, war aber nach deren Fertigstellung r-wegen außeror-
dentlicher Theuerungir nur für mindestens 1000 fl. zum Verkauf be-
reit ebd. Nr. 2,101. 351., 441., 551., 59, 61, 701., 801. 27. Mdrl 1816 bis
27.Mai 1816; darauf drohte v. B. mit der Einleitung eines Gerichts-
Verfahrens gegen Plank ebd. Nr. fol. 12. Der schließlich verspa-
iet in Coburg eingetroffene Wagen fand seiner angeblich schlech-
ten Federn wegen ebenfalls nicht den Beifall des Herzogs. Eng-
lische visrsitzige Kalescne erworben für 9001i. Konvenilonsmünze
bei Peter Karasch v. Kee8 8d. 2l2, 1823, wie Anm. 58, S. 241; Quit-
tung vom 22, Mai1816StACo,LA 28b 16 Nr. frJl. 38.
Whisky v. Sz. teilte am 30. April 1816 v. B. mit, daß der Herzog einen
nach einer aus Coburg übersandten Zeichnung anzufertigenden
Wagen im Typ des Whisky in Wien zu bestellen wünsche, lr1 der
Farbe r-bleu tUfqllüiSßtr oder vpalllek mit vergoldeten Beschlägen,
nicht zu noch und in der aus Coburg mitgeteilten scurweiie. Peter
Kalasch legte einen Entwurf vor; doch kam es wegen des zu hohen
Preises zu keinem Auftrag ebd. Nr. fol. 52, 63, 71 und 78. Wa-
genzsichnungen nach dem 29. Juli 1816 sandte v. Sz. Zeichnungen
des Sattlermeisters Ludwig Wolf zurück, der jedoch wohl keinen
Auftrag erhielt; WoifRedt Ausg. 1818, S. 255; v. Keeß. Bd. 2l2, 1823,
wie Anm. 59, S. 241 ist wohl mit jenem Sattiermeister hin der Sin-
gerstrabek identisch, der angeblich billiger als Plank war StACo,
LA 28b 16 Nr. 1,101. 241. und Nr. fol. 44, Beschläge für
secnsspannigen Wagen gekauft am 3. Janner 1817 für 441 fl. WW
in der k.k. Englischen Platierwarenfabrlk des Stephan Mayerhofer
v. Kee8 Bd. 212, 1823, S. 5261.; SiACo, LA 28b 16 EV, Nr. foi.
10 und 60 und Speziairechnung
Waffen
Doppelfllnte v.Sz. bat am 21. November 1820 v. B., dem Buchsen-
maciier Johann Contrlner Johan F. Stdckel internationales Lexi-
kon der Büchsenmacher Neuausg. Schwäbisch-Gmünd 1978,
S. 239 nach dem Gutachten Prinz Ferdlnarlds ein iidoppellau-
figes JBQUQSWENH in Auftrag zu geben, das als Geschenk der Her-
zogin Luise zum Geburtstag Ernsts I. am 2. Janner 1821 bestimmt
wariStACo, LA zeo 1a Nr. fol. 21 und so. Heute in KsVCo,
Inv. Nr. GJA ll 35, mit Marke Stockel 208 und eingelegtem Mono-
gramm Ernsts I.
Musikinstrumente
Fiilgei gekauft bei Matthias Müller ebd. Nr. fol. 1a. Janner
1815; vgl. Fiedi Ausg. 1816, S. 244; Franz Heinrich Bdckh Wiens le-
bende Schriftsteller, Künstler und Dilettanten im Kunstfache
Wien 1822, 385 und 402; v. Keeß Bd. 212, 1823, S. 202103. Kla-
vier von Herzog Ernst I. selbst in Wien bei Matthias Müller besich-
tigt und nach seiner Abreise durch B. gekauft StACo, LA 28b
16 Nr. 101. 1. und 8. Planarone am 28. November 1820
schrieb v.Sz. an v. B. wegen eines Pianofortes, das Josef Wachtel
Fiedl Ausg. 1516, S. 255; v. Keeb Bd. 212, 192,3, S. 202103 nach der
beigefügten Zeichnung in Mahagoni ausführen sollte. Das mit
Bronzeverzierungen versehene Instrument wurde nach dem
21. April 1821 verschickt StACo, LA 28b 16 Nr. 101. 17, 32,
49 und 4a sowie Nr.6, Rechnung 12. Spieimeschine nachdem
v. B. schon am 16. Mai 1820 wegen einer von dem r-Herm Heß- zu
verfertlgenden uSpielmaschine- geschrieben hatte, bat v.Sz. am
30. Dezember 1821 um weitere Auskünfte über einen ivUhrBn-
schreibtisch oder eine Uhr, die zugleich Bureau istl; ein solches
Stück sollte sich bei Paullne von Württemberg, der Gemahlin Her-
zog Ferdinands und Schwester des Fürsten Metternich, befinden.
r-Das Bureau mub mit Mahagonihoiz sein und die Uhr soll mehrere
beliebte neue Stücke von Rossini spielen; v. B. übermittelte am
2a. Janner 1322 eine Beschreibung der Uhr der Herzogin von Würt-
temberg nein bloßer Kasten, ähnlich demjenigen, welcher in dem
kleinen Speisesaal des Hr. Fürsten v. Metternich sich befindet, wo-
von aber keiner als Schreibtisch kann benützt werden. Diese Kä-
sten sind von dem berühmten Künstler Heiß veriertlgt worden-
zweifellos der als Hersteller Von Flotenwerken gerühmte Thomas
H88; v. KeeB 9d. 212, 1823, S. 177 gibt die Beschreibung solcher in-
strumente. Der Auftrag kam offensichtlich nicht zur Ausführung
StACo, LA 28b 16 Nr. 4,101. und 79f,.
Juwelier- und Bronzeerheiren
SL-Heinrichs-Ordan der goldene und amailllerie Stern des
kgl.-sachsischen MiIitar-SL-Heinrlchs-Orden wurde von dBm Bür-
gerlichen Goidarbeiter Johann Hollauer angefertigt Rechnung
o. D., vermutlich von 1815, über 560 fl. einschl. des Putzans und Re-
parierens einiger Ordensaterne ebd. Nr. fol. 14. Diadame sie-
he Anm. 15. Hsndieuchrer irt Hose in Bronze Hanoleuchter-r, ge-
kauft am 30. Mai 1820 bei dem Galanterlewarenhandier Stephan
Syre ebd. Nr. Rechnung Nr. 13v0m August 1821; Zu Syre siehe
AussL-Kat. Wien 1800 1850. Emplre und Biedermeier. Wien 1969,
Nr. 326.
Keramik und Giaswaren
Kleines Teeservice gekauft am 5. Janner 1815 bei der k. k. Porzel-
lanmanuiaktur, zusammen mit einem i-Secretaire von schwarzem
Hoizrr StACo, LA 28b 18 Nr. 3,101. 15. Tafeiservicemsz.
schrieb am 28. August 1818 an v. B., Ernst I. wünsche irfür das
Schioß Fiosenau aus der Steingut Fabrik in Holliisch, aus weicher
schon früher Einiges hierher gekommen ist, ein grosses Tafeiservi-
De, weiß mit Mahlerey auf 48 50 Personen zu erhalten", der Dekor
nach Möglichkeit hin Beziehung auf die Rosenau, z. B. durch Ro-
senguirlanden, Rosenbououets und desglm. Die Fabrik bzw. deren
Wiener Niederlage am Alten Fleischmarkt Nr. 745 legte eine Uber-
slcht über das Service vor und bat um die Ubersendung elnerZeich-
nung fiir die Malerei. Doch wurde das Proekt bald wegen der rrda-
mit verbundenen Weitilärufigkeitenrr aufgegeben ebd. Nr. fol. 190
bis 192. Giaswaren Ernst i. bestellte in Wien stets größere Men-
gen von Gläsern fur den Tafelgebrauch, aber selbstverständlich
auch Ltister-Kristallteiie u. a. Als Verkäufer trat gewöhnlich die
Handlung der Gebrüder Görner auf Franz Haller Allgemeiner
Handlungs-Aimanach für den bürgerlichen Handesstand in
Wien. Wien 1823, S. 161.
Ölen
Sechs Tonoien die bei dem Bürgerlichen Hafnermeister Matthias
Febler v. Keeß Bd. 2l2, 1823, S. 798 bestellten Ofen trafen speis-
stena am 14. Dezember 1820 in Coburg ein, konnten aber zunachst
noch nicht in der Ehrenbulg aufgebaut werden, da die hierfür erfor-
derilchen Zeichnungen versehentlich nicht mitgeschickt worden
waren StACo, LA 26b 16 Nr. fol. 14, 23124, 32, 351.; Nr.
ohne Foiiierung und Nr. fol. 15.
Kupfersrichwerrre und Bücher
Wie der Vergleich mit der von Böckh 1822, S. 78 E0 veröffentlich-
ten Liste wlnteressante Kupfer- und größere ilthographische Wer-
ke, welche in Wien in neuerer Zeit erschienen slndk Zeigt, kaufte
Ernst l. eine Reihe der damals veröffentlichten Mappen; in Coburgs
öffentlichen Sammlungen sind sie heute nur z.T. nachweisbar.
Wiener Ansichten 20 Blätter. am 19. Jannar 1816 für 120 fl. bei Ar-
tarie 81 Co. gekauft StACo, LA 25b 16 Nr. 3,101. 19; es han-
delt sich hier wohl um eine der späteren Auflagen des Veduten-
werks Aussi.-Kai. Der Verlag Artaria. Veduten und Wiener Alltags-
slenen. Wien 1981, S. 16 22, während die Kunstsammlungen der
Veste Coburg nur Biättßr der beiden ersten Ausgaben besitzen Inv.
Nr. Kp 226b und 233. Vaterländische vollständige Sammlung
der merkwürdigsten National Cosrurrle des Königreichs Ungarn
und Croatien das von Carl Timiich herausgegebene und von Carl
Beyer nach den Zeichnungen von Joseph Heimbucher Edlen von
Bikkessy gestochene Werk wurde von v. e. am 2a. Juli 18i6zur Pra-
numeration, d.h. Subskrfption, vorgeschlagen und etwa am 1. Au-
gust 1816 bei der Caporschen Kunsthandlurlg lest bestellt StACo,
LA 28b 16 Nr. fol. 23 und 32; Nr. fol. 92, 211112; Nr.3,fol.
77. Heute in KSVCO, lnv. Nr. Kp 7121713. 20 Umrisse zur Undi-
ne die von Ludwig Ferdinand schrlcrr v. Carolsfeid geschaffenen
Illustrationen zur Edähiung Friedrich de la Motte Fouques
AussL-Kat. Wien 1800 -1850. Empire und Biedermeier. Wien 1969,
Nr. 221 wurden am 3. November 1817 bei Tranquillo Mollo für 801i.
erworben; v. B. bedauerte am 9. November 1817, daB er die rriiluml-
nierten Kupferstiche thells wegen Krankheit, thells wegen langer
Abwesenheit des Künstlers d. h. wohl des Kolorlsten nicht eher
habe erhalten können-l StACo, LA 28b 16 Nr. fol. 1761.
und Nr. iol. 1a. Heute in KsVCo, Inv. Nr. Kp 15a und 153a ein
koiorisrtes, original gebundenes und ein unkoloriartes Exemplar.
Vgl. auch Anm. 46. Mythos alter Dichterin bildlichen Darstellun-
gen das von Franz Stober gestoctiene und von Heinrich Josef
Holzl mit Text versehene Werk wurde 1819 in Coburg bezogen ebd.
Nr. fol. 211112. Heute dort nicht mehr vorhanden. Allgemeine
Weltgeschichte das in Wien erworbene Werk des Claude-
Francois-Xavier Millot in 19 Bänden Wien 1813- 1819 heute in der
Landesbibliothek Coburg, Sign. 63.840. bildliche Darstellung
des k.1r. osrerreichiscllen Militärs V. B. subskribierte im Märl 1821
ebd. Nr. fol. so, 4a, 54; Nr. fel. bei Josef Trenisensky die 24
Blätter umfassende Folge, die unter den verschiedenen Werken
ahniichen Charakters nicht eindeutig zu identifizieren iSt Vgl. Gun-
ter Dirrheimer Die k. k. Armee im Biedermeier. Wien 1975. Heute In
Coburg nicht nachweisbar. Donau-Ansichten v. B. verschickte
am 14. MBrZ 1824 die ersten 20 Blätldr des von Jakob Alt iithogra-
phierten Werkes. dessen Erscheinen am 15. Marz 1823 nach Co-
burg mitgeteilt worden war StACo, LA 120i 16 Nr. 1231..
Heute in Coburg nicht nachweisbar.
Anmerkungen 109- 121
KSVCO, inV. Nr. 3,5. 1832d und EGO, inv. Nr. E1132. DerselbeTy-
pus, doch in Pflaume auf Mahagoni-Art, befand sich früher
auch im Mobiliar der Ehrenburg unter der Inv. Nr. lll 137 heute
in Privatbesitz.
Siehe die Stühle in EGO, inV. Nr. F1 ii 29 sowie auf der Gouache
des Teppichzimmers des Bürglaiilaschioßchens Abb. vgl.
auch die Zeichnung OMAK, K. i. 9971, XXXBJS und die Stühle
auf den Aquarellen nUnser Zimmer in MEidi10Q1ß35l und r-Mein
Zimmer in Winn, von 1825 bis 1M7c Ausst.-Kat. Moderne Ver-
gangenheit fbtße 1900. Wien 1981, Nr. 123124.
ECK, Inv. Nr. E1120.
Einander recht ähnlich sind die drei nigen schwarzen Tisch-
chen aus Niedertüllbach KsVCo, Inv. Nr. a.S. 18328 und im
Teppichzimmer des Bürglaß-Schlobchens Abb. der große
runde Tisch im Wohnzimmer der Herzogin auf der Rosenau
Abb. lll zeigt die spezifisch wienerische Balusterform der Mit-
telstütze; der mit einer gepolsterten Fußplatte versehene Ar-
beitstisch ECo. Inv. Nr. lll 113 entspricht annähernd der
Zeichnung OMAK, I. 8971, LXXiVl1974.
Auf dem Aquarell 20469 der Floyal Library in Windsor Castie
blickt man aus dem Zimmer mit den sschibnsten Gegenden Hei-
vetierisu in den nördlich anschließenden Raum.
ECo, Inv. Nr. iii 1a und 114 spater ili 429; eine mit den letzt-
genannten Stücken identische Konsole findet sich auf der Gou-
ache des Teppichzfmmers des Bürglaß-Schlbßchens Abb. 1.
ECo, Inv. Nr. iii B8.
EGO, Inv. Nr. Rlii15.
Wie z. B. die Etagere auf der Gouache des Wohnzimmers der
Herzogin der Rosenau vgl. AussL-Kat. Moderne Vergangenheit
1981, wie Anm. 110, Nr, 48.
Fürdla Form des Bettes vgl. Josef August Lux Von der Empire-
zur Biedermeierzeit. Stuttgart '1930.Taf. 63.
Wegen der starken Veränderungen der Bestände mub auf den
Versuch verzichtet werden, einzelne Mobel für Hasselbrlnk
oder andere Werkstätten und Niederlagen In Anspruch Zu neh-
men.
6931818 Mobellieferungen größeren Umfangs aus Wien sind für
Coburg nicht nachweisbar, weitere Wiener Möbel finden sich in
Coburg nur als ausgesprochene Einzelstücke mit Nußholzfur-
nier siehe den Fauteyll mit runder hochgezogener Lehne ECo,
Inv. Nr. ii 166 vgl. OMAK, K. l.8971,XXVll1735,sowle August
Schestag Zur Entstehung das Biedermelerstlles. in Kunst und
Kunsthandwerk 1903, Abb. S. 298, und Lux W930, wie Anm.
118, Taf. 52, den Kgnapeetisch mit gepolsterter Fußpiatte ECo,
Inv. Nr. lll 25 vgl. OMAK, K. 1.8971, LXXlVl1969, und Schesteg
1903, Abb. S. 294 und den Damenschreibtlsch auf ovalem
Grundriß ECo, Inv. Nr. 33, der sich von den meisten Exempla-
ren des Typus z. B. Himmelheber 1978, wie Anm. 28, S. 40, Abb.
22 vor allem durch die kraftigen, hier als Schränkchen dienen-
den saulenartigen Seitenteile unterscheidet.
Frau Dr. Ellanna Glopplero dl Troppenburg Coburg und Frau
Dr. Angela Volker Wien bin ich für ihre hilfreiche Unterstüt-
zurlg Zu außerordentllchem Dank verpflichtet. Auch danke ich
für freundliche Hinweise und Auskünfte besonders Herrn Her-
berf Appeltshauser, Herrn Erich Erti und Herrn Erich Oberender
Coburg, Frau Annette Schirer Erlangen, clodi Dankvlrerd
Freiherrn von Pezold Niederlollbach. Frau Dr. Waltraud Neu-
wlrth, Herrn Dr. Peter Parenzan, Herrn Dr. Christian witt-
Dorring und Herrn Dr. Franz Windisch-Graelz Wien.
Während der Drucklegung erschien der Aufsatz von Sir Robin
Mackworth-Young Queen Victoria and Prfnce Albert in Coburg.
in Prfnce Albert and the Victorian Age hrsg. v. John A. S. Phil-
lips. Cambridge, London, New York 1981, S. 79-110, in dem
auch einige der hier abgebildeten Aquarelle der Rosenau reprrr
duziert sind.
Gerhart Egger
Agostino da Musi und das
Verhältnis zur Antike
im Ornamentstich
des Cinquecento
Friderike Klauner gewidmet.
Es ist allgemein bekannt, daß Raffaeilo Santi und
mit ihm alle bedeutenden Künstler der Rinascita
des späten 15. und frühen 16. Jahrhunderts sich in
entscheidender Weise um die Aufnahme und
Kenntnis antiker Bildwerke bemühten und aus die-
sen Elemente, gleichsam als System für ihre eige-
nen Werke, bezogen. Um das aber in die Tat um-
setzen zu können, benötigten die Künstler jener
Zeit zweifelsohne eine möglichst genaue Kenntnis
der von ihnen aufgefundenen Altertümer. Daraus
ergibt sich die problematische Frage, was an den
neuen Werken der Rinascita Kopie und was Erfin-
dung sei. Die Auseinandersetzung mit antiken
Werken war keine Neuerung des 15. und 16. Jahr-
hunderts, denn zahlreiche, vor allem römische
Bauwerke wurden seit dem Untergang des Römi-
schen Reiches weiter benützt, Fragmente in neue
Gebäude eingemauert, antike Systeme weiterge-
bildet. So lebte die antike Tradition, wenn auch
fast im verborgenen, so doch durch Jahrhunderte
weiter. Dazu kam die literarische Tradition unter
dem Bestreben, diese mit den Ideen des Christen-
tums in Einklang zu bringen.
Alles war dazu angetan, die Antike, den antiken
Geist einmal mit erneuter Kraft wieder auferste-
hen zu lassen. Der Zeitpunkt dazu war während
des 14. Jh.s unter den Namen wregeneratio, re-
stauratio und restitutioii für Italien gekommen.
Cola di Ftienzo machte im Jahre 1347 den wie eine
Absurdität erscheinenden Versuch, als iiVolkstri-
bunu in Rom die römische Republik zu neuem Le-
ben zu erwecken. Wenn auch dieses Unternehmen
scheitern mußte, so war es ein Zeichen dafür, daB
die Zeit bereit war, sich zu verändern. Schon in der
Divina Commedia hatte Dante 1265-1321 ein
phantastisches Weltgebaude errichtet, das in
christlichem Geist an antike Epen anschließt.
Giotto 1266-1337 setzte in seinen Bildern spät-
antike Traditionen und Gedanken weiter fort. Die-
se gewaltige Veränderung der gesamten europä-
ischen Kultur bereitete sich ohne Zweifel bereits
seit der Zeit um 1200 vor, ausgelöst durch die Wie-
derentdeckung der Werke des Aristoteles. Alber-
tus Magnus um 1200-1280 und nach ihm Tho-
mas von Aquino 1225-1274 schöpften aus den
Schriften der antiken Philosophen die Grundlage
für ihr neues geistiges Weltsystem, in dem vor al-
lem das Verhältnis zur Natur und die Einordnung
natürlicher Dinge in das Weltbild neu formuliert
wurden. Der Aristotelismus bildete seitdem die
Grundlage weiteren Denkens und auch die Grund-
lage für das Verständnis der Antike.
Florenz war seit dem ausgehenden 14. Jh. so sehr
Zentrum der neuen Denkart geworden, daß das
Ostreich knapp hundert Jahre vor seinem Zusam-
menbruch weiter von der Antike entfernt war als
das sich dem Traum eines Wiedererstehens einer
heilen antiken Welt immer mehr hingebende Ita-
lien. Es waren zwar durch das ganze Mittelalter
hindurch an den Schulen die iistudia humanioraii,
die Studien der antiken Quellen, betrieben wor-
den; im Sinne der Humanitas Giceros aber wurden
sie erst im 14. Jh. gefördert und an die Spitze der
neugegründeten Universitäten gestellt. Dante, Pe-
Agostino Musi,
Blatt aus der
Frühzeit mit Ranken
und Vögeln
Anm. s. S. 12
trarca 1304-1374 und Boccaccio 1313-1375
waren erste Humanisten gewesen. Andere such-
ten in deren Nachfolge die Verbindung zu jenen
Gelehrten aus Byzanz, die die griechische Litera-
tur erhielten und immer mehr nach ltalien abwan-
derten, wie Manuel Chrysolares 1350-1415, der
1396 die erste Humanistenschule in Florenz ge-
gründet hatte, oder Gemisthos Plethon 1355 bis
1452, der durch seine Vortrage in Florenz Cosimo
de Medici zur Gründung der Platonischen Akade-
mie angeregt hatte.
Die großen Humanisten des Quattrocento, Poggio
Bracciolini 1380-1459, Enea Silvio Piccolomini
1405-1464, der spätere Papst Pius ll., und Gio-
vanni Giovianc Pontano 1426 1503, um nur eini-
ge zu nennen, wurden von Mächtigen wie Cosimo
und Lorenzo de Medici oder den Päpsten Nico-
laus V., Pius II. und Sixtus lV. gefördert. Sie fan-
den Nachfolge nördlich der Alpen in Deutschland
in Rudolf Agricola 1444- 1485, Erasmus von Rot-
terdam 1466-1536, Regiomontanus 1436 bis
1476 oder Willibald Pirkheimer 1470-1530, in
England in Thomas Morus 1478-1535.
Einen Höhepunkt erreichte die Bewegung in der
"Platonischen Akademien in Florenz. Angeregt
durch den griechischen Platoniker Gemisthos
Plethon, hatte sie Cosimo Medici, Nil Vecchioii,
1459 gegründet. Sein Enkelsohn Lorenzo Magnifi-
co war neben Marsilio Ficino 1433- 1499 und Pi-
co della Mirandola 1463-1494 ihr prominente-
ster Vertreter. Flclno baute das platonische Denk-
system im Sinne des christlichen Ethos um, es ge-
lang ihm, den platonischen Begriff der unsterbli-
chen Seele in das Licht des christlichen Totali-
tatsanspruches zu rücken. In Pico della Mirando-
las Rede "Über die Würde des Menschen-i sah Ja-
kob Burckhardt die höchsten Ahnungen des Re-
naissance-Denkens angedeutet. Vasari nennt die
künstlerische Entsprechung zu alledem die iiRi-
nascitari, die Erneuerung, und laßt diese mit Giot-
to beginnen. Eine Erkenntnis, die allerdings vor
ihm schon Boccaccio und Ghiberti gefaßt hatten.
iiEr hat die Kunst wieder ans Licht geholt, die viele
Jahrhunderte begraben gewesen wann Zu "pa-
tresii des neuen Stiles aber wurden erst ein Jahr-
hundert später Brunnelleschi 1376-1446, Ma-
saccio 1401 1428 und Donatello 1386- 1466 in
Florenz, die unter mediceischer Förderung die
neuen künstlerischen Prinzipien zum Durchbruch
brachten. Antike Schriften und Kunstwerke wur-
den wohl auch schon vorher im Norden studiert
und Maßverhaltnisse ebenso wie Proportionsge-
setze aus ihnen abgeleitet. Das Bestreben aber,
die Antike zu neuem Leben, zu einem Weiterleben
zu erwecken, war neu. Man sah im antiken Kunst-
werk literarisch wie bildnerisch wohl ein Vorbild,
aber man wollte es nicht nachmachen und kopie-
ren, sondern weiterleben lassen. Nicht als totes.
bloß historisch erfaßbares nMaterialu sollte die
Antike erkannt werden, sondern man versuchte
vielmehr, sich mit seinem neuen Werk in die Reihe
der Alten zu stellen, das Abgebrochene fortzufüh-
11
Axmiizr myaqn ymfmmr NI'11'jvrxulßKiJonsmt'
ren und weiterzuentwickeln. Wenn Winkelmann
Jahrhunderte später sagt "Der einzige Weg für
uns, groß, ia, wenn es möglich ist unnachahmlich
zu werden, ist die Nachahmung der Altenmrß, so
meint er etwas ganz anderes und wäre mit diesem
Satz von den Künstlern der Rinascita restlos ab-
gelehnt worden. Die Künstler und Gelehrten der
Rinascita, beide sind voneinander nicht zu tren-
nen, befaßten sich alle mit theoretischen Überle-
gungen und waren alle dem humanistischen Geist
zutiefst verbunden. Sie suchten im Sinne der Anti-
ke die Beziehungen von Kunst und Natur zu klä-
ren. Sie waren daher erfüllt vom Streben nach ei-
nem Schönheitsideal, das sie im Einklang von
Maß, Proportion und Natürlichkeit sahen.
Will man aber die Kultur vergangener Jahrhunder-
te weiterführen, so muß man ihre Inhalte genaue-
stens kennen. Um dieses zu erreichen, bedurfte es
der Neuausgabe, Übersetzung und Kommentie-
rung antiker Schriften mit größtmöglicher Verbrei-
tung. Weiters bedurfte es des eingehenden Stu-
diums antiker Reste von Bauaufnahmen bis zur
Abbildung von Säulen, Figuren und Reliefs. All
das war Grundlagenforschung, war Material für
Weiterbildungen, um "im Sinnen und nicht um
"das gleicher neu zu bauen. So war der neue Stil
wohl nantikischtt, aber nicht antik.
Das allgemeine Bestreben war, es der Antike
gleichzumachen und doch diese in gewisser Wei-
se zu übertreffen. Darum wurde die "Antikerr auf-
gezeichnet und abgemalt, nicht aber um Kopien
herzustellen, sondern als vorbildhafte Grundlage
neuer Erfindung.
Hier nun hat der Kleinmeister seinen Platz. Agosti-
no da Musi ist sicher nie ein bedeutender Künstler
gewesen. Es gibt von ihm zahlreiche Kupferstiche
"TISCH" großen Werken, und er war sicherlich einer
von den vielen "Gehilfenu, die das vMaterialr lie-
ferten. Gerade aber deshalb sind seine Blätter in-
teressant, gewähren sie doch Einblick in die Werk-
statt der Rinascita.
Agostino ist in Venedig um 1490 geboren; im zwei-
ten Jahrzehnt des 16. Jh.s erhielt er seinen Unter-
richt und arbeitete unter dem Einfluß von Giulio
Campagnola, Jacopo de Barberi und auch von Al-
brecht Dürer. 1516 ging er nach Florenz zu Andrea
del Sarto, der ihn aber ablehnte. Im gleichen Jahr
übersiedelte er nach Rom, wo er der wichtigste
Schüler Marc Antonio Flaimondis wurde. Sicher-
lich stand er dort auch mit dem Kreis um Ratfael
in Beziehung. Von 1527 bis 1531 war er in Bologna
und Florenz und kehrte 1531 nach Florn wieder zu-
rück, wo er wohl auch mit Serlio in Verbindung
trat. Die letzten datierten Arbeiten stammen aus
dem Jahre 1536. Weiteres ist von seinen Lebens-
daten nicht bekannt.
Agostino da Musis Werk ist unterschiedlich und
bringt auch für den Ornamentstich, wenn wir von
IN ECL
Au!
jung ILVE ST
Agostino Musi, Blatt aus der Serie von Baudz
1528
Agostino Musi, Blatt aus der Serie von Baud
1528
Agostino Musi, Vase von S. Agnese
Agostino Musi, Ornament aus S. Silvestro
Agostino Musi, Ornament aus S. Silvestro
Anmerkungen
Abkürzungen Bartsch, Pelritre graveur OSTS Orn.
stück. Sammlung des Oslerreichlschen Museums lür angev
Kunsq
Boccaccio, Decamerori. sechster Tag. 5. Novelle.
Winckelmann. J. J., Gedanken über die Naßrlahrrlurlg der
Sorten Werke, erschienen 1756, in Winckelmanns Werke
C. L. Fernow, Dresden, 1808, Bd. S. 7.
mauern".
am In zcr. SILVIST
qgaoxxxxxxäß
Nachstichen großer Meister absehen, ver-
iedene Möglichkeiten auf dem Gebiet der ak-
len Umsetzung antiker Systeme in neue Kom-
itionen. Freilich ist er damit nicht allein, denn
ranni da Udine, Marc Antonio Fiaimondi oder
ea Vico zeigen verwandte Tendenzen. Nur die
einen Stufen der Umsetzung sind bei ihm et-
deutlicher absetzbar.
seiner Frühzeit sind zwei Stiche nach dem
ilo von Belvederel bekannt. In diese erste
ppe der reinen Kopien fällt auch ein nicht da-
er Ornamentstich mit einer wortwörtlichen
ie einer Schrankenplatte der Ara pacis Augu-
in Rom Abb. 1'.
nun ein Stich nach dem Apollo sicher eine
ie Bekanntmachung des antiken Werkes sein,
iegt dem iiornamentalen Vorlagebiattu mehr
runde. Aufgabe dieser seit dem späten 15. Jh.
iandenen Gruppe von Kupferstichen war es
ilich, als Vorlage zur Nachahmung zu dienen.
zwar In verschiedenen Werkstätten zur ver-
iedensten Umsetzung für Tapisserien, Gold-
miedekunst oder Majolika, für Einlegearbeiten
Möbeln sowie für gemalte oder stukkierte
iddekorationen und ähnliches.
heißt, daß der Künstler mit einem solchen
auch eine reine Kopie nach einem antiken
wie in dem in Abb. gezeigten Beispiel, oh-
Angabe seiner Herkunft als Vorlage für neue
ke anbieten konnte.
die zweite Gruppe von Agostino Musls Orna-
itstlchen ist rein kopistisch, jedoch mit ande-
Bestimmung. So kam 1528 eine Serie von
iteil- und sonstigen Baudetailstudien heraus,
denen ein Blatt auch von dem Architekten Se-
liano Serlio 1475 1554 in seinen nregole ge-
ili d'Architettura, Venezia, 153711 verwendet
de. Es ist ein nCorinthio-t-Kapitell, von Seba-
no Bolognese gestochen, von Musi signiert
datiert, das Serlio unter der Erklärung bringt
1131116 antichita di opera Corinthia, che si veg-
in ltalia me pare che L'Pantheon di Roma,
irco trionfale, che sul pcrto d'Ancona, sian
piu belle delle meglio intese del quai arco,
ipitellonß Das Kapitell ist tatsächlich am Bo-
von Ancona vorhanden. Zu dieser Serie gehö-
noch mehrere Blätter, die, wenn auch nicht un-
elbar nachweisbar, doch dem gleichen Zweck
iten Illustrationen eines Lehrbuches zu sein
I. 4'.
weitere Möglichkeit im Verhältnis zwischen
tin mm Vnrlann hrinnl ninn ririHn Irlinnn riin in
R3 Altt 1x
Agostino Musi, Blatt aus der Vasenserie, 1530
Agostino Musi, Blatt aus der Vasenserie, 1531
Agostino Musi, Blatt aus der Vasenserie, 1530
10 Agostino Musi, Blatt aus der Hermen-Serie, 1536
Anmerkungen 10
XIV, 32a.
XIV, 562 OSTS 29117.
Serlio,Seb.,Archiie1iura,4. Buch, s. 317, delibrdine corinthio.
XIV, 531, 528, 533; OSTS 138122. 21, 35.
XIV, 540; OSTS 29i10.
XIV, 553; OSTS 29111.
XIV, 5543 OSTS 25I12.
XIV, 542, 543, 544, 541, 551, 547, 543; osrs 123114, 1516,13,
20, 17,
10
10
M65? Vitlt
Auf den Blättern dieser von Antonio Salamanca
gestochenen Serie werden antike Ornamente mit
Angabe der Fundstelle gezeigt eine Vase mit gro-
ßen Akanthusbiättern Abb. enthält die In-
schrift vRomae in Ecciesia S. Agnetis extra Mu-
rosu; ein Akanthusornament i-Fiomae in ecclesia
S. Silvestriu Abb. und eine große Akanthusvo-
lute, ebenso aus S. Silvestro stammend Abb. 7'.
Bei diesen Blättern stellt sich nun die Frage, ob
Musi tatsächlich antike Reste abgebildet hat und
sie mit dokumentarischen lnschriften versah oder
ob die inschriften nur daraufgesetzt sind, um die
Glaubwürdigkeit des Blattes zu erhöhen, ein Ge-
danke, der große Wahrscheinlichkeit für sich hat.
Alle diese Blätter erscheinen durchaus als orna-
mentale Vorlage; dennoch wäre es aber auch
möglich, daß Musi sie als Illustrationen, etwa für
ein Buch über "Antiquitäten", gearbeitet hat. Wa-
ren schließlich in diesen Zeiten viele Künstler dar-
um bemüht, derartige Kompendien herauszuge-
ben, und zweifelsohne gibt es eine Menge Stiche,
die dafür gedacht, aber nicht verwendet wurden.
Die Frage, ob Kopie oder Neuerfindung, bleibt bei
dieser Gruppe also offen.
Eine wesentliche Neuerung scheint eine vierte
Gruppe zu bringen, die in den Jahren 1530 31 er-
schienen ist und wieder von Antonio Salamanca
gestochen wurde. Sie zeigt große Vasen und tragt
auf jedem Blatt die Inschrift vsic Romae antiqui
sculptores ex aere et marmore faciebantß Die
Blätter sind alle signiert und datiert. Die Inschrift
soll nun wohl die Garantie dafür geben, daß es
sich bei den Stichen um aufgefundene und abge-
bildete Altertiimer handle. Die Bezeichnung "aus
Erz und Marmoru erscheint hingegen schon be-
denklich. Abgebildet sind Amphoren, Deckelgefä-
ße und Kannen Abb. -14'". Alle diese sehr auf-
wendigen Gefäße zeigen neben Kannelierungen
der unteren Teile Dekorationen, deren Details sehr
wohl aus der Antike stammen Putten mit Girlan-
den, tanzende Mänaden und Satyrn, Schiangenor-
namente, Greifen- und Löwenköpfe, Masken und
sonstige Phantasietiere. Doch die Art und Weise
der Durchführung ist unantik; eher erwecken sie
den Eindruck, als waren sie als Vorlagen für ma-
nieristische Steinschneidegefäße gedacht. Wohl
sind auf römischen Wandmalereien etwa in den
Fresken der Casa di Lucrezio Frcnto in Pompeji
Prunkvasen dargestellt, die den hier abgebildeten
entfernt ähnlich sein könnten. Doch derartige
Fresken waren im 16. Jh. nicht bekannt. Auch sind
n..- ymao knllannonn QVIÖHIAM fäafßßn urnnnni.
rkungen 11- 21
itre graveur v1 s.65,
savent, Peintre graveur v1. s. 55; XIV, 550.
125743.
aoa, aos; osrs 13Bl29.
564, 565. 577, 567, 532, 56a; osrs 29x19, 24, 20, 2a.
564; osTs 29119.
P., In Katalog der Berliner Ornarnentslich-Sammiung,
st dieses Blatt der Ara pacis zu. was aber dem tatsächlichen
mm mm entspricht.
565. osrs 29119.
v. 577. 567; osrs 29x25, 20,
5112; osrs 29x23.
v. 561; osrs 29x21.
tur
mein
58h, Regole generali d'Archltettura, Venedig, 1537
Joh. l-L, Großes vollst. Unlversallexicon aller Wissenschaf-
Künste 1732- 54
Le Peintre graveur, Bd. XIV, 1813
iardt. J., Cicerone. 1355
1ardt,J., Die Kultur der Renaissance in Italien, 1560
1., Coslmo de Medici il vecchm, Florenz 1940
L., Das Selbstzeugnls Kaiser Konstantins, Göttingen 1954
L., Der Kaiser Konstantin, 1957
lind, La Splendlda Storia di Firenze. Firenze 1965
M., Florenz und die Medici. Kbln1973
6.. DES Bild der Antike in Literatur und Druckgraphik der Re-
nce und des Barock, Schriftenreihe der Bibliothek des Oster-
Charl Museums lur angewandte KunSt, Nr. 12, 1975
gO della MOStrS Firenze la TOSCBni dai MBOiCi neiVEuropa
Firenle 1980
iell zu Agostino Musl
Vite, ed. Milaneal. Fteg-Bd. p. 151; dtsche Ausg. Gott-
ski u. Gronau, Vlllt p. 299. 303 i.
ken. Dict. des Artlstes et1., 1778 605140
n. Biogr. Drci. o1 EngL. 1715
11m1, NOIIZ. istor. d. lntagL. 111 was 29211.
nc. Manuel de Vamat. d'est., 1888
,Monogr.. u.
xant, L8 Felntre-Grev, VI
ieslag. Kit. d. Wiener OrnamentsL-Smlg, 1871
er, Kat. d. Wiener 0rnamenst.-Smlg., Erwerb. sett 1871. Wien
Erwerb. seit 1889. Wien 1919
trd. Lea Maitres orneman., 1880
de. Die Antiken In den Stichen Marcantons. Ag. Venezianos
B81
Kstwlss, 1882 51
sie. Hist. de la Grav.,1B60
sen, Kat. Barl. Ornamenist.-Smlg., 1894. Neuherausgabe
1936
Der Ornementstlch, 1520
ickmann, Die prakt. Bedeutung d. Ornamentst. Stud. z.
Kstqescrt. H. 90, Straßburg 1907
ler, Kupferst. u. Holzschn. In Jahrh..1905 u. 5.
nur, Dict. d. Ventas d'art. 1911
r. La Statue di Horrla, In Höm. Forschgn., ll 1912
ianea variae doctrlnae Leonls S. Olschki, 1921
Hlst. Engr. and Etching. 1923
ir, Ornamentale Vorlageblatter 1926; erweiterte Neuheraus-
on o. Egger, 1931
nacher, L., In Thleme-Becker, Bd. 25, S. 292
Das betrifft vor allem die auf Abb. 11 und 14 ge-
zeigten Masken, die ihrem Stil nach nur dem
16. Jh. entsprechen können. Passavant" nennt
diese Blätter bereits nVases antiques et moder-
nesu, wodurch sein berechtigter Zweifel offenbar
wird. Ein Blatt dieser Serie" trägt sogar das Wap-
pen des Hauses Medici, woraus die Neukomposi-
tion evident ist. Und doch sehen die Gefäße auf
den ersten Blick so aus, daB sie den Gedanken
aufkommen lassen, der Künstler hätte zumindest
einige Bruchstücke antiker Prunkgefäße gesehen
und sich an ihnen zu phantastischen Neuerfindun-
gen anregen lassen. Aus Gründen der Glaubwür-
digkeit versah er das Blatt mit der dokumentari-
schen lnschrift. Erhärtet wird diese Meinung noch
dadurch, daB es auch von anderen Kleinmeistern
ähnliche Blätter mit verwandten lnschriften gibt,
wie etwa ein Blatt mit dem Monogramm L.V.
wohl Leonardo da Udine von 1539. ein Deckel-
gefäB mit der Inschrift "ex Romanis antiquitati-
bus, 153911, das ohne weiteres in die Reihe der Sti-
che Musis passen könnte."
1536 gab Musl eine Serie von Hermen heraus
Abb. 15, 16", die ganz offensichtlich zeigen, daß
sie nicht antik sind, aber es doch sein wollen. Es
sind groteske Figuren, zum Teil ohne Arme, einer
jeden antiken Herme geradezu widersprechend.
Bei dieser fünften Gruppe von Blättern handelt es
sich um reine Phantasie mach-t dem antiken Vor-
bild. Gerade aber derartige Neuerfindungen tau-
chen in Architekturbüchern des späten 16. Jh.s
und sogar des 17. Jh.s immer wieder auf, woraus
zu erkennen ist, daß man auch weiterhin der phan-
tastischen Neukomposition "in antiker Weiser
wesentlich mehr Bedeutung zumaß als einer Ko-
pie.
Die letzte, sechste Gruppe bildet eine gemeinsam
mit Jacopo Francia verfaßte Serie von 24 Blatt rei-
ner Ornamentvorlagen, wohl aus der Zeit um 1536
Abb. 17-22". In für alles verwendbaren "Gro-
teskw-Dekorationen zeigt Musl Kompositionen aus
antiken Details und neuen Erfindungen, die sehr
stark an Raffaels Entwürfen gebildet sind, in vie-
lem aber auch davon abweichen und in die späte-
re Zeit manieristischer Wanddekoraticnen der Mit-
te des Cinquecento hinweisen. Es geht in allen
Blättern um große Rankensysteme mit Groteskfi-
guren wie auch einbezogenen Bühnenhauschen,
die stark von antiken Wanddekorationen angeregt
sind. Blatt Abb. 17" erinnert noch sehr an die
Ara pacis, obwohl von Kopie keine Rede sein
kann". Blatt Abb. 18" nimmt einen Rundbau
auf, der bramantische Konstruktion zeigt, Blatt
und 14 Abb. 19 und 20" zeigen ein "Bühnenhausu
in der Mitte des Systems einmal mit der Figur der
Ceres, die aber nicht einem antiken Vorbild, son-
dem eher einem ikonographlschen Lehrbuch ent-
stammt, das andere Mal mit einem völlig unanti-
ken Kenotaph. Blatt 19 Abb. 21" bringt eine Dia-
na Ephesia, so wie man sie sich im 16. Jh. vorstell-
te, ohne sie je gesehen zu haben, was noch durch
die völlig unantike schematische Darstellung ei-
ner mittelalterlichen Burg über dem Kopf der Dia-
na erhärtet wird; und schließlich Blatt 20
Abb. 22" eine Putten- und Masken-Komposition
völlig freier Erfindung.
Daraus ergibt sich als Conclusio Auf Grund der li-
terarischen Entdeckung der Antike war man aller-
orts auf der Suche nach antiken Resten, um diese
als "idealer Vorbilder zu nehmen. Das Studium
der antiken Ruinen ging so weit, daß reichbebil-
derte Lehrbücher mit Bauaufnahmen und Darstel-
lungen von antiken Details entstanden. So genau
man antike Reste aber auch wiedergeben wollte,
immer war die eigene Phantasie das Entscheiden-
de, die Komposition aus Details und die Fortfüh-
rung nim Sinnen; daraus entstand etwas Neues,
das im Resultat letztlich unantik ist und das von
einer eigenen geistigen Kraft getragen war. Die
trockene und dürftige Nachahmung war einer viel
späteren Zeit vorbehalten geblieben, wie Joachim
Winckelmann in dem oben zitierten Satz meint.
1R
Ftolf Kultzen
Zwei unbekannte
Selbstbildnisse von
Christian Seybold
Christian Seybold, Selbstbildnis, 1761. Liechtenstein,
Galerie
Christian Seybold, Selbstbildnis, 1747. Florenz, Uffizien
Anmerkungen
Nr. 130; Kupfer, 40x31 crn.
Zitiert im Führer durch die Fürstlich Liechtensieinische Gemal-
degalerie in Wien A. Kronield, Wien 1931, s. 55, Nr. 130.
im lnv. von 175a, Nr. aiso; Kupfer, es 29,5 cm; vgl, icll umzl.
Catalogo genereleu, Florenz 19B02. AufLl, s. 1005, Nr. ssz.
Elfriede Baum. Kat. a. Osterr. Barockmuseums im Unteren Bel-
vedere iVl Wien. ll, München 1950, S. 5451i, an dieser Stelle iuCh
die bislang ausführlichsten Angaben zur Vita Seybolds.
Vgl. Kai. Louvre Paris wen, bearb. v. F. Vlllot, 2. Teil, 257,
Nr. 495; Lelnw., 64x36 cm. Kat. Dresden. Gemäldegalerie,
190a, s. 670171, Nr. 209a; Leinw., 74x61 cm.
F. Nicoiai, Beschreibung einer Reise durch Deutschland und die
Schweiz im Jahre 1781. 4. Band. Berlin und Stettin 1734, s. 4ao.
F. L. Graf zu Stolberg, Reise in Deutschland, der Schweiz, ita-
llsrl und Sicilien. Band. Königsberg und Leipzig 1794, s. 39a.
Nagler, Künstler-Lexikon, XVI uns, s. 214.
16
Gegen Ende seines Lebens präsentiert sich uns
Christian Seybold in dem 1761 auf Kupfer gemal-
ten Selbstbildnis Abb. der Galerie Liechten-
steinl. Dazu heißt es von einem anonymen Autor
in i-Wiens Kunstsachenu von 1856 i-Dieser brave
Künstler scheint sich den berühmten Denner zum
Vorbild erwählt zu haben; denn außer an letzterem
und an Seybold fand ich nie eine dermaßen mi-
kroskopische Ausführlichkeit. Seybolds Farbe ist
heiterer als die Denners; aber die Denners ist mar-
kiger und natürlicher. Daß Seybold nicht des Den-
ners fabelhaft hohen Grad der Ausführlichkeit er-
reicht hat, kann ihm nicht als Fehler angerechnet
werden; denn der Zweck der Kunst ist nicht, mi-
kroskopischen Untersuchungen zu dienende
Seybold selbst würde den hier zwar nur versteckt
vorgebrachten Einwand gegen eine allzu detail-
lierte Schilderung äußerlicher Erscheinungsfor-
men vermutlich kaum akzeptiert haben. Betrach-
tet man daraufhin nämlich die zahlreiche Beispie-
le umfassende Serie seiner Selbstbildnisse, so
wird hier ein schon früh einsetzendes Bemühen
des Künstlers um eine selbst die beiläufigste Klei-
nigkeit berücksichtigende, möglichst naturge-
treue Wiedergabe der eigenen Physiognomie er-
kennbar. Offenbar handelt es sich dabei also um
ein spezifisches Anliegen Seybolds, wozu er tat-
sächlich durch das Beispiel des 1685 in Hamburg
geborenen Baithasar Denner angeregt worden
sein dürfte, der zu den damals beliebtesten Portra-
tlsten in Deutschland zählte. Demnach scheint
Seybold die von den Zeitgenossen mit Beifall auf-
genommene Manier Denners die Gewähr für eine
erfolgreiche Tätigkeit auf dem Felde der Bildnis-
malerei geboten zu haben, so daß er mit Recht an-
nehmen konnte, auf diesem Wege rasch zu per-
sönlichem Ansehen zu gelangen. Dies bestätigen
aber vor allem die häufigen Selbstbildnisse Sey-
bolds, die er zudem so scheint es wenigstens
mit großem Geschick in die berühmtesten
Sammlungen seiner Zeit zu lancieren verstand.
Letzteres gilt besonders für das unter die Künst-
lerseibstbildnisse in den Uffizien zu Florenz einge-
reihte Porträt von Seybold Abb. aus dem Jahre
17471. Auch für das hier ebenfalls aus den engen
Grenzen eines kleinen Biidformats stark spre-
chend hervortretende Künstlerantlitz ist jener An-
flug von ängstlicher Zurückhaltung charakteri-
stisch, der mit einer auf die Spitze getriebenen
Treue der physiognomischen Dokumentation so
auffällig kontrastiert, daß dadurch die harmoni-
sche Vereinigung der aufgewendeten Mittel zu ei-
nem für die dargestellte Person eigentümlichen
Ausdruck empfindlich gestört erscheint. Auf der
Rückseite dieser Kupfertafel findet sich die in-
schrift i-Christianus Seybolt Moguntinus Regis
Poioniae Pictor aulicus aetatis annorum 49 hancl
propriam Effigiem pinxit Anno 1747."
Leider ist übrigens auch damit die bislang umstrit-
tene Frage nach dem Geburtsdatum Seybolds
nicht endgültig entschieden, zumal wenn man die
abweichende Angabe auf dem Selbstbildnis in
Liechtenstein in Betracht zieht, weiche nämlich
lautet nC. Seybolt alt 58, anno 1761, geb. zu
Mayntzß Am zuverlässigsten referiert Elfriede
Baum den gegenwärtigen Stand der Diskussion
über diesen Sachverhalt im Katalog des Österrei-
chischen Barockmuseums im Unteren Belvedere
in Wient Demnach laßt sich vorerst nur so viel sa-
gen, daß Seybold offenbar wenige Jahre vor 1700
in oder nahe bei Mainz geboren wurde. Jedenfalls
muß er schon im jugendlichen Alter nach Wien ge-
kommen sein, weil er hier bereits im Jahre 1715
seine erste Ehe einging. Obwohl über Seybolds
künstlerische Ausbildung Sicheres nicht bekannt
ist, erscheint die mehrfach aufgestellte Behaup-
tung, er sei Autodidakt gewesen, wenig glaubwür-
dig. Dem widerspricht nicht nur die von ihm vir-
tuos beherrschte Vortragstechnik als vor allem
auch seine überlieferte Zugehörigkeit als i-Associ-
ierteru zur Wiener Akademie. Schließlich dürfte
seine mehrfach nachweisbare Tätigkeit als Portra-
sitz
Christian Seybold, Selbstbildnis. München, Privatbe-
sitz
tist im Auftrag des kaiserlichen Hofes zu der 1749
erstmals erwähnten Ernennung zum nTiiular-Gam-
mer-Maieru geführt haben. Die gleichen Voraus-
setzungen werden ihm den bereits auf dem Uffi-
zieribildnis von 1747 Abb. geführten Titel eines
sächsischen Hofmalers wie auch den anderweitig
bezeugten Rang eines lothringischen Hofmalers
eingetragen haben.
Die ihm dadurch erwiesene Anerkennung scheint
Seybold wie bereits angedeutet nicht zuletzt
aufgrund seiner ebenso selbstbewußt wie pedan-
tisch getreu vorgetragenen Selbstbildnisse beför-
dert zu haben. Dafür spricht jedenfalls, daß diese
in der Mehrzahl offenbar schon zu seinen Lebzei-
ten als geschätzte Sammelobjekte in mehrere der
namhaftesten europäischen Museen gelangten.
Neben den oben erwähnten Beispielen sei hier
nur noch an die weiteren Exemplare im Louvre so-
wie in der Dresdener Galerie erinnert, wobei letz-
teres bereits im dortigen lnventar von 1754 er-
scheintä.
Einen Nachklang dieses vergleichsweise hohen
Maßes an Wertschätzung vernimmt man noch bei
Friedrich Nicolai, als dieser anläßlich seiner
Durchreise in Wien im Jahre 1781 Seybold zu den
trruhmvollenu Künstlern der Wiener Akademie
zählt, während sich Leopold Graf Stolberg gut
zehn Jahre später schon damit begnügt, auf die
t-Virtuosenlauneu des Malers hinzuweisenß. Unein-
geschränkte Kritik im Sinne unseres eingangs zi-
tierten Wiener Gewährsmannes meldet sich dann
erstmals in Naglers Künstler-Lexikon zu Wort,
wenn es dort u.a. heißt "Er malte die Runzeln an
dem Haupte, die einzelnen Barthaare, die Augäp-
fel durch's Vergrösserungsglas, so dass in seinen
Werken ein gewisser Mechanismus ohne Geist
sich kund gibLW Tatsächlich hat die Kunst Sey-
bolds seitdem an allgemeinem Interesse merklich
eingebüßt, so daß seine Bilder in den öffentlichen
17
Sammlungen heute zumeist ein recht verborgenes
Dasein fristen. Auch wird im Buch von Wilhelm
Waetzoldt über die Kunst des Porträts anläßlich
einer Erörterung über die Bedeutung der Aus-
druckskraft des Blickes in Selbstbiidnissen nur
beiläufig auf dafür geeignete Darstellungen Sey-
boids verwiesenß.
Durch ihre unvermutete Frische der Auffassung
vermögen nun zwei kürzlich in Münchner Privatbe-
sitz aufgetauchte Selbstbildnisse Seybolds unse-
re Aufmerksamkeit für die Tätigkeit desselben als
Porträlmaler erneut zu wecken". Sehr beeindruckt
vor allem das in betonter Hagerkeit zugleich
knapp und höchst plastisch umschriebene Selbst-
bildnis des offenbar noch jungen Seybold Abb. 3.
im Kreise der uns sonst überlieferten Bildnisse
des Künstlers wirkt das Stück durch seine überra-
schende Anlehnung an oberitalienische Vorbilder,
wie etwas Ghislandi oder Ceruti, ganz ungewöhn-
lich verfremdet. Ein Ausdruck forcierter Selbstsi-
cherheit kommt hinzu und wird noch unterstrichen
durch den von jugendlichem Elan sprühenden, ge-
radezu bohrenden Blick der Augen. Die gewölbten
Formen des fest und sparsam modellierten Kop-
fes stoßen entschieden in ein von rechts einfallen-
des Licht vor und zeugen von einer prachtvollen
Unabhängigkeit der vorgetragenen Gesinnung.
Dabei sind alle charakteristischen Merkmale der
Seyboldschen Physiognomie, wie ausladendes
Kinn, die Kerbung von Wangen und Nasenwurzel,
endlich das von stark schattenden Brauen über-
fangene, tiefliegende Augenpaar, unverkennbar
erfaßt und lassen durch die Art ihrer Behandlung
eine unübersehbare Begabung für die Umschrei-
bung menschlichen Wesens in den Grenzen eines
persönlichen Temperamentes erkennen. Indessen
hat der Künstler die hier ganz unvermittelt ge-
weckten Erwartungen letztlich unerfüllt gelassen.
Schon das andere der beiden Münchner Selbst-
bildnisse Abb. schlägt einen deutlich gemäßig-
teren Ton an. Etwas von einem gutmütigen Bieder-
sinn meidet sich dabei zu Wort, von einer male-
risch sanft fließenden Behandlung der Oberflä-
1R
chen zu dem ihm eigentümlichen Ausdruck verhol-
fen. Dieser erinnert übrigens an das Vorbild Jo-
hann Kupetzkys, dem Seybold auch sonst manch-
mal gefolgt ist"'. Noch verrat hier jedenfalls der
prüfend dem Betrachter zugewandte Blick ein un-
voreingenommenes Bemühen um Austausch und
freimütige Offenheit.
Diese für die Wahrheit im Ausdruck eines Porträts
unabdingbare Voraussetzung scheint Seybold in-
dessen schon bald zugunsten einer schabionen-
haft angewandten Manier aufgegeben zu haben.
Eine zunehmend kühle Zurschaustellung seiner in
distanzierten Positionen verharrenden Selbstbild-
nisse ist die Folge davon. Deren bewußte insze-
nierung unter Zuhilfenahme historisierender Ko-
stüme verstärken diesen Eindruck und lassen das
Schwinden origineller Ztige rasch deutlicher wer-
den.
Ein sprechendes Beispiel für diesen Vorgang
stellt das ebenfalls noch jugendlich wirkende
Selbstbildnis Seybolds mit federgeschmücktem
Hut im Mittelrheinischen Landesmuseum Mainz
dar Abb. 5". Antlitz und Staffage werden nun-
mehr völlig gleichrangig behandelt. Der peniblen
Wiedergabe seidig aufglänzender Gewandpartien
oder stolz sich bauschender Hutfedern steht die
ängstlich genaue, buchstäblich bis in die Poren
dringende Schilderung der Gesichtsoberfläche
wie des sich krauselnden Schläfenhaares nicht im
geringsten nach. Über dieser ungeteilten Berück-
sichtigung noch der letzten Einzelheit aber büßt
das Porträt seine spezifischen Ausdrucksformen
zwangsläufig ein. Stereotype Wiederholungen
sind daraufhin dem Belieben des Künstlers an-
heimgestellt und zeitigen bestenfalls eine Zunah-
me an Akribie im Detail, wofür eine wörtliche Re-
plik des Mainzer Selbstbildnisses in amerikani-
schem Privatbesitz Abb. einen aufschlußrei-
chen Beweis liefert". Die künstlerische Tätigkeit
erschöpft sich hier in reinem Virtuosentum und
scheitert in ihren Ergebnissen an dem Verstoß ge-
gen den Grundsatz, daB das Ganze stets mehr ist
als die Summe seiner Teile.
Christian Seybold, Selbstbildnis. Mainz, Mittelrheini-
sches Landesmuseum
Christian Seybold, Selbstbildnis. Amerikanischer Pri-
vatbesitz
Anmerkungen 12
Wilhelm Waetzoldl. DIE Kunst des Porträts, LelDZlg 190a, s. 334
und Abb. es. ae.
Abb. Lüinw, 59x47 CITl. Abb. 4. Lelnw.. siißx-ir Cm. Die
beiden Bilds! sind anscheinend als Pendants aureirianuei bezo-
gen.
Vgl. Gatas, HWEIKS osterr Maler u. 17. U. 1a Jh.s in Buda-
pestu. ITII osiernzeiiscnr. f. Ksl u. Denkmalpflege. 211964, s. v0,
Anm. 13 und Abb. 14.
lnv. Nr. 119i 1933 erworben, kupler, 47 x37 um. vgl. Kal.
Ausstellg, Mittelrheinische Kunstwerke aus sechs Jahrhunder-
ten im Besltz des Aiiertumsmuseurns und der Gemäldegalerie
der Stadt Mainz. MailOkl. 1954, Nr. 30, Abb, 23.
Talel, 5015x4015 cm.
Jahrhunderts mit dem Orient. Manche wählten ihn
im Verlauf oder unmittelbar nach einer Reise zum
Thema, andere schöpften aus dem Erlebnis eines
einziges Aufenthalts im Süden immer wieder und
viele Jahre lang, und wieder andere kannten nur
Beschreibungen und Ansichten aus Reisebüchern
und Zeitschriften und nahmen orientalische The-
men vereinzelt in ihre Gestaltungswelt auf. Seit
den siebziger Jahren waren im Künstlerhaus eini-
ge Werke französischer Orientalisten, wie Horace
Vernet, Eugene Fromentin und Jean-Leon Gero-
me, ausgestellt.
Leider gibt es keine Monographie L.C. Müllers,
weil das Bildmaterial zum größten Teil in engli-
schem Privatbesitz und unerreichbar ist. Eine
1922 herausgegebene Sammlung von Briefen des
Künstlers an Ferdinand Lautberger, August von
Pettenkofen, Georg Ebers u.a. sowie von einigen
Briefen an ihn informiert jedoch ausgezeichnet
über sein Lebenß. Im Winter 1873174 hielt sich der
Maler zum ersten Mal in Ägypten auf. Vorher von
Dezember 1872 bis Sommer 1873 war er zusam-
men mit Eugen Jettel in Sizilien. nlch arbeite immer
im Freien, und zwar in der Sonne. ich wage viel,
denn von der Sonne beleuchtete Figuren sind
schwer in eine Bildwirkung zu bringen...tt Brief an
Laufberger vom 21. Janner 1873. "Was Farbe an-
belangt, so kann ich behaupten, daß ich heute
Dinge weiß, von welchen ich noch vor Monaten
absolut keinen Dunst hatte, doch mit aller Mühe
ist es mir noch nicht gelungen, ein diesem Wissen
conformes Produkt zu Tage zu fördernd Brief an
Laufberger vom 16. April 1873. Müllers einziger
Trost war, daß es Jettel, der schließlich vergramt
abreiste, noch schlechter ging. In Kairo wollte
Müller Studien vor der Natur malen und nicht, wie
in Palermo, fertige Kompositionen. Erst im Wiener
Atelier sollten dann große Bilder aus diesem Ma-
terial entstehen. Der Wunsch, nach Agypten zu ge-
hen, kam nicht aus heiterem Himmel Bald nach
dem Abschluß des Akademiestudiums befand
sich Müller in Szolnok, wo ihm andere Menschen
mit anderen Lebensgewohnheiten begegneten,
20
die flache Landschaft unter einem dominierenden
Himmel, der ein anderes als das gewohnte Licht
verbreitet. Ein für Wiener Begriffe exotischer Ort.
Müller schwebten schon damals große figurenrei-
che Stimmungsbilder vor, die er in manchmal jah-
relanger Arbeit versuchte auf die Leinwand zu
bringen. So schuf er sein großes Bild vDie letzte
Tagesmühu Wasserholende Mädchen an der
Theiss', und unter denselben Vorzeichen schuf er
auch sein Meisterwerk, den 1878 vollendeten
"Markt in Kairon Abb. Frontispiz, S. der 1875
ohne Vorgabe eines Themas vom Ministerium für
Cultus und Unterricht für die Akademiegalerie be-
stellt worden war. Es ist bezeichnend, daß Müller
kein literarisches Thema wählte, sondern das Le-
ben darstellen wollte, dem er in Kairo täglich be-
gegnete. w... ich habe es vorgezogen, etwas zu
malen, das gar keinen Titel hat, mir aber Gelegen-
heit gab, malerisch zu wirken-t, erzählte er Georg
Ebers in einem Brief vom 1. März 1878. Verschie-
dene Figuren, die er nicht vor der Natur, sondern
in Venedig wo er ein Atelier in der Ca' Rezzonico
besaß aus der Erinnerung gemalt hatte Müller
schleppte das große Bild jahrelang zwischen Ve-
nedig und Kairo hin und her, kratzte er herunter,
um sie durch nach der Natur und im Sonnenlicht
Kairos gemalte zu ersetzen Brief an Laufberger
vorn 22. Jänner 1878. Der i-Markt in Kairo" ist das
Hauptwerk der Wiener Orientmalerei und auch ein
Hauptwerk der realistischen Orientmalerei im eu-
ropäischen Rahmen. Der "Poetische Realismus-i
des Bildes" wird durch das Fehlen eines Themas
betont, das Augenmerk des Beschauers würde
durch Handlung von der Erfassung einer Stim-
mung, der Atmosphäre nur abgelenkt. Zur glei-
chen Zeit arbeitete Müller an Illustrationen für das
Agyptenwerk Ebers", eine Aufgabe, die er nach
seiner Berufung zum Akademieprofessor an
C.R. Huber weitergab. Obwohl der ewige Zweifler
Müller mit seinem Bild nicht zufrieden war zu vie-
le Figuren seien drauf, meinte er, gelang ihm ein
solcher Wurf später nicht wieder. Die nSchule in
Algiem Abb. aus dem Jahre 1887 zeigt deutlich,
daß er seinem Ziel oder war es ein Wunsch-
traum? möglichst wwahrii zu malen, mit Hilfe
geradezu fotografisch treuer Wiedergabe der Ge-
sichter nahekommen wollte, daß jedoch der inne-
re Zusammenhalt nur unvollkommen bliebl". Das
mag damit zusammenhängen, daß es eines jener
Bilder ist, die er aus der Erinnerung gemalt hat.
Besonders lebendig und unmittelbar sind seine
Porträtstudien, meist kleinformatig und im Gegen-
satz zu den mehrfigurigen Bildern schnell gemalt.
Das Porträt i-Nefusat- Abb. ist ein schönes Bei-
spiel dafür, daß Müller nie das historische Ägyp-
ten gesucht, sondern sich nur mit dem Heute be-
schaftigt hat. So lehnte er auch Genrebilder mit
Themen aus vergangenen Zeiten ab.
Dieser Maler war ein unstetes Gemüt. Er fand zum
Orient, weil sich das aus seiner Vorstellung, Wahr-
heit in der Malerei finden zu müssen und sie nur
unter einem fremden Himmel finden zu können,
fast von selbst ergab. Denn das Licht, das die
i-Wahrheit an den Tagii bringt, gab es seiner Mei-
nung nach nur im Süden. So bewegte er sich im
Lauf der Jahre immer weiter in diese Richtung
Szolnok, Venedig, Sizilien, Kairo und Oberägyp-
ten. Wieder und wieder versuchte Müller seinen
Freund Pettenkofen zu einem Ägyptenaufenthalt
zu überreden, doch war dessen Scheu vor einer
Seereise stärker. Einmal schreckte Pettenkofen
sogar erst in Triest angesichts des Meeres zurück,
obwohl er sein Kommen schon angekündigt
hatte. "Es ist eine zum Himmel schreiende Sünde,
daß Du nicht hierher kommst", schrieb Müller am
28. August 1881, irOberegypten ist Deine Domaine,
ist für Dich erfunden worden. Niemand könnte
Oberegypten so gut packen, als Du es könntest-
Er selbst war neunmal in seinem "lieben" Ägypten
zwischen 1873 und 1886. Die meisten Bilder, die
er dort malte, verkaufte er direkt an Reisende, vor
allem an Engländer, die den Winter in Ägypten ver-
brachten; dabei war seine Bekanntschaft mit dem
Prince of Wales sehr nützlich. Bald gehörte er in
den Augen des englischen Publikums zu den er-
sten europäischen Orientmalern. Er war im Londo-
Kunsthandel stets präsent; zum Beispiel mal-
er im Winter 1878l79 für Londoner Sammler
thS Bilder "aus dem egyptischen VOikSiÖbenu.
ller wurde "der Erfinder der richtigen Palette
diesen nur Helligkeit und Farbe ausströmen-
Himmelti". Seit 1878 hielt er sich gezwunge-
maßen zeitweise in Wien auf, um seinen wider-
ig akzeptierten Verpflichtungen als Akademie-
fessor nachzukommen".
Zahl von Müllers Akademieschülern zwischen
und 1892 war nicht sehr groß. Nur wenige von
en wählten den Orient zu ihrem Thema Char-
Wilda, Rudolf Swoboda, Franz Xaver Kosler
zeitweise Ftudolf Otto von Ottenfeld und Karl
ria Schuster. Müller war eine zu starke und ei-
le Persönlichkeit, um einen echten Nachfolger
iaben. Auch Alphons Leopold Mielich 1863 bis
aus Klosterneuburg kam ihm nur oberfläch-
nahe, ohne sich grundsätzlich, wie sein Vor-
mit dem Licht auseinanderzusetzen. Er war
ach kein Schüler Müllers, sondern er bildete
als Autodidakt heran, nachdem er die militäri-
Laufbahn aus Gesundheitsrücksichten auf-
leben hatte. Mielich weilte öfter im Orient, vor
im in Ägypten, das ja durch die vom Lloyd Trie-
lo regelmäßig hergestellte Verbindung mit
xandrien den Österreichern am nächsten lag.
besuchte er mit dem Orientalisien Alois Mu-
das Wüstenschloß Kuseir "Amrah im heutigen
danien, wo er Illustrationen für eine 1907 her-
gegebene Publikation schuf". Ähnlich wie
großes Vorbild Müller wählte er für seine Bil-
alltägliche Szenen aus dem Straßenleben von
ro Abb. 5. Dabei überwiegt im Gegensatz
iOpDld Carl Müller, wSchule in Algier". 1887.
llLeinwand, 77,5x 127 cm. Osterreichische Galerie,
ien. lnv. Nr. 4646
Anmerkungen e14
Carl Leopold Müller. Eln Kunstlerleben in Briefen, Bildern und
Dokumenten. Hrg. Adalbert FrarizSeIigmann, Wien 1922.
Ol auf Lw., 93x138 Cm. 1570171. Osterr. Galerie, iNV 3721.
Poetischer Realismus. Ausstellungskatalog. Ausstellung der
Osterreichischen Galerie in Moskau und Leningrad 1975176. Text
und Katalog von Aureniiarrimer.
Aegypten in Blid und Wort Beschrieben von Georg Ebers san-
de, Stuttgart. Leipllg 137a.
Müller fuhrte aul seinen Unternehmungen in Agypten eine loto-
grafische Ausrüstung mit sich.
August Schäfrer iht Die Kaiserliche Gemälde Galerie. Moderne
Meister. Wlßri 1902, s. 198.
Das Cultusrriinisterium war ihm gegenüber in der Gewährung
von Urlauben sehr großzügig.
Eine Ansicht dieses Schlosses In der Osterreichlscnen Galerie
Oi auf Lw., 68x 114.5 cm. INV 3640.
Kunstchronik N. 1B. Jg., 1907, S. 482.
zu Müller das Szenische, Genrehafte auf den Bil-
dern herrscht fast immer Bewegung. Teppich-
handler, Straßenhändler gehen ihrer Arbeit nach,
Marktszenen bieten dem Auge unendlich viele De-
tails. Diese Bilder sind meist kleinformatig, fast
miniaturhaft gemalt und farbig so gehalten, daß
die malerisch bunten Gestalten sich vom graugel-
ben Gestein der Mauern kontrastreich abheben.
Es fehlt die alles überwolbende Licht- und Dunst-
glocke. Meines Wissens trat Mielich 1893 zum er-
sten Mal mit orientalischen Studien vor die Wiener
Öffentlichkeit, und zwar im Rahmen einer Ausstel-
lung des Aquarellisten-Clubs der Genossenschaft
bildender Künstler.
Sicherlich der eigenständigste Maler unter jenen
Müller-Schülern, die sich mit dem Orient beschäf-
tigten, war Charles Wilda 1854-1907. Auch er
hielt sich öfter in Kairo auf, das in seinen Orient-
bildern die Hauptrolle spielt. Ähnlich wie Müller
und anders als Mielich ging er, wie auch die abge-
bildeten vWäscherinnen am Nilii Abb. zeigen,
auf Stimmungen ein. Er sei ein "üppiges, leichtsin-
niges Talentrr gewesen, und es habe in ihm mehr
gesteckt, als in seinen Bildern zum Ausdruck kam,
vermerkt der kurze Nachruf im Abendblatt der
Neuen Freien Presse vom 11. Juni 1907. Ludwig
Hevesi schrieb in seinem Nekrolog nSeine Gen-
rebilder zeichnen sich durch genaue Beobachtung
und eleganten Vortrag aus, auch ihr Kolorismus
hat mehr Glanz als Kraft, mehr Schimmer als Flim-
mer. Es war das gemalte Ägypten der siebziger
Jahre, das sich mit neuer Frische tortsetzteti"
Nach 1900 verlegte sich Wilda auf Märchenszenen
und auf das Porträt, "ungemein sauber gemalt",
Leopold Carl Müller, nNefusa-t. ÖlILeinwand, BOX
60 crn. Osterreichische Galerie, Wien. lnv. Nr. 3215
Alphons Leopold Mielich, tlStraßenbild aus Kairo-r.
OllHolz, 44l3 cm. Osterr. Galerie, Wien. lnv. Nr. 3671
-145.
jedoch eher fürs Publikum Hevesi. Wilda war
sehr erfolgreich, nicht nur in Wien, sondern auch
in Paris und selbstverständlich in Ägypten selbst,
wo er, wie schon sein Lehrer, Bilder direkt an Rei-
sende verkaufte. Die Nachfrage nach Bildern mit
ägyptischen Sujets war so groß, daß Müller seine
Schüler weiterzuempfehlen pflegte und ihnen da-
mit die Grundlage für eine gute Existenz sicherte.
So auch seinen Neffen Rudolf Swoboda 1859 bis
1914, der ihn 1879 nach Kairo begleitete, danach
weitere fünfmal bis 1891 in Ägypten war und zwi-
schendurch in London iebteß. Seine Werke befin-
den sich heute noch zum größten Teil in engli-
schem Privatbesitz wie jene des ihm malerisch
nicht unähnlichen Wilda und wie jene Franz Xaver
Kosiers 1864-1905. Dessen erster Aufenthalt in
Kairo fiel ins Jahr 1892, später folgten weitere. Er
beschickte Ausstellungen in Kairo, München, Lon-
don und im Wiener Künstlerhaus mit Bildern, wie
i-Tayik. Sinai Beduinen, nim Hof eines arabischen
Hauses" oder "Rast in der Wüsten". Soweit dies
nach den Abbildungen in den diversen Ausstei-
lungskataiogen zu beurteilen ist und wie auch der
iiBeduinenscheich-r Abb. zeigt, muß für Kosler
das Menschenbild des Orients im Mittelpunkt ge-
standen haben, wobei ein gewisser Zug zur Heroi-
sierung nicht zu übersehen ist. Er hat sich in
Ägypten und England auch einen Namen als Por-
trätist gemacht.
im Zusammenhang mit der Wiener Orientmalerei
muß des gemeinsamen Ägyptenaufenthalts von
Müller, Makart, Huber und Lenbach im Winter
1875176 gedacht werden. Vor allem für Hans Ma-
kart 1840 1884 war diese Reise von Bedeutung,
da sie sich in seinem Werk in einer eigenen, klar
abzugrenzenden Gruppe von zehn bis zwölf Bil-
dern niederschlug". Schon kurz vor diesem Auf-
enthalt hat sich Makart mit einem ägyptischen
literarischen Motiv beschäftigt mit Kieopatra.
Die "Nilfahrt der Kleopatrau und die Darstellung
Charlotte Woiters als sterbende Kieopatra aus
dem Jahr 1875 gehören zu seinen berühmtesten
Bildern". in ihnen manifestierte sich die Ägypten-
mode am wirksamsten für das Publikum Sinnlich-
keit, Theater, Exotisches nur soweit angedeutet,
daß es leicht nachvollzogen werden konnte. Mül-
ler redete Makart zu, nach Ägypten zu kommen.
Dieser übertrug seine Arbeit vom Wiener Atelier in
jenes nach Kairo. Nur die Modelle wechselten. Die
Gewänder, die er in Wien für seine Modelle aus-
suchte, hatten in Kairo von selbst den gewünsch-
ten exotisch-maierischen Anstrich. Es versteht
sich von selbst, daß der Maler, der nicht die Natur-
wahrheit suchte, sondern Schönheit und Harmo-
nie predigte, anders arbeitete als Müller, der mit
seinen Modellen in der prallen Sonne saß. Makart
richtete sich ein Atelier zurecht, in dem er malen
konnte wie zu Hause. Dort arrangierte er Gruppen
wie "Nubische Frauenii, "Die Nubische Familien.
kleidete er Tänzerinnen in Gewänder der Pharao-
nenzeit oder er porträtierte eine "Truthahnverkäu-
ferinii Abb. die den Vogel wie einen pomposen
Kopfputz um den Nacken gelegt trägt". Ein einzi-
ges in dieser Zeit entstandenes Bild scheint inti-
meren Charakters gewesen zu sein und täuscht ei-
ne Darstellung wnach dem Leberw zumindest vor
ein vBetendes Arabermadchenli, das vom eben-
falls in Kairo anwesenden Grafen Karl Lancko-
ronski sofort angekauft wurde". Nach der Rück-
kehr aus Kairo malte Makart in Eile das große Bild
"Niijagdu, um im Münchner Glaspalast 1876 damit
vertreten zu sein". Es ist bezeichnend für die Ar-
beitsweise dieses Malers, daß weder das ägypti-
sche Sonnenlicht noch das Milieu einen bleiben-
den Eindruck hervorgerufen hat. Ja, er mied sogar
das Licht, indem er nur im Atelier malte. Er ist ei-
ner jener Künstler, für die der Orient ein
schaftliches Reiseabenteuer mit exotischer
strich blieb. Der erotische Unterton, den die.
tischen Bilder Makarts anschlagen und nicr
sie, wurde vom Publikum in diesem Fall gutg
ßen und begrüßt, da man wußte, daß im
freiere Sitten herrschten.
Ein ähnliches, nur einmaliges geseiischa
orientiertes Reiseeriebnis hatte Hans
1829-1885 im Jahr 1870, eine vafrikani
Jagdfahrttr mit Graf Hans Wilczek nach Aiger
Auf Canons späteres Werk übte diese Episod
nen Einfiuß aus. Auch die wenigen, unmitt
nach der Heimkehr entstandenen Bilder
sich stilistisch in das Oeuvre ein die nFiam
jagdti nur in einer Radierung von Johann
bekannt ist ein großformatiges Bild, der iiMit
ruhe-r in der Österreichischen Galerie vergl
bar, auf dem er sich selbst, mit einer langiäu
Flinte im Hintergrund hockend, dargestellt
Ein wohl nicht richtig so genannter vTürki
Basar" Abb. ist ein lebendiges Stück virti
Beherrschung von Heil und Dunkel.
intensiver, ohne deshalb ein Orientmaler ger
werden zu können, beschäftigte sich Cari Rl
Huber 1839-1896 mit Ägypten. Auch für di
erfolgreichen Tier- und "Sportmaieru spielte
gesellschaftliche Moment eine wichtige
doch tauchen in seinem Werk seit dem ersten
enthait im Land des Nils, 1857, immer
orientalische Motive auf, und noch 1890, vier
Jahre nach seinem letzten Besuch, schuf
Bild mit dem Titel "Der Tod des Beduinen
Wien wurden nur jene seiner Orientbilder bek.
die er hier im nachhinein gemalt hat. Das
kum wünschte sich von seiner Hand jedoch
ster Linie Kühe auf der Weide von weicht
aber bezaubernde Stücke gibt und Reiterb
offenbar zahlreiche Studien und am Ort
schehens ausgeführte Bilder wurden direkt
verkauft. Er malte viel vor der Natur, zum
ch Begebenheiten wie die v-Straßenszene in
Abb. 10 aus der unmittelbaren Erinnerung
olche, die er einfach erdachte nWüsten-
ltryß.
sich im Rahmen einer derartigen kleinen
zht und Materialsammlung nicht vermei-
ne Anzahl von Künstlernamen der Reihe
ufzuzählen.
Charlemont 1848-1906 arbeitete jahre-
Atelier Makarts, ahmte diesen zuweilen
kt nach und schuf in dieser Zeit reizvolle
tionsbilder. Seine kleinformatigen Genre-
in der Art E. Meissoniers altmeisterlich
gemalt, hatten großen Erfolg. Der "Orien-
Teppichhändleru Abb. ist dafür ein
is Beispiel. Näheren Kontakt bekam Charle-
wit dem Orient nicht. Ein oder zwei Reisen
eispiei Tunis 1888 verhalfen ihm allein zu
Ausweitung seiner Genrethemen. in der
in Collection in Philadelphia befindet sich
ß9S Bild von seiner Hand, ein "Mohren-
ngn, das Henri Regnaults "Schneilgericht
den maurischen Königen von Granadau
nachempfunden sein könnte, das aber
lakart nahesteht.
am Nachlaß fanden sich viele orientalische
Kleidungsstücke und andere Gegenstän-
ser Stelle sei auf die Mode hingewiesen, die
Ende des Jahrhunderts verschiedene Maler
in ihre Stiilebenarrangements orientali-
unstgewerbe aufzunehmen. Vor allem üb-
miiia Friedländer 1856-1928 und Hugo
nont 1850- 1939 diese Mode.
ler, der eher im Zusammenhang mit folklori-
in, zum Teil großformatigen Genreszenen
aterreich und Italien bekannt ist", trat im
iichischen Kunstverein 1852 mit im Jahr zu-
standenen Reisestudien aus Ägypten vor
blikum u.a. vZwei Mädchen auf dem Skia-
"kt in Siouth in Oberegyptem. Es war Alois
1826-1897, der sicher unter dem Ein-
les Werkes von Horace Vernet, das er in Pa-
rundert hatte, diese Reise begonnen hat.
Schaffer stellte fest, Schönns wiederholte
"nach dem Balkan und Orient, nach Italien
hätten aus ihm nnamentiich in coloristi-
Beziehung" einen ganz anderen Maler
Alphons Leopold Mielich, "Kalilengraber... OlIHolz,
37x50 cm. Niederösterreichisches Landesmuseum,
Wien, lnv. Nr. 1630
Franz Xaver Kosler, "Beduinenschelchu. OllLeinwand,
58x40 cm. Unbekannter Besitz 72. Kunstauktion Do-
rotheum Wien, 7. -9. Februar 1929, Kai, Nr. 390
Charles Wilda, irWascherinnen am Nil-i. OllLeinwand,
48x32 cm. Osterreichische Galerie, Wien. lnv. Nr.
6051
Eduard Charlerrtont, "Teppichhändleru, 1879. OilHoiz,
27x40 cm. Osterreichische Galerie, Wien. lnv. Nr.
4565
Anmerkungen 15 -23 Anm. 24-30 s. S. 25
im Auftrag des Königshauses unternahm er eine lndlenreise
1B86lB8.
Künstlerhaus, Herbst-Ausstellung 1901, Nr. 27; Herbst-Aus-
stellung 1903, Nr. 386; Herbst-Ausstellung 1904, Nr. 156.
Gerberl Frcdl. Hans Makart. Salzburg 1974. KaL-Nr. 273-284.
Stuttgart, Staatsgalerie; Kassel, Staatliche Kunstsammlungen.
S. Anm. 17; KaL-Nr. 282, unbek. BßSltZ; KaL-Nr. 279, Galerie Ur-
bach, Wien; KaL-Nr. 277, nnbek. Besitz; KaL-Nr. 275. unbek. EB-
sitz.
S. Anm. 17; KaL-Nr. 274, 1945 verbranni.
Österreichische Galerie. Ol auf Lw., 270x 449 cm. INV 5837. Als
Leihgabe in Scnloß Nlederleis, N0.
Skizzenbuch in der Graph. Sammlung Albertlna, INV 25 O43; LiL
Aussteliurrgskatalog, Hans Canon, Skizzen Entwürie Doku-
menie. 55. Wechselausst. der Österr. Galerie 1965.
11 Niederösterreichisches Landesmuseum, aui Lw., 89x
129 Cm, 1888; Li1.1 Ausstellungskatalog. Carl HUGO" Huber. Nie-
derösterreichs Tiermaler der Makartzeit. Nlederösterr. Landes-
museum 1955. Yext u. Werkverzeichnis vun R. Feuchimuller.
gemacht". Die von Schönn bevorzugten dunklen,
warmen, manchmal etwas verschwommenen Far-
ben veranlaßten Hevesi zur Feststellung, neine ge-
wisse Schwerfäiligkeitn hinderte Schönn "am letz-
ten Aufschwungn und er habe iimeist etwas Einge-
dicktes und Unfreiesu behaltenn. Viele Bilder
Schonns auch die, welche am hellen Tag spie-
len erscheinen in einem abendlich anmutenden
gelblich bis rötlichen Licht, das erst dann ganz
glaubhaft wird, wenn es sich tatsächlich um eine
Szene am Abend handelt etwa eine kleine, sehr
reizvolle Nillandschaft in der Albertina". Das ab-
gebildete i-Türkische Kaffeehaus-i Abb. 11 ist ein
schönes Beispiel dafür, daß Schönn in seinen
kleinformatigen Bildern trotz des etwas gekün-
stelten Lichts sehr lyrische Stimmungen erzeugen
konnte.
Auch er war kein Orientmaier im echten Sinn. Er
hat sein Themenrepertoire erweitert, ohne daß
sich die anderen Lichtverhältnisse und Farben we-
sentlich wie Schaffer dies bemerkt hat auf die
Malerei ausgewirkt hatten.
1871 absolvierte der im allgemeinen auf Alpen-
landschaften spezialisierte Maler Georg Geyer
1823-1912 eine Ägyptenreise, wohl im Sog der
Pubilzltat, die die Eröffnung des Suezkanais 1869
zusätzlich mit sich brachte. Am 18. Jänner 1903
fand im Wiener Auktionshaus Wawra eine Verstei-
gerung u.a. von 23 ägyptischen Ansichten Geyers
statt.
Wie man ihn und andere, die bloß einmal für kurze
Zeit im Orient waren und auf deren Werk sich der
Aufenthalt nicht weiter auswirkte, nicht als Orien-
talisten bezeichnen kann, so ist das auch nicht
der Fall mit ienen Künstlern, die als Begleiter von
hochgestellten Reisenden auftraten Johann Ne-
pomuk Geiger 1805-1880, ein Historienmaler,
der sich auch mit Themen aus der jüngsten öster-
reichischen Geschichte auseinandersetzte", be-
gleltete im Jahr 1850 Erzherzog Ferdinand Max,
den späteren Maximilian von Mexiko, auf dessen
Orientreise. Boetticher" erwähnt drei Bilder, die
Geiger nach der Reise im Auftrag des Erzherzogs
gemalt hat und die nach Miramare gelangt sind
nSkiavenmarkt in Smyrnan, "Festmahl bei Halil-
Pascha in Smyrnan und nHaiiI-Pascha holt zu
Schiff den Erzherzog Ferdinand Max zum Fest-
mahl ab", vaile drei sehr figurenreich und in Öl"
vermerkt Wurzbach".
Der Landschaftsmaler Karl Ludwig Karoiy Lajos
Libay 1814-1888, der auch für die Erzherzogs
Hans Canon, "Türkischer Basara, 1870. OlILeinwand,
144 104 cm. Unbekannter Besitz
Johann und Rainer tätig war, begleitete den Gra-
fen Joseph Breuner von Oktober 1855 bis Mai 1856
nach Ägypten. Ein Album mit 60 Farblithogra-
phien, i-Reisebilder aus dem Orientrr, war das Er-
gebnis, das durch ein lobendes Schreiben Alexan-
der von Humboldts an den Künstler 1858 eine er-
wähnenswerte Anerkennung fandßi.
Die 1834 in Wien geborene, seit 1854 in Graz und
seit 1883 in Abazzia ansässige Anna Lyriker gest.
nach 1908 stellte bei der will. allgemeinen deut-
schen Kunst-Ausstellungu in Wien 1868 zwei Ölbil-
der, "Motiv aus Kairo-r und "Tempel von Kurna
Thebenu, aus und im Österreichischen Kunstver-
ein 1865 Kohlezeichnungen mit Motiven aus
Konstantinopel. Sie begleitete den Grazer Diplo-
maten und Orientalisten Graf Anton Prokesch-
Osten und dessen Familie und später seinen Sohn
mehrmals auf Reisen in den Orient". Im Wiener
Künstlerhaus waren 1881 Aquarelle der Malerin
mit orientalischen Ansichten z.B "Steinbruch in
Smyrnau, "Arabisches Dorf bei LUXON, iiConstan-
tinopel von den Hohen von Scutari gesehenu,
aber auch mit solchen von der Riviera ausgestellt.
Die Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum
in Graz besitzt eine Reihe von Aquarellen aus Tirol
etc. und aus dem Orient "Basar in Beirut", An-
sicht von Smyrna, die zwischen 1896 und 1908
entstanden sind.
Carl Peter Goebel 1824 1899 war zwischen 1850
und 1860 neben Kriehuber einer der gesuchtesten
24
607. Kunstauktion Dorotheum Wien, 11. 14. März
1975, Kai. Nr. 25
Wiener Porträtisten. "Als Genremaler und Land-
schafter war Goebel gleichfalls bedeutend. Durch
mannigfache Reisen in österreichischen Ländern,
dann in Italien, Spanien und Frankreich, ja selbst
in Afrika welche Reise er als Begleiter eines be-
kannten adeligen Kunstmäcens unternahm
lernte Goebel Land und Menschen kennenmn.
August Schäffer" bemerkt, Goebel habe zeitwei-
se in England einen größeren Markt gefunden als
in Österreich eine Bemerkung, dieja für nahezu
alle Wiener Maler gilt, die sich mit dem Orient be-
schäftigt haben. Wurzbach erwähnt eine Lithogra-
phie "Rückkehr der Pilger von Mekka-r und Boetti-
cher ein Aquarell vTürkischer Barbierr-"i.
Die, wenn man das so formulieren darf, publi-
kumswirksamste Wiener Orientreise war jene des
Kronprinzen Rudolf im Jahr 1881. Der Kronprinz
nahm einen der damals beliebtesten Tier- und
Jagdmaler, Franz von Pausinger 1839-1915, in
seine Begleitung auf. Dieser hatte im Lauf der Rei-
se, die von Alexandria ins Heilige Land führte,
nicht nur die Fauna des Landes im Bild festzuhal-
ten, sondern auch das Land selbst und seine Men-
schen. Eine ihm ungewohnte Aufgabe, der er sich
jedoch mll Anstand entledigte. 1885 erschien nEi-
ne Orientreise vom Jahr 1881 beschrieben vom
Kronprinzen Rudolf von Oesterreichu mit den Illu-
strationen von Pausinger, ein Buch, das sehr gro-
ße Verbreitung fand".
Zu den fleißigsten reisenden Malern gehörten Lud-
wig Hans Fischer 1848-1915 und Josef Hoff-
mann 1831 1904. Beide sind Landschaftsmaler,
die neben vielen anderen Ländern auch den
Orient, also die Länder am südlichen und östli-
chen Mittelmeer, besuchten. Viele ihrer Bilder
sind eher als Illustrationen für ein Geographie-
buch geeignet oder einen Reisebericht denn als
Kunstwerke, die dem Beschauer etwas von der
Stimmung und der Atmosphäre im Land vermit-
teln könnten. Fischer und Hoffmann haben je
zehn der großen Landschaftsbilder in den Sälen
des Naturhistorischen Museums in Wien geschal-
fen und damit auch ihre Neigung zum Lehrhaften
bezeugt. Seit etwa 1877 gab Fischer Jahr für Jahr
im Künstlerhaus Rechenschaft über seine Reisen
zumeist in Gestalt ganzer Aquarellserien
und 1881 erschien im Verlag des Kunsthandlers
Miethke eine Mappe mit 20 Radierungen "Aus
dem Süden" mit Ansichten aus Ägypten, Tunis,
Griechenland etc. 1899 waren in Wien einige gro-
Be Ölbilder und viele Aquarelle von seiner Hand zu
sehen, die Zeugnis von der geographischen Viel-
seitigkeit des Malers ablegen". Womöglich noch
weiter gereist war Josef Hoffmann, der schon
1850 Persien besuchte und der nach vielen ande-
ren Reisen 1892194 eine Weltreise unternahm. Bei-
de Maler haben die künstlerische Frische und Le-
bendigkeit jener Aquarelle und Skizzen, die Josef
Selleny während der Weltumseglung der nNovarar-
schuf, bei weitem nicht erreicht.
Ich habe mich nun von den Orientmalern recht
weit entfernt. Der Vollständigkeit halber und weil
sie für dieses Genre ganz allgemein eine gewisse
Bedeutung erlangt haben, müssen zwei in Wien
geborene Maler erwähnt werden, die in Paris Kar-
riere machten und die Hauptrepräsentanlen der
letzten und beim Publikum besonders erfolgrei-
chen Nachblüte der Orientmalerei wurden. Sie ha-
ben beide mit der Wiener Malerei kaum etwas zu
tun, obwohl sie ihre ersten Studien an der Wiener
Akademie absolvierten". Rudolph Rodolphe
Ernst 1854-1920 lebte seit 1876 in Paris und
stellte seitdem regelmäßig in den Salons aus.
Noch bei der Weltausstellung von 1878 war er in-
nerhalb der österreichischen Abteilung vertreten.
Seit 1886 malte er ausschließlich Motive aus dem
Orient, wobei er sich unzählige Male wiederholte.
Mit geringen Abwandlungen stellte er reichge-
schmückte Innenräume, Fassaden und Tore dar,
die als fotografisch treue und dominierende Sze-
nerie für den Auftritt einzelner oder nur weniger Fi-
guren dienen. Ähnlich und auch mit ähnlichen
Nuanceunterschieden malte Ludwig Deutsch
1855- 1930, ebenfalls in Wien geboren und natu-
ralisierter Franzose. Er stellte seit 1879 in den Sa-
lons Orientbilder aus. Nach 1900 verlegte er sich
auf großformatige phantasievolle Darstellungen
mit theaterhaft bunten Beleuchtungseffekten
Abb. 12, die den Charakter geheimnisvoll-eindeu-
tiger lllustrationen zu 1001 Nacht haben.
Mit dem Franzosen Georges Antoine Rochegros-
se gehören Ernst und Deutsch der letzten Genera-
tion von Salon-Orientalisten an.
Dieser Überblick, als kleine Materialsammlung ge-
dacht, zeigt, daß Wien nur einen einzigen Orient-
maler großen Formats hervorgebracht hat, näm-
lich Leopold Carl Müller. Erwar der einzige, der für
seine Malerei aus dem Orienterlebnis den Nutzen
gezogen hat, der ihn der Erfüllung seiner künstleri-
schen Wünsche nahegebracht hat. Die anderen
sind an der Buntheit und dem Exotischen der Er-
scheinung von Landschaft, Städten und Men-
schen hängengeblieben. Sie fanden damit und
auch ihr Publikum das Auslangen. Bewußt ha-
be ich den Vergleich zu den Orientmalern Eng-
lands und Frankreichs nicht gezogen, denn die
Wertigkeit des Phänomens ist in diesen Ländern
und in Österreich eine vollkommen verschiedene.
irl Rudolf Huber, r-Siraßenszene in Kalrou. Oll
inwand, 40x60 cm. Bundesrepublik Deutschland,
vatbes"
zis So rin, uTiirkisches Kaffeehausru OllLeinwand,
33,5 cm. City Galerie, Wien
dwig Deutsch, "Orientalischer Basaru, 1912. Oll
inwand, 176x201 cm. Unbekannter Besiiz
v1. Kunstaukiion Doroiheum Wien, 1. 5. Dezember
50, Kai. Nr. 258a
rrkungen 24 38
24-30 S. Texi S. 23
Fischmarki Chioggia Abb nach s. aae ln c. Lülzow. Kunsi
und Kunstgewerbe aul der Wlener WelrAussiellung 1227101151-
marki am Schanzl, was, Hlsior. Museum u. Siadi Wien. mv
12 940.
s. Anm. 11. s. a4.
Ludwig Hevesi, Osierreichische Kunsi im 19. Jahrhundert.
Leipzig 0a, s. 213.
Aquarell, mv ae eao.
1. e. nAuszug der von den Osterreicnern geschlagenen Crociati
aus Vicerizau, Osieirelchlsche Galerie, Ol aul Lw., 141 194 Cm
lNV 3018.
S. Anm. 2.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Osierreich, Bd. 5.
1859.
Nach den Skizzen Lihays lilhdgraphier! von All und Novolny.
Wurzbach ls. Anm. 30, Bd. 15.1855
Prokesch-Osien war 1855-67 lriierriuniius. dann bis 1871 B01-
schaiier iii Kdiislariliriüpel.
Katalog des künsilerischen Nachlasses des akad. Malers Carl
Goebel. XVII. Kurislaukiion Kende, Wien, 4. April 1899,
Katalog der Kunslaukiidn E. Hlrschler. Wien, 21. 25.April1903.
In diesem Katalog scheini nurein orientalisches MiJllv auf "Bi-
sar lri Cairo-r.
Band 1859 Anm Nr. 76.
1884 wurden die r-OrigiriaiCarionsu zu diesem Werk im Wiener
Künstlerhaus ausgestellt Nr. 17122
Die Ausstellung land im Auktionshaus S. Kende siaii. Fischer
gründete 1356 den Aquarellisien-Ciub der Genossenschali bil-
dender Künstler Wiens.
Bei Feuerbach und Eisenmenger.
iister MZ, Festsaal. Kupferstich, deutsch, dat. 1500.
IIAK, K.l. 6190
raham Bosse, i-VISVS LA VEVEa, Allegorie des Ge-
ihtssinnes, des Blickes. Kupferstich, um 1640.
NAK, K.l. 2561
"iier notierten Gedanken entstanden während
Vorarbeiten zu einer Ausstellung für Kinder,
Ende 1981 im Österreichischen Museum für
zwandte Kunst in Wien stattfinden soll. iiKlei-
nachen Leute-i ist ein vielschichtiges Thema,
die unterschiedlichsten Aspekte des Lebens
hrt und damit für Kinder von spezifischem In-
sse sein kann. Die Ausstellung soll nämlich
Kostüme im Wandel der Zeit und ihre modi-
H1 Veränderungen zeigen; sie dokumentiert
iehr die allgemeinen kulturhistorischen Hin-
'ünde der Bekleidung der Menschen in für Kin-
rezipierbarer Form. "Warum bekleiden wir
"Woher kommt Kleidung?" oder "Warum
es unterschiedliche Kleidungihr sind z.B. Fra-
die die Ausstellung behandelt, "Kleidung als
itz, als Schmuck sowie als Standessymbolu
Themen. Historische Objekte aus dem Mu-
werden mit der aktuellen Umgebung und mit
ldeenwelt der Kinder konfrontiert. Das Kind
so seine eigenen Kleidungsstücke mit denen
irer Zeiten, anderer Völker oder anderer Inter-
ngruppen vergleichen. Da eine Ausstellung
.inder nur sehr konkrete Beispiele zeigen kann
chzeitspaar. Fotografie, Atelier Triebel, Wien, Ende
Jahrhundert. OMAK, K.l. 0. Nr.
ser Franz Josef, Kaiserin Elisabeth und die neuge-
ene Erzherzogin Sophie. Biskuitgruppe auf glasier-
Sockel. Wiener Porzellan, um 1855. OMAK, Ke
ar in Wanderkleidung. Fotografie, Atelier Victor An-
er, "Wien und lschl, handschriftlich datiert 12. 8.
i6. OMAK, K.l. 10348
ifano delta Bella Neger in orientalischer Tracht zu
rd. Radierung aus einer Folge von "Cavaliers ne-
polonais et hongroisu, um 1551. OMAK, K.l. 3594
ncesco Villamena Schweizergardist. Kupferstich,
dat. 1613. OMAK, K.l.1681
srkung
ellar Die Leute von Seldwyla. an. ll, Stuttgart-Berlin 1912,
f.
und an einen Katalog nicht gedacht ist, bieten die-
se Zeilen Gelegenheit, den gedanklichen Hinter-
grund vorher einmal zusammenfassend zu formu-
lieren.
Gottfried Kellers Erzählung iiKleider machen Leu-
teu aus dem Novellenzyklus "Die Leute von Seid-
wylatr, 1874 erschienen, gibt mit der Geschichte
des Schneidergesellen Wenzel Strapinsky ein an-
schauliches Beispiel für die iiPraxis-i des Sprich-
wortes Straplnsky ist in seinem schwarzen Sonn-
tagsgewand, das er täglich trägt, weil er nur die-
ses besitzt, und seinem weiten grauen, mit
schwarzem Samt gefütterten Radmantel eine für
seinen niederen sozialen Stand uncharakteristi-
sche Erscheinung. Aber "solcher Habitus war ihm
zum Bedürfnis geworden, ohne daß er etwas
Schlimmes oder Betrügerisches im Schilde führte;
vielmehr war er zufrieden, wenn man ihn gewäh-
ren und im stillen seine Arbeit verrichten ließ; aber
lieber wäre er verhungert, als daß er sich von sei-
nem Fladmantel und von seiner polnischen Pelz-
mütze getrennt hatte, die er ebenfalls mit großem
Anstand zu tragen wußterm Der Schneidergeselle
wird auf Grund seiner vornehmen Erscheinung für
um Ja um um
einen polnischen Grafen gehalten und spielt diese
Ftolle anfangs unbewußt, später mit Berech-
nung ausgezeichnet. Nach der Aufdeckung sei-
ner wahren Identität kann er dann auch eigentlich
nicht bestraft werden, denn seine Umwelt hat ihn
ia selbst zum Hoherstehenden gemacht, außer-
dem stellt sich heraus, daß er ein tüchtiger
Mensch ist, der die bevorzugte Behandlung posi-
tiv ausnutzen kann. Die Erzählung macht deutlich,
daß das Sprichwort auf die wechselseitige Wir-
kung von Kleidung zielt Der Mensch will mit sel-
nen Kleidern nicht nur sich selbst, seine Überzeu-
gung, seinen Stand zeigen, er wird auch von sei-
ner Umwelt auf Grund der Kleidung beurteilt.
Wohl das bekannteste Beispiel der ambivalenten
Rolle von Bekleidung in der Literatur, hier im Mär-
chen, ist Hans Christian Andersens "Des Kaisers
neue Kleider-i Zwei Scharlatane behaupten, dem
Kaiser ein ganz besonderes Gewand anfertigen zu
können, das jedoch nur jene Untertanen sehen,
die dem Herrscher treu ergeben sind. Da die bei-
den dies nur vorgeben, den Kaiser also mit einem
"unsichtbaren Anzugu versehen, läuft er nackt
herum. Das Volk wagt nicht, die Wahrheit zu sa-
Mumm .....v...i. um. w...
lvlnvxha acr .i.u........
4.1 ich...
.,-..........L'-. ääiJüfitifnüflÄiiieiiß
"Wer-v um a-wnmaze-rethh-z-i-Mw-
n-l
gen, denn es steht unter dem moralischen Druck
der angeblichen Wirkung des Gewandes. Allein
ein unbefangenes Kind bricht den Bann und ent-
deckt dem Kaiser den Betrug. Das Märchen be-
schäftigt sich auf subtile Weise mit der hier al-
lerdings nur behaupteten magischen Wirkung
bestimmter Kleidung; das Gewand des Kaisers
soll diesem die Möglichkeit bieten, die Loyalität
seiner Untertanen zu prüfen. Für Sigmund Freud
basiert das Andersensche Märchen auf der wohl
jedem bekannten Erfahrung des "Verlegenheits-
traumes der Nacktheitu, in dem der Träumer sich
seiner Unbekleidetheit oder partiellen Nacktheit
schämt, obwohl die Umwelt im Traum daran kei-
nen Anstoß nimmt "Wir besitzen ein interessan-
tes Beispiel dafür, daß der Traum in seiner durch
WunscherftJllung partiell entstellten Form das
richtige Verständnis nicht gefunden hat. Er ist
nämlich die Grundlage eines Märchens geworden,
welches uns allen in der Andersenschen Fassung
... bekannt ist... Es gehört wohl nicht vlel Kühn-
heit dazu, anzunehmen, daß der unverständliche
Trauminhalt eine Anregung gegeben hat, um eine
Einkleidung zu erfinden, in welcher die vor der Er-
innerung stehende Situation sinnreich wird. Die-
selbe ist dabei ihrer ursprünglichen Bedeutung
beraubt und fremden Zwecken dienstbar gemacht
worden... Es läßt sich auch für unseren Traum an-
geben, woher das Material für die Umdeutung ge-
nommen wird. Der Betrüger ist der Traum, der Kai-
ser der Träumer selbst, und die morallsierende
Tendenz verrät eine dunkle Kenntnis davon, daß
es sich im latenten Trauminhalt um unerlaubte,
der Veränderung geopferte Wünsche handelt-t?
Immer wieder hat die wechselseitige oder magi-
sche Wirkung bestimmter Kleidungsstücke faszi-
niert und sie zum Gegenstand von Märchen oder
Sagen gemacht; man denke nur an Aschenputtel,
an den gestiefelten Kater, an das Märchen von
den sechs Schwänen oder an Siegfrieds Tarnkap-
pe.
Kleider können aber auch als Erkennungszeichen
für bestimmte Personen, als deren Attribut also,
verwendet werden. In der griechischen Mythologie
ist das Löwenfell des Herakles dafür ein gutes
Beispiel Das Fell des Nemeischen Löwen, dessen
Tötung Herakles' erste große Heldentat war, wird
fortan zu seiner Bekleidung, die ihn aber weder
wärmen noch seine Blöße verdecken soll, sie
schützt ihn im übertragenen Sinne Das Löwenfell
wird sein Erkennungszeichen, sein Attribut, das
ihn als starken, furchtlosen Helden ausweist. Eine
andere Bedeutung hat das Fellkleid als Attribut
des heiligen Johannes des Täufers. Hier bedeutet
es asketisches Leben in der Einsamkeit! In bei-
den Fällen aber zeigt die Kleidung dem Gegenüber
"auf den ersten Blickn, mit wem er es zu tun hat.
Attributhaft gebrauchte Kleidung findet man aber
nicht nur in der Mythologie oder in der biblischen
Geschichte. Während es sich hier meist um die
Kennzeichnung einzelner hervorragender Perso-
nen handelt, ist diese Verwendung im anderen
Fall Demonstration der Zugehörigkeit zu einer
spezifischen Gruppe. Dabei gibt es zwei prinzipiel-
le Unterschiede einerseits sind es Kleider, die,
nur zu bestimmten Anlässen angelegt, ihren Trä-
ger als Mitglied beispielsweise eines weltlichen
Ordens Abb. 11, einer Vereinigung oder eines Be-
rufsstandes ausweisen, andererseits Gewänder,
die, täglich und ausschließlich getragen, auf
Grund z. B. religiöser Vorschriften ein bestimmtes
Aussehen haben. Man kann letzteres sehr gut an
den Kutten christlicher Mönchsorden Abb. 12
oder an der konservativen Tracht chassidischer
Juden beobachten Abb. B. Während aber die
Mönchskutte allgemein gehaltener Ausdruck
mönchischer Tugend ist und nur weitläufig sym-
bolische Bedeutung hat, sind die Kleidungsstücke
frommer Juden mit diversen Bedeutungen belegt!
Weniger streng reglementiert, aber dennc
nern "freiwilligen Zwangtt gehorchend, ist
forme Bekleidung von Gruppen, die sic
Grund gemeinsamer politischer oder allgei
Ideale zusammenschließen und dies in ihr
wändern zur Schau tragen, wie heute ett
Punks oder die Rocker.
Die nur zu bestimmten, meist feierlichen An
getragenen Roben haben vor allem repräsei
Funktion. Ihr modisch konservativer Ch
führt bewußt eine Verbindung zu einer möl,
langen Tradition vor Augen. Adolf Loos forr
diese Zusammenhänge treffend, wenn er sc
"Männer, die ihr verhältnis zu vorherger
epochen betonen wollen, kleiden sich heutt
in gold, samt und seide die magnaten und
rus. Männer, denen man eine moderne errl
schaft, die selbstbestimmung, vorenthalte
kleidet man in gold, samt und seide lakait
minister... Auch beim soldaten wird durch
und goldstrotzende uniformen das gefühl
rigkeit erhöhtttä So sind z. B. die Prunkgev
der Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies
Stil der Zeit gehalten, in der der Orden geg
wurde 1429 von Philipp dem Guten, Herzt
Burgund Abb. 11. Ein anderes Beispiel si
päpstlichen Soldaten der Schweizergard
man noch heute in Landsergewändern del
des 16. Jahrhunderts bewundern kann, die
angelo entworfen haben soll Abb. 7. Tala
gegen in England auch heute noch Perüc
haben einen anderen Sinn Die "neutralen
kleidung soll das lndividuum hinter seiner
len Aufgabe zurücktreten lassen, seine Neu
zeigen, dokumentieren, daß diese Person
teiisch ist Abb. 13. Uniformen von Poliziste
Soldaten haben die gleiche Funktion Abb.
lerdings bedeutet dies nicht, daß die Persor
tereinander den gleichen Status haben; im
teil läßt sich durch Uniformen oder andere,
Vorschriften streng geregelte Kleidung die
zeichnung von Rangunterschieden besonds
fach und eindeutig vornehmen.
An ihrer Kleidung erkennt man aber auch
rige bestimmter Berufe, z.B. Krankenhaus
Hotelpersonal. Neben der Kennzeichnung
sition des einzelnen hat hierbei die Gewe
aber noch einen praktischen Zweck, sie ist
welligen Tätigkeit angepaßt, eben "praktist
bestimmte Verrichtungen. Die Berufskleidu
ändert sich mit den Arbeitsformen der Bert
nimmt immer wieder modische Anregungi
Sportler tragen ebenfalls Kleidung, die für
weilige Sportart zweckmäßig erscheint. AuE
muB der einzelne und mehr noch eine Mann
leicht erkennbar sein, damit der Zuschat
Gruppen "auf einen Blickt unterscheiden
Wie sehr diese Kleidung dennoch von zeitt
ten moralischen Vorstellungen beeinfluß"
zeigt beispielhaft die Veränderung der Bade
Man vergleiche nur die den ganzen Kör;
deckenden, züchtigen, denkbar unprakt
"Badeanzüge" der Jahrhundertwende mi
modernen Bikiniß Die Sportbekleidung unl
darüber hinaus mäßigen modischen Verär
gen.
Bestimmte Kleidungsstücke haben primär
zende Funktion Eskimos sind in Felle geht
trotzen so der kalten Witterung. Der mit
oder Pfeil kämpfende antike Soldat oder rr
terliche Ritter ist mit Brustpanzer, Heln
durch einen ganzen Harnisch im Kampf gr
net. Helme kennt man heute auch im Spo
beim Motorradfahren, Polospielen oder B6
gen. Schutz bieten ebenfalls bestimmte
kleider, wie der Kittel vor Schmutz, der Ast
zug vor Feuer oder der keimfreie Anzug des
im Operationssaal dem Patienten vor Bah
Während aber heute der Feuerwehrmann,
11
beiter oder der Arzt keinerlei Verzierung an seiner
funktionellen Arbeitskleidung trägt, sind die Fell-
gewänder der Eskimos, die Panzer antiker Kamp-
fer oder die Harnische mittelalterlicher Ritter
meist mit i-funktionslosenu Ornamenten versehen,
die kunstfertige Handwerker herstellten und die
den Träger schmückten, um dabei zugleich seinen
sozialen Status hervorzuheben und ausgespro-
chen repräsentativ zu wirken.
Den hier beschriebenen zwei Möglichkeiten, den
Ursprung der Bekleidung des Menschen zu erklä-
ren einmal Protektion vor Witterungseinflüs-
sen, zum anderen die Erkennbarkeit des Trägers
durch sein Gewand sind noch zwei weitere hin-
zuzufügen Eine streng moralisierende, auf der Bi-
bel fußende Auffassung erklärt die Kleidung des
Menschen aus seinem Schamgefühl! Daß diese
Vorstellung einseitig ist, beweisen nicht nur man-
che Bewohner heißer Gegenden, die ganze ohne
Bekleidung leben und deren Schamgefühl da-
Yvrrn-iyrrvn nur ,-,-l..t.w.-,.
14
12
durch keineswegs verletzt wird, sondern auch die
Beobachtung, daß kleine Kinder in unserem Kul-
turkreis ganz unbefangen auf Nacktheit reagieren,
d.h. auch diese Menschen müssen das Schamge-
fühl erst erlernen!
Schließlich lst als vierte und wohl wichtigste Kom-
ponente für das Bekleidetseln das Schmuckbe-
dürfnis des Menschen zu nennen, das eng verbun-
den ist mit der Intention, sich selbst auch gegen-
über der Umwelt durch seine Kleidung darzustel-
len, und das im weitesten Sinne den Bereich der
Mode umfaßt. Ein Stich Abraham Bosses von et-
wa 1640 versinnbildlicht das Schmuckbedürfnls
und den visuellen Reiz der Kleidung Abb. In ei-
ner Folge von Darstellungen der fünf Sinne ist die
Allegorie des Gesichtssinnes, des Blickes, durch
eine Frau symbolisiert, die gerade ihre Toilette
vollendet.
Kulturhistorische Untersuchungen, die sich mit
der Rolle der Mode beschäftigen, verbalisieren die
wlsraeliten aus Galizien-i, Fotografie, Atelier J. Dutkie-
wicz. 2. Hälfte 19. Jahrhundert. OMAK, K.l. 5774
tiCigainer aus Kossowi- Galizien. Fotografie, Atelier
J. Dutkiewicz, 2. Hälfte 19. Jahrhundert. OMAK, K.l.
5774
10 Fünf Figuren einer Soldatenserie. Bunt statfiertes Por-
zellan. Wiener Porzellan, 1850l52. OMAK, Ke 9579 bis
9618
11 Ritter des Goldenen Vlieses. Kupferstich aus Schau-
platz toher Ritter-Orden, Deutsch, Mitte 1B. Jahrhun-
dert. OMAK, K.l. 3608
12 Kartausermönch. Kupferstich ausuEduardo Fialetti
Habiti delle Religioni, Paris, 1658. OMAK, K.l. 1911
13 "Ratsherru. Kupferstich aus J.R. Schellenberg
Schweizer Trachten Zürichgebiets, Winterthur, 1784.
OMAK, K.l. 2802
14 "Mulier Wiennensis in Domoa, dat. 1649. Kupferstich
aus Wenzel Hollar Aula Veneris, London, 1844.
OMAK, K.l. P1815
15 t-Baurenmadchenu. Kupferslich aus J. R. Schellenberg
ächweizer Trachten Zürichgebiets, Winterthur, 1784.
OMAK, K.l. 2802
Anmerkungen 11 s. S. 31
15
axalgivßrr.
13
vielschichtige Funktion der Kleidung für den Men-
schen. So schreibt Eduard Fuchs in seiner nlllu-
strierten Sittengeschichteu "Die Kleidung ist die
Gußform, mit Hilfe derer die Körper vom Geiste
der Zeit im Geiste der Zeit geformt werdende Ein
Aufsatzband mit Beitragen zu den verschieden-
sten Themen i-Moderneu Kultur" betont 1907 die
soziale Funktion "Rang und Wert seiner Persön-
lichkeit, die Stellung, die man im sozialen Leben
einnimmt, durch sein Äußeres auszudrücken, lag
von jeher im ehrgeizigen Sinn des Menschen, war
darum immer das Amt der Bekleidungßl" Rene'
König interessiert der umfassende Charakter der
Mode, wenn er formuliert "Das heißt daß die
Mode keineswegs nur eine äußere verschönern-
de oder auch verunstaltende Zutat zum Leben
ist, sondern daß sie ein wesentliches Regelungs-
und Ausdrucksmittel der gesellschaftlich leben-
den Menschen darstelltß" Adolf Loos hingegen
polemisiert "Damenmode! Du gräßliches kapitel
Äämrnmüßkn
29
kuiturgeschichte! Du erzählst von der menschheit
geheimen iüsten. Wenn man in deinen seiten blät-
tert, erbebt die seele angesichts der fürchterli-
chen Verirrungen und unerhörten lasten-i"
Die psychologische Wirkung vor allem der Frauen-
kieidung wird übereinstimmend als hauptsächlich
erotisch definiert. "Man wird euch erzählt haben,
daß die schamhaftigkeit dem weibe das feigen-
blatt aufgenötigt hat. Weicher irrtum! Die scham-
haftigkeit, dieses mühsam und mit raffinierter kul-
tur konstruierte gefühi, war dem urmenschen
fremd. Das weib bekleidete sich, es wurde für den
mann zum rätsel, um ihm die sehnsucht nach der
iösung ins herz zu senkenm" Sachlicher äußert
Fuchs seine im wesentlichen übereinstimmende
Meinung "Das oberste oder, noch richtiger ge-
sagt, der fast ausschließliche Zweck der dekorati-
ven Ausgestaltung der Bekleidung der Frau ist die
pointierte Herausarbeitung der erotischen Reiz-
wirkung des weiblichen Körpers. Mit anderen Wor-
ten die Kleidung der Frau ist ein erotisches Pro-
biemkr" Während nun aber für Fuchs u... die Ent-
wicklung der Kleidung zu einem erotischen Pro-
blem an sich keine Verirrung darstellt, sondern
das natürliche Produkt eines immanenten Natur-
gesetzes ist-i", stellt Loos moralisierend streng
fest wDas weib ist daher gezwungen, durch seine
kieidung an die sinnlichkelt des mannes zu appel-
iieren und bewußt an seine krankhafte sinnlich-
keit, für die man nur die kultur seiner zeit verant-
wortlich machen kann... Die liebe macht ihr den
mann untertan. Diese liebe ist nicht natürlich. Wä-
re es so, würde sich das weib dem manne nackt
nähern. Das nackte weib aber ist für den mann
leiZIUSJI" Daß Fuchs' und Loos' Erklärungen noch
heute zumindest teilweise gültig sind, obwohl
sich das Rolienverständnis der Geschlechter ver-
ändert hat, zeigt u. a. der Kampf von Frauen gegen
ein vor allem In der Reklame und auf illustrierten
verbreitetes Bild der Frau als Jederzeit verfügba-
res Sexuaiobjekt.
Die Kieidermode ist im Laufe der Zeit verschieden
raschen Veränderungen unterworfen; "das Wort
Mode oder modisch ist darum förmlich zum Syn-
onym für alles Vorübergehende geworden-i." Die-
se Wandlungen können sehr unterschiedliche Ur-
sachen haben. nDas Schönheitsideal einer Zeit
überträgt sich stets auf die Kleidung und formt
dementsprechend den Grundzug ieder Mode. Die
Mode ist sozusagen die Umformung des physi-
schen Schönheitsideais einer Zeit in die Praxis
des täglichen Lebens-r" Sehr selten allerdings
entsprechen die Gründe für die oft hektische Ent-
wicklung dem verbreiteten Vorurteil, modische
Veränderungen basierten auf willkürlichen, anar-
chischen Erfindungen nGewiß bestimmen oft
scheinbar nebensächliche Dinge eine Mode, ge-
wiß knüpfen sich zahlreiche weitbeherrschend ge-
wordene Moden nachweisbar an die momentane
Laune einer Fürstin oder einer fürstlichen Maitres-
se. Aber man übersieht dabei gewöhnlich das ei-
ne, daß von den vielen Maitresseniaunen, diejeder
Tag in der Weltgeschichte geboren hat, eben nur
jene Launen modebiidend geworden sind, die mit
den allgemeinen Kulturtendenzen zusammentra-
fen, d.h. in die man das hineinzuiegen vermochte,
was die Tendenzen des herrschenden Geistes wa-
renß" Vor der Französischen Revolution wird die
Mode ausschließlich vom Adel und von den höhe-
ren Ständen bestimmt wDie Mode geht mit der
Macht", bringt es Rene König auf einen einfachen
Nenner," während Eduard Fuchs ausführlicher
analysiert v-Wenn wir nun anhand der politischen
Geschichte Europas verfolgen, wie sich der Abso-
lutismus als Regierungssystem der Reihe nach ln
den anderen Ländern entwickelte, so haben wir
damit die Daten gefunden, mit denen die typi-
schen Linien der spanischen Mode übernommen
wurden sie kam nicht früher, und sie kam nicht
30
KM" ap
lfllf. g. Illffllllll
später. Ganz genauso vollzog es sich mit der mo-
dernen bürgerlichen Moden" Während sich die
Kleidung der Hofmitgiieder und seiner Umgebung
aber rascher ändern, sind die Gewänder der Bür-
ger und Bauern einem langsamen Wechsel unter-
worfen, der zudem von Kleiderordnungen geregelt
wird Abb. 14, 15, die man vor allem gegen vAuf-
steigern erläßt z.B. gegen reiche Bürger, die sich
mit ihren z.T. erheblichen finanziellen Mitteln oft
prunkvollere Gewänder und kostbareren Schmuck
hatten leisten können als die adeligen Herren. Die
ser Widerspruch führte dazu, daß die Kieiderord-
nungen selten streng befolgt wurden, also oft un-
effektiv waren." Es gab aber andererseits auch ei-
nen starken moralischen Druck, der es als un-
schickiich erscheinen ließ, durch den Anzug
"mehr scheinen als sein" zu wollen. in diesem Sin-
ne machten Kleider in der Zeit vor der bürgerlichen
Revolution wirklich Leute; man kleidete sich sei-
nem Stand und nicht seinen tatsächlichen Vermö-
gensverhältnissen entsprechend. Kleiderordnun-
gen sind wichtige Quellen für das spezielle Ko-
stümstudium. Vor allem aber bieten Trachtenbü-
cher Abb. 13, 14, 15, später Modekupfer und Mo-
dezeichnungen Ab. 16-20 neben erhaltenen Ko-
stümen reiches Anschauungsmaterial. Aber auch
Malerei, Skulptur und Grafik Abb. sofern
Interesse an realistischer Darstellung vorhanden
ist, geben einen oft plastischen Eindruck von der
Mode in ihrer Umgebung oder von bestimmten in-
teressen, die zu Modetendenzen führen können,
wie beispielsweise dem Faible für exotische Stof-
fe und Schnitte Abb. 6.
Die veränderten politischen und wirtschaftlichen
Gegebenheiten zu Beginn des 19. Jahrhunderts
bringen den bürgerlichen Schichten ein neues
Selbstbewußtsein, das die so offensichtliche äu-
ßerliche Kennzeichnung des sozialen Ranges ei-
nes Mitbürgers durch die Kleidung zumindest
ideologisch nicht mehr zuläßt. Die den Rang oder
den gesellschaftlichen Stand unterstreichenden
Gewänder werden nur noch zu Gelegenheiten ge-
tragen, deren Zeremoniell sich aus früheren Zei-
ten erhalten hat. Selbst der Herrscher läßt sich
wie ein bürgerlicher Vater darstellen Abb. den
Famiiienfotos seiner Untertanen ähnlich Abb.
5. "Das Grundelement der bürgerlichen Kleidung
ist die Uniformitat. Es gibt nur noch Bürger, denen
allen dieselben Rechte eignen. Also scheidet die
Kleidung den Menschen nicht mehr wie ehedem
durch bestimmte Merkmale, die der eine trägt und
die dem anderen zu tragen bei Strafe verboten
istm"
im Laufe des 19. Jahrhunderts und vor allem im
20. Jahrhundert verändert sich auch die Gruppe
der Menschen, die modebestimmend ist. Sind es
im 19. Jahrhundert noch die wohlhabenden Bürger
mittleren Alters, so werden es vor allem nach dem
ersten Weltkrieg die Jüngeren, für die die Mode
gemacht wird und die sie bestimmen. Heute ist
die bürgerliche Mittelschicht Träger der Modeten-
denzen, und hier sind es vor allem junge Men-
schen, die den sehr raschen Wechsel mitvollzie-
hen, ja eigentlich auch verursachen. Die Funktion
der Kleidung als Statussymbol ist schwächer ge-
worden.
Dennoch gibt es auch in unserer Zeit noch Mög-
lichkeiten, die gesellschaftliche Position in der
Kleidung zu dokumentieren Den raschen und zu-
weilen extremen Modewechsei stets mitzuma-
chen ist meist nur begüterten Zeitgenossen mög-
lich, so daß das Faktum, nach der neuesten Mode
gekleidet zu sein, schon ein gewisses Zeichen der
gehobenen sozialen Stellung ist. Andererseits
sind es gerade die sehr Reichen und vor allem die
Mächtigen, die Politiker, die sich bewuBt den ak-
tuellen Modetendenzen entziehen und mit ihrer
"zeitlosem Kleidung Vornehmheit und hohen so-
zialen Status darstellen. Man erinnere sich nur an
19
16 18 Coiffuremode. Kuplerstiche, um 1790. OMAK,
K.l. 3332
19 F. Sicher Modekupfer. Aus der nWiener Moden Zei-
tungw vom 4. September 1828. OMAK, K.l. 7931
20 Josef Wimmer wCarmen Mantille aus Crepe de Chine
Garnitur Leinenbatist gestickt Rock Tüll 1912." Bunt-
stiftzeichnung für die Wiener Werkstätte. OMAK, Ar-
chiv der Wiener Werkstätte
Anmerkungen 24 Anm. 11 s. Text S. 28, 29
S. Freud Die Traumdeutung. FrankturtlM-Hamcurg 1961,
S. 206i.
Vgl. l. Wirth Fellkleid als Attribut. In Reallexikon zur Deutschen
Kunstgeschichte. Ed. vll. Manchen 1980, Sp. 1170tt.
Vgl. z. B. S. Poti The Hasidic Community. In Dress, Adornment
end the Social Order, New York-Lundon-Sydney 1965, s. 1421i.
A. L00 emenmode. In Sämtliche Schritten t. Wien-Manchen
1962, S. 152.
Vgl. Ausst-kat. Waarom draag je kleeren? Den Haag 1979, ÄDD.
S. 2B.
Vgl. 1. a. Gen. 3,1; 3,10; 3,21.
Vgl. s. Freud, a.a.O.
E. Fuchs Illustrierte Sittengeschichte vom Mittelalter bis zur
Gegenwart. au. Die galante Zeit. München 1910, s. 15a.
E. Heyck Hrsg Moderne Kultur. Stuttgart-Leipzig 1907, S. 186.
H. kbnig Die Mode in der menschlichen Gesellschaft. Zurich
1955. S. 110.
A. Loos. a. a. 0.. S. 157.
Lcos, a. a. 0., s. 158.
Fuchs; Die Frau in der Karikatur. München 1906, S. 263.
Fuchs, a.a.0. Anm. 14, S. 264.
Locs, a. a. 0.. S. 158.
Fuchs, a.a.O. Anm. 14, S. 271
Fuchs, a.a.0. Anm. Bd. Renaissance, München 1909,
164.
Fuchs, a. a. o. Anm. 14, s. 265.
11 Konlg, a. a. 0., s. 185.
Fuchs, a.a.0. Anm. 14, s. 274.
Vgl. dazu z. a. v. Baur Klelderordnung in Bayern vcrn 14. bis zum
19.Jattrhurtdsr1. Mnncnen 1975.
E. Fuchs, a.a.O. Anm au. Das bürgerliche Zeitalter. Mun-
cnen 1912, s. 170.
R. König, a.a.0., S. 209.
12
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11
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22'-
11.14
die nDamenuniformrr der wbesseren Kreise-r Fal-
tenrock, Twinset und Perlenkette die zum Aus-
druck vornehmer Zurückhaltung, bewußten Under-
statements wurde. Außerdem gibt es einzelne, ge-
radezu attributhatt getragene Kleidungsstücke
oder Accessoires, meist von einem bekannten und
deshalb teuren Couturier für jeden sichtbar si-
gniert z. B. das vHermestuchrr die den Träger
als Mitglied einer bestimmten ninQTOUprr auszeich-
nen. Zu so einer Gruppe zu gehören bedeutet
meist nicht, politisch mächtig zu sein, sondern
vielmehr als finanzkräftig und damit gesellschaft-
lich relevant zu gelten. in einem fast magisch an-
mutenden Vorgang scheint auch heute noch die
Imitation bestimmter Vorbilder in Kleidung und
Aufmachung z. B. von Filmstars deren Faszi-
nation auf einen selbst übergehen zu lassen uEiFt
junges Mädchen, das eine Frisur la Greta Garbo
trägt, wiegt sich bewußt oder unbewußt in der Illu-
sion, den gleichen Reiz auszuüben wie jener"
Man kann sich aber auch bewußt der Mode entzie-
hen und mit seiner Kleidung Widerstand gegen be-
stehende Verhältnisse zur Schau stellen, anderer-
seits als Außenseiter der Gesellschaft von dieser
Entwicklung ausgeschlossen sein, wie es auf ei-
nem Foto des 19. Jahrhunderts ein Zigeuner aus
Galizien demonstriert Abb. 9. Während der Fran-
zösischen Revolution waren beispielsweise die
lange Männerhose, die nur der Bürger trug, und
das an der Antike orientierte Empirekleid Aus-
druck des Protestes gegen den Adel, der mit Knie-
CAVQAAEVH
AIXÄ "blyllab-QE. kg
cJ-sxßnße. DECHINQ
faAPym-zr-tzr; ihgrw
rxiwt-w C-"alvryir
fTiCJ-T
044-
20
hosen, Krinoline und Schnürmieder als Abzeichen
derer, die nicht körperlich arbeiten, bekleidet war.
Das Fteformkleid der Zeit um 1900 war daneben
ein vergleichsweise sanfter Protest gegen die un-
gesunde Frauenmode des späteren 19. Jahrhun-
derts und wies seinen Träger als fortschrittlich im
allgemeinen Sinne aus. In den 60er und 70er Jah-
ren des 20. Jahrhunderts bildeten die vHippiesu so
eine modische "Aussteigergruppetr. Ihre legere
und fantasievolle Kleidung diente allerdings spä-
ter als Anregung für die Haute Couture. Die Frei-
heit, sich durch Gewänder individuell selbst darzu-
stellen, ist heute größer geworden. Mit ihrer be-
wußt iiamodischenu Kleidung zeigen z. B. uGrOneu,
Feministinnen oder sog. "Orange-r Anhänger des
Bagwan in Poona ihre Verachtung der Statussym-
bole der sie umgebenden Gesellschaft.
Die in der ganzen Welt getragenen Blue Jeans hin-
gegen sind zu einem so selbstverständlichen Be-
standteil der täglichen Kleidung vor allem der Ju-
gend geworden, daß man sie weder in den Bereich
der Mode noch eigentlich in den der attributhaft
getragenen Kleidung einordnen kann, obwohl sie
letztere Funktion als Protestkleidung einmal hat-
ten und heute in gewissen Kreisen oder bei be-
stimmten Anlässen auch noch haben und modi-
schen Veränderungen durchaus unterworfen sind.
Sie wurden zum Inbegriff der legeren, vereinheitli-
chenden, Standesunterschiede negierenden Klei-
dung und sind heute vielleicht das einzige wirklich
ndemokratische Kleidungsstück".
31
Helga Kessler
Fashions of the Hapsburg
Era Austria-Hungary
Eine Ausstellung
historischer Kostüme
macht Mode in New York
'Einer der größten Publikumserlolge des Metropolitan Museums ol Art war die Ausstellung FASHIONS OF THEHAPSBUHG ERA AUSTRlA-HUNGAF
Weil mehr als eine halbe Million Besucher sahen in den Ausstellungsräumen des Costume Institutes die Pracht Osterreich-Ungarns aus der Habsburgzi
und waren sichtlich beeindruckt. Aber die Ausstellung war noch mehr als nur ein Publikumserfolg, es läBt sich nämlich ihr EinfluB auf die Made von heu
deutlich erkennen. Dabei stellt sich die Frage, ob das rein zufällig geschah oder ob die Veranstalter diesen Aspekt schon im Auge hatten, als das Thema
Ausstellung überlegt und beschlossen wurde, und inwieweit sie bei der Auswahl der Objekte daraufhin arbeiteten.
Die allererste Anregung, die Mode Österreichs
und Ungarns als Themen für eine Ausstellung zu
wählen, läßt sich auf die glühenden Berichte eines
amerikanischen Modeenthusiasten zurückführen,
der die Ausstellung "200 Jahre Wiener MOÜGtt,
vom Historischen Museum der Stadt Wien 1975176
veranstaltet, gesehen hatte. Er, ein Bekannter Dia-
na Vreeiands, der langjährigen Herausgeberin des
"Vogue Magazinesu, und seit 1972 als nSpecial
Consultantu für die jährlichen Ausstellungen des
Costume Institutes verantwortlich, berichtete ihr
begeistert von der Wiener Mode, die von Hofkiei-
dern des 18. Jahrhunderts bis zur Jugendstiimode
in der Hermesvilla zu sehen gewesen war. Ebenso
beeindruckt schrieb er von prächtigen Uniformen,
von diamantbesetzten Orden, von Schmuck-
stücken feinster Arbeit, vom goldenen Schokola-
denservice der Maria Theresia, von farbenprächti-
ien anderen Dokumenten vergangener Zeit, die er
in den Wiener Sammlungen gesehen hatte. Es
schien also die Voraussetzung für eine reichhalti-
ge, visuell sehr attraktive und kulturhistorisch gut
zu dokumentierende Ausstellung gegeben zu sein.
Einige Jahre zuvor war es Mrs. Vreeiand gelungen,
noch nie gesehene und kaum geahnte Schätze
aus den Museen von Moskau und Leningrad nach
New York zu bringen und den New Yorkern auf ein-
malige Weise die Eigenheiten der russischen Mo-
de und ihren Reichtum vom silbernen Hoch-
zeitskieid Katharinas der Großen bis zur Farben-
pracht der russischen Voikstrachten zu zeigen
und damit Sympathie und ein tieferes Verständnis
für eine den Amerikanern im großen und ganzen
doch sehr fremde Kultur zu gewinnen. Diese Aus-
stellung hatte damals einen einschlagenden Er-
folg auf die Mode gehabt. Yves St. Laurent wurde
ihre Farben und weiten Röcke in die "haute cc
tureu und schuf damit eine Mode, die bald allg
mein als der upeasant iookn beliebt wurde.
Mit der österreichisch-ungarischen Aussteliui
wollte man primär dem New Yorker Publikum
der etwas Neues bieten, was an Pracht Ui
Schönheit der russischen Ausstellung nicht nac
stehen sollte, sie aber auch in keiner Weise
derholen sollte. Da Dlana Vreeiand die Objek
selbst nicht kannte, war es natürlich nicht abz
schätzen, ob die Mode des Ancien Austrla eint
Einfiuß auf die Mode von heute haben würc
Doch ihr dafür bekannt feiner Sinn ließ vermute
daß sie zielstrebig wieder solche Objekte auswä
ien würde, die der heutigen Geschmacksrichtui
entgegenkommen würden.
Die Planung dieser Veranstaltung brachte
fangs Schwierigkeiten mit sich. Man mußte Sil
sehen Ausdehnung des Habsburgerreiches aus-
einandersetzen und enge Grenzen ziehen, um eine
llnhßrnnfn Aneeinllnnn nrnmllnn 111 lnßnnnn Vnn
irlicher Pracht voranzustellen, so wie diese in
Zeit als Vorboten der hohen adeligen Herren
estiichen Anlässen am Wiener Hof fungier-
Sicher erkannte Mrs. Vreeiand im voraus den
besonderen Reiz dieser Kleider für die heuti-
lode. Sie sind einfach, elegant und äußerst
ingsvoll in ihrer Erscheinung, stehen jedoch
iiner Liste wunantastbarern Objekte und dür-
ile Schatzkammer daher nicht verlassen.
ar war auch die so wichtige Barock- und Roko-
lt Wiens für die New Yorker Ausstellung we-
lfglebig. Haben sich doch nur wenige Kostü-
es 17. und 18. Jahrhunderts erhalten, und die-
urden zur gleichen Zeit bei den im Jahre 1980
wen, im Schloß Schönbrunna, und In Stift Melk
istalteten Ausstellungen über Maria Theresia
Joseph li. gezeigt.
noch, einige prächtige Objekte des 17. und
ahrhunderts konnten aus Ungarn entliehen
en, doch im wesentlichen beschränkte man
auf die Mode des 19. und 20. Jahrhunderts.
eine Epoche also, in der sich die Mode der
er Europas, ja nicht einmal die Amerikas we-
ich voneinander unterschieden hatte und von
1an eigentlich nicht hoffen konnte, dem ame-
ischen Publikum Seltenes oder Niegesehe-
zu bieten.
Die Biedermeierkleidchen Abb. etwa, für deren
grazile Einfachheit Diana Vreeland eine besonde-
re Vorliebe hegt, sind zum Beispiel typisch wlene-
risch in ihrer zurückhaltenden Farbigkeit und dem
Charme der Details. Sie unterscheiden sich aber,
besonders für weniger geübte Augen, nicht we-
sentiich von der Mode des übrigen Europa. Das-
selbe gilt für die Wiener Mode des späteren
19. Jahrhunderts. Um dieser besonders reichen
Wiener Mode eine weitere Dimension beizulegen,
sie dem amerikanischen Publikum naherzubrin-
gen, suchte Mrs. Vreeland nach einer historischen
Persönlichkeit, mit der man den Charme und die
Romantik Wiens, das sie selbst als wa graceful
city in graceful timeu empfand, identifizieren
konnte.
Dazu war die bezaubernd schöne und auch tragi-
sche Gestalt der Kaiserin Elisabeth wie geschaf-
fen. Dem großen Entgegenkommen des Wiener
Kunsthlstorlschen Museums war es zu verdanken,
daß das bekannte Porträt der Kaiserin von Franz
Xaver Winterhalter entliehen werden konnte und
die Hauptattraktion der Ausstellung bildete Abb.
2. Der Eindruck dieser äußerst romantischen Epo-
che konnte durch einige Kleider, die sich aus Eli-
sabeths Besitz erhalten haben, zum Beispiel ih-
rem Polterabendkieid, das in Gold und Grün mit
türkischen Schriftzügen bestickt ist Abb. oder
einem wirklich dramatischen Trauerkleid mit einer
über drei Meter langen Schleppe, einer bewun-
dernswert schmalen Taille, einer dazugehörigen
schwarzen Geslchtsmaske und einer schwarzen
Haube, alles mit Chantillyspitzen und Jetperlen
besetzt Abb. treffend vermittelt werden.
Große Bereicherung versprach sich Diana Vree-
land von den ungarischen Gaiahofkleidern Abb.
5. Einige, von den ersten Schneidern Wiens gefer-
tigt, wurden in ihrer Art In New York bisher noch
nie gesehen. Ihre reiche Goid- und Silberstickerei
feinster Ausführung machte sie zu den effektvoll-
sten Stücken der Schau. Diese Objekte, die die
österreichisch-ungarische Mode zwar gut repra-
sentierten und der romantischen Vorstellung des
amerikanischen Publikums von der Pracht des
k. k. Habsburgerreiches entsprachen, waren je-
doch kaum dazu geeignet, wesentlichen Einfiuß
auf die Mode von heute auszuüben. Merkwürdiger-
weise ging jener diesmal vcn der Herrenmode aus.
Kaiser Franz Joseph trug fast ausschließlich Uni-
form und zwang auf diese Weise alle bei Hof er-
scheinenden Herren, Gleiches zu tun. Damit gab er
der militärischen Uniform große gesellschaftliche
Bedeutung. So wurde in Wiene eine Pracht in der
Uniform entwickelt, die ihresgleichen sucht wie
Llvreen nä la campagne- zweier kaiserlicher Kutscher
und eines Vorreiters, 2. Hälfte 19. Jahrhundert. Wlen,
Kunsthlstorisches Museum
9.10 Kenneth Paul Block, Modezsichnungen nach Origi-
nalen der Ausstellung r-Fashlons of the Hapsburg Era
Austrla-Hungary-r aus -Women's Wear Dallyu vom
29. November 1979
S. l'AlIemands "Hoftafel anlaßlich des Jubiläums
des Maria-Theresien-Ordenstt erweist Abb.
und die die Damenmode verblassen läßt. Glückli-
cherweise haben sich viele dieser Uniformen und
auch Livreen, die zum Teil 1918 beim Zusammen-
bruch der Monarchie in der Hofburg zurückgelas-
sen wurden und seither nie gezeigt worden waren,
in erstaunlich gutem Zustand erhalten Abb. 8.
Sie sind alle von höchster qualitativer Ausfüh-
rung, und der Wollstoff der Kutschermantel ist so
fein, daß sie am Saum nur abzuschneiden waren,
weil sie nicht umgenäht zu werden brauchten.
Man konnte daher annehmen, daß diese recht exo-
tisch wirkenden Objekte, besonders die ungari-
schen Militärkleider mit reicher Stickerei und Ver-
schnürungen Abb. den Modeschöpfern New
Yorks in die Augen springen würden, und genau
das taten sie auch.
vW0men's Wear Daily-i, die Tageszeitung der New
Yorker Modeindustrie, brachte schon vor Eröff-
nung der Ausstellung einen Bericht mit Anregun-
gen zur Umsetzung der Habsburger-Mode für un-
sere Zeit Abb. 9. Interessant ist der Vergleich mit
den Originalobjekten Abb. 7. Die Silhouette wird
der heutigen Mode angepaßt, die Details etwas
vereinfacht und die Uniform ins Feminine ge-
bracht. Nur ganz nebenbei sei darauf hingewie-
sen, daß auch schon im frühen Biedermeier, kurz
nach dem Wiener Kongreß, Uniformen ihren Ein-
fluß auf die Damenmode ausübten, ganz ähnlich
wie heute vgl. Abb. 10, 12. Die Mode greift immer
wieder auf sich selbst zurück, ein wCopy-rightu
gibt es und gab es in der Mode nie.
Besonders der Reiz der Passementrien und Ver-
schnürungen inspirierte einige namhafte Coutu-
riers, Mode Ia Habsburg zu schaffen. Bei Oscar
de la Renta zum Beispiel fanden sich einige Krea-
tionen dieser Art in seiner Kollektion von 1980
Abb. 12, 13. Für Abend- wie Tagestoiletten die-
nen Jet- und Soutachestickereien als hauptsächli-
che Verzierungen. De la Renta, der das Luxuriöse
kreiert, befand sich bei den "Habsburgernu ganz
in seinem Element. Er entwarf unter anderem ein
Abendkleid Abb. 14, das dem Trauerkleid der Kai-
serin Elisabeth Abb. nachempfunden ist. Aber
an
14m. KLM,
rxxm
m7
11
11 Modekupfer aus der "Wiener Mode-Zeitung-i. 1817
wWlener-Modenv XXXXIII; 85.1817
12 Oscar de la Flenta, wAbendkleidu, 1980
13 Oscar de la Flenta, iiTageskostüm-i, 1980
14 Oscar de la Renla, "Abendkleid", 1980
15 Perri Ellis, "Capesu, 1980
auch der weniger traditionelle Perri Ellis fan
regungen in der Ausstellung. Seine Capes rn
gelkragen Abb. 15 wurden von den Kutsr
vreen des Kaiserhofes Abb. inspiriert.
Wie stark die Impulse dieser glänzenden
hungarischen Demonstration wirklich ware
wies, daß sie nicht nur auf die Schöpfer der
ccuture-i einwirkten, sondern auch in der
nannten iiready-towear-Modeu ihren Nieders
fanden. Die Schaufenster des exklusiver
schäfts "Saks Fifth Avenueu z.B. waren ku
Ausstellungsschluß voll mit Konfektionsmoc
Habsburg. Sogar bis nach Japan ist der Ein
zu verfolgen. So brachte Nipon, ein japani
Modeschöpfer, der viel in den USA verkaut
ßerst originelle, leuchtendrote Ftegenmänt
Damen heraus, die mit ihren Schulterpasse
durchgehenden Falten ganz den Mänteli
Edelknaben des österreichischen Hofes en
chen, von denen vier im Costume Institute
stellt waren.
Auch Accessoires, wie die reich beschlag
Kartuschen der Paradeunlformen oder die
zückenden, aus getriebenem Silber oder Silt
gran gearbeiteten nBehalteri der Biedermei
Abb. wurden mit Begeisterung von Tas
herstellern als Vorbilder neuer Modelle aufg
fen. Andererseits ist es erstaunlich, daB die
"modernem phantasievollen Entwürfe der
ner Werkstätten ohne beeinflussende Wi
waren Abb. 16, 17. Man hätte annehmen kö
daß ein in unseren Augen zeitlos schönes
wie das aus schwarzem Georgette mit
scher" Goldstickerei verziert nach Er
Eduard Wimmer-Wisgrills oder auch die
künstlerischen Stcffentwürfe der DW.W.t
signer von heute anregen wurde. Denn Möb
"Wiener Werkstätten erzielten zu der Zeit, al
se Ausstellung stattfand, phänomenale Prei
New Yorker Kunsthandel, so daß man auch
zug auf die Mode dieser Zeit mit einem gute
kommen beim Publikum rechnen konnte. D01
hiesigen Modeschöpfer huldigten eher der
mantischen, also jenem Flair, das der no
schen amerikanischen Vorstellung der
iard Wimmer-Wisgrill, "Abendkleidu, 1920-1925.
iführung "Wiener Werkstättek. Wien, Osterreichi-
es Museum fur angewandte Kunst Textilsamm-
17 Zwei Kreationen der
"Wiener Werkstätten
Josef Hoffmann, "Sei-
denrobe mit Kimono
armelnti, 1914 links;
Wien, Historisches
Museum der Stadt
Wien. Dagobert Pe-
che oder Maria Likarz,
i-Kimono-t, 1920,
rechts. Wien, Oster-
reichisches Museum
für angewandte Kunst
Textllsammlung
17
stadt Wien, dem Bild der zündenden Strauß-
Walzer, der gemütlichen Kaffeehausatmosphäre
und der fast schon ins Märchenhafte verklärten
Pracht des Habsburgerreiches entspricht. Nichts
verdeutlichte dies mehr als die Ausstattung der
Oper wThe Student Princeii, einer Neuinszenierung
der New York State Opera für 1980, für die be-
sonders eklatant die Uniformen der Ausstel-
lung ganz frei kopiert wurden.
"Fashions on the Hapsburg Era Austria-Hungaryu
erreichte anscheinend mühelos, was Diana Vree-
land im Sinne hatte, was sie mit selektiver Nobles-
se zur Vollendung führte. Stelle Blum, Kuratorin
des Costume Institutes am Metropolitan Museum,
New York, definierte diese Intentionen der Organi-
satorin in ihrem Vorwort zur Metropolitan Mu-
seum-Publikalion "The Imperial Style Fashions
of the Hapsburg Erau so iiMan hoffe, die verklun-
gene Pracht und den Charme der austro-hungari-
schen Epoche heraufzubeschwören und die Phan-
tasie des Publikums anzuregen." Nun, diese De-
monstration kam der allgemeinen Nostalgiewelle
so sehr entgegen, daß sie tatsächlich "Mode zu
machen imstande war", Diana Vreeland hat damit
bewiesen, daß in unserer Zeit des Flüchtigen und
des Wegwerfkonsums eine Rückkehr zu glänzen-
den Vorbildern möglich ist und daß man wieder
verstärkt Wert auf Schönheit, liebevolles Detail
und feinste Ausführung im Hinblick auf Qualität
legt. So konnte man mit der Mode des Habsbur-
gerreiches nicht nur den Abglanz einer hochkulti-
vierten Zeit in die Gegenwart herüberbringen, son-
dern regte Modeschöpfer zu rieuen Kreationen an
und konnte das Qualitätsempfinden des Publi-
kums im Hinblick auf vergangene ästhetische Kri-
terien neu einstellen.
'17
Gerd-Dieter Stein
PAN Illustrationen und
Literarisches in einer
bibliophilen Kunstzeitschrift
wEine Kunst, die sich über die von Mir bezeichne-
ten Gesetze und Schranken hinwegsetzt, ist keine
Kunst mehrmru
In Berlin wurde das Kunstverständnis vom Kaiser,
der nachdrücklich auch in diesen Dingen Kompe-
tenz und Sachkenntnis für sich beanspruchte, und
von seinem Hof bestimmt. Der Direktor der Berli-
ner Kunstakademie und Präsident des "Vereins
Berliner Künstler", Anton von Werner, vertrat offi-
ziell die preußisch-hohenzollersche Kunstauffas-
sung. Gegen ihn, vor allem gegen derartige Bevor-
mundung in ästhetischen und künstlerischen Be-
langen, wehrte man sich. Nach Brüsseler Vorbild
gründeten 1892 zunächst elf Künstler die Gruppe
der nXlu. Mit Walter Leistikow und Ludwig von
Hofmann fanden sich hier bereits zwei der später
so namhaften Jugendstilmaler. Noch im gleichen
Jahr kam es anläßlich einer Munch-Ausstellung
im "Verein Bildender Künstlem zu einem Skandal,
denn eine außerordentliche Generalversammlung
beschloß die Schließung der Ausstellung. Dage-
gen protestierten die jungen Künstler und gründe-
ten 1893 in Berlin eine "Freie Künstlervereini-
gungu, aus der sich 1898 die Berliner Sezession
bildete.
Der Schriftsteller Otto Julius Bierbaum und der
Kunsthistoriker Julius Meier-Graefe gründeten
1895 in Berlin die bibliophlle Kunst- und Literatur-
zeitschrilt PAN. Die Titelseite hatte der Münchner
Maler Franz Stuck entworfen. In dieser exklusiven
Zeitschrift wurden neue literarische Arbeiten aller
Gattungen und Richtungen u.a. von R. Dehmel,
A. Holz, C. Flaischlen und J. Schlaf erstmals ver-
öffentlicht. Außerdem bot jedes Heft kunst- und li-
teraturkritische Beitrage; eingebundene Original-
graphiken machten auf die neuen künstlerischen
Formvorstellungen aufmerksam. Neben Ludwig
von Hofmann und Walter Leistikow zahlten u.a.
noch Peter Behrens, Otto Eckmann, August En-
dell, Joseph Sattler, Fidus zu den ständigen
künstlerischen Mitarbeitern des PAN. Eine ästhe-
tische und einfache Typographie hatte man ge-
wählt. Der zweispaltige Satz war ausgewogen und
wohlproportioniert; das handgeschöpfte Papier
war von exquisiter Qualität. Den Text schmückten
Vignetten; viele der ganzseitigen Kunstblätter wa-
ren separat eingebunden, da sie sich weniger als
Buchgraphik verstanden, sondern freie Arbeiten
waren 2.8, Behrens, Der Kuß. Leistikow, Flie-
gende Kraniche?
Henry van de Velde hatte seinen im PAN veröffent-
lichten Aufsatz "Allgemeine Bemerkungen zu ei-
ner Synthese der Kunst" mit Kcpfleisten und an-
QQ
Franz von Stuck, Titelblatt zu PAN, Berlin 1895,.
pie
Ludwig von Hofmann, Spiegel, Abbildung in Ja
IV, 1898, bei Seite 230
Peter Behrens, Der Kuß, Farbholzschnitt, 1898
deren Zierelementen illustriert, die ihre
prägte Beziehung zum Schriftbild betonten
Eckmann unterstrich noch wesentlich nachi
licher derartige Bemühungen um neuartige
graphische Gestaltungsformen. Er hatte de
dicht "Heimweh-r von Hans Bruckner auf
doppelseitigen Blatt umrahmt. Aber auch bl
sem interessanten Beispiel ist darauf hin
sen, daß es sich primär um ein gesondertes
blatt handelt, daß Eckmann nicht in die allg
ne Typographie des PAN eingriff. In Abwan
der lateinischen Schreibschrift hatte Eck
seine Schrift mit dem Pinsel geschrieben.
diente sich also keiner Satzbuchstaben.
Haar- und Druckstriche entstand der Eindrt
ner weichen Formgebung. Dieses Organiscl
ßende kommt dem Gedicht entgegen, harm
mit seinem Ausdruck und lnhalt. Ein Pflan
nament ziert die Randspalte an der Außen
des Blattes und schwingt auf der Unterseit
Schriftblattes nach rechts hin aus. Das Pfle
ornament findet seine Entsprechung ir
Schrift. Hierdurch bildet das Motiv der Darsti
eine Einheit mit dem Text sich biegende,
den sinkende Blätter und geknickte Blüter
gel. Um einen Eindruck von der Vielzahl
PAN veröffentlichten Beiträge zu vermittelr
len informativ einige Beispiele aus dem 4.
gang 1898 erwähnt werden
Dichtungen von Emil Alfred Herrmann, Pat
tor, Johannes Schlaf, Richard Dehmel, E. R.
Oskar A.H. Schmitz, Wilhelm Schäfer, Loth
bert Schultz, Theodor Fontane, Detlev von
cron, Ludwig Scharf, Otto Thörner, Hugo von
mannsthal, Richard Beer-Hofmann, Hans
mann, Ludwig Jacobowski, Jonas Lie, Max
Wilhelm Holzamer, John Henry Makay,
Flaischlen, Friedrich Nietzsche, Rainer Mar
ke, Maximilian Dauthendey, Ludwig Benjami
leth, Gustav Falke.
Aufsätze von Rudolf Schick, Hugo von Tsr
Heinrich Alfred Schmid, Alfred Lichtwark,
Signac, Wilhelm Bode, Friedrich Carstz
A. Brunnemann, N.V. Dorph, Woldemar von
litz, Lou Andreas-Salome, Max Lehrs, Max
mann, Wilhelm Schölermann, Karl Wolfskeh
dinand Labari, Ludwig Volkmann, Julius
Graefe.
Kunstbeilagen von Arnold Böcklin, Paul Si
Hippolyte Petitjean, Maximilien Luce, Thei
Rysselberghe, Adolf Hildebrand, Georges St
Henri Edmond Cross, Henri van de Velde,
Krüger, Hans Olde, Walter Leistikow, Wi
er Leistikow, Kraniche, farbige Originallithogra-
in Jahrgang lV, 1898, bei Seite B9
elm Volz, Aufzug und Tanz der Nymphen, Original-
graphie, in Jahrgang IV, 1898, bei Seite 100
tungen
Johann iHrsgJ, Reden des Karseis. Ansprachen. Predigten
rinksprüche Wilhelms ll München 1956i dtv 354i. S. 102.
ierZuI Hans H. Holsiailer. Jugendstil Druckkunst. Baden-
11968 Halle Verlag GmbH. S. l23il.
Grat Kessler, Gesrchter und Zeilen Erinnerungen. Berlin
S. 81
Halbe, Jahrhundertwende GeSChiChte meines Lebens
lQYÄ, Danzig 1935, S. 199.
nii Spannung erwartete erste iieii uee aul so breiter EESiS
egten kunstleiischen Unternehmens PAN ist endlich er-
ien und repräsentiert sich, den Sehr bedeutenden Oplern
rechend, als das ergenaitigste und vornehmste Erzeugnis,
eutscriland aul dem Gebiet der Kunslzeitschrifien bisher
en hatrr o. Verl., o. Titel. Rezension IrlI Neue Literarische
13 l1894l95l. S. 217.
Berliner Dorotheenslraße, Ecke Neue Wilhelmstraße. Uber
Eingang des Lokals hing an rostigen ketten ein armeni-
Weinschlauch aus Hammelhaut, den die Witterung derma-
igerichlet hatte, daß er wegen seiner kurzen Beinslümple
schwarzen Schwein ähnelte. Das nKünstlerlokalu iiZum
arzen Ferkeln ist in etwa mit den Wierier Literaten-
ahausern irGrienSteldlri und "Zentrale zu vergleichen.
Volz, Peter Behrens, Johan Ftohde, F. Hammer-
schöj, Max Liebermann, Peter Halm, Wilhelm
Trübner, Hans von Volkmanh, M. v. Fichard,
G. Kampmann, E. Degas, Ludwig von Hofmanri,
C.Th. Meyer-Basel, H. Hahn, Albert Baertsoen.
Außerdem noch zahlreiche Abbildungen im Text
von Arnold Böcklin, Ludwig von Hofmann, Max
Klinger, Walter Leistikow, Rudolf Schick, Georges
Seurat, Wilhelm Volz, E.H. Walther, E. Ft. Weiß, Pe-
ter Behrens, E. Degas, Max Liebermann, George
Minne und viele Bilderrahmen.
"Das hochkapitalistische und hypernationalisti-
sche Zeitalterrr war angebrochen, "das unmerklich
in das des merkantilen Imperialismus übergii-igtr,
hatte Harry Graf Kessler sehr zutreffend bemerkt?
nDas ist dann die richtige Zeit für literarische Ge-
sellschaften und dichterische Debattierklubs, für
Experimentiertheater und freie Bühnen. Wie von
einem warmen Regen schießen sie pilzartig in die
Höhe, dauern aber meist nur kurze Zeit, wie es
eben so Pilzenartß Diese kritische Äußerung von
Max Halbe ist charakteristisch für Gedankengän-
ge aus dem sogenannten "Ferkelkreisw. Mit Au-
gust Strindberg war 1892 auch ein Teil der Fried-
richshagener Gruppe nach Berlin gekommen. In
einer Weihklause, die sie "Zum Schwarzen Fer-
kelrii nannten, fanden sie ihr Domizil. Nahezu all-
abendlich traten sich hier u.a. R. Dehmel, Adolf
Paul, Carl Ludwig Schleich, Otto Erich Hartleben,
Paul Scheerbart, Wilhelm Bölsche, Halbe, die Brü-
der Hart, Bierbaum und Meier-Graefe. Neben
Strindberg fanden sich hier auch Munch und der
Ikxziif
Liebermann, Straße in Mailand, dreifarbiger Licht-
in Jahrgang IV, 1898, bei Seite 143
lZITtirtn, nPÄNil. GESCÜIICNQ einer ZeltSChfifl. In JOSI Her-
lHrsgl, JUQSFIÜSUI, Darmstadt 1971 Wege der For-
tg, au. cxi. s. 17a.
Meier-Graele, Entwicklungsgeschichte der modernen
t. Vergleichende Betrachtung der bildenden Kunst aIs Bei-
zu einer neuen Asthetik, Stuttgart 19m, 2. ea, s. 70a.
zSalzmann, nPÄNrr. Geschichte einer Zeitschrift, Op. CiL,
s. 184.
zServaes, PAN, i. Jg. 11895. 63744.
gttqlägk, Die Entwicklung des PAN, 0D. CiL, S. 173.
fürchtungen, die Motive der Geldgeber seien wohl
kaum "Förderung der Ziele des PÄNu, waren somit
nachdrücklich bestätigt. "Man begriff gar bald,
claß man dies und jenes nicht sagen dürfe. Und
merkwürdigerweise war dies immer gerade das,
was den Autoren am meisten am Herzen lag, was
ihre subjectivstes Pathos ausmachte. Da saß man
nun in der Zwickmühle man wollte Revolution,
und man erbat sich die Erlaubnis dazu von einem
hohen Ministerium... Gewiß glaubte man etwas
außerordentlich Diplomatisches zu tun, daß man
ein langes Capitel aus einer Selbstbiographie des
alten Fontane brachte. Damit wollte man ängstli-
che Gemüter beschwichtigen. Der alte Fontane
soll aber den Kopf geschüttelt und gesagt haben,
er gehöre doch gar nicht dazu-i"
Etwa 300 Mitglieder waren bis zum 15. März 1895
geworben. Da auch so ziemlich das nötige Geld
nachgewiesen werden konnte, erschien im April
die erste Nummer des PAN. Ein prächtiges und
glanzvolles Fest war die Folge. Aber auch wäh-
rend der folgenden Jahre stieg die Mitglieder- und
Abonnentenzahl nicht Ober 600; sie allein bürgte
für das materielle Fundament. Etwa die Halfte der
Gesamtauflage sie betrug im ersten Jahrgang
an die 1500 Exemplare, später pendelte sie sich
zwischen 1200 und 1300 Exemplaren ein ist erst
nach dem Eingehen und schließlich auch Be-
rühmtwerden des PAN verkauft worden.
Der PAN sah in wLa Revue Blancheu und nThe Stu-
diou Vorbilder; also Hebung der nationalen Kunst.
Er beschränkte sich jedoch von vornherein auf ei-
nen kleinen, sehr exklusiven Leserkreis. Lichtwark
bemerkte dazu l-Volkstümlichkeit steht nie am
Anfang sondern stets am Ende der Entwicklung,
denn alle Kultur beginnt aristokratisch. Und ihr Ni-
veau wird nicht gehoben wie das eines Teiches, in
den man viel Wasser einströmen läßt. Das Wesen
der Bildung ist Qualität, nicht Masseur"
Die Verflechtung von Kunst und Großkapital ist
symptomatisch für den PAN geworden. Ursprüng-
lich kamen die Ideen für ihn wohl von Menschen,
die nicht ausgesprochen in die Zwänge der Gesell-
schaft eingespannt waren. Das gehobene Bürger-
tum kaufte aber mit seinem Kapital diese Ideen
auf und formte sie zum großen Teil nach eigenen
Vorstellungen und zu eigenem Nutzen. Als sich
dann nach einiger Zeit die erste Redaktion abge-
wirtschaftet hatte, folgten auf Bierbaum für den
Bereich Literatur Cäsar Flaischlen und auf Meier-
Graefe für den Bereich Kunst Richard Graul. Sie
erstrebten nachdrücklich eine "Bildung-t der Le-
serschaft und Schaffung einer nationalen Kunst
unter Ausklammerung des Auslandes mit nahezu
ausschließlicher Blickrichtung auf Deutschland.
Wir müssen unser Publikum für das gesunde
Deutsche in Literatur und Kunst erziehemi"
Im PAN gab es keine ausgesprochene Bevorzu-
gung einer bestimmten literarischen Strömung
der Zeit um 1900; die Verschiedenartigkeit vieler
ausgeprägter Persönlichkeiten mit all ihren so di-
vergierenden An- und Rücksichten ließ das nicht
zu. Dennoch kam es zu Vorlieben, und so beein-
flußten ausgesprochen subjektive Kriterien gele-
gentlich die Aufnahme von Beiträgen. Aus "mora-
lisch-konventionellenu Bedenken heraus stand
beispielsweise die 2. Redaktion einer Reihe von
Schriftstellern skeptisch gegenüber. In einem
4-1
Otto Eckmann, Textumrahmung zum Gedicht nHelm-
wehu von Hans Bruckner, in Jahrgang 1895196
und all,
frei wie" Du;
ingcnrl
jauijynd.
lwmnr,
Kvnlmju imr
Du fußt Ditj
graufaznr
und wciljf ..
utrritlf, ..
Brief Bodenhausens etwa stand zu lesen "Sol-
ches Zeug wle Scheerbart, Croissant muß man mit
Feuer und Schwert vertilgen in den Dehmei-
schen Gedichten stehen ja haarsträubende Scheuß-
Iichkeiten, Geschmacklosigkeiten, TaktIosigkei-
ten. Überhaupt der Takt in der modernen Literatur!
Und dann wieder dieses infame Streiten an die
Gotteslästerung; das empört mich geradezu, ob-
wohl ich doch gewiß nicht fromm und Frömmling
und gläubig bin. Und dann berufen sich diese
Zwerge immer auf den Riesen Nietzsche; Nietz-
sche mlt seinem heiligen Ernst, der jedes von ihm
gesprochene Wort adelte und dieser Meister des
feinen Taktes, des vornehmen GeschmacksJ-ß
Obwohl man beim PAN vor Parteilichkeit warnte
etwa Lichtwark, steht außer Zweifel, daß sich die
Redaktion nachdrücklich um Beiträge schon be-
kannter Künstler bemühte. Unfähigkeit und Hilflo-
sigkeit kamen noch hinzu wich gebe mir redlich
Mühe zu begreifen und Standpunkt zu finden, aber
es wird mir sehr schweru, klagte Lichtwark in ei-
nem Brief an Bierbaum." wich muß vorsichtig
sein, weil ich vielleicht nie verstehen werde...u"
Und schließlich gestand er ein, daB er sich
n... über die jüngste Literatur des Urteils enthal-
ten müssen."
Bei den literarischen Beiträgen überwogen im
PAN Lyrik und lyrische Prosa. Den 270 lyrischen
Veröffentlichungen stehen nur ca. 60 in Prosaform
gegenüber. Neben etwa zehn dramatischen Skiz-
zen finden sich drei Flomanfraomente. Ursorünu-
und wardirllkll Dir grau rrjgrinm Irß
undwardirfejnfuqlif riärjdrrjcimafj in Dir mrrtlr,
-.7I2ln brlfüu i-ri
712m ijiverfunkrn allrrwarDilj
ringrfrialmßrifrqßrrlrlimn
um Du; dir Iillm walfrr dnveryrffmjul,
lind uur Dlf baut dir anurr 712d! rj auf
0a Maul? D11 Drinrßrjmalp wirdn;
Urins Fßnfurjl
und frtir Jümfrjrn
llrünllr,
zlir fcßn Dicß nafn
um! cilm Dir rnlgrym
Urin rrllrn Film Trlimrn Fr jcrbri;
in Danmja ubrrgarrcn, wir um rlm Drm
wrrwarfrn unfrzrlfbnrginWw
Und wir Du Iälfpclli,
um D21 vurlndrlr-frjrerlrp,
cnlgrgm Drmcm Slüdc und Drinrrlllrlfw
Da ljdfl Dirjjurürk
"77016 rl7'r nujfjril
Ifnd langlam cßwlndri Drinrr üßrljirlßl Bill!
undffnlll...
--s...-......,........
Lliid wirderjmrrjug dcr Iirfrn Im wr
dnr onjr fricjrln,
dar dm lndrrrl Drmrn Efjnzrg
wann IJJIHI Du Min Kind
wnnn wlrddlejelmufp Dir drrßußrfcßrnkrlz-l
lich hatte man vor, sogenannte Themenhefte zu
gestalten einem hervorragenden Meister der Lite-
ratur oder der bildenden Kunst wollte man ein
Heft widmen. Dies ist aber nur im nBöckiin-Heftrl
gelungen. Themenhefte über Dichterkreise oder
Schriftsteller kamen nicht zustande. Innerhalb der
Aufsätze sind allerdings Stefan George und Theo-
dor Fcntane behandelt worden. Siebzehn auslän-
dische Beiträge erschienen in Übersetzung, fünf
in Originalsprache. Bel nahezu allen Schriftstel-
lern der letzten Jahre vor der Jahrhundertwende
stand der PAN In bemerkenswert hohem Ansehen,
obwohl die Beitrage der darstellenden Kunst im-
mer mehr überwogen. So ist es kein Wunder, daß
der PAN für die Entwicklung der deutschen Buch-
kunst und des graphischen Jugendstils richtung-
weisend wurde. "Der PAN war erster Ausdruck des
Jugendstils, eines Stils, der die ekiektische, histo-
ristische Nachahmung und die Stilmaskeraden
des 19. Jahrhunderts abschloß und Neuland be-
trau"
In seinem wVerbissenen Credou hatte Arno Holz
dem PAN folgenden Nachruf geschrieben
Pan,
eine zwar dazumal, ehemals und weiland
hinlänglich teuere und prächtigst stolze,
seitdem aber gründliche! verkrachte deutsche
Zeitschrift,
an der ich selbst einmal
mitgearbeitet
habe."
utto leckmann, lexrumranmung zum uedlcnl ltHßlm-
weh-r von Hans Bruckner, in Jahrgang 1895196
Anmerkungen 15 20
aller an Lichtwark vom 1c. Jull 1895.
aller an Eierbaum vorn 29, April 1395.
Brief an Eierbaum vom 29. Juni 1895.
Briel an Meier-Graele vorn 19. Juli 1595.
KH. Salzmann, xPAN-r. Geschichte einer Zeitschrift. Op. CiL.
203.
Arno Holz, Verbissenes Credo. Zit. nach Salzmann, op. clt.,
9m
Alois Vogel
Römisches Kunstleben.
EIÄ-a-m-ww
....
..
tttttinitth? Es
ÄWNN
NR
Enrico Bai, wl lunerali dellänarchico Pinelliu, 1972.
Mlschtechnik, 3,4x 1,2 m. Palazzo delle Espcslzlonl
"Rivlsilazione storicisticaw
Rlccardo Tommasi Ferroni, wVeneree Marten, 1979. Ol,
100 x140 Cm. Galleria d'arte nll gabbianou
schließend dominieren kinetische Objekte. Zu
nennen sind Alberto Biasi, Toni Costa und Enzo
Mari.
Bei den Objekten, die Mitte der sechziger Jahre
entstanden sind, wurden deutlich die Einflüsse
der Pop-art ersichtlich. S0 sind mit reportagearti-
gen Elementen Mimmo Rotella und Gianni Bertini
zu nennen. Hier wird wenig vorn amerikanischen
Vorbild abgewichen, was vielleicht auf das Stu-
dium Flotellas in Kansas City zurückzuführen ist.
Die Figurationen des nächsten Teilabschnittes
sind etwas zufällig gewesen. Arrangements von
verschiedenen Gegenständen folgten. Beispiel-
haft sind Gianni Pisani und Lucio del Pezzo. Die
frühen siebziger Jahre waren wieder mit Struktu-
ren vertreten, eine langsame Hinwendung zur
Minimal-art und Land-art folgte, Mauro Staccioli
ist nur ein Beispiel. Etwas zu einfache Ambiente
folgten, auch die Stapeiungen eines Ugo Nespolo
oder die Reihungen eines Maurizio Nanucci sind
nicht sehr überzeugend. Da zeigt die nächste Pha-
se mit dem Titel "Rivisitazione storicisticau mit
Verfremdungen vieler bekannter Werke weit mehr
Ideenreichtum. Arbeiten mit starkem ideologi-
schen Hintergrund folgten. Besonders Enrico Baj
gehört hier genannt; Fotos und Fotomontagen
kommen zum Zug. Mit Konkreter Poesie, Indivi-
dueller Mythologie, Aktionismus, Spurensiche-
rung und schließlich mit Video Gianfranco Ba-
ruchello wäre zu nennen schließt die Übersicht.
Sicher gab es in den genannten zwanzig Jahren
noch manch andere Kunstäußerungen in Italien,
und sicher gab es auch manch andere wichtige
Künstler, die diese Schau nicht berücksichtigte,
aber sicher brachte die Ausstellung sehr gute Bei-
spiele italienischer bildender Kunst jener Richtun-
gen, die zwanzig Jahre im internationalen Kunst-
geschehen dominierende Strömungen waren.
Die Galleria Editalia in der Via del Corso brachte
spannungsreiche Bilder des 1956 in Rom verstor-
Piero Dorazio, i-Fa giorno, Vassilyu, 1971, Öl, 270x
190 cm links,- Achille Perilli, i-Gesetz des Laby-
rinths-i, 1975, Ol, 200x280 cm Mitte Arnaldo Po-
modoro, iiFiotante primo sezionale terzoix, 196671968.
Stahlplastik in Kugelform. Durchmesser 1,6 rechts.
Palazzo delle Esposizioni
Sergio Ceccotti, i-Diabolik ii! 1216m, 1968. ÖlILein-
wand, 78x 47 crn
benen Enrico Prampolini. Die Werke dieses futuri-
stischen Malers und Szenographen, der zu den
frühen Avantgardisten der Zwischenkriegszeit
zahlt, gehören heute schon zum historischen Be-
stand der modernen Malerei. Viele von ihnen ha-
ben noch immer, im Abstand der Jahre, die glei-
che faszinierende Spannung wie zur Zeit ihrer Ent-
stehung. Weiters muß Mario Ceroli genannt wer-
den, den diese Galerie brachte. Der Bildhauer ver-
fertigt seine Objekte meist aus Kistenbrettern.
Halte er früher vergrößerte Objekte unserer Um-
welt gebaut, so zeigte er hier menschliche Figu-
ren, die aber immer wieder von fledermausartigen
Verwandlungen bedroht sind und oft auch in Ge-
häusen, die an Käfige erinnern, festgehalten wer-
den.
Die in der Via del Fiume gelegene Galerie Fiumar-
te brachte Anfang des Jahres die monochromen
Bilder von Edoardo Palumbo. In verschiedenen
Strukturen trägt der Maler die Farbe auf, wodurch
der Bildfläche eine sehr verhaltene, aber doch-
spürbare Spannung gegeben wird. Am ehesten ist
der Künstler mit dem Österreicher Bischoffshau-
sen zu vergleichen. Ganz anders ist das, was die
Galleria d'Arte il Gabbiano in der Via della Frezza
bot. Tommasi Ferroni zeigte 11 großformatige Bil-
der, die man einem phantastischen Realismus zu-
schreiben könnte. Seine meist in tonigen Farben
gehaltenen Szenen haben parodistische Untertö-
ne mit auffallend zeitbezogenen Attributen. Ähnli-
ches will, natürlich auf andere Art, scheinbar auch
Sergio Ceccotti anstreben, der in der Via Alibert in
der Galleria il Narciso ausstellt. Hier allerdings
mit einer neorealistischen Gestaltung und mit Be-
vorzugung von Ausschnitten. Die diabolischen
Bildinhalte wirken freilich eher erheiternd als er-
schreckend. Die ausgewaschenen Farben geben
den Bildern eine Ansichtskartenkoloristik.
Beachtenswert war die Zusammensteiiung der
Galeria La Medusa in der Via del Babuino. Unter
45
Mavio Ceroll. nNon te ne scapperaiu, 1979. Galleria ed-
italia
Edoardo Palumbo, nGWIQVQSUZSK. Gallerla fiumarta
Emico Prampollni, x-Flltmi nello spaziou, 1955, 80x
100 cm. Gallerle edltalia lprampolini verso Ia slmesiu
Floberto Barni, nHupertlusu, 1977178. Öl, 140x185 cm
links Ableo, wll velo di Naroisou, 1978. Öl, 70x
100 cm Mitte Andrea Volo, nUstelleru Sevle wCOUf-
BGH, 1977. Tsmpera, 140 x180 cm in Oval rechts. Pa-
Iazzo delle Esposizioni
10 Galleria la medusa woggettivitä metafisica in italia lra
le due guerrecw. Abblldungsnummern 10- 19
Ubaldo Oppi, xFigura La Signora Ducreyju, 1926
dem Titel Oggettivita Metalisica in Italia tra Ie due
Guerre waren Arbeiten von 24 Malern der Zwi-
schenkriegszeit zu sehen. Qualitativ stark unter-
schiedlich und auch verschiedenen Stilrichtungen
angehörend, dokumentieren die Bilder doch jene
Zeitspanne. Vom späten Jugendstil des Gerardo
Dottori, der uns heute mit seinem falschen Pathos
nur mehr ein Lächeln abnötigt, über die Neue
Sachlichkeit, einen Monumentalismus bis zum
Realismus eines Cagnaccio di San Pietro waren
die verschiedensten Gestaltungsweisen vertreten.
Die metaphysische Komponente wurde einem be-
sonders bei Massimo Camplgli, Carlo Carra, Feli-
ce Casorati und Maric Braglio bewuBt, von Gior-
gio de Chirico waren für seine Arbeitsweise unty-
pische Werke vertreten. Ubaldo Oppis und Achille
Funis spiegelten die Richtung der italienischen
Malerei des Faschismus wider.
Sehr erfreulich ist es nun, daß bei einem so rei-
chen und unterschiedlichen Angebot der Galerien
die österreichischen Künstler meist mit einer Aus-
wahl vertreten waren und sind, die sich durchaus
mit anderer internationaler Beteiligung messen
kann, was sicher wieder auf die sachkundige Aus-
wahl von Walter Zettl zurückzuführen ist, denn
diese in den römischen Galerien laufenden Aus-
stellungen österreichischer Künstler werden in
enger Zusammenarbeit mit dem Österreichischen
Kulturinstitut in Rom organisiert.
An Einzelausstellungen hat etwa die Galerie Far-
nese Robert ZeppeI-Sperl. die Galerie Trilalco den
Zeichner Sigi Schenk und den Maler Georg Eisler,
die Galerie La Medusa Ernst Fuchs, das Studio
Arte ccntemporanea symbolische Fotografien
von Andreas A. Raab gezeigt. im Palazzo Barberini
wurde die große Wanderausstellung Friedens-
reich Huhdertwasser beherbergt.
Schon 1969 wurde vom Kulturinstitut die erste
Ausstellung von Künstlern eines österreichischen
Bundeslandes vermittelt. Niederösterreichische
Maler und Bildhauer der i-Gruppe 641- präsentier-
10
ten leider in diesem Fall etwas unvollständig
und einseitig das Kunstschatfen einer Region.
1977 folgte eine von 10 Künstlern aus Oberöster-
reich beschickte Exposition. Vertreten waren
Ernst Baliuf, Erich Buchegger, Fritz Fröhlich,
Hans Hoffmann-Ybbs, Hans W. Jascha, Peter Ku-
bcvski, Hans Plank, Fritz Störk, Waltrud und Ar-
thur Vieböck sowie Helmut Zobel. Die Zusammen-
stellung lag in Händen von Prof. Lydia Rauch und
dem Verein zur Förderung zeitgenössischer Kunst
CDB, Linz. Ein von E. Buchegger gestalteter Ka-
talog mit einem Vorwort von Dr. Otto Wutzl beglei-
tete die Schau.
1979 kamen 10 Burgenlander, der Kulturverein
Neumarkt an der Raab war ln Österreich in diesem
Fall aktiv. Die Künstler waren Martha Jungwirth,
Elfriede Ettl, Rudolf Kedl, Feri Zotter, Franz Vass,
Hermann Serient, Peter Pongratz, Johannes Wan-
ke, Eduard Sauerzopf und Rudolf Klaudus. Alfred
Schmeller schrieb ein launiges Geleit im gut bebil-
derten Katalog.
1980 folgten 10 Künstler aus Kärnten. Diesmal wa-
ren Hans Bischofthausen, Giselbert Hoke, Corne-
lius Kolig, Maria Lassnig, Valentin Oman, Arnult
Rainer, Sepp Schmölzer, Hans Staudacher, Wolf-
gang Waikensteiner und Reiner S. Wukounig die
österreichischen Vertreter. Auch hier gab es einen
bebilderten Katalog mit einer Einführung und Vor-
stellung der Künstler durch Karl Newole. Als näch-
ste BundesIänder-Ausstellung sind für 1981 Salz-
burger und für 1982 Tiroler Künstler in Vorberei-
tung. Es ist zu hoffen. daB die Qualität weiterhin in
dieser Art wächst. Die Galerie La Pigna gibt je-
weils wichtigen und guten Rahmen zu dlesen
überblicken.
47
AD
Eine weitere, aus Fiaumgründen leider beschrank-
te Möglichkeit ist die Ausstellung von Werken
österreichischer Künstler direkt im Kulturinstitut
in der Viale Bruno Buozzl. Zu nennen sind die klei-
nen Einblicke in das bildnerische Schaffen von
Fritz von Herzmanovsky-Orlando und des in Rom
lebenden österreichischen Malers Josef Franz
Strachota. Den räumlichen Gegebenheiten ent-
sprechend wurden hauptsächlich Graphiken und
Aquarelle gezeigt.
Eine sehr beachtliche Schau war jene, die Wotru-
ba als Gestalter sakraler Schöpfungen präsentier-
te. in einem Saal des Centro Disperimentazione
Artistica waren Bronzen des Wiener Meisters auf-
gestellt. Der sakrale Bezug war freilich nur in we-
nigen Arbeiten gegeben, es sei denn, man be-
zeichnet jene humane Dokumentation aller Figu-
ren Wotrubas schon als sakrale Manifestation.
Sehr zu Recht war der großartige Bau der Kirche
am Georgenberg in Wien-Maur mit verschiedenen
Beispielen dokumentiert.
Eine der schönsten und erfolgreichsten Ausstei-
lungen war aber der Auseinandersetzung mit der
österreichischen Architektur gewidmet. Unter
dem Titel Architettura Austriaca 1860-1930 im
Istituto Nazionale di Architetlura waren von Theo-
phil Hansen bis zu den Wagnerschülern fast alle
wichtigen Architekten Jener Zeit mit Beispielen
vertreten. Das Schwergewicht lag dabei auf Otto
Wagner und seiner Schule. Von 102 ausgestellten
Objekten waren nur etwa 15 dem Historismus zu-
zuordnen, alle anderen der Secession und im wei-
teren den immer strengeren Formen Wagners bis
hin zu Adolf Loos, Josef Hoffmann, Josef Frank
und Oswald Haertl.
in diesem Zusammenhang erschien auch ein 272
Seiten starkes Buch von Marco Pozzetto mit dem
Titel La Scuola di Wagner 1894- 1912. Ein starker
Bildteil brachte mit 285 Abbildungen unter ande-
ren auch bis ietzt noch selten veröffentlichte Pro-
jekte. Zeitgenössische Stellungnahmen sowie ein
umfassendes Verzeichnis von Wagners Schülern
und Freunden, 190 Namen, mit dazugehörigen Da-
ten und Kurzinformationen ergänzen den Text.
Auch Literaturhinweise sind hier zu finden, so daß
man auf Grund des Studiums dieses Werkes auch
die Arbeit der einzelnen Architekten weiterverfol-
gen kann.
Wie diese Ausstellung Anregung und Anstoß zur
Beschäftigung mit der österreichischen Kunst ge-
geben hat, so wird auch durch einen nach der 1974
in Rom verstorbenen österreichischen Malerin Si-
naide Ghi geb. Brence benannten Aquarellwett-
bewerb immer wieder auch eine österreichische
Beteiligung angeregt. S. Ghi studierte an der Aka-
demie der bildenden Künste in Wien. Die von ih-
rem Gatten ins Leben gerufene Stiftung verlieh
1981 den 2. Preis in der Höhe von 600.000 Lire dem
Österreicher Herbert Kerschbaumer. Der 4. Preis
ging an die Österreicherin Christine Gmeiner. Wei-
tere Österreicher wurden mit Anerkennungsde-
kreten ausgezeichnet. Die Arbeiten aller wurden
im Palazzo Pignafelli in Fiorn ausgestellt. Auch
hier wurden die österreichischen Teilnehmer vom
Österreichischen Kulturinstitut betreut.
Aus all den genannten Aktivitäten ist ersichtlich,
wie sehr und mit welcher Qualität die zeitgenössi-
sche österreichische bildende Kunst im Kulturle-
ben der italienischen Hauptstadt verflochten ist
und wie sehr sie von den dafur in Frage kommen-
den Stellen oder Personen immer beachtet und in-
teressiert aufgenommen wird. Wir können nur hof-
fen, daB die Zusammenarbeit der italienischen
und österreichischen Stellen weiterhin so gut an-
hält und sowohl die Präsentation, die Qualität als
auch die Streuung nach Schulen bzw. Richtungen
den Römern nach wie vor einen umfassenden Ein-
blick in das österreichische Kunstschaffen geben.
DQHTVWP-LS
WNER NEUE
KAM
Giorgio de Chirico, "Natura morta del dolce sicihano-r, 15 Bruno Croattu, "Hitralto lfartistaß, 1928 19 Achille Funi, wApullou, 1930
1919 16 Ubaldo Oppi, wFigura paesaggiou, 1926. La mogiie 20 lsmuto Nazionale di Archiiettura und lstituto Austriaß
Cagnaccio di San Pietro, r-Le due sorelle La dell'arlis1a co di Cultura Roma nArchitettura Auslriacau, Studie
lettera", 1925 17 Ubaldo Oppi, "Paesaggio montanou, 1926 für den Umbau der Kirche des Klosters der P. P. Kapu-
Mario Boglio, "Natura morta-r, 1937138 18 Massimo Campigli, nNudo sedutou, 1928 ziner und der Kaisergruft von Otto Wagner MDCCCIIO
Gerardo Dottori, vLa poesiaß, 1921
21
Centro di Sperimentazione Ariistica nWotruba Ia di-
mensione sacrau. Entwurf des Künstlers zur Kirche
4.. Kurrnnl in lÄlinnÄlnllur
Christian Witt-Dörring
Mit der Erfindung der Argandschen Lampe' durch
Argand und L'Ange setzte 1785 auf dem Gebiet des
Beleuchtungswesens eine rasante Entwicklung ein,
die immer raffiniertere und wirksamere Lichtquellen
hervorbringen sollte. Diese Entwicklung zielte nicht
nur darauf ab, eine Verbesserung der Beleuchtung
zu erreichen, sondern wirkte sich auch in bezug auf
die Schaffung moderner Formen, billigerer War-
tungsmethoden und niedrigerer Anschaffungsko-
sten aus. Aus einer 1823 erfolgten Zusammenstel-
lung der vom Klempnergewerbe erzeugten Lam-
penmodelle ist die Fülle des Angebots zu erahnen
-iVasen-, Fleif-, Säulen- oder Tischlampen, ordinäre
Hänglampen, Schreib-, Billard-, Trumeaux- oder
Spiegel-, Lusterlampen, ferner Argandische, Bor-
diersche, Weingeist-, Sinumbralampen u.s.w.
Im Wien des Vormärz waren es Klempner Spengler,
Vergolder, Glasfabrikanten, Bronzearbeiter, Bild-
hauer, Tischler und Möbelfabrikanten. die Beleuch-
tungskörper in ihrem Verkaufsprogramm führten.
Einer der wichtigsten Erzeuger von Raumbeleuch-
tungen, die Größe des Angebots sowie modische
Ausformung betreffend, war die "Danhausersche
k. k. privilegierte Möbelfabrikß. Aus ihrem Bestand
besitzt das Österreichische Museum für ange-
wandte Kunst eine große Anzahl von Entwurfs-
Zeichnungen, die gleichsam als Sortimentkatalog
angesehen werden können. Es sind dies gegen 2500
Zeichnungen von Einrichtungsgegenständen und
Vorhangdraperien, die, nach Typen sortiert, inner-
halb einer Typengruppe durchnumeriert sind. Die-
ses Nummernsystem ermöglichte es, ähnlich einem
modernen Versandwesen, Bestellungen aus dem
Ausland ohne Komplikationen abzuwickeln. Der Be-
reich der Beleuchtungskörper war in zwölf Gruppen
eingeteilt Glas-Lampen 15 Modelle, Luster 179
Modelle, Girandolen 32 Modelle, Candelaber 39
Modelle, Alabaster-Lampen Modelle, Cana-
pee-Leuchter Modelle, Billard-Lampenstelle
Modell, Wandleuchter 40 Modelle, Kirchenleuch-
ter Modelle, Tafelleuchter 13 Modelle, Spiel-
leuchter 10 Modelle und Lichtschirme 19 Model-
le.
Die kürzlich von Lorenz Seelig im Coburger Staats-
archiv aufgefundenen Rechnungen sowie Korre-
spondenz zur Neueinrichtung des Bürglaß-Schlöß-
chens in Coburg sind für das Wissen um die Dan-
hausefsche Möbelfabrik von großem Interesse? Sie
ermöglichen zum ersten Mal, den Ablauf einer Ge-
schäftsanbahnung zu verfolgen, und vermitteln
neue Hinweise für die Datierung und Preisgestal-
tung der Danhauserschen Produkte. Dem künftigen
Käufer in diesem Falle Herzog Ernst l., von Sach-
sen-Coburg-Saalfeld wurden auf Vermittlung sei-
nes Wiener Agenten Vinzenz Ritter v. Blumenberg
Musterzeichnungen dergewünschten Gegenstände
zugeschickt. Daraus konnte er auswählen und mit-
tels der entsprechenden Obiektnummern bestellen.
Die erhaltenen Musterzeichnungen zu den Lustern
Nr. 85, 78 und 48 können mit einer Rechnung vom
18. Juli 1815 in Verbindung gebracht werden
Abb. in der diese Objekte verrechnet wurden
und somit vor diesem Zeitpunkt entstanden sein
müssen. Damit können aber auch die Lustermodelle
Nr. 1-78 in die Zeit von 1807-1815 datiert werden.
Diese enge zeitliche Begrenzung ist möglich, da
man über die Anfänge der Danhausefschen Möbel-
fabrik genauere Angaben besitzt." Josef Danhauser
hatte an der Wiener Akademie eine Ausbildung als
Bildhauer erhalten und ab 1807 mit der Erzeugung
von nvergoldeten, versilberten und bronzierten
Bildhauenuaren- begonnen, die, der damals herr-
schenden Geschmacksrichtung entsprechend, für
die Innendekoration benötigt wurden. Im darauffoi-
genden Jahr erhielt er das "k. k. Landesfabriks-Pri-
vilegiumt- für seine Produktion, die nicht nur aus
Dekorelementen zur Möbelverzierung bestand.
Mvvt-.- .....tt. ....t......t,. -t.....t..at... natura" ......
Enlwurfszeichnung zu -Luster 104-.
Feder. laviert J. Danhauser. um tatorzo.
OMAK, lnv. Kl awt, txtvmnz
7flammiger Luster -Amor auf Schwanen-
gefahrt-q Holz. Hoizpaste, goldfarben ge-
IaBt; rtachtragl. eleklriftziert. .1. Danhauser.
um tswrzo. Martin Suppen, Kunsthandel,
Wien
ubartrtausefs k. k. priv Möbel Fabrik-t; D6-
lall des nVasquez-Planes" kolorierte Li-
thographie, Wien, 1835 ÖMAK, lnv Nr.. Ki,
114495
Firmen-Etikett der k. priv Landes Fabrik
des Jcs Danhauser. Auf der Stsrtdllache
der Girandnie Abb
Rechnung der k. k. priv. Landes Fabrik des
Joseph Danhauser an Herzog Ernst l. v.
Sachsen-Coburg-Saalleld vom 1B. 7. 1815
Beleuchtungskörper aus der k. k. priv. Landes Fabrik des Josef Danhauser in
2.614. ....x W414. ß-"m
m. v1,
".1 ,u,.
.1
un-
m..............,...
Osterr. Museum lür angewandte Kunst
9,10
11
irandola Nr. Holzpaste; schwarz und
dfarben gsfaßt. .1. Danhauser, um
11114. Sammlung Hahnreich-Ludwig
twurlszeichnung zu wLuster Nr.ssrr1
1er. lavlert. .1. Darlhauser. um 11110115.
lAK, lnv. Nr.1 Kl. 12911, LXIVHGBS
lmmiger Luster; Holz, Holzpaste; gold-
ben gereist; nachträglich elektriftzlert. .1.
nhauser, um 1910115. Wien. Privatbe-
twurfszeichnung zu r-Luster Nr. 30a; Fe-
laviart. J. Denhauser, um l810l15.
lAK, lnv. Nr.1 Kl8971, LXIVHGSG
efan Decker, Spiagelsaal in Schloß
wbnbrunn. Gouache. Wien 1a2a. Tne
lropolitan Museum of Art. New York
.542
twurlszeichnung zu "Glaslampe Nr, 74-;
1er, laviert. J. Danhauser. um 1a2u.
IAK, Inv. Nr. Kl. 5911, LXVI, 11s4
ammiger Argant-Lusler Blech, granit-
oen Bronze, vergoldet. Zylinder- u. Ku-
aufsälze modern. .1. Darlhauser, um
10 Bundesmobilienverwaltung, Wien,
129512
twurfszeichnung zu r-Lustar Nr.163-;
1er, laviert. .1. Danhauser, um 11115120
IAK, lnv, Nr. K1 11971, LXlVl175B.
tmmiger Luster; Holz, Holzpaste; gold-
aerr gereizt; nachtraglich elektrlflziert J.
1hauser7. um 1315x211. Wien. Privatba-
rkungen 176
rnal des Luxus und der Moden. 3. Bd.. Weimar 17GB. S. 235 H.
s. Stefan E. v.; Darstellung das Fabriks- und Gewerbswesens im
irreichischen Kaisarstaate. 2. 2. TI.. Wien 1823. S. 7041.
lig. Lorenz; Wiener Biederm in Coburg. In alte und m0-
19 Kunst; Nr. 178. Wien 1981. S. N.
disch-Greetz, Franz; Furniture. In Ausstellungskatalog
enna In the age Df Schuhen-r, London 1979, S. 371.
S. 147
atsarchiv Coburg Akt LA Al 28b IG EV. Nr
aus den sogenannten Pasten, wovon es eine große
Anzahl in den verschiedensten Zusammensetzun-
gen gab. Drei dieser Pasten wurden besonders häu-
fig verwendet Kreidepaste. Aschenpaste und Holz-
paste. Danhauser verarbeitete. soweit dies bekannt
ist. vor allem die Holzpaste; w. denn nicht nur hat
Josef Danhauser in Wien schon seit längerer Zeit die
schönsten Einrichtungsstücke, Luster, Candela-
bers, Bilder etc. aus dergleichen Holzpasten verfer-
tiget. .15 Die Holzpaste, ewelche einen Gegen-
stand der Holzgießerey ausmacht. besteht aus fein
gesiebten Sägespänen, welche mit Leimwasser zu
einem Teige geknetet. und in die mit Ohl bestriche-
nen hölzernen, gypsernen oder Schwefelformen
eingedrückt werden. worin die Masse erhärten
muß-cs
Es waren also nicht Möbel, die am Beginn der Dan-
hausefschen Möbelfabrik standen. sondern plasti-
sche Accessoires zur Innenraumgestaltung und
kleinteilige Möbelverzierungen, die ein jeder Tisch-
ler zum modischen Aufputz seiner Erzeugnisse be-
nötigte. Erst mit der Verleihung der Landesfabriks-
befugnis "auf die Verfertigung aller Gattungen Mö-
belt- im Jahre 1814 konnte das Unternehmen expan-
dieren und zum ersten bekannten Inneneinrich-
tungshaus Österreichs werden.
Bei der Suche nach erhaltenen Beleuchtungskör-
pern der Danhausefschen Fabrik war es möglich.
unter Zuhilfenahme von Entwurfszeichnungen ei-
nige Objekte in diese Produktion einzuordnen. Da-
bei konnte festgestellt werden. daß Entwürfe, denen
man jede Ausführbarkeit absprechen würde. sehr
wohl realisiert wurden. Zu dieser Gruppe gehören
vor allem ein 7flammiger Luster wAmor auf Schwa-
nengefährtu Modell Nr. 104 Abb. und ein
Sflammiger r-Schlangenlusterw Modell Nr. 65
Abb. 7. B. Beide sind zum Teil aus Holz und Holz-
paste gefertigt; wobei die Lusterarme aus mit Holz-
paste umgebenen Drähten bestehen. Ähnlich ver-
hält es sich bei dem Lustermodell Nr. 30 Abb. 9.
von dessen Ausführung für den Coburger sowie
Wiener Hof man weiß. In einer Rechnung vorn
22. Juli 1816 werden Stück dieses Modells nach
Coburg verrechnet? Desgleichen findet man diesen
Luster auf einer zeitgenössischen Gouache. den
Spiegelsaal von Schloß Schönbrunn darstellend
Abb. 10. Das bisher einzige mir bekannte Stück
Danhauserscher Produktion mit Firmenetikett der
Zeit vor 1814 ist eineGirandole Abb. 4. Sie ist wie
die vorher besprochenen Modelle aus Holzpaste
gegossen. teilweise schwarz patiniart und mit Gold-
bronze gefaßt. Das Firmenetikett gibt Modellnum-
mer sowie Preis an. Ein Umstand. der uns hilft. die
Danhausersche Musterzeichnung-Sammlung des
Österreichischen Museums zu vervollständigen, da
Modell Nr.4 aus diesem Zusammenhang fehlt. Die
gleiche Produktionstechnik zeigt ein Korbluster mit
Blätterkranz und Parisfigur Abb. 14. Er kann nicht
direkt mit der Danhauserschen Fabrik in Verbin-
dung gebracht werden. zeigt aber Motive, wie sie bei
Danhauser-Modellen verwendet wurden. So ist die
korbförmige Grundform beim Lustermodell Nr. 163
Abb. 13 wiederzufinden. Auch die in der Luster-
mitte angebrachte Figur auf zylindrischem Posta-
ment kehrt bei einigen Modellen wieder. Da nicht
alle Musterzeichnungen der Lusterproduktion er-
halten sind. muß der eindeutige Beweis nach der
Herkunft offenbleiben. Die eGlaslampe Nr. 7a
Abb. 11. 12 ist als einziger der hier behandelten
Luster r-argantisch" zu beleuchten; das heißt. mit-
tels Öl, welches auseinem höherals derBrennerge-
Iegenen Behälter über einen runden. hohlen Docht
verbrannt wird. Das Material des Lusters ist der ar-
gantischen Beleuchtungsart entsprechend Metall.
Typisch ist dabei die Oberflächenbehandlung des
im Mittelschaft gelegenen Ölbehälters. der granitar-
tig gesprenkelt ist. Die Tatsache, daß es sich bei die-
sem Lusterum kein Holz- bzw. Holzpastenerzeugnis
handelt. sowie die große Ähnlichkeit mit der Ent-
wurfszeichnung r-Glaslampe Nr. 7a trotz einiger
Abweichungen weisen in die Zeit nach 1814. Einer
Zeit. in der bereits die Erweiterung des Unterneh-
mens zum lnneneinrichtungshaus erfolgt war und
somit auch Metallarbeiter zur Verfügung standen.
Kunstkauf ist
ein Akt der
Lebensfreude.
CIICIIQJ t-und
O00
Antiqmtatenrnesse
15.-22.l1.1981 Hofburg VVlen täglich 10-19 Uhr
Zum Geleit
Nach der gelungenen Premiere des Vorjah-
res ist die Messe in der Neuen Hofburg in
diesem Jahr ohne große Organisationspro-
bleme. Spannung wird es natürlich darüber
geben, wieweit es dem Kunsthandel dieses
Mal wieder gelingt, niveauvolle Objekte an-
zubieten, ebenso darüber, wieweit Privat-
sammler und Museen als Käufer das Ange-
bot honorieren werden. Spannung bleibt;
auf daß sie sich glücklich löse, unsere be-
sten Wünsche, Auguri!
Hinweis Zum Messeproblem verweisen
wir auf den grundsätzlichen Artikel von
Herbert Giese auf Seite 59.
Ion den Hängen des Kunstkenners
as Trüffelschwein
Is gibt Kenner der Künste. die mit Erfolg ohne Buch ihre Tätigkeit
usüben. Einige von ihnen können angeblich nicht einmal lesen.
lie erreichen vieles durch ihr besonders trainiertes überdimensionales
liechorgan.
'on solchen Leuten sagt man zu gerne, sie haben eine vgute Nases.
während man Individuen, die solches nur vortäuschen, "Pappnasem nennt.
die berühmten, in Frankreich gezüchteten Trüffelschweine denkend
diese holen bekanntlich aus dem Waldboden mit dem Flüsse! suchend
lie köstlichen Trüffel gibt man nun international
len allerbesten unter den "Nasentt den ehrenden Titel
Trüffelschwein.
iie picken auf allen Märkten und Messen die Trüffel heraus.
iie sind Meister des Mezieh, des ersehnten Gelegenheitskaufs, sie
ind erprobt in allen den Listen erfolgreicher Verhandlung,
iroße Könner der gespaltenen Zunge. des miesmachenden Lobes usf.
lur reicht selbst die Nase des Trüffelschweines nur an die Grenze
les Kunstgewerbes. In der Kunst, bei Gemälden oder Skulpturen,
ind sie oft fähig, den Rang zu erkennen, Qualität zu erfassen.
loch der Kampf um die Bestimmung bleibt jenen überlassen, die zur Nase
uch über Gehirn verfügen. Sowohl als auch.
licht aber jenen, die nur das Hirn, aber keine Nase und Augen besitzen.
lieser Spezies ist das Trüffelschwein weit überlegen, denn
trst Nase und Auge. lautet die Regel, dann folge das Hirn.
renn die ersten fehlen, bleibt nur mehr die Frustration.
lrum pflegt Eure Nasen, dann fühlt mit dem Gaumen. dann tastet die Hand. nun
lffnet die Augen in strahlendem Glanze,
ind wenn alle Sinne es euch gebieten,
erst dann betätigt notfalls das Hirn.
.aßt ihr letzteres sein.
lann verdient ihr noch immer den ehrenden Namen
las Trüffelschwein.
lUS dem Manuskript des Buches ß-Der Mandarin, Wege zum Kennertum alter Kunst-t.
Schönheit und Wandel
Metamorphose, Sunset Boulevard 367
1968 in Los Angeles. Wir sind geladen zu Mrs. D., der großen Dame in den Tru-
stees des Museums, der Universität und der Gesellschaft der Stadt. Ihr Haus ist
berühmt.
Der Sunset Boulevard, Beverly Hills. Straße der Häuser der Hollywoodstars.
Geschichte Kaliforniens, im Licht der pazifischen Sonne.
Tamariskensträucher, schwarzlackierte Türe, Messingbeschlag, eine Neger-
marnmy öffnet, sorgsam gewandet in der Südstaatenmode
des neunzehnten Jahrhunderts, rosa Kleid mit blauen Blümchen.
Ein lichter Patio mit Fliesen von Henry Matisse, gemalt für den Vater der Dame.
Über dem schwarzen Flügel ein großer, sehr strenger
Braque. lm Eßzimmer der Clown von Chagall. Picasso. Und weitere Gemälde
französischer lmpressionisten. In Kaliforniens Sonne leuchten sie besonders
schön. Doch kein Bild zuviel. Eine Treppe aus Kork. Wir plaudern, wirtrin-
ken Tee.
Harmonie und Geschmack,
Verzicht auf Dekoration.
Das schönste Haus, das ich jemals sah.
Zehn Jahre später. Ich lese in der Heimat den Katalog einer New Yorker Auktion.
Erschrecken. Alle Kunstwerke aus Sunset Boulevard 367 werden angeboten.
Wochen später lese ich dann die erzielten Resultate in Zahlen.
Metamorphose, dauernder Wandel-
Schönheit,
vom Schicksal
verweht. KR
ca
F1 Messespiegel
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
2D
GALERIE
GES,M.B.H.
A-101O WIEN I. DOROTHEERGASSE 12
.Hl. Florian", Tirol. um 1500, Lindennolzreliet, 51 cm
BERT WINTER, KUNSTHANDEL ANTIQUITÄTEN
A-3601 DURNSTEINIWACHAU
Pieter Nolpe Amsterdam 1613-1653. v-Flußlandschaft
mit Fischernw. OllLeinwand, 115 155 cm. Provenienz
v. AalstlHoeverlakenlNL, Leihgabe in Utrechtcentral
Museuml1933-1960lKat. Nr. 290, Lit. A. V. Wurzbach.
Thieme-BeckerlBd. XXV, Expertise Dr. W. Bernt
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TEN. DESIGN
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Armillarsphäre, um 1700. Nach Kopernikus. Höhe 43 cm
O. BUCHINGERKINH. H. PÖHLMANN, ANTIQUITÄTEN
A-402O LINZ. BETHLEHEMSTRASSE
Belschemel, 2. Halfte 18.Jh., Nußbaumholz. furniert.
mit verschiedenen Holzern intarsiert, versilberte Origi-
nalbeschläge, 145 cm. 97 cm, 45 cm
GERLINDE DUTZ, ANTIQUITÄTEN
A-101O WIEN MAHLERSTRASSE 11
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feine lntarsie und Einlegearbeit mit Blumen, Vögel und
Ranken.
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Anrichte, England, um 1780. Mahagoni massiv, Origi-
nalbeschlag
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stempelt mit Krone. Paris 1745-1749, 17 cm
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signiert und bezeichnet Roma'. 51 41cm
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den Fursten Auersperg in Wien. dann Fürst Auersperg
SchloßZlebin BohmenwgLGerbert Frodl.HansMakart.
S. 286, Abb. 2B
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"Der Gastemer Wassertall-t. Aquarell
31 22 cm, signiert und datiert '1926'
GALERIE TROMAVER, KUNSTHANDEL
A-1010 WIEN HABSBURGERGASSE
Marie Egner 1850-1940, "Flieder- und Apfelblutenir.
um 1890. ÖlfLeinwand, 46 59 cm. Ausgestellt 1979 in
der Neuen Galerie Graz
GALERIE JOSEFSTADT
A-108O WIEN JOSEFSTADTERSTRASSE 20
Robert Ftuss Wien 1847-1922, "Am Fronleichnams-
tag", ÖllLeinwand 42 34 cm, li. unt. monogr.
GIESE St SCHWEIGER, KUNSTHANDEL
A-101O WIEN 1. AKADEMIESTRASSE
Franz von Zulow. "Dort im Winter", ÖllLeinwand,
49,5 58,5 cm, rechts unten signiert
GALERIE BEI DER ALBERTINA
INH. CHRISTA ZETTER. ANTIQUITATEN. JUGENDSTIL,
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A-1010 WIEN 1. LOBKOWITZPLATZ1
Vase, Sternschonau, um 1925, Inschrift, -Dankbarst ge-
widmet v. d. Staatsfachschule Steinschdnauu, 23 cm
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A-101O WIEN WEIHBURGGASSE 11
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Es stand Großes auf dem Spiel, als sich Henri IV. für
seine Hauptstadt Paris und eine katholische Messe
entschied. Gegen seine innere Überzeugung ent-
schloß er sich zu diesem Eingeständnis. Die Einheit
der Nation und seine persönliche Vorrangstellung
schienen der Lohn für den ßbedenklichen- Einsatz.
l-lenris Ende ist bekannt. Er fiel durch Mörderhand.
Die Metapher scheint weit hergeholt. verleugnet
doch der qualifizierte Kunsthandel keineswegs
seine innere Überzeugung, organisiert er sich ein-
oder zweimal jährlich zu einer Leistungsschau in
prunkvollem Rahmen. Und doch hat sie Gültigkeit.
Gibt es doch fast keinen ambitionierten Kunsthand-
ler in Österreich, der nicht unter der Belastung
wKunst- und Antiquitätenmesse-x leidet; aber
ebenso kaum einen, der daraus die Konsequenz
zieht und nicht mehr teilnimmt. Was ist schuld an
dieser fast schizophrenen Haltung? Was die Ursa-
chen dafür, daß sich die Elite des heimischen Kunst-
handels Jahr für Jahr- und das sogar zweimal un-
ter Murren und mehr oder weniger laut geäußerter
Ablehnung dazu aufrafft, die beiden österreichi-
schen Spitzenmessen zu beschicken; ein Unter-
nehmen. das mit viel Aufwand an Arbeit, finanziel-
lem Einsatz und Ambition verbunden ist. Jedenfalls
ist das der Inhalt der Klagen, die man immer wieder
hört. Was ist hier nicht in Ordnung?
Wir glauben der Denkansatz. Wir sind der Meinung,
daß die Einrichtung der Kunst- und Antiquitäten-
messen in ihrer Funktion von vielen Händlern falsch
definiertwird. einer fehlgeleiteten Einschätzung un-
terliegt. Diese gilt es zu ändern; ein Unternehmen,
das nur über eine vernünftige Definition der Aufga-
ben der Kunst- und Antiquitätenmessen zum Erfolg
geführt werden kann.
Welche Aufgaben hat also eine Messe? Was ist ihre
Funktion im Kunsthandel und welche hat und dart
sie nicht haben?
Messe ist Leistungsschau. Die gemeinsame An-
strengung aller ermöglicht es, das Interesse für den
Kunsthandel verstärkt zu wecken. Das heißt, zweimal
im Jahr wird im Frühjahr in Salzburg und im Herbst
in Wien vom österreichischen Kunsthandel alles
mögliche unternommen. um aufzuzeigen, zu wel-
chen Leistungen der heimische Kunst- und Antiqui-
lätenhandel fähig ist. Er ruft sich als Branche und
den einzelnen Händler als Spezialisten in Erinnerung;
und zwar nicht mit Versprechungen, wie es bei an-
deren Branchen üblich ist, sondern mit Beweisen,
mit den ausgestellten und verkäuflichen Objekten
seines Angebotes. Der Kunsthandel macht mit Hilfe
dieser Messen darauf aufmerksam, daß es ihn gibt;
und zwar in der Form vieler Einzelunternehmen, die
Jahr und Tag das gleiche wie auf der Messe tun.
Nämlich Kunst und Antiquitäten erwerben, erhalten,
einordnen, präsentieren und verkaufen, möglichst
an Leute, die auch wissen, was sie da erwerben und
es dementsprechend schätzen. Die Messe ist fürden
ernsthaften Händler eine Außenstelle, eine Anlauf-
adresse, um sich und sein Geschäft, um seine Tätig-
keit, die das ganze Jahr über dauert. vorzustellen.
Der Trend läuft leider und im allgemeinen anders.
Den Messen und in einigen Extremfällen den zahl-
reichen anderen ßmesseähnlichenu Verkaufsmärk-
ten wird das Ladengeschäft geopfert. Auf wenige
Wochen wird die Hoffnung und die Ambition eines
ganzen Jahres konzentriert.
Das Jahr über werden dem Laden und dadurch der
regelmäßig vorbeikommenden Kundschaft die be-
sonderen Exponate entzogen; insbesondere dann,
wenn wie es vorkommt inflationär alles. was es
da so an Veranstaltungen gibt, beschickt wird. Das
führt dazu, daß so manches ehemals florierende und
durch sein permanent wechselndes Angebot ausge-
zeichnete Antiquitätengeschäft im Alltag durch
Mittelmäßigkeit und Leere unrühmlich hervorsticht.
Das daraus resultierende mangelnde Kundeninter-
esse wird mit dem Schlagwort "Das Ladengeschäft
ist tote apostrophiert, ohne daßgesehen wird, daßja
nur die eigene, falsche Politik und Einstellung an
diesem Umstand Schuld trägt. Alle Hoffnung kon-
zentriert sich auf die Messen. die unter diesen Um-
ständen ausschließlich als Umsatzmekka betrachtet
und dementsprechend angegangen werden. Viele,
auch große Händler beklagen diesen Zustand und
vermeinen. daß es keinen Ausweg gäbe.
Der Kunsthandel spielt sich nicht ausschließlich auf
den Pulten der Auktionare und in den Kojen der
Messen ab. Zum überwiegenden Teil besteht er im
persönlichen, hektiklosen Kontakt des Händlers mit
dem Sammler oder Kunden, und zwar in den Räumen
seines Unternehmens. Es ist dies eine Frage der Be-
wußtheit und Einstellung sowohl des Händlers als
auch der Kunden.
Mit dieser Feststellung soll keineswegs den Messen
das Wort geredet, sondern die Einstellung zum Mes-
segedanken ganz allgemein relativiert werden. Es
geht nicht an, ungerechtfertigte Präferenzen gelten
zu lassen, die auf Kosten der Basis dem Ladenge-
schäft allzu forciert werden.
Die Messen sind gut und notwendig, doch keines-
wegs ein Allheilmittel und die einzige Antwort auf
die vielfältigen Fragen, die sich dem engagierten
Kunsthändler stellen.
Das Wohl einer Branche, also in unserem Falle das
Wohl des Kunsthandels, fundamentiert sich in der
Kontinuität der Leistung, einer Leistung, die darin
besteht, das ganze Jahr über für den Kunden und
seine Wünsche dazusein und das sei unbenom-
men gelegentlich publikumswirksame Glanzlich-
ter zu setzen.
Das freilich bedarf starker Händler mit Erfahrung
und Umsicht. Händler, die es verstehen, die Ge-
wichte richtig zu setzen, die Überblick und Ambition
genug besitzen, für das Wohl des Standes und dar-
aus folgend natürlich auch für das eigene Wohl zu
agieren. Diese Verantwortlichkeit schließt in sich
ein, daß, wie es ia in verstärktem Maße geschieht,
darauf geachtet wird. wer auf einer der beiden Kunst-
und Antiquitätenmessen Österreichs ausstellt. Nicht
ieder Händler ist schon geeignet dafür, nicht ieder
besitzt genug qualifizierte Ware und was vielleicht
noch wichtiger ist genug Verantwortungsbewußt-
sein. Die Sorge um sogenannte Kcnkurrenzunter-
nehmungen, die meistens bloße Verkaufsmärkte
sind, soll da nicht dazu verleiten, Grundsätzliches zu
vergessen. hereinzunehmen, was sich anbietet.
Messen sollen Glanzlichter sein und kein Ersatz.
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"Kanalypn St. Denisu, um 1883184,
OllHolz. 81 114 cm
armenischer Drachenteppich
215 152 cm, 18. Jh.
ts im frühen Altertum erfreuten sich Textilien
rmenien wegen ihrer besonderen Qualität gro-
eliebtheit. Im Gegensatz zu den strenggläubi-
Sunniten war den Armeniern die Darstellung
llenschen und Tieren gestattet und wurde da-
uch sehr häufig in ihren textilen Arbeiten ver-
et.
ogenannte "Drachenteppichu gilt als eine Be-
erheit armenischer Knüpfkunst. Stilisierte Tier-
Blattmotive durchziehen den dunkelbraunen
Das Hauptmotiv wird von drei großflächigen
etten in dunklem Blau gebildet. denen stab-
ge Lanzettblätter entspringen, welche Dra-
versinnbildlichen sollen. Das Hauptdessin wird
kleine Blumenornamente begrenzt.
und Schuß sind der Art entsprechend aus
iwolle und besonders fein verzwirnt. Die har-
sch abgestimmten Farben lassen auf hohe
tfertigkeit des Färbemeisters schließen. Der
st unterschiedlich hoch und gewisse Farbpar-
eilweise stark korridiert.
bgebildete Teppich wurde im 18. Jahrhundert
len in der Umgebung der Stadt Kula lebenden
niern hergestellt. In dieser Stadt, nahe Usak
len, wird die Tradition der Teppichknüpfkunst
lem 17. Jahrhundert gepflegt. Der Stil der Ar-
er unterscheidet sich jedoch stark von jenem
irkischen Bevölkerungsgruppe und ist leichtzu
inen.
len Erzeugnissen der türkischen Bevölkerung
en die ursprünglich miteinander verbundenen
mente in einzelne Elemente zerlegt. Die Borten
llen in vielen Streifen. Blüten werden gereiht.
en sogenannten wFriedhof-Kulas" sind die Blü-
ft durch Moscheebilder, die auch auf den Kir-
tr-Teppichen vorkommen. ersetzt, Abarten die-
eppiche werden meist nach Handwerksberufen
.8. Demirci-KulaDemirdschi Schmiedoder
Jrcü-Kula Körnürdschü Köhler benannt.
renommierte Wiener Orientteppichhaus Adil
zeigt auf der diesjährigen Wiener Kunst- und
uitätenmesse in der Neuen Hofburg vom 15. bis
l. eine für Sammler und Liebhaber sicherlich
zssante Kollektion wertvoller textiler Antiquitä-
ßleben orientalischen Knüpferzeugnissen wer-
lämische und französischeTapisserien aus drei
iunderten nräsentiert.
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Künstlerprofile
Charlotte Strobele
Geboren in Mistelbach in Niederösterreich, in Wieni
stadt die Mittelschule besucht und nach der Matura
Akademie der bildenden Künste in Wien, 196071964
rei bei Professor R. C. Andersen studiert, bei Pri
Boeckl im nAbendaktu gewesen, die USA, Canada, Tu
Marokko, Indien und Australien aut vielen Reisen
gelernt, so gewann Charlotte Strobele Abstand zu
kommenem und Selbständigkeit irri Denken. Ihre
sehe Potenz scheint sie nach vielen Versuchen und
chungen, etwa mit Monotypien, Landschaftsbildern
ben Farbflachen, diesie malte. als sie in derMalerkoi
Pettau arbeitete, diese Potenz scheint sie also 1977
den zu haben, als sie im bosnischen Pocitelj weilte ur
beeintlußt von der altenArchitekturund der ursprüni
Natur der Umwelt, eine ganze Fleihe guter Bilder si
Es sind Blatter in einer Mischtechnik, und sie zeig
den zum Teil christlichen. zum großen Teil osmani
lamischen Bauwerken eigentlich nur Fragmente.
ren werden festgehalten. Daneben scheinen schen
innere Landschaften der Kunstlerin auf Die Farl
schungen. man denkt bei ihnen an die Farbe alten
werks, bilden gleichsam Vorhänge des Unterbewuß
ist wohl eine Synthese des Geschauten, der erlebt
welt und des vielen angesammelten Vorrates an WISS
allem aber auch an Erlebtem und Geluhltem Sich
men immer wieder, in verschiedenen Perioden, sei
vom reinen Intellekt geprägteZyklen ausderHand de
rin. Doch gerade diese scheinen uns nicht ihre stark
sein, scheinen uns ihrem Wesen fremd. Viel eigener
die großen figuralen Zeichnungen, Akte, oft verwacr
gequälten. verquerten Situationen. Stark sind als
Blätter. in denen deutlich die Vereinigung von Gei
und Unbewußtem spürbar ist. Das scheint schon
Arbeitsweise der Strobele hervorzugehen. Sie begi
der Wiedergabe konkreter Dinge. laßt das begonner
stehen, widmet sich einem anderen. kommt immer
zu ersterem zurück, iiigt zu dem Begonnenen den in
gelegten Eindruck- der nicht nur aus optisch Gescl
bestehtl hinzu und arbeitet dann wieder ein Stuck
Sicher ist es auch kein Zufall, daß die Malerin bei de
enthalt im bosnischen Hochland, bei der Berührung
asketisch-strengen Zeugnissen der Bogomilen bes
angesprochen wurde, dali es hier zum Finden der il
nen Ausdrucksweise kam. 1950 entstand ein neuer
Jaubenschlagii. Ausgelöst durch den alten Tauber
in dem burgenlandischen Kulturzentrum der Czellei
in Oslip entstanden wieder Blätter. die den Betracht
zum Nachdenken anregen. Da gibt es die Beziehui
Menschen. zu schonen Architekturtormen, zur
schait. und da gibt es. wie es eben bei so einem
quartier wie einem Taubenschlag ist, auch die Ablz
gen des Unrates und immer wieder die Kammern,
cherln, in denen jeweils aus- undeingeflogen wird, ir
jeweils etwasdrinnen ist oderzumindest etwasdrinn
konnte. Ist es Zufall, daß aut einem Blatt dieses Sch
werk aus dem Kopf eines Menschen ist es ein Sell
trat? herauswächst? Sicherist es kein Zufall! Es iste
tere Feststellung, eine Kritik an unserem Denke
benssystem, an der Enge und Beschränktheit einer
die zurZivilisation geworden ist. Charlotte Strobele
Malerin, die sich Gedanken macht. die aber nicht
diese Gedanken in ihren Bildern festhalten zu muss
Dinge testhalt, die ihr aufgrund ihrer Gedanken
tenswert scheinen und so schließlich aber doch wiei
ihren Gedanken, ihren Empfindungen und Erkenn
aussagen Aloi
"Pociteljii 1977. Mischtechnik.
42 56 crri
AquareillGralit
"Poclteli-k. 1977. Mtschtechnik
AquarelllGrafit. 42 56 um
Charlutte Strobele
"Ich lcriii. 1979 Bleistift.
42 34 Crrt
Blatt aus dem Zyklus "Tauben-
schlag". 1980
Mischtechnik. 42 5a cm
Blatt aus dem Zyklus "Tauben-
schlag-r. 1950
Mischtechnik. 42 64 cm
Komposition. ISTB. OilLeinwand
Komposition. 1979. OllLeinwand
Frauenkcpf. 1967. ÖilLeinwand
Hans-Joachim Breustedt
Kopf. 1972. OIlLeinwund
Komposition in Gelb. 1974.
ÖllLeinwand
Hans-Joachim Breustedt
Hommage zum B0. Geburtstag
Hans-Joachim Breustedt in Österreich vorstellen? Hier
zaudere ich bereits.
Seit 36 Jahren i-Wahlösterreicher- und in Taufkirchen
alPram im lnnviertel wohnend und malend. Aus Thüringen.
der Heimat Joh. Seb. Bachs. kommend, ist er nach wie vor
besonders In Oberösterreich eine Respektperson. die man
achtet. aber nicht so recht versteht. Österreichische We-
sensmerkmale wie skurriler Pessimismus. sentimentale
Selhstbemitleidung. woll tige Selbstzerfleischung oder
unverbindlicher Provinzialismus finden sich nicht im Werk
dieses Malers. Sein Anliegen nach den furchtbaren Ker-
ben. die der zweite Weltkrieg ihm zugefügt hatte ist. das
ewige unzerstörbare Leben des Geistes mit den Formen des
XX. Jahrhunderts darzustellen. Musikliebende Menschen.
die bis in das innere der absoluten Musik vorgedrungen
sind. sind die verständnisvollsten Anhänger dieser subli-
men Malerei.
Ich kenne ihn seit 28 Jahren. Niemals habe ich bemerkt. daß
er Zugeständnisse dem vergänglichen Zeitgeschmack ge-
macht hätte. i-Der Ort. wo-man steht, ist wichtig. nichtdieses
immerwährende Vergleichen. wer ist besser etc.. das zum
Wahnsinn führt-n. äußerte er in einem Gespräch. Es ziehe
Ihn in die Anonymität. Noch einige gute Bilder möchte er
malen. Das sei wichtiger als das ständige Ausstellen mit der
ablenkenden Unruhe im Gefolge.
Da er sich niemals wngebiedem hat. ist die noble Landes-
ausstellung in der Kammerhof-Galerie in Gmunden die ein-
zige Ehrung zu seinem 80. Geburtstag. die Österreich ihm
zuteil werden ließ. Kein Staatspreis. kein Ankauf für ein
Bundesmuseum haben sich eingestellt.
Wir, welche die Arbeit dieses Einzelgängers in der österrei-
chischen Kunstszene mit Bewunderung verfolgen. wün-
schen dem Jubilar Durchhaltevermögen im Kampf gegen
ieglichen Nihilismus. Wie glücklich müssen die Menschen
sein. die eine Arbeit von Hans-Joachim Breustedt besitzen.
Wolfgang Granninger
Zu Leben und Werk
Hans-Joachim Breustedt. 1901 als Kind bäuerlicher Eltern
geboren. hat früh schon Neigung zum Musizieren. Er spielt
die Blockflöte und seine Kindheit ist voller dörflicher Poe-
sie. Sein Vater. ein aufgeschlossener Mensch. schenkt ihm
früh Plutarchs Leben der Cäsaren und führt ihn auf seine
Weise ins Zeichnen ein. fördert die Begabung des Jungen.
1917. als Fünfzehnjähriger. geht Breustedt nach München,
später nach Weimar und wird Jünger des Bauhauses. an
dem zu dieser Zeit Klee. Kandinsky. Feininger und Schlem-
mer lehren. Besonders Feininger, der ebenfalls der Musik
zugeneigt ist. wird er anvertraut. Das musikalische Medium
beginnt hier als ein bildendes Verfahren seine Wirkung.
1921 geht Hans-Joachim Breustedt nach Italien. lebt in Rom
und Florenz. Sein Lebensunterhalt in dieser Zeit wird durch
das Kopieren von alten Bildern bestritten. Dabei gewinnt er
erste Erkenntnis und intime Vertrautheitmit derTechnikder
alten Meister. Die antike Mythologie. mit der er von Kindheit
an vertraut ist. wird nun an annähernd authentischer Stelle
lebendig und hilft das bildnerische Wollen zur Sprache zu
bringen. 1924-1928 kehrt Breustedt nach Weimar zurück
und ist inzwischen übersiedelt das Bauhaus nach Dessau
Meisterschüler bei Professor Klemm. Später wird er Leh-
rer und freier Maler. 1935 aus der Fieichskulturkammer aus-
geschlossen. erhält er Malverbot. Eine verhinderte Emigra-
tion nach den USA bewirkt. daß der Künstler 1940-1945
Soldat im Osten wird und 1945 aus amerikanischer Kriegs-
gefangenschaft heimkehrt. 1946 lernt er Margret Bilger
kennen und 1953 entsteht durch Eheschließung eine inter-
essante Künstlergemeinschaft, die sich befruchtend bis
zum Tode der Künstlerin. 1971. voll erfüllt und für beide
Teile alle Vorzüge einer solchen idealen Verbindung mit
sich bringt.
Hans-Joachim Breustedt ist mit seinem Schaffen der Lehre
des Beuhauses verpflichtet. Beispielhaft ist ihm aber auch
die ostasiatische Kunst. also Kalligraphie und Tusche-
zelchnung in bezug auf das Absolute und derVerzicht auf li-
terarische Wege. Der EinfluB der Musik ist groß. um seinTun
zur Sprache zu bringen. Der Arbeitsvorgang beginnt bei
Breustedt mit dem Aufsuchen des geeigneten formalen
Prinzips. Skizzen in Bleistift, Sepia. Filzstift. Aquarell. auch
des Kugelschreibers. lassen ihn die Imagination erproben.
Nach Klärung der Raumaufteilung, Auslastung der flächi-
gen Elemente, entsteht die Komposition. sind die graphi-
schen Vorgengsweisen festgelegt. Nun kann der Malvor-
geng beginnen. rnuß aber nicht. Der Künstler ließ viele Ent-
würfe unausgeführt. Diese sind meist qualitativ so hochste-
hend. daß sie als Selbständiges angesehen werden können.
Hans-Joachim Breustedt. obwohl ein Mensch der Freund-
schaft. ist ein einzelner. ein Solitär ohne stärkere Bindung
an Gruppen. Und er hat den von ihm gewählten Weg mit viel
Aktuelles KunstgeschehenlÖsterreich
Wien
Fastwochenausstellung i-Anthropos" auf den Plät-
zen der Wiener Hofburg
Es ist sehrerfreulich, so viele moderne Plastiken und Skulp-
turen mitten in der Stadt vielen Menschen, diesich sonst nie
mit diesen Werken auseinandersetzen. nahezubringen, ob
jedoch die Konfrontation mit den historischen Bauwerken
etwa von Fischer von Erlach d. J. und den monumentalen
Plastiken der Vergangenheit zu einem Verständnis für die
Moderne beitrug. möchten wir bezweifeln. Nach den Wor-
ten der für die Ausstellung Verantwortlichen Eisler, Hrdlic-
ka, Ronte und Sterk, war in Vergleich mit den histori-
schen Kunstwerken beabsichtigt, sondern Kunst sollte wie-
der in das Alltagsleben gestellt werden. Dazu hätten sich
freilich viele andere Plätze etwa die Kärntner Straße gebo-
tan, wo die historischen Vergleiche weniger t-störend- ge-
wesen wären. Hier aber wurde uns bewulit. daß nur absolute
Qualität sich im historischen Rahmen behaupten kann.
Diese war leider nur mit sehr wenigen Objekten gegeben.
Das Verhältnis von Masse und Macht schien überhaupt
nicht beachtet worden zu sein. Die 60 Objekte zeitgenössi-
scher Bildhauer aus acht Ländern waren fast durchwegs zu
dicht aufgestellt, viele recht beiläufig. manche wichtige Ar-
beit. wie Henry Moores ß-Großer Totemkopf", geradezu ver-
steckt. Ob die Gruppierung Florian Bodini, Wander Bertoni.
Fritz Wotruba. Fritz Cremer beim Denkmal des Kaisers
Franz die Menschen. die hier täglich vorbeigingen. oder die
Touristen zum Nachdenken über die Bezüge anregte,
möchten wir bezweifeln. Kritische Objekte, wie sie von der
Jugend gefordert werden, waren selten. Ein Versuch. der an
anderem Ort, mit durchdachterem Konzept wiederholt ge-
hört.
Wiener Künstlerhaus
internationale Fotografen
Aspekte Variationen fotografischer Themen
Die Fotografen waren aus Holland Prof. Wim Nordhoeck.
er zeigte Strukturen aus Land und Wasser, aus der CSSR
Dlpl.-Ing. Jiri Havel. dessen Ausschnitte aus Waldmotiven
sehr eindrucksvoll waren; aus der BRD hatte Dr. Raimo Ga-
reis i-Geometrische Collagen" beigesteuert; aus Österreich
Prof. Hans Mayr Farbexperimente mit Polarisationen; wei-
tars Gustav Edöcz realistische Porträts von Zigeunern und
Prof. Willy Hengl sehr stimmungsvolle Fotos von Mykonos
unter dem Titel -lnsel der Träume".
Die Ausstellung "Aspekte" stellte allein aus Österreich die
Bilder von 19 Fotografen vor. Weiters waren noch die BRD.
die Schweiz. Polen, Ungarn und die UdSSR mit verschiede-
nen Beispielen vertreten. Besonders zu nennen wären
Friedrich Horacek und Erich Miedler. die bei aller Realität
Hintergründigkeit erzielten, ebenso Josef Samuel mit seiner
an den Holzschnitt erinnernden Technik. Alle Ästhetik. alles
technische Können und alle Hintergründigkeit werden frei-
lich durch die erschütternde Reportage aus dem Vietnam-
Krieg ins Abseits gedrängt. Diese nüchternen, ja brutalen,
kunstlosen und technisch schlechten Bilderfolgen trafen
den humanen Kern im Betrachter und werden uns nicht so
schnell loslassen. 16. 5-8. 6. 1981 Abb.
Moderne Vergangenheit 1800-1900
Eine interessante Zusammenstellung von Einrichtungs-
und Gebrauchsgegenständen, für die schon sehr früh
künstlerisch durchgeformte, zeitlos schöne und einfache
Formen gefunden wurden. Besonders schön waren die ver-
schiedenen EB- und Tischgeräte aus Silber. die bereits 1810
eine erstaunlich nüchterne Klarheit zeigten. Gut waren
auch die Hinweise auf die verschiedenen Einflüsse der ein-
zelnen Schulen. Im Zentrum der Ausstellung standen kom-
plett eingerichtete Zimmer von Otto Wagner. Kolo Moser,
Josef Hoffmann und Adolf Loos und wiesen letzte Entwick-
lungen jenes Jahrhunderts und damit auch schon auf den
Jugendstil und die Moderne. Zeitgenössische Aquarelle
und Gouachen gaben lnterieurs jener Zeit wieder und er-
gänzten die umfangreiche Schau. 20. 5.-9. 8. 1981
Abb.
Galerie Würthle
Egon Haug
Mit 56 Exponaten wurde ein umfassender Überblick über
die verschiedenen Schaffensgebiete dieses sehrzu Unrecht
etwas ins Abseits gedrängten Künstlers geboten. Mengen-
mäßig waren zwar die Bleistift- und Olkraidezeichnungen
vorherrschend. die großen Acrylbilder beherrschten jedoch
den Raum. Haug zeigte durchwegs Landschaften. ein Sujet.
mit dem er sich schon jahrelang auseinandersetzt. Die Far-
ben werden pastos aufgetragen. geben ganz unvermittelt
und ungebrochen Weite und Raum. Die Graphiken. beson-
ders die einfachen Bleistiftzeichnungen, haben eine sehr
flüssige Linienführung und si bei aller Ruhe der Motive,
sehr bewegt. Immer wieder können wir feststellen. daB dort.
wo Haug spontan arbeitet. ganz gleich. ob direkt vor der Na-
tur oder im Atelier. die besten Resultate erzielt werden. Es
ist zu hoffen, daß mit dieser Ausstellung in der angesehenen
Galerie Haug ein großer lnteressenkreis erschlossen wurde
7A
und weitere internationale Beachtung folgt. 27. 5-13. 6.
1981 Abb.
Peter Kubovsky
Der Linzer Graphiker zeigte durchwegs Federzeichnungen
von verschiedenen Städten. Hier ist der Strich vorherr-
schend, der Strich in seiner Härte und nervösen Spannung,
der Strich in immer neuen Ansätzen, Verdichtungen und
Sprüngen. Die sichere Erfassung architektonischer Struk-
turen mit ganz wenigen, oft unzusammenhängend hinge-
strichelten Konturen ist erstaunlich und zeugt von einer Si-
cherheit und großer Könnerschaft. Kubovsky ist sich auch
durchaus bewußt, wo und in welchem Zusammenhang
seine Technik besonders zum Tragen kommt. Das Flimmern
der Atmosphäre in südlichen Städten. über freien Plätzen
oder über Wasserlaufen zieht ihn folgerichtig immer wieder
an. Durch Strichbündelungen erreicht der Graphiker eine
gewisse Düsternis. die immer wieder auch in seinen Blät-
tern anzutreffen ist. Mühelos entwickelt er eine Geschlos-
senheit der Komposition, die vom Betrachter fraglos aufge-
nommen wird. Eine allzu gewisse Konstante im Oeuvre des
Graphikers gibt manchmal zu bedenken. 17. 6-4. 7. 1981
Abb.
Neue Galerie
Mario Decleva
Der 1930 in Jugoslawien geborene Maler, der die meiste Zeit
seines Lebens in Wien lebte, arbeitete und auch auf der
Hochschule für angewandte Kunst unterrichtete, hat sich
nie vom Figurativen gänzlich entfernt. Ausschnitte. Gegen-
überstellungen. Einbeziehungen, Neuformulierungen so-
wohl der Landschaft, aber auch und Immer wieder der
menschlichen Erscheinung können wir zu jeder Zeit in dem
Werk Declevas beobachten. Die große Gedächtnisschau für
den 1979 leider viel zu früh in aller Stille dahingegangenen
Künstler brachte einen Überblick der Entwicklung bis hin zu
den wichtigen Werken der letzten Jahre. Auch daß die
Zeichnung und Radierung sehr wichtige und entschei-
dende Richtungen in dem Schaffen des Malers waren,
wurde hier ersichtlich. Viele der farbkräftigen Bilder haben
geradezu etwas Mystisches. Bei der Vernissage wurde eine
Monographie über den Künstler. von K. Sotriffer herausge-
geben und mit Beiträgen von Prof. DDr. W. Skreiner und
Dr. R. Rubinig, vorgestellt. 4. 6-30. 7. 1981 Abb.
Galerie Spectrum
Fred Nowak
Auch hier handelte es sich um eine Retrospektive. Der 1919
in Wien geborene und auch immer hier arbeitende Künstler
war eine im Kunstbetrieb der Stadt gegebene Konstante.
Von Beruf Drucker und Graphiker, beherrschte eralle tech-
nischen Raffinessen und gab sein Wissen an viele seiner
Kollegen weiter. Eine stattliche Anzahl der "Phantastischen
Realisten-r. aber auch manch andere Maler erwarben bei
Nowak ihr drucktechnisches Können. Er selbst bevorzugte
den von ihm erfundenen Einzeldruck, eine Art Monotypie in
vielen Farben, von dem auch hier in den für den Künstler
charakteristischen Farben Rot. Blau und Braun Beispielezu
sehen waren. Gerade die letzten Arbeiten Nowaks zeigten,
daß der immer lebendige, trotz seiner Gehbehinderung be-
wegliche Fred Nowak wieder zu Neuem unterwegs war und
uns, würde ihn nicht ein schmerzhaftes Leiden 1974 dahin-
gerafft haben, noch manch Interessantes beschert hätte.
14. 5-30. S. 1981 Abb.
Akademie der bildenden Künste
Wolfgang Hollegha
Der 1929 in Klagenfurt geborene. 1972 als Hochschul-
professor an derWiener Akademie tätige Maler gehörte seit
den Nachkriegsjahren dem Kreis um die Galerie St. Stefan
und Otto Mauer an. Ererhielt 1957 den Guggenheim-Preis
und 1960, nach erfolgreichen Ausstellungen in den USA.
den Garnegie-Preis. Holleghas Bilder wurden und werden
von den meisten Betrachtern als abstrakt. als Farbkomposi-
tionen und frei jeden Bezuges zur Natur gesehen. Dem ist
jedoch nicht so. Seine Arbeiten sind. wie gerade diese
Schau zeigte. durchaus Gestaltungen von Gesehenem. Ge-
schautem. Sowohl das Kleine, im Ausschnitt, als auch das
Große. in der Zusammenfassung, ist gegeben. Alles aber
wird bei Hollegha durch die Farbe gestaltet. durch das lok-
kere Gefüge des reinen Farbauftrages. der aus einer unge-
zwungenen, schwungvollen Geste kommt. 7. 5.-14. 6.
1981 Abb.
Galerie am Graben
Rosemarie Benedikt
Unter dem Titel Steinzeug in Mal- und Ritztechnik waren
neue Arbeiten der als Assistentin auf der Hochschule für
angewandte Kunst in Wien tätigen Künstlerin zu sehen. Das
ungemein Sympathische an dem Schaffen dieser Keramike-
rin ist. daB sie bisher in allen ihren Ausstellungen zeigte. daß
es auch ohne besondere Mätzchen und ausgefallene Extra-
vaganzen möglich ist. qualitätsvolle. formgerechte und
doch immer wieder frisch und neu erscheinende Keramiken
zu schaffen. Gerade die hier gebotenen Arbeiten mit ihrem
einfachen und doch sc wirkungsvollen Dekorbestätij
Haltung der Rosemarie Benedikt. 1B.5.-13.6.
Abb.
Schmuckgestalter aus Padua
Den fünf Künstlern ist die strenge. einfache Form
meinsames Anliegen. Sicher ist Schmuck ein Luxus
stand, eine Zierde, soll zur Erhöhung des Ansehens
Trägers beitragen. In einer Zeit der strengen Linienfi
bei der Kleidung haben sich auch die wenigen Scl
stücke. die sich noch als Glanzpunkte meist der
mode erhalten haben. einem fast technischen Fori
non genähert. Renzo Pasquale, Francesco Pavan.
Piazza, Piergiuliano Reveane und Graziano Visintin.
außerordentlich exakte Arbeiten, die entsprechende
und Trägerinnen erfordern und dann gerade in ihrer
dringlichen Schlichtheit ihren Wert besiegeln. 15. 6.
1981 Abb. 9. 10
Salzburg
Salzburg Galerie Academia
Jean Miro
Die gezeigten Lithographien und großformatigen
dierungen erwiesen nicht nur erneut die technisct
vour der Arbeiten dieses großen Alten der Modern
dern auch die Richtigkeit des ihnen zugedachte
spruchs von Patrick Waldberg -Choreographie in
ten. die jenem Axiom vollen Nachdruck verleiht ver
Horizont wiedergeiundenes Paradies." 2.-31. 8.
Fritz Fröhlich
Die Aufzeichnungen Katharina de Stradas über Kai
dolf ll. waren für den Linzer Professor Ausgangspi.
einen siebenteiligan Zyklus von Pastellen, in dene
schnitthaft. wie von Bühnenscheinwerfern angestra
vBiidBYK und die Ängste des künstlerisch so bedeu
Habsburgers ihren Ausdruck in der Sprache unsei
finden. Einige Ölbilder und die Erinnerung an die
lung von Aquarellen Fröhlichs vor drei Jahren am sel
ergänzten den positiven Eindruck von diesen eigen
gen Arbeiten. 15. 9.-7. 10. 1981 Abb. 11
Salzburg Galerie Brodil
Oscar Bottoli
Ausdrucksstarke Zeichnungen sowie einige Sku
Elottolis kennzeichneten mit ihrer Sensibilität, ihre
delbarkeit im positiven Sinne und dem aus ihnen
ren stetigen Interesse an der Körperlichkeit und Kör
tigkeit des Menschen die wichtige Position dieses
ers innerhalb der österreichischen Plastik unsen
11. 9.710. 10, 1981 Abb. 12
Salzburg Galerie Armstorfer
Werner Otte
Nach einer anregenden Ausstellung von Objekte
gang Zeiszners dazu Abb. 13 wurde dieser aufstrel
Salzburger Galerie mit der Präsentation neuer
Werner Ottes abermals ein beachtlicher Erfolg zutei
ungegenständliche. wenn auch mit Titeln versehen
lithographien und Aquarelle verströmen in ihren kalli
sohen Elementen und in ihrer Farbgebung eine tief
kalitat. Wenn musikalische Notationen der histo
"Contra Clementi" und der neuen Musik -Ein Abi
Klaus Ager" alsfreie Bildzeichen Verwendung finde
dies nicht nur äußere Formgebung. vielmehr gelingt
seinen Bildern überzeugend. Klangstrukturen ins
zu transportieren und so die geistige Einheit der Kür
ter Beweis zu stellen. 25. 8.-13.9. 1981
Salzburg Galerie Welz
Henry Moore
1952 hatte Friedrich Welz in einer umfangreichen un
tigen Ausstellung auf das Schaffen von Moore, Mai
Wotruba hingewiesen. Heute ist die Position von jed
ser Bildhauer weltweit unumstritten nach wie vorf
ren ihre Arbeiten und alle ihre Werke. alle ihre -ldet
und über Skulptur heben sich hoch über die Sch.
Epigonen und Nachäffer. Moores Leitmotiv der i-Re
Figuren war nun hier in einem von 1922 bis 1980 reic
Bogen auserlesener Beispiele zu studieren. 29. 7.
1981 Abb. 14
Tirol
Innsbruck Tiroler Kunstpavillon
Gerhardt Moswitzer
Der Bildhauer wir berichteten ausführlich in Nr.
seiner großen Ausstellung in der Wiener Secession
hier neun seiner umfangreichen Arbeiten aufgestl
schöner Katalog mit dem Referat, das Arch. Günther
stein anläßlich der Verleihung des Würdigungsprei
Bundesministeriums für Unterricht und Kunst 1978
Künstler gehalten Ihat. begleitet die Schau. 27.
1981
Jlge 1-12
HengUOsterrelch 4152 als Traum. Mykonosu. Kunskler- Oblekte ausderKunstlerhaus-Aussleilung wModeme Vergangen-
AusstelIung Internationale Fotogralerw 020100071900" Einblick die Ausslelmng "Egon M309" der Galerie Wunhle
Kubovsky, y-Venedig. Fnndamerlta dei Mendmantw, 1981.
Frsd Nowak, aus der Retrospektive in der Galene Speclrum
llng Hollegha, aus seiner Ausstallung in dar Akadamla der
lden Künste
ylullano RlvlonolPndul. Amlmlf Objekte saouus derGale-
Grnbon
Rosemurle Benedikt. Schale. 1981 Stelnzeug
11 Prnz Fröhlich, -Rudoll Il. aus dem Zyklu 401mm da Slradaw.
1990. Pasloll
Diego PrazzafPadua. Brosche
12 Oscar Botloll, AHe
Aktuelles KunstgeschehenIÖsterreich
Landeck Schloßmuseum
Tone Fink Hans Ladner Flobert Scherer Erich
Tschinkel
Im Rahmen des -Prisma Landeck-i. einer Begegnung der
Künstler der Alpenregion. werden, wie Gert Ammann sagt,
i-punktuella Akzente vorgestellte. Tone Fink. der in Wien le-
bende Vorarlberger. zeigte neue Materialbilder. Es ist der
Mensch. der bei allen vier Künstlern im Mittelpunkt der ge-
zeigten Arbeiten steht. und Tone Fink macht uns mit seinen
"Tastbildern". mit den Überklebungen die Verletzlichkeit
und Verletzungen des Menschen bewußt. die immer wieder
überkleidet. überklebt, verbunden werden. Hans Ladner,
der lnnsbrucker Bildhauer. der an der Akademie in Mün-
chen unterrichtet. ist der realistischste der vier Aussteller.
Seine Plastiken verleugnen nie das Material, das Auftragen
der Masse; teigige Elemente prägen oft die expressiven Fi-
guren. i-Die anatomische Gesetzlichkeit bleibt Grundlage
seiner iiguralen Bildkonzeptem Flobert Scherer, Südtiroler
aus Schlanders. brachte Olbiider und Graphiken. Die erste-
ren sind durchwegs aus den sechziger Jahren. haben aber
nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. wEs sind Zustandsbe-
richte. die die prinzipielle Frage nach dem Bestand der
Menschlichkeit stellen.- Erich Tschinkel. geborener Stei-
rer. in St. Johann in Tirol lebend. konfrontiert uns mit einem
lebensgroß. sehr gegenständlich, aber in einem distanzie-
renden Grau-Schwarz gehaltenen Menschenbild. Seine
Männer sind. ganz gleich. ob sie stehen. liegen oder was
immer sie machen. in ein Koordinatensystem eingespannt.
Der Betrachter wird zu Vergleichen herausgefordert.
5. 7.-30. B. 1981 Abb. 15. 16
Kärnten
Klagenfurt! Große Galerie im Künstlerhaus
Harald Schreiber
366 Zeichnungen. jeden Tag eine es handelte sich um ein
Schaltjahr. in Bleistift. Farbstilt. Aquarell. Gouache. Tu-
sche, Mischtechnlk. alles auf Papier. gaben uns einen Ein-
blick in die sehr persönliche Geschichtsauffassung. in die
Vorliebe zu verschiedenen Künstlern der Vergangenheit
und in die Lebensbezogenheit des Malers. Auf fast allen
Blättern tauchen. gleich Ausgrabungenl. Wiedergaben be-
kanntar Kunstwerke auf. Eine starke Bevorzugung von
Frühkulturen ist gegeben. Die Gruppierungen scheinen
eherzufällig, haben aber letztlich wohl Bezogen heit zu dem
offenbar unbelasteten Verhältnis Schreibers zur Geschich-
te. Arnulf Flohsmann nennt es ein ßkindhaltes Staunen-i.
Dieses Kindhaite äußert sich auch in einem piktographi-
schen Signum. welches auch ein Dabeisein des Autors in al-
len seinen Zeichnungen mlt einschließen soll und damit
wohl auch ein über der Zeit stehendes Dasein des einzel-
nen. hier des Zeichners, zu symbolisieren hat. 22. 56. 6.
1981 Abb. 17
Villach Galerie an der Stadtmauer
Karl Bauer
Eine sehr repräsentative und vor altern auch qualitätsvolle
Ausstellung. Der Maler. Nestor der Karntner Kunstszene,
hat sich jederzeit von Moden ferngehalten und ist seinen ei-
genen Weg gegangen. Mancher Zeit belächelt und als out
betrachtet. bewiesen die gezeigten 26 Olbilder und 10 Gra-
phiken. dafi Bauers Grundsätze Ehrlichkeit der Aussage.
Beherrschung des Materials und der Technik, alle Zeiten
und Moden überdauert. In den Landschaftsbildern sind die
Farben zurückgenommen. still. gesättigt. Die figuralen Dar-
stellungen. hier in der Mehrzahl. zeigen bei aller kraftvollen
Farbigkeit eine vornehme Zurückhaltung. Der Aufbau und
das Kolorit der pastos gemalten Bilder läßt an eine mediter-
rane Atmosphäre denken. lkonenhaft blicken uns die Ge-
sichter dieser Menschen aus einer humanen Distanz entge-
gen. Ftaum ist um jeden. und jeder Iäßt auch dem anderen
Raum. 20. 5.713. G. 1981 Abb. 18
Steiermark
Graz Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum
Hans Florey
Der Künstler ist sowohl Maler als auch Musiker. seine 48
ausgestellten Farbtafeln zeigen einmal eine systematische
Farbdarstellung der von Matthias Hauer entdeckten Tropen
in 35 Grundbildern sowie verschiedene Modelle der verän-
derten Grundbilder. Tropen-Studien. Farb-KIangtransposi-
tionen u. ä. Der 1931 in Salzburg Geborene ist Professor an
der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz
und Mitglied der Wiener Secession. Er arbeitet mit ei-
ner Gruppe konstruktiver Künstler zusammen. Die ausge-
stellten Objekte in Ihrer Folge zu erfassen werden eine ge-
wisse theoretische Vorbildung und Eignung erfordern.
Q. 7.-27. B. 1951
Jakob Gauermann
Auf Grund einer umfangreichen Arbeit von Frau Dr. Eva
Marko über den Maler wurde diese 110 Objekte umfassende
große Schau über den Kammermaler des Erzherzogs Jo-
hann gestaltet. 1773 bei Stuttgart geboren. ist Jakob Gau-
ermann ab 1806 in Wien ansässig und ab 1511 im Dienste
des steirischen Habsburgers. Hier wurde deutlich die Be-
deutung des Malers für die österreichische Malerei des Bie-
dermeiers herausgearbeitet. Aus allen Lebensabschnitten
Jakob Gauermanns waren Beispiele vertreten. Wenn auch
die druckgraphischen Blätter überwiegen allein das Lan-
desmuseum besitzt 60 dieser Arbeiten so geben doch
auch einige Beispiele der Ölmalerei und eine ganze Anzahl
von Aquarellen Einblick in die ganze Schaffensbreite des
Künstlers. Deutlich konnte man den Stilwandel von den
Frühwerken Jakob Gauermanns, die noch vom Rokoko und
Klassizismus geprägt waren. verfolgen. Jakob Gauermann
leitet. nach Eva Marko, im Landschafts- und Genrefach zu
einer neuen Formensprache über. die sich etwa bei seinem
Sohn Friedrich Gauermann dann voll entfaltet. Ein leider
nur hektographierter- sehr gründlich ausgearbeiteter Ka-
talog mit einer grundlegenden Darstellung von Leben und
Werk des Meisters aus der Feder von Eva Marko. mit Litera-
turhinwelsen und einem Werkverzeichnis der ausgestellten
Arbeiten sowie einigen Blldwiedergaben. ergänzte die
Schau. 9. 7.727. 8. 1981 Abb. 19
Oberösterreich
Linz Stadtmueeum Nordico
Herbert P. Scheithauer
Der 1941 in Zwickau Geborene versucht durch technische
Darstellungen reiner Linearität das Element der Spannung
festzuhalten. Scheithauer. der viel in der Welt gereist ist. will
den Raum aufzeigen. einen Raum. der immer wieder durch
Spannungen gekennzeichnet ist. Scheithauer meint auch.
daB die Spannung ein leitender Faktor unseresZusammen-
lebens ist. daß sie nicht nur eine negative Wirkung hat. son-
dern auch zu allem positiven Zueinander erforderlich sei.
Seine Gestaltungen haben etwas Exaktes. und sein erklär-
tes Ziel ist. auch eine größere Kreativität in der technischen
Darstellung zu erreichen. denn die Technik. so meint er. sei
-die spannendste Kunst unserer Tage-r. 26. 5.-21. 6. 1981
Abb. 20
Karl-Heinz Haiböck Fotos
Den 1947 geborenen Oberneunkirchner beschäftigt schon
seit seiner frühesten Jugend die Landschaft. Einst ver-
suchte er ihr zeichnend und malend näherzukommen. nun
ist die Kamera sein Gestaltungswerkzeug. --Haiböcks Land-
schaftsfotog rafien sind formale Analysen der ilächigen und
räumlichen Strukturen. sind Aussagen über Wesensmerk-
male. die den Charakter einer Landschaft ausmachen." Es
ist erfreulich. daß im Ncrdico immer wieder den Fotografen
eine Möglichkeit. ihre Werke zu präsentieren. geboten wird.
27. 521. e. 1981
Niederösterreich
Krems Raitfeisenkasse
Leo Zogmayer
Der 1949 in Krems geborene Künstler richtete sich 1978 in
seiner Heimatstadt ein Kupferdruckatelier ein. und seither
verließen verschiedene Mappenwerke aus seiner Hand
diese Werkstatt. Seine Graphikzyklen in den verschiedenen
Techniken machten ihn bald bekannt. Auch in dieser Aus-
stellung. die leider aus Platzgründen nur eine kleine Aus-
wahl bieten konnte. waren die verschiedensten Arbeitswei-
sen vertreten. So waren Lithographien, Radierungen. aber
auch originale Federzeichnungen zu sehen. Das Motiv ist
bei Zogmayer immer wieder die Landschaft. genauer. ein
Ausschnitt dieser, ein Objekt in der Landschaft. wie es eine
Baum- oder Eluschgruppe ist. wie es aber auch Häuser. Sta-
dein. Mauern sind. Es gelingt ihm. mit lockeren Strichen die
Atmosphäre anzuzeichnen und dann in massierten Strich-
verdichtungen gewisse Objekte kontrapunktisch zu fixie-
ren. wobei es ganz gleich ist. ob es sich dabei um ein inter-
essantes Bauwerk oder um ein Grasbüschel handelt. immer
spricht die Graphik aus sich heraus. 25. 6-3. 9. 1951
Abb. 21
Eichgraben Verein für Kunst und Kultur
Jutta Waloschek
Die Künstlerin ist Österreicherin und lebte lange Zeit in Ar-
gentinien. wo sie auch mitetiichen auszeichnenden Preisen
bedacht wurde. Sie zeigte Tapisserien und Bilder. Als letzte
Arbeiten entstanden große Textilappllkationen. ein Tripty-
chon, dem Liebespaar gewidmet. doch gibt es auch Klein-
formate. fast in Briefformat. Jutta Weloschek ist ebenso
eine unermüdliche Malerin und Zeichnerin. "Wie an einem
Faden halte ich an der Linie fest Weg durch die Papierland-
schaft. rettend in den das Bereich der eigenen Frei-
heit .-. sagt sie. Wie ein aufgerollter Faden ohne Ende rol-
-len.eben diese Linien oft über das Papier. 20. 6-19. 7.
1981 Abb. 22
Burgenland
Oslip Cselley-Mühle
Susanne Popeika Hanna Schimek Barbara
S. Popelka. geb. 1949 in Hallein. zeigte r-Selbstdarsi
gen- und ein noch in Arbeit befindliches Projekt nFig
parks. Die Zeichnungen und Olbilder der Selbstdarst
gen weisen die Einsamkeit und persönlichen Schwiei
ten die ja nicht nur die der S. P. sind. Der Figurenpa
den Menschen in seiner Abhängigkeit zur Umwelt
glauben. zu jeder! zeigen. H. Schimek. geb. 1948 in
stellte Zeichnungen und Olbilder. die in den letztenJ
entstanden sind. vor. Großflächig. in bedrückenden
nationen verschiedener Ausschnitte wird ein Zi
menschlicher Existenz abgelegt. B. Szüts, geb. 195i
sentiert figurale Ölbilder und Aquarelle. Puppenhafte
ten in traumhaften Gruppierungen legen Tiefensch
frei. a. e.-6. 7. 1981- Abb. 23. 24 Alois
Buchbesprechung
Wilhelm Mrazek. Forster. Ein Maler und Ma
Künstler des Wiener Jugendstils. Belvederel
A. Hadwiger. Wien 1981. 176 Seiten. öS 750.-
Der Autor. bis 1979 Direktor des Österreichischen Mu
fürangewandte Kunst in Wi n. istfürdie Behandlung
Themas besonders prädestiniert. sind doch Forsters
ten hauptsächlich auf dem Gebiet der -angewai
Kunst zu finden. Auch hat sich Wilhelm Mrazek lang
intensiv mit den künstlerischen Strömungen der Ja
dertwende beschäftigt. Zu guter Letzt wurde erst duri
wichtige Ausstellung in dem von ihm geleiteten
der Künstler wiederentdeckt.
Leopold Forster. geboren 1878, war der Gründer derl
Mosaikwerkstätten und der Edelglaswerke in Stoc
Niederösterre Mrazek bettet seine Darstellung
sters Schaffen in das breite Bett der Geschehnisse
Jahr 1900. Er zeigt in klar und übersichtlich gestaltet
piteln die Ablaufe des Kunstgeschehens. die Protagc
und deren Nachfahren. Besonders wird die wichtigi
der Kunstgewerbeschule und ihrer Lehrer gewürdig
pold Forster. ein Schüler Kclo Mosers. der an der gi
ten Schule unterrichtete. stellte schon 1903104 gerne
mit allen Großen jener Zeit erfolgreich mit der i-Vereii
Wiener Kunst im Hausr- aus. Das Plakat für diese Sc
von ihm gestaltet. Die gezeigten Aquarelle und die
rabilder der Elauerntypen seiner Heimat erinnern an
kannten Ferdinand Andri. Schriften und lnseratenan
haben eine strenge ornamentale Fassung. Besondei
beweisen seine Mosaikarbeiten eine sehr persönlic
neuerungsbestrebung. Seine Qualität wurde. wie
mit Texten zeitgenössischer Kritiker und Kunstkenn
Ludwig Hevesi, Josef August Lux und Berta Zucker
belegt. bereits damals erkannt und gewürdigt. Nebi
sem umfassenden und für alle verständlichen. mit via
taten versehenen Text bringt das Buch 155 Abbild
alle auf Kunstdruckpapier und in einer ausgezeicl
Wiedergabe. Sehr eindrucksvoll sind die 66 farbigen
von den Aquarellen. Plakaten. Temperaarbeiten. V01
aber von den Mosaiken und Glasfenstern in den Kircf
Steinhof und der Dr.-Karl-Lueger-Gedächtniskircl
WienerZentralfriedhof sowie in verschiedenen Lokal
Privathäusern. Eine besondere Überraschung sind
ren Formen der Glaser und Flaschen aus den von
geleiteten Stockerauer Edelglaswerken.
Ein Buch. das bis zu dem stilgerechten Vorsatzpa
Auswahl und Durchführung dem Anlaß entsprecher
stergültig gestaltet wurde. Ein Buch. das einem lil
Unrecht vergessenen stler wieder seine ihm
rende Stellung einräumt. Ein Buch. das jedem Kunz
essierten und Freund des Jugendstils zu empfehler
AlciS
folge 13-24
Ngang Zewszner, Einblick in 59m8 AussteHung in der Galerie Henry Moore, Drawlng im Metat SculplurewTwo Reclining F4gur
NSIDFYE! res, wen. Kohle 15 Robert Sohever. wKindermordw, 1254.
17 Harald Schreiber, "Die Sehnsucht sucht das Ursprungsland-A.
1a Fink, "Am Schleßstandu, 197a Mlschtechnrk, Papier 1991 Mlschtechnlk, Papaer 1a KarlBauenAusstsHungmderVHlacherGaleneandevSladlmauer
ob Gauermann, r-Porlral Ehsabßth Thereswav Banscm. 1799 20 Herbevt Scheimauer, aus der AussleHung um Lmzer Sladlmu-
JareH, Feder seum Nardlca 21 Len Zogmayer, Y-Wegsluck", 1979. Federzeichnung
na Wzloschek. Zeichnung 23 Hanna Scmmek, aus der CseHey-Mume osnp 24 Barbara 51m5, "Traumgeluge-g 19m1. Aquaven
bä Für den Kunstsammler, Varia, Bildnachweis
C.l.N.O.A. Jahresversammlung 1982 in Wien
Die im Heft 177 angekündigte Jahresversammlung der
C.I.N.O,A, hat prograrnmgemäß vom 26. bis 29. 6. 1981
stattgefunden. Zwölf Mitgliedsländer waren durch 52 Dele-
gierte von 15 nationalen Verbänden vertreten Südafrika.
Österreich, Belgien, Frankreich, Großbritannien. Irland, Ita-
lien, Niederlande, Neuseeland, BRDeutschland, Schweiz
und USA. Unter zahlreichen Problemen Debatten über den
Bericht der ständigen Delegierten bei der EG, M. Emile
Bourgey. Paris, und Andrew Hill, London. Hierbei klärte sich.
d. h. es besteht Hoffnung, daß die 7. Direktive der EG. be-
treffend Mehrwertsteuer-Sonderregelung für den Kunst-
und Antiquitatenhandel für alle EG-Länder verbindlich
anderen Staaten zum Vorbild wird. Wesentliche Neuerung.
die Optionsmöglichkeit zwischen dem bisherigen System
und einer Mehnrvertsteuer-Einhebung auf Basis von 30"Ia
des Verkaufspreises, um den in dieser Branche oft fehlen-
den Vorsteuerabzug auszugleichen.
Weitere akute Probleme behandelte ein Unterausschuß un-
ter Vorsitz von Robert Guiot, Paris Kunstlersozialversiche-
rung und Folgerecht. Hier sollen unzumutbare Belastungen
abgewendet werden. Ein beigetretener dritter amerikani-
scher Verband erhöht die Anzahl der nationalen Verbände
auf 17 und man zahlt insgesamt 3.000 Mitglieder. Man be-
muht sich auch, den Beitritt Australiens, Japans und Kana-
das zur C.I.N.O.A. zu erreichen. Ein sorgfältig erstelltes
Jahrbuch wurde sämtlichen Mitgliedern der Delegationen
überreicht.
Der heuer an Genevieve Aitken, Paris. vergebene
C.I.N.0.A.-Preis in Höhe von US-S 5.000,- soll nach Be-
schluß der Delegierten mit großer Mehrheit weiterhin all-
jährlich vergeben werden und sich nach Möglichkeit erho-
hen.
Der bisherige Präsident der C.I.N.O.A., Georges Baptiste.
Brüssel, legte nach dreijähriger Amtszeit sein Amt zurück.
Er hat dieses zu höchster Zufriedenheit geführt und viele
Aktivitäten zur Hebung des Ansehens des internationalen
Kunst- und Antiquitätenhändlerverbandes gesetzt, Sein
Nachfolger wurde Gerald Stiebel. New York.
Für 1982 ist Berlin als Tagungsort der C.I.N.O.A. vorgese-
hen, für 1983 wahrscheinlich Ftichmond, Virginia, USA. Eine
wichtige Neuerung des österreichischen Bundesgremiums
wird der für seine Mitglieder zu schaffende internationale
C.I.N,0.A.-Ausweis sein, der auch allen anderen nationalen
Verbänden als Muster empfohlen werden wird.
Cl
Basel Ergebnis der Art 12 '81
Entgegen allen immer wieder laut werdenden Befürchtun-
gen stellte diese Messe im Sommer 1981 einen neuen Be-
sucherrekord auf. Genauer die Art 12, für die das beste Be-
sucherergebnis seit ihrem Bestehen gilt 51.620. Im Vorjahr
waren es 39.900. 277 Galerien aus 22 Ländern präsentierten
Kunst des 20. Jahrhunderts. Besonders erfreulich, daß man
nicht nur schaute. sich informierte, sondern mit Nachdruck
Werke junger talentierter Kunstler zu erwerben versuchte.
Der Messekatalog war vor Ende der Messe vollständig aus-
verkauft.
lm Bereich der -Neuen Tendenzent- konnten sich die jun-
gen ltaliener unter dem Schlagwort "Neue Sensibilität- in
Richtung gegenstandlicher Malerei formieren, ja eine
ganze Bewegung auslösen. Auch einige amerikanische
junge Künstler gesellten sich hiezu.
Die "Klassische Moderne" mit Werken von Mondrian, Pi-
casso, Braque blS zu Leger, Delaunay, z. T. Top-Bilder der
jüngsten New Yorker Auktionen im Sog überraschend ho-
her Spitzenergebnisse, konnte große Erfolge verbuchen.
I. netopil
Auktionen
Dorotheum. Wien
633. Kunstauktion, 15.-21. September 1981
Eugen Jettel Johnsdorf 1845-1901 Lussingrande
"Holländische Marschlandschaft-u Sign. und dat. 'Eugene
Jettel, Pans 1883. Ol1Leinwand,85,5 120.5 crn
Kat. Nr. 86
Taxe 200.000,- Erlos ÖS 380.000,-
"Bildnis Emilie Flogea, Photographie in gehämmertem Me-
tallrahmen der Wiener Werkstätte, 28 18 cm; sign. 'WW'
sowie Schutzmarke. um 1903 Kat. Nr. 1018
Taxe es 3.000,- Erlös 11.000,-
Flakonhülse. Silberll00 Wiener Werkstätte.
Perlstab und perforierter stilisierter Blumendekor. Höhe
ign. 'Wiener Werkstätte, um 1908 Kat. Nr. 1023
5.000,- Erlös ÖS 12.000.-
Gottfried Helnwein Wien 1948 geb., "Die Hand im
Gesicht-r. Mischtechnik1Zeichenkar1on. Sign. 'Helnwein';
49,5 35,2 cm Kat. Nr. 511
Taxe 3.000,- Erlös ÖS 13.000,-
Kunsthaus am Museum, Köln
Zylinderburo, Deutsch, um wen. Nußbaumholz und ver-
schledene Hölzer, 162 cm, 119 cm. 61cm
Schatzpreis DM 15.000,-
Kunsthaus Lempertz. Köln
Vorschau auf Lempertz-Auktion
5851Alte Kunstl19.-21. November 1981
Philipp Hackert. Öl auf Leinwand, 96 133,5 cm
'10
Internationale Auktionsvorschau
Auszug lV11981
4.15. Nov. MUNCHEN Neumeister KG
205. Neumeister-Auktion
Antiquitäten, Skulpturen, Möbel,
Teppiche, Gemälde, Grafik
3-8. Nov. WIEN Dorotheum
Munzenauktion
13.-11. Nov. LUZERN Galerie Fischer
Gemälde, Grafik. Ikonen, Porzellan
Fayence. Möbel
7. Nov. BAYREUTH Waltraud Boltz
Spielzeug, Puppenstuben, Zubeht
10.-13. Nov. MUNCHEN Hartung Karl
Bucher, Autographen, Manuskript
dekorative Grafik
12.-18. Nov. BERN Galerie Jürg Stuker AG
Gemälde. Handzeichnungen,
Militaria Silber, Teppiche u.a.m.
19.-21. Nov. KÖLN Kunsthaus Lempertz
585. Lempertz-Auktion Alte Kuns"
Gemälde 16.-19. Jh.. Skulpturen,
gewerbe. Jugendstil. Tapisserien,
che, Mobel
17.-23. Nov. WIEN Dorotheum
634. Kunstauktion
Gemälde, Grafik, Skulpturen,
Mobiliar, Antiquitäten, Asiatika,
Jugendstil
26.127. Nov. MÜNCHEN Karl Faber
Gemälde, Grafik u.a.m.
27.128. Nov. KOLN Kunsthaus am Museum
Kunstauktion
--Außereuropaische Kunstt- und
"Archäologische Funde--
1.12. Dez. KÖLN Kunsthaus Lempertz
586. Lempertz-Auktion
Ostasiatische Kunst
China. Japan, Sudostasien, Tibet!
Nepal, Indien
4.15. DeZ. BERLIN Leo Spik KG
Auktion Gemälde, Teppiche, Möb
4.15. Dez. KÖLN Kunsthaus Lempertz
587. Lempertz-Auktion.
Moderne Kunst
Gemälde, Plastik. Originalgrafik.
Aquarelle, Zeichnung
Impressionismus, Expressionismu
Gegenwart
9.110. Dez. MÜNCHEN Neumeister KG
206. Neumeister-Auktion
Antiquitäten, Skulpturen, Mobel.
Teppiche, Gemälde, Grafik
15.-18. Dez. WIEN Dorotheum
Kunstauktion
LI
Bildnachweis Seitenangabe in Ziffern
Archiv AMK wiertlSalzburg, 54, 55, 75, 77, 78, 51
to Nazionale di Architettura und Istituto Austriaco
tura, Rom, 49 Bayerische Staatsgemaldesammli
Vorbildersammlung, München, 18 Archiv H.J.
stedt, Taufkirchen a1Pram, 73 Bundesdenkm
Wien, 25 City Galerie, Wien, 25 Kunstsamml
der Veste Coburg, galleria edltalia, Ftom,
fiumarte, Ftom, 46 Archiv Dr. G. Frodl, Wien, 19, 21
Gabinetto Fotografico-Soprintendenza Beni Artis
Storici di Firenze, 16 galleria il gabbiano, Rom.
J. Greene, New York. 32, 33, 35. 37 Archiv H. Kt
New York, 35, 36 Archiv Dr. R. Kultzen, München
Kunsthistorisches Museum, Wien, 33, 34 Galerie
tenstein, Vaduz, 16 galleria la medusa, Ftom, 47,
The Metropolitan Museum of Art, New York, 51
rheinisches Landesmuseum, Mainz, 18 Nlederös
chisches LandesmuseumlR, Slepanek. Wien,
Schloß Nymphenburg. München, 6-9 Oster
sche Galerie des 19. und 20. Jahrhunderts, Wien,
23 Österreichisches Museum für angewandte
W. Narbutt-Lieven. I. Schindler, G. Aba, Wien. 11-15,
50, 51. 53, 59, 83 Aus PAN, Berlin Jg. 1895, 12
1898 38-42 O. Savlo, Ftom, 43-45, 47 Dr. Stl
München, Archiv Ch. Strobele, Wien, 72
Prof. A. Vogel, Wien, 45, 49 Aus "Wiener Zeit
f. Kunst, Literatur und Modeir, 1817, Wien, 36 R0
brary Windsor Castle, London, 3-5, B.
20. und 23 November 1981
sind wieder wichtige Termine,
die sich Kunstliebhaber
notieren sollten.
Ein Gustustütkerl
der 634. Kunstauktion
des Wiener Dorotheums
Baroeker Prunk-Hallenschrank, Nuße
holz furniert und politiert, Doppeltür
mit versenkten Oktogonfüllungen, in
welchen hoehrechteekige Felder bom-
biert in Spitzen enden, stark vor?
kragender abgetreppter Cesimskranz,
diei Pilaster mit geschnitzten Kapitälen,
hohe Sot kPlZLJHG, ftinf ergänzte Seheie
hentülse, altes Srhloß mit Schlüssel. im
ÄtllällOFißkdidltlg finden Sie auiseirlem
Olgemaldtr und Aquarelle, Zeich-
niingtrn und alte Graphik, die in der
634, Kunstauktion versteigert werden.
Außerdem natürlith Ikonen und Minia
turen, Mtäläel und dl1lt'ft'lilfirlthitlhflf-
gegenstande, Skulpturen, Holzarheiteiw,
Uhren, Porzellan, Fayence, Glas Asiatika,
dekorative Graphik, Ausgrabungen,
Schmuck, Gold und Silber und Metall-
arheiten. Außerdem Jugendstil, Werke
moderner Künstler, Textilien, Volkskunde,
Waffen und Uniformen und die diversen
Einzelstücke, die im Bereich Diverses?
zusammengefaßt sind. Vielleicht fehlt
Ihnen dieses nderjenes Stück in Ihrer
Sammlung. Vielleicht wollen Sie aber
aur nur die Gelegenheit nützen, um
sit uber die aktuellen Preise zu infor-
mieren. Sie sind herzlir willkommen.
BOSlChilgLlHgstUflhlF10 sind am
11., 12., 13., 14. und 1b. November,
jeweils von 10 bis 18 Uhr, hzw.
am Sonntag dem 15. November,
von bis Uhr.
Die ÄLlkilUl1ill1d6iVOl11 17. bis 20.
und am 21Novembei statt.
lewcils ab 14 Uhr,
rßDURUTHEUM
Eines der großen Auktionshäuser derWelL
CieveiandlLeipzig Museum of Art
Demnächst kommt hier die Wanderausstellung -Drawings
by Gianlorenzo Berninir- her. 90 Zeichnungen des großen
italienischen Skuiptors und Architekten er lebte und
wirkte 1598-1680 ausgewählt aus der ständigen Samm-
lung des Museums der bildenden Künste Leipzig, werden
Amerika die Meisterschaft erstklassiger Studien Berninis.
meist für seine Skulpturen, vor Augen führen. Die von der
international Exhibitions Foundationlwashington D.C. or-
ganisierte Schau beginnt am 1.12. 1981 und dauert bis
15. 1. 1982. Ein Katalog ist aufgelegt.
Die Bedeutung der Fotografie wird unterstrichen mit der
bald nach der Bernini-Eröffnung erfolgenden Ausstellung
ß-Henri Cartier-Bresson Photographen am 16.12. 1981.
155 Fotografen aus 23 Ländern geben ein persönliches
Statement von Photographie. Als Wanderausstellung der
American Express Fcundetion war sie vor kurzem noch bis
Oktober 1981 im Museum Moderner Kunst. Wien. etabliert.
Unmittelbar im Zusammenhang am 23. 12. 1981 eine wei-
tere Fotoschau. die 40 Fotografien der Clarence-H-White-
Stiftung 1980 an das Museum gekommen erstmals im
Cleveiand-Museum zeigt.
FrankfurtlArnhem Museum für Kunsthandwerk
und Gemeentemuseum
Unter Schirmherrschaft des Bundespräsidenten Prof. Dr.
C. Karstens fand hier ab Ende August im Karmeliterkloster
die sog. Triennaie 1981. t-Zeitgenössisches deutsches und
niederländisches Kunsthandwerk-t. statt. Als deutsch-nie-
derländisches Gemeinschaftsunternehmen zeichnete mit-
verantwortlich die Arbeitsgemeinschaft des deutschen
Kunsthandwerks e.V. Die neuen Gestaltungstendenzen des
Kunsthandwerks vereinigen sich p. e. an dem keramischen
Objekt von Beete Kuhn. Eine interessante Koppelung scha-
lenförmiger Gefäßiormen, die im Summierungseffekt ei-
genartig-vegetabile Wirkung ausübt.
Kassel Staatliche Kunstsammlungen
Etyvas verspätet die neue Ausstellungserölfnung der Neuen
Galerie vom 3. 10. 1981. Man zeigt das druckgrafische Werk
von wFelix Vaiiotton-.
Köln Flömisoh-Germanisches Museum
Eine Studieneussteilung zeigte man im sog. wKleinen Mu-
seumit in diesem Sommer wGlas Werkstoff und Form.
Sammlung Karl Löffler-r. Objekte, verteilt über den Zeitraum
von fast 1.000 Jahren. 1978 hat Karl LüfflerlKoln -er besitzt
eine sehenswerte Sammlung antiker Kleinkunst-einen be-
trächtlichen Teil dieser Sammlung dem Römisch-Germani-
schen Museum vermacht. Neben sehr kostbaren gibt es se-
rielle Giäser, Sandkerngefaße des 6.-4. Jims v. Chr., vorwie-
gend aus dem östlichen Mittelmeerraum, Diese sind, wie
auch farbige Mosaikgläser des römischen Imperiums. be-
sondere Stücke. Dazu kommen Glasbeispieie aus rheini-
schen Werkstätten.
Unter dem Schlagwort eKölnlWestkunst-r eine bedeutende
Pressestimme "Figaro- sieht die Ausstellung Weltkunst
siehe unsere Vornummer 177 als ebenso bedeutend an
wie die im Centre Georges Pompidou laufende wParis-Pa-
ris-i. Das scheint uns einen Besuch in Köln zu dieser Veran-
staltung als unumgänglich mit anzuraten.
London Leinster Fine Art Gallery
Dieser ehemaligen Cottage Galiery steht Prof. Dr. J. P. Ho-
din als Art Consuitant vor. Heuer zeigte man eine interes-
sante Doppelaussteiiung Richard Ziegler zu Ehren des
90. Geburtstages "Drawings Pastels Graphics Serios
German EXDIBSSÜOHiSIS-n Der gebürtige Plorzheimer, seit
1936 in London seßhaft, stellt seit 1945 vorwiegend in Eu-
im
Bundesministerium für Wissenschaft
und Forschung
Besucherstatistik der staatlichen
Museen und Kunstsammlungen
1981
Das Bundesministerium für Wissenschaft
und Forschung gibt bekannt, daß in den ihm
unterstehenden staatlichen Museen und
Kunstsammlungen in den Monaten
Juni 187.811
Juli 231.182
August 254.307
Besucher gezählt wurden.
ropa aus. Typischer Vertreter des Expressionismus. eng
verwandt einem Otto Dix oder Georges Grosz. ist er erfolg-
reicher Buchillustrator, behandeln einige seiner Zeichnun-
gen die Schrecken des Krieges. insbesondere die Greuei
von Luft- und Bombenangriffen auf London.
Pierre Schumann, 1919 in HeidelBRD gebü zeigt Skulp-
turen. Schopfungen, den traditionellen figuralen Gesetz-
lichkeiten entgegen, die den Künstler auf eigenem Weg se-
hen. 1952 in Hagen mit Picasso. Soulages und Dalvit aus-
stellend, machte sich Schumann international einen Ne-
men. Regelmäßig ist erin aller Weltund bei allen Biennalen
vertreten. Zum Stein von Carrara hat er ein besonderes
Nahverheltnis. Schumann war und ist in zahlreichen Publi-
kationen wie Ziegler auch Person künstlerischer Be-
trachtung und Erforschung.
RegensburglEsslingen Ostdeutsche Galerie
Wie uns Dr. Ernst Schremmer mitteilt, hat das Preisgericht
der Künstiergiide für den Lovis-Oorinth-Preis1981 dem Ma-
ler und Gratiker Prof. Max Zimmermann 1912 Stettin
HartlRamerberg diese Auszeichnung, verbunden mit ei-
ner Gratifikation von DM 10.000,-. verliehen. Der Maler und
Grafiker Roger Loewig 1930 Striegau-Beriin erhielt eine
Ehrengabe und DM 4.000,-. Peter Tomschiczek 1940
lgiau-Ellmosen. Maler und Grafiker, bekam einen Förde-
rungspreis, dotiert mit DM 4.000,-. In einer Feierstunde
werden Samstag, dem 14. November 1981, diese Preise den
Geehrten in der Ostdeutschen Galerie überreicht werden.
Nachzutragen ist die Ausstellung "Hugo SteinerlPrag-- in
EsslingenlVilla Merkel, Und die ehrende Ausstellung zum
100. Geburtstag von Max Pechstein. der mit "Ostseeu-Bii-
dem, Gemälden und Zeichnungen eingehende Würdigung
fand.
Riihimäki Finnlands Giasmuseum
Unter Patronanz der Suomen Taideteoiiisuusyhdistys
Konstflitföreningen Finnish Society of Crafts end Design
zeigte Tapio Wirkkaia. der bekannte finnische Glaskünstier,
seine Schöpfungen. Wirkkala, bei Ausstellungen im Öster-
reichischen Museum für angewandte Kunst öfter durch
seine erlesenen. klar geformten Glasobjekte aufgefallen.
besticht auch mit seinen neuen Schöpfungen durch stärk-
ste Eeherrschung der Glasformung. Wie immer. Gefäße für
den täglichen Gebrauch schmückt er sparsam. und sein
Wirken ist nach wie vor von jener linearen Prägnanz. die auf
den Urkern. das Wesen eines zu formenden Gegenstandes,
abzielt und diesen erkennen iäßt. leopold netopil
7G
Varia
New YorklWien Piakatiury der UNICEF
im Palais Pälffy
Umstritten bis erfolglos. auf das heutige Weltgeschehen
kaum von Einfluß, scheinen alle eingeleiteten ß-kleine Ver-
suche. die Welt zu went-waffnenu. Die Gegenwart ihren
Teilkriegen. dem überhendnehmenden Terror und politi-
schen Morden zittert nech wie vor unter der fürchterlichen
Drohung der großen nuklearen Auseinandersetzung. In der
Wirrnis heftigster weltpoiltischer Konfrontationen. im ver-
zweifeiten Suchen nach Gleichgewichtung prägte sich ein
ietenterZustand der Unsicherheit im Schatten derGiganten
der weltweiten Rüstung aus. Da soll das dünne Stimmchen
einer UNO-Organisation mit dem Ruf nach weltweiter Abrü-
stung Gehör finden?
An alle Staaten. an alle Grafiker der Weit wandte man sich.
um ein prägnant starkes, abschreckendes Plakat. das das
Grauen der Vernichtung darstellen soll. zu bekommen.
Der Gedanke des Abrüetens. ideell totgelaufen. soll durch
Aufrütteiung des kleinen Mannes von der Straße das Unge-
heure bewirken. Dieser Mann von der Straße soll seine Fle-
gierung. durch sie sein Volk dazu bringen. in der weltweiten
Gemeinschaft abzurüsten und keine Waffen mehr zu pro-
duzieren.
Ausschreibende die UNICEF. der in Österreich Botschafter
Dr. Haselberger versteht. Er berief für 6. 7. 1981 die Jury
Hofrat Prof. Dr. Koschatzky. H. Pasnieczyklbiidende Kunst
und L. Netopiilangewandte Kunst. Die Juroren sahen sich
einer lockeren Konkurrenz von 70 Plakaten gegenüber.
Vom Kinder- und Schülerentwurf über angehende Akade-
miker bis zum dilettierenden eingefleischten Pazifisten eine
eher unterdurchschnittliche grafische Gesamtpotenz. Dem
gestellten Thema meist ideell und auch in der Ausführung
vcrbeigegangen. grafische Schwächen zu augenschein-
lich. im strengen Ausscheidungsprozeß ein harter Kern von
fünf bis sieben mehr und minderwürdigen Entwürfen. Top-
favorit von Anfang an ein Plakat mit überdimensioneiem
Totenkopf, Charakteristikum ausfallende Zähne in Bom-
benform. Das Wort nStopp-r. Ähnlichkeiten mit Verkehrs-
zeichen oder pharmazeutischen Abschreckzeichen dräng-
ten sich auf. Dazu einige Phasenpiakate serieller Art von
Absolventen der Hochschule für angewandte Kunst. Hofrat
Koschatzky und seine Mitstreiter rn den eben pla-
kativsten Vorentwurf eines Kunstschüiers küren. Achtungs-
und Würdigungspreise für mehrere Plakate aus Händen von
Hochschülern der angewandten Kunst, Klasse Prof,
Schwarz-Korunka.
Aus 153 Ländern der Erde kommen die internationalen
Konkurrenten dieses österreichischen Plakates. in New
York wird das eine. beste. zu wählen sein. Um es vorwegzu-
nehmen. das Wissen um die internationale grafische Rele-
vanz raumt uns keinerlei Chancen ein. Der aufrütteinde gra-
fische Aufschrei zur weltweiten Abrüstung wird sicher aus
einem anderen Winkel dieser Weit kommen.
Fazit Österreichs beste Leute glänzten durch Abwesenheit.
Zu wenig Interesse? Zu viel Ehrfurcht? Fragen, auf die es
kaum Antwort geben kann. Oder vielleicht doch der ideelle
Zwiespalt des Themas. Ob sich der einfache Mensch zu
klein dünkt. so oder so Einfiuß nehmen zu können auf das
grausame Führungsspiel der Mächte dieser Welt? Oder
Ausdruck einer bedingungslosen Ohnmacht. die bedrük-
ken muli.
Heidelberg 2. Biennale
Am 24. 10.1981 wird die 2. BiennaleeuropäischerGrefik in
Szene gehen. Nach dern außerordentlichen Erfolg der
1. Heidelberger Biennale si diesmal 18 west- und ost-
europäische Lander beteiligt. Man erwartet mit über
1.000 Grafiken und an die 280 Künstlern eine An Rekord.
Eine prominente Jury. angeführt vom Präsidenten des Deut-
schen Künstlerbundes Prof. Grochowiak, übernimmt die Se-
lektion. Erinnern wir uns der dramatischen Geburt dieses
Unternehmens, Schlagzeilen, in etwa -Grafik zwischen
Atlantik und Uralt, i-Visitenkane eines ganzen Kontinents-
etc., Geburtswehen, die langsam zur Regel werden. Die
2. Biennale, geordneter, straffer. kann besserjenes Ziel ver-
folgen. das bei allen Biennalen angepeilt, aber fast nie er-
reicht wird die europäische Grafik so dicht zu konfrontie-
ren, um sie in sich lebendiger zu halten. Sich auf Europa al-
lein zu beschränken ist richtig, da eine solche historische
und geistig geformte Einheit trotz politischer Tageswirr-
nisse künstlerisch gut verdeutlicht werden kann. Biennalen
leiten dazu. eine bedingte Selektion von Kunstwerken als
echten Zeitspiegel anzusehen. In der Tat stirbt die Mehrheit
der hiebei präsentierten Kunstwerke gewissen ge-
schmacklerisohen Methoden gegenwärtiger Kunststro-
mungen unterworfen in absehbarer Zeit den Begleittod
im Zweiten und dritten Glied, sind diese völlig unaktuell und
ihr Wert steht daher von vornherein in Frage. Österreichs
Vertreter in Heidelberg Dwerak, Frohner. Hrdlicka, Kerab.
Krumpel, Part. Poisser, Reiter, Schuselka. Dali Künstler aus
der DDR teilnehmen dürfen, ist ein gutes Omen.
Lnelopil
80
66'. Neumeister-Aukg;
mit Spezialabteilung Skulpturen
9. und 10. Dezember 1981
Besichtigung 30. November bis
7. Dezember 1981, außer Sonntag.
Hans Leinberget.
nachweisbar in Landshut 1513-1530.
Mutter ottes mit Kind.
Linden olzrelief. H. 66.3 em. Spätwerk gegen 1530.
Erworben von den Museen der Stadt Regensburg
für DM 180.000 in derjuli-Auktion 1981
203. Neumeister-Auktion.
a1
NEUÄAEI TER
Münchener Kunstauktionshaus KG
Antiquitäten Skulpturen Möbel Teppiche Gemälde Graphik
Barer Straße 37 8000 München 40 Telefon 089 28 3011
illustrierter Katalog. Angebote immer erwünscht.
Beratung und Schätzung für Einlieferer jederzeit.
207. Neumeister-Auktion 11! 18. März 1982
Notizen
Baden-Baden Staatliche Kunsthalle
Diesen Spätsommer liaf hier eine unserer Zeit so entspre-
chende Kunstäußerung. Nach Buch von Rebecca Horn die
"Sonate für eine Medi illa" i-La Ferdinanda". Eine
Rauminstallation und Film in Farbe. Verblüffend dabei der
perfekte Einstieg gegenwärtiger Schau- und Darsteller in
die Historie.
BratislavalZdar n. SJWien Studio Lobmeyr
Im Heft 177 verwiesen wir auf die große Ausstellung "Cze-
choslovakian Glass 1350-1980" in Amerika. insbesondere
auf das lückenlose Anknüpfen alter traditioneller Glasma-
cherkunst an die Moderne. Lobmeyr konnte dies mit vier
tschechischen Glaskünstlern beweisen. Mit den Brüdern
J. Tomecko. P. Tomecko und L. Arzt alle aus Bratislava
sowie F. Vizner aus Zdarln. S. Erstere drei zeichnen sich
durch klare Formgobung und bildhauerisches Können aus.
Es ersteht eine gruppale Homogenität, die besticht. Vizner
ist Meister in der Beherrschung der Oberfläche. Seine zahl-
reichen Entwürfe für die böhmischen Glashütten führen in
den architekturalen Bereich. seine Leuchtkörper und
Raumtrennungselemente in Glas setzen neue Akzente. In
Erinnerung ist noch sein Beitrag beim Symposien "Kalte
Glastechniken", WCC-Kongreß. Wien, Sommer 1980, wo er
alle begeisterte, die Künstler anspornte, ähnlich vorzuge-
hen.
BruchsallKarlsruhe Sohloß Bruchsal
Von überregionaler Bedeutung die große Sommerausstel-
lung "Barock in Baden-Württemberg". Schlot! Bruchsal
allein. neu instand gesetzt. ist die Reise wert. Nach Kriegs-
einwirkungen total zerstörtes Relikt, entspricht es als zeit-
entsprechender Bau allen Voraussetzungen, Seine Adap-
tierung- äußerst aufschlußreich in einer Sonderschau extra
dargestelltagibt genaueste Einsicht in alletechnischen Er-
fahrungen des Wiederaufbaus. Man kann hinterher Vergol-
dern, Stukkateuren und Steinmetzen sowie Faßmalern auf
die Finger sehen. Drei Jahrzehnte Wiederaufbau von Grund
auf eingehend dokumentiert. Museumsaxperten, interna-
tional ihre Erfahrungen sammelnd und austauschend, fan-
den hier ein reiches Feld vor.
Ausstellung in drei Teilen Historische Einbegleitung vorn
Dreißigjährigen Krieg an. ein kulturhistorisches Panorama
des Absolutismus und drittens eine wahre Anhäufung von
Schätzen der Barockzeit der Region Baden-Württemberg.
Als veranstaltendes Museum räumte das Badische bewußt
mit den Klischeevorstellungen auf, Wien und Versailles mit
ihren prunkvollen Höfen seien Inkarnation des Barocken.
Erstmals sollten landeseigene unbekannte Kunstwerke ge-
zeigt werden. Merkwürdigerweise begann die Barockzeit
erst Mitte des 20. Jahrhunderts im Volksbewußtsein Fuß zu
fassen. Die Werke hier. ob sakraler, höfischer. aber auch
volkstümlicher Provenienz, manche von hervorragenden
Künstlern wie den Brüdern Asam und Zimmermann, Egell,
I. Günther, J. A. Feuchtmayer und J. J. Christian vermittel-
ten ein äußerst starkes barockes Gesamtbild. Doppelter
Gewinn eines Unternehmens Echte Wiedergewinnung ei-
nes bedeutsamen Baudenkmals aus dem Nachkriegs-
nichts und damit eng verknüpft erstmalig beste Präsenta-
tion des Barock in dieser Gesamtheit in Baden-Württem-
berg. Wünschenswert, daß solche potentierte neue Kunst-
stätten im alten Gewand nach den ersten Scharen des
Kunst-Tourismus nicht veroden. sondern als Stätte dauern-
der Begegnung die Kunstszene über Land beleben. Dank
den 300 internationalen Leihgebern, in unsicheren Zeiten
unschätzbare Kunstwerke herzugeben. Zahlreiche Kloster,
Kirchen und Schatzkammern, aber auch private Cameras
öffneten sich. Ein barockes Kinderparadies erwies sich als
äußerst probate kunstvolle Krabbelstube, in derKinder. ko-
stümiert. ihr ureigenstes Talent des Theatralischen aus-
spielten.
Für Nachzügler Es gibt einen zweibändigen wissenschaft-
lichen Katalog. 37 Beiträge unter den Leitlinien "Zur Epo-
che", i-Kulturgeschichte". "Kirchen und Frömmigkeit",
"Skulptur und Malerei", "Architektur", "Literatur und Mu-
sik", "Sozial- und Wirtschaftsgeschichte" behandeln die
Barockzeit Baden-Württarnbergs. 1.300 erläuternde Texte
zu den Werken der Ausstellung. Dazu aktivierte das Badi-
sche ein Gesamtprogramm im musealen Bereich. in Biblio-
theken, Klöstern. Kirchen und Schlössern mit begleitenden
Nebenausstellungen, Theateraufführungen und Konzerten
als ein Sonderereignis.
JerusalemlWien Museum moderner Kunst
Ein israelischer Künstler setzt sich mit den künstlerischen
Ausdrucksmitteln der Gegenwart bis weit vor Christus mit
Werken der Kunstgeschichte auseinander Oswaldo Rom-
berg. Von "Altamira bis Manet" schafft er malerisch-grafi-
sche wie auch subjektive Analysen bedeutender Werke der
Kunstwelt. Beginnend mit seiner ästhetisch bestimmten
Auseinandersetzung mit der Hohlenmalerei vdri Altamira,
Überzeug nisse ägyptischer Kunst, die Fresken aus Pompeji
als besondere Komplexe. widmet er auch Einzelwerken
großer alter Meister, wie van Eyck. Bellini. Botticelli, da Vin-
ci. Dürer, Holbein, Rubens und Manet. sein Können. Ge-
schickt? -Verwirrend zum Bild der Echtheit hin jedenfalls.
Karlsruhe Badisches Landesmuseum
Neben der erwähnten großen Barockschau im Schloß
Bruchsal zeigte man als Folgeausstellung der 1979 veran-
stalteten "Karlsruher Majolika1901r1978" im ehemaligen
Marmorsaal des Karlsruher Schlosses "Neue Keramiken
von H. Th. Baumann und F. Merz aus der Staatl. Majolika
Manufaktur Karlsruhe AG".
Baumann. 1924 in Basel gebürtig, international bekannter
Künstler. ist Designer in Keramik, Glas. Metall. auch Holz.
Textil und Kunststoff. Hier präsentiert er Werke. die vorwie-
gend experimentierfreudiger Inspiration entsprangen.
Hervorhebenswert jener im voraus zu sehende Teil einer
Kollektion, die demnächst in Japan die "Karlsruher Majolika"
repräsentieren wird.
Merz, 1933 in Berlin gebürtig, stellt sehr eigenwillige Uni-
kate vor. Objekte, die mit gegenständlichen Darstellungen
überzogen sind. Eine kaum mehr geübte Art des Dekorie-
rens in der Gegenwart. Anklänge an ostasiatische grafische
Sensibilität und Ausgewogenheit. Es entsteht so etwas wie
starke räumliche Spannung, die meist den gesamten Rund-
körper überzieht. Unpenibei, eher spontan emotionell. er-
reicht Merz' Schaffensweise stärkste bildhafte Reize. Beide
Künstler markieren so etwas wie einen künstlerischen Neu-
beginn in der wMaiolika-Manufaktur Karlsruhe".
München Bayerisches Nationalmuseum
Ein frisches junges Jubiläum "10 Jahre Meißener Porzellan
Sammlung Stiftung Ernst Schneider". In Schlot! Lustheim
vor München eine Würdigung dieses wohl weltberühmten
Zweiges von altern Meißener Porzellan in einer Prachtschau.
2.000 z. T. hochbedeutende Objekte. Diese Sammlung
sucht ihresgleichen und kann nur noch mit der Staatlichen
Porzellansammlung des Zwingers in Dresden verglichen
werden. Tierfiguren, Tafelaufsatze, herrliche Geschirre und
Porzellangruppen von den ersten Versuchen Böttgers.
etwa um 1710, an bis zu Porzellanen aus der Zeit des 7jähri-
gen Krieges. Objekte nach Entwürfen Friedrichs des Gro-
ßen ebenso dabei wie Teile des legendären Schwanenser-
vices des Grafen Brühl. Diese wertvolle deutsche Kunststif-
tung des industriellen Dr. h. c. Ernst Schneider 190071977
ist wohl dazu angetan, den Traum Augusts des Starken von
einemiPorzellanschloß" alsRealitäl zu sehen. DerReichtum
Münchens an Meißener Porzellan ist eklatant. Sowohl im
Bayerischen Nationalmuseum selber wie auch in der
Munchner Residenz zwei sehr bekannte Sammlungen.
Dr. Rainer Rückert. der zuständige Landeskonservator.
kann mit Fug und Recht stolz sein auf seine halbe Million
Besucher allein im Schloß Lustheim. Besucher. die nach
wie vor begeistert sind.
Nürnberg KunsthalIelPilatushauslNorishalle
Fridhelm Klein kreiert die "Ideale Landschaft", rekrutiert
und dokumentiert in Tagebüchern, Zeichnungen, Fotos
Objekte, Video, Performances. Sein Gestaltungsmittel die
Zeit. Daraus leitet Klein künstlerische Ansprüche ab. Befin-
det sich im Spannungsfeld zwischen produkt- und prozeß-
orientierter Arbeitsweise. Sein Atelier wie gesund das
freie Land. Aktionen und Zeichnungen von einer Effekti tät,
die nachdenken laßt. Notationen als Mensch-Künstler. der
vor der Landschaft steht und Ausgangspunkte. skizzierend,
in Foto und Video festhält. Tonbandgeräte zeichnen mit-
fluktuierende Geräusche mit auf.
In der Reihe "Beispiele 2181" der Albrecht-Dürer-Gesell-
schaft eine exquisite Demonstration im Pilatushaus "Japa-
nische illustrierte Bücher des 17.-19. Jahrhunderts".
Wahre Beispiele ostasiatischer Kiinstlerschaft, Grafik
schlechthin vorbildhaft.
Dr. Dieter Ronte. Direktor des Museums moderner Kunst.
Wien. führte in der Norishalle den gebürtigen Budapester
Künstler Batuz in seine Ausstellung ein. Der nach USA Emi-
grierte arbeitet vorwiegend mit Papieren. Farben und son-
stigem Beiwerk. Premiere einer Wanderausstellung über
ein Spätwerk. Batuz" künstlerische Philosophie gipfelt bei
Heidegger. Bei seinen "Works in Paper" geht es um Form-
beziehungen. Spannungen, Linien und Energie als han-
delnde Wesenhaftigkeit eines begrenzten oder geschaffe-
nen Raumes, die dem Nichts eine Bedeutung geben.
i. FIGKOP"
Schloß Bruchsal, Corps de Logis, ehem. Resident der Fürstbi-
schofe von Speyer Erbaut VOn Kardinal Damian HUQO von Schon-
born, ab 1722. Von Franz vüri Hutten als Barockschioll prächtig
ausgestattet. Außenstelle des Badischen Landasmuseums. Karls-
ruhe
Glasobjekte. Ausstellung von Kunstlern aus der CSSR bei Lobmeyr
von li. d. n. re. u. J. Tomecko. P. TOrnECkci, F. Vizner und L. Arzt
Grafik aus dar 2. Biennale Heidelberg 1981 s. S. 80
Beate Kuhn. Keramisches Objekt. Budingen. 1980. Aus der Trieri-
nale 198i, Frankfurt e. M.
Oswaldo Bamberg, Bild aus seiner Reihe "von Altamira bis Manet-
Florian Merz, Vase mit Haumdekor. 1980. Staat! Majolika Manufak-
tur Karlsruhe und Hans Thad eaurriann. sechsackiger Teiler. 1990.
Staati. Majolika Manufaktur Karlsruhe
Indischer Flhesusaffe, Detail einer 4a cm hohen Peizeiiiiniigur des
Bildhauers Johann G. Kirchner. 113a Fur das Japanische Patais
Augusts des Starken in Dresden modelliert
Fridhelm Klein, in Akiidn bei Schuttoeig, Murichenlonenohring
Schleudern einer laufenden Filmkamera im Kreis am 14. 5. 1978
81
H1. Michael
Süditalien, um 1700
Antiquitäten
HERBERT
AS EN BAUM
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Erlesene Auswahl von Kunstgewerbe. Gemälde. Skulpturen.
Österreichisches Museum für angewandte Kunst
itritt der Herbstsaison steht die Eröffnung des Saa-
äokoko sowie eines Raumes für koptische Textilien
iIXX bevor. Am Österreichischen Nationalfeiertag.
i. Oktober 1981. wird Frau Bundesminister für Wis-
aft und Forschung Dr. Dr. h.c. Hertha Firnberg die
ing vornehmen. Damit ist der Neuaufbau der Samm-
einen weiteren wichtigen Schritt vorangekommen.
Fertigstellung der Säle lllMittelalter. ll und VlllEm-
ld Biedermeier wird gearbeitet. und mit deren Eröff-
iird im großen und ganzen die untere Region des Mu-
dem Besucher offenstehen.
ausgehenden 19. Jahrhundert das Österreichische
rn für Kunst und lndustrie- genau 1864 am Ball-
atz gegründet wurde. sollte es den Zweck erfüllen.
inst und dem Kunsthandwerk der k. k. osterre"
-ungarischen Monarchie allererstes und bestmögli-
orum zu sein. Die jungen Sammlungen, der kon-
ite Ausbau der mitbegründeten Bibliothek und
ilättersammlung wie der Vorbildersammlung sowie
ische Ausstellungen ermöglichten die besten Publi-
ontakte. Publikationen wie das hervorragende
und Kunsthandwerk" der große Vorgänger unse-
schrift r-alte und moderne kunst- Museumsmittei-
Festschriften und sonstige Periodika waren ein Teil
rbindung zum Freund und Interessenten des Mu-
Dazu kamen Führungen. Lichtbildervorträge und
am Abendvorlesungen. Diese Abendvorlesungen als
ineller Bestandteil des Museumsprogramms werden
zu aufleben. Die wissenschaftlichen Beamten des
werden in der Zeit vom 22. 10. 1981725. 1982
auptthema i-Biedermeieru sprechen. Gedacht ist an
he Folgen. beginnend miteiner Definition des Begrif-
edermeierk. dem ein historischer Abriß folgt. Innen-
estaltung. Textilausstattung und Textilproduktionen.
Jfld Alltag im Biedermeier. Metallarbeiten und Re-
rung. das Wiener Biedermeier-Porzellan. die Wiener
iktur und die Malerei und Skulptur der Biedermeier-
irden innerhalb dieses umfassenden Museumspro-
behandelt werden. Der Anmeldungsstand hiezu
oraus so überwä igend. daß man zu den Abendvor-
en jeweils ein übervolles Haus haben wird. Die be-
de Ausstellung "Wiener Kunsthandwerk der Bie-
erzeit-t wird eine exquisite Auswahl aus den Samm-
als Demonstrationsgut hiezu darstellen.
iaktionsschluß sind die Vorarbeiten zur Einrichtung
sstellung ßWMF Glas. Keramik. Metall 1925-1950"
ufen. Das Österreichische Museum für angewandte
ind somit Wien genießen den alleinigen Vorzug. nach
leihe von deutschen Städten Veranstaltungsort zu
lörg Schwandt. geistiger Vater und Initiator der
richtet sie vortrefflich ein und betreut sie weiterhin
jekte aus Glas. Keramik. Metall. entstanden zwi-
1925 und 1950 in der Württembergischen Metallwa-
'ik. GeislingenlSteige. Ein nahezu unbekannter Ab-
tscher Kunstgeschichte dokumentiert sich in erlese-
ijekten.
eitere Ausstellung, "Kleider machen Leuten. ist den
gewidmet. Sie wird diesen Winter eröffnet werden
auf dieser Seite besprochen und grundsatzlich in ei-
ößeren Beitrag dieses Heftes auf Seite 26 behandelt.
aliothek und Kunstblättersammlung wird mit ihrer
en Ausstellung ihr ansehnliches Programm weiter-
Unter dem Titel "Ornamentale Variationen des
ismus" wird Hofrat Univ.-Prof. DDr. Gerhart Egger
er Reihe von Blättern dem Thema gerecht werden.
auch Besprechung auf dieser Seite.
I. netopil
ientale Variationen des Manierismus
ge der künstlerischen Vorlage zur Bekanntmachung
eiterführung von Ornamenten. Dekorationen und
raphien ist ei nes der größten Probleme in der gesam-
schichte der Kunst. Besonders konkret wird der Be-
ir Vorlage in der Zeit vom 15. bis zum beginnenden
rhundert. in der als Holzschnitte. Kupferstiche. Ra-
;en und Drucke eigene Vorlageblatter in großer Zahl
gegeben wurden. Diese Blättersind für die ornamen-
orative Entwicklung der Neuzeit sowie auch für die
mung von Objekten besonders wertvoll. Für diese
iusstellung in der Bibliothek des Österreichischen
ms wurde aus dem umfangreichen Bestand von etwa
Blatt eine kleine Auswahl unter einem besonderen
getroffen Die ornamentale Situation des Manieris-
as sind die Entwürfe aus der Mitte und 2. Hälfte des
rhunderts aus ganz Europa. Manierismus ist letzten
die ins Phantastische und Absurde gehende Ent-
'lg der Dekoration der Renaissance. die selbstdie Va-
über die Dekorationsbilder der römischen Kaiserzeit
a. ln Florenz begann diese Bewegung im späten
fand in den Raffaelischen Dekorationen in den Log-
is Vatikans einen Hohepunkl und verbreitete sich als
ira norenlinau über die ganze Welt. Die Hochblüte der
istikfend dieses dekorative System in Frankreich und
ederlanden. Die nahezu unendlichen Variationsrnög-
len. die sich aus der ursprünglichen Reriaissancede-
-.. .1 er 1... ...,j
koration ergaben, sollen in der Ausstellung durch eine
Reihe von ausgewählten Vorlageblättern deutlich gemacht
werden. Gerhart Egger
Kleider machen Leute
Vorn Dezember 1981 bis März 1982 findet im Österreichi-
schen Museum für angewandte Kunst eine Ausstellung un-
ter dem Titel "Kleider machen Leute- statt. Diese Exposi-
tion unterscheidet sich von anderen dadurch. daß es sich
um die erste Ausstellung für Kinder in Österreich handelt. In
Zusammenarbeit mit dem Kunsthistorischen Museum wird
versucht. dieses Thema Kindern im Alter von bis 12 Jahren
nahezubringen. Dabei soll keine historische Kostümabfolge
gezeigt. sondern die Funktion der Kleidu ng veranschaulicht
werden. Warum bekleidet sich der Mensch?
Die wichtigste Rolle spielt das Gewand als Schutz vor auße-
ren Einflüssen. Kälte beispielsweise verlangt das Tragen
wärmender Kleidungsstücke. hiebei mag an Eskimos oder
Lapplandbewohner gedacht werden. Die Ritterrüstung
wiederum wurde als Schutzvorrichtung gegen Verletzun-
gen im Kampf verwendet. Diese Schutzfunktion findet sich
beim Fechtanzug ebenso wie in der Ausrüstung des lmkers.
Die Arbeitsmontur hat vor allem die Aufgabe. vor Schmutz
zu schützen.
Den größten Bereich der Ausstellung nimmt jedoch die
schmückende Funktion der Kleidung ein. Dabei soll auf die
verschiedensten Modeströmungen eingegangen werden
und der Wechsel von Farbe. Form. Schnitt und Material der
Bekleidung und ihrer Accessoires aufgezeigt werden. der
sich seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts in immer kürze-
ren Intervallen vollzog. Das Streben nach dem Schönheits-
ideal der jeweiligen Zeit prägte die Kleidung und schreckte
auch vor der Verzerrung der körperlichen Proportionen mit-
tels Krinolinen. dem Cul de Paris oder der Erringung der
Wespentaille nicht zurück.
Dem Titel i-Kleider machen Leute-r entspricht am meisten
die dritte Funktion des Gewandes als Ausdruck eines be-
stimmten sozialen Standes. Damit ist das Ordenskleid des
Geistlichen ebenso gemeint wie die Uniform des Soldaten
oder der Talar des Richters. Dem Bereich der Phantasie zu-
geordnet wird die Verkleidung als wichtiges Requisit des
Theaters oder eines Maskenfestes.
Das Thema Kleidung wurde für diese Kinderausstellung
deswegen ausgewählt. weil sich dies bei der Gemein-
schaftsarbeit von Bibliothek und Textilsammlung gleich-
sam von selbst ergab. Außerdem istKleidung für Kinder kein
musealer Begriff. sondern ein Erfahrungswen aus dem täg-
lichen Leben und für sie vielleicht deswegen von besonde-
rem Interesse.
Bisherige Kinderführungen im Österreichischen Museum
fürangewandte Kunst haben ergeben. daß Kinder sehr wohl
an Museen oder deren Objekten Anteil nehmen. wenn man
ihnen das Dargestellte ihrem Alter und Bild ngsgrad ent-
sprechend aufbereitet. Sie sellen dabei zu kün gen Muse-
umsbesuchern herangebildet und nicht durch Scheu und
Desinteresse dem Vergangenen gegenüber abgeschreckt
werden. Das Museum bekommt somit auch die Möglichkeit.
bestimmte Lern- und Erfahrungsmängel auszugleichen
und so das Verständnis für die Vorzeit zu wecken.
In Österreich wurden bisher an den verschiedenen Museen
wohl Kinderführungen. aber keine Kinderausstellungen
veranstaltet. wie sie beispielsweise in Deutschland und Hol-
land üblich sind. An den Erfahrungen. die dabei in diesen
Ländern gemacht wurden. haben wir uns orientiert. Mittels
verschiedenster Gegenstände. wie Gemälden. Keramiken.
Textilien. Graphiken. Holz- und Metallobjekten. soll den
jungen Besuchern gezeigt werden, welch wichtige Rolle die
Kleidung innehat. Auf das Darstellen der gegenwärtigen
Mode wird bis auf wenige Ausnahmen bewußt verzichtet.
weil sich die Kinder damit selbst identifizieren sollen. wobei
ihnen in der Ausstellung aufgestellte Spiegel angeboten
werden. in denen sie sich beobachten können. Sie werden
somit in die Exposition direkt mit einbezogen. gleichsam
zum Ausstellungsobjekt. Dem kindlichen Lieblingsspiel
dem Verkleiden wird mittels historischer Kostüme. die auf
Rahmen aufgenäht sind. dadurch Rechnung getragen. daß
sich die Kinder hinter diese Attrappen stellen und im ge-
genüberliegenden Spiegel selbst in Kleidern aus verschie-
denen Jahrhunderten sehen können. Obwohl es sich um
eine Ausstellung für Kinder handelt. glauben wir doch. daß
die Vielfalt derausgestellten Objekte selbst für Erwachsene
von Interesse sein dürfte. Elisabeth Schmuttermeier
Daniel Hüpfer. Kandelabergroteske. um 1540
Franz Huys. Masken. 1555-67
Corrielis Floris. manieristische Vase. 1555
Corrieiis Eos, Rahmenwerk mit eirrgeaperrten Figuren. 1554
Maria Likarz. Postkarte da! iener Werkstatte. OMAK.
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Arts Liberaux Paris 1771. OMAK. lriv. Nr. BJ. lll 21
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Österreichisches Museum für angewandte Kunst
Im Sommer 198! geb die Ausstellung wösterreic he Ke-
ramik 190071980- Einblick in die Vielfalt der heimischen
Keramikszene des 20. Jahrhunderts. Die aufschIuBreiche
Schau läuft in den Bundesländern als Wanderausstellung
LinzlNordico 26. 6.-20. 9. 1981 GrazlJoanneum No-
vember-Dezernber 1981 SalzburglCarolino Augusteum
6. 7.v5. 10. 1982, Neben den über 100 in Wien gezeigten
Objekten aus Beständen unseres Museums stehen charak-
teristische Beispiele österreichischer Keramik aus dem
Grazer JoanneumlAbt. für Kunstgewerbe und einige neue
Objekte aus Wiener und Linzer Privathesitz. Mit der im
September gezeigten internationalen Ausstellung zeitge-
nössischer Textilkunst sind die beiden Hauptzweige des
Kunstgewerbes. Keramik und Textilien, in ihrer existenzbe-
gründenden Funktion für Künstler und Werk vor der Öffent-
lichkeit präsent gewesen.
Ausstellungen
WMF Glas. Keramik. Metall 1925-1950
16. 10.29. 11. 1981. Altes HauslEitelbergersaal und
Galerie
Wiener Kunsthandwerk der Biedermeierzeit
16. 10. 1981728. 3. 1982. Altes HauslSeitengalerien
Ornamentale Variationen des Manierismus
Altes HauslAusstellungsraum der Bibliothek und
Kunstblättersammlung
Ende November 1981 bis Mai 1962
Kleider machen Leute, Kinderausstellung
Neues HauslAusstellungshalle
Dezember 1981 bis März 1982
Außenstellen
Schloßmuseum Riegersburg beendet am 31. 10. 1981
die Besuchersaison
Sohloß Petronell noch bis 29. 11. 1981 geöffnet
Günter Düriegel, Wien auf alten Photographien, Ju-
gend und Volk Verlagsges, Wien-München 1981.
148 Seiten. ÖS 498,-
Wer. der eine Ausstellung im Historischen Museum der
Stadt Wien besuchte und dort diese oder jene Stätte. an der
eine bekannte Persönlichkeit wirkte. in einer alten Ansicht
sah. wünschte sich nicht. mehr Bilder vom Wien seiner Vä-
ter oder Großväter zu sehen? Welcher Wiener wollte nicht
wissen. wie der Stadtteil. in dem er wohnt. in dem er arbeitet.
vor hundert Jahren ausgesehen hat? Hier ist ihm dieser
Wunsch erfüllt! Die bisher z. T. noch nie veröffentlichten
213 Fotos, oft großformatig. zeigen uns Wiener lnterieurs
aus einer Zeitspanne von 1854 bis 1916.
Der 36 Seiten umfassende einleitende Text des Autors. wis-
senschaftlicher Obermuseumsrat und Leiter des topogra-
phischen Referates im Historischen Museum der Stadt
Wien. gibt einen Überblick vom Geschehen jener Zeit. Die
politischen und sozialen Strukturen der Stadt werden auf-
gezeigt und vereinfachende Klischees von der Backheridl-
zeit berichtigt. Den Text begleiten jeweils in der Flandspalte
literarische Zeugnisse der Zeitgenossen. gleichsam als un-
mittelbare Aussagen. Die Daten der Stadterweiterungen
und der baulichen Veränderungen werden im Zusam-
menhang mit den wirtschaftlichen und politischen Verän-
derungen beleuchtet. Die Situation wird in den verschiede-
nen Kunstsparten mit we en Beispielen erläutert.
lm umfangreichen Bildteil finden wir dann eine Fülle alter
Ansichten vom Ratzenstadl. von den Elendsquartieren der
Randbezirke bis zum MakartaAtelier. Fotos von den Abtra-
gungsarbeiten der Befestigungsanlagen bis zu den Neu-
bauten der Ringstraße. von der Waldandacht im Prater bis
zum Industriepalast der Weltausstellung 1873. Wir können
die seltsamen Hüte der wFirmgodlnt- um 1900 vorSt. Stefan
bewundern und die stählernen Gerippe der neuen Donau-
brücken. an die sich heute nur mehr die älteren Menschen
erinnern können. Um manchen romantischen oder verv
träumten Winkel der Innenstadt werden wir halt!!! heim An-
das mit unbestechlichen Wiedergaben einen Bog
Wiener Nachmärz biszum Tod des alten Kaisers spai
diesem Grund wäre es wohl auch angemessener gi
das Bild vom Trauerzug als letztes zu bringen. Zal
Hinweise und Quellenangaben geben dem intere
Leser Möglichkeit. sich über die Themen noch
orientieren. Aloi
Leo Zogmayer. lstrien. Edition E. Hilger. Wie
ÖS 280,-
Das schön gebundene und auf verschiedenfarbigen
bibliophil ausgestattete Buch wird von einem Essay.
in einergut leserlichen Garamond leicht. von Milo
geleitet. Schon diese knappen 10 Seiten sind ein
Humorvoll. wie Dor nun ist, und doch sowohl mit
schichte als auch den geographischen Verhältnis
stens vertraut. gibt er. von Persönlichem ausgehe
Bild der istrischen Landschaft und des Lebens in ihr
gleitung eines Bildbandes. wie man es sich nurimm
schen kann! Es folgen dann drei abwechselnde Blö
jeweils Wiedergaben von Fotografien und Federze
gen Leo Zogmayers. Dabei zeigt sich. daß ein gute
rier ein guterSchauender sein muß und damit auch
Voraussetzungen für einen guten Fotografen mitbr
sind. wie andersil. keine besonderen Dinge. die derl
mit der Kamera und mit der Tusche festhält. Wer sie
dem Buch sieht, stellt fest. daß sie festhaltenswert
paar alte Mauern, Feldeinfriedungen. ein Tümpel mi
heulen. eine krumme Zweiräderspur. einsame
Häuser mit unproportionierten kleinen Fenstern.
Kostbarkeiten, die in unserer Heimat fast schon ausi
sind. Der zweite Teil ist mehrarchitektonischen Det
der dritte dem Ensemble gewidmet. Die Zeichnung
Fotos entstanden zwischen 1976 und 1930 während
ren Fahrten durch Istrien. Die meisten Bilder wurc
angemerkt. im Inneren des Landes gemacht. das wir
lich ärmer als das Küstengebiet ist und daher noch Vl
an ltrcnriinnlirhnr Qrehänhnit hßchv! Vtlnhleännd
yf. 4M 1M 71km ßfrqr
AyJr-y
gVAJ-VfWJC-J Ja 1,4 auf, jlÄfge-wflillrw" 97 4m;
gdlerie dm groben vvien groben
herrndnn jünger goldscnrniededrbeiren 42. 40, M. 4984
seine schdptungen sind botscnorren dn uns, verstdndrgungen rur senende, oussoge senner Iebensourrossung, Yenscne und zercnen es rsi grophr-
scher kult den er aus meloHen scnmledel, es srnd sprele und expennvenre dem beschouer dem ern subjeklrves erlebnrs brs rn den unerrorscnhcnen
bereuen. den Wlf unsere exrsrenz nennen aus dem zur ousslellung entstandenen kolulog rherrnonn JUÜQGL goldscnrnredeoroellen- rn der golene
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