6 Edmund Moiret, vDer neue Morgenk, 1917. Kalkstein. Buda- pest, Grabmal für Albert Schikedanz 7 Edmund Moiret, wDie sich Spiegelndett, 1919. Ton Ferenc Sidlo zusammen. Moiret hatte immer einen Hang zum Mystizismus und die venrvandte Gedankenwelt der Gödöllöer Aladar Körösföi-Kriesch, Sandor Nagy, Ferenc Sidlo, der Brü- der Remsey und anderer. sowie deren künstlerisches Ideal übten große Anziehungskraft auf ihn aus und er fühlte sich ihnen verwandt. Den inneren, idealen Kern der Kunst Edmund Moirets bildete ein eigenartiger Schönheits- und Lebenskultus, von rätselhaften, individualistisch interpretierten Sym- bolen beschwert. in seiner Vorstellungswelt blieb er meist auf dem Niveau der Allegorie. in deren Form ste- hen, was sich in dekorativen feinen klassizierenden Ak- ten verkörperte. Schon aus seinen Frühwerken spürt man das Bemühen, mysteriöse Gedankeninhalte auszudrücken und hier sind seine gelungensten Schöpfungen die, bei denen der Zwang der symbolischen Bedeutung die Körperfor- men nichterstarren oder irgendwie gesuchterscheinen läßt. Am stärksten ist Moiret in seinen Bronzeplaketten. Diese von Famlllenmitgliedern und Freunden angefer- tigten Porträts kennzeichnen feintühlende Formung, hauchzarte Flächenbehandlung und eine die Individua- lität des Modells voll erfassende. tiefgehende Men- schendarstellung. Die Brüsseler Schule erweist sich an der zarten, weichen Modellierung der Arbeiten. Um die Jahre 1909l1O ändert sich der Stil des jungen Bildhauers entscheidend. Zuvor, im Jahre 1908, ge- winnt erbei einem Wettbewerb fürein Grabmal des Kar- dinals Peter Pazmany ein Rom-Stipendium. Nach des- sen Ablauf besucht er im Oktober 1908 die Klasse des Meisters Edmund Hellmer an der Wiener Akademie der bildenden Künste. Sein Stil festigt sich und in seinen Entwürfen beginnt ein ausgesprochenes Bestreben nach Monumentalität zu dominieren. In erster Linie an seinen Gebäudeplastiken, Reliefs und Grabdenkmalern preßterdie Figurgleichsam in geome- trische Formen. Er betont stark den tektonischen Cha- rakter des Körpers und hebt das Spiel der Muskeln durch harte eckige Formen hervor. Seine Athleten er- fahren nach hellenistischem Vorbild eine vereinfachen- de Umstilisierung. In der Tätigkeit Edmund Moirets ist der Ideale und abstrakte Ideen symbolisierende weibli- cheAkt-alsSinnbild mystischerkosmischerKräfte- das wesentliche Problem des Bildhauers. Seineweiblichen Figurensind lyrischgestimmt, undder nharte Stil-t, der zu Beginn der 10er Jahre seine Werke kennzeichnete, ist an ihnen weniger zu beobachten. Er versieht seine fragilen. durchgeistigten und schwärme- risch-hingerissenen Figuren mit Aufschriften, Mottos und Versen, läBt diese in pathetischer Sprache den ver- borgenen Sinn gegenüber den Mächten der Finsternis, vom heiligen Wunder des Lebens, der Schönheit, der Liebe und der Mutterschaft erklären. imJahre1910steIItMoireteinekleine KollektionimWie- ner ßiHagenbundk aus, dieselbe stellt er später in Buda- pest aus und gewinnt damit dort den ansehnlichen György-Räth-Preis. Er erhält nun mehrere amtliche Auf- träge und wird eingeladen. an der Budapester Hoch- schule fürKunstgewerbezu lehren. Ende1910wird ihm ein Sohn geboren und er kehrt nach Ungarn zurück, be- hält aber seine Wiener Wohnung, Als Künstler erfolg- reich und aufwärtsstrebend, arbeitet er an zahlreichen Gebäudeplastiken, Porträts und Plaketten und wird mit Preisen ausgezeichnet (u.a, dem Franz-Joseph-Jubi- läumspreis der Stadt Budapest). Zwischen 1910 - 1912 veranstaltet Moiret zwei größe- reAusstelIungen undwird imJahre 1 91 1 eingeladen, an der Technischen Hochschule Bildhauerei zu lehren. Fast neun Jahrelang übt der diese Tätigkeit aus. Im Jahre 1913 nimmt er am Wettbewerb für ein Denk- mal der Kaiserin und Königin Elisabeth teil und gewinnt den 2. Preis. Seine rastlose künstlerische Tätigkeit er- fährt selbst bei Ausbruch des Weltkrieges keine Unter- brechung. Während des ganzen Krieges leistet er Spi- talsdienst, Erarbeitet an Kriegsdenkmälern, deren Ent- würfe aber dann nicht ausgeführt werden. Der im Jahre 1914 gefaßte Plan zur Bildung einer Künstlerkolonie er- litt auch Schiffbruch, obwohl er im Jahre 1918für kurze Zeit wieder auflebte. Dieser Zeitspanne verdanken vie- le lyrisch-gehaltvolle Kleinplastiken und Grabmäier ihr Dasein. 1919 verzeichnet er in seiner selbst verfaßten Lebensbeschreibung: i-Berufung nagy Wien durch 2 Verleger(Arsenal und vKuvou) Niederlegung der2 Lehr- stellen wegen andauernder Überarbeitung (36 Lehr- stunden in der Woche und unglückliche Familien- Ereignisse und Umstände). 1920. Teilweise Übersied- lung nach Wien wegen Arbeiten für 2 Verlegers Während der Zwischenkriegszeit unterhielt Edmund Moiret noch eine Wohnung in Budapest und nahm regen Anteil am ungarischen Kunstleben. Im Jahre 1923 ver- anstaltete er zwei kollektive Ausstellungen, im Ernst- Museum und im Nemzeti Szalon(NationaIsaIon). Erwar auch Mitglied der Künstlervereinigung KEVE (Garbe) und nCehbelieku (Zünftler). Seine erste große muvreausstellung fand im Jahre 1924 im Theseus-Tempel des Wiener Volksgartens statt. Er stellte dort 32 Plastiken aus. In der Zeit zwi- schen den zwei Weltkriegen fertigt er eine stattliche An- zahl von Porträtbüsten sowie Kleinplastiken an. Daneben beschäftigte ihn sehr stark die Utopie einer idealen Stadt: wStadt des neuen Lebens-t. Hlezu fertigte er zahllose architektonische Entwürfe an und stellte beim "Internationalen Kongreß für Städtebauti, Wien, t 926, etwa 1 00 Entwürfe ausdiesen Planen aus und ver- breitete überdies seine Ideen in Publikationen und Vor- trägen. Sein Mystizismus steigerte sich in der Folge und wurde um die Kenntnis der Lehren der orientalischen Kulturen bereichert. Auch seine künstlerische Tätigkeit war da- von beeinflußt. Weiters beschäftigte er sich mit dem Propagieren von idealistischen kulturellen und gesellschaftlichen Refor- men, Seine Verbindung mit Ungarn brach auch in den dreißi- ger Jahren nicht ab. Im Jahre 1930 wurde das von ihm fürseinen Freund,den GodollöerMalerAladarKörösföi- Kriesch angefertigteGrabmal enthüllt. FürSzekeslehe- var(Stuhlweißenburghertigte ereine Statue des Königs Ludwig des Großen (1938) und für Sopron (Ödenburg) ein Relief an, das König Stephan und Gisela darstellt, Die Tätigkeit Edmund Moirets nach dem Jahre 1945 ge- hört bereits in den Kreis der österreichischen Kunst. Er starb im Jahre 1965 in Wien und sein Nachlaß wird von seiner zweiten Frau betreut. Seine Verbindungen mit Ungarn waren abgebrochen. Sein Lebenswerk ist noch nicht aufgearbeitet und es kann deswegen noch nichtversuchtwerden, eszu werten. Uns scheinen in er- ster Linie seine Werke aus derZeitvordem ersten Welt- krieg als sehr bedeutend, nicht nurwegen ihres lokalen historischen Wertes - da sie den Geschmack und die Formenweltderungarischen undderWienerSezession glücklich vereinigen -, sondern auch wegen ihres in- neren ästhetischen Wertes. Besonders interessant und bemerkenswert ist seine kunstgewerbliche Tätigkeit, seine Möbel, von denen es sich lohnen würde, eine Son- derausstellung zu veranstalten. Es handelt sich dabei um ein sowohl im WienerGeschmack puritan geometri- sches wie gleichzeitig im siebenbürgischen Mittelalter wurzelndeseinzigartlges Möbelensemble, welches das Bild, das wirvon der Formensprache und ihrem Verhält- nis zur Funktionalität und Konstruktionsweise geschaf- fen haben, um neue Erfahrungen bereichern konnte. 9 Edmund Moiret, nFlehender Knaben, 1927, Gips OQ