Der Triumph der Gerechtigkeit,
der Tapferkeit und der Liebe
Zur Ausstattung der Trakte des 17. Jahr-
hunderts um den Prälaturhof des Stiftes
Alfenburg
Johanna von Herzogenberg
Das Krönungsfest für König
Leopold II. in Prag 1791
Barbara Wild
Der Wiener Goldschmied Joseph Moser 12
Gerhart Egger
Der Schmuck des Gnadenbildes
von Maria Dreieichen 22
Wilhelm Mrazek
Die Schlacht von Belgrad,
Prinz Eugen und die Glasschneidekunst 26
Alois Vogel
Die Landschaft des österreichischen
Donauraumes in der Graphik von heute 30
Für den Kunstsammler
Richard Steiskai-Paur
Denkzeichen an die Türkenbelagerung
des Jahres 1683 38
Kunsthandel, Auktionen 50
Künstlerprofil
Ernst Len
von Anton Gugg 52
Aktuelles KunstgeschehenlÖsterreich 54
Saizburger Barockmuseum 60
Österreichisches Museum für angewandte Kunst 63
Impressum vor Seite
Bildnachweis 64
HERAUSGEBER
Gerhart Egger Herbert Fux Wilhelm Mrazek Kurt Rossacher
REDAKTION ÖSTERREICHISCHES MUSEUM FÜR ANGEWANDTE KUNST,
A-1010 WIEN, STUBENRING TEL. 0222 72 5696, Hanna Egger Chefredakteur,
verantwortlich für den Inhalt, Alois Vogel Wiener Kunstkritik, Bundesländerbericht,
Leopold Netopil Berichte, Umbruch, lmprimatur
ZWEIGREDAKTION SALZBURG SALZBURGER BAROCKMUSEUM, A-5024 SALZ-
BURG, MIRABELLGARTEN, POSTFACH 12, TEL. 62 22 774 32.- Franz Wagner
Salzburger Kunst und Kunstkrltik, Kurt Rossacher Gesamtgestaltung
EIGENTÜMER UND VERLEGER AMK-Verlag, A-6040 Innsbruck, Kugelfangweg 15,
Tel. 05222162531-0". HERSTELLUNG Rauchdruck Ges. m. b. H. Co. KG.
6040 Innsbruck, Kugeltangweg Tel. 52 22162 531- 0'. Bildherstellung Tiroler
Reprc, 6010 Innsbruck, Erlerstraße 7.
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Bundesministerium lür Unterricht und Kunst. Für unverlangte Einsendung von
Manuskripten und Fotos wird nicht gehaftet.
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Rates, second class mail included. subscription lssues numbers per anno
US 42.- by air US 62.-
Glückwunschadresse an den von mir so
ten Herrn Professor Dr. Kurt Rossacher
Meine Überlegungwar. ihnen. geehrter Herr Prc
der Sie doch mit Barock. barocker Kultur, ba
Denken so eng verbunden sind, einen Beitrag Zl
festlichen Geburtstag zu widmen. in dem die
von Stift Altenburg aus dem 17. Jahrhundert zurr
Male publiziert und ihr Programm entschlüssi
den,
Darf ich Ihnen aber nicht nur diesen Beitrag.
ein Heft der von Ihnen durch zuletzt schwe
schwerste Zeiten getragenen, geförderten unr
stützten Kunstzeitschriftvalte und moderne Kun
men.
Es ist diese Zeitschrift, dank Ihres Entgegenkor
nichtnurimmerengermitunserem Haus, demÖ
chischen Museum lür angewandte Kunst, verl
worden; sie ist ein Denkstein lür lhregroßzügigz
Stützung der wissenschaftlichen Forschung ur
lich die einzige wirkliche Kunstzeitschrift Östei
Ihrem unermüdlichen Einsatzist es zu danken.d
dem Sie die Herausgabe im Jahre 1982 überni
haben, die Zeitschrift alle Krisen überdauern kor
ren vornehmenCharakterwahren und wissensc
hochwertig internationale Bedeutung erringen
Sieistfürden Kunsthistorikerwie auch iürSamn
Kunstfreunde von großer Wichtigkeit.
Die Autoren dieser für Sie als Ehrenheft gesi
Nummer der Zeitschrift nalte und moderne Kur
hen alle seit langem in kollegialer und freund
cherVerblndung zu Ihnen und emplinden es ehe
ich als Bedürfnis. Ihnen zu danken. Aber auchi
herausgeber und die Redaktion wollen Ihnen
langjähriges Bemühen um die Zeitschrift und lr
ermüdlichen Einsatz für ihr Weiterbestehen mit
Ehrenheft aufrichtig Dank sagen.
Hanne
Hanna Egger
Der Triumph der Gerechtigkeit,
der Tapferkeit und der Liebe
ZurAusstattung derTrakte des 17. Jahrhun-
derts um den Prälaturhol des Stiftes Alten-
burg
im Rotelbuch des Stiftes Altenburg aus dem Jahre
1681 isteineinTemperagemalteAnslchtdes Stiftes riab
Occidenteri wiedergegeben", die deutlich den schloß-
artig repräsentativen Charakter der Klosteranlage des
späten 17. Jahrhunderts zeigt? Abb. 9. Altenburg war
während des 17. Jahrhundertszum Zentrum der gegen-
reformatorischen Bewegung im ganzen Waldviertel ge-
worden. Zu Beginn des Jahres 652 wurde Abt Benedikt
Leiss 1648- 1658 von Kaiser Ferdinand lll.. dessen
Landschaftsverordneter und kaiserlicher Rat er war.
beauftragt. zusammen mit dem Freiherrn Joachim von
Windhag die Gegenreformation im Viertel ober dem
Mannhartsberg zu vollenden Wohl aufgrund der Erfol-
ge des Abtes ergab es sich als selbstverständlich. daß
gleichzeitig im Stift mit einer regen Bautätigkeit im Sin-
ne gegenreformalorischer Fleprasentationsvorsteilun-
gen begonnen wurde. Zunächst ging es um die Wieder-
errichtung der Stiftskirche. die am 12. August 1650
durch einen Blitzschlag abgebranntwar. Bartholomäus
Lucas, Maurermeisteraus Waidhofen. wird 851 beauf-
tragt, rrdiebereits angefangenen Kirchensaulemdarauf
das Hauptgewblb bestehen muß, aufführen und mit Ka-
pitellen und Gesimsen vollendenri, das Hauptgewölb
machen wwie es der gefertigte Abriß mitsich und an den
Tag gibt". dann an beiden Seiten der Kirchen Kapellen
und darüber Fensterbauen, und alles was neu gemacht
wurde riputzen bzw. tünchenrif
Am 8. April 1654 schließt Abt Benedikt Leiss mit Bartho-
lomäus Lucas einen Kontrakt bezüglich der Renovie-
rung der alten und neuen Sakristei und des Chores ab.
sowie den Ausbau des neuen Stockes von der Abtei bis
zum neuen Zimmer. und die Aufführung eines Saales
über dem neugewölbten Kuhstall betreffend. Kurz dar-
auf. im Juni desselben Jahres, wird mit Bartholomaus
Lucas wegen "Gewölbung des Kühestalls unnd Darauß-
machung eines Sallsrr verhandelt 1656 wird von der
Gewölbung eines Saales und der Kellergewölbung ge-
sprochen, 1657 schließlich MWSQEU deß von Neuen Ge-
päu an fortführung des Stockhs im Neuen Zimmern.
Am 21. Oktober 1658 wurde Maurus Boxler 1658 bis
1681 zum Nachfolger des verstorbenen Abtes Bene-
dikt Leiss gewählt. ihm oblag es vor allem. die von Abt
Benedikt angefangenen oder in Auftrag gegebenen
Bauten weiterzuführen. Offenbar hatte Abt Benedikt ei-
nen Gesamtplan dervon ihm beabsichtigten neuen Klo-
steranlageersteilen lassen, da inden Quellen mehrfach
von einem gefertigten wAbriß-i gesprochen wird. An die-
sen Gesamtplan dürften sich Abt Mau rus Boxler und der
von ihm weiterhin beschäftigte Maurermeister Batholo-
maus Lucas gehalten haben. in der Zeit zwischen 1660
und 1662 wurde der lange Konventtrakt errichtete; da-
nach wollte Bartholomaus Lucas nicht länger mit dem
Abt zusammenarbeiten. da er nalso beschwerlich und
kiuegrr. daß ein ehrlicher Baumeister nicht bestehen
könne. Das Stift möge sich um einen anderen Baumei-
ster umsehen Am 15. August 1664 wird ein nDigflUSM
mit Geörgen Hiemmer Georg Hiemer, Stukkateur. ab-
geschlossen vwegen dem Abris gemeß Verferttigung
und Übersichmachung der Stockhator Arbeit in Orato-
rio und Vorsaal heraußenu." Dieses Oratorio und sein
Vorsaal befinden sich in dem den Konventtrakt mit der
Apsis der Kirche verbindenden Gebäude vgl. Abb. 9.
1671 wurde der Bau eines Brunnens im Pralatenhof des
Klosters vereinbart. wobei der Brunnen von Schloß
Greillenstein als Vorbild dienen sollte
Am 14. Juni 1675 wird schließlich mit dem Homer Mau-
rermeister Hans Hochhaltinger ein Kontrakt
schlossen "wegen Aufführung eines neuen Str
dem ObrißgemäßrcGemeintistdamitdieErrichtt
großzügigen und repräsentativen Prälatur. Dreie
ne Kontrakte mit dem Wiener Stukkateur
Schlagm aus den Jahren 1676-1678 lassen
men. daß die Mehrzahl der Stuckverzierungen
Räumen des der Kirche westlich vorgelagerten
tes mitAusnahme derGästezimmer im repräsen
Südtrakt von Schlag und seinen Gehilfen stamme
Beginn zurAnlage dieses in sich geschlossenen.
artigen Abteihotes westlich der Kirche bilde
bereits zu Ende des 16. Jahrhunderts errichtete
geschossiges. turmbewehrtes Abtstockei vo
Kirchturm. Während der2. Hälfte des 17. Jahrhi
wurde. wie anhand der ausgewählten urkundlicf
richte gezeigt werden konnte. kontinuierlich we
baut und eine imposante Kiosterarchitektur deri
reformation des 17. Jahrhunderts geschaffen.
stellung im Altenburger Rotelbuch Abb. ist
zu entnehmen, daß der Piano nobile im Oberge
lag. wobei die Raumabfolge folgendermaßen gs
war Über eine Treppe im ehemaligen Abtstöc
reichte man die Amtsräume der Hotmeisterei
rpheus, Fresko in der ehem Holmeisxerei des Stiftes
rltenburg
rpoll und Diana, Fresko in der ehem. Hofmexsterei des Stil-
es Allenburg
.uropa auldem Stier, Freskomderehem. Hoimeistereides
itihes Altenburg
Jephalusund Procrrs, Freskoin derehem. Hofmeisiereides
itiltes Altenburg
uns und Merkur, Fresko in der ehem. Hmmeislerei des Stif-
as Altenburg
laphne, die sich in einen Lorbeerbaum verwandelt, flieht
or Apoll, Fresko in der ehem. Hofmelslerei des Slihes
xltenburg
richters. Das Wirtschaftsarchiv schließt an. lm Süd-
t. dessen Hoffassade von einer zweiarmigen Frei-
ipe mit Torpavillon bestimmt wurde, liegen die
antlichen Repräsentationsräume.
Freitreppe führte zu einem Vorraum, zu dessen ei-
Seite die Gästezimmer. das irGeraser Zimmerrr und
nZwettler Zimmern liegen. zur anderen die Galerie,
einschiffiger Wandelgang für vHerren und große
sbnlichkeitenr."
ir ein Eckkabinett erreicht man die beiden unter
irus Boxler umgebauten bzw. errichteten Flügel der
ien Pralatur. Fast alle der genannten Räume zeich-
sich durch bedeutende Stukkaturen aus und schlie-
die Trakte des Altenburger Prälatenhofes zu einem
ierkenswerten und heute nur noch selten erhalte-
klösterlichen Raumensemble des 17. Jahrhun-
s. Höhepunkt innerhalb der Flaumabfolge aber stel-
die Hofmeisterei. die Galerie und der Saal der Liebe
erPrälaturdar, dieunterAbt Raimund Regondi1681
1715 von einem urkundlich nicht faßbaren und un-
annt gebliebenen Maler mit Fresken ausgestattet
den.
Hinweis. daß die Fresken zur Flegierung von Abt
nund Flegondi entstanden sind, findet sich im mittle-
ierTriun-iph der Gerechtigkeit, Deckenfresko in der ehem.
iofmeisterei des Stiftes Altenburg
upiter stürzt Neid und Hoffahrt, Deckenfresko in der ehem.
iofmeisterei des Stiftes Altenburg
ierkungen 13
siarrsicriisctie Kunsttüpogrephie OKT. Bd v. Bezirk Horn. wien
11.S 315 11 Katalog Barocke Kunst aus Waldvienler Klöstern. Ai-
nburg 1956, Nr 12. Katalog Groieskes Barock, Altenburg 1975,
i. 350 352. Gerhan und Hanna Egger. Schatzkammer in der Pra-
iur des Stiftes Altenburg, Wien 1979. Nr. B7 Schriften der Bibliothek
is Österreichischen Museums lur angewandte Kunst, 19.
ußerhardseebach.ZurEaugeschicritedesStiltesAitehburg,in.Stiit
tenburg und seine Kunstschatze, Si Füllen -Wien. 1981. S. 601
regorschweighofer, DieGeSChiCrtle des Stiftes Altenburg, in. Stift Äl-
nburg und seine Kunstscrlatle, St Füllen -Wi9n, 1981. S. 28, sowie
'chtv 1. osterr. Gescriichtsquellen IV. 147
;t. Gregor Sctiweighofer. a. 27.
iftsarchiv. Dignus mit rMaister Barlirrie Lucasl. 3. Juni 1654
KT 261
xenda. 2B 1.. sowie Sliftsarchtv. Brief des Bartholomaus Lucas an
in Hofmeister Friedrich Joachim Geuckier
iftsarchiv, Digrius mit Geörgen Hlemmer. ts. August tssrt. scwie
KT S. 263.
iltsarchiv. Kontraktmildern Steirtrnetzen Paul Sftcklerzu Eggeribiirg
irn 1. August 1671 Vgl. auch ÖKT, 253
eoflrey Beard, Stuck, Die Entwicklung plastischer Dekoration, Herr-
hir1g19B3,S.215 nennt Jakob Schlag riur lrn Zusammenhang mit
zirten 1675 1678m der Leopoldtkapeiie iri Kiosterneuburg durchge-
hrten Sluckarbeiten,
aebach. 0., 5.62. unter Berufung aufWoifram Prinz, Die Entste-
mg derGalerte in Frankreich und Italien. Berlin 197D Allerdingszitiert
'inzS.10u.S 60seinerseitsVincenzoScamozzt,derin seirternWerk
ell'idea della arctiilettura universale. Venedig 1615.13 l. libro ll cap
illll. 305, diese Definition bringt.
ünaiicrie Mirteiiungvon Patertäregorscnweigtioter. dem ich riictitriur
ir diesen Hinweis, sondern iur Zahlreiche Anregungen zu danken ha-
uigruna einer späteren Vsrwendungsändarung wird der Saal auch in
Llfelltuf lälsßhllCh als r-Trieatersaaln bezeichnet
ren Bildfeld der Galerie, wo Merkur dem Götterpaar Ju-
piter und Juno ein Cartellino folgenden Inhaltes über-
bringt i-Victoria undt Eroberung Nissa beschehen im
Monath Octob, 1689". Das angesprochene Jahr fällt in
die Regierungszeit von Ftegondi. gibt einen Terminus
post für die Malereien und läßt annehmen, daß in einem
solchen Repräsentationsraum ein aktuelles zeitge-
schichtliches Ereignis festgehalten wurde Abb. 11.
Pater Gregor Schweighoter, langjähriger Archivar des
Stiftes Altenburg, meinte aufgrund von mehreren Hin-
weisen.dieergefunden hattedaßesunternaimund Re-
gondi einen ständigen Stiftsmaler inAltenburg gegeben
hätte, dem die Fresken zuzuschreiben wären." Eine
Überlegung, die angesichts der stilistischen Uneinheit-
lichkeit der Szenen in den einzelnen Räumen nicht ganz
haltbar erscheint. Es ist vielmehr wahrscheinlich. daß
unter Raimund Ftegondi drei Maler im Stift beschäftigt
waren, Einem war die Ausmalung der stucklosen Gale-
rie übertragen,die ingroßer Einheitlichkeit figuraleSze-
nen mit Scheinarchitektur und reicherOrnamentik ver-
bindet.
An denfreien Feldern in den Stukkaturen der Hofmeiste-
rei und des Saales der Liebe dürften zwei Hände gear-
beitet haben ein Vedutenmalervon sehr guter Qualität
und ein etwas schwächerer Figurenrnaler. Insgesamt
dürfte diemalerische Ausschmückung derdrei genann-
ten Säle zwischen 1690 und 1700 171 durchgeführt
worden sein. Zur gleichen Zeit erhielten das ursprüngli-
che Stiegenhaus. das Gästezimmer und das Wirt-
schaftsarchiv ihre Stuckdekoration. Eine Dekoration
aus gefiederten Akanthuszweigen, Blättern und Blüten-
zweigen sowie stilisierten Muschelmotiven in der Art
der Vorlageblätter von Georg Conrad Bodenehr, die un-
ter dem Titel iiNeu lnventirt Französisches Lauber
Buch von unterschiedlichen Schwüngen auf die Neue-
ste Manierit bei Jeremias Wolf in Augsburg um 1700 er-
schienen sind. lm Zwettler Zimmer erscheint der Stuck
dichter, bereichert durch Blumenkörbe, Putten und gro-
teske Masken. Die Stiftswappen von Zwettl und Alten-
burg dominieren an den Längswanden in bemaltem und
vergoldetem Stuck.
Der rechteckige Raum der Hofmeisterei", dessen Ton-
nengewölbe mit einspringenden Kappen auf eierstab-
geschmückten Wandtragern aufruht. ist reich mit
schwerem Stuck offenbar von Jakob Schlag, solcherart
ausgestattet, daß einzelne Felder zur Aufnahme von
Malereien ausgespart sind. Das Programm dieser Ma-
lereien sollte zweifelsohne der Bestimmung des Rau-
mes entsprechen. Der Hoirneisterei, das heißt der Ver-
waltung der Stiftsherrschaft war auch die Rechtsspre-
chungeingegliedert.Selbstdie Blutgerichtsbarkeitwur-
de durch mehrere Jahrhunderte in Altenburg ausgeübt
und ging erst nach einem verlorenen Prozeß endgültig
aui das Landgericht Horn über," Demgemäß sind
Fresken und Emblemata auf den Repräsentationsraum
der alten stittlichen Herrschaftsverwaltung abge-
stimmt.
lmTonnengewölbe selbst sind zwei Fresken in reichem
Stuck-Rollwerkrahmen angebracht.
im Sturmllug reitet Jupiter auf seinem Adler, das Blitze-
bündel schwingend, Kronos hinter sich lassend, Den
Neid mit dem Schlangenhaarß und die Hoffahrt stürzt
erindieTiefe. DemsiegreichenJupiterhuldigtMars,ge-
stützt auf den Gorgonenschild Abb. 8.
im zweiten Deckeniresko wird der Triumph der Justitia
dargestellt. Auf Wolken thront die Gerechtigkeit mit
Schwert und Waage, unter ihr ergießen Abundantiam,
der Überfluß, und Luxuria, der Reichtum, ihre Schätze
auf die Erde" Abb. 7.
Nachdem Jupiter, Neid und Hofiahrt, den Ursprung al-
ler Laster und Vergehen gestürzt. triumphiert die Ge-
rechtigkeit.NurwoGerechtigkeitherrschtgibtdieErde
ihre Frucht, gedeihen Handel und Gewerbe.
In den Fresken an den Gewölbeleldern sind zunächst
unterdern rächenden undsiegreichenJupiterdas göttli-
che Geschwisterpaar Apollo und Diana dargestellt
Abb.2.ApoIIQderGottderSQnne,derGarantdersittli-
chen Ordnung und des edlen Maßes. Diana, die Mond-
göttin. Schutzherrin der Jugend und Jungfräulichkeit.
Ihnen gegenüber, unter dem Triumph der Gerechtig-
keit, tritt Juno, Hüterin der Ehe mit ihrem Attribut, dem
Pfau, aus dem Walde. Neben ihr Merkur, der Gott des
Handels und Gewerbes, der Flügelsandalen, Stab und
Reisehutträgt Abb. 5. So wird vom lnventor gleichsam
ein Bogen gespannt von der Versinnbildlichung dersitt-
lichenOrdnungAbb. die herrschen kann,wenn Neid
oder Zwietracht und Hoffahrt gestürzt sind Abb. die
Gerechtigkeit regiert, Wohlstand und Reichtum erblü-
hen Abb. das heilige Recht der Ehe gewahrt bleibt
und der Handel floriert Abb. 5.
In den Bogenfeldern zu selten vonJuno und Merkursind
Cephalus und Procris Abb. sowie Apoll und Daphne
Abb. dargestellt. Die Szenen entsprechen der litera-
rischen Grundlage in Ovids Metamorphosen Vll.
835-860. sowie 490- 555. Wenngleich die Erzäh-
lungvonCephalusundProcrisnichtin Picinellis Mundus
symbolicusw aufgenommen ist, dürfte sie jedoch hier
gleichnishaft dafür stehen, daß unbegründete Eifer-
sucht in der Ehe zu Tod und Leid iührt,
Gegenüber dem über seine tote Procris trauernden Ce-
phalus verfolgt Apoll die keusche Daphne. Die Keusch-
heit wird durch die Flucht gerettet oder iiin fuga victo-
riamii gibt Picinelli als Lemma an's
Eifersucht in der Ehe und Begierde vor der Ehe führen
zur Verderbnis; die Flucht vor dem sündhaften Verge-
hen erklärt der Augustiner-Chorherr Picinelli als Sieg,
Daß der Maler aber nicht nur nach Angaben des Inven-
tors und derjenem bekannten literarischen Vorlage ge-
arbeitet hat, sondern sich darüber hinaus auch an Kup-
ferstlchvoriagewerken orientierte, kann gerade an die-
sem Fresko nachgewiesen werden. Der aus Straßburg
gebürtigeRadiererJohannWilhelrn Baurfolgtenachei-
nerlangenZeiLdie-erin ltalienverbrachthatte, imJahre
1637 dem Rufe Kaiser Ferdinands lll. nach Wien, wo er
Hofmalerwurde und zwischen 1639 und 1640 sein um-
langreiches Werk, die 151 bizarren und theatrali
Radierungen zu den Metamorphosen des Ovid
Das Werk erschien 1641. erfreute sich großer
heit und wurde mehrfach kopiertfw Wenngleir
Szene derVerfolgung Daphnes durchApoll bei Ba
etwas derb volkstümlichen Art der Mitte des 17
hunderts entspricht, diente sie doch deutlich als
gefürdie Umsetzung in ein demStreben nach höli
Eleganz des späten 17. Jahrhunderts nachkomm
Fresko des Stiftes Altenburg.
AuchbeidemderDaphneszenefolgenden Bildde
gers OrpheusAbb. dargestellt nach Ovid, Met
phosen X. 145, kann eine kompositionelle Abhang
von Baurs Radierung festgestellt werden, wenn
hierdiederEntstehungszeitentsprechende stilis
Umsetzung in den Rahmen höfischer Eleganz
deutlicher ist als bei der Daphneszene.
Picinelli gibt im iiMundus symbolicusii der Szer
Ansicht des Stiftes Altenburg iiab Occidenteir au
Altenburger Hulelbuch von 1651
10 Alexander Konstantin der Große überreicht einer
herrn Ludwig von BadeneBaden den Marscht
Deckeniresko in der Galerie des Stiftes Altenburg
11 Merkur überbringt Jupiter undJunn die Botschait vo
der kaiserlichen Truppen, zu Nissa 16891 Deckenlri
der Galerie des Stiftes Altenburg
12 Jupiter emptangt den Sieger derschlacht von Nissa
graf Ludwig von Baden. Deckentresko in der Galei
Stiftes Altenburg
13 Mars läßt sich von Vulkan seine Walten schrr
Deckenfresko in gernalier Ornamentkartusche in de
rie des Stilles Altenburg
14 PaxweistMlnerva auldentnurnpnierenden Ludwigx
den. Deckenlresko in gernaller Ornamentkartuschs
Galerie des Stilles Altenburg
Anmerkungen 14 l9Anm 20 25 s. S.
Miiieiiung von Pater eregci scriweigncier
Vgl. dazu Caesare Rlpa, Iconoiogta, Padue 151 I. lnvidta, S.
Supefbla, am, österreicriiscnes Museum rur angewandte
Bibliothek und Kunslblattersarnmlung, lnvxNr. B43
Darstellung irn Alterituurger Freskoweicnt etwas von der angcg
BeSCllrelburlg ab. Dennoch halle ICh diese Deutung tur angeme
als die Meinung, es handle sich um den Sturz der Giganten
OKT S. 308.
Abundantla, Ripa, 1611,a
Die Luxuria weicnt von dem bDl Riga angegebenen Fgrrnenki
und nimmt ener lüge der Fortune und der Providentta dlvlfläi
Caesaris Hipae. des heruhrrilen italienischen Hitlers sinnbii
Gedaricken. welchen ledesmahlen eine nierzii taugiicne HlSlO
Glelchrilsbeygelügelder damaligrzAulorurid VerlegerJon Get
tel, in Augsburg o. l. Peis 2. Tal 132 152 und Tal 162
Fiiippc Picineiii. Muridus symtmltcus in emblematum universiia
1729 tiiaiieriische Erstausgabe Mailand 1653, ÖStEllElChiSCl
Seum für angewandte Kunst. Blblicltrek und Kunstbiattersan
lnv Nr s. l.2561DDlllB
Picirieiii, Sie oben pag. 154
na nCanendo moveturk und preist die Macht der
und Dichtung."
eus gegenübergestellt ist das Bild der Europa auf
Stier Abb. nach Ovid. Metamorphosen ll.
875. Wie sehr die Szenen dem Text entsprechen.
idieserStelle ausgeführt. Bei Ovid heißt es, daß Ju-
die Gestalt des Stieres annimmt, jedoch weiß wie
ee ist. mit kleinen Hörnern. durchscheinend als
sie aus Edelsteinen gearbeitet. Die Stirne hat
Trotzendes. das Auge nichts Furchterregendes.
iene strahlt Frieden aus. Das Liebesspiel mit Age-
Tochter Europa beginnt, sie umwindet ihn mit iri-
Girlanden, bis sie sich schließlich auf seinen
en setzt. Da strebt der Gott vom Festland weg und
seine Beute überdie Meeresfläche. Die Entführte
igt sich und blickt zum Strand zurück. den sie ver-
hat. Mit der Rechten hält sie ein Horn des Stieres
das flatternde Kleid bauscht sich im Winde.
Fteusnerzz stellt die lkon unter das Lemma vsursum cor-
dar. "Empor die Herzen!"
im Epigramm deutet er den Bericht von der Entlührung
Europas als Wendung zu Gott.
Konsequent sind all die der römischen Mythologie ent-
nommenen Szenen moralisierenden Inhaltes. Dem ent-
sprechen auch die monochrom gemalten Emblemata in
den Stichkappen. Die Reihe beginnt zur Seite von Juno
und Merkur mit einem ptlügenden Amor oder Cupido.
der mit der Linken seinen Pfeil hochhält. derjedoch ver-
schlungen ist als lkon mit der Subskriptio iiNe doleas
factum tu prior ipse videri Willst du eine Tat nicht be-
reuen, siehdich zuerstvor. Die folgende lkon zeigtAmor
am Rücken eines Löwen. den er mit einem Seil
händigt" wOmnia vincit amor. sed nubus vincit amorri
wohl amorem, Die Liebe siegt über alles. abervnubusri
unübersetzbar. wahrscheinlich ein Schreibfehler und
soll nullus keiner heißen besiegtdie Liebe. Einewei-
tere Übersetzungsmöglichkeit ergibt sich. wenr
vOmniavincitamor. sed nudusstatt nubuswincitz
liest. Alles besiegt die Liebe. aber die Liebe braucl
ne Watten. Amor. der Ptroplreis einem Baum ein
stellt das nächste Bild dar. mit der Subskriptio nSi
non idemnon tarnen altererorr- Ich möge dirnicr
selbe sein. aber dennoch werde ich nicht ein an
sein." Das Emblem ist in der Stichkappe nebe
Darstellung von der Verwandlung der Daphne in
Lorbeerbaum. In den Stichkappen nach der Orp
Darstellung ist zuerst eine Windmühle dargestel
tua non spirat gratia truncus erori Wenn deine
nicht weht. werde ich als Strunk verdorren. gefolg
dem Bild einer Katze voreiner Mausetalle, Amor ir
lergrund. Die Subskriptio lautet DNOH ruis peius si
prima fugisri. Du stürzest nicht in größeres Übel.
du die ersten Mißgeschicke fliehstfs
In der Kappe neben Apoll und Diana ist ein tlüchti
Hirsch dargestellt. getroffen von Amors Pfeil. iiTela dei
fugias non tarnen effugiestt Fiiehst du auch die Waf-
fen Gottes, entkommst du ihnen dennoch nicht." Über
Eck zeigtdas nächste Bild Amor unter Sonne, Mond und
Sternen sitzend. riPulchrae essent aliae tu nisi pulchra
forestt Die anderen würden schön sein, sofern nur du
schon wärest. Dem folgt die Darstellung eines stürzen-
den Betrunkenen. iiCausa meae mortis saepe fuit bibe-
rett Der Grund meines Todes war, oft zu trinken.
Die beiden letzten Szenen zeigen einen Mann, der ei-
nemAlten dieZunge herausreißt. iiHaec mala lingua fuit
quarn quoque ouaeso cavett Es war eine böse Zunge.
welchedubitteauch meiden sollst, Und schließlicheine
brennende Fackel auf einer Säule, Amor daneben. in
das Licht fliegen Schmetterlinge und Bienen. itSic nobis
spes est optima causa malitt So ist uns die Hoffnung
der beste Grund zum Übel. oder so ist für uns die beste
Erwartung eine Veranlassung zum Übel. Die Gestaltung
all der beschriebenen Emblemata geht vom morali-
schen lmerativ oder Optativ der Subskriptio aus. klassi-
sche Ausgewogenheit fehlt ihnen. Dagegen aber wir-
ken sie im Raume der obersten stiftlichen Verwaltung
und Rechtssprechung als stumme Ratgeber."
Repräsentativer Höhepunkt der Stiftsanlage des
17. Jahrhunderts ist zweifellos die unter Abt Benedikt
Leiss 1657 errichtete und unter Raimund Regondi mit
Fresken versehene Galerie. Nach Vincenzo Scamozzi
eine aus der Antike übernommene Anlage, eine Wan-
delhalle von besonderem Reichtum der Ausstattung,
denn sie diente allein für Fürsten und große
Personlichkeiten." Nikolaus Goldmann schreibt in sei-
ner vollständigen Anweisung zu der Zivil-Baukunst"
vVon den Spatzier-Sählen oder Galerientt. daß diese
Raume sehr lange. nicht übrig breite Zimmer sein sol-
len, mit einandergegenüberliegenden Fenstern an den
langen Seiten. trefflichen Gemälden. und Türen an den
beiden schmalen Seiten; wieder einander gegenüber-
liegend. Dieser Raumvorstellung kommt die Altenbur-
ger Galerie voll nach. Die Ausstattungsprogramme der
frühen Galerien Frankreichs und Italiens. zumeist my-
thologischen Inhaltes, dienten immer nur derVerherrIi-
chung des Bauherren. Dieser Sinn blieb erhalten, wenn
auch die lkonographieim Laufe derZeitWandlungen er-
fuhr. Stets aber mehrte die Galerie den Ruhm des Bau-
herren und demonstrierte seinen gesellschaftlichen
Anspruch." Benedikt Leiss, der große Mann der Ge-
genreformation. der den Protestantismus im Waldvier-
tel siegreich bekämpfte, errichtete den Bau. Unter Abt
Raimund Regondi wurde er zu einer Zeit ausgestattet,
da der Türke, ein neuer Erbfeind des katholischen Chri-
stentums, endgültig zurückgeschlagen worden war; zu
einer Zeit aber auch, da gerade Stift Altenburg wegen
der hohen Abgaben zur Finanzierung der Türkenkriege
unter erheblichem finanziellen Druck gestanden war.
Am 30.August 1683 hatte das Stift den vierten Teil eines
Jahreseinkommens abzuliefern. 1685 war eine ittEÜla
Ecclesiasticati von 12.566 fi. abzugeben. abgesehen
von der zu leistenden iiTürkensteuew, Die Hohe des
Darlehens. das Kaiser Leopold I. 1688 vom Stift erhielt.
ist nicht bekannt. 1702 erhielt er 10.000 fl.. Joseph I.
16.000 fi. Außerdem ein iwGeschenkt von 300 Spezies-
Dukaten, wobei Joseph gelegentlich der Übergabe
bemerkt haben soll, daß es den anderen Pralaten, die
das nicht tun wollen, nicht zum besten bekommen
werde." Vielleicht ist in alledem eine Erklärung enthal-
ten, warum nicht der Kaiser. sondern der Sieger der
Schlacht von Nissa, Ludwig von Baden-Baden. der iiTür-
kenluisti, in den DeckenmedaillonsderGalerie apotheo-
tisch verherrlicht wird Abb. 10 12. Man zeigte sich
modern, indem man ein jüngst stattgefundenes politi-
sches Ereignis von großer Tragweite aufgriff und damit
auch dem Haus Österreich in gewisser Weise ein Denk-
mal setzte, zugleich wußte man die eigene Leistung,
die großen finanziellen Opfer. durch die die Türken-
kriege siegreich beendet werden konnten, zu betonen.
Am 24. September 1689 hatte die große Schlacht von
Nissa stattgefunden unter dem Oberbefehl Feldmar-
schalls Ludwig von Baden-Baden. Dem Bericht des
16
Anmerkungen 20 34 Anm. 20 25 Text S.
Ein Exemplar der Ausgabe von 1541 befindet sich in der BiblilJtriEk des
Österreichischen Museums ror angewandte Kunst B. I. 1075 16.
rDem Hoch Edlen und Gestrsngßri Herren Joriae von Heyssperg Autt
Merckenstein. Poiertsteln, etc Unnd Beysitzer Der N.O, Land ..Jd-
hann Wilhelm Baut lrtvenlor St lecit Viennae Austriae 1641 Siehe auch
Thieme-Becker, Kunstlerlaxlkbn lll B9 t.
11 Picinelli. a. a. 0., pag. 155.
Nicoles Rsusner, Emblemata. Franklurt. Feyerabend, 1581. Holz-
schnitte von Viigll Solis und Josl Arrtrrtari. Österreichisches Museum
tur angewandte Kunst. Elblldthök und Kunstblattersarnmlung 1.4261
Llb lll Embl. Nr. 39.
AndreasAlcialus, Ernblemlta cum commenterlis amplissimis Passau,
1621,Üsterrelctilsches Museum lurangewaridie Kunst. Bibliothek und
Kunstblattersarrlmlung E. tO13QD 13. D59 441 ,Zeigt eine lkon mit
Amor im rrturripriwsgen. der von zwei Lowen gezogen wird mit dem
Lemma Potentissimus atfectus amor. Jakob Masen. Speculum imagi-
num veritatis OCCLIttBE, Köln 1581 Österreichisches Museum fürange-
wandte Kunst, Bibliothek und Kunslblatlersammlung E. l.2521 5D 147.
pag. 394, beschreibt unter dem LemmaAmor omniavincit eine lkon. in
der Amor den Löwen beherrscht.
Das Bild Plroprreiser von Amor eingesetzt kommt in dem Emblamata-
Sammelband von Henkel-Schone mehrtactt vor, ledoch mit anderem
Lemma blw. Epigramm. Vgl. Arthur Henkel, Albrecht Schone Hsg
Emblamata, Handbuch zur Sinnbildkunst des XVI. und XVll Jahrhun-
derts. Stuttgart 1967. Sp. 158, 169.
Ebenda, Sp. 591, bringt eine übereinstimmende Darstellung mit der B8-
deutung Gefangenschaft der Liebe.
Ebenda, So. 472 So flieht der Gotiiose von seinem Gewissen verfolgt
Zum belehrenden Charakter der Emblemala Vgl Gregor Lechner, Em-
biamata Zur barocken Symboiaprache Stilt Gdttweig 1977. 9.
PrlnZ, 3.0.. S. 10
NlkOlaUS Goldmann. VollständigeAnweisung lu der Zivil-Baukunst etc,
hg von Leonhard Christoph Sturm. Braunschweig, 1699. Österreichi-
sches Museum tllir angewandte Kunst. Bibliothek und Kunstbiätter-
sammlung, lnv. Nr, B,t 1004 lll 3.
Prinz. a. 10,. S. 60
Sctiweigriofe a. a.0.. S. 30
Oswatd Redlich. Welimactit des Barock, Wien 1961, S. 442.
Ernst Petrasch. DerTüikenluis. Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden
in Die Türken vor Wien 1683. Salzburg-Wien 1982, 226 t.
Folgende Arbeiten der Autorin zur lkbnographie des Stiftes Altenburg
sind bereits erschienen
Hanna Egger. Bemerkungen zur lkonographie der Fresken von siiit
Qitäiouäg. in Katalog i-Grotaskss Bsrockn. stirt Altenburg uns.
Die Biidsrwait des Stiftes Altenburg. stirt Altenburg und seine Kunst-
scriatze, st. Poliert 196i
Die nbesonders rneublierre und gezierie TodtenCapelle-r des Stiftes
Altenburg. iri' alte und moderne Kunst. 25. Jg. H. 172, S. 15
Die Frage nach dem Inventur des Eildprngrarnms von Stift Altenburg
und die lkonographle der Sakristei. in alte und moderne Kunst, 26. Jg.
177, S. 10,
Markgrafenentsprechend,solldieSchlachtden
lichen kaum 300 Mann. den Türken bei 10.000 gei
haben?
Seinen endgültigengroßen Sieg errang Ludwig-W
in der Schlacht von Slankamen, nordwestlich vo
grad, im Jahre 1691 In tagelangen Dank- und Fre
testen wurde der glorreiche Sieg des Türkenluts
ert. Der König von Spanien verlieh dem Markgraft
Goldene Vlies, der Kaiser ernannte ihn zum Ge
leutnant, die höchste militärische Ehre, die das
Habsburg zu vergeben hatte Wahrscheinlich
es diese Triumphfeiern sowie der triumphale Einz
seph l. inWien nachseinerKrönungzumi-iomisch-
nig im Jahre 1693. die den Anlaß zu den Allent
Fresken gaben und die auch die historische Unge
keit hinsichtlich der Datumsangabe der Schlaci
Nissa auf dem bereits erwähnten Cartellino eri
würden.
in den Deckenmalereien wurden die dem 17. Jal
derf eigenen neuhumanislischen Strömungen
Rückführung der herrschaftlichen Repräsentat
die Zeit der Antike wirksam. im ersten Ovalmer
übergibt Alexander der Große, möglicherweise
KonstantinderGroßederin Nissageboren worde
dem vor ihm knienden Ludwig Wilhelm den Mars
stab. Ein Krieger halt die Reichsfahne. Die Darst
erhebt keinerlei Anspruch auf Realismus. Gesic
ge, Kostüme, Harnische und Helme entstammer
rtrömischent Phantasiewelt Abb. 10.
Auf Wolken thronen Jupiter und Juno im Mitteln
Ion. Merkur überbringt ihnen die Botschaft vom Si
Nissa Abb. 11. Zuletzt empfängt Jupiter selb
siegreichen Feldherrn, über dem ein Putto mit Lo
kranz und Friedenspalme schwebt. Rächend vt
sich der Adler Jupiters mit dem Blitzbündel dem
dem Wolkenthron sich krümmenden. geschla
Türken zu, auf den der Feldherr mit seiner Recht
umphierend weist Abb. 12. in den Kartuschene
Deckenenden des Saales sind Mars dargestei
sich von Vulkan die Waffen schmieden läßtAbb.
Pax. die der weisen Minerva einen Ölzweig bringt
renddem sie mit ihrer rechten Hand auf den voi
ter empfangenen triumphierenden Feldherrn
Abb. 14. In Scheinarchitekturnischen an den
der Schmalseiten des Raumes sind Kaiser Leot
derwiederum hinaufweist aufden Triumph seine
herrn Abb. 15, und König Joseph dargestellt
der lorbeerbekränzte Raimund Graf Montecucct
der auf sich weisende Ludwig Wilhelm von Bade
gerdes Goldenen Vlieses, wodurch neuerdings
tierungshinweis auf nach 1691 bzw. 1693 gegebi
DieZwickel indenSegmenten überdenjeweilsvie
stern an jeder Langseite der Galerie sind mit Emb
geschmückt. Jedes der Embleme besteht aus de
und dem Lemma. Betritt man die Galerie von dt
sprünglichen, repräsentativen Treppenhaus ai
lautetdaserste Lemma zur linken Seite iiinvitum
vat idem facit occidentitt wer unwillig dient.
für den Untergang bereitet den Untergang vor
Bild zeigt einen auf einem Sockel knienden Krieg
blößten Hauptes, der das Schwert ins Feuer häl
folgende Emblem steht unterdem Motto iihistoria
fit splendidiortt. lrn Laufe der Geschichte Wi
Tapferkeit noch glanzvoller und zeigt einen, üb-
nem aufWaffen ruhenden Schreibpult. sitzenden
riker. iiPrudentertemporeetlocott.weisedurch Zr
Ort. zeigt eine auf ihrgealtertes Gesicht blickend
inRuinenlandschaft,eineSchlangein ihrerRechti
tend. Zunächst der Minerva findet sich das Emblt
dem Lemma ripraemium virtutis honostt Ehre
PreisderTapferkeit-miteinerDarsfellungderT
mit Posaune und Lorbeerkranz.
Dem gegenüber stehen folgende Emblemata
rechten Seite itNemo fortis nisi et iustusu Kei
tapfer. wenn er nicht auch gerecht ist mit eint
StellungeinesaufeinemSockel ruhendentriumpl
den Kriegers Abb. 16. Das Lemma nstudio et
tiart. durch Fleiß und Wachsamkeit steht über eint
riserLeopbldl in Schernarchrtekturnrsche, auf den trium-
rerenden Feldherrn Ludwig von Baden weisend. Fresko
der Schmalseite der Galerie
wblem in einem Fensterzwickel an der Langseite der
ilerie
Liebewird mit Rosen bekrönt. Fresko im Mittelmedsillon
Saales der Liebe in der vNeuen Prälaturu
21 Emblemkartuschen an den Gewölbsbcgenfeldern im
al der Liebe in der i-Neuen Prälatur
der Minerva. nLabor cmnia vincitu, die Arbeit besiegt al-
les, zeigt einen aufTrophäen stehenden Feldherren mit
Uhr und Palmzweig. Den Emblematazyklus schließt die
Darstellung der Fortuna ab mit dem Lemma nnulli prae-
statveloxfortunafidemri,dasGlückerweistniemandem
schnell Treue. Somit sind alle Emblemata auf den Tri-
umph des siegreichen Feldherrn abgestimmt und dem
entsprechen auch die blau mcnochrom gemalten Putti
in Medaillons über den Fenstern, die verschiedenste
Rüstungen, Waffen und Kriegsgerät tragen. Unter den
Fenstern sind Medaillons. wiederum blau monochrom,
mit nfremdländischenv Landschaften angebracht.
All die geschilderten Szenen sind eingebunden in
Scheinarchitekturen und eine farblich reich nuancierte
Ornamentik aus Lorbeerschnüren, Akanthusblattern,
Rdsengirlanden und grotesken Blattgesichtern. Der
dritte bedeutende Raum der Ausstattung des späten
17. Jahrhunderts ist der "Saal der Lieben in dem von
Hans Hochhaltinger errichteten und von Jakob Schlag
stuckierten "neuen Prälatentrakt. Im Mittelmedaillon
throntdie von Putten bekrönte Personifikation der Liebe
mit der Subskriptio namor coronatur amorerr, die Liebe
wird durch die Liebe bekrönt. Die Krone. die Caritas
abererhält, ist ein Kranz aus Rosen, den Rosen ausdem
Wappen des Stiftes Altenburg Abb. 17. Dem regieren-
20
18
den Abt des Stiftes, Raimund Regondi, dienen die hier
angebrachten Bilder zu seinem persönlichen Triumph,
wenngleich benediktinische. stets gültige Lehrvorstel-
lung mit einbezogen werden muß. Sternförmig gehen
die Darstellungen von der Mitte, der Caritas, aus. Das
Emblem nach der Kirche zugewandt, steht unter dem
Lemma nurit nun ccmburit amorx, die Liebe brennt. ver-
brenntabernicht, übereiner Darstellung von zwei einen
Brennspiegel tragenden Putti, für dessen Strahl ein
dritter Putto, einen Baum und einen Rosenstrauch aus-
einanderhaltend, Raum schafft Abb. 18. Dem gegen-
über steht das Lemma mectit amoremu, die Liebe fügt
zusammen, mit drei einen Ring tragenden Putten. den
sie mit Rosen bestecken Abb. 19. Die beiden letzten
Felder stehen unter der Devise vnon onerantur amoreit,
sie werden durch die Liebe nicht beschwert, und zeigen
drei eine lnful tragende Putten Abb. 20 sowie nfulcitur
amorea, durch die Liebe wird er strahlend, mit einem
von drei Putten mit Rosen bekränztem Pedum Abb. 21
Damit hat Abt Raimund Regondi in dem von ihm unmit-
telbarnach 1700mit Fresken ausgestatteten Raum sein
Programm niedergelegt, um in repräsentativer Weise
seine Herrschaftsvorstellung darzulegen und den
Glanz benediktinischen Mönchstums wie auch den
Splendor des Klosters Altenburg zu erhöhen?
21
jlyrßllzllzm 111011 fzlajm Wrr wlu
ljmr,
dir
551.? 1.. Muww 1574m
1.4;
anna von Herzogenberg
Krönungsfest für
"lig Leopold ll. in Prag 1791
Ausstellung irPrag und Böhmen. Malerische An-
en 1790- 191041, die der Adalbert-Stifter-Verein,
zhen. in Zusammenarbeit mit dem Österreichi-
Museum fürangewandte Kunst und der Österrei-
hen Nationalbibliothek diesen Sommer in SchloB
znegg veranstaltet, sind neben den großen Map-
rerken des 19. Jh.s vor allem bei den Prag-Ansich-
ane hervorzuheben, die im letzten Jahrzehnt des
ms in Prag radiert und verlegt wurden. Sie gehören
iellos zu den qualitätvollsten Blättern dieserSchau,
iesind vom Format und der Farbigkeit herden Räu-
aesonders angemessen und wirken in diesem Rah-
geradezu ideal. Es handelt sich um die Katalog-
nern 25,ergänztdurcn Leihgaben derÖNB, im
tzkatalog 20.
rden Künstlern finden wir Leopold Peuker. Joseph
Scotti de Cassano, Philipp und Franz Heger. Jo-
Berka, Caspar Pluth, Johann Balzer. Alle Blätter
dem verdienstvollen neuen Werk von Ingo Nebe-
md Robert Wagner, Bibliographie altösterreichi-
Ansichtenwerke aus fünl Jahrhunderten, Graz
fi. verzeichnet, und im Ausstellungskatalog aus-
ch beschrieben.
rden Darstellungen der großen Bauwerke Prags
lS Hradschin, der Kirchen und Klöster, der Plätze
itraßen, derMoldau-Ufer, fallen fünfBlätterauf. die
ein bzw. zwei Gebäude in richtigen Architeklenrissen
vorführen,wahrenddasfünlte Blatteinen Blickinden ln-
nenraum ireigibt, in dem das oben erwähnte Krönungs-
lest, ein großer Ball, stattlindet. Es gibt nach Nebehayl
Wagner noch ein sechstes Blatt. das aber in keiner der
bei dieserAusstellung mitwirkenden Sammlungen auf-
zufinden war. Österreichische Nationalbibliothek.
Sammlungen der Veste Coburg, Germanisches Natio-
nalmuseum, Privatsammlung; Nebehaylwagner Bd. t.
S. 349, Heger Nr. 29 vPerspectivische Vorstellung des
Saales nach der Kupferplatte Nr. 7. Plan 1. figurirt
und gestochen durch Johann Berka 179m, Auskunft
des Museums der Stadt Prag. Es handelt sich um je
zwei Grundrisse, Durchschnitte, Profile und Fassaden
zweierGebaude, von denen eines heute noch in der Pra-
ger Altstadt steht das berühmte National- oder Stände-
theater heute Tyl-Theater genannt und eben in Fle-
staurierung und einen Saalbau. der als reine Holz-
konstruktion nur lür dieses Fest anläßlich der Krönung
errichtet worden war. Unter Plan Nr. und wird der
Festsaal, unter Plan Nr. und das Nationaltheater ge-
zeigt, wobei die Querschnitte aufeinander bezogen
sind und auf Plan der Anbau deutlich abzulesen ist.
Die Widmungen der Blätter, die eine Größe von je
ca. 50 70 cm haben, sind in deutscher und französi-
scher Sprache abgefaßt. In der Mitte dieser Adressen
Bemerkungen zu fünf graphischen Blätre
sind jeweils Wappen. Beim Festsaal das böhmisc
Landeswappen mit dem silbernen Löwen aul rot
Grund. beim Theater das Wappen der Grafen Nos
und bei der Darstellung des lnnenraumes während
Balles das Allianzwappen RottenhanICzernin.
Wenn wir einen Blick auf die Reihe werfen, die eine
ge von 30 Blatt umtaßt, die alle solche Widmungen
gen. dannerfahrenwiraucndaßmeistdie Erbaueroc
Besitzer angesprochen sind, bei kirchlichen Gebäud
die jeweils regierenden Erzbischofe, Äbte etc. Blick
die Pflastergasse, gewidmet dem Grafen Johann Fra
Sweertz-Spork, dessen eben erbautes Palais deutli
zu sehen ist Ansicht des Veitsdomes, gewidmet
helm Florentin zu Salm-Salm, der nach seiner Flucht
er war BischotvonTournai vorden tranzöischeni
volutionstruppen den vakanten Erzbischoisstuhl
Prag bestieg.
"Die hochlöblichen Herrn Landesständerr Plan unc
hatten den Saal errichten lassen und das Fest iinanzie
was wir auch in der Schilderung Jaroslaus Schaller
seinemvierbändigen Werk über Prag, 1794 97, bes
tigt finden. So ziert die beiden ersten Blätter das Wr
pen des Königreichs, Derdamalige Oberstburggrafv
Heinrich Franz Graf Rottenhan, einer alten fränkisch
Familie entstammend, der letzteTrägerdieses Name
in Böhmen. 1886 starb die Familie aus. Das Blatt mitt
lene ist seiner Gemahlin MariaGabriele geborene
Czernin von Ohudenitz gewidmet. Sie stammte
ltem böhmischen Adel und war gewissermaßen
ausfrau. Das Allianzwappen RottenhanlCzernin
auf dem Blatt inmitten der ausführlichen Wid-
Beim Theaterbau ist der "Fondateur et Proprie-
lu Theatreu, Graf Nostitz, mit all seinen Titeln und
aligen Ämtern genannt. Das Haus wPatriae et mu-
and damals seit acht Jahren. Die Weihe des Hau-
as eben als nNational-Theaterir im Sinne Lessings
htwar, erfolgtemit derAufführung von EmiliaGa-
21 .April 1783. In derZwischenzeit hatteelne Ur-
irung stattgefunden, deren sich Prag, dieses
er und nachmals alle Musikfreunde rühmend erin-
iollten am 29. Oktober 1787 erklang in Gegenwart
rts sein Don Giovanni das erste Mal. Franz-Anton
Rlostitz 1725 -1794 lebte damals zurückgezo-
uf seinem Gut Mieschitz. Neben seiner Tätigkeit
lerstburggraf nbrachte er dem Vergnügen der Be-
er von Prag eine stattliche Opfergabe dartr, den
au des Theaters; seinem Bruder Friedrich 1728
'96 ist der zweite Plan gewidmet.
rönung Leopolds ll. und seiner Gemahlin Marie-
zum König und zur Königin von Böhmen fand im
hen Rahmen der uralten Liturgie oben aufder Pra-
drg statt, das Kronungsmahl im Wladislawschen
ßtberes sollte auch ein Volksfest dieStadt und ihre
rr in geeigneterWeise an diesem Ereignis teilneh-
assen. Große Räumlichkeiten hätte es auf dem
chin genug gegeben, die Idee war offensichtlich,
spectivische Vorstellung des Saales... zu Prag in der
igsstraße .61
t.Titel rnltzusatz i-nachdeh Grundrissder Kupferplatte 1a. Plan
sauch desProfilsdurchG und H. nach derKupferplatte 14 Plan
ileirendie Hdenldtilieiien Herrn Landsstandecfes Königreichs Boh-
daszur Feyer der krtinirng lnrer Majestäten des karsers Leopold
rd seiner Durchlauchllgslen Gemahlln der kaiserin Marie Loulse
12 Sept 1791 festgesetzten Volksfest abgehalten, und zu Prag
igsstrasse an das Nationallheaterangebaut war Titel re. auen in
unter Widmung mit Wappen wDedlä Son Excellence Madarrre ta
sedeRbttenhanneeComtesseCzemindeChudenitz IParsestres
et tres obeissans Serviteurs, Ptliilpp, et Frsncois Hegerx; bez
rdenrritel- Nach der Natur gezeichnet VOrt Prulrppe und Frarltz He-
gegen...
4e.-w,er-..
sind...
4;.
m.fä'lß.ßt- zgMr-e wen... 4-. y-r-wgrßufx... s. ..v.,,. -..r
einen Platz zu schaffen, der mitten im Herzen der Alt-
stadt liegt. So wurde das Theater auserkoren wie wir
dies heute noch vorn Opernball kennen aber der
Fiaumwarnichtgrcß genug, und soentschloßmansich,
einen ebenso großen provisorischen Bau anzufügen,
der dem erwarteten Andrang der Festgäste genügend
Platz bot. ln der Königstraße, heute Obstmarkt, also in
Richtung Pulverturm. wurde nach Öffnung des Bühnen-
raumes diese Konstruktion angefügt wir erfahren,
wer die Bauaufsicht hatte und können die Maße able-
sen derOberstburggraf, Graf von Hottenhan, hattedrei
Grafen mit der Überwachung der Durchführung beauf-
tragt, Kaspar von Künigl. Johann von Unwerth und Phi-
lipp von Hartmann. Der irMaler-Architekt und Mitglied
der Akademie der bildenden Künste zu Wien, Johann
Qulrin Jahntl hatte den Saal entworfen und seinen Bau
ltim kurzen Zeitraum von acht Wochen bewerkstelligtii.
Solche vergängliche Bauten, Festgerüste, Triumph-
pforten, Castra doloris u.ä. haben in jener Epoche im-
mer noch eine große Rolle gespielt. Erinnern wir uns,
daß wenige Jahre zuvor, 1770, für die Schwester Leo-
polds, die Erzherzogin Marie-Antoinette, mitten auf ei-
ner Rheininsel zwischen Kehl und Straßburg ein großer
Saalbau mit Vorzimmern errichtet werden war, um so-
zusagen im Niemandsland diejunge Brautdes Dauphin
auseinerösterreichischen Habsburgerinineinefranzö-
sische Bourbonin zu verwandeln. Für diese ausgeklü-
gelte Zeremonie war nicht nurein Bau errichtetworden,
er war auch auf das prächtigste ausgestattet. und wir
verdanken seine Schilderung einem jungen Straßbur-
gerBaumeistern in Prag ire cPliitnse lks. e. nie übrigen Luster
WO es die Krlopfe anzeigen. verhalten sich gleich der Platte 29 darunter
Prrv Re über der Darst. Num. r-Süw. oaist 3a 58,1 eni Pl.
4a x66 ein EI. Gr ca so 70 crn
irDurchsnitt und Grundriss des Saales
Königsstrasse
Bez lks. u. i-Ourchsnlll und Grundriss des Saales welchen die höchlobli-
chen Herrn Landesstillnde des Konlgreiches Böhmen um das zur Feyer
der Kronurtg ihrer Mareslaten des Kaisers Leopold des ll. und seiner
durchlauchttgsten aernanlrirn der Kaiserlnn Marie Lbuise auf den 12 Sep-
zu Prag ln der
j-XJ
WM
ger Studenten, Johann Wolfgang von Goethe, de
durch ein paar Münzen Eintritt zu verschaffen wul
ist von der Schönheit der Teppiche, die den Haup
auskleiden, begeistert, bis er die Darstellung dr
glückseligen Vermählung von Jason und Medeai
und empört kritisiert, daß ein solches Thema fü
junge Frau als ersterGruß Frankreichs gewählt in
einer jungen Braut. die Frieden zwischen den
Mächten verkörperte. Die prophetischen Worte
sich wenn auch auf andere Weise inzwischi
reits erfüllt. Der König und die Königin von Franl
sind von den Revolutionären gedemütigt und gefi
worden.
Öffnete man deshalb vielleicht dem Volke einen
bar ausgestatteten Raum für ein Tanzfest? Sc
man keine Mühen und Kosten um alle an der Fret
nes gekrönten Königspaares ln Böhmen tetlnehrr
lassen? Die letzte Krönung hatte am 12. Mai 1743
gefunden. Maria Theresia, Königin von Ungarr
auch zur Königin von Böhmen gekröntworden. V0
pold erwartete man sich eine Lockerung all der Bl
mungen, die ausVernunftgründen Kaiser Josef ll.
sen hatte, wenn auch vieles nicht rückgängig
chen war, und vieles positiv zu bewerten. In
Herbsttagen jedenfalls wurde gefeiert. Betrachtt
nun die kolorierten Radierungen. Zunächst ist die
ratesse bestechend, die zarte Farbtönung der vi
chitekturblatter, lichtes RosaundBladgraueund
Töne für die Hölzer und Fenster. Das Rosa und Fl
der Auskleidung der Logen, das Blau dem Plafor
leineei 1791 lestgesetzte Volksfest abzuhalten zu Prag in der
sirasse an das Natlonaitheater anbauen liesserl. Angegeben VD
celfenz derrr Herrn Obristburggrafen Grafen von Rottenhan. oiei
über den Bau luhrlen Herr KasparGrafv Künlgl, HerrJohann Graf
werth und Herr Phlllipp Grafvon Hartrnahn. lZugeeignet denen rri
chen Herrn standen des kdnigrerens adnrrrerr VOn Ihren geirdrr
Dienern Philipp und Franz Heger Ml. u. das bdhmische Landesl
aez. Ml. 0.1 i-Plan l.-; lks. über dern Titel Gezeichnet und au
durch JUh. ourirn Jahn. Maler Architekten. u. Mitglied der K. AI
der bildenden Künste zu wren. Nach dein sleiienden eebaiide
men verlegt von Philipp Franz l-leger Baumeistern Gestoc
JOh. Berka; re. nessrne danres le Batlment par les Edlteurs Ph
Francois Heger Arenrteeles. Grave par J. Berka 119 letzte Zahl
lich. oarsl. 4o.l saß ein. Bl. Gr 45,4 55,5 Cm
e... ......a........-......,......,,., ..,-.
,;r;i,7,r
a... .I..4..-4u;1....;y.-I
Maße... 4...
z..,.a,...ea.....,.
il,i;,r,fvz M77
rt ia-n-rvdlz- .64
miiiranzzaxwiyzfßhw" .,.. e. kzwraxrere.
ran4,rril.laa4.loz.o4.r H14..."
"ad... f...r.ece,.u.ui.a.a.axe.a.a.a..
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QM
üßvlm-..qßxm;"zär""äymztgt;ßzzfmzßzafg"
Wlvui" vlwv
-y,.1,.x
DJ
airiyiwß
reizvollste Blatt ist ohne Zweifel die iwPerspectivi-
Vorstellung des Saales. .1. bunt und doch delikat
Farben abgestimmt. wobei ein festliches Rot do-
erl Logen und Vorhänge das auch in den lan-
toben der Damen erscheint. Das Gold ist in einer
Gelb-Tönung zu erkennen. die auf dem hellen
Grau derWande gut steht. Wirmüssen uns klarma-
.daß dieses Blatteine andere Provenienz hat. näm-
.us den Sammlungen derveste Coburg, dievier Plä-
td Aufrisse aus dem Wiener Handel. heute Privat-
z. Trotzdem scheint die Kolorierung aus einer
l.
äaal und das Theater waren durch große Lüster mit
ils 20 Kerzen erhellt. Sie sind nicht alle dargestellt,
en Blick indieTiefe des Raumes nichtzu verstellen.
aber eigens angegeben, daß alle Befestigungs-
fe eingezeichnet sind. Grüne Girlanden mit roten
in sind dekorativ verteilt, sie umwinden die Säulen
zieren das Gebälk.
rlenge ist freudig und festlich bewegt, es wird gera-
ztanzt, die wehenden Schärpen der Damen zeigen
otte Drehung zur Polonaise. vorn in der Mitte sind
Paare bei einer Figurder Quadrillezu beobachten.
its iiwalzenii zwei höchst animierte Paare. Die Mo-
er Damen ist schon weit vom Rokoko hotischer Prä-
ientfernt. Die weiten Kleider aus meist einfarbigen,
ten. fließenden Stoffen sind durch breite und lange
irpen, die jeweils farbig kontrastieren, unter dem
lrchschnitte des Saales
asse. llf. 1792
s. u. nburschnittedesSaaleswelchen die hochldblichen Herrn Lah-
nde des Königreichs Böhmen um das zur Feyer der Krönung ihrer
zäten des Kaisers Leopold des ll. und Seiner Durchlauchtlgsten Ge-
irl der Kaiserinn Marie Lduise auf den 12 September 179i leslger
Volksfest abzuhalten zu Prag irl der Konigsstrasse an das National-
anbauen liessen Angegeben von sl. Excellehz dem Obrisiburg-
Grafen von Rottenhann. Die Aufsicht über den Bau führten Herr
rGrafv. Kilnigl. Herrllnhann Graf. V. Unwerth. und Herr PhtllpoGral
marln. IZugeeignet denen hochlohllchen Herrn Ständen des König-
Böhmen von Ihren gehorssmstsn Disnern Philipp und Franz He-
ll. u.das böhmische Landeswappen Bei. Ml. 0. nPlan 2.1; IKS.
ein Titel Gezeichnet u. ausgeluhrt durch Jon ouirin Jahn Maler Ar-
den u. Mitglied der K. K. Akademie der bildenden Künste zu Wien.
lern stehenden Gebäudeautgenomen u. verlegt von Phlllppu. Franz
Baurnelsßrgest.vonJohßerka, ie. Daseinedapresle Batimenl
zu Prag In der Konigs-
QMAA imwfxßuor
zr" 11' ,fllrv1-rr1l- fUmÄrn-Ä lr-ilfv IIIIÄMÄ
45W! 'ywI-6rw ll"lßliwäv
fW-ea-i-iß-I-rrßv
Busen gebunden Spitzentücher und Shawls, da und
dort Bordüren an den Röcken. Das Haarfalltgelockt und
offen. keine hochgesteckten Aufbauten. sondern kleine
TüchleinundMaschen, Häubchenund kleineGeslecke.
Die Herren tragen einfarbige Fräcke zu farbig kontra-
stierenden Kniehosen. weiße oder schwarze Strümpfe,
Schnallenschuhe. die meisten haben Perücken. viele
gepudertes Haar. Die Musikanten sitzen dicht ge-
drängt in den Logen und spielen auf. Es ist ein herrliches
Fest. dem wir zuschauen dürfen! Die Schilderung bei
Schaller unterstreicht unsere Eindrücke
wlm J. 1791 ist während der Krönungszeit des K. Leo-
pold ll.. und dessen kön. Gemahlinn Mar. Ludovika in
eben diesem Theater ein sowohl prächtiger als kostba-
rer Ball von den Hrn. Landesständen gegeben worden.
Man bauete zu diesem Endzwecke noch mehr als die
Hälfte von Holz zu diesem Gebäude an, dergestalten.
daß der ganze Saal, der nach dem besten Geschmack
ausspalieret, und auf das herrlichste mit 16 Cent.
Wachskerzen beleuchtet war, mehr als 170 Schritte in
der Länge hielt, und folglich eine Anzahl von 4000 Men-
schert. die sich eben daselbst an dem bestimmten Tage
versammelten. ganz füglich fassen konnte. Dieses Fe-
stin allein kostete gegen 70000 fl. Ueberhaupt sparten
die böhmischen Hrn. Landesstände keine Mühe noch
KostemundließensichdiesowohlzurK. Leopolddes ll..
als auch Franz des ll. Kronungsfeyerlichkeit getroffe-
nen Veranstaltungen mehr als 700 OOOfI. kosten. um die
par Iss Editaurs Phillppe et Francols Heger Archltectes. Grave par J. Ber-
ka.1792.Darsl.37 57,2 cm; Bl. Gr. beschnitten 43.5 57,2 crh
irGrundriss und Profil des Nationalstheatersir, 1793
Bez. u. lt. Titel. darunter Widmung mit Wappen wDadie seit Excellsnce
Monseigneur Le Oorrlle de Noslill Fihlrlek grarld' croix da l'ordre de
St. Elienheßhambellanäcohseillerintimaactliel deSa Maiesle imperiale
Royale s. Aposlolique, Cl devanl Grand aeilrggrave, du Royaume de Bo-
heme Fondateur Ei Proprielaire du Thealre National de la Capilale de
Prague. lParsestres humbleseitresobeissartsservileurs Phillipe et Fran-
cois Hegem; Mi. Plan 13.-; lks. über dem Titel Aufgenohrnen und ge-
zeichnet von Fhlllb u. Fr Heger Baumeister in Prag.-, re. gestochen von
Jdh. Berka 17931, Darst 4D 58.361111 Bl Gr baschnltterndtiä 55,36"!
i-Profllen und Facaden des Nationaltheaterii. 1793
Bez. u. lt riiei, darunter Widmung mit Wappen; IDBGIQ Monsteur Frade-
Jjrz kZM. .4 Zwt- QYMAMW
1227? rÄI Äüvuir
ßflm, .14- Hismi, .4 wuwß.
r'r
Aßllfrfrxlzpmßzxßa 40 a7?
aaaezvazg
allgemein geliebten Landesfürsten nach der geziemen-
den Pflicht zu beehren. Dieser sämmtliche Aufwand ist
nicht. wie sonst üblich war, von allen Landesinwohnern.
sondern nur von den Güterbesitzern. undjenen, welche
das extra Ordlnarium entrichten, gänzlich und allein be-
stritten worden.-i Schaller, lll, S. 371.
Die nach der so kurzen Regierungszeit Leopolds ll.
1790 1792 nachfolgende 43jährige Herrschaft
Franz II dervom Römischen Kaiserund König nach der
Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher
Nation zum Österreichischen Kaiserwurde, begann mit
seiner Krönung zum König von Böhmen am 9. August
1792, so daB Prag innerhalb von einem Jahr zweimal
Schauplatz der damit verbundenen Festlichkeiten war.
Nicht klar geht aus dem Text hervor, ob der Saalbau da-
mals noch stand und wiederfür einen Ball genutzt wur-
de. Die Blätter sind 1792 bzw. die Darstellungen des
Theaters 1793 datiert. aber, wie schon erwähnt, aufein-
ander bezogen. Jedenfalls stand der Saalbau noch
1792, wie dies aus der Beschriftung des Planes Nr.
hervorgeht mach dem stehenden Gebäude aufgenom-
men und verlegt von Philipp u. Franz Heger BaUlTlElSlJf
Und Johann Berka sticht noch 1796 eine lnnenansichl.
Die genaue Beschriftung der Blätter, ihre Maße etc. sei-
en hier wiedergegeben. da die nötige Verkleinerung für
den Druckdie Widmungen nicht mehr gut leserlich läßt.
Der Maßstab in Wiener Klaltern zeigt an. daß der Ball-
saal 60x25 Meter bei einer Höhe von 19 Metern ge-
messen hat.
rlc de Noslitz Ei Rhinek Comte du St. Empire Chambellan acluel de Sa
Malsste Imperiale Floyale Ei Apostolique äiChevallerde l'0rdreSt. Ellenne
de Toscsne. Par ses lres humbles et tres obelssans servllelirs Philllppe
et Francois Hegen, Ml.o. nPlan 4.; lks. über dem Titel Aufgenom-
men gezelchnatvopn Phllllpp u. Fr. Heger Baumeister in Prag. 793.. re.
gestochen vori Johan Berka. Darst. 135x503 crrl; Bl. Gr. beschnitten
44.6 59,3 cm
Literatur
Katalog der Ausstellung i-Prag urtd Ebhmenc, isaziea
lnge Nebehay. Robert Wagner, Bibliographie altöslerrelchischer Ansich-
tenwerke Graz 1981. 1982
Jaroslaus Schaller, Beschreibung der königlichen l-iaiipi- und Residenz-
stadt Prag ..., lade.. Prag 1794197
11
Wiener Goldschmiedehandwerk des 17. und der
älfte des 1B. Jahrhunderts stand unter dem bestim-
iden Einflußvon Augsburg. das in einerArt Monopol-
ung nahezu allen Bedarfan sakralem und profanem
rauchssilber in Mitteleuropa deckte. Da die be-
eidenen lokalen Produktionsstätten dem großen
Jiid nacheiferten. findet man dessen Geratetypen in
an Orten Deutschlands, Österreichs, Bohmens und
arns wiederf
lien brachte erst der allgemeine Aufschwung der
ste, der nach dem Sieg über die Türken erfolgte,
neue Impulse für das hiesige Goldschmiedege-
ae. Dabei spielte der Goldschmied Johann Baptist
ischbauer eine tragende Rolle; er übertrug die
Hi, die die Protagonisten der Barockkunst J. B. Fi-
er von Erlach. M. Steinl, L. Mattielli in derArchitek-
indder Bildhauerei verwirklichtemaufdieEbeneder
nkunst.
der Anregungen, die zweifellos von Känischbau-
Leistungen ausgingen, konnten sich die Wiener
ischmiede erstinderMittedes18.Jahrhundertsan-
einend aus den Fesseln der Augsburger Tradition
eien.Esistbemerkenswert,daßgeradeindieseZeit
Loslösung auch der Beginn der Tätigkeit von Joseph
ierfiel; wenn man sein Oeuvre betrachtet, das gleich
Anfang an sehr charakteristische Züge tragt, halt
es für möglich. daß der Einfluß seiner starken
stlerischen Persönlichkeit und seines großen Kori-
mithalf, die WienerGoldschmiedekunstzur Eigen-
V8
standigkeit zu führen. In der folgenden Periode des Flo-
kokostils errang Wien einen Höhepunkt in seiner Ent-
wicklung; viele Arbeiten überflügelten Augsburg an
Schönheit und Fortschrittlichkeit. während dessen Ein-
fluß bald auf ein Minimum sank, ja allmählich erlosch.
Zum Unterschied zu Wien. das sich im Josephinischen
oderZopfstiI zu neuer Blüte entfaltete. überstand Augs-
burg nicht den Stilwandel zum Klassizismus, womit es
am Endpunkt seiner traditionsreichen Kunst angelangt
war."
Joseph Mosers Schaffenszeit. die ungefähr 40 Jahre
umspannte 1746-1782, fiel in eine Phase des Um-
bruchs. in der nicht weniger als drei Stilrichtungen auf-
einanderfoigten. Mosers großes Verdienst dabei war
es. daB er seine Eigenständigkeit während der wech-
selnden Strömungen behieltundsiemltvielVerstandnis
und Einfühlungsvermögen in seine persönliche For-
mensprache umsetzte.
Zu Beginn seinerTatigkeitwarernoch mitdem Erbe des
Hochbarocks Karls Vl., das bis weit in die Maria There-
sianische Epoche Einfluß ausübte, konfrontiert. Erst um
1760 nahm er die Anregungen des in Paris nicht mehr
aktuellen Rokokostils auf, der in Wien aus offensichtli-
chen Ressentiments gegen den nErbieindu Frankreich
lange Zeit abgelehnt wurde und sich erstsehr verspätet
durchsetzen konnte. Aber schon 10 Jahre danach be-
gann der Siegeszug der modernen Pariser Stilrichtung.
des Klassizismus auch auf dessen Forderungen stellte
sich Moser rasch ein. ohne jedoch auf die charakteri-
Barbara Wild
Der Wiener Goldschmied
Joseph Moserl
IIB Monstranz; Silber vergoldet, Brillanten, Smaragde. Rubine
Amethysteßaphire. Perlen Wiener Beschau 762, Meistel
merke IM; 70,4 cm; Chicago, Art Institute
Silbergitter für die Gnadenkapelle in Mariazell; Stich von Ja
cob Matthias Schmutzer nach dem Gittervon Joseph Mose
und Joh. Jos. Würth; Berlin Kunstbibliothek
2Votlvampel; Silber. teilweise vergoldet; Wiener Beschai
1765, Meistermarke IM; Gesamthöhe 190 cm; Innsbruck
Jakobskirche
Anmerkungen
Dieser Aufsatz basiert aufder Doktorarbeit der Verfasserin, die untE
dernTitel rDerGoldsonrriiedtiusepri MoserunddieWienerGoldschmit
dekurlst des 18. Jahrhunderten 1952 an der Wiener Universität apprr
biert wurde.
Unverkennbares Aufbauschema der Augsburger Kelche. gewölbte
Fuß, langer. schlanker Hals, kleiner Nodus und dreigeteilte Kuppe. DE
Fußteil der Monslranzeri verhalt sich wie die Kelcnbasen.
Seilng. Die Kunst der Augsburger Goldschmiede, München 1980
Knies, Punzierung in Österreich, Wien 1896. Der genaue Wortlat
des Manifeste von 1806 bei Leischlng. Aitosterreichische GCili
schmiedearbeiten. Kunst und Kunsthandwerk KUKHW 1904, VII,
499.
Abdruck der Bruderscriaftsordnung bei E. Leiscliing. Zur Geschieht
derWienerGold-undSilberschrniedekunst, KUKHW 1904,Vll. p. 3521
JungerVorsleher 752 söuälterZeicnenmeister1758 59iAlterV0
steher 1750-62; Alter Zeicnenrneister 1762-64. Aus unertlndlicnei
Grund hatte Moser riiedledritte FunktionJdiedssechetzmeisters, inni
Als ein Beispiel sei Mosers Goldscrimiedekollege Joseph Schwab
wahni. der zum Ksmrnsr-Juwelier- ernannt wurde. Eine Sonde
Stellung nahmen die i-nothafreltem Goldschmiede ein, die nicht der lt
riung unterstanden. sondern ganz dem Hof zugeordnet waren
Das alte, 1679 von Kaiser Leopold l. gestiftete Silbergltter wurde eli
geschmolzen und für das neue wiederverwendet. Die lnschrittkartl
sehe in der Mitte der Eekrbnung nimmt darauf Bezug.
Andrea Altomcnte war der Sohn von Marttno Altomonte und als Arcr
tekt tätig, Von ihm stammt das Fnrtal der Wiener Peterskirche.
hen Eigenheiten seiner Arbeit zu verzichten. Aus
erhaltenen Stücken kann man schließen, daß sich
er auf die Herstellung von Altargerät und sakralen
enständen spezialisiert hatte. Seine Aufträge ka-
demnach aus den Klöstern und Stiften, von Bischö-
lfld Pfarrern; besonders eng scheint die Beziehung
äocielas JESU gewesen zu sein. Wir wissen von
eichen Bestellungen fürdie JesuitenkircheAm Hof
en, aber auch für fast alle großen ungarischen Kol-
in der Gesellschaft. Die Aufarbeitung der Archive
hte wahrscheinlich weitere Quellen zutage, die
ein genaueres Bild der Aultraggebersituatlon er-
lichten. Der auffallende Rückgang der Moser-
tn Produktion in den 70er Jahren mag demnach
tnurdie Folge seines Alters gewesen sein, sondern
auchausderAuthebungdesJesuitenordensU773
der Schließung vieler Klöster erklären.
er überstand nur ein kleiner Teil des Altargerätes,
einst die barocken Sakristeien üppig ausstattete
die Meßfeier zu einem glänzenden Schauspiel
hte. die Wirren der Zeit. Die schwersten Schläge
H1 die beiden Ablieferungstermine 1806109 und
Il1O den Beständen an Vasa Sacra zu; um die wah-
der Napoleonischen Kriege verschuldete Staats-
zu sanieren, mußten alle silbernen und silberver-
aten Gegenstände zum Einschmelzen an der Börse
igeben werden. Man konnte sie nur durch Zahlung
extrem hohen iißefreiungslaxea davor bewahren,
durch die eingeschlagene vFiepunZerr erkennbar
Es ist leicht vorstellbar. daß sich viele Besitzer
rdiesen Bedingungen von ihren Schätzen trennen
ten und damit der Großteil der Gold- und Silber-
wilungen verloren ging. Eine letzte Möglichkeit zur
Jng bestand in derAusfuhr nach Ungarn, wodie Ab-
IN
iu .'-.Q bgjw-VV
lieferungsgesetze offenbar nicht kontrolliert wurden.
Der Wiener Kapuzinerorden. einer der bedeutendsten
Auftraggeber von Joseph Moser, machte von diesem
Ausweg Gebrauch und konnte so die schönsten Stücke
seiner Schatzkammer retten. darunter auch viele kost-
bare Arbeiten von Moser. Auf Grund der ungefährdeten
Situation haben sich in Ungarn unverhältnismäßig viele
Stücke von seiner Hand erhalten. die den falschen Ein-
druck erwecken. als ob Moser vor allem für ungarische
Auftraggeber gearbeitet hätte. Tatsächlich muß man
dochdasSchwergewichtseinerAufgabeninÖsterreich
und natürlich besonders in Wien vermuten.
Joseph Moser wurde am 13. März 1715 in Brünn als
Sohn des bürgerlichen iiKlemperersa Johann Balthasar
Moserund seiner Frau Theresia geboren, Diefolgenden
drei Jahrzehnteseines Lebens liegen leiderim Dunkeln;
bedauerlicherweise bleibt damit auch die entscheiden-
de Frage nach seiner Lehrzeit ungeklärt. Die nächste
urkundliche Eintragung findetsich erstwiederam Pfarr-
amt St. Stephan in Wien. wo er am 8. Mai 1745 die
Goldschmiedewitwe Maria Clara Thomsin heiratete.
Durch diese Verehelichung kam er in den Genuß von
zwei Vergünstigungen, die sehr wichtig für einen zuge-
wanderten Handwerksgesellen waren Er erhielt be-
reits nach kurzerZeitdas Bürgerrecht. das eine Voraus-
setzung für den Erwerb eines Meistertitels bildete, und
konnte sofort die verwaiste Werkstatt übernehmen, die
er bis zur Ernennung zum Meister im Namen des Vor-
gängers weiterführen durfte?
Nachdem MoserimJahre1747das Meisterrechterwor-
ben hatte. begann rasch sein Aufstieg innerhalb der
Goldschmiedezunft. Er bekleidete schon wenige Jahre
danach verschiedene Ehrenämter in der lnnung, die die
Wertschätzung seiner Kollegen dokumentieren?
Ein weiteres Zeichen des meisterhaften-t Rufes. den er
als Goldschmied genoß. sind die Aufträge, die er gleich
zu Beginn seiner Tätigkeit vom Kaiserhaus erhielt. Er
führte in nahezu ununterbrochener Reihenfolge Bestel-
lungen verschiedenster Art für den Hof aus. so daß er
nicht zu Unrecht als nGoldschmied der Kaiserin Maria
Theresian bezeichnet werden könnte. Tatsächlich be-
kam erjedochnieeinenTitel,derdasAuftragsverhaltnis
zwischen Hof und Joseph Moser offiziell bestätigt
hätte?
Bei den Lieferungenfürden Hof handelte es sich teilwei-
se um kleinere Objekte für die private Andacht oder um
Geschenke und Andenken. teilweise um wertvolles Al-
targeschirr zum Schmuck der Hofburgkapelle, in eini-
gen Fällen wählte man Moser. um große, repräsentative
Werke zu schaffen. die als Votivgaben vom Kaiserpaar
gestiftet wurden. 1756 schmiedete er gemeinsam mit
seinem Kollegen Joh.Jos. Würth das Silbergitter von
Mariazell. das anläßlich der 600-Jahr-Feier der Wall-
fahrtskirche als kaiserliches Geschenk neu errichtet
wurde Abb. 1." Moser übernahm die Ausführung der
oberen Zone. die aufGrund des reichen Ornaments. der
exakt dargestellten Kronen und der Widmungs- und
Wappenkartuschen wesentlich schwierigerzu arbeiten
war. Den Entwurf zeichnete der k. k. iiTheatralinge-
nieurit Andrea Altomonte", der das strahlende Madon-
nenheiligtum mit einer Triumphbogenarchitektur um-
rahmte und der Gnadenkapelle so einen bühnenhaftge-
steigerten Eflekt verlieh.
Die Silberampel. die Moser 765 für die Jakobskirche in
Innsbruck gestaltete. ist eine kaiserliche Stiftung anläß-
lichder Hochzeitvon Erzherzog Leopoldmitder lnfantin
Ludovica Abb. 2. Die ursprüngliche Komposition mit
drei Putten. die zwei flammende Herzen emporhalten.
bezog sich deutlich auf den Anlaß der Schenkung. Das
goldene Doppelherz wurde jedoch schon im 18. Jahr-
hundertentferntundspäterdurcheineinfaches Herzer-
setzt. wodurch der vielsagende Hinweis auf die Liebe
des Hochzeitspaares verloren ging, Lediglich die ln-
schrittkartuschen aufderan zierlichen Blattranken hän-
genden Votivampel weisen noch auf das feierliche Er-
eignis.
Schon das erste uns bekannte Werk von Moser war für
den Hof bestimmt Abb. 3. Die Monstranz Wiener Be-
schau 1746. Meistermarke ,Wiener Schatzkam-
mer trägtjedoch noch das Meisterzeichen von Conrad
Joseph Thomsin. des ersten Mannes von Mosers Frau
und Vorbesitzer der Werkstatt im wSeitzerhof Nr. 230.
Untern Tuchlaubenu; demnach ist sie noch vor Mosers
Aufnahme in die Innung im Witwenbetrieb der Olara
13
Thomsin unter dem Namen ihres Mannes entstanden.
Nach der Aufnahme in die Zunft am 21. Juni 1746 war
Moserberechtigt. seine eigene initiaipunze einzuschia-
gen. Diefastidentische Monstranzin derPropsteikirche
zu Staatz gehört noch demselben Jahr an. trägt aber
schon das Meisterzeichen IM.
Die Schatzkammer-Monstranz vertritt den Typus der
Sonnenmonstranz. jenen Typus also. der sich am An-
fang des 17. Jahrhunderts entwickelte und charakteri-
stisch fürdas Aussehen einer Barockmonstranz wurde.
Die Strahiengiorie, in deren Mitte sich die Hostienni-
sche öffnet, ist eine Illustration des Psaimvers nln soie
pcsuittabernacuium suumkPs. 18.6. Auch Moserfoigt
diesem Bild; die schlichte Gesamtform und die sparsa-
me Ausstattung mit symbolhaften Details Trauben, Äh-
ren. Rosen. Taube des Hi. Geistes unterscheidet seine
Komposition jedoch von gleichzeitigen Augsburger
Monstranzen. deren Hostienrahmen mit zahlreichen
Sinnbildern und Attributen geschmückt, manchmal so-
gar überladen sindf"
Zur Zeit Mcsers vermißte die Wiener Kunst eine kreati-
ve. in ihren Erfindungen wegweisende Schöpferpersön-
iichkeit. von der auch die Goldschmiede manche Anre-
gung beziehen konnten. Besonders bei anspruchsvol-
len. der Kieinpiastik verwandten Aufgaben gab es keine
zeitgemäßen. fortschrittlichen Vorlagen. Moser orien-
tierte sich deshalb in vielen Fällen an älteren Vorbildern,
wie zum Beispiel an Kelnischbauers Lösungen. die die-
14
servor ungefähr einem halben Jahrhundert geschaffen
hatte. Er war damit der einzige Wiener Goldschmied,
der nicht nur allgemein Känischbauers Anregungen
aufnahm. sondern direkt die Nachfolge des großen Mei-
sters antrat.
Das wohl bekannteste Werk Mosers. die sogenannte
wKoiomanni-Monstranzr Wiener Beschau 1752, Stift
Meik Abb. übernimmt von Känischbauers berühm-
ter xSchieiermonstranzu 1711-14, Entwurf von Matt-
hias Steinl. Stift Kiosterneuburg die Komposition in
Form eines Baumes Abb. 5. Bei beiden Darstellungen
istsomitderHinweisaufdiezugrundeiiegende Legende
deutiichsichtbanWahrend KanischbauerdieSzeneder
Erscheinung ausführlich schilderte und auch die betei-
ligten Figuren miteinbezog, beschränkte sich Moserauf
die Präsentation derAttribute des hi. Märtyrers. Er kon-
zentrierte sich auf das wirklichkeitstreue Arrangement
der Marterwerkzeuge und die realistische Bildung des
Hciunderbaumes. auf dem der Heilige erhängt wur-
de." Er verzichtete weitgehend auf kunstgewerbiichen
Zierrat und ging im iilusionismus der Kieinplastik weit
über Känlschbauers reich geschmückte Prachtmon-
stranz hinaus. Ein ikonogrephischer Unterschied be-
steht zudem darin. daß die wKolomanni-Monstranzu im
eigentlichen Sinn nie als Monstranz. sondern aus-
schließlich als Schaugefäß für die Unterkieferreiiquie
des hi. Koioman konzipiert war; deshalb erfüllt sie
gewisse inhaltliche Forderungen einer Monstranz
Monstranz; Silber vergoldet. Perlen. grünes Email; Wiener
Beschau1746.Meistermarke Q1 Conrad Jos. Thomsin;
56 cm; Wien. Schatzkammer 18
Reliquiar für die Kinniade des hi. Koioman; Silber vergoldet.
Silberblüten. Brillanten. Granaten. Smaragde. Amethyste.
Topase. Türkise; Wiener Beschau 1752. Meistermarke IM;
66 Cm; Still Melk
rSchieiermonstranz-r von Joh.
1711 -14; Stift Klosterneuburg
Monstranz; Silber vergoldet. Amethyste. Granate, Olivine.
Bergkristall. Karneoie; Wiener Beschau 1759. Meistermar-
ke IM; 72.8 cm. Historisches Museum der Stadt Wien
inv. 1816
nDiamantenmonstranz-r von Joh. Bapt. Känischbauer. 1699;
Prag. Loretokirche
Bapt. Känischbauer.
Anmerkungen 10 14
ÄN. bei Seiing. Bd. l. p. 128.
Die Heiligenlegende Brlühil. diß dB! irische Kdnigssohn KOIOVIISH auf
einer Pilgerreise unter Verdacht geriet. ein Spion zu sein und erhängt
wurde. Da sein Leichnam nicht verweste und derdürre Hoiunderbaurn
wieder Blüten trieb. erkannte man seine Unschuld und verehrte ihn BIS
Märtyrer.
Die Monstranz befandslch biszur Übergabe an das Städtische Museum
1876 im Liesinger Schloß; einer der Vorbesitzer war der Juwelier Va-
lentinvon Mack. ein Nachfahrevon Mosers Kollegen. des hotbetreiten
Goldschmiede Franz V00 MiCK. Siehe S. Walther. Weltkunst. Jg. 49.
1979.Nf.10. p. 1257.
Auf die Herkunft des Sonnenmonstranzschemas mit Putten und Wol-
kenknäuei von derCathedra Fetri Bernlnls verwies bereits H. Filiitz. der
auchdieAbhangigkeit Joseph Mosersvon KltrlischbauerauIzeigteBei-
treg in K. M. Swoboda. Barock in Böhmen. München 1964. p. 285.
EXOGLIS. 40. 3A.
nicht. wie zum Beispiel den Hinweis aufctie Eucharistie.
Fünf Jahre später griff Moser abermals eine Komposi-
tionsidee von Kanischbauer auf. Die Strahlenmon-
stranz des Historischen Museums derStadt Wien Wie-
ner Beschau 1759 Abb. steht in der Nachfolge der
Loreto-Monstranz 1699, vielleicht nach einem Entwurf
von Fischer von Eriach. Prag. Loretokirche Abb.
auch sie besitzt den Charakter einer Kieinpiastik. die
sich kontinuierlich aus der Bodenplatte zu einer bildhaf-
ten. dreidimensionalen Darstellung entwickelt." An
Stelle der immakuiata bildet nun die Wolkensäuie die
Verbindung von irdischer und himmlischer Sphäre.
Während Känischbauereinesderwichtigsten program-
matischen Bilder der Gegenreformation zum Thema
hatte. illustrierte Moser eine alttestamentarische Sze-
ne. in der sich Gott in Gestalt einer Wolke unter den
GleubigeMBundesiade Glaubensgemeinschaftnie-
deriaßt und so lange verweilt. wie die Wolke sichtbar
ist." DerGedanke. auf dem die in Gold erstarrte Vision
basiert. ist die immerwährende Gegenwart Gottes in
der Kirche.
im Gegensatz zu Känischbauer. dessen Darstellung
durch den überaus reichen Edelsteinbesatz die Loreto-
Monstranz erhielt deshalb auch den Namen nDiafTlETl-
tenmonstranzu überstrahit und sogar etwas verunkiärt
wird. bemühte sich Moser. die Komposition aus plasti-
schenTeilmotiven übersichtlich undleichtlesbareufzu-
bauen. Zu diesem Zweck beschränkte er den ornamen-
talen Schmuck auf die Rahmung des Hostienfensters.
Eine Variante dieses Kcmpositionsschemas zeigt die
Prachtmonstranz im Art Institute von Chicago Wiener
Beschau 1762. Meistermarke IM Abb. 118." Sie ist ei-
nesderschönsten undinteressantestenWerkederWie-
ner Goldschmiedekunst und nimmt sowohl in stilisti-
scher, als auch in ikonographischer Hinsicht eine Son-
derstellung ein.
Die Schauflache folgt dem traditionellen Schema in be-
sonders monumentaler Form; der mächtige Gottvater
thront hoch über dem Wolkenkranz und blickt auf das
Sühneopler seines Sohnes herab, der auf dieser Dar-
stellung doppelt präsent ist sowohl in der Hostie. als
auch in Gestalt des Opferlammes. Die Stichflammen
unddie Rauchsäule bilden dieVerbindung zwischen der
Dreifaltigkeit in der Strahlenglorie und der nüchternen
irdischen Szene, Gleichzeitig stehen sich auf der Platt-
form Altes und Neues Testament gegenüber. symboli-
siert durch das Geschirr für das Blutopfer AT und die
Trauben und Ähren NT; zwischen sie tritt Christus und
hebt die Gegensätze durch sein Erlösungsdpfer auf.
Die Gegenüberstellung verschiedener Ebenen und
Sinngehalte wird zusätzlich mit stilistischen Mitteln un-
terstrichen. Der malerische, weich fließende Rokok0-
rahmen, in dem die schonen Engel aus der Donner-
Nachfolge knien, steht im stärksten Kontrastzu der radi-
kalen Nüchternheit, in der die Opferszene an der Basis
dargestellt ist.
Die betont strenge Form und der extreme Realismus,
der einer demonstrativen Abkehr vorn Barock gleich-
kommt und bereits Stilmerkmale des Klassizismus vor-
wegnimmt, weisen auf die Einwirkung reformtheologi-
schert Gedankengutes hin." Auch die Wahl des The-
masbeidemdas BußopferimMittelpunktsteht,beziaht
sich auf die neue religiöse Lehre, die sich vehement ge-
gen den Barcckkatholizismus richtete und die Kirche
von allem Überfluß säubern und zu den christli
Grundwahrheiten zurückführen wollte. Als religior
litischer Faktor wurde diese Reformbewegung je
erslunterJosephll.1765 -1790wirksam.Ausdir
Grund erstaunt der frühe Zeitpunkt der Entstehun
Monstranz. Offenbar ersann einer der führender
treterderReformbewegungdas Programm fürdie
stranz. daserganz der neuen Lehre widmete. Mos
füllte die Aufgabe der Umsetzung in kongenialerAr
Weise, indem er den Zeilslil verließ und so eine üt
schend fortschrittliche, unikate Lösung schuf.
Der Rückblick auf ältere Vorbilder. ein wesentl
Charakterzug der ersten Schaffensjahre, kennzeir
aucheine Fleihevon Silberbüsten, die sich inderW
Schatzkammer befinden Abb. 9." Obwohl sie ur
ziertsind,sprichtdochdiegroße Ähnlichkeitzu der
Moser signierten Reliquiar des hl. Eligius Wiene
schau 1764, als Leihgabe der Landesinnung fürl
16
aliquienbüste des hl. Petrus Silber; vergoldeter Sockel
eine Punzen, um 1750; 33 cm Wien, Schatzkammer
r98
aliquiar des hl. Eligius Silber vergoldet, Brillanten, Flubine,
naragdawienerßeschau1764,MeistermarkelM; 34
Wien, Historisches Museum der Stadt Wien, Leihgabe
er Landesinnung der Gold- und Silberschmiede
wrgestühlbüsten; Holz, Giovanni Giuliani, 1707- 09;
iftskirche Heiligenkreuz
tbernakeltür; Kupfer vergoldet keine Punzen, um 1750;
69 cm Wien, Kapuzinerkirctie Kaiserkapelle
aakopfer; Stich von Robert van Audenaerde1663 -1743
ich einem Gemälde von Carlo Maratta; Wien, Albertina
erkungen 15 20
ie last identische Fassung dieser Monstrariz befindet sich in der
irrkirche Pöls bei Judenburg, angebiich kam sie 1756 in die Steier-
rk Ausst. Kat Graz 1981. Goldschmiedek. in steiriscnsn Pfarreri.
121. Nach stilistischen Gesichtspunkten muß man sie jedoch um
SO datieren
Fietofrrtkalhüllllsrnus beleuchten a. folgende Autoren Her-
ie, DerSPätjanSeniSmuS rn Osterreich, wien 1977; ders 0er aufge-
rte Reformkatholillsmus in Ostern, ln' Quellen zur neueren Gesch,
33, Bern 1976. E. Kovacs, Kath Aufklärung und Josephinismus,
an 1979,
Reihe stellt die 12 Apostel, Johannes den Täufer und Paulus dar
äter kamen noch der hl. DOHatUStITSE und schließlich die hl Anna
vs hinzu,
rßustenreliquiare scheinen bereits im Schatzkammer-Inventar von
SBaut, abefiluCh aus siiiisiieeneri Uberlegungen, ergibt SICH das Ent-
hungsdaturn um 1750.
Walther, so.
2. Weltkrieg ging das Eliglus-Fleliquler verloren, das Mdser1762 ge-
iaifen hatte Lange zeiie gehörteeederSarrimlung Figdor an, zuletzt
ändessich im Besitldes Historischen MuseurnsderStadtWien Aus
rauen Beschreibungen Ausst. Kat. Wien 1907,Ausst alterGold- und
aerscrirriiedearoeitsn. p. 190. kennt man sein Aussehen, das dem
zhsmaltenenselirähnlich gewesensetnrnuß AnStelledasKiuppels
nd lediglich ein Wolkenknäuel rriii Piiiien. aufdem die aueiedes Hei-
an schwebte
um ginakrrr. Illlnrrlrril
und Silberschmiede im Historischen Museum derStadt
WienAbb.10fürdieAut0rschaltvon Moser. AlsVorla-
ge für die Büstenreiiquiare dienten die Skulpturen von
Giovanni Giuliani, besonders die Büsten des Chorge-
stühls der Stiftskirche Heiiigenkreuz, die dieser 1707
bis 1709 schnitzte Abb. 11. Moser setzte das barocke
Vorbild jedoch im Geist seiner Zeit um, was sich in der
Zurücknahme des Pathos und in einer ruhigeren Form-
gebung ausdrückt.
Diese Bemerkung trifft auch auf die Tabernakeitür des
Altares in der Kaiserkapelle zu, die um 1750 für dieWie-
ner Kapuzinerkirche in Kupfer getrieben wurde Abb.
12. Die Vorlage für die Komposition lieferte in diesem
Fall ein Stich von Audenaerde nach einem Gemälde von
Maratta Abb. 13. Der Vergleich mit den Schatzkam-
rnerbüsten, die ebenfalls um die Mitte des 1B. Jahrhun-
derts entstanden sein müssen, ermöglicht auch hier die
Zuschreibung an Moser."
Das oben erwähnte Reliquiardes hl. Eiigiuswurde 1785
von Jos. lgnaz Schwab der Goldschmiedebruderschaft
geschenkt Abb. 10."" Die Darstellung des Schutzpa-
trons der Goldschmiede und das Schwergewicht, das
dem Stillebenmit Kirchengeräten innerhalbder Kompo-
sition zukommt. lassen den Auftraggeber unter den
Goldschmieden vermuten. Nietleicht ein Mitglied der
Familie Schwab? Der Krüppel, der auf die Almosentä-
tigkeit und die wunderbare Heilkraft des heiligen Bi-
schofs Bezug nimmt, trägt dessen Büste wie einen wei-
teren in Gold getriebenen Gegenstand. Moser wählte
dafür das im Barock sehr beliebte Motiv der Karyatiden-
figur, das in vielen Beispielen in derArchitektur und Pla-
stik, aber auch im Kunstgewerbe zu finden ist?"
Das Reliquiar verbindet die Form der Basis der Strah-
lenmonstranz des Historischen Museums und den Ty-
pus der Schatzkammerbüsten zu einer harmonischen
Einheit; der Charakter einer Skulptur wird durch das
m0 Jlllnrhfluuzl mm IN qynn Jrqw JIIWIIII fmnruul- ..
Fehlen dekorativer Details noch gesteigert. Moser
schufmitdiesergroßartigen Kompositi0n,dietrotzihrer
bescheidenen Maße einen monumentalen Eindruck er-
weckt, ein Hauptwerk der österreichischen Rokoko-
plastik.
In den späten 60er und in den 70er Jahren nehmen die
liguraien Schöpfungen Mosers auffallend ab. Dies mag
einerseits damit zusammenhängen, daß die religiöse
Reformlehre die rege Verehrung der Heiligen verbot
und deshalb die Anschaffung neuer Fteliquiare unnötig
machte; andererseitswirktesichvielieichtauchdie For-
derung des Klassizismus, kunstgewerbliche Objekte
gerätehaft zu belassen, in der Ablehnung genrehafter
Details aus.
Die besprochenen, in Größe und kunstvoller Ausfüh-
rung herausragenden plastischen Darstellungen haben
nur einen kleinen Anteil an der Summe der von Moser
ausgeführten Arbeiten. Inder Hauptsachewaren es ein-
fachere Meßgeräte. dieje nach Art der Bestellung mehr
oderwenigeraufwendiggearbeitet wurden. AIleStücke
gleichen sich jedoch in der ausgewogenen Proportion
und der sorgfältigen Treibarbeit, die in den großzügig
modellierten Partien und den durchgehenden Schwün-
gen die Hand eines besonders kuristfertigen Meisters
verraten.
Neben Meßkännchen, Lampen, Standkreuzen und an-
deren Gegenständen für den kirchlichen Bedarf sind 20
Kelche von Moser bekannt. Sie bilden eine Kette durch
sein Oeuvre, an dersich die stilistische Entwicklung klar
ablesen laßt. Der früheste Kelch Wiener Beschau
1747, Köszeg, Jakobskirche zeigt noch deutlich den
Einfluß des Wiener Hochbarock Abb. 14; besonders
die Stilmerkmale der Barockarchitektur drücken sich
im schweren, korperhaften Aufbau mit der betont tekto-
nischen Gliederung aus. Einzelne Motive wurden direkt
dem Schmuckrepertoire barocker Bauten übernom-
17
rnen Schmuckvasen dienen z. als Kelchnodus. Aus
Mosers anfänglicher Neigung zu tektonischen Details
lassen sich auch die ungewöhnlichen henkelartigen
Spangen erklären. Daneben kannte Moser aber auch
schondasRocailleornament.wennauch nurinderstark
veranderten Fassung süddeutscher Stiche aus Augse
burg und Munchen. Unbekumrriert setzte er sie als rei-
nes Flachenrnuster in die Felder an Kuppa und Basis,
ohne die Kelchstruktur im Sinn des Rokoko zu veran-
dem
lrn Laufe der 50er Jahre des 18 Jahrhunderts richtete
sich Mosers Bemühung immer stärker auf die Vereine
heitlichungvon Aufbau und Dekoration. Die Klarheitder
Gesamtform der Gefäße blieb erhellen, doch gewann
das Ornament an Bedeutung Großformige Einzelmoti-
ve ubernahrnen die Flachengliederung und gaben den
Objekten einen einheitlichen Duktus Diese Entwick-
lung zu schwungvoller Linienführung gipfelt im Kelch
von Detk Wiener Beschau 1760 Abb. 15. Er stellt ei-
nen Markstein in Mosers Oeuvredar. derden Stilwandel
zum Rckoko bezeichnet. Erstmals ist die strenge Sym-
metrie der Gliederung zugunsten des rokokohaften
Schwunges aufgegeben; elegante Wulstschwünge
durchziehen die Oberfläche. deren stark plastisches
Reliefauch die Strukturdes Kelcheserfaßt. Zum ersten
Malbilden RocailleornamentundGefäßarchitektureine
untrennbare Einheit?
DerStilwechsel,dernichtbeiallengleichzeitigenArbei-
ten Mosers zu beobachten ist, erfolgte durch die Be-
schäftigung mit französischen Stichvorlagen, die M0-
ser ab 1760 in verstärktem Maß anzuregen schienen.
StellvertretendfuralleVorlageblatter.dieEinflußaufihn
lch, Silber vergoldet. Wiener Beschau 1747, Meistermar-
IM 26,5 cm. Koszeg Ungarn, Jakobskirche
ich Silber vergoldet, Brillanten, Emailbilder Wiener Be-
nau1760, MeisterrnarkelM 30 cm Detktungarn,
arrkirche
1x
16
ausübten, steht ein Ornamentstich von Pierre Gerrnain
d. J. 1748. von dern Moser vor allem die großzügigen
Schwünge mit den wiederholten Begleitlinien und den
saumenden Blättchen übernahm Abb. 16.
DieserKelchwurdegleichzeitigrnitsechsweiterenvon
denen sich leider keiner erhalten hat. vom Jesuitenkol-
legiumin Egerbestellt.NachderAufhebungdesOrdens
wurde er versteigert und 1801 in die kleine Kirche von
Detk bei Eger gestiftet?
Im gleichen Jahr wie der vorherige Kelch entstand der
zierliche Rokokokelch. den Bischo1Graf Zichyvon Gybr
fürseine Patronatskirche Mosonszentmiklos stiftete. Er
ist eine einfachere Variation des reichen Detker Kel-
ches, derjedoch den Mangel an Edelsteinen und Email-
bildern durch den vielfältigen Blumenschmuck wett-
macht Abb. 17.
Das Wiener Beschauzeichen datiert das reizvolle Meß-
kännchen aus dem Besitz von Prof. Rossacher in das
Jahr 1761 Abb. 18. Wie die beiden Kelche vertritt es
ähnlich beispielhaft Mosers persönliche Auffassung
des Ftokokostils. Die klar gegliederte, leicht geschweit-
te Grundform verschmilzt mit dein malerischen Orna-
ment; über ondolierenden Schwüngen schmiegen sich
weiche Blattmotive an das Gefäß. Die untere Partie er-
hält durch das Aut- und Abschwellen der Godronierung
eine stabile, plastische Note.
Durch die immer intensiver werdenden Auseinander-
setzungen mit Pariser Stichen scheint Moser einer der
ersten WienerGoldschmiedegewesen zu seindertran-
zösische und nicht süddeutsche Vorlagen umsetzte,
16 Ornarnentstich von Pierre Gerrnain d,.l aus den iiEle
d'Orlevrerieti, Paris 1748
17 Kelch. Silber vergoldet Wiener Beschau 1760, Meist
kelM, 26 cm. MosonszentmiklosUngarn, Plarr
19 Kelch. Silber vergoldet. Brillanten. Granaten, Wien-
schau 17 007707, Meisterrnarke IM; 26.5 crn"
Micnaelerkirche
ikännchen; Silber vergoldet; Wiener Beschau 1761.
stermarke IM; 15.5 cm; Salzburg, Sammlung Prof.
sacher
rkungen 21 26
rr Nachfolge dieses KeiChBS steht der KSIGVI von C. Wipl. den die-
1761 für die Goldschmiedeinnung, vielleicht als Meisterstuck.
l1,HISt. Mus. defSlidt Wien. Leihgabe der Landesinnung türGnld-
Silberschmiede. Er ubermmmt Mosers Aulbauschema und auch
reiche Einzelmottve, ohne dessen ausgewogene Proportion zu er-
n.
genaue Ouellenlage dieses Kelches bietet sich im AUISEIZ 1A dSlki
zly- von B. Baranyai in Müveszettort.Ert.,Eudapest1970,p.265.
M87, Katalog derOrnamentstichsammIung irn k. k. österr. Museum
lunst und Industrie, Wien 1919. R. Berliner, Ornamentale Vorla-
ätter das 15. 18. Jahrhunderts, Leipzig 1925126.
Nagner, ÜiE Geschichte der Akademie der bildenden Künste in
1. Wien 1957.
er Stadtptarrkirche in Baden befindet slCh ein Ketchtragment aus
is und Ncdus, das große Ähnlichkeit mit dem Kelch der Michaeler-
'16BUHNBISLESHEQIGBSWWTIGI Beschauzelchen 1169 und die Mei-
marke IM,
ries de la Fasse, Desslns de meubles, Pans, J.. ders Decora-
i. Sculplures, Orfevrerles Ornements divers, Paris 0.
auch wenn diese bereits zehn und mehrJahre aitwaren.
Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen fanden die
Augsburger und Münchner Ornamentstiche mit den ab-
strakten Rocaillemotiven, den bizarren, knorpelig wir-
kenden Schnörkeln bei Moser fast keine Aufnahme."
Ihm entsprach viel mehr das Rocailleornament franzö-
sischer Prägung. dessen großen Schwünge und derbe-
tont florale Charakter mit Mosers Formgelühl besser
übereinstimmten.
Die wachsende Zuwendung zur französischen Kunst,
die sich in den 60er Jahren auch in anderen Bereichen
des Kunstgewerbes bemerkbar machte, ist auf die Per-
sönlichkeit des frankophilen Staatskanzlers Fürst
Kaunitz-Rietberg zurückzuführen. Er bemühte sich, das
Niveau des Wiener Kunsthandwerks durch Gründung
der Manutactur-Schule 1758 und der Erzverschnei-
derschule1767zu heben und es an den neuesten Strö-
mungen aus Paris teilhaben zu lassen. Zu diesem
Zweck wurden Lehrmittel in Form von Musterblattern,
Entwurfzeichnungen und Ornamentstichen aus Frank-
reich importiert. Bereits um 1770. also noch bevor sich
die Tore der Akademie der bildenden Künste öffneten
1772, wurden die ersten Anzeichen der neuen Mode,
die den Stilwandel zum Klassizismus in Wien einleite-
ten, sichtbar."
Der Kelch der Wiener Michaelerkirche, der um 1770
entstand Wiener Beschau unleserlich, stellt ein typi-
sches Werk dieser Übergangsphase dar Abb. 19. Er
besitzt zwar noch den Schwung und Liebreiz des Roko-
ko. doch prägt sich gleichzeitig schon die Forderung
nach klarer Form aus. Scharf gezogene Linien treten an
die Stelle der weichen plastischen Schwünge, Blüm-
chen aus Edelsteinen und steirtbesetzte Bänder wirken
einer malerischen Verschmelzung entgegen."
lm Jahre 1770 erfuhr die Kaiserkapelle der Kapuziner-
kirche eine gründliche Renovierung. wahrscheinlich
schon in Hinblick aufdas SO-Jahr-Jubiläum der Ül
gung des Gnadenbildes, das 1777 gefeiert WUfdi
ser bekam den Auftrag. den kostbaren Silberrahrr
gestalten. In ihmdrücktsichdieSpannung ZWiSChr
koko und Klassizismus besonders deutlich aus,
lockere Reigen der Putten noch ganz dem Barock
hörtwährendderstrenge Rechteckrahmen berei
Eindruck eines klassizistischen Gebildes herv
Abb. 20.
Zwei Jahre später warder Durchbruch des neue
in Mosers Werk klar erkennbar. Mit Hilfe französi
Vorlagen, vor allem der Entwürfe von Jacques
fosse, hatte sich Moser das Schmuckrepertoir
Klassizismus angeeignet und machte davon
Gebrauch? Dennoch blieb er im kontinuierlich
feltenAufbauundinderreliefhattenGliederungde
rockschema verpflichtet, womit er sich als typi
Vertreterdesjosephinischen Zopfstilszuerkenne
1772 schuf er die Silbergarnitur der lgnatiuskirr
Gydr Abb. 21 ein Jahr später die noch repräseni
re Garnitur der dortigen Kathedrale, die Bischof
wieder bei Moser in Auftrag gab Abb. 22. Die
haften Formen derAmpel und der6 Kandelabersi
antikischen Ornamenten geradezu überladen
leicht geht der für Moser ungewöhnliche reiche
sche Aufputz auf den Wunsch des Auftraggebe
rück.
Glücklicherweise haben sich die Vorzeichnung
beiden Kandelabervarianteh als einzige derartig
spiele im Archiv der Michaelerkirche erhalten.
sich dabei die Frage, ob dies Mosers eigene Eni
sind oder ob er Zeichnungen anderer Meister für
Arbeiten verwendete. An dieser Stelle soll kurz
Beziehung zwischen Moser und dem hofbefraiteh
Schmied Franz von Mack 1730 1807 eingegl
werden. Dieserwird äfters als möglicher Entwerfe
20 Rahmen 1'111 das Gnadennüd Mama C0nso1a111x Allhclovum.
S11be1,1e11we1se vergoldet W1ene1Besc11au 1770, Me1s1e1-
mame 1M, des lnnenrahrnens ,cn1 90 cm.
W1er1 Kap11zir1e1k1rche
21 Kandelab Sübev. 11V1er1er Beschau 17 Maslermarke
1M 11 111 GyouUn avmehem mmenkuchest Ig-
waz 111111 B011ed1K11r1e1k11c
72 Ampe1 S11ne1 Vwener Berchau 1773. Meßtewnarke IM
9A ,Gyo11U11ga1111,D0mk11che
25 wen, S1lbe1. te11we1se vergoldet, Kamen 1782, W1en,
Mmhaelerkuche
auf,
9.
fßr
Anmerkungen 271 30
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01 1111us11b1 Dommn- ..111ce1nsa1111a11-
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01a De 91111111 de 11111911 Gmßuntewwrhrnen 99121119
Aus 111111211 15131151 11571 das ungeiahw Aus m11
um 111m 1111 1e111Pa111ku1a1-H1a11111ge11 11311011 11
111111 111111 111 111mm 1111ae-1 11111 11111 FiF-chrungen 111-. A11
Mmhaeüevlorchauikl. xrv Abt Laue 1111
von Moser ausgeführter Werke genannt. Da keine
allen odervon Mack signierten Zeichnungen diesbe-
igen,bleibtdietradierte Meinungweiterhin lediglich
These. in Anbetracht der Tatsache, daß Mack 15
reiünger als Moserwar und seine Tätigkeit als Gold-
mied erst um 1780 aufnahm. erscheint sie nicht
ht überzeugend, dadie von Mosergestalteten Arbei-
stilistisch die gleiche Handschrifttragen wie diejeni-
,dieangebiichaufEntwürfevon Mackzurückgehen,
der hl. Eligius des Historischen Museums oder das
uzpartikei-Reliquiar des Österreichischen Mu-
ms lür angewandte Kunst Wiener Beschau 1782
23. Sowohl die Flokokoplastik als auch das klassi-
ische Ostensorium bilden eine konsequente Fort-
Lung der Entwicklungsreihe.
Provenienz des Kreuzreliquiars aus der Familie
zk bietet allerdings tatsächlich einen Anlaß, dieses
rk in Zusammenhang mit dem erfolgreichen Juwe-
tändler Mack zu sehen. Möglicherweise schuf Mo-
im Auftrag von Mack die getriebene Grundform, die
selber überaus farbenprächtig mit Edelsteinen
mückte die bunten Steine unterstreichen noch den
irdierenden Zug des Ostensoriums.
Kelch derWienerSchatzkammer Wiener Beschau
Abb. 24verblndet ähnlich wie das eben erwähn-
"azifikale barocke Traditionen mit modernen Moti-
Aus dieser Kombination entstand eine der pracht-
sten Leistungen des Josephinischen Stils, die sehr
chaulich die heterogenen Einflüsse dieser Uber-
23 Kreuzpartikel-Fieliquiar; Silber vergoldet, Brillanten, Ame-
thyste, Granaten, Weintopase. Moldavite, Bergkristall, Per-
le; Wiener Beschau 1782. Meistermarke IM 30,4 cm;
Wien, Museum für angewandte Kunst Go. 1460
24 Kelch; Silber vergoldet; Rauten, Rubine. Amethyste. Grana-
ten; WienerBescnau1775, Meistermarke IM; 27,2 cm;
Wien, Schatzkammer
gangsperiode charakterisiert. Die wirktichkeitsgetreue
Darstellung des Weihrauchfasses, aus dem die Duft-
wolke gleich dem beim Weinopfer gesprochenen Gebet
gegen den Himmel emporsteigt, basiert noch auf der
barocken Vorliebe für Visionäre Bilder."
Die etwas weniger reiche Variante in der Wiener
Peterskirche keine Punzen verzichtet auf diesen
lllusionismus?" Der Kelch, der auf Grund der großen
Ähnlichkeitmitdem StückderSchatzkammerMoserzu-
geschrieben werden kann, wurde vielleicht 1777 anläß-
lich des 100iährigen Bestehens der Dreifaltigkeitsbru-
derschaft, die Kaiser Leopold I. mitbegründet hat, vom
Hof gestiftet.
Mosers Schaffen schließt mitzwei großen Projekten ab
1780 erhielt er den Auftrag, den mächtigen Silbertaber-
nakel für die Stiftskirche Klosterneuburg zu gestalten.
AufWunsch der Besteller, die auch hierden Hinweis auf
die Gründungslegende präsent sehen wollten, stellte
Moser über dem Schrein einen Holunderbaum dar. Lei-
derwurdedieseswerk bereits 3Jahre nach seiner Ent-
stehung als vdonum gratuitumri an die Börse abgege-
ben. um aus dem Erlös Kriegsanleihen zu kaufen."
Als sein letztes uns bekanntes Werk schuf Moser 1782
den Rahmen für das Gnadenbild Maria Candia in der
Wiener Michaeierkirche Abb. 25. Das schlichte Flecht-
eck mit dem silbernen Girlandenschmuck und der Kro-
ne ordnet sich bescheiden in den monumentalen Altar-
aufbau von J. B. d'Avrange ein. Das riesigeAugeGottes.
das die ganze Chorwölbung überstrahlt. führte eben-
falls Moser aus," Zu diesem Zeitpunkt zählte Moser
bereits 67 Jahre. Seit 1781 Witwer. wurde er von einer
Tochter seiner Frau aus erster Ehe und später von sei-
nerStiefenkelin betreut. Als er 1801 im Altervon 86 Jah-
ren starb, wurde diese die Universalerbin seiner dürfti-
gen Hinterlassenschaft. Sein Testament vermittelt uns
den Eindruck eines ärmlichen Haushaltes, in dem ehe-
mals bürgerlicher Wohlstand geherrscht hatte, von
dem aber die langen Jahre des Alters und der geringen
Erwerbsmögiichkeiten gezehrt hatten. Die Werkstatt
warbei Mosers Tod bereits aufgelöst, was aus dem Feh-
len von Werkzeug und Goldschmiedegegensfänden
hervorgeht.
Obwohl Joseph Moser sicher am Aufschwung der Wie-
ner Goldschmiedeschule beteiligt war, fanden seine
Werke, abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen.
keine direkte Nachfolge. Besonders die freiplastischen
Kompositionen bleiben Einzelerscheinungen in der
Goldschmiedekunst. Damit ähnelt Mosers Schicksal
demjenigen von Känischbauer, der ebenfalls nur im all-
gemeinen Einfluß auf seine Zeitgenossen ausübte, und
dessen Losungen erst wieder Moser aufgriff. Mit ihm
hatte Moser auch die bemerkenswerte plastische Be-
gabung, das sichere Proportionsgefühl und den feinen
Geschmack bei der Anwendung dekorativer Details ge-
meinsam. Moser mit Kanischbauer gleichzusetzen und
ihm den gleichen Rang unter den Wiener Goldschmie-
den einzuräumen, wird seiner überragenden Bedeu-
tung gerecht.
21
Gerhart Egger
Der Schmuck des Gnadenbilde
von Maria Dreieichen
Der Wallfahrtsort Maria Dreieichen am Mclderberg, un-
veit von Horn und sehr nahe dem Benediktinerstift AI-
enburg gelegen, hat keine sehr alte GeschichteÄ Man
vußte zwar schon lange, daß dort oben im Wald drei Ei-
hen vwie aus einer Wurzeln standen. Erst im Jahre
l656 aberentschloß sich ein Homer Bürgerdazu, indie-
ren dreiteiligen Baum ein Wachsbild einer Pieta hinein-
ustellen.1675brannten die Eichen ab, und das Bild zer-
schmolz. Da es aber unter Pilgern bereits sehr bekannt
var, entschloß sich der Homer Bürgermeisterdazu, ein
-lolzbild der gleichen Art aus der Zeit um 1680 dort auf-
zustellen und es zu liberdachen Abb. 1. Etwas später
ivurde eine einfache Holzkapelle darüber errichtet, Um
1700 gründete man, wohl auf Veranlassung des Grafen
toyos, unweit davon neben einer Quelle eine Einsiede-
ei. 1720 übernahm Abt Placidus Much von Altenburg
iieAutsichtüberdenOrtundlleß1730eineSteinkapelle
errichten, die 1733 fertig war und 1735 geweiht wurde.
1744 legte dergleiche Abt den Grundstein türeine neue
große Walltahrtskirche. Seit 1740 wohnte dort ein stän-
zliger Priester, denn der Zustrom an Walltahrern, die
weitgehend auch aus Mähren kamen, war aul über
30.000 im Jahr gestiegen. Die Bauarbeiten besorgte
eopold Wisgrill, das große Kuppelfresko malte Paul
Froger. 1770 war die Kirche mit allen Details fertigge-
stellt.
Alte lnventare berichten allerdings sehr summarisch
von kostbaren Gegenständen. die fromme Pilger
dem Gnadenbild geopfert haben." Der erste und wich-
tigste Satz in diesen lnventaren heißt HBEY dem Gna-
ienbilde befinden sich Kronen von Silber vergoldet
goldene Ringe und goldene Halsketten geopfert Die-
se wichtigsten Kernstücke wurden im Laute der Jahre
22
wesentlich vermehrt. Nach den schwierigen Zeiten der
letzten zwei Jahrhunderte ist aber nur weniges davon
übrig geblieben, obwohl die Sitte derOpterung bis in die
Gegenwart erhalten blieb. Nachdem im Jahre 1911 ein
großer Einbruch in die Sakristei der Wallfahrtskirche
verübt worden war und auch in folgender Zeit die Siche-
rung der Pretiosen nur sehr schwierig gewesen ist, ent-
schloß man sich In letzterZeit, die geopterten Schmuck-
stücke abzunehmen und in einer Schatztruhe aufzube-
wahren. Die Übersicht überdas heute noch vorhandene
Gut läßt eine Identifizierung mit den alten lnventaren
nicht mehr zu. Und doch sind Schmuckstücke -vor al-
lem aus dem frühen 19. Jahrhundert nebst unbedeu-
tenden Kleinigkeiten von bedeutendem Rang vor-
handen. Laut Inventar stammen die Spenden aus allen
Kreisen der umliegenden Bevölkerung von den Grafen
Hoyos aus Horn über Bürger dieser Stadt bis zu Bauern
und schließlich auch einfachsten Mägden. Im Sinne der
Opterungsgeschenke ist es ja völlig unbedeutend, ob
der einzelne Gegenstand einen besonderen Wert dar-
stellt, odereinfachster, fast wertloserArt ist. Wenn eine
arme Magd ihre Wachsperlen stiftet, handelt es sich um
genau das gleiche religiöse Opterwie den großartig gol-
denen Halsschmuck einer Bürgersfrau oder Aristokra-
tin. Das wesentliche liegtdarin. höchstes Besitztum, zu-
meist war es der Brautschmuck, hinzugeben als
Schmuck der Madonna.
VOR DOSOVIGQTSITI 101918888 iSl heute, W35 im SihZSlUSn
gestiftetwurde. denn es handelt sich dabei in der Haupt-
sache keineswegs um Devotlonalien. Im Gegenteil es
ist Schmuck. den die Leute selbertrugen und zu irgend-
einer Gelegenheitabgelegt haben, um die Madonna da-
mit zu bekleiden.
Gnadenbild der Wallfahrtskirche Maria Dreieichen am
derberg bei Horn, Niederösterreich. Ol auf Kupfer, 1. Hall
18. Jahrhundert
2Goldanhänger aus verschlungenen Ranken mit blau-w
emailliertem Blatt und Almandin; daran gehängt golde
Quasten an schwarzem schmalen Samtband mit kleinerg
dener Schließe, um 1780
Goldenes Filigrankreuz mit Amethysten Louis-setze-Orr
mentik, um 1780
Kleines Goldkreuz in Vierpaßforrn mit 20 kleinen Brillante
um 1780 doppelt vergrößert
50vales Goldmedaillen mit getriebener Weinrebe, Anfa
19. Jahrhundert
Schwere goldene Uhrkette mit streng geometrischen oblt
gen Gliedern abwechselnd mit kleinen Ringen. Daran
Stiel mit beweglich eingesetztem Rubin, wohl für ein Sie;
Petschattyein Karabinertüreine Uhr, eine Kettetür ein
dailton und ein Haken zum Einhängen, Anfang 19. Jahrht
den
Anmerkungen
Flegel, F. Odilo, Die Basliica Maria Dreielbhen; Scnwelghoter, P.
gor, Maria Dleieichen, 1952
lnventare von 1831, 1864, 1872, 1883 und 1910 im Stiflsarchlv All
burg.
lnventaraulnahme 1962, vom Autor.
en heute erfaßbaren 94 Stücken des vSchatzesk
ur 13 aus der Zeit des Klassizismus, also der Zeit
ndedes18,Jahrhundertsbis1B00,DergrößteTeil
dem Biedermeier, im Historimus flaut der Be-
ab, und aus der Zeit nach 1900 gibt es nur mehr
tück. Abgesehen von der erwähnten Plünderung,
zher höchste Wertgegenstände erlaßt hat, zeigt
1er Rest, daßder Höhepunkt der Devotion im Bie-
aier der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gele-
ar. Die späteren Stücke sind relativuninteressant.
orhandene,von demeineAuswahIhierabgebildet
igl mittelbürgerlichen Schmuck von guter Durch-
tsqualität aus jener Zeit, in der die Devotion die-
alltahrtskirche wohl am stärksten war vom Ende
3. Jahrhunderts bis um ungelähr1850. In den mei-
iällen handelt es sich um Wiener Goldschmiede-
en. Trotzdem haben die Stücke keinen sehr gro-
laterialwert. Die Goldarbeiten sind zumeist aus
im Material angefertigt, die Steine, bis auf wenige
ihmen von Smaragden, Saphiren und Brillanten.
stAmethyste, Almadine, Türkise und Granate un-
sehr reichlicherVerwendung von kleinen echten
in dichten Schnüren. Die Goldbearbeitung in Zi-
Jng, Granulation und Filigran aber ist von hoher
ät, ein Zeichen dafür, daß zu dieser Zeit auf gute
arbeil mehr Wert gelegt wurde als aut Material-
ain typisches Charakteristikum des Biedermeier-
Jckes. Die bürgerlichen Intentionen dieser Zeit
auch hier das Entscheidende. Bezüglich der Ver-
JflQ handelt es sich vor allem um Halsketten, Ohr-
ige und Medaillons, oft in Zusammengehörigkeit
theitlichen Schmuckgarnitur.
irzuheben wäre etwa ein goldener Anhänger mit
auf schwarzem Samtband zu tragen Abb. ei-
sonders gute Arbeit des späten 18. Jahrhunderts,
ich ein sehr gut gearbeitetes Filigrankreuz dieser
kbb. sowie ein Ovalmedaillon mit getriebener
nd gepunzter Weinrebe aus der Zeit um 1800 in
rragender Qualität Abb. 5. Interessant und sehr
ist eine Uhrkette Abb. in ausgezeichneter
arer Goldarbeit, Sehr typisch für das frühe noch
zistische 19. Jahrhundert ist ein Ensemble von
elte und Ohrgehängen um 1810 Abb. Ohrge-
in strenger Form Abb. wie ein goldener Hals-
Jck mit getriebenen Blüten und Blättern Abb. 9.
iar Ohrgehänge von Anton Haller, Wien, 1820, ist
mit gefaßten Smaragden besetzt Abb, 10. Eine
ieliebte Sonderlösung des Schmucks des frühen
rhrhunderts bildet der Granatschmuck. Bei die-
st die Entscheidung zwischen bürgerlicher und
lioher Provenienz nicht ganz leicht, Im wesentli-
zberkann gelten. daß derbäuerliche Schmuck nur
lber besteht, Gold aber den Bürgern vorbehalten
as Set aus Stücken Abb. 12 Broschen und
eine Busennadel ist aut Gold montiert, aufwendi
im OrnamentsehrtypischfürdieZeitum1820 und
sicherbürgerlich. Medaillons, offensichtlich um
hineinzugeben. waren sehr beliebt so ein glänz
Anhängermitziselierten Blattornamenten undTüi
Abb. 14, 1820 30, sicher aus Wien. Zu den bel
sten Schmuckstücken gehören Halsketten mit
gern vorwiegend Brautschmuck wie ein se
gearbeitetes Stück Abb. 15 aus den dreißiger
des19.Jahrhundertsmiteinerdünnen abersehrf
selierten Gliederkette und dem Brustanhänge
Amethysten. Einen besonderen Typus stellt das
oder vKropfrt-Band dar dichte Reihen von Perlsch
mit einer, aber auch oft zwei Schließen, um die
desSchmucksvorneundhintenzu zeigen. Dieser"
ist von den aristokratischen, eng um den Hals ge"
nen Perienschnüren abgeleitet, in deren Mitte er
daillon mit dem oft sehr kostbaren Emailbild des
manneseingetügtwar. lndieserArtistein interess
Stück Abb. 16 mit 10 Perlschnüren und Schli
von denen die hintere, eine vorzügliche Arbeit de
um1800, insehrexakterGoldschmiedearbeit, die
re "vorderen wesentlich später um 1840 als Prunk
dazukam mit einem großen Amethyst in Perlenui
mung. Derartige Stücke führen bereits zur
arligkeit der Erscheinung der Tragenden über.
Schluß sei noch ein Rosenkranz der Zeit um 19
silbernen und vergoldeten Kugeln angeschli
Abb. 17.
Diese Hauptbeispiele sollen vor allem die Verschi
artlgkeit der gespendeten Objekte zeigen. Die At
der Spende war jedenfalls eine religiöse. Doch dl
jekte der Spenden waren nicht sakral. sondern all
ne, was für den Spender gut und wertvoll war.
meisten Objekte weiblicher Schmuck sind, kanr
auch darauf schließen. daß wie in vielen Fällen
hervorragendsten wäre hier die Madonna del Pa
St. Agostino in Rom zu nennen die Spender F.
mit ihren weiblichen Anliegen waren. Deshalb
sich auch so viel Brautschmuck unter den Devo
lieh.
Neben den Schmuckstücken für das Gnadenbildg
aber in der angeschlossenen Schatzkammer
nannte "magische-r Votivgaben eine Fülle von
würdigen Stücken aus dünnem Silberblech getri
die die Bitte um Hilfe der Madonna im höchster
zumAusdruckbringen sollen,wieArme, Beine, He
Augen und weitere einzelne Körperteile, ja sogar
Figuren von Männern und Frauen, die kniend Her;
den Händen halten, wurden der Madonna geopfei
sie in unmittelbarer Weise auf das momentan ent
dende Leiden aufmerksam zu machen. Diese Me
der Verehrung istfreilich kein Sonderfallvon Maria
eichen, sondern eine Übung, die an vielen Mari
sketle mit Anhänger aus Ringen mit Granai in Filigran-
sung; daran ein zweiter Anhänger in Verkleinerung.
ter dazugehörig Ohrgehänge in gleicher Form. Silber,
yoldet, um 1810.
13 Gvanatschmuck, bestehend aus zehnzackigem dreis
tigem Stern, Brosche in Form eines Gürtelstückes rn
eisenschnalle, dazu eine Busennadel mit Eluchslab
Alles mit Granaien besetzt auf Gold. um 1820
innerhalb der katholischen Welt geübt wurde. Die
ing derartiger kranker nrnembra disjectai an eine
ieitreichtweitindieAntikezurück. Es gehthierdar-
die entsprechende Gottheit aufmerksam zu ma-
aufein besonderes Leiden oder ihrfürdie Heilung
.zu sagen. Unter allen früheren und frühesten Bei-
en dieser Übung ist wohl die Sammlung derartiger
kte am Asklepios-Heiligtum in Epidauros die vor-
chste. Bitte und Dank sind dort in gleicher Weise
Einzelobjekte repräsentiert. Dieser antike
oh wurde vom frühen Mittelalter an in den christli-
Kult integriert und sofinden sich derartige nEinzel-
errr an den verschiedensten Wallfahrtsortenf
it wird aber die Frage nach Ursprung und Herkom-
aller dieser religiösen Übungen aufgeworfen,
auch die Gründung des Heiligtums von Drei-
an verhältnismäßig spät erfolgte. lm nördlichen Nie-
sterreich war die Gegenreformation des 17. Jahr-
erts besonders heftig als Reaktion aufdie intensive
ireitung des Protestantismus des 16. Jahrhunderts
aser Gegend. Vor allem zwischen den Benedikti-
des Stiftes Altenburg und den protestantisch-
Jkratischen Herrschaften von Greilenstein und Ro-
urg bestanden starke Kämpfe. Deshalb ist es im
ederGegenreformation nichtverwunderlicnwenn
dein dieserZeit ein betont katholisches, traditions-
ndenes Heiligtum besondere Geltung erhielt.
Geschichte mit der dreiteiligen Eiche hingegen
tohne Zweifel auf uralte Tradition hin, eine von den
Traditionen, die sich in der bäuerlichen Bevölke-
durch Jahrhunderte, ja sogar Jahrtausende erhal-
zi Ohrringe, Gold. Blütenform mitje einem Brillanten und
nen Rauten in Silber gelaßt, 1810 20
dener Halsschmuck. Kurze Gliederkette, ovaler Anhän-
aus Voluten, mit getriebenen und gepunzten Blüten und
ttern.181O 20
10 Zwei Ohrgehänge, dünn gelriebenes Gold mit jeweils einem
Smaragd, klassizistisches Ornament, Wien, Meister Anton
Haller, um 1820
ten haben? Die Eiche in Verbindung mit einer Que
in der indogermanischen Kultur stark vertreten
der Odins- oder Wotans-Eiche bis zu den Zeus-E
von Dodona. Aberauch im Frühbiblischen trittsie
heiligen weissagenden Eiche von Sichem des
ham, Jakob und Joseph auff Dazu kommen die
ldentifikationen von Gottheiten mit Bäumen in de
hesten europäischen Kulturenß; auch hier in
chen handelt es sich um eine derartige ldentifikatii
dem ein göttliches Bild in den Baum hineingestell
de. In diesem Zusammenhang ist es von lnteressi
jene mit einer Gottheit identifizierten Baurne rnei
tisch verbrannt wurden? In Dreieichen verbrennt
der Legendedie Eiche mit dem Bild. Als die Eiche
her aber wieder bluht, fühlt man sich dazu verpfli
ein neues holzgeschnitztes Marienbild in möglir
Angliederung an das verbrannte dort wieder aufz
Ien.
S0 bleibt nur noch die Einrichtung des Bekleidens
nens und Schmückens des Kultbildes als Haupt
offen. Auch diese religiösen Übungen sind aus ält
antiken Kulten in das Christentum eingegangen.
kleidung mit dem nPeplosri, der den Sternen- odei
melsmantel bedeutet, kennen wir von der Athen.
thenos, dem kapitolinischen Jupiter. dem olympi
Zeus von Syrakus, dem delphischen Apollo, dem
lonischen Marduk und Adad. dem Mithras und At
zur ägyptischen Himmelsgcttin Nutf" Dazu tritt
krönung des Bildes wie auch die Schmückung.
ses geht im Verlauf des Mittelalters auf Maria als
melskönigin über." Deshalb ist derSatz in den Im
ren von Dreieichen, daß sich goldene Kronen uni
11 Ftingfdrmige Goldbrosche mit Türkisen. Perlen und
ten. Rückseite Flundfenster für ein Medaillon. um 18
12 Ovaler goldener Medaillonanhänger, in Vertiefung
bene Blätter in Kreuzform mit kleinem Türkis, 1820
ten bei dem bereits bekleideten Bild befinden, so wichv
tig. Schmücken heißt wKosmeinK, Kosmos aber heißt
vOrdnungu. vSchmucka und nweltordnungw und bedeu-
tetden geordneten gestirnten Himmel. Dadurch aber ist
der Zusammenhang zwischen dem Himmelsmantel
und dem Sternenzelt gegeben, der für die Herrin des
Himmels angewandt wird, wie auch für den Schmuck,
den man dem Bild der Himmelskönigin optert.
Die Gegenstände dieser Devotion aberwerden seit trü-
hesten Zeiten von den Menschen dem Götterbild aus
Dankbarkeit geschenkt."
denesiävalmedaillommil Blanomameni und kleinenTürb
beselzt. An Goldkene. 1820 30
sschmuck, dünnes helles Weißgoldblech, hohl geformi,
le aus 26 Gliedern in verschiedenen Typen. Anhänger-
großer Amelhyst In Perleneinrahmung, daran kleiner
änger mit kleinem Amethysl. Rokokoornamenl. Wien,
1835 40
piband aus 10 echten Perlenschnüren und Gold,
ließen.
kungen 12
dazu KnssrRettenbeck. L., Ex vom, Zürich. 1972. S. 19 H. und
l.
Beispiel ein Baum .. als Manileslatnonselement einer übemdl-
Macht erfahren Knss-Reuenbeuk. a. 0.. S. 213
was ionlesw. nCluCBS ad bivlan, KnssrFlettenbeck. a. 0., S. 39;
7a Ousilsn und heilige Eßume im Frünmnrelalrsr, LLI. S. 37.
1. großlormaliges Blattornament aus dünnem Goldblech.
Mine Amethyst in Perlenkranz. um 1840
2. dreileilig, ovale und eln rechteckiger Teil, EmpireOrna-
memik, getrieben und graviert mit Goldauflagen. um 1805.
Konlrullstempel von 1809
17 Silberner Rosenkranz. Valerunserkugeln vergoldet. Zusam-
menfassung der Ketlen Gold mit Durchbruchornamenl, um
1900, Ganz einfaches goldenes Kreuzchen mit Korpus. In
Kassette
ElSIEY, Robert, Welterrmantel und Hrmmalszalt, 1910, S. 277.
Eisler, 3,5. O. S. 588 N.
Eislena. .0 S. 147.
Eisler. a. 21.0.5. 51 11., Krlass-Reltenbeck, a. 0., s. 14, erwähnt Klel-
der und Felzenopfer an europäischen. vorderaslaliscnen und mittel-
amenkaniscnen Kuustanan.
Eisler. a. s. 0., B5 und 154.
Eislar, a.D., 174 H.
Wohlstand und kulturelle Blüte der Barockzeit entfalte-
ten sich in den habsburgischen Landen erst mit der
Ostorientierung der Politik Kaiser Karls Vl., die mit den
beiden Türkenkriegen schließlich zu einem siegreichen
EndelührtenSchon im Jahre 1711 hattederKaiserein
Patent HZLIT Einricht, Beförder- und Vermehrung des
Commerciiiierlassendasallen Prolessionisten und Un-
ternehmern für die Gründung von neuen Betrieben und
Manufakturen besondere Privilegien und Freiheiten
versprach. Der Kaiser folgte hierin den merkantilisti-
schen Tendenzen, von denen man erhoffte, daß sie die
iiWiederbringung einer gesegneten Nahrung und Ge-
werbsrr im Lande herbeiführen würden."
Trotz kriegerischer Zeitläufe florierten in der ersten
Hälfte des 18. Jahrhunderts in allen habsburgischen
Landen der Handel und das Gewerbe in einem bisher
unbekannten Ausmaße Vor allem die Haupt- und Resi-
denzstadt Wien profitierte hiervon; denn für die zahlrei-
chen Paläste, die sich ietzt der Flegierungs- und Kriegs-
adel errichten ließen, waren nicht nur Bauarbeiten not-
wendig, sondern vor allem die lnnenausstatter, die De-
korateure, die Tischler, die Schmiede und Schlosser,
dieSilber-und Goldschmiede,die Paramenten-undSer-
densticker, die Porzellanerzeuger und Glashersteller.
DerneueWohlstand,dersichjetztbreitmachte,kam be-
sonders den in Böhmen, Mähren und Schlesien ange-
siedelten Glashütten zugute, deren Erzeugnisse ange-
sehen waren und die bisher bevorzugten veneziani-
schen Produkte vorn Marktverdrängten. Diese Glashüt-
26
jäh g. .-.M ..-...-,-V-
lxi
Wilhelm Mrazek
Die Schlacht von Belgrad,
Prinz Eugen und
die Glasschneidekunst
unb
Siäaoierlicben Generat-
ßiciitziiamß
Selben äbafen
li äritterfääbeil.
nlicßsvtfem
mcrrrs.
PACIS ARTIBVS EXPERTVS
VT BELLl.
nürnlmg
ßu Stimmt; Sßiegxl mm vor 93mm-
IundTitelkupierderamweitestenverbreitetenzeitgenös-
hen Lebensgeschichte des Prinzen Eugen in deutscher
ache. Das von einem unbekannten Verfasser stammende
umlaßte Teile. die zu verschiedenen Zeiten Teil
Teil VI, 1739 erschienen sind
spokal mit dem Fleiterbildnis Prinz Eugens, Vermutlich
Christian Georg Schneider in Warmbrunn in Schlesien.
1740
SPOKBI Abb. mit der Darstellung eines türkischen
ers
spokal Abb. 2mitderScnlachtvon Belgrad. Die belager-
tadt unddie kärnpfendenTruppen in kartographischerArt
dergegeben
kungen
llm Mrazek. Kunstgewerbe. in Glimschitz, Feuchtmüller. Mrazek.
zk Österreich. Forum-Verlag, Wien. ieez. Auflage. au
rlosser. Das alte Glas, Braunschweig rasa, s. im 170
og der Prinz-Eugen-Ausslellung. Wien iesa. s. 137 211.
ten produzierten Gefäße in einem neuen Glasstil, derdie
barocken Stileigentümlichkeiten in einmaliger Weise
realisieren konnte. Entgegen dem bisher gültigen vene-
zianischen Brauch waren die Gefaßwandungen nicht
mehr zart und dünn ausgeführt, sondern wurden stark
und kantig gebildet, dasieerst, durch Schliffund Schnitt
veredelt, ihre zeitgemäße Stilform erhalten sollten?
Die bevorzugte Glasform war der Pokal mit und ohne
Deckel. Seine Grundform bestand aus Fuß. Schaft
Stiel und Kuppa mit und ohne Deckel, die sich mannig-
fach dekorieren ließen. Die Kuppa. trichter- oder be-
cherförmig, sowie der Deckel und die Fußscheibe lie-
ßen sich durch Schliff und Schnitt zu Gebilden von
unterschiedlicher Art veredeln. Mit Hilfe von Facetten,
Klar- und Mattschnitt sowie von szenenreichen figura-
lem und ornamentalem Dekor auf den Wendungen ent-
standen jene zauberhaften Glasgebilde. die nicht nur
das Herz des Sammlers und Liebhabers erfreuen, son-
dern darüber hinaus dort. wo sie aktuelle Ereignisse
oder lebende Persönlichkeiten wiedergeben, auch von
höchstem historischen Interesse sind.
Das, was in jenen Jahren alle bewegte und interessier-
te, waren vorallem die Kriegsereignisse, die im Zusam-
menhange mit der Auseinandersetzung des Hauses
Habsburg mit dem osmanischen Reiche stattfanden?
Hier aber waren es wenigerdieJubel- und Repräsenta-
tionsporträts der Kaiser und fürstlichen Herren als viel-
mehr die des Troupiers Prinz Eugen von Savoyen und
dessen Siege. die das Interesse erregten. Als dann mit
der Eroberung Belgrads 1717 und dem darauffolgr
Frieden von Karlowitz im Jahre 1718 das Kriegs
endgültig Prinz Eugen zufiel. fand das Flühmen de
serlichen Feldherrn und seiner Heldentaten kein
Mit der Niederlage des türkischen Entsatzheere
Belgrad am 16. August 1717 und mit der Einnahrr
ser fürdie Türken so wichtigen Festung am 22.
hatte er nicht nur in einem Zweifrontenkampf eir
kes türkisches Entsatzheer in die Flucht geschl
sondern auch mit der Kapitulation derTürken in
lagerten Stadt das Ende der Bedrohung aus dem
erreicht.
Die Schlacht um Belgrad, über die Prinz Eugen in
Botschaftnüchtern an den Kaiserberichtete, wurr
gen der Nähe zum Mariahimmelfahrtstag bald
als ein besonderes nWunderK propagiert, das de
tergottes Maria zu verdanken war, die ja schon
als liSchutzherrinu und ivGeneralissimaw der Hat
ger betrachtet wurde.
Alle Berichte und Nachrichten über diese entschr
de Wendung des Krieges mitden Türken waren Sii
einmaligen Bedeutung dieses Ereignisses bewu
Jahre 1716 schon hatten die Siege des Prinze
Papst veranlaßt. ihn vor aller Welt mit dem
Schwert und Hut auszuzeichnen. Der Papst beai
tete damit ein Geschenk Prinz Eugens an ihn, de
der Türkenbeute stammte. Das päpstliche Gesc
eine seit dem Mittelalter von den Päpsten an verl
Fürsten und Herrscher verliehene Auszeichnung
.. '7'1.
man msgxmmfujI-JV
dem Prinzen in einem feierlichen Gottesdienst im
l'Tl zu Raab übergeben'
diese Ereignisse hatten nach dern Sieg bei Belgrad
ien Stimmungsgrad erreicht, der nicht mehr zu über-
zten war. Alle Schichten der Bevölkerung wurden
zrvon ergriffen, Ihren legendären Ausdruck fand
hließlich die Schlacht in dem berühmten Reiterlied
"Prinz Eugenius, der edle Rittermri, dessen Text
imlich genau mit dem Kampfverlauf übereinstimmt?
ese Schlacht war nun auch für einen Glasschneider
Anlaß, Einzelheiten daraus in die Wandung eines
ichterpokals einzuschneiden, Dieser Pokal befindet
in Wiener Privatbesitz und wurde uns anläßlich der
iiern zum Türkenjahr 1683 bekannt und zur Bearbei-
"IQ überlassen.
er Glaspokal gehört in die Gruppe der Trichterpokale.
ssen unterer Teil der Kuppa kegelförmig ausgeweitet
mit zehn länglichen und halbkreistörmigen Facet-
versehen ist. Seine Gesamthöhe beträgt 20,8 cm,
Trichterdurchmesser crn, der der Fußscheibe
38cm. DerSchattStielisteckigfacettiert undmitder
ippa durch einen eckigen Ring verbunden. Für eine
dlich-ornamentale Schnittdekoration des Pokals
anden die cm hohe Wandung der Kuppa sowie die
heibenförrnige Platte des Fußes zur Verfügung. War
zDekorierung der Fußplatte mit kaiserlichen Waffen
türkischen Trophäen auf der Oberseite ohne Pro-
zme,somachtediederKuppawandungeinigeÜberIe-
ngen notwendig, die über das handwerklich-tech-
sche hinaus in den künstlerischen Gestaltungsbe-
ich gehören. Ohne Zweifel handelt es sich bei diesem
lkal, dessen Grundform schon keine einfache Lösung
rstellt, um eine Auftragsarbeit, die das große Ereig-
s. die Heldentatdes Prinzen, in einer informativen und
aichzeitig auch rühmenden Art wiedergeben sollte. Es
lt für den Glasschneider, eine Komposition zu erfin-
n. wie sie bei den großen Schlachtenbildern dieser
fit auch üblich war, und diese mit kleinformatigen in-
mativen Details, wie sie bei den kartographischen
Glaspokal Abb. die Oberseite der Fußscheibe mit Waffen-
trophaen dekoriert
Schlachtenplänen in Anwendung waren. zu vereinenf
Die Rundum-Darstellung, die der Glaskünstler wählte,
hat zwei Schwerpunkte. Dereinezeigt zwei sich gegen-
überstehende großfigurige Reiter, die deutlich als
Hauptdarsteller hervorgehoben sind, Der eine Fleiter ist
durch die europäische Kleidung, durch den Degen und
durch den Vlies-Orden sowie das große Eugenius
aufder Pistolentaschealsdieserzuerkennen, derzwei-
te Reiter mit Turban, Schwert, Bogen und Köcher als
osmanischer Feldherr gekennzeichnet. Während Prinz
Eugen mit gezogenem Degen und galoppierendem
Pferd Levade deutlich als Angreifer erscheint, hält der
Türke fast ängstlich das stehende Pferd am Zügel. Um
diese Mittelgruppe ordnete der Glasschneider die übli-
chen allegorischen Darstellungselemente an, so links
und rechts in Kopfhöhe Prinz Eugens Putti mit Posau-
nen, auf deren Wimpel die Buchstaben Eugenius
und CC Caesar Carolus, d.h, Karl Vl., angeordnet
sind und die Palmenzweige Friede und Lorbeerzweig
Fiuhrn in Händen halten. AufderSeite des türkischen
Reiters sind es türkische Waffen wie Ftundschild, Bo-
gen, Pfeile im Köcher, die den freien Platz einnehmen.
Zwischen den beiden Reitern, gleichsam als Trennlinie,
setzte der Künstlerdie spitzen Zelte derTürken undwei-
ter nach unten hin. wo sich das Schiachtgeschehen ab-
spielt, eine Wolkenwand aus Pulverdampt, der aus den
Gewehren sich beschießender Infanteristen herrührt.
Dieser Szenerie gegenüber befindet sich der zweite
Schwerpunkt der Komposition. An höchster Stelle ist
ein kaiserlicher Adler mit einem Spruchband angeord-
net. Darauf stehen die Worte iiSic Belgradum fit novus
gradus gloriaeu, das ist vSo auf diese Weise war Bel-
grad ein neuer weiterer Schritt Stufe zum Ruhme
Glorieyi, Unter diesen das Thema bezeichnenden Wor-
ten, die das lateinischeZitat ugradus ad parnassurnii va-
riieren, wird in der Art eines Planes die Situation der Be-
lagerung und Schlacht angeordnet. Der Künstler zeigt
den Berg mit der Festung und an dessen Fuß die Zivil-
stadt mit ihren Häusern und Moscheen entlang eines
wg;
r-Eigentlicher Abriß der Schlacht bey Belgrad.1r Aus riDes
grossen Feld-Herrns Eugenii Helden-Thatenir.
iiAccurater Plan von Belgrad samt der Gegend des Kaysrl.
und Türkischen Lagers Anno 717.1 Man beachte die kar-
tcgraphischenZeichen.diederGlasschneiderz. T. übernom-
men hat.
Anmerkungen
D25 großen Feldherrns Eugenli Helderi-Thaten, Teile, Nürnberg.
Christoph Riegel, Ohne Jahr Teil V. 1716,1 VI. 1739.
Katalog Pririz-Eugen-Ausstellung 1963. Kai. Nr. 162. Bericntdes Prinzen
Eugen an Kaiser Karl Vl. ..
S. die Pläne-Eigentlicher rissvonderSchlacritbey Belgrad undAccu-
rater Plan von Belgrad... Anno 1717. Des grossen Feldherrns Euge-
nii Helden-Thaten, 5. Teil, 1104.
B. Klesse. Sammlung Krug 1. Kai Nr. 22Qzeigteinerr Fußbecher mitdem
Fielterblldnis König Friedrichs des Großen, gerahmt vori Warrsntropha-
Bn und aurder Rückseite rrilt einem Prospekt der Eatallle von Striegau
am 4. Juni 1145. K. darlertdleseArbeit mit IMIKS des 1a Jahrhuridertsir.
wozu sie wohl der Schlachtentermln hauptsächlich verarilabt hat Auch
die Kai, Nr. 230 zeigt ein anniiories Heilarbildnis.
Flusses, den er mit seinen Namen vSaua Save ver-
sieht. Um diese Stadt ordnet er den doppelten Belage-
rungsring. die vContravallations- und Circumvallations-
linienir an und darunter am unteren Ende des Bildfeldes
wieder eine türkische Zeltstadt. Weitere kleinformatige
türkische Reitergruppen werden bis unter die Pferdehu-
fe des großen türkischen Reiters verteilt.
Ausden Berichten wissen wir.daß derkaiserlichen Artil-
lerie 106 Geschütze bei dieser Schlacht und Belage-
rung eine entscheidende Bedeutung zukam. Auch dies
beachtet der Glaskünstler; aus den zahlreichen, im Be-
lagerungsring angeordneten Kanonen läßt er Stadt und
Festung beschießen. indem er die Bombenbahnen und
Explosionen mit graphischen Mitteln von Linien und
strahlenden Sternchen wiedergibt.
Weitere Gruppierungen von kaiserlichen und osmani-
schen Kriegerndie alle aufkleine, vereinfachte Figuren
reduziert sind. füllen den noch freien Platz aus. Solche
graphische Darstellungen hat das 18. Jahrhundert nur
auf Schlachtenplänen angewandt. Wir müssen daher
annehmen, daß der Glaskünstler solche kartographi-
schen Darstellungen gekannt hat. um sie in seiner Kom-
position zu verwenden. Diese vereinigtsomitzahlreiche
graphische Elemente mit solchen von malerisch-drei-
dimensionaler Art wie sie den beiden Reiterdarstellun-
gen eigentümlich sind. Hier hat er mit Hilfe eines unge-
mein sensiblen Mattschnittes eine körperlich-drei-
dimensionale lllusion erreicht, die auf einen großen
Könner hinweist, der alle Feinheiten seiner Profession
beherrschte. Dieses Miteinander von linear-graphi-
schen und malerisch-plastischen Elementen gibt dem
Pokal seine einmalige Originalität.
Man ist versucht. diesem Pokal eine besondere Bedeu-
tung zu geben. Ohne Zweifel ist er seinerzeit über Aut-
trag von einem nicht unbekannten Glassohneider in ei-
ner nicht unbekannten Glashütte Böhmens oder Schle-
siens gemacht worden. Da solche Arbeiten kaum alltäg-
lich waren, sondern auch sehr oft als Geschenk an Per-
sönlichkeltendienten. d. h. in unserem Fallewohl an den
Prinzen Eugenius selbst. so ergeben sich weitere, das
Schicksal dieses Kunstwerkes betreffende Fragen.
Wann und auch wo ist es geschaffen worden, und in
wessen Besitz hat es die Zeit bis zur Gegenwart über-
dauert und vor allem. wer war der Künstler der dieses
Werk geschaffen hat?
Auf Grund einiger Kriterien wagen wir daher eine Zu-
schreibung auszusprechen. Viele Eigentümlichkeiten
dieses Pokales, sowohl in der Form als im Dekor, wei-
sen auf die Werkstatte des besten schlesischen Glas-
schneiders Christian Gottfried Schneider1 710 1773
in Warmbrunn hin. Im Katalog der Sammlung Krug sind
mehrere Arbeiten aus dieser Werkstätte behandelt und
abgebildetÜ Die großligurige Darstellung auf unserem
Pokal spricht eherfürein früheArbeit. Allein schon vom
Thema her ist sie doch nurvor 740. dem Beginn des er-
sten Schlesischen Krieges zwischen den Habsburgern
und den Preußen. möglich. DerPokalwäredemnach um
1735140 anzusetzen, was bedeuten würde. daß rund
20 Jahre nach Eugens Sieg von Belgrad dieses Thema
noch Aktualität besaß. Kommt vielleicht für den Pokal
ein anderer Künstler in Frage? Wie dem auch sei, was
bleibt und nicht zu bezweifeln ist bei diesem Glaspokal
handelt es sich nicht nur um eine technisch perfekte,
sondern auch künstlerisch hochwertige Meisterlei-
stungeines Künstlers ausderersten Halftedes 18.Jahr-
hunderts.
Literatur
Schlosser, l., Das alle Glas, Klinkhardt und Blermann, Braunschweig.
l956
Klesse Glassammlung Hellried Krug, Teil l. 1965. Teil 2. 1973
Kresse. .Axai von saiderri. 500 Jahre Glaskunst. ZÜrlCh. 1978
Heeresgeschicritllches Museum. Prinz Eugerr von Savoysn rasa 1736.
Ausstellung zum aoo Geburtstag, Wien. 196a
Slradal. Der andere Prlrll Eugen. Vom Flüchtling zum Munimiiiiorittr.
osrerreicniscrier Buridesverlag, Wien, 1982
29
Alois Vogel
Die Landschaft des
österreichischen Donauraumes
in der Graphik von heute
Ein Versuch an Hand von Beispielen
Das Eigentliche willst du sagen?
Schau Berg und Wolke. Baum und Tler
In Bildern nur spricht sich das Leben aus.'
Rudolf Felmayer
Das Eigentliche war schon immer das, das uns die
Künstler sagen wollten. das Eigentliche des Menschen.
der Natur, des Kosmos. Und je nach dem Weltbild, das
der Künstler hat. das die Zeit in der er lebt prägt, wird er
dieses oder jenes in den Mittelpunkt seines Schaffens
stellen. je nach seinerWeitanschauung wird seine Aus-
sage sein. Es ist kein Zufall. daß der Wiener Dichter Ru-
dolf Felmayer den oben zitierten Dreizeiler schrieb. Bei
iiSchau Berg und Wolke, Baum und Tier in Bildern nur
spricht sich das Leben ausii steht das Bild einer Land-
schaft vor uns wie sie die chinesischen Rollbilder zei-
gen. Berg und Wolke. Baum und Tier, Luft dazwischen,
Raum, frei aller perspektivischen Spekulationen, Da-
sein im Bild. Felmayer liebte fernöstliche Dichtung und
fernöstliches Denken und ist im Laufe seines Lebens
selbst zur östlichen Weisheit gelangt. Das Eigentliche
schauteerinderSchöpfung. inallenGeschöpfemvorai-
Iem in der natürlichen Kreatur.
Das war im Laufe der Geschichte des Abendlandes
nicht immerso. DasEigentlicheunddamitdasAussage-
würdige war der König. der Gottkönig, die Götter. der
Held, der Mensch, derGottmensch. Erst allmählich ka-
men die Schöpfung. die Natur und die Landschaft wie-
der in das Bild. Eine Preisung der brüderlichen Sonne.
eine Fisch- und Vogelpredigt lassen wieder eine umfas-
sende Fülle des Lebens, alles Lebens der Darstellung
würdig sein. Allmählich dringt durch Fenster undTüren.
durch Baulücken und Abbruchstellen die Landschaft
wieder in den Bildraum.
Schon bald hatdie Donaulandschaft in diesem Zusam-
menhang Eingang in die Kunst gefunden. Aufden Tafeln
des Albrechts- und des Schottenrrieisters können wir
realistische Wiedergaben des Wiener Umlandes erken-
nen. Die Flügelbilder eines Leopoldaltares von Rueland
Frueauf aus dem Jahre 1505 zeigen typische Land-
schaftsfcrmationen wie wir sie im nördlichen Wiener-
wald und noch mehr. heute nördlich der Donau immer
wiederantreffen. Bei Frueaufkündigisichan.wasinvie-
len WerkenderDonauschuledann immerwiederzu ver-
zeichnen ist Eine aktive Rolle der Landschaft im Bild,
und ebenso was viele Graphiken. die meist Studien für
Bilder waren, überliefern reine Landschaftszeichnun-
QGFI.
Es ist aberkeine reinetopographische Erfassung,wenn
wir immer wieder auch bestimmte bekannte Örtlichkei-
ten wiedergegeben finden, etwa iiDie Donau bei Sar-
mingsleinti 151 von Albrecht Altdorfer, die ßAÜSiChi
von Urfar bei Linzrr 1512, das nDcnautal bei Kremsu
1529. die nBurg Aggstein in der Wachaur 1542, alle
von WolfHuber,soisttrotzeinergewissen ldealisierung
eine allgemeine Erfassung der Landschaft dieses Rau-
mes damit angeschlagen. Und noch in den Hintergrün-
den der Tafeln des iiGedersdorfer Aitaresrt
1515 1520 finden wir die Wiesen- und Waldrücken
des donaunahen Waldviertels.
Einer der ersten. der nach dem Krieg sich in seinen Bil-
dern und Graphiken wieder mit der Landschaft ausein-
andersetzte und zwar sehr intensiv war Anton
Lehmden. Alfred Schmeller schreibt über ihn nln Anton
Lehmdens Schaffen steht die Landschaft im Mittel-
punkt; aber er ist weit mehr als ein Landschaftsmaler.
in seinen Bildern ist die Trauer um die Zerstörung der
Landschaft, der Natur, er ist ein Schmerzensmann ei-
ner berstenden Landschaft. Lehmden und in ganz
frühen Bildern auch A. Brauer schließt in seinen Land-
schaftswiedergaben auch unmittelbar an Vorbilderder
Donauschule an. Wir finden sowohl in dem Motiv des
einzeln stehenden Baumes. als auch im Formaten. bei
der Strichführung in der Graphik eine starke Parallele.
Deutlich ist das etwa zu sehen, wenn man die Feder-
zeichnung "Fische und VÖgelit 1954 von Lehmden mit
Karl Korab, wNiederösterreichische Landschatta. Schwarze
Kreide. 425 623 mm
Linde Waber, i-Waldviertela, 1979. Zeichnung, laviert. Feder
und Pinsel
Wolf Huber, Voralpenlandschaft. 1522
Albrecht Altdorfers iwAlpenlandschafl mit Weidenbäu-
menri um 151 1vergleicht. Hier wie dort sind es harte,
schwungvolleStrichediedieAbbrücheimGelande fest-
halten. DieWeite des Blickes, die Tiefe des Raumes fallt
bei Lehmden sofort auf. das Verfilzte im Graswuchs im
Kontrast zu den vertikalen Einschnitten in das Gelände
bietet Vergleiche an. Ein sehrschones Beispiel ist dafür
auch ein Ausschnitt aus dem iiKriegsbild lllii 1954.
ist es bei diesem Künstlerein bewußtes Anschließen an
ehrwürdig erkannte Überlieferungen, so scheinen uns
die frühen Blätter des Kremser Graphikers Leo Zog-
mayer einfach durch die landschaftlichen Gegebenhei-
ten und deren Festhalten. mit ihren geschwungenen
Hügelformationen und Buschsäumen der Wiedergabe
eines Rueland Frueauf verwandt und dokumentieren
gerade dadurch diejeweilige Erfassung des Charakteri-
stischen.
Eine nicht ganz unähniiche Ausgangsposition wie bei
Lehmden finden wir bei Karl Korab. Seine Bezugsper-
son war ursprünglich Hieronymus Bosch, dessen phan-
tasievolle Ungetüme und dessen weite Landschaften
beeindruckten ihn, und wir finden sie in eigenen Vorstel-
iungen umgesetzt in Korabs Bildern wieder. Er selbst
sagte nln den Bildern von Bosch ist verwirklicht, was ein
Großteil der heutigen Künstler schmerzlich vermissen
laßt Ein ganzes Universum und komplettes Welt-
bild xi Und können wir bei frühen Bildern Korabs die
Verbundenheit mit Bosch eindeutig einsehen. so wer-
den wir im Laufe seiner künstlerischen Entwicklung im-
mer mehr eine eigene Formensprache gewahr, die
letztlich zu den einfachen Dingen findet.' Wie sehr er-
innert uns Korabs Suche nach dem iikompletten Welt-
bildii an das unseren Ausführungen vorangestellte Mot-
to von Felmayer! Und siehe. Korab findet mit seinen
Graphiken zu wBerg und Wolke. Baum und. Gerade
seine Zeichnungen nachderNatursind es dannwieder,
die das Eigentliche dieser Landschaft. es ist jene nord-
lich der Donau gelegene. ausdrücken.
Mit vielen feinen Strichen sammelt Korab den Blick des
Betrachters auf einen Waldrücken oder. noch häufiger,
auf eine Talmulde, in der. wie es für den Landstrich so
charakteristisch ist. ein Dorf versteckt ist. von dem man
nurDachersieht. Rundumistviel Freiraum, Himmelund
Ackerland, oft einzig das leere Papier. Nur mit wenigen
Linien ist der nächste Hügelrücken angedeutet, die Be-
grenzung der Felder. ein Weg in die Senke. über die der
rauhe Wind der Hochfiächen streicht. Das Auge ruht
einzig auf dem Streifen in der Mitte des Blattes, wie es
auch in der Natur ein bestimmtes Objekt genauer sieht
und alles Umliegende eher wissend erfaßt. Es ist inter-
essant. daß auch der Dichter Adalbert Stifter. der als
Maler vielfach unterschätzt wird, etliche Zeichnungen
hinterlassen hat. die in ebendiese Richtung tendieren.
Besonders die Blätter nWaldrückenii der Sammlung
Dr. Franz Glücks weisen. wie viele andere Studienbiät-
ter dieses Künstlers. eine Gestaltung auf. die uns heute
sehr anspricht, die das Wesentliche erfaßt und der
Phantasie des Betrachters viel Raum zum Mitgestalten
läßl. Ahnliches sehen wir bei dem schon genannten
Kremser Leo Zogmayer, bei seinen in der ersten Hälfte
der siebziger Jahre entstandenen Federzeichnungen
31
3a Anton Lehmden,r-KriegsbildIllmAusschnill. 1954.0lIHolz
laser. 73 93 cm in Original. Wien. Museum des 20. Jahr-
hunderts
Albrecfn Ahdorler, wAlpenlandschaft mit den Weidenbäu-
meniyum 151 Federin Schwarz, 141 197 mm.Wien,Aka-
dernie der bildenden Künste, Kupievstichkabinet!
Anton Lehmden, wFiscn und Vögelu, 1954. Feder in Tusche.
322 213 mm. Wien, Kulturamt der S1ad1Wlen
IKIIMIR
aus dem Waldviertelf Auch hier eine Verdichtung der
Waldrücken, ein mit wenigen Strichen angedeuteter
perspektivischer Hinweis auf die Tiefe des Raumes.
eine horizontale Gliederung. die für die Weite der ge-
zeichneten Landschaft sie ist ja ähnlich wie jene von
Adalbert Stifter so typisch ist. Natürlich ist hier der
Strich härter, handeltes sich doch bei dem Stifterschen
Blatt um eine Bleistiftzeichnung und hier um eine Radie-
rung. Das Bewegte, das wellige Auf und Ab, nicht das
Heroische des Gebirges, sondern Hügelige der Reben-
kulturen ist auch in Graphiken Herwig Zens eingegan-
gen. wie uns der Vordergrund einer Zeichnung von
Krems-Stein bezeugt.
Eine weit malerische, impressionistischere Auflas
finden wir bei Josef Dobrowsky. Seine Donai.
schalt, eine Kreidezeichnung von 1920. muß etvi
Persenbeug entstanden sein. Sie zeigt sehr viel
und Ausgeglichenheit. Der Strom macht eine
Schleife, das Land ist leicht wellig. Das Blatt atme
Atmosphäre der Gelassenheit, Wir müssen an
brandts Zeichnungen von holländischen Wasse
Ben denkemdieebensogroße Himmel zeigen undi
solche Ruhe ausströmen.
DieGraphiken derLincleWabersindzwarauch ser
lerisch, doch ist hier alles heftige Bewegung. Ein
expressionistischer Atem beherrscht diese
Leo Zogmayer, Landschaft. 1976. Feder in Tusche,
300 400 mm.
Rueland Frueauf d. J., wDie Erlegung des Ebersr, Flügelbild
eines Leopoldaltares, Ausschnitt. Klostemeuburg. Augusti-
nerßhorherrensliü
Karl Korab, nNlederösterrelchlscha Landschaftc. Feder
Tusche
SAdaIberl Stifter, nwaldrückenu, 1865166. Zeichnung, B1
Silft
10 Leo Zogmayer, nNlederüstarrelchlscha Landschaltu, 19'
Zeichnung in Feder
Josef Dobromky, wDonaulandschaftc. 1920. Schwarze
de, 450 560 mm
12 Herwig Zens, nKrems-Stelnc, 1980. Radierung,
295 195 mm
13 Linde Weber, hwaldvlenelw. 1979. Zeichnung. lavieri, Feder
und Pinsel
14 Erich Steininger. nHügellandschafn. Zeichnung, Bleistif
on Wnchü, nBIuhende Phrmchbaumeu, Zeachnung
wde
17;
wn Haug, ß-Ungarische Finnen. Zeichnung. Bleistift
Bei den meisten der vorgenannten Graphikern waren
die Bezüge zu Malern der donauiandischen Zugehörig-
keit einsehbar. Die beiden letzten haben ihren Bezugs-
punkt eher bei Van Gogh.
Haben wir es bei den Motiven der Linde Waber und des
Erich Steininger mit dem Waldland des Donaudurch-
bruchs durch das Massiv des Urgesteins der Böhmi-
schen Masse zu tun, so sind die letzten Beispiele dem
Unterlauf der österreichischen Donau gewidmet. Der
leider zu früh verstorbene Anton Wichtl ist ein reiner
Zeichner gewesen. In seinen wohl tausend hinterlasse-
nen Blättern spielt auch immer wieder die Landschaft
des Donauraumes eine große Fiolle. Oft ist sie nur mit
wenigen unruhigen Linien hingezogen. Der Betrachter
wird angeregt mitzusehen. in seinem Bewußtsein zu er-
ganzen. Duftig stehen blühende Baume in Weingärten,
obwohl nur wenige Strichelchen um die Baumstämme
flimmern. Auch Egon Haug will mit seinen vielen
schattszeichnungen das Eigentliche erlassen.
das Eigentliche einer Landschaftehe sie durch die
nischen Eingriffe zerstört wird. Der Strom zieht
weites Auland, die fruchtbaren Äcker des March
dehnen sich weithin unter einem großen Himmi
Anhauch der weiten Ebenen des Ostens weht Ui
und schließlich verengt sich das Tal ziemlich unv
telt zum Durchbruch der Ungarischen Pforte.
iiln Bildern nur spricht sich das Leben ausu, hei
letzte Zeile des Gedichtes von Rudolf Felmayei
sehr-das können wiran Hand dieserwenigen Be
leund ihrerBezügefeststellen -sprichtsich dasl
dieses Landes in den Bildern seiner Künstler aus.
Bildern der Künstler unserer Tage ebenso wie in
vergangener Jahrhunderte.
Für den Kunstsammler
chard Steiskal-Paur
ienkzeiohen an die Türken-
elagerung des Jahres 1683
Szene der Belagerung Wiens in obigem Stich
ab. illustriert anschaulich die ständige Gefahr, die
ich Einfälle und Plünderungen der Türken während
rzweiten BelagerungWiensgekennzeichnetwar. Sie
achte aber auch Anregungen für Künstler zu deren
trstellung. die sich sowohl in der Medaillenkunst wie
Kunstgewerbe vielfach ausdrückten. So verzeichnet
exander Hirsch 103 Medaillen, auf welchen die Ereig-
ssedieserZeitinderErinnerungfestgehaltenwurden.
diesen Erinnerungsstücken zählen auch zwei Brett-
iielsteine aus geschwärztem Holz. Sie stammen aus
rn Nachlaß Victor von Renners, der das Buch "Wien
Jahre 1683 Geschichte der 2. Belagerung durch
aTürken im Rahmen der Zeitereignisse. Wien 1883"
schrieben hat.
ettsteine dienten der Unterhaltung und dem Spiel-
ab. Letzterer ist vermutlichso alt wie die Menschheit
lbst. Es spielt das Kind mit Steinen und im Sande, es
ieltder Herrschermit kostbarem Material. Es gibt S0-
spiele Puzzle und Gesellschaftsspiele, darunter Zu-
lsspiele Würfel-Glücksspiele und Verstandes-
iele. ln die letztere Kategoriegehören die Brettspiele.
schon den Römern bekannt waren. Im Altertum und
ttelaltergaltPalamedes.demvieleEriindungenzuge-
hrieben wurden. auch als Erfinder des Brettspieles.
er Legende nach soll er das Damespiel während der
ilagerung Trojas erfunden haben, um den in der Stadt
igeschlossenen Frauen Zerstreuung zu bieten. Doch
rmutlich sind die Brettspiele orientalischen Ur-
rungs. Sie bestanden zumeist aus zusammenklapp-
ren quadratischen Kästen, die gleichzeitig zurAufbe-
thrung der Figuren, Spielsteine oder Kegel dienten.
Oberseite hatte eine schachbrettartige, die Unter-
ier lnnenseite eine lineare Einteilung, wodurch sie für
rschiedene Spiele Verwendung finden konnten. Es
trde Pult, Toccadille, Tric-Trac, Mühle und Dame ge-
ielt.
ts Spielbrett warmeist in 64 Feldervon alternierender
irbe eingeteilt. die Spielsteirie waren flache kreisrun-
Scheiben von unterschiedlicher Farbe und Material.
arder Besitzervermögend, konnten sie aus Gold oder
lber sein. doch auch aus Bergkristall. Bernstein, El-
wbein geschnitten oder aus kombinierten Materialien.
ettsteine sind seit dem Jahrhundert nachweisbar,
Größen schwanken zwischen drei und sechs Zenti-
eter. in Einzelfällen bis zu acht Zentimeter. Die älte-
an waren aus Knochen oder Walroßzahn geschnitzt,
idere aus Horn oder Holz, die sich infolge ihrer Abnüt-
ng wenig erhalten haben. Es gab solche bis ins
i. Jahrhundert, gleichzeitig und später wurden sie
ier auch gedrechselt. Die meisten stammen aus
tgsburg und Nürnberg, wo Lienhart Danner 1497 bis
i85, Schreiner, Mechaniker und Schraubendrechs-
einen PrägestockmitVariationsmöglichkeitfürklei-
und größere Brettsteine erfand und als erster damit
rnholzscheiben wie Medaillen prägte. Ein späterer
eister, Friedrich Kleinert1633 171 verfügte über
Preßwerk, mit dem er aus Eisenstanzen Brettsteine
is Holz und Horn prägen konnte. Doppelmayr berich-
daß er iikünstlerisch angeordneter Drehwerke auf-
istellt habe, mit denen er vKÖpffe und sonsten erha-
ine Sachen so wohl bassicht als ovalicht gar fein
eheteti.
Darstellungen auf den Steinen, die zu einem Spiel
ihöriert, waren von einer einheitlichen Idee getragen.
itweder waren es Tiere oder Suiets aus der Mytholo-
a,wiederHerkules-SageoderalschristlichesGegen-
Jck die Taten Simscns, aber auch andere Bibelthe-
an, wie Propheten, oder solche aus Epen, Erzählun-
und Fabeln. Es gab Serien in Monats- und Tierkreis-
aietisteiii, siiae I7. Jariiriiiriueri. Holz, geprägt. oaistelliing eines ge-
fesselten Türken zwischen Armaturen und Inschrift
aietisteiii Abbildung Rückseite mit ouppeiponiat Josephs i.
1675-1711 und seiner Gemahlin Wiltieimine Arrialie VOri Braun-
schweig und Inschrift
erettsteiii, Eiiaewuaniiiiiiiaeii, Holz, geprägt. Dat 1683 Schlachten-
SIEHE aus derTurkerlbelägärung WIEHS iesa
ßfeltSleirl ÄbDlldUHg Rückseite mit Aiisicm des ueiageiteii wieri
1681m VOrdEfgfUrld Teile des Tuikeiiiageis
Denkzetchen, Silber, dar T683. Porträt Leopolds und lrischrilf Dertklelchen Abbildung Ruckseife mit verschiedenen lnscnrilten
msx-i.
am
rät
1,24; summa,
460a.
Stich milder Zweiten Tiirkenbelagerung von 1683 v0! Wien ÄUS IGOIIY
lried UhliCh. Geschichte der zweyten türkischen Belagerung WlenS.
1783
ützte Literatur
Alexander, Die Medaillen auf den Enlsalz Wiens 1683 Troopau
I.
lebe, Heinrich. Bibliographie zur Geschichte der belderi Türkertbeia-
ngen Wiens 1529 und rsas. Wien rare.
rieiheber.Georgßpiele.GesellschaitsspieleauseinernJahrlausend.
Chef! m2.
uelrnayr, Joh. Gabriel, Historische Nachrichten von den Nurrlbelger
Malhamaiicis und Kunstlern. Nürnberg 173D.
Zedler. Johann Heinrich Hrg., Großes vollständiges UNIVERSÄL LEXI-
KON Aller Wissenschaiten und Kunste. Halle 1732 1754, Band
Sp. 110871112 unter lAieari.
Schmidt, RDK. Reallexikon zurdeutschen Kunstgeschichte, Band ll. Stutt-
garl194B.Sp. 1149 -1167.
Thieme. BBCRQI. Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler.
Leipzig 190771941.
zeichen, seltener sind Ornamente. Beispiele von
spielen und Brettsteinen finden sich in fast alle
seen. So besitzt das Kunsthistorische Museum in
ein aus Schloß Ambras stammendes Brettspie
Steine von Hans Kels aus dem Jahre 1547 un
Österreichische Museum für angewandte Kur
Wien eines von Adam Eck um 166011670.
Ob die hier gezeigten Brettsteine zu einem Spiel
ten. ist zweifelhaft. Infolge der Darstellungen neii
eherzu der Ansicht, daß die Erzeuger von Spielst
Prägestöcke der beliebten Schau- und Gedenkrr
len erworben und für ihre Produktion verwendet
wie der zweite Brettstein zu beweisen scheint.
Der eine Brettstein zeigt auf der Vorderseite eint
iesselten Türken zwischen Armaturen Abb. ui
zweizeilige Inschrift
SCHAU WAS SICH ERGEBEN MUST
UNSEHM RÖMER REICHS AUGUST
Gemeint ist hier August derStarke von Sachsen,
15. September 1697 zum König von Polen gekrön
de. Die Rückseite Abb. zeigt das Doppelportr
sephs l. 1678 171 und seiner GemahlinWilhe
Amalie von Braunschweig 1673 1742 mit der
sehen, willkürlich gekürzten Inschrift
JOSEPH DElGRATlA ROMANORUM lMPiERl
ET WlLHELMlNA AMALlA IMPERATRIX
Die Übersetzung lautet
Joseph von Gottes Gnaden Römischer Kaiser un
helmine Amalia Kaiserin,
Derzweite BrettsteiMAbb. 4zeigtaufeinerSeitec
prägte Darstellung eines Gerechtes zwischen zw
serlichen und zwei türkischen Reitern. Einer der
lichen durchbohrt den vorderen Türken mit
Schwerte. während der andere auf seinen Gegne
Pistole abdrückt. Im Hintergrund sind zwei fliel
türkische Reitersichtbar, im Vordergrund am Bod
Turban. ein türkisches Schwert und die Füße eint
ten. Darunterdie Jahreszahl 1683, Darüberdie In
in Latein Vom Herrn kommt Friede und Sieg.
Die Rückseite Abb. zeigt die Stadt Wien von de
seite mit einem Teil des türkischen Lagers Zelte,
nen, ein Reiter und Soldaten. Die lateinische Um
enthält ein Chronogramm auf das Jahr 1683 und
in Übersetzung iiWien in Österreich wurde am 41'
von Achmed II. belagert und am 2112 September
wartet von ihm verlassenm Darunter die Jahre
1683.
Die Prägung ist identisch und stammt von ders
Stanze wie eine Medaillen-Prägung in der Münzer
Medaillen-Sammlung des Kurlsthistorischen Mus
in Wien Signatur 2892711914 Hirsch Nr.7
74, Käbdebo Nr. 68.
Ein weiteres Denkzeichen ist ein kleeblattförmigi
hänger in Silber, der vor 30 Jahren im Kunsthant
worben wurde. Er zeigt auf der Vorderseite Abb.
Relielporträt Leopolds I. mit einer gravierten
sehen Umschrift. Übersetzt lautet sie
iiLeopoldderGroße. von Gottes Gnaden Römische
ser, der Unbesiegteni
in den drei Kreisiiächen der Rückseite sind wiedei
nische lnschriften graviert Abb. 7. In Übersetzt
der mittleren Joseph, Erzherzog von Österrei
Preßburg am 9. Dezember 1687 zum Konig Ungar
krönt.
im linken Kreis lmJahrdes Herrn 1683 am 14. Jul
gerte derTürke Wien und hat am 12. Septemberdi
lassenen Lager preisgegeben.
Im rechten Kreis Buda, von Suleiman l. 1520
im Jahr 541 besetzt, nach 145 Jahren am 2. Septe
1686 von Leopold wieder erobert,
ARGE FÜR FACHAUSSTELLUNGEN
rizbagerrarmsßunä
Anttqultätenmesse
Der Geburtstag ein liebenswerter und
geehrter Tag!
Im erfüllten künstlerischen Leben von Herrn
Prof. Dr. Kurt Rossacher ein Markstein. Der
ARGE für Fachausstellungen ist es ein auf-
richtiges Bedürfnis, diesen besonderen
Markstein v65u durch ein geziemendes und
aus ganzem Herzen kommendes DANKE-
SCHÖN hervorzuheben.
Der Kunst- und Antiquitätenmarkt Öster-
reichsidentifiziertsichmitdenbeiden Kunst-
und Antiquitätenmessen in Salzburg und
Wien in einheitlicher Weise, und der sich im-
mer wieder zeigende schöne Erfolg ist in
höchstem Maße dem großen, fundierten
Wissen und der Persönlichkeit von Herrn
Professor zuzuschreiben.
Wir hoffen sehr, Herrn Prof. Dr. Fiossacher
noch lange für uns gewinnen zu können, und
wünschen ihm für die Zukunft noch viele
schöne Jahre bei bester Gesundheit und
Schaffenskraft, zum Wohle von uns allen.
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Galerie Sailer neu in Wien
Die allgemeine Situation der Wiener Innenstadt hat sich mit Er-
richtung der Fußgangerzone in jeder Hinsicht beruhigt und ge-
schäftlichen. ängstlichen Überlegungen entgegen verbessert.
Die Möglichkeit eines Geschäftsbummels im zentralen Bereich
um Karntner Straße, Stephansplatz, Graben, Kohlmarkt. eh
ronde. sowie alle einmündenden Seitengassen abzuspazieren,
bedeutet eine echte Belebung und Verfeinerung, Ein reicher
Korso der Vielfalt von noblen Geschäften, in die sich die Reine
der ansehnlichen Kunstgalerien und Antiquitatenhauser gut
einfügt,
Kürzlich kam Zuzug aus Salzburg Franz Sailer, gut bekannter.
bewährter Experte in antiken Textilien und Orientteppichen,
Das vorspringende iiS-i auf dem Portal seiner neuen Galerie soll-
tefur Kenner und Freunde in Wien bald zum festen Zeichen wer-
den. Sailer Sicherheit zu haben bei einem Erwerb und,
in guten Expertenhänden, Vertrauen zu haben, Wie sich Spreu
von Weizen sondert, so der echte Fachmann vom einschlägi-
gen, Lager-besitzenden und vertreibenden Großhändler. Ein
iihundertprozentiger Teppichfanatikerir wie Franz Sailer so
sieht er sich selbst -zahlt eben zu den Kennern seiner Materie.
Seine neue Galerie nahe am Graben. Dorotheergasse Nr. 7.
sticht aus dem verwaschenen lnnenstadtgrau durch ein last
provokantes puritanisches Weiß hervor. Aus einem ebensol-
chen ungekünstelten Ambiente blühen die präsentierten Texti-
lien auf angenehme Weise, doch streng gefaßt und darum ein-
dringlicher hervor. Sailer buchte bei seinem Wiener Entree ei-
nen echten Anfangsertolg. An die 350 Gäste überfüllten sein
neues iiweißesii Domizil und seine exquisiten Schätze in antiken
Textilien und Orientteppichen wurden gebührend bestaunt
Sailer legt Wert darauf. nicht nur das wertvolle Objekt anzubie-
ten, sondern solche von künstlerischem Wert bei ihm instand
setzen zu lassen, Hervorragende Restauratoren garantieren
sowohl in Salzburg wie in Wien weitgehende Ergänzung bis zur
museaten Güte Dies unterstreicht, daß er den Titel eines Kon-
sulenten des Österreichischen Museums für angewandte
Kunst zu Recht verliehen bekam
Mit Stolz präsentiert der neue Galerieinhaber den auf sanfteste
Funktionalitätausgerichteten Prasentationsmechanismus, der
nach einem wohluberlegten Konzept der hervorragenden Wie-
ner Architektin Anna Li.'ilje Praun alle Stuckerln spielt. So ist es
ein wahres Schauvergnügen, der kontinuierlichen Vorführung
der qualitatvollen Objekte beizuwohnen.
Wien hat einen neuen Fixpunkt der einschlägigen Textilszene.
den man sicher gerne, sowohl in beratender Weise wie auch bei
einem Ankauf. aufsuchen wird, Ein Fixpunkt. Dorotheergasse
Nr. 7. der bei dem hohen Berufsernst Franz Sailers für die Zu-
kunft nur Gutes verspricht.
Aus Kunst- und Antiduitätenhandlungen
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Niederlassung der Galerie Sailer,
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Taxe DM 5000.-
Neumeister KG, München
Schwerpunkt der21 Neumeister-Auktion. 29., 30. Juni, einige
Porzellane deutscher Manufakturen des 18. Jahrhunderts
15 Höchster Figurengruppen J. P. Melchior nach Modell des
L. Fiussinger iiAmynthas und Sylviaii, 1770- 1775.
Eine iiGruppe des Wahrsagersii wohl von Simon Feilner
Nymphenburg ist durch zwei Bustelli-Modelle vertreten.
Skulpturen von besonderer Qualität. im Hause Neumeister
Tradition, diesmal voran ein Engel aus dem Umkreis von J. B.
Straub, sind reich vertreten. ebenso Gemälde
16 Karl Spitzweg, wFriede im Lande-i und iwDas Morgengebetrr,
seien als besondere Werke angemerkt,
Mit Grafik wird die Auktion vor der Somrnerpause geschlossen
u. a. Wilhelm von Kaufbach, Franz von Stuck,
Die 215. Neumeister-Auktion, 4. und 5. Mai 1983. brachte fol-
gende Spitzenergebnisse Friedrich Voltz, Am Starnberger See,
Erlös DM 100.000,-, Madonna mit Kind, Oberrheinisch. um
1520, Kreis des Hans Sixt von Staufen. erreichte das doppelte
der Taxe DM 60.000.-. eine Kommode aus der Mitte des
18. Jahrhunderts. Bern, Mathaus Funk, kam von DM 35.000.-
auf DM 55.000,-. Biedermelerstühle aus Wien erreichten
fast das Doppelte des Rufpreises DM 5000.-.
Galerie bei der Albertina
Mit der Ausstellung iwKunst und Kunsthandwerk, Wien 1900 bis
1930i präsentierte sich die Galerie zur Eröffnung in neuem
Licht. Christa Zetter, die Inhaberin der renommierten Galerie
am Lobkowitzplatz, konnte einen der profilierten Architekten
der Wiener Szene, Boris Podrecca. für diesen Umbau gewin-
nen Sein dem Stil der Galerie angepaßtes neues Ambiente ist
eine hervorragende innenarchitektonische Leistung. die dem
Charakter dieser Galerie voll entspricht. Die zur Ausstellung
präsentierten Gegenstände dieser Zeit bieten Wiens Kunstken-
nern etwas besonderes. Darunter eine schöne Bank von Josef
Hoffmann, vor allem typische Kunstgewerbe in exquisiter Aus-
lese.
Galerie Zacke Wien
Derzeit läuft die 2. Ausstellung i-Netsukeir -Japanische Minia-
turplasliken aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Nach der erfolg-
reichen 1. Schau nun 200 Exponate mit etlichen signierten Ob-
jekten berühmter Meister. Kostbarstes und teuerstes Stück ein
Adler von Masalsugu aus Elfenbein. der einen Affen reißt. Bei
Höhe 51 mm ein stolzer Preis 'oS 250.000.-, der seinen enor-
men Wert unterstreicht. Masatsugu Kaigyokusai, der genialste
ScnnitzerJapans. war reiner Amateur, Neben dieser Arbeit aus
der Mitte des 9. Jahrhunderts eine Reihe weiterer Meister und
größter Begriffe in der Fachwelt wie Masano von Kyoto, Tomo-
tada, Okamoto und der oben genannte. Wie uns die Galerie mit-
teilt. liegt der Gesamtwert aller Ausstellungsobjekte bei etwa
öS Millionen. In Kreisen der Ostasiatika sind Netsuke-Aus-
Stellungen eine Flarität, daherwerden Sammler aus ganz Euro-
pa erwartet. l. netopil
Bildfolge 16
13
hstlerprofile
Ofl GUQQ Komm, so komm.
Zeit, in der ich brenne ..
ÜSt Len nirnoaua, Une saison eri enler
tler seines Schlages fordern zu widersprüchlicher Reak-
ieraus Bewunderung und Reserve stehen einem maßlo-
Ausdruckswillen gegenüber, der rationale Barrieren bei
Jrid anderen rücksichtslos überrennt. der die Belastungs-
keit von nichts und niemandem verschmäht. um daraus
rial für eine entfesselte, ekstatische Kunstsprache zu bre-
Die Person des Künstlers und das lebende Fleisch seiner
enossen, die Kunst der Gegenwart und die vergangener
sind die Energiequellen lur das private Kraftwerk, dessen
nstoße doch nur wiederum dazu dienen, das Allgemeine
igroßen Kontinuums zwischen den Zeiten den Bewohnern
hren Künsten zu stiften
iLen,der 946 geborene Maler, istein fanatischerArbeiter
enste der Erzeugung ienes energetischen Kurzschlusses,
der heißflüssrgen Verschmelzung von Vergangenheit und
inwart das tiAbsolute Gefühl-r freisetzt. Unentwegt erfindet
instellationen. die Hochspannung zwischen Gewesenem
äegenwärtigem aufbauen Daher ist ihm alles wichtig und
tbehrlich, was gealtert ist und als Potential von erduldetem
zksai ausgeschlachtet werden kann.waswarm istvon Leid
Zeichen. Für Len ist die ihm wertvoll scheinende Welt ein
rge aus sedimentiertern Gefühl, tabu und als solches ge-
slos undstumm. Es ist Lens Mission als Künstler, das unbe-
Gewordene. sprachlos Verharrende wieder zu erwei-
seine Züge wieder kenntlich zu machen Len ist der Er-
zerdes Schreis der Geschichte, der Masseur ihrer gelähm-
idern und Nervenstrange. Er betreibt es mit unerhortem
idruck, unsere emotionale Indifferenz, den engen Ge-
skreis unseres Herzens mit einem Schock derwahren. um-
inden, sich substantialisierenden Empfindung zu fulien.
st das Programm Ernst Lens. seine Vision von einer heilsa-
versöhnenden Kunst
iohe sittliche Instanz, die Len den verkannten, asketisch
den Moralisten der äußeren sinnlichen Ausschweifung zu-
llt, hat ihre üppige. verschwenderisch ausgestattete
useite. Sie poetisiert Abscheuliches, Entsetzliches, ist oft
Makabre, Morbide verliebt Verstärkend auf den lustvoll-
ierzvoll praktizierten Exhibitionismus wirkt sich die Belan-
eit Lens aus in zeremonieile Entfaltung, in alles, was Spiri-
zs sinrilichwahrriehrribar macht. Mehrere Facetten in Lens
ität funkeln hier auf. feiern diesen Aspekt der Katholizitat
llem malerisch verfügbaren Prunk. Der umfangreiche Zy-
hervorgegangen aus einer paroxystischen Konfrontation
N. Gnt weidet alle bildlichen Verknüpfungen zwischen phy-
tem Martyrium, Reliquienkult und derqualvollen Reinigung
befleckten Seele im Purgatorium aus. Die Bildorganisa-
irientiert sich haufig an formalen Anklängen an Monstrari-
Dstensorien, Schautafeln und Schausärgen für Heilige auf
ch geschrnuckten Altaren. Ein weiterer ausuternder Zy-
iimmt direkten Bezug aufdie sakrale Sphäre. Deraus alten
nten real entnommene Text bleibt imaginar und doch un-
lbar gegenwärtig als Fond von gestisch-leidenschaftlich
amrnenden Propheterikopten.
-utsam für dieAsthetlk Lens ist das Kultische und in Fortset-
uavon das Theatralische Durch alle schichten des Schaf-
geht das Verhaftetsein in derbarocken Dialektik von höch-
Realität, deren Repräsentation und Schauspiel. von bluti-
Ernst und effektvoll drapiertern Kostüm. Die Verkleidung,
'andiose Pose ist vielleicht ein Moment, das Kleinglaubige.
ger Hochgespannte Len vorwerfen konnten Aber für den
r. der gleichzeitig lebt und inszeniert, besteht kein Zweifel
an derAllianz zwischen der Bühne, ihren Kulissen und dem.was
sich darin abspielt.
Die ldentitat de Gefühls ist für Len Rechtfertigung jeder ent-
larvbaren Polari Eine frühe Erfahrung mag für ihn die "Edu-
cation sentimentale-t. die Erziehung des Herzens. geleistet ha-
ben lnderrömischenCinecitta alsgekreuzigterStatistdazuste-
hen, das mag das Pathos der Verschwisterung von Spiel und
Wirklichkeit auf dem wirklichen Boden des Spiels eingebrannt
haben als Überschrift seines zukünftigen Programms. Die fie-
bernde, knisternde Spannung diesesfundamentalen Einsehens
in die ldentitat allen Geschehens bricht an derselben Thematik
noch einmal auflndemZyklusuberGrabmonumentederViaAp-
pia. Die verfallenen Mauernglühen in einem Feuerwerk der Lei-
densmystik auf. speien ihr gespeichertes, flüssig gewordenes
Schicksal als rote Garben aus, hocken erregt in der schwärzli-
chen Brunst der Nacht, Auf einem besonders eindrucksvollen
Blatt ragteinbrennendes. irgendwie behangenes Kreuzeinsam
am Straßenrand.
Len läßt die stumm schreienden Relikte der Menschen- und Na-
turgeschichte unerträglich dicht an sich heran, er entzündet
sich gleichsam an ihnen Ober eine Nacht lang heimlich im Ver-
brennungsofen eines Konzentrationslagers liegt DdeLWlEChfl-
stus in der Wüste, vierzig Tage lang in der Bergeinsamkett fa-
stet, ob er dem fremden Grusel venezianischer Karnevaismas-
ken auf der Spur ist oder einem älplerischen Naturereignis, es
sindalierriprovokantenAnscheinnach keinekokettenAktionenr
keine anzüglichen Begegnungen mit dem Entsetzen. dem Er-
schauerri.
Es sind hungrige Griffe aus dem Käfig der Gleichgültigkeit. der
Historisierung kühler Objektivität, der Erstarrung. Len drängt
sich immerschonungsloser an die Hitze des Seins, er bezweckt
nichts Geringeres als die Autlosung der zeitlichen Kategorien
von Vergangenheit und Gegenwart. Abgestorbensein und Le-
bendigkeit mögen in einem Punkt, in einem sledend heißen Au-
genblick des allseitig anteilnehmenden Bewußtseins zusam-
menfließen, Die romantische Allverbundenheit reicht allem Wi-
dersohein entgegen bis in unsere Tage.
Die Methoden hiezu sind von einem bemerkenswert genauen
Zuschnitt. Sie sind skrupellos und von unterschwelliger Pra
sion. IhrMaterialstammtausallen möglichen SchichtenderGe-
staltung. die Kunst bis in die unmittelbare Gegenwart herauf
ausgebildet hat.Sieorganisierenunterdem Primat dersublekti-
ven Überwaltigung die Spolien aus Stilen und Tendenzen zu vor-
bildlosen eigenbrötlerischen Technologien.
Da ist das alte. von Len zu voliiger malerischer Freiheit ent-
wickelte Verfahren der Monotypie Vielleicht hat der Künslter
gerade in diesem merkwurdig lluktuierenden. ungreifbaren Me-
dium flüssig-tester Gestaltung sein Erstaunlichstes geleistet.
Len hat die nicht genau bestimmbare Ästhetik der Monotypie
aus flachem Druck und modellierter Plastizitat zum irritierend
vielgestaltigen Erlebnis gesteigert, zu einem dramatischen
Hell-Dunkel von Raum und Farbe. Die ästhetische Dramaturgie
dieser Technik ist von Len auf eine irisierende Mitielebene von
Zufall und Absicht gestellt worden Improvisation und Kalkül
paktieren miteinander, vollziehen bis tief in die technische Ver-
fahrensweise die inhaltliche Dialektik nach. nach der es eine
magmaartige. vulkanisch eruotive Zentralstelle des Offenen
gibt, genau dort, wo sich geschichtliche Fakten überlieferte
Technik und individueller Ausdruckswille expressive Hand-
schritt treffen, um sich gegenseitig zum großen Staunen der
einzigen Weltseele aufzuheben
Natürlich ist Len intelligentgenugdiesen Punkt selbst nichtdar-
stellen zu wollen. Diese Vermessenheit wäre das Ende der
Kunst und der Beginn von Religion. Was dieses ttEsrt ist, das be-
antwortet Len konzeptuell-diskret, nicht konkret Der existen-
tialistische Schrei der Expressionisten wird bei ihm nur approxi-
mativ umkreist, zyklisch umringt. in Prozessen langsam um-
essen. Die Deformation ist ebenso wenig probates Aus-
ksmittel wie der schrille Appell an die Sinne. Der Schrei als
essionistischerGiplel istfur ihnschonwiederabhanden ge-
hen. sein Weg zur Ergründung der Existenz ist kursiver. be-
amer. analytischer
an dem Theatralischen ist das zweite für Lens Ästhetik be-
same Prinzip das Mechanische Wir haben schon festge-
.daß bis in die unmittelbare Produktionsweise hinein die
irlichkeit des Zutalis, beim Entstehen einer Monotypie et-
iine unbesetzbare Freistelle tür das eigentliche Gefühl aus-
t. in der unberechenbaren formalen Komponente ein Äqui-
it des unberechenbar hervcrbrechenden Weltschicksals
anderen materiellen Bereichen ist es die Mechanik des
alls. der substantiellen Veränderung der Materie selbst. die
JlotorderBiiddialektikantreibt. EineSerie von Handbolaroi-
inter dem Titel wSpurensuche-Gedenkstatten der Malerei
KX. Jh.sii stützt sich unmittelbar auf die Chemie als Aus-
ksträger. Die Veränderung von Material selbst wird zum
die Geschichte selbst ist im Bild anwesend und schaltet
aktiv in den Prozeß um die ldentitatswerdung Lens mit sei-
Sehnsüchten. seinen Zielen ein. Len befand sich 1980 auf
ruche nach Venuandten im Geiste. nach direkten Vorfahren
iigenen leidenden Verfassung. Der Zyklus ist eine immer
erbeschworeneVermahlungsszene mitbriiderlichen Figu-
us dergroßen Kunstgeschichte. Zeugenschatt des Augen-
der Trauung etwamit van Gogh gibt die Fotografie, die die
ihattung eines Ziegels aus des Künstlers Haus. von Reliqui-
Iohn- undGrabstätten durch die Person Lens als mythische
ibungsszene festhält. Len aber traut dieser Dokument-
ft selber nicht ganz. Ihre Objektivität, die das wahre Gefühl
ieren und damit beengen und verkleinern wurde, rnuB da-
den dialektischen Prozeß mit einer anderen Objektivität
zspannt werden, nämlich mit der Geschichte per se. Die
xiung des chemischen Folomaterials, eine ebenso große
ritat wie das direkte Abbild der Wirklichkeit, wird zum nega-
Fiegulativ einer emotionalen Substanz, die weder abge-
zi noch direkt dargestellt werden kann. Hier wiederum be-
tsich Lens Skeptizismus. Der Gegenstand von Lens Dar-
ing wird niemals manifest. wird niemals direkt angerufen.
über Ems! Len
erscheint soeben lrVl Verlag der Galerie Akademie lSalzburger Residenz
elrie austuhrliclie. reicii bebilderte Monographie mit Beitragen von Peter
Baum und Otto Breicha
weil er durch Darstellung nicht eingeholt und definiert
kann. Das wahre, objektive Gefuhl bleibt in der Folge rei
Automatik, Mechanik der geschichtlichen Veranderung
die persönliche Sehnsucht nach Wahrheit der Existenz
gemeinen Herrschaft.
Eine erstaunlich entpersonirierte. kühle Methodik irn Ang
der so radikal individualislisch erhitzten Personlichke
Künstlers.
Len bleibt aber bei all den durchgehenden Doppelgesich
ten ein Romantiker, derdie expressiven Eksaltiertheiten
ristischer Nabelschau. sentimentalen Utopien und kai
phalen Visionen zu einem Bild zusammenzuhalten imstan
das durch sein ästhetisches Schauspiel die Emotioi
peitscht. Seine iErdmalerr, ein Zyklus von Landschaften
Provence, aber auch die erst jüngst entstandene iiScr
lichtii-Serie iibertoskanische Gefilde. zeigen die Erde als
Leib. der innerlich in Aufruhr geraten ist. Es gibtzwar nocl
mel. Berg. Tal und Baurn, aber sie stülpen ihre QGOIOQISCN
tühle nach außen. werden durchsichtig, zeigen ihr verg
des Nervensystem. Traditionelle Landscharten des heite
gossenen Lichtes sindfür Len Provokationen eines düster
mentos. Van Gogh setzte dieselben Orte in den Zunge
Brand einer kosmischen Vitalität. Len hingegen überflle
seinen atomaren Endzeitbildern auch noch die Lebhaf
des Verbrennens. Das immer mehr in Erregung versetzte
um der Landschaft wird in den extremsten Ergüsser
schwarzen danse macabre des Lebendigen. zum letzte
zucken geschichtlicher Energien im bereits abgestort
eingeascherten Leib. Bezeichnenderweiseinspirieren Li
Landstriche der permanenten Überformung und Ausscl
tung zu solcher Mystik des trostlosen Jüngsten Gerichte
Schuldbuch der Gesteine. der Architekturen wird aufge
gen in Flom.Salzburg oderSüdlrankreichwoAntike. derli
und die Kunst seit uralter Zeit sich eingegraben haben Li
dieselben farbigen Kreiderninen ausgebeutet und buchst.
ins Bild gebracht. in denen schon die alten Römer wuhltei
Vergessen und Stummheit langt iiEsii laut und vernehmli
zu reden. In einer gewaltigen Sprache ohne Vokabeln.
Aktuelles KunstgeschehenlÖsterreich
Vien
Vierter Künstlerhaus Die Türken vor Wien
uropa und die Entscheidung an der Donau 1683 ist der Unterti-
zl dieser vom Historischen Museum der Stadt Wien veranstal-
zten Ausstellung. Die Gestaltung lag in den Händen des Arch.
lans Hollein, der sich, wie immer. etwas Originelles und auch
ie Besucher Ansprechendes einfallen ließ. Schon die Fassade
ls Türkenzeit lädt zum Betreten des Hauses ein. Die Aufstel-
ing der Exponate ist übersichtlich und durch Gruppierungen,
iioramen und die Licht- und akustische Spiele im großen Saal
esonders für junge Menschen sehr eindrucksvoll und zugleich
idaktisch. Viele der 1500 Objekte haben aber auch einen ganz
ervorragenden künstlerischen Wert, so die Gemälde, Teppi-
he und anderen Stoffe. die Keramiken. Waffen. Handschriften
nd Münzen. Eine Fülle von wertvollen Gegenständen, die aus
ller Weit zusammengetragen wurden und die man kaum bei ei-
em Rundgang erfassen kann. Der über40OSeiten starke Kata-
xg öS 170.-. der viele farbige Abbildungen hat, ist eine sehr
innvoile Ergänzung. Geschichtliche Zusammenhänge werden
ierdeutlich, die Besonderheiten der ausgestellten Objekteerst
Detail erfaßbar. 5. 5. 30. 10. 1983
tlois Oberndorfer
ie 40 Objekte in irischen, lebendigen Farben beweisen den
.infallsreichtum ihres Autors. Mit kräftigen Strichen und spar-
am eingesetzten Coliagierungen erreicht der Maler auf etli-
ihen der gezeigten Blätter, etwa Nr. 32. 27. 24. 10, einen sehr
ieschlossenen Eindruck, bei anderen zerfiattert dieser eher.
lr. 11 und 12. die Köpfe assoziieren. können durchaus als
ielungen betrachtet werden. Die beiden collagienen Buch-
leckel sind Variationsspiele. die das Formgefühl des Spielers
iestätigen. 27. 4. 28. 5. 1983 Abb.
äaierie Würthle Franz Lerch
895 in Wien geboren. Mitglied des alten Hagenbundes, wird
.erch zur Gruppe der Neuen Sachlichkeit gezählt. Der 1977 in
lew York Verstorbene zeigt in den zwanziger Jahren großflä-
ihige Strukturen. die sich fast zu abstrakten Farbkombinatio-
ien schlossen. Eswar eine sehr informative und einen schönen
Einblick in des reiche Werk dieses wichtigen und zu wenig be-
ichteten österreichischen Malers der Zwischenzeit gebende
ichau. 17. 3. 9. 4. 1983 Abb.
Ehrentraud Heis
Eroße Figuren, derb. oft bäuerlich, in fiächiger Manier mit brei-
en Pinselstrichen hingesetzt, kündenvon dem Engagementder
Aalerin. Die gezeigten Temperabilder waren fast durchwegs in
dumpfen Farben gehalten und drückten oft Verlassenheit, Un-
ieholfenheit und Beziehungsiosigkeit aus. Der Einfluß der Nai-
ien und in etlichen Bildern der Marc Chagalls ist unübersehbar.
14. 30. 4. 1983 Abb.
kifred Kubin
Vieder einmal wurden aus dem außerordentlich reichen Werk
les Zwickledter Meisters Aquarelle, Zeichnungen und Druck-
iraphiken gezeigt. Es handelte sich um Arbeiten aus allen
ichaffenspericden. Der Schwerpunkt der Auswahl war offen-
iar auf das erotische Motiv gelegt und zeigte besonders ausder
irühzeit. aus der etliche sehr selten ausgestellte Blätter aufla-
ien, sehr schonungslose Offenheit und eine gequtllte Verfallen-
ieit. Die meisten Arbeiten waren zu kaufen und die Preislagen
varen sonderbar und unmotiviert unterschiedlich. 5. 5. 4.6.
983 Abb.
äalerie am Graben
.inde Wächter-Lechner
ie Künstlerin zeigteKeramik.StelnzeugundPorzellan.lhreAr-
ieiten zeichnen sich durch eine zarte Farbgebung und feine
tiuanclerung aus. Besonders kennzeichnend für sie sind jene
ilastischenObjekte. die, meistineinergeschlossenen Form. Ei
d6l gequetschter Kugel. durch schalenartige Schichtungen
nit ausgezackten Bruchstellen von der Verletzbarkelt des Ma-
erialskünden.EineAussegederKünstlerin.diesicherweitüber
las speziell von ihrverwendete Material hinausgeht. 22. 3. bis
l7. 4. 1983
liloltgang Rahs
Ekythisches Stilleben nannte der 1952 in Vorau Stmk. Gebore-
ie seine Präsentation nach dem Hauptobjekt, das eine plasti-
sche Erinnerung an ein 197i in der Ukrainegefundenes Grabei-
ier skythischen Frau ist. Mit seinen ca. 35 Exponaten will Rahs
ien Betrachter und Schmuckträger zu kreativem Denken füh-
en. Ein Versuch, der in dieserArt sicherbei dem einen oder an-
leren auf fruchtbaren Boden fallen mag. ob freilich damit eine
znge Beziehung zum Schmuck im allgemeinen hergestellt wird.
nuß dahingestellt bleiben. Jedenfalls wurden die Bezüge von
äahs Arbeiten offenbar. 11. 30.4. 1973 Abb.
Xnna Heindl
feine Broschen und Nadeln. die Farben der Emailien sind kräf-
ig. phantasievoll und bewegt, die Formen glatt und spitz. oft
iuch sperrig. Eigenwillige und kühle Gestaltungen. 2. 28. 5.
eea
äalerie Yppen Oskar Bottoli
er bekannte Bildhauer. immer der Figur verbunden, präsen-
ierte hier Zeichnungen und Plastiken der letztn Jahre. Immer
vieder ist es dasWeibliche. das er in unzähligen Variationen ge-
itaitet. Es ist kein Abklatsch des klischeehaft Schönen, es ist
54
vielmehr der immerwährende Versuch einer Annäherung an
das Rätselhafte des Anderen, des Du, eines immerwährenden
Gegenüber des Mannes. Die Erfüllung in der Vereinigung wird
uns lfl der geschlossenen Form eines Torsos eines beson-
ders schönen Werkes, bewußi. 22. 3. 16. 4. 983 Abb.
Ferdinand Stransky
Von dem leiderzufrüh Verstorbenen waren 26Arbeiten ausdem
Nachlaßzu sehen und um einen verhältnismäßig niederen Preis
zu erstehen. in den Ölbiidern ist in den schweren Pinseihieben
die Schwere der Leiber eingegangen. Die Graphiken. unter de-
nen viele die Festigkeit und Zielgerichtetheitdes Strichs bewei-
sen, hatten die Themen Landschaft und Mensch. Ein Stilleben
mit Totenkopf ist besonders hervorzuheben. 19. 14. 5.
1983 Abb.
Felix Waske
Der 1942 in Wien geborene Weiler-Schüler ist ein außerordent-
lich fleißiger Zeichner. Auf den 22 zum Teil aquareilierten Blät-
tern wimmeit es nicht nurvon phantastischen Figuren. lemuren-
haft und in den unbestimmbaren Formen von Weichtieren. son-
dern dieganzen Flächen. vordenen sieorganisiert sind. werden
von Waske durchgezeichnet. Die Massen und Formen sind be-
stimmt kein Zufall und auch die Bahnen. in denen siesich i-bewe-
gen-r. sind in größerem Zusammenhang zu begreifen. Radie-
rungen inderniederenAufiagevon 16Stücksindeiribesonderer
Anreiz für Sammler. 17. 5. 17. 1983
Galerie auf der Stubenbastei Heinz Göbei
Der 947 geboreneSaizburgernenntseinein Mischtechnlkaus-
geführten Arbeiten wErdenbllder-i. Göbel kommt aus der Stro-
mung der Spurensicherer, wobei ein neunmonatiger Aufenthalt
in Ägypten und das Erlebnis der Ausgrabungen der alten Kultu-
ren sicher manches sehr unmittelbar dazu beigetragen hat.
Auch die 24 hier gezeigten Blätter können aus diesem Blickwin-
kel betrachtet werden. Göbels Arbeiten zeichnen sich durch-
wegs durch Sauberkeit der Ausführung aus. Es sind nur durch
ihreStrukturenerahnbare, unbestimmbareZeugen eines Dage-
wesenseins. B. 3. 5. 4. i983-Abb.
Heinz Kummer
Zeichnungen in KohleundverschiedeneArbeiteninMischtech-
nlken geben den Eindruck von endzeitlicher Verbranntheit,
Massenllucht und allgemeiner Zerstörung. Dunkelheiten tun
sich wie Erdspaiten da und dortauf. Der 1935im Burgenland ge-
borene Maler gibt keine Anhaltspunkte der Hoffnung. 12. 4. bis
7. 5. 1983
Neue Galerie Rudolf Hoflehner
Neue Bilder und Zeichnungen wurden geboten. Die großen
OlarbeitenzeigtendeutlichsurrealistischeBezüge.DieWieder-
gabe weiblicher und männlicher Köpfe in einer von starker
Oberfiächsnstruktur gekennzeichneten Technik ist kontrast-
reich in der Farbeundzeichnetslchbei den vielenSelbstbiidnis-
sen durch eine ätzende Selbstkritik aus. 17. 3. 23. 4. 1983
Armin Pramstaller
Der 1938 in Dornbirn geboreneGraphiker legte hier eine umfas-
sende Kollektion seiner Radierungen vor. Es sind durchwegs
Landschaften. bewegt und schwungvoll. Der Bogen seiner Dar-
stellung spannt sich von fast in ein abstraktes Liniengefüge auf-
geiöstes, weithingebreitetes und in die Tiefe gehendes Gefüge
bis zu sehrdeutlich in seinen Rhythmen erkennbaren Örtlichkei-
ten. Die hochgezogenen Horizonte vermitteln förmlich eine kar-
tographische Draufsicht. 27. 4. 28. 5. 1983 Abb.
Galerie Contact Hans Kruckenhauser
Auch dieser 1940 geborene Maler ist Vorarlberger. Die hier ge-
zeigten Aquarelle waren die Ausbeute eines Frankreichaufent-
haites. Die Farbtonung ist gedämpft. die Formensprache auf
Stufungen konzentriert. so daß eine gewisse Dichte vor-
herrscht.Daunddortkonntemanallerdingsauchelnimpulsives
Auftrurnpfen und Überschwappen der Gefühle feststellen.
15. 26. 3. 1983
Harald Schreiber
Der junge Kärntner 1952 bot hauptsächlich zwei Zyklen
vGeburts- und Todestageu und wSehnsuchtslandschaltenix. Bei
ersteremfindenwiru.a.graphischeAuseinandersetzungen mit
Max Ernst. Else Lasker-Schüler, ArthurSchnitzler. Ottowagner
u. v. a.. wobei manche Assoziationen recht weit hergeholt sind,
andere wieder wie bei Picasso an Wesentlichem vorbeigehen.
Wo Schreiber seiner Phantasie freien Lauf Iäßt. wie bei den
Sehnsuchtsbildern. ist er in seinem Element. Diese Blätter in
denverschiedenstenMischtechnikensetzenSchreibers Flug in
sein Herkommen fort. 19. 4. 14. 5. 1983
Kleine Galerie Franz Terber
Am stärkstenscheinen unsTerbersCollagen zusein. Der Künst-
ler. das ging aus dieser viel zuwenig beachteten Schau hervor,
denkt sich etwas bei seinen sehr ausgewogen eingesetzten
Bildgestaltungen. Er verwendet dabei die unterschiedlichsten
Materialien und gleitet nie ins Oberflächliche oder Süßiiche ab.
R. Engerth sagtzu recht v. daß in den Collagen von FrarizTer-
ber von Anfang an inhaltliche Aussage und formale Gestaltung
gleichen Rang genießen. DieformaleGewichtung dereinzelnen
Collageeiemente ist mit großem Raffinement gesetztwi Aber
auch die reinen Graphiken beweisen einen starken Gestal-
tungswillen und eine die Zusammenhänge erfassende Hand.
1. 22. a. was Abb. 10 Alois Vogel
Salzburg
Salzburg, Galerie Weiz Zeichnungen europäis
Bildhauer des 20. Jahrhunderts
Auch diese gut ausgesuchten Zeichnungen bestätigen dir
stellung von einer gewissen Doppelbegabung mancher
der Künstler, nämlich ebenso dreidimensional formen wie
dimensional zeichnen zu können. Zwar sind Skulptur und
nung polare Gegensätze, nur das Relief bildet eine Brucki
schen ihnen. da im Relief zu den tastbaren Elementen bild
Werte hinzutreten. Aber alle die hier gezeigten Arbeiten Vf
chipenko bis Zadkine oder von Barlach bis Rodin erwies
neut die Schwierigkeit, die Freiheit des künstlerischen
iens unterdem Gesichtspunktverschiedener Kategorien;
trachten. 16. 3. 17. 4. 1983 Abb. 11
Hans Fronius
Zum 80. Geburtstag des Meisters war hier eine Auswahl
schönsten Ölbilderzu sehen. Fritz Nowotny hatte seinerze
den werzählendenri Farben in diesen Gemälden gesproche
raus trüber Dunkelheit oder aus verschwommenem Däi
oft in grellem Kontrast, aber auch in glühenden Halbtönen
vortreten. Alle diese Bilder sind keine nUmsetzungen-r at
wohl viel bekannteren Graphik des Künstlers heraus, soi
meisterhaft gestaltete Malerei, die den hohen Rang von
Fronius in der österreichischen Kunst unserer Zeit bekt
18. 5. 12. 6. 1983 Abb. 12
Rauris, Malertage 1982
in den Räumen des Saizburger Kunstvereins im Traklhau
den abermals die Ergebnisse dieser i-Malertagek ausgi
vgl. Heft. 183, S. 42, abermals ein hervorragender Bewr
die vielfältigen Initiativen der Kulturabteilung der Salzb
Landesregierung. 25 5. 12. G. 1983 Franz
Vorarlberg
Götzis Galerie Haemmerle Martin Schweigi
Der1951inWeisgeboreneKünstler,der1971 1976diei
hochschuie Linz besuchte. stellte Malerei und Zeichni
aus. Als Leitfäden waren die Aussprüche Paul Ceza
nKunst eine Harmonie parallel zur Natura, Paul Klees
gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar
Pablo Picassos sich suche nicht, ich finden gesetzt. 16.
14. 5. 1983
Tirol
Innsbruck Landesmuseum Ferdinandeum
Kienlechner
Anläßlich des 80. Geburtstages des bekannten Malers
61 Werke derMalerei undGraphik aus den Jahren 191 9bis
gezeigt. Kienlechner wurde f903 in Bozen geboren.
nach Berlin zu Karl Hofer und den deutschen Expression
Sein Bildwerk erscheint nie kalkuliert, nicht nach oberf
chen Effekten ausgerichtet. Figural betonte Sujets wie dir
me vor dem Spiegeln 1951 manifestieren wie Programm
das Resüme seiner Paris-Zeit und zugleich den Aufbruch
neues Kolorit. Die Begegnung mit den formalen Mogiichl
desGiasfensters prägen die Gemälde derGOerJahre. Die
angepeilte Reduktion der Form und der Intensität des Fa
trages führen ihn zu einem als logisch empfundenen Schr
Abstraktion. Dem geometrischen Konzept entspricht die
tigkeit der Lokalfarbe. sie zielt auf homogene Bildwirkui
Einen Höhepunkt finden Kiens Bemühungen in der Ser
"Besinnungsbilderu aus den beiden letzten Jahren. di
ausgewogener idealitat leben, in ihrer Selbstverständlif
sind sie Ausdruck seiner in Distanz zur Umwelt festgel
Positionunddermeditativen Betrachtungzugänglich.22
12.6. 1983- Abb. 13
Lienz Rathaus Franz Walchegger
EineGedächtnisausstellung des 1965verstorbenen Maler
heuer 70 Jahre geworden wäre. Ein gelungener Überblic
die ruhige und noble Farbkuiturvon Walcheggers ietzterE
fenszeit. die den Einfiuß der Franzosen widerspiegelt,
ders erkennen ließ. 24. 3. 30. 4. 1983 Abb. 14
Galerie Rondula Hannelore Nenning-Bodner
Die geborene Lienzerin studierte in der Akademie in Wie
zeigte Aquarelle aus Osttirol. Die Künstlerin meinte dazt
habe mich in den letzten Jahren zunehmend der Aquarell
rei zugewandt, weil ich sie wie keine andere Technik gei
finde. die ,Poesie' einer Landschaft ins Biidhafte UfTIZLISl
dieWirkung desAduareils hat etwas Unstoffliches. In gest
scher Hinsicht teile ich die Auffassung, daß Jene Werk
größten Reiz besitzen, in denen sich ein Schwebezustan
schen Wirklichkeit und Abstraktion ergibtmw 18. 4.
1983
Kärnten
Klagenfurt Landesgalerie Arnulf Rainer
Der Maler zeigte Hand- und Fingermalereien aus den
1981 und 1982. Er beschäftigt sich seitzehn Jahren mit
scher Handmalereir, die auch bereits voriges Jahr auf dr
cumenta 71 und 1978 auf der Biennaie von Venedig ausgi
war. Hierwurden 35 Bilder gezeigt. die eine starke Wirkur
ten. 9. 2. 13. 3. 1983
ifolge 12
zis Obemdovler, CoHage es Franz Levch, wMädchen m1 Spiegeln, 192a or
I.. .. "e.
led Kubm. lUDSEIGUBI Muße! Evde-x, um IOOHOZ. Schwarzhlhograß WoNgang Rahs. ßSkylhlsches Stilleherw, 1982, der Gawene am Gra-
AE Den Oskar Bonoll, nStehendeM, 1952 Bronzeplastik
ydmand Slransky. Vorstadtmotlv, 1968 Schwarze Kvelde
ranzTemev. mm iugendliche Lileran, 1911 Federzeichnung. lavler
Henri LauranS
1954. Dame mll Facher
12 Hans Fronlus. Schneeschmelze, 19m
ztuelles KunstgeschehenIÖsterreich
lerie Carinthia Gottfried Fabian
eSchau. die überdieArbeiten der letzten 20Jahredes Künst-
informierte. Auch neue Keramiken von Emma Fabian waren
rehen. 17. 2. 12.3.1933
trad Koller
Villacher Arzt und Graphiker. dessen Zeichnungen in der
ihfolge eines Herzmanovsky-Orlando seine eigene Diktion
znnen lassen. zeigte hier anläßlich der Präsentation seines
en Buches wChäteau de femmew köstliche Blätter. A. 5. bis
1983
ach Galerie an der Stadtmauer Zoltan Kodäly
iandeltesich umeine Fotodokumentation zum 100. Geburts-
des großen Komponisten und kam in Zusammenarbeit mit
Ungarischen Kulturinstitut zustande. Mit dieser Ausstel-
jwurdewiedereinmaldieweitoffenheitunddieBereitschaft
volkerverbindenden Funktion dieser Galerie unter Beweis
teilt. 22. 3. B. 4. 1983
Kleine Format
hhierwurdemitderZusammenarbeitvon Kärntnerundslc-
iischen Künstlern aus der Modernen Galerie Ljubliana ein
bnes Resultat erzielt. Die Kleingraphik Sloweniens weist
irelche moderne Richtungen auf. und die Ausstellung be-
ihr hohes Niveau Der Kärntner Beitrag wurde so zusam-
tgestellt, daß hauptsächlich junge, jedoch außerordentlich
iressante Künstler mit ihren Arbeiten präsentiert wurden.
kammermusikalische Intimität des Gezeigten erlreute sich
er steigenden Aufmerksamkeit. 9. 30. 4. 1983
b. 15
iSzolnoker Künstlerkolcnie
künstlerische Tradition Szolnoks reicht bis in die zweite
fte des vorigen Jahrhunderts und ist mit dem Namen August
Pettenkofer aufs engste verbunden. Diese Tradition wurde
Erfolg bis heute fortgesetzt. wobei es sich nicht um eine stili-
cheAbgrenzung handelt,sondern um reinqualitativeAspek-
Diese Schau präsentierte Malerei, Graphik und Plastik von
htigen Künstlern des Szolnoker Kreises unseres Jahrhun-
ts 6. 21. 1953
zeigen unsere Bilder
derzeichnungen und Kindermaterei aus dem Kindergarten
tdenspark. Überraschend, mitwelcher Spontaneität und mit
chem unverdorbenen Gestaltungswillen Vier- bis Sechsjäh-
iBilder schufen, die den Kriterien der letzten Stilrichtungen
iekommen. Es war aber damit auch das einfühlsame Arbei-
der Kindergärtnerinnen zu beachten und zu würdigen, das
solchen Resultaten führte. 25. 31. 5. 1983
lerie l'Atelier 2c Eduard Diem
geborene NiederösterreicherzeigteZeichnungen undfarb-
ltige, an Emil Noldeerinnernde Bilder. Letzteren ist einestar-
euchtkraft inne. Es gelingt Diem bei seinen Aquarellen mit
wlgen FlächenTiefe undAtmosphärezu erreichen. 21 5. bis
s. was
ziermark
az Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum
Landesförderungspreis für Fotografie in der Steier-
irk 1983
Wettbewerbsaustellung brachte Beispiele der Prelsträger.
waren das Hermann Candussi. Franz Garmusoh, Michael
merl. Jakob Hiller. Matthäus Kremser. Michael Markart. Pe-
Philipp.Josef Ploder, Manfred Rahs. Erwin Schwab. Die Mo-
vahl warsehrverschieden. Interessant. daßfast immer zu ei-
Denkprozeß mit dem. sehr oft ausschnitthaften Bildinhalt
gerufen wird. Die einfache unddirekte sozialeAussage oder
rlage tritt eher in den Hintergrund. Surreale Elemente kom-
in überraschenden Kombinationen zum tragen. Die
iwarzweißen Fotografien sind nach wie vor allen Farbauf-
imen an künstlerischem Ausdruck überlegen. 22. 3. bis
4. 1983- Abb. 16
ro Seder
Maler wurde in Zagreb geboren. wo er auch an der Akade-
studierte und das Diplom erwarb. Er stellt seit 1947 im In-
lAusland sehr oft aus. In Österreich war diese Präsentation
erste, 5B Ölbilder, 20Temperabilderund 20Zeichnungen ga-
einen recht umfassenden Einblick in das Schaffen der letz-
Jahre dieses expressivarbeitenden Kroaten. Es dominieren
ikle und kalte Farben. Spontane Pinselführungen kennzeich-
diese Bilder. die sehr häufig an die Neuen Wilden. da und
tan Artbrutundlnformeldenken lassen. Esisteinekraftvolle
aussagestarke Malerei und wäre wert. auch in anderen
errelchischen Galerien gezeigt zu werden, 24. 3. 17. 4.
33 Abb. 17
dende Kunst in der Steiermark 1945 '60
wurden die Arbeiten von etwa 90 Künstlern gezeigt. Welch
kblick. welche Vielfalt! Neben dem einfach schonen Land-
iaftsblld eines Julius Wegener 1886- 1960 stand schon
I5 Axel Leskoscheks 889 1976 herausfordernd expres-
ar wDoppelgängerk von 1945, neben Gerhard Loiens 1935
histisohen Gerinne war Fritz Martinz 1924 wuchtiger iiLie-
ider Manna in seiner ganzen Leiblichkeit. Gegensätze und
allelerscheinungen. die verschiedensten Einflüsse und ihre
'arbeitung. Bekannte Namen und ihre Träger. wie Bilger.
Decleva, Fronius, Fruhmann, I-iullegha, Kasimir, Maly, Ölzant,
Paar, Ritter, Siloerbauer, Silveri, Stark. Szyszkowitz, Thöny,
Wahl. Wahldorfund Wickenburg. um nureinige zu nennen.wur-
den wieder gegenwärtig. Ein Stück regionale Kunstgeschichte
rollte hier ab und ließ manche über die Entwicklung nachden-
ken. 23.4. 16. 5. 1983 Abb. 18
Forum Stadtpark Manfred Wakoibinger
1952 in Oberösterreich geboren, absolvierte Wakolbinger die
Fachschule für Metallbearbeitung in Steyr. Ab 1976 arbeitet er
an Metallschmuck. seit 1980 an Metallplastiken. Seine ausge-
stellten Objekte will er als Umsetzung von Gefühlen verstanden
wissen. Die Arbeiten sind meist kühl und glatt. wirken oft auch
aggressiv. Die verwendeten Materialien sind Kupfer, Eisen,
Blei. Zinn, Gips, Dispersion und Lack. 9. 24. 3. 1983
Oberösterreich
Linz Stadtmuseum Nordico Gilda Aita
Die geborene Grazerin studierte bei Prof. Bertoni in Wien und
Reiter in Linz. Das Besondere ihrer Gestalten und Objekte
scheint dieablesbare Kraft. die in derSpannung und Meisterung
des Materials besteht. Siegrellt zu ungewöhnlichen. oft simplen
Grundstoffen und schafft daraus fetischartige Gebilde. die be-
sonders als Relief faszinieren. Nach der plastischen Gestaltung
entstehen graphische Serien. 3. 27. 3. 1983 Abb. 19
Johann Hazod 1897 1981
rBei Hazod steckt hinter allem farbigen Leben der Oberfläche
eine durchaus körperhafte Strukturder Dinge. Man spürteinfe-
stes zeiohnerisches Gerüst von entschiedener Dreidimensio-
nalität. Und der Pinselstrich. der im echt impressionistischen
Bild das körperhafte Sein der Dinge auflockert, in farbigen
Scheinzerpflücktundzerspielt-erdienthiergeradeoazmihre
Gegenständlichkeit nachzuzeichnen und zu betonenu Wilhelm
Jenny. Von den vorhandenen Holzdruckstöcken wurden Nach-
drucke angefertigt, die zu günstigen Preisen angeboten wur-
den. 24. 3. 24. 4. 1983
Ei
Bundesministerium für Wissenschaft
und Forschung
Besucherstatistik der staatlichen Museen
und Kunstsammlungen 1983
Das Bundesministerium für Wissenschaft und
Forschung gibt bekannt. daß in ihm unterstehenden
staatlichen Museen und Kunstsammlungen in den
Monaten
März 137.206
April 189.373
Mai 158.291
Besucher gezählt wurden.
From bonavista to vancouver Island...
Unterdiesem Titel wurden 60 Fotografien aus Kanada von Hans
L. Blohm gezeigt. Blohm wurde 1927 in Deutschland geboren.
wanderte 1956 nach Kanada aus und ist dort seit 1966 als freier
Fotograf tätig. Seine Arbeiten wurden schon auf vielen Ausstel-
lungen gezeigt. er erhielt verschiedene Preise. Ein weitgefä-
chertes Programm zeigte die Reichhaltigkeit seiner Wiederga-
ben. Eine gewisse Härte ist vorherrschend. 31. 3. 24. 4.
1983
Wolfgang von Wersin 1882 1976
Der in Prag geborene Deslgnerwar alsArchitekturstudent 1901
nach München gekommen. wo er seine Ausbildung im ivLehr-
und Versuchsatelier für freie und angewandte Kunst-r empfing.
1906 1908wirkteer als Lehreran dieserSchule. Erentwarffür
die nDeutschenWerkstätten-i dieersten modernen Zinnformen.
ließ in Murano als erster neue. zeitgemäße Glasgefäße herstel-
len. Nach Zerstörung seiner Münchner Wohnung 1944 kam er
nach Ead Goisern OÖ. 1948 wurde er als Leiter der Meister-
klasse für Innenarchitektur Entwerfen an die Kunstschule
der Stadt Linz berufen. Hier wurde sein Werk gewürdigt.
7. 30. 4. 1983
Architektur der Vergänglichkeit
Es wurden Wiedergaben von zumeist anonymen Häusern. Woh-
nungen, Siedlungen und Städtebilder in Asien Iran. Jemen,
Afrika Atlas, Sahara und Sahelzone und Amerika Mexiko ge-
zeigt, die aus Lehm errichtet wurden. Als kulturelle Leistung
steht die Lehmarchltektur der abendländischen Steinbauwelt
gleichwertig gegenüber. Würde und Schönheit sprechen aus
diesen einfachen und kargen Formen. Hier dominiert noch die
Geborgenheit des Seins vor der Unrast des abendländischen
Habens. Es wurde aber auch der Rückzug dieser Bauten durch
das Ausbreiten industrialisierten Bauens bewußt. 29. 4. bis
15. 5. 1983
llona Harsay
Es handelt sich bei den von der Diplomdesignerln. 942 in Buda-
pest geboren. gezeigten Objekten hauptsächlich um Reliefs in
Tondoform. Manche zeigten maskenhafte Abdrücke. von ver-
knautschten Faltungenumgebemandere nurgefältelte Struktu-
ren, Nahtlinlen und Abrisse. Die Werke der Künstlerin bef
sich in den verschiedensten angesehenen Museen. Sie
einen Zug zuarchaisch magischenAusdrucksformen 26
12 G. 1983 Abb 20
Peter Blaas
Der Künstler wurde 1942 in München geboren Er wuc
Innsbruck auf und studierte an der Wiener Akademie be
Pauser und Boecki. Seit 1970 stellt er im ln- und Auslani
Hier zeigte er zwanzig seil 1981 entstandene Werke in
harz und Tempera unter dem Titel wFelder Feldstörunt
Störfelderu. 3. S. 4. 1983
italienische Landschaften
Es handelte sich um 60 frühe Landschafts- und Architektt
grafien aus Italien. Die Motive zeigten vorwiegend Ron
renz. Venedig, Neapel, Siena und Bologna. Bei den Expo
Aluminiumabzüge in hervorragenderQualitäthandelte
um Leihgaben aus privaten Sammlungen. 7. 14. 5.
Neue Galerie Wolfgang-Gurlitt-Museum
Alfred Hofkunst Hommage Marseille
Die in Zusammenarbeit mit dem Musee cantonal des
Arts Lausanne, dem Haus am Wannsee in Berlin und der
see des Beaux-Arts Marseille organisierte Schau veri
einen kompakten Einblick in die jüngste Schaffensphas
Schweizers. Hofkunst zeigte großformatige Bilder in
Mischtechnlk, wobei er Acryl, Pastell und Farbstifte daz
wendet. oft zeichnet er auf Fotografien. Erverarbeitet au
dentlich dichtseine Eindrückein Marseille das Meer. diet
genen Fische und andere Seetiere. die Wohnwaben der
häuser. Ausschnitte. Überdeckungen. Patterungen lasst
starkes Gefüge entstehen, das weit mehr als das Gesc
wiedergibt. Ein sehr schöner Katalog. der neben guten
dungen und gescheiten Worten auch viel von des Künstle
mor verrät, liegt auf. 21.4. 26. 1983
Niederösterreich
St. Polten NO Dokumentationszentrum für mor
Kunst Traudl Pichler
Ein kraftvoller Farbauftrag, kühle Töne und feinabgestul
leurs zeichnen diegezeigten Stilleben dieser seit langem
derosterreich lebenden Malerin aus. Hier wurdeersichtlic
viel einzig mit den Farbwertigkeiten erreicht werden kar
sowohl Assoziationen als auch formale Komposition gebe
Frage nach Gegenstand oder Abstraktion wird unintere
25. 3. 24. 4. 1983 Abb. 21
Franz Traunfellner
Zum 70. Geburtstag das Künstlers wurde hier ein umfass
Einblick in das Schaffen Traunfellnars geboten. Die DTUI
phiken packen immerwiedermitihrenWinterbildern. mit
erbittlichenAussagederKleinheitdes Menschen undderi
der Natur. Eindeutig wird uns hier die Meisterschaft der
führung des Künstlers bewußt. Bei den Ölbildern beeindr
am stärksten die heraldisch kargen, wie etwa iwHähneM
Ein Katalog mit Abbildungen begleitetdie Dokumentatior
bis 1. 5. 1983 Abb. 22
Wiener Neustadt Karmelfterkirche
Franz Traunfellner
Das Kulturamt der Stadt übernahm die oben angezeigti
stellung.28.5. 19 6.1983
St. Pöllen Kleine Galerie in der Stadtbücherei
Hier wurden in letzter Zeit hauptsächlich Arbeiten von
dakten gezeigt. Von Josef Zagler Aquarelle, Farbstiftzeir
gen und Monotypien. von Gerhard Lechner Aquarelle ui
dierungen und von Hermann Steininger. der farbige Zeic
gen bot. 16. 3. 27. S. 1983
Krems Moderne Galerie im Dominlkanerkloster
Erich Steininger
DergeboreneWaldviertlarstelltesein neues Buch mit der
schnitten Marionetten. Tisch und Landschafti-vor undbo
große Arbeiten. die diesen Themen entsprachen. Stein
Blätter sind vom Dunkel der Wälder geprägt. Der expres
beitende Künstler weiß um die Zwänge und Note des Da
Sie werden uns beim Anblick dieser Werke zutiefst br
15. 4. 10. 5. 1983
Eichgraben Verein für Kunst und Kultur Beri
Hollemann
Federzeichnungen. Aggressiv. gekonnt und in jeder Pha
Handschrift des Künstlers verratend, treten uns hier In
und ähnliche Tiere entgegen. Die Blätter. locker und wi
überfrachtet als frühere Zeichnungen, beweisen Holler
enormen Fortschritt. 14. 5. 12. 6. 1983 -Abb. 23
DrosendorfIGalerie im Bürgerspital Heinrich
in den schonen alten Flstumen kamen die in kräftigen Farb
haltenen Acrylbilder des Künstlers besonders gut zur Gr
Die sehr überlegteingesetzten Farbkompositionen zwing
Meditation. Durch eineAuswahl auf dleArbelten der letzte
re und eine sehr überlegte Hängung wurde ein wesentli
schlossenerer Eindruck als auf der Schallaburg erziel
noch jungen Galerie ist zu wünschen. daß sie auch we
solch gehaltvolleAusstellungen bietet. 21 5. 12. 6. 19
Abb. 24 Alois
folge 13 24
15 Franc Vozel "Am 1978 Radierung aus derAusSleHurlg v-Di
äel Klen Klerüechnely "Ohne Twlehl V1 Manz Walcheggev wFHSICYUSCYW. 1965 O. Format". VlHach, Galevle an 09V Stadtmauer
nHPIoGem-Baumschatlen uoerdleStraßew.Fotograhe V2 Landesr
derungsorels des Landes Steiermark 1953 17 Duro Sedev Fxguvcn. 1952 O1
20 ltona Havsey, Ledevplaslwken 21 TvaudlPlcmer. nSHUODEIM
m2 TraunlellneL wBauemVmI mu Eaumen 1m wnmen Hmzschnm 23 Bemhavd Hollemarm. .Aunosung- 1993. Federzeichnung 2A Hemnch Tahedl, wKomooslnanu, 1975.Ac1y!lHn11
Notizen
Amsterdam Galerie Frans Leidelmeijer
riArt Nouveau en Art Deco in Nederlandii, von Meulen-
hotllLandshotl, eine hier aufgelegte Publikation, wird von einer
Ausstellung begleitet, die die neue Richtung der holländischen
dekorativen Kunst von 1890 bis 940 aulzeigt. DerGlaskünstler
A. D. Copier übernahm Präsentation und Eröffnung.
Baden-Baden Staatliche Kunsthalle
Alexej Jawlensky starb Anfang des Zweiten Weltkrieges 1941.
Er zahlt mit seinem Werk zu jenen Künstlern, die von erfrischen-
der Aktualität sind. Der gebürtige Flüsse kam über Moskau, wo
er ll'l Jugendjahren von den Meisterwerken der Malerei in der
Tretjakow-Galerie am meisten beeindruckt war, nach Lenin-
grad.1889 schrieb er sich dort in dieAkademie ein. Seine auttäl-
lige Begabung laßt ihn bei lll'ja Fiepin Schüler werden. Er uber-
siedelte in der Folge nach München und lernt 1897 Wassily Kan-
dinsky kennen In Frankreich begegnet er Matisse, Cezanne.
Van Gogh, Toulouse-Lautrec 1909 entfacht er einen wahren
Proteststurm, ja Skandal, als er mit Kandinsky seine Werks aus-
stellt. Zu revolutionar für das Püblikuml Später, 1933, muB er
Deutschland verlassen und geht in die Schweiz. Aus den politi-
schen Unruhen heraus blüht sein Werk in charakteristischer
Farbigkeit aul. Aus persönlichen Porträts werden immer mehr
mystischere. werden Engels- und Heilandsgestalten. 1918
stehterin derAbstraktion. Erbegegnet Klee, Feininger und wie-
der Kandinsky, setn Pinsel wird skeptischer, rauher und stärker.
In seiner letzten Lebensphase, wieder aus Deutschland vertrie-
ben, steht sein Werk unter religiösen Grundaspekten. Abstrak-
tion ünd Geometrisches verbinden sich in vielen kleinen Forma-
ten. Er personitiziert sich darin in seinem Emigrantentüm. das
von innen heraus wirkt. Hier schließt sich ein Kreis zu den alten
Zeugnissen religiöser Malweise Bußlands
Basel Art 14 '83
Unter nahezu 300 Ausstellern 22 Galerien aus Österreich. Die
Galerie Gabriel stellt neue Plastiken von Marianne Maderna vor.
Werke mitTiteln wie llMDSkaUKl, tlFamllle", ilDarstelleri, die the-
matisch eine neue Richtung aufzeigen und eine deutliche Stral-
tung in formaler Hinsicht erkennen lassen. Objektformen aul
dünnen Stelen Archaische Wesenhaltlgkeit verstärkt sich zu
dinghatter Abstraktlon. Die Galerie Zentrum zeigt den Salzbur-
ger Gottfried Hollwarth mit seinen Art-Projekten. Dieser, seit
1978 Universitatslektor für Projektrealisierüng im urbanen
Raum an der Hochschule für Gestaltung in Linz, kommt mit sei-
nen Kunstaußerungen an Ohristosohe Philosophien heran. Sein
Projekt vclty" rnit austahrbarer Skulptur eroftnet neue Gestal-
tüngsdimensionen.
Die Galerie Ferdinand Maler, Kitzbühel, zeigt neben gut bekann-
ten junge osterreichische Künstler Florian lnfeld, Norbert
Pümpel und Franz Vana. E. K. Nicolaus iiZahlenbilderii passen
ins Computerzeitalter.
Belgrad Art Pavillon C.Z.
Eliza C. Wong, Creative Photographer, Wien. setzt im weiten
FeldhistorischerundexperirnentellerTendenzen derPhotogra-
phie autonome Zyklen Ihre Aufenthalte in Griechenland mit Le-
os Thalageos haben sie in einem symbiosen Langzeitverhaltnis
zum Element dem Meer gleichfalls schöpferische Wurzeln
schlagen lassen. In einer ubersensiblen Doppelkreativitat. ma-
gisch beteuert von der Urkraft des Elements, zieht E.O Wong
rnit ihren Fotoschüplungen kraftvoll nach Sie setzt in einer Art
Prozeßkunst in Phasen durch Aktion und Gestik wie Mimikry des
Darstellers, Leos T., Historisches und Literarisches um ihre
klare Artikulierung bildrierischer Absichten endet am Hohe-
pünktmitdem Auslösen der Kamera Wichtigste unter ihren Fu-
lowerken, die im Louvre, Paris, sowie im Centre G. Pompidou
ebenso wie in den Stadten Europasund nichtzuletztim Museum
des 20. Jahrhunderts Aufnahme gelunden haben, sind Arbeiten
über Francis Bacon 105 Piecenl, "Hommage Picasso und de
CtlltiCOM. iiKoptreliquiareii, die tMartyrerr
Lausanne Müsee des arts de la Ville
llLe Papier un noüveau langage artistiqueirigrande salle und
iiRecherches autoürdü paplerdetibres vegetalesirlpetile salle
eine interessante Doppelausstellung. Quintessenz die Mog-
lichkeit. der besonderen Substanz Papier äußerst kreative
Aspekte abzulocken. irFlecherchenu. die zutage brachten, daß
über die sinngemaße praktische Verwendung des Papiers als
Emballage eine Vielzahl von Künstlern wie spielerisch damit zu
künstlerischem Ausdruck fand. Unter deutschen, amerikani-
schen und tranzdsischen Künstlern das österreichische Paar
Josef und Miroslawa Symon. Sie präsentierten ihr gemeinsa-
mes Objekt wllalbkreiselii aus handgeschöpttern Papier mit
Bronze Damit eröffnen sie eine neue Variante ihrer künstleri-
schen Entwicklung.
München Galerie Seitert
Linde Waber stellt sich otten der Landschaltsbedrohüng entge-
gen. Sietieihra Ausstellung r-Bestandsautnanme GUHGUDIUHUM.
Sie schreibt Tagebuch, übt dokumenterlsch unter dem Aspekt
xHistorisches, natürliches, bedrohtes Orts- und Landschafts-
bildti sinnvolle Kritik am Fehlverhalten einer gleichgültig abge-
sturnptten Gesellschalt in Sachen Landschaftsschutz. Dyna-
mischwischt sieaüsdem Dunkel den Kern einerAnsiedlung, um
die sich der Fraß des Zerlalls und Verbaus entwickelt. ein
schöner Platz, wiesieanderswo im Tagebuch positlvvermerkt,
Kürzlich stellte Otto Breicha, der neue Leiter des Salzbürger
Ftupertinums, den Münchnern Linde Wabers neueste Zeich-
nungenserie vor. hMGlh Garten-i, Zeichnungen Sommer und
Herbst. 1982. Plötzlich entdeckt die Künstlerin in der zeitweili-
genStilledie Nähe,dasAltvertraute KunstlerischesAtemholen
nach großen Themen? Sie setzt sich in die Idylle der Kindheit,
zeichnet aus Angst vor Veränderungen, vor dem endgültigen
Verlust iiihresii. eigentlich aber Mutters Garten. Will lesthalten,
wassiemitdleserlruhenZeitverbindet.ZeichnungeninPastell,
Kohle. Bleistift, alles ist weicher, schummriger, atmosphäri-
scher, weiles von innen kommt. StegStraucher, dergroße, die
Komposition bestimmende Baum, Blumen. Ein Sessel steht in
einem Winkel ihres Gartens, liebenswertes, übriggebliebenes
Flelikt Erinnerung an verspielte Kindertage. nun retlekilert am
eigenen Kind, schließt sie hier künstlerisch einen ersten Kreis
in der Mitte ihres Lebens. Übrigens, der Sessel ist wie ein Sym-
bolderRuhe, die sie kaum hat, autdem sie nichtsitzen kann und
nicht sitzen will.
Auch aul diese Weise schenkt uns Linde Waber, sonst dyna-
misch.aufmerksamundvollengagiert,nunverinnerlicht immer
wieder Blätter, die so und so wertvoll sind.
Osnabrück Külturgeschichtliches Museum
iiResonanzenii zeigt Lore l-teuermann in ihrer Heimat Nichts
scheint ihrem Wesen entgegengesetzter als der Titel Synony-
ma tür Anklang, Verständnis. Eher schon daraus das Mittonen.
Mitschwingen. Lore l-teuermann kamptt weiter ihren stillen
Kampl gegen die phantasielose, egoistische Frustriertheit ge-
wisser kunstnaherSociety-Kreise Ihre menschllchen Alphabe-
tetransponierenunssogutwiebedeutungsloseAblauleund Be-
gebnisse unseres Daseins aul eine höhere. sinngebende Ebe-
ne. Zeichen in fließender Bewegung. Figurationen, dicht und
spannungsreich ilFtesonanzenrr Überschau eines viel-
schichtigen Werkes, das Lore l-teuermanns Verhältnis zu ihrer
Umwelt deutlich macht. Das die gegen Überkomrnenes, ungut
Traditionelles autbegehrende Künstlerin sehr verinnerlicht ist.
geben ihre Niederschreibungen preis Sie registriert Ll Pha-
seneines Sonnenaul-oder-ünterganges,dasentsetzlicheinsa-
meSterbeneinesvom NestgelallenenVogeljüngen in einerPra-
lerau. hierin ottenbart sich lür sie summarisch die schmerzhal-
te Tragodie der Natur dieser Welt So leidet sie mit allem und
uns, ohne aber mit uns Mitleid zu haben
Westerwald Keramikmuseum
Seit Ende vorigen Oktobers, 1982, existiert hier in Hohr-Grenz-
hausen eine neue museale Institution. Sie setzt bereits bedeu-
tende Aktivitäten, voraus die Präsentation rrDeutsche Keramik
82 WGStSTWEIG-PTSlSK Anschließend mit riPeter Dümlerii ei-
ne HommageaüldasrenommierteHaüsdesKannenbackerlan-
des Dümler, ein exzellenter Keramikkünstler, schüttreie Plasti-
ken nach biblischen, mythischen und historischen Motiven. Sei-
ne Ausdrucksskala in wahrhaft meisterlicher Manier reichte
vom Edlen, rein Ästhetischen bis zum Satanisch-Grausamen.
Aus der Privatsammlung von Dietrich SchaferlBonn er
schenkte dem Westerwaldmuseüm 800 Objekte erstellte
man die Ausstellung "Japanische Gebrauchskeramik der Ge-
genwart" Sie bot überaus fruchtbare Anregungen als konzen-
trierte Ansammlung hervorragenden Gebrauchsgerates aus
dem japanischen Alltag von heute Somit stellte das Wester-
waldmuseüm gleich zu Beginn. über lokal-regionale Belange
hinaus, die Weichen, um sich international einzugliedern Der-
zeit lauft die Ausstellung wObjekte BSii Hier hat sich dle sog
Objekt-Kerngruppe mit dem hiesigen Werk Ftastal zusammen-
getan. um, künstlerisch allen Gestaltüngsrichtungen otten, zu
kooperieren Diese 8. Kunstschau die erste wurde 1971 ver-
anstaltet stellte bewußt kein Thema Man konnte so lraglos
die Grenze zwischen lreier bildender und angewandter Kunst
wieder verwischen. Neben traditionell-konventionellen Arbei-
ten die Viellalt einer reichen schoplerischen Szene lnge
BluniIBildhaüerin, Otto BuhrlMater, Else l-larneylKerarnikerin.
Eugen KellerlMaler und Bildhauer sowie Axel Schmidt-Wal-
günylMaler und Bildhauer huldigen sichtlich Tendenzen moder-
ner Künststromungen. Weitere saubere Arbeiten nach her-
kömmlichen Gesichtspunkten sind in derSümme vom Publikum
gut angenommen worden Das neue Westerwaldmuseüm und
das Werk Rastal in einer sachlich-praxisnahen Weise verbun-
den. versprechen zur kulturell bestimmenden Dominanz im
rheinlandisch-lränkischen Kunst- und Kultürbereich beizutra-
gen leopold netopil
Alexej Jawlensky, llWelBB Federii, l909. Staatsgalerie Stuttgart
Art Noüveau im Art Deco H1 Nederland
Marianne Maderna. Art 14 '22 Basel Galerie Gabriel. Plastik "Mos-
kahl, Hohe iso cm
Gottlried Hollwarth, Art Projekt, -ciiy-, rriri austahrbarer SkulDtul
Elizza WOHQ, llsolleftel SCTNEHI aus der riHommage Francis Ba-
crw. Originatiotogratie lfl Farbe, 30x40 cm. Wien. Museum des
2a Jahrhunderts
Objekt auS der Ausstellung iiLB papier url ndüveaü Iangageri. Lau-
sirlrle artlstlque. sowie Objekt lunten. Josel und Miroslawa Syrrtori,
iiHalbktotSelir Haridgeschopttes Papier und Kupfer. 40 20 Cm
Hans Fronius, Kunst zu Kafka Gratik aus "Das Schloßit
Linde Waber. Zeichnung, "Mßtfl Gartens, l983 Ausstellung Murichert,
Galerie Seitert
Lurel-ieüelmarin,rMenschlicheAlphabeteit, 1976 Ausstellung r-Reso-
rtaftlerin, Osnabrück, isaa
10 Otto Ellttl. Ohne Titel Ausstellung -Obiekte aar. Kunslausstellung im
Westerwald-Museum
58
NEUMEISTER
217. Auktion 14115. September 1982
Besichtigung 5. bis 12. September, außer Sonntag
218. Auktion 19120. Oktober 1983
Besichtigung 10. bis 17. Oktober, außer Sonntag
219. Auktion 30. Novj1. Dez. 1983
Besichtigung 21. bis 28. November, außer Sonntag.
Jeweils Montag bis Freitag 9.30-13.00 Uhr
und 15.00-18.00 Uhr, Samstag 930-1300 Uhr.
Abendöftnung Donnerstag bis 19.30 Uhr.
Angebote immer erwünscht. Beratung und Schätzung
für Einlieferer jederzeit.
IFTWTH NEUMEISTER
HE Münchener KunstauktkxßhausKC
Aus der 217. Auktion Tabatiere Silber vergoldet.
Perlmuttdeckel mit Gold- und Silberauflage, innen als
Miniatur galante Schalerszene. Johann Melchior Dinglinger EEEEE 59015149 ÄWQIIIÜW"
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Dresden, 1. Drittel 18. Jh,2,2 8,7 cm
Vgl. Erna von Watzdort, Johann Melchior Dingiinger,
Berlin 1962, 294, Abb. 378
FI1EEIIIiIi
im Tod von Prof. Dr. Otto Hurm
er international bekannte Schriftkünstler Otto Hurm ist am
i. März 1983 in seiner Heimatstadt Wien gestorben. Damit ist
if Hingang einer außerordentlichen künstlerischen Persön-
hkeit von faszinierender Vielseitigkeit zu betrauern.
9. November 1898 geboren, widmete sich Hurm zunächst
im Studium der Architektur an der Technischen Hochschule.
erwarbdasIngenieur-Diplom1924unddenGradeines Dok-
rs der technischen Wissenschaften 926. Bereits 1923 war
iine Begegnung mit Rudolf von Larisch, dem berühmten Er-
iUSfSl künstlerischen Schreibens. in dessen Schriftkurs an
rrAkademiederbildenden Künste in Wien erfolgt. Hurmwurde
hüler und Mitarbeiter Larischs und lehrte seit 1926 an ver-
hledenen Wiener Kunstschulen Pädagogisches Institut der
adt Wien, Wiener Frauenakademie, Graphische Lehr- und
irsuchsanstalhdas Fachgebiet der künstlerischen Schriftge-
aliung. Seine bedeutungsvollsten Wirkungsstatien wurden
eTechnische Hochschule, an derersich 1927 mltelnerArbeit
.r Geschichte der Schriftformen und des Schreibwerkzeugs
ibilitierte, und die Akademie der bildenden Künste, an der er
iit 1932 als Nachfolger Larischs lehrte und das Institut für or-
imentale Schrift und Heraldik errichtete. Bis 1969 konnte
irm in diesen Positionen zahlreiche Schüler deren Wirken
7h nun weltweit erstreckt zu einem künstlerischen Verständ-
von Schrift hinführen und dem Bewußtseln von der hohen
ilturellen Bedeutung der Schrift wesentliche pädagogische
ipulse verleihen.
irmskünstlerischesSchaffen umfaßtdieunterschiedlichsten
bglichkeiten einer Durchdringung von Zeichengebung, Far-
Schreibmaterial und Text. Selbstein Dichter und Schriftstel-
'von subtilerPrägungsuchteder Künstlerstets den besonde-
Gehalt der von ihm geschriebenen Texte, das geistige We-
der Sprache in die jeweils angemessene visuelle Form zu
rwandeln. Zahlreiche Schriftblätter und kostbare handge-
hriebeneBücherbelegenbeispielhaftdieindividuelleVereini-
ing von Schriftduktus, Farbgebung und rhythmischer Dyna-
ik der Formgestaltung, die das eingestandene Ziel dieses
annes war, der zu seinem souveränen handwerklichen Ver-
Dgen auch noch eine hohe geistige Eindringungskraft sein ei-
in nannte. Mit Schriftformen, die seine Eigenart immer cha-
kteristisch erkennen lassen, hat Otto Hurm zu einer ästhe-
ch anspruchsvollen visuellen Umwelt in Österreich beige-
igen in einer Zeit zunehmender Mechanisierung und Auto-
atisierung des Schreibens gewiß keine dankbare Aufgabe.
iter seinen für die Öffentlichkeit gestalteten Werken sind be-
indersdie lrischriften amÄußeren Burgtorunddas Meter ho-
iGiasfönsterirl der Ellgluskapeliei Stephansdom in Wien zu
innen, Mit Entwürfen für Bucheinoände, mit Exlibris, Urkun-
den und Plakaten und auf zahlreichen lnschrifttafeln gelang ihm
immer wiederjene charakteristische Vereinigung von informa-
tiver Schrift mit einer ausdrucksvollen Gestaltung, die alle seine
Werke weit über den profanen Bereich bloßer Gebrauchsgra-
phik hinausheben. Hurrn hat zeitlebens mit Schrift experimen-
tiert, so seit 1924 mit expressionistischen Beispielen, die die üb-
liche Zeilenführung in dynamisch bewegte schwingende Zeilen
auilöslen, mit vielseitigen Versuchen der Gegenüberstellung
oder Vereinigung von Schrift und Farbe, mit Materialcollagen.
Die internationalen Anerkennungen für sein Schaffen blieben
nicht aus, mehrfach wurde er mit Preisen ausgezeichnet u. a.
mit dem Grand Prix der Weltausstellung Paris 1937. Die Repu-
blik Österreich veriieh ihm 1970 das Ehrenkreuz für Kunst und
Wissenschaft, die Technische Hochschule Wien ernannte ihn
1975 zu ihrem Ehrenbürger.
Seit Jahren betätigte sich Hurm aber auch als Forscher, der vor
allem die Geschichte des Schreibens behandelte. Zahlreiche
Publikationen zeugen von seiner großen Kenntnis. die sich je-
derzeit auf die eigene handwerkliche Fähigkeit beziehen konn-
te. ln den letzten Jahren widmete ersich zudem der Darstellung
von Persönlichkeit und Wirken Rudolf von Larischs, dessen Be-
deutung durch die Arbeiten Hurms erst wesentlich erhellt wur-
de. red.
Hamburg Museum für Kunst und Gewerbe
xBugattiu-Aussteilung in Hamburg Der Oldtimer gleichen Na-
mens. Legende, verrät nicht, daB diese geniale Familie aus Mai-
fand durch ihr avantgardisiisches Design ganz stark in der Ge-
genwart verankert ist. Durch Möbel, lebensnahe Tierplastiken,
hier aus Paris und London. 40 Bronzen und Autoplakate aus den
Anfängen des 20. Jahrhunderts. Gianzpunkt die Oldtimer-
Parade der Bugattis. Teilweise in geschniegeltem Garagen-
glanz, einige aber auch fahrbereit, mit der rauhen Aura nach
mühsamen Rallyes.
Was die Schau besonders auszeichnet, ist der konzeptionelle
Gedanke über eines der nicht wegdenkbaren Attribute der Ge-
genwart,dasAutomobil,eineVerbindungzurKunstzu schaffen.
Hierin kommt die ästhetische Komponente eines vorzüglichen
Design, das innenleben eines verwirrenden Mechanismus bis
zum perfekten Handiing ebensozum Tragen, wie er das Pionier-
tum der Bugattis unterstreicht. Automobile als eine Form von
Kunst-Werken im Sinne angewandter Kunst, die besticht. Die
Bugalti- utomobiie, Möbel, Bronzen und Plakate geben ein
Epochenbiid, das die Hansestadt für diesen Sommer zu einer
kleinen Schausensation aufbereitet hat.
Herbert Boecki, Die Apokalypse
48 Farb- und Schwarzweißabbildungen, Edition
stian Brandstätter, Wien 1983. 111 Seiten
Als Einführung wurde diesem Bildband Werner Hofman
say i-Herbert Boeckls Seckauer Freskoii aus dem Jahre
vorangestellt. Hofmann schreibt darin von dem elemei
Einbruch der Farbe indiedas Klosterumgebendexbehäbi
lisse der Wälder. welche die Farben schlucktx. Ergibt Hin
auf Strukturen und deutet diskret auf das Herkommen Vl
lebnis der katalanischen Fresken des frühen 12. Jahrhun
Er sieht in diesem Werk Boeckls einen gelungenen Vei
wdie flächensprengende, ekstatische Gestik des Express
mus einzubinden in die lückenlose Flächenordnung der
siandslosen Farbflächena. Zwei Bilder, die den Meister
Kapellezeigen. begleiten diese Einleitung. Es folgen nun
bigen Ausschnitteaus dem Werk in einer guten Wledergal
dem Blatt ist eine von Gernot Eder ausgewählte Textste
Heiligen Schrift gegenübergestellt. Auf diese Weise wiri
Betrachter ein Einstieg in die Gestaltenwelt gegeben, at
gleich auch ein meditativer Ansatz zu Wort und Bild gel
Detailabbildungen zeigen die ganze Vielfalt und den Fi
reichtum der Fresken, wobei durch das Herausheben di
zelnen Figuren sowohl derGedankenreichtum als auch dl
fache Einschluß früher abendländischer Kunst ägypt
minoische, babylonische Erinnerungen klingen an -erke
wird. Eine sehr wichtige und schöne Ergänzung sind ab St
die itZitate zum Werk von Herbert Boeckl selbst. Hier
wenigen, aber inhaitsschweren Notizen das Werden
Werkes z.T. mit allgemeinen Betrachtungen, z. T. mit ti
schen Bemerkungen begleitet. Das Farbtaleiverzeichni
Erklärungen zur Symbolik der Figuren. Mit einer Zeittale
Leben des Künstlers und Literaturangaben zum vorliegt
Werk schließt der schöne Band. Alois
Lucia Kellner Neue Arbeiten in der 1020i Meii
Wien
Zeigte sie uns im letzten Kllnstlerprofit von Hanna Eggei
Nr. 184l185, noch Abrisse und Ausschnitte idyllenhafter
entwickelte sie in ihrer neuesten Schaffensphase HLEbel
tivii bildhafte zeichnerische Gedanken realistischere
sprungs. Sie rettet uns das mehr und mehr vom Zerfall ui
Verbauung bedrohte idealbild peripherer Fiandbezirke.
Keller setzt mit dieser Schau ein Beispiel und ist Vorb
künstlerisch-ideologische Akzente. Ihrem Engagement v4
ken wir eine gute Ghronlstlk im sich stets zum unguten"
delnden Buch urbaner Landschaft.
Saizburger Barockmuseum
Die Skizzenbücher des Paulus van Vianen
Das Salzburger Barockmuseum zeigt in seinen jährlichen Son-
ierausstellungen während des Sommers Meisterwerke der eu-
opäischen Zeichenkunst. Für heuer ist es gelungen, zwei bis-
ter noch nie ausgestellt gewesene Skizzenbücher mit Land-
schartszeichnungen und Stadtansichten aus dem Beginn des
17. Jahrhunderts zu präsentieren.
aaulus van Vianen, um 1570 in Utrecht geboren und 1613 in
Prag als kaiserlicher Kammergoidschmled verstorben, zählte
zu den besonders virtuosen Goldschmieden Ernst Kris hat
hn als Schbpferdervier Reliefs an der Krone Rudolfs lI. angese-
ten. Nach der Lehre inder Heimatwanderte undarbeitete erais
Seselle in Frankreich, Italien und Deutschland; ab 1596 scheint
sein Name in den bayerischen Hofzahiamtsrechnungen auf.
zwei Jahre später erhielt er das Münchner Bürgerrecht. Trotz
Iler gewiß zahlreichen Aufträge durch den Herzog scheint Via-
wen dann ein anderer Fürstenhof noch mehrfasziniertzu heben
Am 18. Februar 1602 wurde in das Taufbuch der Salzburger
Stadtpfarreeingelragen. daß an diesem Tage ndem ehrnvesten
.ind khunstreichen Paulo von Vian. Holgoilschmit, und Christi-
wae seiner Hausfrauen ein Khindt mit Namen Wolfgang getauft
Nßldehl ist; Taufpate war kein geringerer als der iihochwirdig-
ate Fürst und Herr, Herr Wolf Dietrich, Erzbischove zu Salz-
aurgii, für den Vianen unter anderem eine von Kurt Rossacher
Iviederentdeckte Kreuzigungsgruppe aus purem Gold schuf.
Knappzwei Jahre später hatte Vianen die absolute Spitzenposi-
tion in der damaligen europäischen Goldschmiedekunst nörd-
lich der Alpen erreicht er stand im persönlichen Dienst des
Kaisers.
Frau Dr. TerezGerszi, die Leiterin derGraphikabteilung des Mu-
Hauser rAm Stein In Salzburg, Ausschnitt aus dem linken Drittel, Feder
in Braun, hellbraun iavien. 187 262 mm. Berlin, Slaatl. Museen Stif-
tung Preußischer Kulturbesitz. Kupferatichkablnett lnv, Nr. 13610
Flußlandschart mit Flüßen, Feder in Braun, blau laviert. 197 292 mm.
Ausder Sammlung Eslerhäzy. Budapest. Museum derbildenden Künste
lnV. Nr. uns
60
Landschartszeichnungen und Stadlansichten des
Hotgoidschmiedes von Erzbischof Wolf Dietrich von
Raitenau
Baumstudie, Pinsel und Feder ih Grau. 147x198 mm. Amsterdam.
Rliksprentenkebinet lnV. Nr. ai; rasi
seums der schonen Künste in Budapest. hat bei ihrenjahrelan-
gen Forschungen zur niederländischen Zeichnung des späten
16. und frühen 7.Jahrhunderts die aufregende Entdeckung ge-
macht. daß ungefähr vierzig heute über viele europäische Mu-
seen verstreute Zeichnungen mit Landschaftsdarstellungen
und Stadtansichten zwei Skizzenbüchern entstammen müs-
sen. die Paulus van Vianen während seines Salzburger Aufent-
haltes vor der Natur geschaffen hat, Diese Blätter, die nun zum
ersten Mal seit Jahrhunderten wieder vereinigt gezeigt werden.
sind nicht nur hervorragende topographische Dokumente. In ih-
nen ist der ganze ursprüngliche Reiz der Saizburger Landschaft
eingefangen, vor allem sind sie in ihren Blaulavierungen an
die Technik chinesischer Tuschzeichnungen erinnernd
künstierische Aussagen von höchster Qualität.
lrri Mitteipunktdes zeichnerischen Interesses im letzten Drittel
des 16. Jahrhunderts standen nicht Elnzelstudien, sondern ide-
alkompositionen im Sinne des modischen manieristischen
Landschaftsstils. Vianens Zeichnungen aber waren von neuer
Auffassung inder Kunst seinerZelt Er ging von Beobachtungen
der Wirklichkeit aus und zeichnete direkt vor der Natur. Seine
mit lebendiger Kraft gezeichneten Wasserfälle. die besonnten
Felsen. die Baume in der vollen Pracht ihrer Erscheinung oder
in der Zeit des Vorfrühlings, die Sträucher und Gräser lassen für
die Landschaftszeichnung seiner Zeit kaum Parallelen nennen.
So ist der Saizburger Hofgoldschmied nicht nur einer der Vor-
läufer der holländischen Landschaftskunst des 17. Jahrhun-
derts. in seinem gesamten Werk erweistsich in besonders quali-
tativer Hbhe die Einheit von irangewandterrr und rbildender-
Kunst. Franz Wagner
Blick auf das Salzachtal zwischen hohen Bergen, Feder in Braun, blau
laviert. 191 29a mm. Berlin, Slaatl. Museen Stiftung Preußischer Kul-
turbesitl, Kuoferstichkabinett ihv. Nr. t36l5l
Baum mit Figuren. Federund Pinsel in Heilbraun.153 es rhrh Bräun-
schweig, Herzog-Anton-Uirich-Museum lrlv. Nr. 71
ria
Forrest Hayward
lt. FSA
Z. 1916 25.2.1983
Kunstgeschichte hat einen hochbegabten Gelehrten.
rreich einenwahren Freund verloren. Nach kurzem schwe-
.eiden ist J. Haywardvor wenigen Wochen in London im68.
nsjahr verschieden.
Beziehung zu Karnten und in weiterem Verfolg zu Wien
nn 945. als er mit Kriegsende zum Kunstschutzoffizier für
len in der britischen Besatzungszone Österreichs einge-
wurde. Dies hatte dreiwichtige Ergebnisse. Zum ersten er-
in österreichische Museumskoilegen unvergeßlich hilfrei-
bsorge. Eine ganze Bibliothek enteigneten jüdischen Be-
s. gelagert auf Schloß Kloster Tanzenberg. war an die
mäßigen Besitzer, mit vorausgehender Ausstellung und
Katalog über die kostbarsten Bucheinbande, zurückzu-
in. Die erste Bucherscheinung Haywards entstand in
ten. Schließlich überraschte er London mit einer Arbeit
Karntner Rittergrabsteine. Sein Gedächtnis lebt fort in un-
südlichsten Bundesland.
erfolgte in Zivil Haywards Uberstellung in die britische
bllkommission zu Wien. Man erinnert sich noch des Klop-
an derTür zu den Büros der Waffensammiung des Kunsthi-
ichen Museums in der Neuen Burg und wie man einem jun-
liann öffnete. der ganz bescheidentiich bat. hier einen Ar-
olatz zu erhalten. Daraus entwickelte sich eine Freund-
lt und Zusammenarbeit auf Lebensdauer.
er alten Waffe allein blieb es nicht. obwohl der Knabe als
damit begonnen hatte. sich eine kleine historische Waf-
immiung anzulegen. Mit großem Eifer stürzte er sich im
'reichischen Museumfürangewandte KunstaufPorzeiian.
war aufdas Wiener Porzellan der ältesten Ära. der von Du
ier 1714-1744. Sechs Einzeiuntersuchungen und ein
veröffentlicht 1952. waren der Ertrag.
gewohnt und selten diese Kombination von Waffe und Por-
erscheint gibt es überhaupt einen zweiten Fail?. sie ist
ine seinervieilaltigen seltenen Verknüpfungen. Das zeigte
1949 unmittelbar nach Haywards glückhaft empfundener
Ihme ins Victoria 8. Albert Museum, diesem gigantischen
mal der sog. angewandten Kunst. Erst brachte ihn die Me-
iteilung über Waffe und Rüstung hinaus mit Goldschmiede-
Kleinbronzen. Schmiedeeisen. Messerschmiedarbeiten
Jhren in Verbindung. Als 1956 ernannter Abteilungsdirek-
ng er auch noch zur Kunst des Mobeis und der Holzschnit-
über.
Hayward war kein Verkünder der Architektur. kein Auior
lalerei. ganz selten Prophet von Großplastik. Jedoch gab
ien Zweig des sog. Kunstgewerbes. mit dem er vielleicht
sehenvon Glas nicht vertrautwar. ausdem heraus er nicht
"Id publizierte. wobei sich geistiger Einsatz und unermüdli-
Fieiß bis ans Leidensbett die Waage hielten? Vorbildhafte
er aus seiner Museumszeit 1949 1965 sind Viennese
zlain of the Du Paquier Period 1714- 1744 1952 Hu-
at Silver in England 1688- 1727 1959 The Arl of the
iaker.2Bde. 1962163 Die Kunstderaiten Büchsenma-
auch Bde. 1968.
war wohl das entscheidungsreichste Jahr im Leben Hay-
s. Das Londonerfuhrende Auktionshaus Sotheby's bot ihm
sehung seiner wissenschaftlichen Sonderstellung sowie
iaftiichen Begabung eine Associate Direclorship an.
rsich im klaren. daß Museum und Auktionshaus nicht ver-
waren. Er hatte zu wählen. und er wählte Unterneh-
isfreiheit. Selbständigkeit. relative Unabhängigkeit im Pri-
iternehrnen. Er wollte mit Einsatz seiner erstaunlichen po-
ten Begabung viel reisen, sammeln, was erreichbarwar.
machen. die niemandem vor ihm gelungen waren; die
inschaftiich-publizistische Tätigkeit durfte dabei unter kei-
Jmständen leiden. Alles das scheint geglückt zu sein.
ir wieder trafen wir aufeinander. zuletzt etwa beide nach
ourg oder Reggio Emilia zu Ausstellungs- bzw. Ordnungs-
ten berufen. in London stand nach wie vor das Gästezim-
on John und Helena zurVerfügung.jenes legendäre Refu-
das Generationen von Kollegen dankbarst benützt haben
issprache und Entspannung.
20 Jahre arbeitet Hayward unermüdlich als Mann von
iby's. Es entsteht sein Magnum opus ivVirtuoso Gold-
and the Triumph ot Mannerism 1540- 1620 London
l. man möchte meinen geplant unter dem Eindruck des
vältigenden Reichtums der Wiener kaiserlichen Sammlun-
etzte Gästebucheintragung lautet v8. Xi. 1982 John Hay-
-once again at home in Viennait, er hätte es nicht liebens-
ger sagen können Sein Blick ging in die Weite. War seine
Mohnte. in sich gekehrte Stille schon ein Anzeichen des-
Mas auf ihn zukam! Bruno Thomas
el Staatliche Kunstsammlung Neue Galerie
origen Sommer auf Schloß GrafenegglNiederosterreich
gte Ausstellung -Zeichnungen und Druckgraphik aus Ant-
ans goldener Zeilii lief hier im Frühsommer.
400 Jahre Franziskaner in Salzburg
Das Dommuseum zu Salzburg zeigt in einer Sonderschau noch
bis 15. OktoberdieAusstellung R400 Jahre Franziskanerin Salz-
burgii. Da die Franziskanerkirche. die alte ehemalige Stadt-
pfarrkirche zu iiUnserer Lieben Fraua. während dieses Jahres
wegen umfangreicher Arbeiten und instandsetzungsarbeiten
gesperrt ist. können in dieser Ausstellung die bedeutenden
Kunstwerke dieser Kirche wie der berühmten thronenden Ma-
donna des Michael Pacher oderGemalden von Johann Michael
Rottmayr ebenso betrachtet werden. wie zahlreiche andere
Meisterwerke der Plastik und der Malerei oder quaiitatvoile Ob-
jekte des Saizburger Kunsthandwerks und der Volkskunde.
Salzburg Anton-Faistauer-Preis 1983
Das Amt der Salzburger Landesregierung schreibt auch heuer
den Anton-Faistauer-Preis für Malerei 1983 aus. Künstler. die
sichbeteiiigenwoliemkünnenihreWerkeinaiienTechnikender
Malerei. einschließlich Aquarell und Gouache. einreichen. Teil-
nahmeberechtigt sind Künstler österreichischer Staatsbürger-
schaft und alle in Österreich lebenden Maler. die das 40. Le-
bensjahr nicht überschritten haben. Bewerbungen erfolgen
durch Einsendung von geeigneten Unterlagen Lebenslauf.
künstlerischer Werdegang. Werkfotos. Dias. Kritiken. Katalog
etc. zur Beurteilung des künstlerischen Schaffens. Die Höhe
des Preises beträgt
75.000.-.
Dem Preistrager wird zusätzlich das in der Stadt Salzburg be-
findliche Landesatelier mit Wohngelegenheit für einen mehrwö-
chigen Studienaufenthalt zur Verfügung gestellt.
Einsendungen von Bewerbern müssen bis spätestens
30. September 1983 bei der
Kulturabteilung der Salzburger Landesregierung
Sebastian-Stief-Gasse
5010 Salzburg
eingelangt sein.
imNovember19B3werdenjene10Teiinehmer.dievonderJury
in einerEndauswahizusammengefaßtwurden. in einerAusstei-
iung im Salzburger Künstlerhaus gezeigt werden.
GEWISTA 60 Jahre Die besten Plakate des Jahres
1983
DiewienerGEWiSTAfeiertheuerihren Süjährigen BestancLSie
tragt den Hauptanteil der Affichierung der Bundeshauptstadt.
Knapp nach dem Ersten Weltkrieg gegründet. prägt sie seither
das Stadtbild mit dem Plakat als untrüglichem Spiegel des poli-
tischen. wirtschaftlichen und kulturellen Lebens. Eine Reihe
großer Namen als Piakatkünstler. die auch bildende Künstler
waren, stechen hervor, wie Klimt. Schiele. Kokoschka. Löffler.
Binder. Haas. Siama. Wagula. Andri und andere. Das Wiener
Plakat hatte einst große Tradition. Diese zu pflegen hat sich die
GEWISTA zusammen mit dem Kulturamt der Stadt Wien seit
Jahrzehnten verdientermaßen zur Aufgabe gestellt.
Juryderbesten Plakate 1982.AnfangApril 983. imWienerRad-
siadion. Schon bei der Vorwahl ergibt sich ein klares Überge-
wicht der Werbung der Wirtschaft. vor allem in noch immer
wachsenden Großformaten. Das angestrebte künstlerische
Plakat hat sich auf kleinere Positionen des kulturellen Sektors
beschrankt. im Zuge der Selektierung beginnen sich neuer-
dings die Geister zu scheiden. dann die führenden Manager der
Werbeagenturen können die sogenannte künstlerische Linie ei-
nes Fiakates nur insoweit anerkennen. soweit diese Bildtrager
Ihnen Erfolg beim Konsumenten versprechen. d. h. mit anderen
Worten. sie revoltieren gegen eine reine künstlerische Linie. in
der das Plakat als Übermittler von Ideen und nicht dem von ver-
kaufbaren Bildinhalten hauptsächlich fungiert.
Resümee man wird sich in Zukunft neu zusammensetzen müs-
sen. um den veränderten Verhältnissen in der Werbung Rech-
nung zu tragen und nach Gesichtspunkten. die beide Seiten in
einer gesunden Weise vereinen. suchen.
Die Jury kam wie immer in den letzten Jahren erst nach einigen
Mühen zu den besten Plakaten des Jahres. die auf Wirtschaft!
GEWISTA und KunstlKuituramt der Stadt Wien gleichermaßen
aufgeteiltwaren. Montag. 6.Juni 1983. Rathauspiatz, Preis- und
Diplomverleihung der besten Plakate 1982. Bundesminister
Dr. Ziiks Nachfolger. Stadtrat für Kultur Mrkwicka. bekannte
sich zur Weiterführung der Aktion und sieht in einer nützlichen
und befruchtenden Zusammenarbeit von Kunst und Wirtschaft
alle Vorteile. Er verkündet mit einigem Stolz. daß das 1981 in
Wien mit dem Hauptpreis bedachte GroBpiakat-Camparirr1982
in Lissabon zum weltbesten Plakat gekürt wurde.
Wir stehen nicht an. dies als gutes Zeichen zu werten. meinen
aberfürdieJurysteiivertretend.daßwirzumguten internationa-
ien Plakat leiderbeharrlich auf merklicher Distanz stehen. Jähr-
lich verlaßtdie Kunstschulen eine engemesseneZahl von Dipltr
manden. deren mühsam erarbeiteten Grundsätze vom breiten
Strom des Werbemanagements aufgesogen werden. Das gute
künstlerische Plakat sollte forciert werden. der Kampf um die-
ses wird iautios ausgefochten. denn das Publikum weiß nichts
davon. Daher gibt es auch keine wie immer geartete Reaktio
nen. Schade. i. netopil
GALERIE ACADEMIA
SALZBURG REsIDENz
ALFARO
ARP
AVRAMIDIS
CALDER
CARO
CHILLIDA
CROISSANT
DUBUFFET
MAX ERNST
FISCHER
C1
AUGUST 1983
INTERNATIONALE
SKULPTUR
1M
xx. JAHRHUNDERT
Ei
GONZALEZ
KIENHOLZ
MOORE
NAKAJIMA
PENALBA
PRANTI.
REITER
REUTERSWAERD
SCHMETTAU
SCHNEIDER-MANZELL
SCHOENHOLTZ
URTEIL
WOTRUBA
ZADKINE
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SENDEN WIR IHNEN
GERNE ZU.
DIE GALEIQIE AlVl GTQABEN
ZEIGT DIE AUSSTELLUNG
yBTQETISLAV NOVAKK
SKULPTUQEN AUS GLAS
BPETISLAV NOVAK 4952 geboren rn Semlly 4967 Glastacnscnule rn ZeleznV
Brod, Glasgravlerung ber Prof Vladlmir Lrnkd. Ladlslav Olrva und ber sernem Vater
Bfetrslav Novak Nach ermahrrger Praxrs rrn Konzern ZBS Abterlung geschmolzene
Plastlk Studrurn an der Hochschule tur Kunslgewerbe rn Prag 4977 Prers
lrnWettbewerbderKunstscnulern Bratlslava 4980 Bayr STOOTSDFGlSGGYIHTGrUOE
tlonalen l-landwerksrnesse ln lvluncnen,
GRUPPENAUSSTELLUNGEN 4970 Böhmrscnes Glas der Gegenwart, Prag
4973 Bdnmrscnes Glas der Ge enwart, BPD 4974 Bonrnrscnes Glas der
Gegenwart, Polen, Böhrnrscnes las der Gegenwart, Spanten 4977 Glas-
prers Coburg, BI?D 4978 Ausstellung der Kunstschulen, Bratrslava, Banrnrsches
Glas der Gegenwart, Galerre Arteta, Spanren 4979 Weltausstellung New
Glass, Oornrng USA. Ausstellung Nordböhmrsche arldende Kunstler, Prag und
UstrlL Böhrnrsches Glas der Gegenwart, Cnrcago USA und Las Angeles 4980
Brennale Venedig ltallen, Bahrnlscnes Glas der Gegenwart, Konstanz, Dusseldorf
und Bremen, BRD, Glasprels Luzern, Scnwerz, Triennale des gescnnlltenen Glases,
Brna 4984 Ausstellung rn JabloneclN, OSSP, Banrnscnes Glas der Gegenwart,
San tvlanno Hallen, Muncnen BPD und Pozengalerie Amsterdam
4982 Seattle Gallery Weaster USA, Den Haag Galerre Pob van den Doel NL,
Zentrum de Vaarl, Hrllversum NL 4983 Kopenhagen Museum Kunst Ge-
werbe organlsrerl durch das Kunstgewerbemuseum Prag wZewtgenassrscne Glas-
skulplur Spitzenr, vSkulaturen aus Glas Galerre am Graben, Wren
GALEPlE Alvl GTQABEN KUNST DES 20 JAHTQHUNDEQTS WIEN GQABEN TEL 52 3999 INGE ASENBAUM GES. lvl.
ALS UNSEI? KUNDE FOTQDERN SlE DlE ANGEWANDTE KUNST DEl? GEGENWART
Österreichisches Museum für angewandte Kunst
istellungen Sommer '83
22. Juni bis 28. August wird im Ausstellungsraum der Bi-
hek und Kunstblättersammlung die Ausstellung iiKatsushi-
iokusaii 1760-1849, Meisterwerke des japanischen
iholzschnittes gezeigt. Die Ausstellung, dem in Europa zu-
bekannt gewordenen Meister des japanischen Farbholz-
iittes gewidmet, zeigt Blätter von erlesener Qualität und
ister künstlerischer Gestaltung.
iner Porzellan, 1718 1864, Vom Barock zum Historis-
ir. Nach der erfolgreichen Präsentation in Ostberlin 1982 ei-
eue Auswahl 429 Objekte aus dem reichen Samm-
sbestand des Museums
jo Kirschii 1873- 1961. Wiener Keramik um 1900. Die
er umfassendste Präsentation des Werkes dieses vielseiti-
üsterreichischen Keramikers mit 354 Objekten
fe Ausstellungen sind bis 30. Oktober 1983 zugänglich.
Raidel
amik, Plastik. Objekte
rn Raidel, Jahrgang 1943, Schüler der Professoren Ada-
zlGraz und LeinfellrierlWien diplomierte 1967 an der Akade-
'ür angewandte Kunst. Ab 1973 selbständig, ist er Mitglied
nternationalen Akademie für Keramik, UNESCOrGenf Der
stler lebt und wirkt heute in Gmunden. Womit seine eigentli-
künstlerische Herkunft festgelegt scheint Im Subtitel der
itellung heißt esjedoch Keramik, Plastik, Objekte Auch die
hnung ist ein Gutteil seiner schöpferischen Tätigkeit, alles
mmen weist ihn als einen außerst universellen Künstler
Einmal im Jahr B. arbeitet er in der lreien Plastik, die er
erstmals vereinigt sieht. Sie spontan als eine wSumme von
nnnigkeitenii bezeichnet. Diese selbstkritische Haltung
rit Haidel gegenüber seinem gesamten künstlerischen Ge-
an ein. Sein Mentor. Prof, Leinfellner, gab ihm das haupt-
liche Rüstzeug mit, prägte seine bildhauerische Artikulie-
.ordneteseirrejunge Schopfernatur. Ebensowie Prof Ohn-
der große. zu früh dahingegangene Keramiker. der über
Perfekt-Handwerkliche hinaus ihm geistig-prinzipielle
tlierungshilfen vermittelte.
Raidel lebt Vater und Patron einer Familie vom Brot
unst, h. er bietet was er hervorbringt börsenfreundlich
lso auchfürden kleinen Mann erwerbbar. Nurdas saubere,
augliche Werk läßterdurch. FasteinDrittel seiner Keramik
interden Hammer Erzerschlägtdasihm Ungenügende be-
,weil esseinem Flul und Namen schadet. NurdasGutewird
elungene iiTrophäe-i goldpunziert und mit Marke versehen.
Zeichnung ist in der Ausstellung kaum sichtbar Gleichwohl
hn diese zwischendurch entspannen und aufleben. Er kann
wter einfach zwei Monate nur zeichnen, dann hat er voll-
genug. Diese zeichnerischen Zwischenphasen wirken
ierbinden zu den Arbeiten in den anderen Disziplinen, Peter
umreißt es so iiKeramik und Zeichnung finden ihre Ent-
hung und oftmalige Herausforderung im ständigen Dialog
er Plastik- undObjektgestaltung, die sich nur selten eindeu-
ineinander abgrenzen lassen und gleichsam selbstver-
jlich die technischen Anwendungsarten der Keramik in
Xbsichten einbeziehen". Sicher beweist die Ausstellung die
inanz des Künstlers im Keramischen, besonders ausge-
in seiner letzten Schaffensphase. In der Formgestaltung,
ikt, klar und harmonisch, ist es aufden Zweck ausgerichte-
isthetisch hohen Ansprüchen genügendes Gebrauchsge-
1d mehr Bei den freien Plastiken und Objekten verwendet
et verschiedene andere Werkstoffe, wie Ton. Holz. Bronze.
rinium u. a., seine Dekore sind von äußerster Schlichtheit.
Cünstler halt die Farbe stark zurück.
rn früh begegnete uns Anton Flaidel mit auffallenden Arbei-
Österreichischen Museum. Auf Erfolgsspur. wie sich her-
tellte, in einer Vierergruppe, der unter anderem Schwar-
erger angehörte. der uns kürzlich als Filmemacher mit
'und das weite Landireinen Silbernen Baren in Berlin holte.
die zielstrebige Ausstellungsarbeit eines Museums be-
,bezeugte und bezeugt die Raidel-Ausstellung. Seine uni-
allen künstlerischen Oualitaten sollten langfristig garanti
daß er dem Prolessorenoriginal Leinfellner zwar spät
idie Wiener Hochschule für angewandte Kunstwurdig fol-
önnte, daselbst einen Lehrauftrag mit ganzem Herzen aus-
id.
Raidel bereitet sich derzeit auf Salzburg und später Linz
ort wird er im Herbst und Winter in der Galerie Academia
algend bei Peter Baum in der Neuen Galerie im Lentia 2000
eimisches Publikum treten. Direktor Peter Baum war es
der sich im Erkennen der ausgereiften Künstlerpersön-
sit Flaidels voll für ihn engagierte und die Ausstellung maß-
ch ausrichtete. I. netopit
l0ri Raidel, ivEtI. 1957 Aluminium, B0 4D CrTl
lon Raldel, i-Kopflur Karl Hochgatterri, 1983. BIOHZBIHOIZ, 220 B2
tori Raidei, iiBergii, 1982 Feder, koldriert, 38 38 cm
tori Raidel, rGebautes Geläßii, 1981, Steinzeug
ION Ftaidel
torr Raidel, i-Kopfr. 1982 SteinzeugIBronZe, 36 4B cm
Aieiierriaus der oriicrria viridotwriensis
bert Haas und Carry Häuser an der Handpresse in der oriieiria
bert Haas. rJDhQriDSSVBSSIOYV. Lateinische Pergamenlharrdschrift
reine Kapelle von Prof iidizrrreisier Entwurf Robert Haas, Ein-
1d von Wildner
Robert Haas
Schritt, Druck, Fotografie
Die Einheitlichkeit und harmonische Abstimmung von Ir
Druck, Illustration und Einband eines Buches wieder zu
chen, so wie sie zu Beginn des Buchdruckes vorhanden
war eine der großen Bestrebungen der österreichischen
kunstderZeit um 1900 bis hin in die dreißigerJahre. Dieser
streben diente vor allem die von Robert Haas und Carry H2
begründete Ofticina Vindobonensis mit ihren Handpre
drucken, 21 Handpressendrucke von höchster künstleris
Qualität sind neben vielen Ausstellungsplakaten und Drur
chen gebrauchsgraphischer Art hergestellt worden.
Unter den Verlagswerken der Olficina Vindobonensis ers
nen 1927 erstmals die Antlitzgedichte von Heinrich Suso
eck; Lyrik, die mit zu den wichtigen literarischen Dokume
der Zwischenkriegszeit gehört Aber nicht nur Heinrich
Waldecks Werk war von Bedeutung, die Officina Viridoboni
druckte die Bücher zahlreicher großer DichterjenerTage,
solche. die zu jenen Tagen von besonderer Bedeutung
so Hugo von Hofmannsthat, Arthur Roessler. Otto Stoessl,
Berstl, Ferdinand von Saar und andere. Die lllustratione
men von Carry Hauser, Heinrich Jungnickel, Clemens Holz
ster FürAlfred Kubin wurde zu seinem 60. Geburtstag eini
strierte Festausgabe herausgebracht mit lithographischei
strationen von Anton Hanak, Carry Hauser. Clemens Holz
ster, Oskar Laske. Franz Zülow und anderen.
Robert Haas stand inmitten von Wiens künstlerischem Li
und fand über die Grenzen seines Heimatlandes hinaus
kennung. So bei Stanley Morison, Mitglied der Monotype Cr
ration undtypographischer RatgeberderCambridge Unive
Press, ein Mann von hohem Ansehen und großem typogr.
schen Können
All das war Robert Haas offenbar immer noch nicht genug
so lernte er 1930 bei Trude Fleischmann fotografieren.
schiedenste Serien entstanden, vor allem aberAufnahmei
Salzburger Festspiele von ebenso großem künstlerischer
auch dokumentarischen Wert.
Robert Haas war mitten drin im Salzburger Festspielgetriet
war ebenso bei den Proben anwesend wie bei gesellsch
chen Zusammenkunften Er ging mit Künstierfreunden,
eben bei den Proben kennengelernt hatte, durch die Stadt
zierenundschwärmte mitihnenüberSalzburg. Erhatteein
nesAuge fürjede kleine und große Schönheit und wußte sie
zuhalten,
Erwarein geschatzterund geistreicherGesprächspartner
viele mochten, suchten und zu dem einige tiefe innere Bi
hung faßten. wie etwa Arturo Toscanini. Der berühmte Sc
spieler Richard Eybner meinte in einem Gespräch i-Robertl-
wäre eben jene Persönlichkeit gewesen, die in den 20er
30er Jahren mit das kulturelle Geschehen in Wien bestimn
Dank seiner Vielseitigkeit war er überall. Er war in der Offir
er war in den Kreisen der jungen expressionistischen Küris
generation, man fand ihn in den Museen und er war rnlt ein
und zwar ein sehr wesentlicher, der Salzburger Festspiele
dreißiger Jahre. Hanna Er
Franz Metzner
Ein Bildhauer der Jahrhundertwende
Franz Metzner umgibt eine obskure Aura. Sie fordert zu ni
Standortbestimmung. Dem verdienstvollen Wirken des St
Jugendstil-Vereines undAdalbert-Stifter-Vereines, Münche
Person Johanna von i-lerzogenbergs, ist eine weitere Be
nung auf Ausstellungsebene zu verdanken Franz Metz
1870 aus einer Kleinburgerfamilie geboren. suchte früh
dungzurKunsLAnlernlingbeieinem Steinrnetzvon schwer
tigem Naturell. entwickelt ersich in autodidaktischem Eifer
den damals üblichen Wanderjahren sammelt er praktischi
fahrungen. Nahm im Sächsischen erste Stationen. ging
Deutschlands Metropolen nach Frankreich und Italien.
MetznerspiegeltinselnemWesenwieinseinerblldhauerisc
Tätigkeitstarkwidersprüchliches.SeinegroßenArbeitenir
Wilhelminischen Ära, Völkerschlachtdenkmal Leipzig und
Ftheingold in Berlin zwingen ihn buchstäblich zu einem pat
schen Übermonumentalismus Was ihm Ausdruck und Au
ge von Weihe und mythischerGröße, völkischer ideale. wa
deren symbolistische Überladenheit. Megalomanie, ornar
ta-le Vergewaltigung der Figurwirft man ihm vor, bezeichne
volligzuUnreci-inalsversager. Metzneralsoelngermanisr
Künstlerschicksal, 1906, das entscheidende Jahr seines
bensttihrtedazu. DenndabeginnterunterBrunoSchmitpr
damaligen bestimmenden Architekten der Zeit. sämtliche
stischen Arbeiten am Leipziger Völkerschlachtdenkmal.
10 Robert Haas, Ponrailiiiuroroscanini Aus einer Fotoseriedeswe
ruhrnteri Dirigenten In New York1943 und 1945 entstanden
11 Einblick in die Ausstellung Robert Haas bei der Erdltnung in't 051i
chischen Museumfür angewandte Kunst, rechts der Künstler. der
tiorrsleiter Ministerialrat Dr. Wilhelm Schlag vorn Bundesministe
für Wissenschaft und Forschung sein Werk erklärt
12 Franz Metzner, "Das Weib die Kauerndeir, 1905. Gips Regenst
Ostdeutsche Galerie
13 Franz Metzner. Grsperiiwuir iur ein Fassadenreliel am Haus Ri
goid. Berlin Verschollen
v4 Franz MetzrieL-Sieglriede, 190a. Bronze BegensburgOsldeuti
Galerie
15 Franz Metzner. 20 Ausstellung der Wiener SGCESSIOH. vdrnaiir
Blick in den iaaurn der METÖEI. 1904
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und
archäologische Funde
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satz. das skulpturaleWerkausseiner Hand mitdemArchitek-
iischen zu verschmelzen, muß so oder so als gelungen be-
chnetwerden.1913.nachAbschlußseinesAuftrages,mußte
offene kühle Ablehnung des Kaisers. Wilhelms ll.. ein über-
harter Schlag für den Künstler gewesen sein
lllflöf. als österreichischer Preuße. stand in seltsamem Kon-
stzumauslaulenden Dadaismusundgerade aufkommenden
rrealismus. Im brodelnden Kessel der jungen klassischen
iderne Anfang des 20. Jahrhunderts huldigte er völlig ande-
idealen.
von der Hochschule unter Leitung von Rektor Prof. Oberhu-
reingerichtete Ausstellung vermittelt ein eher entzerrendes.
fliohtendes Bild. wird der fleißigen Künstlerpersönlichkeit
ztzner gerecht. Hier zeigen sich Teile seines Werkes von äu-
rster Subtilitat an einer Fülle kleiner hervorragend ausgeführ-
Arbeiten und Entwürfe. Abseits von den Monsteraufträgen.
Last des Titanisch-Zyklopischen. schien er an Einzelskulp-
en Reinigung und Läuterung erfahren zu haben.
atzneis Verhältnis zur Wiener Secessicn Wien und Berlin
iren die Hauptpole in seinem Leben manifestierte sich in
inern bezwingenden Auftreten auf der legendären Wiener
instschau 1908. Man stellte ihn damals über Gustav Klimt.
is Überherolsche und das Mütterliche liegen bei Metzner na-
aneinander Kriegsnöte. Kriegsende. befreiende Erlosung.
dingen seine i-Haltung derTrauer-i. das Sinnfallige des "Leid-
agen-Müssensi.SeinewKauemder-dasweib.1905.undvZu-
mmenbrucha.1918.bestätigendiese Kriterien des Resignati-
ri. des Schmerzes. Hier wird durch die Schwere des Steins
seine einfühlende Bearbeitung alles ins Unaussprechiiche
steigert. Sein iiKnabeu von 1917 mündet bereits in die Form-
flosung. Da bereitet er den Anschluß an künftige Strömungen
man denkt an Andreas Urteil. dem er vorausging.
etznersletztergroßerkünstlerischerTraum. einen Monumen-
kopf Hindenburgs für ihn Leitbild einer heroischen und
hwersten Phase deutscher Geschichte aus dem Riesen-
birge zu meißeln. blieb ihm versagt.
anz Metzner. das beweist diese Ausstellung. muß ein fester
atz in der Reihe der bedeutendsten Bildhauer seiner Zelt si-
er sein. ieopold netopil
VERBOECKHOVEN, EUGENE
wEsel und Schafe-i. Sign. ÖllHolz, 44x51 cm
In 96. Aidttion, 24. Juni 1983 Taxe DM i8.000.-
Wechselnde
Ausstellungen.
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Besichtigung nach
Vereinbarung
arneton 1798 4881 Brüssel
Passau Theatergalerie
Walter Emanuel Ftyndziak erlebte in Passau eine weitereWürdi-
gung seines Werkes. Man nimmt auch hier die polyglotte. facet-
tenreiche Künstlerpersonliohkeit des Altösterreichers gut auf
und erkennt sein stilles Engagement, über Pinsel und Stift sanit-
kritisch der Jugend an die Hand zu gehen. Stilistisch und in Le-
benshaltung konform. versucht Fiyndziak das Saubere. Darstel-
Ienswerte. den Kern einer gesunden Lebensphilosophie aufzu-
tun. So entstehen lichte. meistarkadische Seelenspiegeiungen,
bewußt mitten hinein gesetzt in die dunkle Düsternis absterben-
der ideale und Weltbilder.
3. Ftömerquelie-Kunstwettbewerb -Ausstellung in der
Neuen Galerie der Stadt Linz
Die Ergebnisse des 3. Romerquelle-Weltbewerbes werden in
der Neuen Galerie. im Lentia 2000 noch bis 3. September 1983
in einer Ausstellung gezeigt. 90 Werke. ausgeführt in den ver-
schiedensten graphischen Techniken, vermitteln einen reprä-
sentativen Querschnitt durch die junge Szene der österreichi-
schen Kunst. Als Stiftung an die Stadt Linz wurden an die Neue
Galerie zwei Tuschzeichnungen des Tirolers Peter Kogler aus
der Rnrin mamatmia Vnnn1lnn anwia ein Wnrk im" Frnst an
Köln Museum Ludwig der Stadt Köln
im Graphischen Kabinett als 6. Ausstellung derzeit i-Glan
and Fashionr. Aus Anlaß des 75. Geburtstages von Prof. L.
Gruberbestritten ausdessen 1977 angekaufterSammlung.
Thema spielt in den Zeitraum der frühen Hollywoodjahre.
Schwerpunkt liegt auf der europäischen und amerikanisc
Fotografie der 20er. 30er und 50erJahre Große Namen wie
ward Steichen. der dem Begründer der Modefotografie B2
Gayne de Meyer nachfolgte und der milder Tradition des Pi
ralismus brach. Er arbeitete mit Fotomodellen und führte
Elemente in die Porträtkunst ein. Man begegnet Zeugnissen
ser an Prominenten reichen Ära. wie Greta Garbo. Gloria Sv
son. Marlene Dietrich. dem honorlgen Cecil Beaton. den glr
vollsten Ziegfeld-Stars. diedie Atmosphäre dieser Zeit am st
slen prägten. I. nei
Titeibilder
Berninl-Atelier. w-Büste eines jungen MQHOSSK. Modell fürr
Ausführung in Marmor oder Bronze. Terrakotta. Höhe 54
Salzburger Barockmuseum. lnv. Nr. 524
xvislon eines Heiligenu. italienisch 17. Jahrhundert Lom
dei7. Enlwurfszeichnung. Feder in Braun. lavierl. 197 x147i
früher Sammlung Lec Pollak. Rom. Salzburger Bari
museum lnv. Nr. 1042
Biidnachweis Seitenangabe in Ziffern
Graphische Sammlung Albertina. Wien. 17 Archiv
WienlSalzburg.50.51.55,57.SB-ChicaQoArtlnstitute.Ch
gu. 12 Veste CoburgIK, Leibing. Coburg Archiv Don
che Györ. 20 Archiv Dorotheum. Wien. 50. 51 Gerrn
sches Natlonalmuseum. Nürnberg. 26. 2B. 29 Historisc
Museum der Stadt Wien. 15. 16 Kunsthaus am Muse
Köln. 50. 51 Kunsthistorisches MuseumlSchatzkamr
Wien. 13 16 21- E. Melichar. Wien. 19- Archiv Dr. Mra
Wien. 2G W. Narbutt-Lieven. Wien. 1-7 Bitdarchiv
Österreichischen Nationalbibliothek. Wien. 14. 21 W.
meister, München. 9-11 Auktionshaus Neumeister. lt
chen. 51 N.Ö. LandesregierungIBildstelleIE. Nechuta,
00.0 Aeierreimier-hae liÄllidllffl 1m nnnivwändtä Ki
WIR"
GRATULIEREN
HERRN
PROF. DR. KURT ROSSACHER
SEHR HERZLICH
ZUIVI
65. GEBURTSTAG!
HERZLICH DANKEN WIR FÜR DAS UNS EHRENDE VERTRAUEN,
DIE ANSPRUCHSVOLLE ZEITSCHRIFT vALTE UND MODERNE KUNSTK
SEIT VIELEN JAHREN DRUCKEN ZU DURFEN.
Wir, das sind Geschäftsleitung und Mitarbeiter der Firma Rauchdruck Ges. m. b. H. Co. KG in Innsbruck.
Seit mehr als 300 Jahren drucken wir in Tirol.
Besonders in den letzten Jahrzehnten sind wir immer wieder von den Tiroler Kulturschaffenden, vom Land
Tirol, vom Tiroler Landesmuseum und vielen anderen mit besonders anspruchsvollen Druckauftrögen
betraut worden.
Deshalb freuen wir uns so über die mit der Zeitschrift valte und moderne Kunste dokumentierte gute
Zusammenarbeit zwischen Salzburg, Wlen und Tirol.
THOMAS ENDER 1793 WIEN 1845
wBlick vom Grcifenstein über die Donau nach Kreuzensteim
signiert; Maße 17,5x21,3 cm
Kunsthandel Antiquitäten
REINHOLD HOFSTÄTTER
A-1010 Wien, Bräunerstraße 12
Telefon 528984, 528985