Anmerkung 37 s S 48 Wachstumsmoglichkeiten bis ins 21. Jahrhundert geben. Das Jßaul-Gerty-Cenler in Los Angeles Wenn die Projekte der National Galiery und des Metro- politan Museum of Art im Vergleich zu diesen Um- und Anbauten geradezu großartig wirken. so kann man erwarten, daß selbst sie von dem noch im PIanungssta- dium befindlichen l-Paul-Getty-Center in Los Angeles in den Schatten gestellt werden. Für rund 100 Millionen Dollar wollen die wTrusteesw des J.-Paul-Getty-Trusts das neue Kunstzentrum an der Westküste erbauen. Da das schon seit langem bestehende J.-Paul-Getty- Museum in Malibu (Abb. 14). das architektonisch eine Rekonstruktion der Villa dei Papiri in Herculaneum ist und sich wegen seines architektonischen Charakters nicht zum Ausbau eignet. plant man dank des enormen Reichtums. in dessen Besitz das Getty-Museum nach Paul Gettys Tod gekommen ist. ein räumlich getrenntes Kunstzentrum in West Los Angeles anzulegen. Auf einem rund 4 ha großen Terrain nördlich des Sunset Boulevard undwestlich des San Diego Freeway soll die- ser Riesenkomplex entstehen. Geplant sind ein Kunst- museum. das John Walsh Jr. leiten soll. und ein wCenter tor the History of Art and the Humanitiesw. das der For- schung der Kunstgeschichte im erweiterten Rahmen der Geisteswissenschaften dienen soll. Einer interna- tionalen Gruppe von Wissenschaftlern soll hier die Mög- lichkeit gegeben werden zu arbeiten und zu forschen. Ein wichtiger Teil des neuen Kunstzentrums soll die 450.000 Titel umfassende Bibliothek und die 2 Millionen Fotografien umfassende Diathek werden. Kurt Forster vom Massachusetts Institute ofTechnology wurde hier- für als Direktor gewählt. Weiterhin ist ein neues iwCon- senlation lnstituteu vorgesehen, das ebenfalls ein inter- nationales Forum werden soll, an dem Konservierung und Restaurierung in Theorie und Praxis gelehrt und betrieben werden sollen. Der Architekt. dem die Ehre zukommt. dieses wichtige Projekt zu gestalten. wurde von einer siebenköptigen Expertenkommission ausgewählt. Die Wahl tiel autden 50 Amerikaner Richard Meier. in Europa bekannt durch das Frankfurter Museum. Meier hat gerade das High Museum of Art in Atlanta, Georgia. vollendet und gilt als der größte Vertreter der rationalen. funktionellen modernen Architektur und der Tradition von Mies van der Rohe und Le Corbusier. der heute in den USA tätig iSl. Das High Museum otArt in Atlanta ist ein typisches Bei- spiel für Meiers Stil. der besonders durch die Verwen- dung von weißen Porzellanplatten als Außenverklei- dung der Wände und weißen relingartigen Geländern charakterisiert ist. Das geplante Getty-Kunstzentrum wird aber. so meinte Meier in einem vor kurzem von i-Timeu publizierten Interview. eine neue Stilphase für ihn bedeuten. teils weil die weiße Porzellanverkleidung der spektakulären Lage des Getty Center - zwischen Pazifik und wDowntownk Los Angeles - nicht entspre- chen würde. teils weil er selbst seinen Stil etwas verän- dern möchte." Muß man sich heute noch mit Spekulationen über die- ses Riesenproiekt eines Museumsbaus begnügen. so kann man doch aus den schon vollendeten Enueiterun- gen der amerikanischen Museen einige Schlüsse zie- hen. Die Entscheidungen. die aufgeführten Museen zu erweitermberuhenalle aufdersehrpositivenTatsache. daß sowohl die Sammlungen selbst wie auch die Besu- cherzahlen innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte sehr gewachsen sind. Besonders die National Galiery of Art und das Metropolitan Museum of Art profitieren von äußerst großzügigen Spenden aus privater Hand, die so umfangreich waren. daß ganze Flügel bzw. ein neues Gebäude erforderlich wurden. Sehr interessant zu ver- merken ist auch die Tatsache. daß die Museumsneu- bauten etwa in Atlanta und in Los Angeles die Verschie- bung der Bevölkerung der USA in die südlichen und westlichen Staaten reflektieren. Eine Bewegung. die in der Industrie begann, da diese sich dorthin verlagerte. wobilllgereArbeltskrättezufinden waren,hatzurFolge, daß durch die Erschließung dieser Gebiete nun auch dort Kunst- und Kulturzentren entstanden sind. Der Grund, weshalb die Museen besser besucht wer- den. liegt in den von vielen der großen Museen der USA veranstalteten Sonderausstellungen. Nie zuvor waren Kunstschätze aus so vielen Teilen der Welt einmalig dem amerikanischen Publikum zugänglich. innerhalb kurzer Zeit wurden Ausstellungen wie "Tutankhamunk. wDer Reichtum Dresdens". "Schätze der Bronzezeit in Chinau, "Schätze des Kremlsii und wGriechische Kunst der Ägäischen lnselnit usw. in New York. Washington. San Francisco. Chicago und an anderen Museen gezeigt. Diese Art von Sonderausstellungen fand beim amerikanischen Publikum sehr großen Anklang und wurde somit rasch zu einem wichtigen Finanzierungs- mittel der Museen. Diese werden ja nicht wie in Europa vom Staatfinanziert. sondern müssen sich selberfinan- zieren. Die Sonderausstellungen brachten Millionen von Besuchern in die Museen. die dann auch zu häufige- ren Museumsbesuchen wiederkehrten. Um diese lukra- tiven Attraktionen so gestalten zu können, daß der Mu- seumsbetrieb als solcher nicht davon gestört wird. be- nötigten alle erwähnten Museen neue Räumlichkeiten. Der größere Publikumsandrang brachte weitere not- wendige Vergrößerungen der Museen mit sich. Restau- rants, Caleterias und die im großen Stil aufgezogenen Museumgeschäfte, in denen neben Büchern auch Museumsreproduktionen verkauft werden, sind heute schon ein lMuß-i fürjedes größere Museum in den USA. Eine weitere. sehrzu begrüßende Neuigkeit der ameri- kanischen Museen ist ihr verstärktes Einsetzen für die Kunstforschung. Forschern zugängliche Bibliotheken und Fototheken sind an allen größeren Museen zu lin- den. Ganz besonders wichtig sind darüber hinaus For- schungsstipendien und die neuen internationalen For- schungsinstitute. wie man sie in Washington und bald auch in LosAngeies eingerichtet hat bzw. plant. Sie stel- len einen ganz besonders positiven Ansatz für das Kunstleben in den USAdar. da sie überdieSensationen. die das breitere Publikum auch auf dem Gebiet der Kunst liebt. hinausgehen und eine hervorragende Basis für seriöse wissenschaftliche Forschungsarbeit im Gebiet der Kunstgeschichte. der Restauration und der Konservierung von Kunstschätzen sind.