Aktuelles Kunstgeschehen I Österreich 1974 im Österreichischen Museum für angewandte Kunst am Wiener Stubenring - mit bedeutenden Farbholzschnitten zu einem der Fixpunkte der österreichischen Kuristszenerie geworden. Aber auch diese neuen Landschaftszeichnungen (wie etwa die „Landschaft mit dunkler Wolke") mögen auch dafür Beispiele sein, daß Linde Wabers Weg - wie Wilhelm Mrazek gemeint hat - „von großer Lebendigkeit bei unverwechselbarer Eigentümlich- keit" gekennzeichnet ist. (8. 1.-1. 2. 1976) - (Abb. 12) Hans Fronius Die ausgestellten, technisch vorzüglich bewältigten Blätter mit ihren ekstatischen, wild dahiniagenden Darstellungen erfassen stets, dem Worte Kubins nach, den „Augen-Blick" des künstlerischen Sehens. Die Folge der „Parabeln" scheint entstanden aus Tagen und Nächten schrankenlosen Meditierens und Phantasierens; das quälende Wissen um schicksalhafte, ausweglose Schuld („Lot und seine Töchter"), das Bangen urn die Existenz, die Visionen zerstörender geistiger Gefahren, alles das ist mit iener längst bekannten Meisterschaft des Hans Fronius dargestellt. (3.-29. 2. 1976) Pedro Cano In den ausgestellten Zeichnungen des Pedro Cano scheint der Widerwille gegen die Beliebigkeit und „Unkrollierbarkeit" informeller Subiektivitöt eine eigene, persönliche Stilistik hervorgerufen zu haben. Für Cano, der 1944 in Blanca, Spanien, geboren wurde und seit drei Jahren an der Zweigstelle der Spanischen Akademie der Schönen Künste in Rom unterrichtet, sind der stets kontrollierte Strich, die delikate Linie, das differenzierte Hell-Dunkel und sorgfältige Begrenzungen der Bildflächen wesentliche Bestandteile seines bildnerischen Schaffens. Doch wäre es falsch, hier von einem platten Akademismus zu sprechen; realistische Figurationen sind mit abstrakten Inhalten vermischt, die Beinahe-Greifbarkeit der „realen" Gegenstände (vgl. Abbildung) entbehrt auch nicht romantischer Züge. Witz und Geist in surrealer Phantasmagorie wie auch eine höchst differenzierte Farbgebung vervollständigten den günstigen Eindruck dieser Ausstellung. (3.-29. 2. 1976) - (Abb. 13) Franz Wagner Tirol Innsbruck - Galerie im Taxispalais Heinrich Kühn Die Ausstellung zeigte Fotografien dieses Pioniers fotografischer Kunst in Österreich. Kühn, 1866 in Sachsen geboren, studierte in Innsbruck Medizin. Er betrieb die Fotografie zuerst nur als Hobby. Später widmete er sich ganz dieser Gestaltung und wurde ein in aller Welt anerkannter Fachmann. Seine Verbesserungen des Obiektivs, der Blende u. a. technischer Einzelheiten haben seinen Namen in der Fachwelt unsterblich gemacht. In Würdigung seiner Verdienste um die wissenschaftliche und künstlerische Fotografie wurde ihm 1937 das Ehrendoktorat der Universität Innsbruck verliehen. Die Schau bewies mit einmalig seltenen Fotografien, die zu Beginn unseres Jahrhunderts gemacht wurden, und hier besonders wieder mit den Farb- aufnahmen, welch hoher künstlerischer Wert schon damals in diesem Medium erzielt wurde. Kühn zeigte, daß man auch mit diesem tedinischen Gerät Kunst machen kann. Wenige nur kamen an diese frühe Spitzenleistung heran. (20. 1.-29. 2. 1976) - (Abb. 14) Galerie Krinzinger Attersee - die Winterreise Der bekannte Maler und Graphiker hat mit der Winteralympiade in Innsbruck wieder einen guten AnlaB, viele intelligente und witzige Einfälle in seinen grellen Farben spritzen zu lassen. Hier wurden die verfremdeten Attersee-Bestecke zu reidihaltigsten Sport- und Winterragouts geliefert. (3. 2.-6. 3. 1976) - (Abb. 15) 42 BreitenwanglReutte Wolfram Köberls Deckenfresko Als Abschluß einer siebenjährigen Gesamt- restaurierung der barocken Dekanatspfarrkirche in Breitenwang schuf Wolfram Käberl (dazu Künstler- profil in Heft 138 dieser Zeitschrift) ein Deckentresko im Langhaus der Kirche mit dem Hauptthema „Petrus und Paulus, die Patrone der Pfarrkirche, geleiten die Menschheit zu Gott". Um 1780 hatte bereits Johann Jakob Zeiller das Deckenbild im Presbyterium gemalt, man mußte sich aber aufgrund finanzieller Überlegungen damals entschließen, die Vorschläge Zeillers für die Ausmalung der Langhausdecke nicht auszuführen. Köberl hat nun im Einvernehmen mit dem Bundesdenkmalamt versucht,die Darstellung an der 18 x 15 Meter großen gewölbten Fläche harmonisch mit dem barocken Bauwerk zu verbinden. Köberls Sicherheit und anscheinende Unbeschwertheit im formalen Aufbau wie im Farbauftrag versetzen ihn zwar in den Stand, sich völlig den Grundlagen barocker Ge- staltungsweise anzupassen; trotzdem sind seine Werke - wie Kurt Rossacher nachgewiesen hat - eigenständige Intentionen eines zeitgenössischen Modernen und, bedingt durch die Verhüllung in Allegorien im Dienste eines geistigen Programms, im Sinne unserer Zeit durchaus abstrakt (Abb. 16). W Kärnten Klagenfurt - Galerie Siama lnge Vavra-Aspetsberger Die iunge Malerin, die schon in verschiedenen Galerien des Auslandes ausgestellt hat, liebt die Struktur. Obwohl ihre Arbeitsweise dem Gegen- ständlichen immer verhaftet bleibt, wirken, und das gilt besonders für die Graphiken, ihre Blätter recht abstrakt, da sie meist Ausschnitte, geologische Schichtungen und Ähnliches zeigen. Ein lineares Geflecht beherrscht die Bilder, ein Geflecht, das die Künstlerin ieweils zu verdichten und ouszuwägen versteht. Die Aquarelle, duftig und leicht, scheinen uns weniger konzentriert. Sie zeigen auch weit deutlichere Bezüge zur üblichen optischen Schau. (10.-21. 2. 1976) - (Abb. 17) Steiermark Graz - Neue Galerie Die Szolnoker Malerschule Etwa hundert Bilder österreichischer und ungarischer Maler, die in Szolnok, einem kleinen Ort am Unterlauf der Theiß, gemalt haben und wo später eine Künstlerkolonie gegründet wurde. Besonders die Begründer kamen einfach des Reizes der Landschaft und des eigenartigen Lichtes der ungari- schen Tiefebene wegen immer wieder an diesen Ort. Anreger und geistiger Vater der Malerschule war August von Peftenkofen, von dem auch etliche sehr typische und gute Bilder zu sehen waren. Andere folgten ihm, so J. G. Raffalt, O. v. Thoren, Tina Blau, A. Romako, E. Jettel und Th. v. Hörmann, von den Ungarn müssen besonders L. Deäk-Ebner, Pal Böhm, Sändor Bihari, Laszlo Mednyanszky, Adolf Fenyes und Laios Szlanyi genannt werden. In Szolnak, begünstigt durch das flimmernde Licht der weiten Ebene, wurde für die Malerei unseres Raumes die Abkehr vom Genrebild und somit der Impressionismus vollzogen und in immer neuen Anläufen verwirklicht. Die Schau brachte uns die Atmosphäre nahe, die im Ausgang des vorigen Jahrhunderts auch in unserem Land zu einer neuen Sehensweise führte. (17. 2.-14. 3. 1976) - (Abb. 18) Jim Dine Von dem 1935 in.Cincinnati geborenen Amerikaner waren 40 Druckgraphiken zu sehen. Lithographien und Radierungen, die dadurch, daß Dine oft nach dem Druck noch mit Wasserfarbe, mit Siebdruck oder der Collage ergänzte, besonders interessant wurden. Viele der Abzüge entstanden in engster Zusammenarbeit mit seinem Drucker. Als Vorwurf dienten ihm die einfachsten Geräte seiner Umgebung, wie Werkzeuge, Bekleidungsstür Er macht uns damit täglich Geschautes und n mehr Beachtetes gegenwärtig. (Jänner-Februar 1976)- (Abb. 19) Oberösterreich Linz - Neue Galerie K. F. Dahmen Von dem 1912 in Stolberg bei Aachen gc Obiektemacher waren 37 Kästen, Montagen verschiedensten Gegenständen, Farbstiftzeicl dazu und einige originelle Radierungen zu sehen. Dahmen wird, wie uns der Katalog ze durch Gegenüberstellungen mit Fotos aus un täglichen Umgebung (oder eigentlich mit der Künstlers), von sehr realen surrealen Gegen: angeregt. Was er daraus macht, hat eine sta Aussagekraft. Seine Obiektkästen, durchkom und alles andere als zufällig zusammengetr: sprechen mit einer suggestiven Kraft. Sicher kein Zufall, wenn er sehr oft bedrohliche As behandelt. Die Welt - Umwelt, seine und i liefert ihm genug Anlässe. Durch Gegenüber stellungen in dem gut gemachten Katalog w" eine Parallele zu den alten Vanitasbildern h gewiesen. (14. 1.-26. 2. 1976) - (Abb. 20 und 21) Galerie am Taubenmarkt Peter Skubic Schmuckobiekte nennt der Künstler seine Sdwöpfungen, weil es sich dabei nicht allein Schmuckstücke in der überkommenen Art hai weil es neben Ringen, Broschen, Anhängern Kreationen gibt, die ganz einfach nur zum B da sind. Wie ia überhaupt Skubic in seinen Arbeiten mehr als nur Schmuck (im Sinne x Zierde) sieht. Da diese Ausstellung mit 57 E einen Zeitraum von 1957 bis 1976 dokument konnte man die Entwicklung besonders gut (17. 2.-4. 3. 1976) - (Abb. 22) Club der Begegnung - Kulturzentrum Ursuiinenhof Eduard Diem Der Wiener Maler und Graphiker brachte s: farbenkräftige Aquarelle. Mit flotten Pinseln wird meist eine etwas schwermütige Atmosc geschaffen, tiefe Räume erschlossen, in eine gewissen Sinne auch das Gefühl für Jahres- Tageszeiten beschworen. Es ist erfreulich zu wie Diem sich in den letzten Jahren 'weiter- entwickelt hat. (14. 1.-18. 2. 1976) Niederösterreich Perchtoldsdorf - Galerie Romanum Walter Weer Der 1941 in Wien geborene Maler studierte Hochschule für angewandte Kunst. „Malerei dem Wasser" nennt Weer nicht gerade ken zeichnend die ausgestellten Arbeiten. Es ge ganz offenbar um die Eroberung eines neue bis ietzt noch nicht erschlossenen Gegenstai Darstellung. In Mischtechnik versucht er Siti von Schwimmern, Tauchern u. ä. festzuhalte kompositorisch zu meistern. (18. 2.-10. 3. 1976) - (Abb. 23) Wiener Neustadt - Galerie 9 Anton Watzl Der bekannte Linzer Graphiker zeigte Lani Es ist erstaunlich, daß bei der Fülle von Au" stellungen, die dieser Künstler beschickt, im wieder auch neue Blätter zu sehen sind. Di zeigen immer wieder, daß diesen Graphike anspricht, daß ihm alles zeichnungswürdig wert scheint, festgehalten zu werden. Einmc er es mit wenigen fließenden Linien, dann i mit immer neu ansetzenden harten Strichen überraschte er mit Pinselzeichnungen, locke doch sehr kennzeichnend. (5-30. 3. 1976) - (Abb. 24) Alo