Malerei, Collagen, Buchbinderei, Illustrationen,
Modell- und Kostümgestaltung, dekorative Ge-
genstände wie Lampenschirme, Vorhänge, Kis-
sen, Stickereiteppiche, Stoffapplikationen, Woll-
perücken etc„ sie beginnt auch mit Projekten für
die Werbung. Für Pirelli, Chocolat, Dubonnet
recherchiert sie Plakatentwürfe.
Jede Art von Monotonie ist ihr fremd. Mit siche-
rem geschmacklichem lnstinkt variiert sie ihre
Intuitionen und bleibt dabei stets treue Vertre-
terin des genialen Orphisme ihres Mannes. Ihre
Persönlichkeit in jenen Jahren wird von Damase
als: „Personage a la Winston Churchill" be-
schriebenmdemütig und erschreckend selbstsicher
zugleich - ein ewig junges russisches Mädchen,
das alles beherrschte, was es umgab."
Durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges, der
die Delaunays während der Ferien in Spanien
überraschte, verlängerte sich der Auslandsauf-
enthalt bis 1920. Sie installierten sich erst in Ma-
drid. Jean Jaures wurde ermordet, Charlie
Chaplin brachte seinen ersten Film heraus, die
Ballets Russes feierten ihre sechste Saison. 1915
zogen sie nach Portugal um und befinden sich
in der Gesellschaft von Souza Cardozzo, Vianna
und Sam Halphert. Das Ehepaar malt jeder für
sich eine Serie portugiesischer Variationen. S. D.
kreiert ihren „Marche au Minha". Sie stellt in
Stockholm und Oslo aus. 1917 entsteht ihre Serie
„des Danseuses". Durch die russische Revolution
verliert sie alle ihre Einkünfte und muß künftig
für den Unterhalt mitsorgen. Die Familie kehrt
nach Madrid zurück und begegnet S. Diaghilev.
Sie beginnt mit Theaterkostümen und Innendeko-
ration im Petit Casino von Madrid. 1918 gibt
Diaghilev bei den Delaunays die Dekar- und
Kostümkreationen für das Ballett Cleopötre in
Auftrag. Sie lernen Stravinsky und Manuel de
Falla kennen. Sonia beginnt mit Kleiderkreatio-
nen. In Zürich finden Dada-Publikationen statt.
1920 kehren sie nach Paris zurück. Sie wohnen
am Boulevard Malesherbes und richten sich mit
Simultane-Mobiliar ein. Sie haben Kontakte zu
Dichtern und Schriftstellern der Surrealisten-
Gruppe; Breton, Aragon, Soupault, Tzara, Cre-
vel, Desnos, Baron, Huidobro. Sonia stellt in
Berlin im Sturm ihre portugiesischen Werke aus.
Mondrian veröffentlicht seine Theorien über den
Neo-Plasticisme,
lm kommenden Jahrzehnt liegen bei Sonia De-
launay die Schwerpunkte auf Stoff-, Mode- und
Kostümgestaltung. 1922 entstehen ihre ersten Si-
multane-Schals, 1923 werden in Lyon die ersten
Simultane-Stoffe produziert. Sie gestaltet Ko-
stüme für Tzaras Theaterstück „Le Coeur d gaz".
Greta Garbo wird entdeckt. Chagall kehrt von
Rußland nach Paris zurück. 1924 entschließt sich
S. D., ihre Stoffdruckkreationen und die Mantel-
modelle aus Wollstickerei im eigenen Atelier
herzustellen. Ihre Simultane-Kleider inspirieren
durch ihren Einklang von Schnitt-Farbe-Funktion
in den zwanziger Jahren Fachleute der Mode,
van Bühne, Film und Innendekoration. Sonia D.
wird als die eigentliche Erfinderin (in Zusammen-
arbeit mit dem'.Pariser Couturier Jacques Heim)
des Prät-a-Porter bezeichnet. 1925 beteiligt sie
sich mit Jacques Heim an der Exposition des Arts
Decaratifs und richtet mit ihm eine Boutique „Si-
multane" auf der Alexander-llL-Brücke ein. lm
gleichen Jahr nimmt sie mit ihren Simultane-
Stoffen am Salon d'Automne und an einer Aus-
stellung L'Art d'Aujaurd'hui teil. Der Verlag
Chretien gibt ein ihrem Werk gewidmetes Album
heraus; „Sonia Delaunay, ihre Malerei, ihre Ob-
jekte, ihre Simultane-Stoffe, ihre Mode". Für
einen Journalisten kreiert sie ihre erste Autobe-
malung. Hindenburg wird Präsident der deut-
schen Republik, Chinas Revolution hat begonnen,
die erste Ausstellung der Surrealisten findet statt,
Bernard Show erhält den Nobelpreis. 1926 reali-