i Lydia Fiobpolt. llDU bist mlt Licrii urnhullt, wie mit elnem
Gewandi-(Ps 104) Dickglas,ca AGOxBOOcm Autobahnkir-
che Haid, rechte Seitenwand, linkes Feld. 1975l77
2 Lydia Roppolt. iiDu bist mit Licht urrihullt. wie mit einem
ßewandirtPs 104) Dlckglasca 460x600cni Autobahnkir-
che Haid, rechte Seitenwand. Mittelfeld. l976l77
3 Lydia Roppolt, Poetische Gestalt "Blatt-t Lcriianiikglas.
350x 78cm ThalheirimSt Agyd.mittleiesChorleiistei,1976
4 Lydia Ftoppolt. iiFlarnmenzungen urid Wassertlussett Echt-
antlkglas. 268x630 cm, Linz-Uifahi. Chiistkciiigskirche.
Taulkapelle, rechts von Mitte. 198!)
Licht zu gestalten und durch raffinierte gegenseitige
Steigerung der Farbwirkung jenes unnachahmliche
Funkeln und Glühen hervorzurufen, das so viel zum
Ruhm ihrer Glaskunstwerke beigetragen hat
Ihre stets eigenhändig und mit aller graphischen
Finessegezeichneten Kartcne beschranken sichdaher
4
in der Regel aufdas Liniennetz der Fugen und Konturen
unddie Farbglasnummern SiesindeinerOrchesterpar-
titurvergleichbar, dieden lnterprelalionsspielraum des
ausfuhrenden Meistersdurch prazisevorschreibungen
weitgehend einschrankt. Naturgemäß verlangt Lydia
Fibppclt die größte Genauigkeit bei der Umsetzung der
Kartone, bei der ia nicht nur der Glasschnitt endgültig
fixiert, sondern auch die Schattierung und Farbintensi-
tät der Glasstucke festgelegt wird
Da rnit der Fugenverbleiung allein eine ausreichend
lebendige Differenzierung der Konturen nicht erreicht
werden kann, wie sie die Kunstlerin als wichtigste
Gestaltungsmittel irn Karton festgelegt hat. muß Lydia
Roppolt die Konturen mit Schwarzlot nachziehen und
ihnen dadurch wieder die charakteristische l-land-
schrift zurückgeben.
Da die Schwarzlotlinien durch Brennen der Glaser
fixiert werden müssen. ist die absolute Farbbestandig-
keit der Gläser beim Brennen erforderlich Uberfang-
glaser, deren Brennverhalten weitgehend unberechen-
bar ist, scheiden daher aus. weil mit ihnen das der
künstlerischen Absicht entsprechende Ergebnis nicht
garantiert werden kann
Die Auswahl der Glaser nach Farbe, lntensitat und
Schattierung sowie hlnsichtlich der Farbbestandigkelt
beim Brennengehortzudenwichtigsten kunstlerlschen
Entscheidungen Lydia Rcppolt triftt daher die Auswahl
in der Glashiitte selbst. um die großtmogliche Authenti-
zitat bei der Umsetzung ihrer Absicht zu erreichen.
Obwohl Lydia Floppolts reiches Glaskunstschaften aus
demselben eigenwillig engagierten Geiste entspringt
wie ihre zwischen Kuhnheit und lnnigkeit virtuos balan-
cierenden Fresken, dieallzuoflzunachstdenwiderwar-
tigsten Anfeindungen ausgesetzt waren, ehe man ihre
wahre Bedeutung anerkannte, erlangten ihre Glasfen-
stersogargrößte Popularität Anvielen Orten kann man
ihre Schöpfungen bewundern. mit denen sie zur Ver-
mehrung der Schönheit in unserem Land ganz wesent-
lich beigetragen und beispielhaft gezeigt hat, wie man
anspruchsvolle Kunstwerkeunserem LGOENSFGUWWIG
grieren kann
Aus ihrem Schaffen der letzten zehn Jahre sollen nun
vier Werke von Lydia Roppolt vorgestellt werden.
Ein Hauptwerk österreichischer Glaskunst birgt die
sogenannte Autobahnkirche in Haid bei Traun. 1964
wurde Lydia Fioppolt mit der Errichtung einer Dickglas-
wand in derTaufkapelle an der Eingangseite der Kirche
beauftragt. Erst 1975 konnten auch anstelle der provi-
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2
Fur die Seitenwände des Kirchenraumes schuf Lydia
Ftcppclt je drei Dickglaswandlelder von ca 4 rn Höhe
undcaöm Breite AlleFeldererhielteninsichgeschlos-
sehe, rhythmischstarkgegliederte,lntensivleuchtende
Farbflachenkompositionen.diezwaruntereinanderfor-
mal verwandt. aber doch deutlich individuell gestaltet
sind. Der Eindruck dieser Glaswände ist außerordent-
lich stark und festlich, Sle lassen sich heute uberhaupt
nicht mehr wegdenken. da diese Klrche ihren sakralen
Charakter ausschließlich von diesen Glaswänden er-
halt.
Lydia Floppolt notierte über die Fenster von Haid:
liDEmWlTSlCh völlige Durchschienenheiterelgne, soll nur
sein: schwereloses Glas, Feuer. ein Meer dahinstrc-
menden Lichtes. Glas, Feuer und Meer werden in der
Apokalypse als Symbol des Himmels und der Gegen-
wart Gottes verwendet" Ich sah etwaswieein gläsernes
Meer, rnit Feuer gemengt - Abstrakte Bilder führen
uns zu Meditationen, die Formen laden uns zum Mit-
schreiten und Mitschwingen ein, - Erst im Zusammen-
wirken aller ertullt sich die Kunst. - Bel Grunewald arn
Ende versagen alle bildlichen Mittel Engel sind Flam-
rnenstöße im Feuerrneer der Gottheitll
Zur Ausstellung "Tausend Jahre europäische Glas-
kunstil schrieb Lydia Rcppolt uber die Glaswände von
Haid. wEs heißt. daß Gott in pnzuganglichem Lichte"
wohnt, Wenn Gott im unzuganglichen Lichte ist, so rnuß
dieses Licht dennoch seine Strahlen aussenden Die
Strahlen dieses Lichtes autzufangen und sie im Prisma
geisterfullter Materie aufleuchten zu lassen, das istdie
beste Deutung fur diesen monumentalen Glasfen-
Stertries ri
Andere Aussagen der Künstlerin welsen auf den rhyth-
misch fortschreitenden Duktus dieses gewaltigen Frie-
ses hin: HLEUChtSChlllI" oderw Du bistmit Lichtumhüllt,
wie mit einem Gewand (Ps 104V
Ganz anders wirken die Echtantikglasfenster der goti-
schen Kirche St Agyd in Thalheim bei Wels. Vier zwei-
teilige Maßwerkfenster im Chor und funl ungeteilte im
Schiff erhellen den kleinen Kirchenraum mit rnildem
Lichte. DietunfFensterimSchlffsindeindeutigtigiirlich
gestaltet li-Notheltenl). allerdings so stark vereinfacht,
daß ihre Ausdeutung die Phantasie der Betrachter an-
regt. Dagegen schweben in den Chorfenstern vier
unterschiedliche poetische Gestalten, die der Ausdeu-
tung im Zusammenhang mit dem Geschehen am Altar
keinerlei Grenzen setzen. Unubersehbar ist ihre fest-
liche Pracht, ihr Reichtum in Form und Farbe und die
lritnncilät ihrnvtltliriziinn als rnnarlnr Ixlnlhnlfarrilwnrlrilft