gesehenen Zunftgenossen Antonius Doma- neck, Joseph Würth und Matthäus Don- ner5. Riedl wohnte mit seiner Familie (3 Töchter und 1 Sohn) vorerst im „rothcn Ygl", später „beim Walfisch Nr. 108 in der jusephsstadßß. Mag Riedl auch ein Heißi- ger Meister gewesen sein, zu Wohlstand oder gar Reichtum hat er es zeit seines Lebens nicht gebracht. Nach den Eintra- gungen im Steuerbuch waren seine Steuer- leistungen gering, doch der Verdacht, er habe es „mit der Ehrlichkeit gegenüber der Steuerbehörde nicht immer ganz genau" genommen 6, trifft nicht zu. Obwohl Riedl für die Anfertigung des Silberrahmens für den Sonntagberger Hochaltar 225GB Ar- beitslohn erhielt, klagte er bald darauf in zwei Briefen an den Abt über seine finan- zielle Notlage. Resigniert klingt die Fest- stellung, er habe mit der Arbeit am Silber- rahmen kein Glück gehabt, sei ärmer ge- worden als ein Bettler, wisse nicht, woher er für sich, seine Frau und seine 4 Kinder das Brot nehmen solle, und müsse sogar „einigen Hausrath" verkaufen. Im zweiten, ausführlicheren Brief bestätigt er zwar seinem äbtlichen Auftraggeber die pünkt- liche Bezahlung der vereinbarten Geld- beträge, aber trotzdem habe sich „bey so gtosser und sehr rnießahmen, auch bey denen Goldtschmidten ungewöntlichen Arbeit auch des grossen Abgangs und nicht genuegsahmen Aufsehen wegen und an- deren darzue gefahlnen unglickß-fehlen ein Schaden und Abgahng des Silbers" von 143 Mark ergeben. Dadurch sei er in äußer- ste Armut geraten, die durch „undreye lcith", durch Falschheit und Intrigen, „auch durch gahr so erstauntlicher grosser Mich und zu vill Drauen und Iwersechung" ent- standen und vergrößert worden sei. Weil er trotz Gesundheit, fachlichen Könnens, Arbeit und Fleiß nicht imstande sei, die angelaufenc hohe Schuld zu bezahlen oder das abgängige Silber zurückzustellen, bittet cr den Abt, ihm Arbeit zukommen zu las- sen. F.r sei bereit, einen Teil des verdienten Geldes zur Rückzahlung der Schuld zu verwenden, den anderen benötige er aber für die Versorgung seiner Familie, zur Bestreitung des Haushaltes, zur „Errich- tung der bürgerl. Steier wie auch des jahr- solds der Goldtschmidt und auch des bürgerl. Zeighaus". Er zeigt sich in seinem Angebot auch noch bereit, eine Reihe nach- teiliger Bedingungen hinzunehmen, wenn ihm der Abt für die Arbeit nur einen Platz im Kloster zur Verfügung stellen könne7. Die traurige Lage Riedls hat wohl Abt Dominik bewogen, mit dem immerhin tüchtigen Goldschmied wieder in Verbin- dung zu treten und ihm Aufträge zu er- teilen. In den folgenden jahren schuf Riedl in der Sonntagberger Monstranz eines seiner Hauptwerke, etwas später den präch- tigen Silbertabernakel und zwei Reliquia- rien in der Kirche der Englischen Fräulein in St. Pöltenii. Die Bemerkung im Steuer- buch „erarmt"6 paßt zum geringen Ver- mögen, das Riedl seiner Familie hinter- lassen hat: abgetragene Kleidungsstücke, veraltete Einrichtungsgegenstände, Kü- 16 chengeschirr und das „wenige vottathige Werkzeug", zusammen im Werte von 34 H. Es wurde daher auch nach Riedls Tod am 21.September 1790 verfügt, daß die ge- ringe Verlassenschaft der Witwe „auf Abschlag der Krankheit und Laichkösten cingeantxvortet" werde9. Franz Kirk ist vermutlich 1720 in Wien geborenlo. Über seinen Ausbildungsgang ist nichts bekannt. 1748 hat er seine drei Meisterstücke verfertigt, ist „vor einem Mitbruder erkent worden", hat „seine Malzeit geben nebst Erlegung 50 H in die Laht und 6H vor den Herrn Münzmai- ster"11. In diesem Jahr hat Kick auch ge- heiratet. Wenn auch über seine Arbeiten nur wenig bekannt ist, dürfte er doch ein angesehener Meister gewesen sein. Seit 1762 wirkte er nämlich durch viele Jahre als „alter Schätz- und Goldzeichen-Meister", für zwei Jahre auch als „Alter Vorsteher" (Innungsmeister), dem die Leitung der Innung und die Fürsorge für die Meister- familien, Gesellen und Lehrlinge anver- traut warll. Beim Tode seiner 42jährigen Gattin Maria Anna (1770) wohnte Kick mit seinen drei Söhnen, von denen die beiden ältesten Golclarbeitergesellen waren, „beym umkehrten Stifel Nr. 502 im Juden- gaßl". Der sechsjährige Hieronymus, der „an der Wassersucht elendig darnider" lag, dürfte bald nach der Mutter gestorben seinl3. Seine zweite Ehe schloß der Gold- schmied am Beginn des Jahres 1777 rnit der in Marburg geborenen Thercsia Eckart, der Tochter eines Proviantverwalters zu Pettau 14. Die Braut stellt als Heiratsgut 500 H in barem Geld und 200 H „zur Ein- richtung" in Aussicht, während der Bräuti- gam als „Widerlag nebst dem bürgerl. Goldarbeitersgewerb und dem darzuge- hörigen Werckhzeug" noch 1000 fl und „zu einer Morgengaab ein- und andere Praetiosa im Werth per 70 H" verspricht. Doch schon am 29. Dezember 1777 ist Kick in seiner Wohnung im Alter von 57 Jahren ge- storben. Bei der Inventur nach seinem Tod fand man an Vermögen 771 H, wovon aber nach Abzug verschiedener Spesen (z. B. Begräbniskosten) nur 5091-1 übrigblicben. Für den aus zweiter Ehe „anwartenden posthumum" wurde als Vormund der „bey der Flucht nach Egypten Nr. 275 am Juden- platz" wohnende Silberatbeiter und spätere Alte Vorsteher Anton Wipf vorgeschla- gen15. Die Kontaktnahme des Stiftes Seitenstetten mit dem Goldschmied Joseph Wilhelm Riedl hat schon bald nach der Verfertigung seiner Meisterstiicke begonnen. Infolge der nicht mehr ganz klar durchschaubaren Unstimmigkeiten während der Ausführung des Sonntagberger Hochaltares wurde die Zusammenarbeit mit dem Wiener Silber- schmied Franz Ratzesperger abgebrochen und die Ausführung der Einzelteile des Hoehaltares anderen Künstlern übertra- gen 16. Wohl auf Empfehlung des Archi- tekten Melchior Hefele schloß Abt Domi- nik um die Mitte des Jahres 1753 mit Riedl einen Vertrag, in dem sich der Goldschmied verpHichtete, den Silberrahmcn des Gna- ANMERKUNGEN 5,15 s Trauungsprotokolle der Dnmpfarrv S1 Stephan 111 Wien 1. (Tom. 55, 1751152, 151.70) und uur Pfarrc S1. Michael 111 Wien 1. (Tom. F. s. 565 zum 23.1.1752). ß F. Windisch-Gmelz. a. a. 0.. s. a1, Anmerkung 4. 1 Stifrsarchiv Scilcnstenen (SrAS), 41,11. 2 Briefe vom 11. und 24.8.1757. 1 F. Wimiisch-Gracrz. 3.2. 0.. s. .11. ß Archiv der 515111 Wien (ASrW), AZJ, Fasz. 2, Nr.3413. s rzs - Relation und Einlagehlatl. w aufbuch der Dompfarrc S1. Stephan 111 Wien 1.. Tom. so 11711171721). s.47, zum 12. 1. 1720. 11 AS1W. Innuugcn 1171112. Zunflhuch der hürgcrlichen 0011111111141 allhier 111 Wien 11135 172511„ m1. 141. Nr. 134. u Hanns läger-Sunslcnau. Innungslncisrcrvcrzcichnis der Wimcr Goldschmiede. in: Uhrm Juwelen, Fachzxit- schrifr der Uhrcn- und Schmuckwirlsrhaft. 154g, M51 191,7. s. 43. u AS1W. Totcnbcschauprolokoll 17711. 1111x101. 55.24.1119. robcr 1770. und Sperr: _ lkcluxion A2]. Fasz. 540 Nr. 299. H Trauungsprotokulk der Dompfurrc S1. sruphuu in Wien 1.. Tum. 71, fcl. 42 (zum 12.1. 1777). ß AS1W, Totenbeschauprorokoll 1777, CGK. 1111. 12a. und Sperr: _ Relation AZ], Fasz. 45a, Nr. 1.5 mit beiliegun- dem Hejratsvenrag vom 12.12.1776. m Franz Ubezlzcker, Sonntagburg. Vom Zeichenskcin zur 115311115. was. s. 1211.