Beriychta Informationen Aus der Kunstwelt Aktuelles Albertina - Anton Lehmden Noch parallel zur großen Gütersloh- Retrospektive von Aquarellen und Zeichnungen des Meisters mit 109 Katalognummern von 1909 bis 1970 (einen größeren Beitrag über den Künstler brachten wir bereits in Num- mer 112 der Zeitschrift: Heribert Hutter „Zu A. P. Güterslohs ,Fabel von der Freundschaft") eröffnete die Alber- tina am 5. November 1970 eine Schau von Aquarellen, Zeichnungen und Ra- dierungen Anton Lehmdens. Die insgesamt 140 klein- bis mittel- formotigen Arbeiten wurden allerdings zu dicht und unattraktiv gehängt. Da unter den Blättern auch qualitativ nicht allzusehr gesiebt wurde (das traf vor allem auf iüngst entstandene Arbeiten zu), verpaßte man ein mög- liches Optimum hinsichtlich Auswahl und Präsentation. Rechtzeitig zur Ausstellung fertig wurde hingegen der Lehmden gewid- mete Graphikband des Residenzver- lages mit einer Einführung von Walter Koschatzky und einem Guvrekatalog (Verfasserin: Sigrun Stock) der größ- tenteils unnumerierten und hinsichtlich ihrer Auflagenhähen kaum kontrollier- baren Druckgraphiken. Lehmdens Albertina-Ausstellung bie- tet keine Überraschungen. So wie fast alle Maler der Wiener Schule er- schöpft sich auch dieser Künstler in den letzten Jahren in zahllosen Wie- derholungen gleichermaßen bekannter wie gefragter Suiets und ihrer bild- nerischen Umsetzungen. Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, wir- ken Lehmdens neue Arbeiten gegen- über frühen und früheren Blättern (1950 bis 1962) stereotyp, ohne wirk- liche Inspiration gezeichnet: koniunk- turbedlngter Verschleiß auf Kosten des ehemals bewundernswerten Einfüh- lungsvermögens und einer ebensol- chen Sensibilität. Lehmdens Landschaften, Kriesbilder und dem Verfall preisgegebene Ar- chitekturen sind Symbole des Ver- gänglichen. Sie verweisen in gleichnis- haften Details ebenso wie in ihrem thematischen Grundtenor auf die Relativität alles irdischen. Obwohl Lehmden den Menschen nur selten darstellt, ist seine Bildwelt ganz auf ihn bezogen. Lehmden definiert in ihr dabei indirekt den Menschen als histo- risches Wesen, das in seinen Zeug- nissen dem Faktor Zeit begegnet, zu- gleich aber auch sich von ihm laslöst, um dem Absoluten nöherzukommen. Die Poesie des Unauffälligen, Unauf- wendigen, der Relikte einst großer, blühender Kulturen, aber auch die historische Aura, die „Atmosphäre" eines Stadtbildes beschäftigen dabei den Künstler stets von neuem. Sie sind für ihn das Gerüst, der -zunächst äußerliche - Anlaß für „innere Bil- der", für seine - vorwiegend in frühen Beispielen - beglückend echten, gültig umgesetzten, eigenständigen symbol- haften Darstellungen von Werden und Vergehen. Wo die Adäquanz von Inhalt und Form in diesem hohen Maß gegeben ist, muß auch die Frage nach der Zeitgemäßheit beziehungs- weise Zeitlosigkeit der Kunst von Anton Lehmden positiv entschieden 46 werden. Eine - hier nur fragmen- tarisch ausgeiotete - Ausstellung, die in ihren qualitativen Unterschieden ebenso zur Suche nach der Wahrheit herausforderte wie in den themati- schen Anliegen eines durch eine in- haltliche Konstante sich auszeichnen- den CEuvres. (Abb. 1, 2) Galerie nächst St. Stephan - Maria Lassnig „Body-awareness-painting" nennt die zur Zeit in New York lebende Kärntner Malerin Maria Lassnig ihre Gemälde, die sie im Anschluß an eine Personal- schau in der Neuen Galerie am Lan- desmuseum Joanneum in Graz auch in Wien bei Monsignore Mauer zeigte. Maria Lassnig interpretiert in diesen „introspektiven Erlebnissen" ein sehr kritisches Verhältnis zur Zeit, zu deren Symptomen, mit denen man in kon- kreten Beispielen täglich konfrontiert wird. Anonymität (sie wird nur durch ausgeprägte selbstbildnishafte Züge durchbrochen) und eine gewisse Mo- numentalität sind in ihren der Pop- Art und Neuen Figuration entfernt zurechenbaren Darstellungen Merk- male ausgeprägt subiektiven Zu- schnitts. Maria Lassnig ist eine ernst und hart zupackende Künstlerin, die nicht auf Artistik hält. Sie bevorzugt das Herbe, eine eher unösterreichische Offen- und Direktheit mit dem Ziel der Erkennt- nisvermittlung. Sehr zustatten kam ihr dabei in den letzten Jahren ihre ma- lerische Flexibilität, die die Notwen- digkeit stilistischer Veränderungen und Neuakzentuierungen einkalkuliert. (Abb. 3, 4) Amerika-Haus - Beispiel Eisenstadt Künstlersymposien bringen nicht im- mer die erwarteten Ergebnisse. Eine Reihe von Unsicherheitsfaktoren, die das Klima gemeinsamen Arbeitens und damit die Voraussetzungen schöp- ferischer Leistungen beeinträchtigen, stand zuletzt gerade auch in Öster- reich guten Gesamtergebnissen ent- gegen. Das Jahr 1970 war iedach eine diesbezügliche Ausnahme. Diese pa- sitive Feststellung ließ sich beispiels- weise bei den „Retzhofer Malerwo- chen" machen (über sie berichtet Alois Vogel an anderer Stelle), traf aber auch auf die Ergebnisse des ebenfalls internationalen Arbeitstreffens in Eisenstadt zu. Eine Ausstellung in der Galerie des neuen Amerika-Hauses in Wien gab darüber unter dem Titel „Beispiel Eisenstadt" Aufschiuß. Elf Künstler aus sechs Ländern waren an der Schau mit durchschnittlich drei Arbeiten vertreten. in ihrer Gesamt- heit hinterließen die Werke einen er- frischenden Eindruck. Erfreulich in vie- len Einzelfällen die überdurchschnitt- liche Qualität der Bilder, erfreulich aber auch die lebendige Mischung von Stilen und Tendenzen, das Auf- einandertreffen unterschiedlichster Meinungen und Ansichten, die bei Ar- beitstreffen dieser Art als Ansporn wirken können. Daß die drei betei- ligten Österreicher Angeli, Messensee und Gottfried Fabian mit dem Groß- teil ihrer Arbeiten das günstige Ge- samtergebnis nicht unwesentlich be- einflußten, registrierte man gerne. Be- sondere Beachtung verdienten vor al- lem die beherrscht gemalten Bilder Messensees, deren inhaltlicher und formaler Spannungsreichtum in Ver- bindung mit einer tatsächlich zeitge- mäßen Variante des Gegenständlichen in dieser Umgebung qualitative Spitze war. Die Abstraktionen von Rudolf Vambeck (sie kommen mit sparsamsten Mitteln aus, gewinnen jedoch gerade durch diese Reduktion hinsichtlich Form und Farbe an durchaus eigen- ständiger Profilierung) und Andrew Molles zählten ebenfalls mit zum interessantesten der Schau, an der außerdem Roswitha Lueder (BRD), der Pole Stanislaw Fiialkowski, Tamas Hencze (Ungarn), Hansiörg Mattmuel- ler (Schweiz), Harry Hoehn und Do- menick lzzo (USA) beteiligt waren. (Abb. 5, 6, 7) Galerie im Griechenbeisl - Kriesche, Haubert. Tesar Richard Kriesche, Grazer Maler, Pla- stiker, Konzeptkünstler, Hersteller von Multiples, Siebdrucken und Environ- ments, der sich gegenwärtig in London aufhält, wurde im zehnten Jahr ihres Bestehens von der Wiener Galerie im Griechenbeisl zu einer Personalschau eingeladen. Das Ergebnis: eine für lokale Verhältnisse ungewöhnliche Ex- position, intelligent arrangiert und in ihrer scheinbar puritanischen Grund- tendenz für ein „mitspielendes" Publi- kum ein Aufmerksamkeitserreger er- sten Grades. Kriesche, dem es um ein Bewußtmachen und optisches Regi- strieren von Fakten, etwa Zahlen, Umweltfaktoren und Maßeinheiten, geht, nimmt heute ieden ihm sinnvoll erscheinenden bildnerisdien Ansatz- punkt wahr. Er ist kein Spezialist, kein Stilpuritaner, besitzt anderer- seits aber doch durchaus persönliche stilbildnerische Merkmale, denen man hinsichtlich Farbe und Flächenokzen- ten am ausgeprägtesten in seiner Siebdruckmappe (Herausgeber „Pool" im Forum Stadtpark) bzw. dem Torf- muilenviranment begegnete, das er eigens für die Schau im Griechen- beisl in Wien installierte. interessant bei Kriesche auch die bewußte Hin- wendung zu neuen Materialien und Methoden, wie Plexigias, Tiefziehver- fahren, Foto-Siebdrucken bzw. das Einbeziehen von Vorfabrikaten (ab- geschnittene Zentimetereinheiten) in einen bildnerischen Prozeß, dem es - wie der Grazer Kritiker K. H. Haysen feststellte - „um den Kontrast zwi- schen der Festlegung konkreter Maße und dem Gegensatz zur heutigen Fak- tizität, die von diesen Maßen nicht mehr beherrscht wird", geht. Daß Kriesche in diesen Akten von Be- wußtseinserweiterung eine eigene, rein bildnerische Poesie erzielt, macht seine Arbeiten besonders sympathisch. Während das Griechenbeisl in der Linzer Neuen Galerie eine große Jubiläumsgruppenschau eröffnete, ging das Wiener Programm mit Kol- lektiven der 1944 in Waidhofen an der Ybbs geborenen Malerin Ran Haubert sowie des 1939 geborenen lnnsbrucker Architekten um gen Schülers Roland Rainr Akademie der bildenden Wien, Heinz Tesar, auf g Niveau weiter. Tesars „Ko tekturen" aus Holz, mit weit harzlack überstrichen und gelnder Oberfläche, besitze charakter. Sie sind - obwol im kleinen Format ihre röui formale Prägnanz offenba größere architektonische Di als Environments, die stäc Akzente setzen und ihre gi liche Relevanz erweisen kö dacht. Tesars Obiekte verf eine ausgeprägte ästhetiscl nente. Ihre monocolore un Eleganz, die Elemente orgai sprungs mit stärker konst stimmten Teilen adäquat überzeugt dabei in ähnlici wie die inhaltlich-funktions Überlegungen, die durch di tonischen Obiekte und Ense Tesor provoziert werden. (A Galerie Basilisk - Ausstellung Roter Apfel Unter den vielen Ausstelil zuletzt sehr agilen Golerii die Schau „Roter Apfel in d Basilisk" schon deshalb beSt deutung, weil sie indirekt ei sches" Faktum in Erinnerun das in seinen Ausweitunge Wiener Kulturleben außen Bedeutung gewann. Fast oll ler und Musiker, die vor Jahren in der idyllisch I Hinterhofgalerie „Zum Roti im Landstroßenviertel ausst ben inzwischen ihren Weg Das heißt nun keineswegs, von ihnen eine „Berühmthe soll iedoch mit Nachdrucl- lichen, daß die vielfach bi der Skurrilität keineswegs Pioniere von damals zumini künstlerischen Metier treu Die farbenprächtigen, paeti der von Harun Ghulam dem Saxaphonisten der „h unorthodax Jazz", Arbeiten storbenen Erich Brauner (Tl dynamischen, aggressiven gen Karl Anton Flecks, Mai wirths inzwischen gut bekan dene Zeichnungen mondär Girls im Pop-Look, die eins Häuserfluchten von Wal hammad Malli (er ist der f ger der vorhin genannten Formation), Prelogs Abstrak wie Bilder und Graphiken v- Leskowa, Lia Pechoc und Zimmermann bildeten die lungsreiche Summe zwischl spektivem und in die Zul richtetem. (Abb. 10) Staatsdruakerei Franz Xaver Weidinger Landschaften und Porträtstl ren die bevorzugten Then rund achtzig Arbeiten um Guvrequerschnittes, den der oberösterreichische Maler I phiker Franz Xaver Weic großen Ausstellungsraum dt druckerei in Wien vorstei