rrerr brlulwri r rerrrorrg Hvvirvvvlr uuur rxuuui .,........, als am 8. Juni desselben Jahres Erzbischof Leon- hard auf der Burg Hohensaizburg die Augen schioß, war einer der bedeutendsten Förderer der Künste im Erzstift dahingegangen. Leonhard hat nicht nur ttvil herrlich nutzliche und lustige Gepeu verrichttte" und die heutige Gestalt der Festung Hohensaizburg wesentlich bestimmt, er hat auch für die Ausstattung und Einrichtung seiner Metro- poiitankirche entscheidende Beiträge geleistet, so das wmit alleriey Heyligen und Patronen der Saizburger Kircheniti" geschmückte Nordportal samt einer neuen großen Sakristei; gleich nach Antritt seiner Regierung ließ er die Hieronymuska- pelle des Domes als seine Grabkapeile vollständig neu ausgestaiten - die Altarweihe nach dem Neubau des Retabels erfolgte am 14. November 1497 - und schon zu Lebzeiten durch Valkenauer sein (1602 vernichtetes) wgroß und khünstiich in Märmei gehauenestt" Grabmal ausführen, daß niemand Geringerer als Kaiser Maximilian als t-ein köstlich Grabtt bezeichnete}: Ebenso hat Leon- hard den Rupertusaitar im trChorus minoru ttmit viel cüstlichen Clainodtern herrlich begabt und geziert-t." Dem früheren Karntner Landedelmann, der vor seiner Wahl zum Erzbischof Propst des mit dem Metropoiitankapitel identischen Augustiner- Chorherren-Stiftes Salzburg war und diese Würde bis 1512 beibehalten hatte", war schon aus die- sem Grund die Pflege des Chorgebetes stets ein besonderes Anliegen. Ein Projekt zur monumenta- len Neugestaltung des Chorgestühls durch dieses Finanzgenie auf dem Thron der Saizburger Kir- chenfürsten, dem in kürzester Zeit die Sanierung des durch seine Vorgänger wirtschaftlich stark mitgenommenen Erzstiftes gelang, darf nach all dem Gesagten fügiich angenommen werden. Daß es zur Vollendung dieses Projekts nicht kem, ja gar nicht kommen konnte, ist in folgendem be- gründet. im Jahr 1514 wurde dem Erzbischof durch Kaiser und Papst einer der engsten Vertrauten Maximi- lians, Matthäus Lang, bereits Kardinal (i) und Bi- schof von Gurk, als Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge aufgedrängt." Doch nicht nur das: Um das Domkapitei für sich zu gewinnen, versprach Lang am 27. Juni 1514 dem Kapitel, beim Papst ei- ne Säkularisationsbuiie zu erwirken, die Leo X. tat- sachlich am 22. September desselben Jahres aus- fertigen ließ. Am 19. September 1515 vollzog dann das Domkapitei feierlich die Reduktion aus dem Reguiarstand eines Augustiner-Chorherren-Stif- tes in den Stand eines weltlichen Kollegiatkapi- tels." Die Gegenleistung war (für dieses eine Mal) der Verzicht auf eine freie Wahl des künftigen Erz- bischofs und die Annahme Langs als Koadjutor mit Nachfoigerecht. Gewiß hatten alle anderen Metropoiitankapitei des Reichs die Ordensregel schon Jahrhunderte früher abgelegt. Aber Leon- hard war ia selbst Augustiner-Chorherr, und wir wissen, daß die Säkuiarisatlon des Kapitels ge- nauso gegen seinen heftigen Widerstand erfolgte wie die Einsetzung Langs als Koadjutor. Seit die- ser Zeit und während seiner ganzen letzten Le- bensjahre wohnte, lebte und residierte Leonhard von Keutschach unter dem ganzen farbigen Prunk des herbstlichen Mittelalters inmitten der durch ihn in höchster künstlerischer Qualität ausgestat- teten Wohn- und Repräsentationsräume der Burg Hohensaizburg, inmitten der Rosan- und Weingär- ten auf den südwärts gelegenen Basteien, inmit- ten Dutzender weißer Pfaue, dort, wo es kein sich säkuiarisierendes Domkapitei und keinen sich breitmachenden, aufgedrangten Koadjutor gab. monumentalen Zyklus der rotmarmornen Dorsal- reliefs anzubringen und dadurch darauf hinzuwei- sen, daß nach seinem Willen das Chorgebet der Augustiner-Chorherren in der Saizburger Metropo- iitankirche auch noch in alle Zukunft hatte gebe- tet werden müssen? Wie schon erwähnt, hatte Erzbischof Konrad von Abensberg 1121 die Ordensregel der Augustiner- Chorherren am Saizburger Domkloster eingeführt und die Zahl der Chorherren mit 24 festgesetzt." 1181 wurde durch Erzbischof Konrad von Witteis- bach t-a fundamentisit der Bau des hochromani- schen Domes begonnen, über dessen Grundriß wir durch Grabungen gut unterrichtet sind." Für den 16. Dezember 1201 ist bereits urkundlich der Rupertusalter im nChorus minorrt im ersten östli- chen Joch des Langhausmitteischiifs genannt; der ßChorus major-t mit dem dem hl. Petrus ge- weihten Hochaltar lag über der Krypta, die den Raum von Hauptapsis, Chorquadrat und Vierungs- quadrat, nicht aber, wie der Grabungsbefund ein- deutig beweist, den des nördlichen und des südli- chen Querhauses einnahm". Mit seinen rund 36 Metern Länge und 13 Metern Breite war der ttCho- rus maiorn des Saizburger Domes nicht nur einer der größten des Abendlandes, auch die in den ver- schiedenen Epochen der mittelalterlichen Kunst geplanten oder geschaffenen Chorgestühie müs- sen beträchtliche Ausmaße gehabt haben. Franz Pagitz hat mit seinen quellenkundilchen Un- tersuchungen zu den mittelalterlichen Dornen und zum Domkloster in Salzburg" den ersten wichti- gen Schritt in Richtung auf eine immer vordringli- cher werdende Erforschung der Ausstattungsge- schichte des Saizburger Domes getan. Die einge- hende Bearbeitung Hunderter von spatmittelalter- lichen Urkunden mit Angaben von Messenstiftun- gen und Aitarnennungen im Saizburger Dorn" so- wie die der Kapianeirechnungen gehört zu den be- sonders wichtigen Desiderata der historischen wie der kunsthistorischen Forschung. Ebenso wichtig aber wäre die Kenntnis der Ausstattungs- geschichte jener großen Kirchen, die als Sitze der salzburgischen Suffraganbistümer und Archidia- konate - meist noch dazu unter der gleichen Or- densregel - mit dem Saizburger Domkloster in engster Verbindung standen, über die aber nicht nur der mächtige Sturm des Barock, sondern auch die traurigen t-Purifizierungentt des 19. Jahrhun- derts hinweggebraust sind". Daß für die spätmitteialteriichen Chorgestühie großer salzburgischer Kirchen die typoiogischen Apostei- und Prophetenreihen nun des suiets favo- ristt gewesen sein könnten, ist nicht nur an den Aposteistatuetten von 1647 im gleichzeitigen Chorgestühi des Koliegiatstifts Mattsee" ables- bar; auch in der Klosterkirche Gars am inn - der Propst dieses 1803 aufgehobenen Augustiner- Chorherren-Stifts war zugleich Archidiakon des Saizburger Erzbischofs" - haben sich Reste ei- nes um 1600 geschaffenen Chorgestühls erhalten, an deren Dorsalreliefs die ganzfigurigen Darstel- iungen der Apostel und im Schriftfeld darüber je- weiis ein Artikel des Credo angebracht sind." in- wieweit dies auf mittelalteriiche Vorstufen zurück- gehen kann, werde ich an anderer Stelle ausführ- lich darlegen. Damit wird aber um so mehr ein- leuchtend, daß die Reliefs der Kapuzlnertüre die Reste eines 1450 neu geschaffenen Chorgestühls des Saizburger Doms und die Reliefs der Georgs- kapeile Bestandteil einer Planung Erzbischofs Le- onhard für den riesigen Chor seiner Kathedrale gewesen sein können. Anmerkungen 48 - 67 " Der Vertrag zwischen Maximilian und Vaikenauer ist veröffent- licht in: Jahrbuch der kunsthist. Sammlungen des Ailerhöch- sten Kalserhauses, 1, 1885, S. LV, ebenso bei Halm wie Anm. 44b, hier S. 176-177, 4' Ludwig Beidass. Der Künstlerkreis Kaiser Maximilians, Wien 1923, S. 35. 5' Festschrift tt900 Jahre Festung Hohensaizburgtr, Salzburg 1977, hier S. B. " Wiiiibaid Hauthaler (ed.), Johann Stainheusers Beschreibung des Domes zu Salzburg, in! MGSLK, 31, 1351, S. 363-399, hier S. 386 - 385. 5' wie Arrrn. 51. '-' in seinem Briei an den Bischof von Speyer vom 11. Februar 1514; publiziert bei Halm, wie Anm. 44b, hier S, 176- 177. " wie Anm. 51. "t Hans Wagner und Herbert Klein, Salzburgs Domherrn von 1300 bis 1514, in: MGSLK, 92, 1952, S. 1- B3, hier S. 28-29. M Hans Wagner, Kardinal Matthäus Lang, in: Lebensbiider aus dem bayerischen Schwaben. 5, 1956, S. 45-49. H Die zugehorlgen Originalurkunden im HHStA Wien, allgemeine Urkundenreirte. 5' Franz Wagner, Das Herrschermonument des Leonhard von Keutschach. in! 900 Jahre Festung Hohensaizburg, Salzburg 1977, S. 1511-195. " Widmann wie Anm. 2. '" Der abschließende vorlttuilge Grabungsberlcht in: MGSLK. 108. 1965, S. 1-21) mit aller älteren Lii. 1' in einer nach Angaben von Franz Pagitz versuchten Rekonstruk- tionszeichnung (in: Festschrift zum 1200jahrigen Jubiiaum des Domes zu Salzburg, Salzburg 1974, hier S. B5) sind irrtümlich und im Text nicht erwähnt Stlegenaufgange auf den Chorus me- jor am Ende der inneren Seltenschiffe eingetragen, was dem Grabungsbefund und den Angaben bei Stalnhauser (vgl. Anm. 51) vüllig widerspricht. " In: MGSLK, 108, 1968, S. 21 -15G. " Der Hauptbestand der zugehdrigen spalmlttelallerlichen Urkun- den wird im Osierreichischen Staatsarchiv verwahrt, im wesent- lichen sind bis jetzt nur Datum und Aussteller in handschriltli- chen Reoertorien verzeichnet. " Die wichtigen Arbeiten von Hans Ramisch über das Chorge- stdhi der eriam. Benediktlnerabteikirche Tegernsee (in: Jh. d. bayer. Denkmalpflege. 29, 1972174, s. 79-96) und von Bernd! Oesterheit über des Freisinger Domchorgestühl von 148a (in: per Freisinger Dom, Freising 1967, s. 99 - 115) berühren unsere Uberiegungen kaum. " ÖKT, 10, 1913. S. G7. " Karl Hübrier, Die Archidlakonatseinteilung des Erzstllls Salz- burg, in: MGSLK, 45, 1905, S. 41 -79, hier S. 50. " Bernhard Ebermann, Kirchenführer Gars am inn (Schnell-Kunst- iührer Nr. 940 von 1970), 2. Au1l 1976, S. 10.