und zarte Farbtöne suchen: gewisse blasse Lilas. Blau und Grau, die direkt mit Villen vergleichbar sind. Ein Bild wie der berühmte „Dominikaner" (1948) mit den noch erkennbaren Gesichtszügen und der Andeutung der Hand findet Parallelen in Porträts von Villon. Nur ist dieser von ganz abstrakten frühen Bildern kommend den umge- kehrten Weg gegangen, Schon in einer Zeich- nung, „Klagenfurter Dächer" 1930, die auch Boeckls ursprünglichen Entschluß. Architekt zu werden, dokumentiert. ist in dem ineinander- schieben der Konturen, im Überschneiden und Durchdringen ein Struktursystem gestaltet wor- den, das, abgesehen von seinem gegenstands- bezeichnenden Sinn. der Linienkonstruktion eines Villon'schen Bildes vergleichbar wäre. Von hier aus hat der "Schüler" Zunk seine schönsten Zeichnungen geschaffen. Als inkarnierter Maler fühlt sich Boeckl von Venedig angezogen. Mit Recht hat O. Benesch, dem die Albertina die reiche Boeckl-Graphik- Sammlung verdankt, vor dem Familienbild (1942) an eine Santa Conversatione gedacht, den Guld- ton gerühmt. Das Falahafte gibt diesem Bilde etwas Venezianisch-Sakraies. 1934-1945 ent- steht das auf Lindanholz gemalte Altarwerk, zu dessen linken lnnenflügei, dem Stephanus, die Karntner Landesgalerie einen wunderbaren Karton in farbiger Kreide besitzt. Van Eycks Zeichnung in Antwerpen, „Barbara", mag für die Verbindung von Turm und Figur die Anregung gegeben haben. Der letzte Kranz der Fialen schwebt kronenhaft über dem Haupt des Stephanus, zu- gleich auch den Eindruck eines aus dem Turm- gebildc herausldsberen Beldachins über der Figur gebend. In ganz zarten Farben schimmert die Bauhaut, lichtblauc Schatten und ein gelb- liches Rosa, in dem der Flosaton überwiegt, aber nur gleichsam als Grundierung, über der dann der Architekt im Maler mit schwarzer Kreide die Struktur dieses kristallischen Turmes bildet, ihn mit gespannten Konturen aus dem rötlichen Abendhimmel grenzt. In der Komposition gibt er die Betonung des Stcphanuskopfes, der analog die architektonischen Akzente der Pyramiden über den Händen des Heiligen entsprechen, die durch den Bogen der Schultern und Arme be- deckenden Dalmatika wie durch eine Bergkontur verbunden sind. Leicht zurückgeneigt, mit dem etwas von oben her auf den Beschauer gerichte- ten schrägen Blick (die Haltung ist im Porträt „Maria" 1946 wieder aufgenommen). Gegen die vielen gezackten kleinteiligen Formen des Turmes steht regenbogenhaft das Rund des Nimbus. Echt Boeckl ist der Gedanke. den Stein, das Symbol, in einer Vielzahl wie eine Ernte in dem schürzcnertig aufgehobenen Umhang zu häufen. Sakral sind auch seine beiden Werke der Wand- malerei: ienes frühe 1928 in Hast geschaffene „Christus schreitet über die Wellen" in der einprägsamen Gestik der Biblia pauperum, die rettende Hand dem die Arme emporreckenden, zu versinken drohenden Petrus entgegenreichend, im schon bei seiner Aiisiiiiiiiiiig (man wollte vor Boeckl am nächsten Tag die Kirchentere schließen) naives Unverständnis fand und das heute. über 40 Jahre nach seiner Entstehung,