DAS FREIHALTEN DER MITTE. 33 Fig. 18. Eine eigentümliche Anordnung zeigt der Domplatz von Brescia, Fig. 21, welche aber ganz gut zu dem ge schilderten System paßt, da die Domfassade als Begren zung des Domplatzes dient. Diesem festgeschlosse nen und sichtlich mit Bewußt sein durchgeführten Systeme läuft bekanntlich unser mo dernes schnurgerade ent gegen. Wir scheinen es gar nicht anders für möglich zu halten, als daß jede neue Kirche mitten auf ihren Bau platz gestellt wird, damit sie ringsherum freiliegt. Diese Aufstellung hat aber nur Nachteile und keinen einzigen Vorteil. Für das Bauwerk ist diese Aufstellung die ungünstigste, weil der Effekt sich nirgends konzentriert, sondern rings herum gleichmäßig zer- c splittert. So ein freigelegtes Bauwerk bleibt ewig eine Torte am Präsentierteller. Ein lebensvolles, organisches Ver wachsen mit der Umgebung ist da von vornherein aus geschlossen; ebenso die er folgreiche Hervorrufung von Perspektiveffekten,fürweiche ein Raum zum Zurücktreten, LUCCA: S. Michele. Fig. 19. VICENZA. ein Platz von ähnlicher Bildung, wie am Theater die Bühne, erforderlich ist, in dessen Hintergrund die zu überschauende .Fassade angebracht sein müßte. Auch für den Bauherrn ist diese Aufstellung unter allen die ungünstigste, denn sie zwingt dazu, mit großen Sitte, Der Städtebau.