506
Sammlungen und Bibliotheken.
Eine Auswahl der bemerkenswertesten Funde aus Ephesus hat teils im „Theseustempel“
des k. k. Volksgartens, teils in Räumlichkeiten des unteren Belvedereschlosses Aufstellung
gefunden. Jene des Theseustempels enthält unter anderem ein Hauptstück dieser Fundgruppe,
die überlebensgroße Bronzestatue eines Epheben, dann einen bronzenen Lampenträger von
erlesener Arbeit und die reizvolle Kleinplastik „Herakles im Kampfe mit einem Zentauren“
(Bronze), Bruchstücke eines Marmorfrieses mit jagenden Eroten u. a. m. Im unteren Belvedere sind
es wieder nebst einigen hervorragenden Statuen die zehn kolossalen Marmorreliefs eines Ehren
denkmals auf den parfhischen Feldzug Marc Aurels, die besondere Beachtung verdienen.
Von der Sammlung von Münzen und Medaillen, welche über 200.000 Nummern
zählt, sind gegen 5500 Stücke ausgelegt, an denen die Entwicklung der Münze und Medaille
vom klassischen Altertume bis in die neueste Zeit zur Anschauung gebracht wird. In einer
besonderen Suite ist die Kunstgeschichte der deutschen und niederländischen Medaille darge
stellt; eine eigene Abteilung bilden auch die Münzen und Medaillen des Allerhöchsten Kaiser
hauses. In den Räumen dieser Sammlung ist die in ihrer Art einzige Porträtkollektion des
Erzherzogs Ferdinand von Tirol aufgestellt, Bildnisse europäischer Fürsten und ihrer Ahn
herren bis zum Jahre 1590 sowie berühmter Männer des 15. und 16. Jahrhunderts enthaltend.
Die Sammlung kunstindustrieller Objekte umfaßt zunächst eine Gruppe mittel
alterlicher Kunstgegenstände: Holzschnitzwerke — bemerkenswert eine figurale Gruppe aus
St. Florian, vom 15. Jahrhundert — Becher (hervorzuheben ein Pokal Friedrichs III.), den
berühmten burgundischen Meßornat, Reliquienschreine, Elfenbeinschnitzereien u. s. w. Hieran
reihen sich kunstvolle Arbeiten der Mechanik, sodann die einzigartige Kollektion von Gold
schmiedearbeiten und Gegenständen aus Bergkristall und Halbedelsteinen. Um hier aus der
Fülle von Werken ersten Ranges nur einiges hervorzuheben, sei auf das Salzfaß von Ben-
venuto Cellini, Schüsseln und Kannen von Christoph Jamnitzer, das „Nachtzeug“ der Kaiserin
Maria Theresia hingewiesen. Es folgen nun Werke der Poterie und Tonplastik, Glas und
Email, darunter wertvolle Urbino- und Gubbio-Schüsseln, Limousiner Arbeiten; dann Prunk
möbel der italienischen und deutschen Renaissance, Pietradura-Arbeiten, eine reiche Kollektion
erlesener Elfenbeinarbeiten aus der Renaissance und Barocke, eine kleine Sammlung alter
Musikinstrumente, dann zahlreiche Steinskulpturen, endlich die Sammlung von Bronzen der
Renaissance und neuerer Zeit mit Stücken hervorragendster Art, so Arbeiten von Donatello,
Giovanni da Bologna, Adriaen de Vries, Leone Leoni, Raphael Donner bis zu modernen Ar
beiten von Charpentier, Roty u. a. Zu erwähnen ist auch noch eine Sammlung von Manu
skripten und Kunstblättern des Mittelalters und der Renaissance, darunter Kaiser Maximilians
Turnierbuch,, das „Kunstbuch“ und eine Anzahl anderer kolorierter Handzeichnungen von
Albrecht Dürer und die hochinteressante Kupferstichsammlung des Erzherzogs Ferdinand von
Tirol in ihren alten Klebebänden.
Die Waffen-Sammlung ist neben der Armeria in Madrid und der in Turin wohl als
eine der ersten der Welt zu bezeichnen. Besonders reich ist sie an Stücken aus der Zeit des
ausgehenden Mittelalters und der Renaissance. Die erste Gruppe umfaßt Waffen bis zur Zeit
Maximilians I., darunter die Turnierwaffen dieses Kaisers, worauf jene aus der Epoche Karls V.
folgen. Besonders sind hier zu nennen die Rüstung dieses Kaisers und sein Paradedegen,
Arbeiten in der Art des Wenzel Jamnitzer, der Prunkharnisch des Erzherzogs Ferdinand von
Giovanni Serabaglio; dann Waffen aus der Zeit Maximilians II., Rudolfs II. (Prunkharnisch dieses
Kaisers), endlich verschiedene Stücke einschließlich kostbarer Feuerwaffen aus späteren Epochen
Die Gemäldegalerie bietet, wie sich aus ihrer oben skizzierten geschichtlichen Ent
wicklung erklärt, ein glänzendes Bild der niederländischen Malerei des 16. und 17. Jahr
hunderts, während die Italiener, namentlich die Meister des Quatrocento, zurückstehen und
nur durch die Zahl der hier vertretenen reifen Meister des 16. und 17. Jahrhunderts, besonders
der Venetianer, den Vergleich mit anderen großen Galerien aushalten können. Immerhin sind
gerade auch unter den Italienern, um mit diesen zu beginnen, Bilder ersten Ranges zu nennen,
wie beispielsweise Peruginos Taufe Christi, Raffaels Madonna im Grünen, Andrea del Sartos
Beweinung, Correggios Jo. Weiters wären zu erwähnen: Giorgione, die drei Weisen, Tizian,
der neben der Kirschen-Madonna und der Grablegung mit einer ganzen Reihe seiner besten
Werke vertreten ist, Palma der Ältere und der Jüngere, Tintoretto, Moretto (heilige Justina),
Tiepolo, Paul Veronese und zahlreiche Werke des Bassano; dann die Carracci, Guido Reni,
Salvator Rosa u. s. w. An diese Bilder schließen sich einige Franzosen, so Clouet, Rigaud, Poussin,
hierauf die großartige Suite Velazquezscher Porträts, Murillo (Johannes der Täufer als Kind).
Bei den Niederländern sind die Primitiven mit nicht vielen, aber vorzüglichen Stücken ver-