126 stark gewölbt, die Unterkiefer zuriickmeichend, die Zahiistellmig schief. Ähnliche Merkmale zeigen aber auch die heute noch lebenden tief stehenden Racen, ja selbst einzelne Individuen unter den Culturvölkern, so daß ein sehr wesentlicher Unterschied zwischen den damaligen Menschenracen und den jetzigen doch nicht festgestellt werden kann. Es waren weder Riesen, noch Zwerge, noch auch affenartige Halbmenschen, wie man anfänglich zu finden glaubte, wie sie aber bis jetzt noch nicht gefunden wurden. Weit deutlicher als zur Periode des Mammuth in den Lößterrassen tritt uns das menschliche Schaffen und der Mensch selbst in den späteren Perioden besonders in den Höhlenfunden entgegen, welche der Renthierzeit angehören und uns bereits weit näher gerückt sind. Nicht sehr erhöht über Krems, unter der malerischen Ruine Hartenstein, eröffnet sich eine Höhle in die steil abfallende Felswand. Mit sehr zahlreichen Renthier- und Pferdeknochen fanden sich hier förmliche Herdplätze mit reichen Aschenlagern, worin zugeschärfte Feuersteinsplitter und mannigfache Knocheninstrumente mit zerschlagenen Thierknochen bunt gemengt durcheinander lagen. Unter dieser Culturschichte lag Höhlenlehm ohne irgendwelche Einschlüsse und unter diesem Lehm erst wieder eine andere Schichte mit unversehrten Knochen von Hyäne, Wolf, Mammuth und Rhinoceros, welche alle der früher erwähnten diluvialen Epoche angehörten und der hier beschriebenen Renthierperiode offenbar vorangingen. Die Pfeilspitzen aus Bergkrystall verrathen schon eine sehr sorgsame Arbeit. Nicht minder charakteristisch sind die Feuersteine zu scharfen Messerchen oder Bohrern zugehauen. Mit diesen sind die Knochenpfriemen, Meißel und Nadeln und die sonstigen Geräthe aus Geweihstücken heraus- Feucrsteinmesier aus geschabt worden, UNI dann schließlich aus Gneißgeschieben, welche sich ebenfalls vorfanden, vollends zugeschärft und geglättet zu werden. Nur an einem Geweihstücke, welches dem Renthier angehörte, ersehen wir zum Theil die Art der vvrbeschriebenen Arbeit. Hier wurde eine ovale Öffnung sorgsam ausgeschnitten, die Augensprosse abgetrennt und ein Stück ans dem Querschnitte der Stange ausgesägt. Nicht selten ist diese Technik besonders in den Moorfunden aus Württemberg, an den zahlreichen halb vollendeten Stücken erkennbar. Interessanter noch ist die kleine Pfeife, die, wenn wirklich aus derselben Schichte stammend, gewiß zu den ersten Musikinstrumenten gezählt werden muß. Das für uns wichtigste Stück ans der Gudenushöhle, wie sie der Entdecker genannt, bleibt aber der mit Einkerbungen und Ritzungen versehene Röhrenknochen. Mit etwas Nachhilfe unserer Phantasie ist der flüchtige Entwurf eines Renthieres darauf erkennbar. Allerdings würde Niemand dieser Zeichnung ein großes Gewicht beilegen, wenn