203 stand vor jedem Hause ein solcher, so daß sie den Heiligen nicht finden konnten. Die neuere Forschung erkennt im Maibaume eine Personification des Frühlings. Zu Pfingsten geht man im Mbsthal in aller Frühe auf Berghöhen, um dort den heiligen Geist anzurufen. Man nennt dies „heiligen Geist fangen". (Ibbsitz.) Im V. U. W. W. werden in einigen Gegenden die Höhenfeuer gebrannt, welche man um Wiener-Neustadt, z. B. in der Pfarre Winzendorf, „Heiligengeistlicht" heißt. Auch hier begegnen wir altgermanischen Cultbräuchen mit christlicher Umdeutung. Das Pfingstschnalzen ist in Niederösterreich noch ebenso üblich und von gleicher Bedeutung wie das Örg'n-Schnalzen. Nach einer eigenthümlich christlichen Auffassung soll das Sausen der Peitschen an die Herabkunst des heiligen Geistes nach dem biblischen Berichte erinnern. (V. O. M. B.) Mit dem Pfingstschießen („Bäume anschießen") will man Frost und Blitzschlag von den Obstbäumen fernhalten. (Diese Auffassung besonders im Ibbsthal.) Der Glaube, daß am Pfingstsonntage bei Sonnenaufgang der Papst der ganzen Welt den Segen spende, ist wohl allgemein; man geht deßhalb in aller Frühe hinaus ins Freie und betet, das Antlitz nach der Richtung der ewigen Stadt gewendet. Denjenigen, welcher an diesem Tage zuletzt anfsteht, trifft Spott; man nennt ihn den „Pfingstlümmel" (B. O. W. W.) oder das „Pfingstblvch", auch „Pfingstnickl". (Haßbach.) In einigen Gegenden, besonders im B. U. M. B. und U. W. W., finden sich Spuren des anderwärts so bekannten „Pfingstkönigs". Zn Jetzelsdorf (bei Retz) ziehen um Pfingsten einige junge Bursche im Orte herum, und zwar im Alltagsgewande; nur einer steckt in einer „Kutte", das heißt in einem überreich mit Blumen aufgepntzten zuckerhutförmigen Flechtwerk aus Ruthen, das ihn ganz bedeckt, so daß man kaum die Füße sehen kann. Vorangetragen wird dem „König" und seinem Gefolge ein hoher grünender Baumast, mit farbigen Bändern behängt. Nach einer älteren Aufzeichnung war früher das Gesicht des Pfingstkönigs geschwärzt und wurde derselbe nach beendigtem llmznge ins Wasser geworfen. Daß dieser Figur eine Personification des Maies zu Grunde liegt, deuten die Namen „Maikönig", „Maigraf" an. Am Frvhnleichnamstag („Gottsleib'ntag") werden nach der kirchlichenProcession von den an den Weg gesetzten Birken Zweige gebrochen und in die Fensterkrenze gesteckt oder sonst ausbewahrt, da sie die Kraft haben, den Blitz abzuwenden. Auch die Blumen kränze wirft man nicht weg, sondern gibt sie entweder als geweihtes Futter den Rindern vder windet sie um die Milchtöpse. Am Johannistag werden sie an manchen traten im Sonnenwendfeuer verbrannt. Am Abend des Sonnen wendtages flammen in vielen Gegenden Niederösterreichs auf Bergen und Hügeln Feuer und krachen Böllerschüsse. Alan schleppt so viel Reifig und „Bnrdlholz" (Prügelholz) zusammen, daß die Flamme oft mehrere Stunden, bis tief in