326 beschrieben, die Römerzüge und ihre Ansiedlungen deutlich verfolgen. Wenn auch von diesen Eindringlingen und Cvlonisten der Grundstein des österreichischen Weinbaues gelegt wurde, so haben doch die im Culturleben unserer Gegenden den Römern folgenden geistlichen stifte Wesentliches zur Veredlung desselben beigetragen, und ganz besonders sind es bessere Traubensorten, welche die Weingärten in der Nähe dieser Stifte charakterisiren. Niederösterreich zeigt eine mittlere Jahrestemperatur von 9'6° Celsius, welche derjenigen des rheinischen Weinlandes nahezu entspricht, und wäre nicht das ganze Land durch die hohe Alpenkette gegen Süden abgeschlossen, gegen Norden offen, so hätten wir uns noch günstigerer natürlicher Grundlagen des Weinbaues zu rühmen. Nicht blos die klimatischen Verhältnisse, sondern auch die Culturart der Reben und die Weinbehandlung geben für diesen Zweig der Bodenwirthschaft den Ausschlag, und gerade hierin steht Niederösterreich jedem anderen Kronlande voran und liefert tatsächlich vorzügliche, überall geschätzte Weine. Jedes rationell behandelte Weinland muß aber auch einen sachgemäßen Wechsel in seinen Traubensorten erfahren, und hierin zeichnet sich Niederösterreich ganz besonders aus; die älteren saueren und unfeinen Sorten sind längst verlassen und wurden durch edle Trauben, wie Velteliner, Zierfahndler und den blauen Portugieser ersetzt, ja in den letzten Jahrzehnten wurden mit Erfolg der Riesling, Traminer, Gutedel und blaue Burgunder emgeführt und verbreiten sich diese überall da, wo sich die für dieselben passenden Ver hältnisse finden. Die Weingärten Niederösterreichs sind zumeist auf südlichen Abhängen der Berge und auf Vvrhugeln gelegen. Steile Gebirgslagen finden sich in Gumpoldskirchen, Vöslau, Klosterneuburg, Nußdvrf, dem Bisamberg und bei Krems, wo auch die besten Weine erzeugt werden. Da, wo bei Anlage der Weingärten sich ein entsprechendes Steinmateriale ergab, finden sich vrele Terrassenmauern (Krems, Spitz), zumeist sind aber die niederösterreichischen Weingärten durch Terrassenwände ans Erde (Lößboden) charakterisirt, welche sich bei unbegrenzter Tauer leicht Herstellen lassen und unseren Weingebirgen in vielen Gegenden ein höchst eigenartiges Aussehen verleihen. Da wohl das Erfrieren des alten Stammholzes in kalten Wintern sich zu häufig wiederholt, pflegt man die niederste Erziehung (Kopferziehung) zu wählen, wobei man in besonders exponirten Weingebirgen Gelegenheit hat, die Stöcke vor dem Winter mit Erde zu bedecken. Vier bis sechs Tragzapfen mit je ein bis zwei Augen ergeben mit Trauben beladene Sommerschosse, welche an anderthalb Meter hohen Tannenpfählen angebunden und den Sommer über von der Insektenbrut befreit werden. Die reisenden Trauben werden von eigens hierzu bestellten Hütern beschützt und die Weinlese wird auf Anordnung der betreffenden Gemeindebehörde begonnen.