dem Umzuge bei. Es machte auf deu ernsten, in Spanien erzogenen und an spanische Etiquette gewohnten Kaiser einen tiefen Eindruck, als die Feier durch einen Tumult gestört ward, der ihn nöthigte, sich in die Burg zurückzuziehen. Der Kaiser verlegte seme Residenz von Wien nach Prag. Von diesem Tage an begann auch in Österreich dre katholische Reaction, welche von Jahr zu Jahr mehr Kraft und Wirksamkeit gewann. Zwar die Zugeständnisse, die einst Maximilian den adeligen Ständen gemacht hatte, blieben im Ganzen aufrecht, aber mit der stillschweigenden Duldung des Protestantismus in den Städten und auf dein Lande hatte es ein Ende. In den landesfürstlichen Städten und Märkten wurde der lutherische Gottesdienst eingestellt, die Prädikanten wurden abgeschafft. Den Ständen untersagte man, andere als ihre Unterthanen zum lutherischen Exercitium zuzulassen. Eine neue Schulordnung wurde bekannt gemacht, eine strenge Bücherinquisition eingeführt. Landesfürstliche Commissäre zogen im Dienste dieser Gegenreformation durchs Land; an ihre Spitze trat jener Melchior Khlesel, der als Generalreformator und als bischöflich passauischer Official, dann Generalvicar, mit dem doppelten Ansehen des Landessürsten und des Bischofs ausgerüstet, in Österreich wie kein Anderer das Werk der katholischen Restauration gefördert hat. Auch im Lande ob der Enns wurde das gleiche Verfahren angewendet, ohne Rücksicht auf den Widerstand der Städte und trotz des Auf standes der Bauern, den man gleich einer ähnlichen Erhebung des niederösterreichischen Landvolkes gewaltsam unterdrückte, worauf man die religiösen Beschwerden znrückmies, den politischen aber (im Lande ob der Enns) durch das rndolfinische „Jnterimale" Rechnung trug. Auch in Mähren erhob sich bereits ein eifriger Vorkämpfer der kirchlichen Partei in dem zum Bischof von Olmütz ernannten Cardinal Franz von Dietrichstein, der zu Madrid geboren und zu Rom im Collegium Germanicnm erzogen, seine glänzende Beförderung vor Allem den Hoffnungen verdankte, welche sich an seine geistige Begabung und an seinen Glaubenseifer knüpften. Schon beschäftigte sich aus Khlesels Rath die kaiserliche Regierung mit dem Projecte, die Concession Kaiser Maximilians wieder aufzuheben, als ein Ereigniß eintrat, welches den Protestanten in Österreich noch einmal das Übergewicht verschaffte. Es war dies die verhängnißvolle Krise, welche Rudolfs Persönlichkeit heraus beschwor. In einer Zeit, wo in Deutschland die Spaltung zwischen den Reformirten, deren Haupt der Kurfürst von der Pfalz war, und den Lutheranern, an deren Spitze das sächsische Kurhaus stand, immer größer wurde, während der Katholicismus, gestärkt durch die Beschlüsse des Tridentiner Concils und ausgerüstet mit der Waffe des Jesuitenordens, den Kampf gegen die neue Lehre (die Gegenreformation) eröffncte, während zugleich auch die Verhältnisse zur Pforte unsicher blieben, in einer so ernsten Zeit Hütte nur ein kraftvoller Regent es vermocht, das deutsche Reich und die österreichischen Länder ohne allzuheftige