299 stehen auf und reden. Sie berichten uns, daß der Erdmensch das Urgesetz der gesellschaft lichen Existenz auch auf seine Todten anwendete. Sie scharrten einander nicht dort ein, wo sie sich todt antrafen, sondern schafften die Leichen auf den gemeinsamen Begräbnißort; selbst todt wünschten sie gesellige Wesen zu bleiben. Die Gräber erzählen, daß jener Erdmensch, wenn er auch in der Erde hauste, Jemanden hatte, zu dem sein unförmliches Antlitz aufblickte und zu dem er seine auf armförmiger Thonsäule ruhende Opferschüssel erhob, daß jener Erdmensch, so unwissend er auch sonst war, sich selbst achtete, sich in menschlicher Würde über andere mit Bewegung begabte Wesen erhoben fühlte und seine Todten, soweit er konnte, mit Aufwand bestattete, als Personen, die auch im Tode noch Rechte, Forderungen . . . und eine Zukunft haben. Wer weiß, ob nicht in seinem Herzen mit dem Schmerz zugleich auch eine die Unsterblichkeit fordernde Ahnung aufzuckte, ob nicht diese ihm eingab, seine Todten mit dem Antlitz gegen Osten, in kauernder Lage und die Hand unter den Kopf gebogen hinzulegen, als wären sie gar nicht gestorben, sondern schliefen nur und harrten des Aufgangs der Sonne? War es nicht dies, was ihn bewog, die Opferschüssel neben sie hinzulegen und die steinerne Axt und den thönernen Streitkolben, als sollten sie nicht dort liegen bleiben, sondern weiterziehen? Diese Gebräuche, diese sanft auf den Handrücken ruhenden Köpfe scheinen uns zu sagen, daß der Mensch schon damals nicht an den Tod glaubte, daß der Glaube an die Unsterblichkeit ein Urschatz der Menschheit ist, von Anfang her in ihrer Brust gebettet, bis schließlich Einer kam, der ihn ins Leben rief und ans Licht brachte. Das Lomogper Loinitat. Das Somogyer Comitat gehört mit seinem Gebiet von 6.500 Quadratkilometer zu den größten, mit seiner Bevölkerung von 330.000 Köpfen zu den volkreichsten, mit seinen 300.000 Magyaren zu den magyarischesten, mit der Fruchtbarkeit seines Bodens aber und seinen trefflich instruirlen Wirthschaften zu den reichsten Comitaten Ungarns. Es ist aber auch eines der ältesten. Sehr viele seiner Ortsnamen sind schon in den Urkunden der ersten Ärpäden erwähnt und so mancher Name erinnert an die Heidenzeit unter den Herzogen. Schon ehe das laufende Jahrtausend begann und mit ihm der ungarische Staat geboren wurde, erhob sich Somogy für die Bertheidignng de» alten Glaubens und des alten Stammsystems und widersetzte sich den Plänen König Stefans des Heiligen, die einen Staat und eine Kirche schaffen wollten. Der erste Bürgerkrieg Ungarns nahm von Somogy seinen Ansgang und an seiner Spitze stand und verblutete Koppany (Lupa), Herzog von Somogy. Und noch andere interessante Züge lassen sich über Somogy vorläufig verzeichnen.