894 jcdoch versagt ihm Alles und läßt ihm zuweilen nur den Neid und etwas Spottsucht. Der karge Boden läßt keinen Bauern wohlhabend werden und auch die Städter finden nur an wenigen Punkten günstigere Bedingungen; so haben es die Hienzen zu keinem hin reichend bestimmten socialen Charakter gebracht, dagegen verstehen sie es überall, sich den Verhältnissen anzuschmiegen. Allein durch denselben Kampf ums Dasein ist der Hienze ini Allgemeinen tüchtig, nüchtern, pflichtbewusst, religiös, arbeitsfähig, abgehärtet und anstellig geworden. Er ist vornrtheilslos und nicht beschränkt, obgleich er an seinen Überlieferungen und der Heimat hängt. Dem Fremden gegenüber zurückhaltend und verschmitzt, ist er dem Freunde desto treuer und schasst sich ein intimes Familienleben. Auf seine blühenden Schulen verwendet er große Sorgfalt. Der Hienze ist geborener Pädagog, der trefflichste Lehrer. Die Volksbildung steht auf hoher Stufe. Das Land dankt den Hienzen gar viele treffliche und einige hervorragende Männer. Der ganzen Welt habe sie den Klavier könig Liszt und den Fürsten der Anatomen, Hhrtl, geschenkt. Und wie diese, obgleich sic nicht ungarisch konnten, sich selbstbewußt als Ungarn bekannten, so sympathisirt der Hienze überhaupt, obgleich seiner eigenen Sprache treu, mit dem Magyaren, lernt gern dessen Sprache und schickt sein Kind eigens „ins tuife Jngerland", um es ungarisch lernen zu lassen. Auch in seiner Tracht ist etwas Ungarisches. Die Hose ist gewöhnlich anliegend, oft verschnürt, früher (in Ödenbnrg auch gegenwärtig) aus Leder, jetzt aus dunklem Tuch, und steckt meist in hohen Stiefelschäften. Dazu trägt er eine bis an den Hals zugeknöpfte, dicht mit Bleiknöpfen besetzte „Weste" aus dunkelblauem Tuch und über dieser einen weniger dicht mit Knöpfen benähten „Janker", auf dem Kopfe einen runden Hut mit breiter Krämpe, zuweilen auch eine schlafmützenartige Mütze (im Winter bisweilen unter dem Hute.) Der verheiratete „Hauer" von Güns trägt über dem Feiertagsgewand noch den weiten faltenreichen Mantel mit großem Kragen aus dunkelblauem Günser Tuch. Früher trug man auch hellblaue, mit Fuchspelz verbrämte Mäntel. Die weibliche Tracht ist einfach, ohne besonderen Zierat; zu feineren Stickereien und dergleichen hat man keine Zeit. Frauen und Mädchen tragen einen langen, vielgefältelten, hie und da hellfarbigen, meist aber gleichfalls dunkelblauen Percailrock und einfaches Mieder. Der Kopf ist zngebnnden, selbst in der Stube. In Güns tragen sie zwei Tücher, das untere auf Haubenart über den Zopfwickel gezogen. Das weiße Feiertagstuch („Fetzen") ist nur noch selten zu sehen. Die Mädchen flechten sich an vielen Orten einen Zopf, doch gebührt dieser in manchen Gegenden nur den unbescholtenen. Kommt man aus kroatischer Gegend, so ist man überrascht von der Nettigkeit und Sauberkeit des Hienzenhauses. Wer aber von Westen kommt, findet es nach den bnrgartigen, stockhohen Gebäuden des reichen steierischen Bauern wohl unansehnlich.