598 Bucht zwischen Kenese und Tihany scheint durchschnittlich nicht größer zu sein. An der inneren Seite der Rohrbestünde erreicht die Tiefe selten zwei Meter. Auf noch tiefer gelegenem Seegrund wächst im Plattensee kein Rohr. Bei der Tihany -Szäntöder Überfuhr wird die Tiefe auf elf bis zwölf Meter angeschlagen. Bei dem Tihanyer Vorgebirge gibt es eine Vertiefung, die nach der Ansicht der dortigen Einwohner selbst den Füreder Kirchthnrm verschlingen würde und die der Volksmund den „Brunnen" nennt. In der Bucht zwischen Tihany und Fenek ist der Grund des Seebeckens nicht gleichmäßig. An den Zalaer Ufern kommen, ihrer Gestaltung entsprechend, größere Tiefen vor, so z. B. bei Badacsony. Am südlichen Ufer ist das Wasser längs des ganzen Sees seicht. Es gibt Stellen, wo es auf Entfernungen von 300-400—500 Meter kaum mannshoch wird. Daher ist das Baden an dieser Seite angenehmer, zumal der Seegrnnd ans feinem, reinem Sande besteht und sich teppichartig anfühlt. Das starke Wellentreiben dringt bis auf den Seegrund hinab und bringt die ganze Masse des Wassers in Bewegung. Aus diesem Grunde duldet das Wasser keine Leiche, keine Abfälle irgendwelcher Art in seinem Schoße, wenn dessen spezifisches Gewicht nicht viel bedeutender ist als das des Wassers. Die durch einen Unfall im See ihr Leben verlieren, deren Leichen sind nach acht bis fünfzehn Tagen oder auch 30 Tagen ganz sicher auf dem Sande des südlichen Ufers zu finden. Und gerade hier, weil die Winde meistens von Nordwest, West oder Nordost blasen und die Wellen dem südlichen Ufer zutreiben. Unfälle kommen zahlreich vor. Alljährlich fallen dem Plattensee mindestens zehn bis fünfzehn Personen zum Opfer. Der Schiffer in seinem Kahn und auch der Ausflügler wird gar oft von einem unversehens aufspringenden Sturmwind ergriffen und diese Abenteuer nehmen häufig ein Ende mit Schrecken. Eis und Winterstnrm fordern mehr Opfer. Die Fischer wagen sich oft auch auf eine schmelzende, schwammige Eisdecke hinaus und ihre Tollkühnheit wird nicht selten mit dem Tode gebüßt. Oftmals kommt es vor, daß das Eis noch fest genug ist, allein der heftige Sturm es da und dort aufreißt und vor sich hintreibt. Wen er zu solcher Zeit auf dem Eise trifft, für den gibt es keine Rettung, ^m Jahre 1828 riß das Wasser acht Fischer aus Alsö-Örs auf einer großen Eistafel mit sich hinaus. Die Uferbewohner sahen die Gefahr, konnten aber nicht helfen. Gegen Abend trieb die Eistafel näher ans Ufer, wo man die Hilferufe der Gefährdeten vernahm. Ihre Familie kniete betend am Strande. Abends sprang der Wind nur, ein bleischwerer Regen begann niederzugehen, vollständige Finsterniß trat ein und die Eistasel trieb ans der Ufernühe langsam wieder hinaus gegen die Mitte des Plattensees. Die Fischer, lauter glaubeuseifrige Männer, sangen in ihren letzten Augenblicken Kirchen- psalmen. Lue schluchzenden Laute ihres heiligen Gesanges tönten immer leiser und leiser