150 Das ganze große Gebiet des Bihargebirges ist, mit Ausnahme einiger magyarischer Dörfer in der Belönyeser Gegend, von rumänischem Volk bewohnt. Im westlichen Theile des Gebirges heißt es Gugulänen oder Krizsanen, an der Ostseite des Gebirges, in den siebenbürgischen Theilen Möczen. Zwischen den beiden Stämmen gibt es charakte ristische ethnographische Abweichungen. Bei beiden aber läßt so Manches in Tracht, Wohnung und Sitten erkennen, daß hier einst auch Szekler gewohnt haben, und bei Belenyes ist sogar ein Dorf, Tärkany, dessen magyarische Bewohner ihre szeklerischen Charakterzüge meist bis an den heutigen Tag bewahrt haben, obgleich die übrigen Szekler dieser Gegend schon völlig romanisirt sind. Ehe wir das Bihargebirge verlassen, sei nur noch eine eigenthümliche, charakteristische Volkssitte erwähnt: die Mädchenmärkte in den Alpen. Solche werden alljährlich zwei, im Monate Juli abgehalten; der eine auf der Alpenmatte der Kaliny aß a, wo die Comitate Bihar, Klausenburg und Torda-Aranyos Zusammenstößen, der andere auf dem äußersten südlichen Gipfelsattel des Hauptgrates, am Fuße des 1486 Meter hohen Gajna-Gipfels, wo die Comitate Bihar, Hunyad und Torda-Aranyos sich mit ihren Zipfeln begegnen. Dieser zweite Markt ist der weitaus berühmtere und sehr besucht, er pflegt ein förmliches Volksfest zu werden. Vor alters entsprach er seinem Namen und war ein wirklicher Mädchenmarkt; hier versammelte sich von allen Seiten das im Bihargebirge zerstreut wohnende rumänische Volk, das, durch den hohen Hauptgrat entzwei getheilt, eine Hälfte von der anderen geschieden, fast nur bei dieser Gelegenheit in gegenseitigen Verkehr trat. Die Mädchen nahmen dann gleich auch ihre Ausstattung mit hinauf und stellten sie zur Schau, daß die Burschen sie schätzen und demgemäß ihre Ehefrauen wählen konnten. Da es dabei nie an Geistlichen fehlte, wurde dann auch flottweg getraut. Jetzt ist dies verboten, der Markt hat seine ursprüngliche Specialität verloren und ist nichts weiter als ein interessantes, großes Volksfest in den Alpen, wo Möczen und Krizsanen Zusammen kommen, und wo auch jetzt viele Fremde aus fernen Gegenden Hinreisen, um das Leben des Alpenvolkes zu studiren. Der Gajna-Gipfel (1486 Meter) wurde, als einer der schönsten Aussichtspunkte des Gebirges, auch von König Franz Josef besucht, der dort lange im Genuß des Bihar-Panoramas verweilte. Es ist aber auch ein königliches Gebirge; reich an hervorragenden Schönheiten, unerschöpflich an Schätzen der Natur. Rlausenburg. Der nördliche Theil des Bihargebirges ist vom Thale des Sebes-Körös umzogen, worin eine Landstraße und die Haupteisenbahnlinie Großwardein-Klausenburg-Kronstadt nach Klausenburg, der Hauptstadt des einstigen Siebenbürgen, führen. Wer vom Alföld