436 Das Comitat ist von zwei Straßenzügen durchschnitten. Der eine führt über Mühlbach und Hermannstadt vom Maros zum Alt (beziehungsweise zum Rothenthurm paß) und verbindet so das ungarische Alföld mit der Balkanhalbinsel; der andere sucht einerseits vom Weißthal (Kis-Kapus) her, anderseits durch das Harbachthal die nördlichen Theile Siebenbürgens mit dem Altthale zu verbinden. Als Überreste aus vorrömischer Zeit sind die bei Mühlbach und Kastenhvlz gefundenen Urnengräber zu betrachten, desgleichen der etwa 8 Centner wiegende Fund von Waffen, Geräthen, Schmucksachen, Gefäßen und Metallkuchen, der 1870 zu Hammersdorf, etwa 4 Kilometer von Hermannstadt, gemacht wurde. Der Römerzeit entstammen die Reste von Straßen, die bei Talmesch im Altthale und dann in einer Abzweigung gegen den Rothenthurmpaß hin zu erkennen sind. Die Spuren der römischen Stationen Cedonica und Caput Stenarnm sind bei Reußmarkt und Salzburg (Vizakua) festzustellen und im Rothenthurmpaß sind Mauerreste von römischen Befestigungen erhalten. Die Hunnen, Goten, Gepiden und Petschenegen haben fast keine Spuren hinterlassen; von tieferer Wirkung war die Niederlassung eines slavischen Volksstammes, von dem die Gipfel und Bäche des Zibinsgebirges und der Zibinfluß selbst ihre Namen haben dürften. Um die Mitte des XII. Jahrhunderts kamen, von Geza II. berufen, deutsche Colonisten vom Niederrhein und der Mosel, die sogenannten Siebenbürger Sachsen, herein. Ihr Gros besetzte ohne Zweifel sogleich das Zibinsthal. Das ganze besiedelte Gebiet wurde nach altem Branche kirchlich und politisch nach dem Flusse benannt, die Stadt selbst heißt in den ältesten Urkunden, mit strenger Unterscheidung vom Bezirke, villa Hermanni, wahrscheinlich nach dem Namen ihres Gründers. Bei den Magyaren erhielt die Stadt nach dem Szeben- oder Zibinflusse den Namen Szeben, Nagy-Szeben; bei den deutschen Bewohnern war diese Benennung'niemals im Gebrauche. Auch zwei magyarische Ansiedlungen sind im Comitatsgebiete zu erwähnen' Szakadat am Altflusse, an der Ostgrenze des Comitats, und Salzburg (Vizakna). Die erstere ist, nebst den Ueberresten einer magyarischen Kolonisation in der Nähe von Mühlbach, als Fortsetzung der szeklerischen Besiedlung Siebenbürgens zu betrachten. Wann die Rumänen in die Hermannstädter Gegend eingewaudert sind, ist nicht genau zu bestimmen. Gegenwärtig bewohnen sie, besonders die westlichen und südlichen Gebirgsgegenden des Comitats, wo sie mit ihren Dörfern über 900 Meter hoch Hinauf rücken, während die Deutschen in den Flnßthälern und Ebenen wohnen, allerdings auch da ziemlich mit Rumänen gemischt. Die Rumänen gehören meist dem griechisch orientalischen Bekenntnisse au, die Deutschen sind in den Dörfern sämmtlich, in den