448 Wegen einen großen Theil der siebenbürgischen Karpathen touristisch erschlossen hat; dann der evangelische Hauptverein der Gustav Adolf-Stiftung in der evangelischen Landes kirche, der siebenbürgische landwirthschaftliche Verein, der siebenbürgische naturwissenschaft liche Verein, der Verein für siebenbürgische Landeskunde u. s. w. Von nichtdeutschen Vereinen, deren Thätigkeit sich auf größere Gebiete erstreckt, hat die rumänische Gesell schaft für Literatur und Cultur ihren Sitz in Hermannstadt. Schließlich ist zu erwähnen, daß in Hermannstadt 2 deutsche und 2 rumänische Tagesblätter und 6 periodische Zeit schriften in deutscher Sprache erscheinen. Nördlich von Hermannstadt, an der alten Verbindnngsstraße nach dem Thale der beiden Kokelflüsse, liegen zwei ansehnliche Sachsendörfer: Groß-Scheuern (Nagy-Csür, 2049 Einwohner) und Stolzenbnrg (Szelindek, 2927 Einwohner). In letzterem sieht man die Ruine einer Burg aus dem XIV. Jahrhundert, einer jener mächtigen Bauern burgen, die Zeugniß ablegen von dem kriegerischen Geiste der damaligen Sachsen. An einer Zweiglinie der Eisenbahn liegt eine halbe Stunde südlich die Großgemeinde Heltau (Nagy-Dißnöd) mit 3023 Einwohnern, eine der wenigen Ortschaften mit fast reindeutscher Bevölkerung. Überraschender ist der Eindruck, wenn man den Fahrweg wählt und das Plateau durchkreuzend, bei einer plötzlichen Wendung der Straße plötzlich den hübschen Ort unter sich liegen sieht, von Weingärten und Obstpflanzungen umgeben, hinter ihm den südöstlichen Ausläufer des Zibinsgebirges, auf dessen äußerstem Vorsprung die Michelsberger Burg steht. Das freundliche Bild lockt namentlich im Mai, zur Zeit der Kirschen- und Apfelblüthe, eine Menge Städter nach dem Wald von Obstbäumen, der im Volksmund „Paradies" heißt und sich von Heltau bis Michelsberg erstreckt. Aber Heltau ist nicht nur ein angenehmer Ausflugsort, sondern auch ein Ort strebsamen Gewerbe fleißes, dessen Bewohner als Sichelschmiede früher weithin berühmt waren. Später widmeten sie sich der Wollweberei und das Heltauer Tuch eroberte den siebenbürgischen Markt. Als der Zollkrieg mit Rumänien ausbrach, hörte die Einfuhr billiger Schafwolle auf und die Heltauer Industrie stand am Rande des Verderbens. Allein die Errichtung des Hermannstädter Elektricitätswerkes in Zoodt ermöglichte es den Heltauern, sich zu einer Fabrikationsgesellschaft zu vereinigen und mit Benützung der billig erzeugten motorischen Kraft auch der Concurrenz des Weltmarktes Stand zu halten. In etwa 300 Häusern hört man wieder die Spulen surren und die Webestühle klappern. Das Heltauer Tuch geht nach Galizien, Croatien und Slavonien. Im Jahre 1898 wurden 48.000 Stück besten Halinatuches, im Werte von 770.000 Gulden und 52.000 Stück von geringerer Qualität im Werte von 570.000 Gulden exportirt. Auf dem Marktplatze zu Heltau steht die mit dreifacher Ringmauer umgebene evan gelische Pfarrkirche, deren kostbarer Schatz von kirchlichen Geräthen auf verschiedenen