561 ist ein magyarisches Dorf mit etwa 300 Einwohnern. Auf einer Art Plateau steht das Kendeffy'sche Schloß, eine ausgedehnte, im Stile der englischen Gothik erneuerte Gebäudegrnppe mit malerischen Thürmen und Erkern. Es ist weithin sichtbar und hat eine herrliche Aussicht auf den Retyezät und den größten Theil des Hätßeger Districts. Es ist auch prächtig eingerichtet und enthält werthvolle Kunstwerke und eine reiche Biblio thek. Erwähnenswerth ist noch die im byzantinischen Stil erbaute reformirte Kirche, die aus einem der ersten Jahrhunderte des christlichen Ungarn stammt. Sobald man bei Hätßeg-Väralja aus der Väraljaer Thalenge heraus ist, sieht man einem Feengarten gleich das Dreieck des Hätßeger Districts, einen der schönsten Theile Siebenbürgens, vor sich liegen. Die herrliche Ebene ist mit etwa 80 Dörfern bestreut. Die Blechhelme der Kirchthürme blitzen im Sonnenstrahl, aus grünen Baum dickichten schimmern da und dort Giebel von Schlössern und Curien, im Süden schließt eine Kette blauer Berge den Horizont, an dessen Umkreis der Retyezät sein majestätisches, meist mit Schnee bedecktes Felsenhaupt erhebt. Der Hauptort der Gegend ist Hatßeg am Hätßegbach (meist Farkadinbach genannt), eine Stadt mit geordnetem Magistrat und 2450 Einwohnern. Es hat einige stattliche Gebäude: die von Nonnen geleitete Mädchenschule und die aus dem Fonds der einstigen Militärgrenze erhaltene rumänische Volksschule. Vom Hauptplatz hat man eine herrliche Aussicht auf den Retyezät. Die Vieh-, besonders die Schafmärkte sind berühmt. Im Mittelalter war hier eine königliche Burg. Der Vogt derselben übte die Gerichts barkeit über den Knezenbezirk der Walachen des Hätßeger Districtes aus, dessen Knezen- gerichtshof auch hier seine Sitzungen hielt. Von Hätßeg aus kann man die an römischen Denkmälern überreiche Gegend durchstreifen. Man begibt sich zunächst nach Alsö-Farkadin, wo im Hofe des Lönyay'schen, früher Nopcsa'schen Schlosses die halbkreisförmige Brüstungsmauer vor der Fa^ade mit römischen Jnschriftsteinen bedeckt und an jedem Ende von einem mächtigen steinernen Löwen aus der Römerzeit flankirt ist. Über das benachbarte Felsö-Farkadin und Tustya gelangt man in fünf Viertelstunden nach Demsus, dessen alte griechisch-katholische Kirche aus Römersteinen erbaut ist. (Siehe unseren Aufsatz: „Baudenkmäler".) Über Nagy-Pcsteny fährt man dann in drei Viertelstunden nach Värhely (rumänisch: Gredistye), das auf den Trümmern der ehemaligen dacischen Hauptstadt Sarmizegethusa und des diese überlagernden Ulpia Trajana erbaut ist. Am östlichen Ende der Ortschaft sind die Grundmauern des Amphitheaters von Ulpia Trajana noch deutlich zu sehen. Auch im Orte selbst stößt man fortwährend auf römische Jnschrift- steine, verstümmelte Statuen, Säulencapitäle und andere architektonische Ornamente. Die Ruinen von Ulpia Trajana wurden im Mittelalter und auch später einfach als Steinbruch Ungarn VI. 36