376 Gebirge. Den gewöhnlichen Karpathencharakter, mit glattem Rücken und Kuppelsorm, verleugnen die Berggrate von Liptau durchaus, sie nehmen vielmehr so seltsame und launenhafte Gestalten an, wie sie den der Trias-, Jura- oder Kreideperiode angehörigen Kalkstein- und Dolomitengipfeln der Karpathen zu eigen sein pflegen. Große Wichtigkeit kommt den lößartigen Thonablagerungen zu, welche die Becken der ganzen Tatra nmsäumen und den fruchtbarsten Boden des Comitates bilden. An Erzen und Edelmetall sind die Gebirge arm; zwar kommen darin goldhaltiges Antimon, Blei, Kupfer und Silber, ja stellenweise sogar gediegenes Gold und Brauneisenerz vor, doch ist all das von geringer bergmännischer Bedeutung. In der Mitte des Comitats senkt sich, von Ost zu West verlaufend, das Längsthal der Waag ein. Die Querthaler öffnen sich an der rechten Seite der Waag von Nord nach Süd, an der linken von Süd nach Nord in das Hauptthal, aus dessen Randgebirgen die Hohe Tatra zwischen den Quellgebieten der Schwarzen Ärva, des Dunajecz und der Waag aufsteigt. Die Niedere Tätra erhebt sich am linken Waagufer, im Süden des Comitats, zwischen den Einsenknngen der Waag, des Hernad, der oberen Gran und des Revucza- Baches, in einer ost-westlich ziehenden Linie. Schließlich streicht die Große Tatra zwischen dem Revucza-Bach, der Waag und dem Turoczfluß von Süd zu Nord. Die Hohe Tatra ist von der Niederen Tatra an der Ostgrenze des Comitats durch einen welligen Erdrücken von 5 bis 6 Kilometer Länge, das Hochwaldplateau, getrennt, der etwa 100 Meter über der Einsenkung des Waagthales liegt und von der Eisenbahn linie Popperthal—Waagthal durchzogen ist. Dieser Erdrücken ist zugleich Wasserscheide zwischen der Popper (Popräd) und Waag. Das Tatragebirge steigt im Comitat zu Höhen von 1000 bis 2500 Meter auf; die typische Gestaltung dieses Gebirgsmassivs umfaßt als charakteristische Formen das Abwechseln einfacher mit doppelten Gipfeln, dann orgelpfeifenähnliche Gebilde, die sich auch zu Reihen thurmartiger Spitzen entwickeln. Gewisse Eigenthümlichkeiten des Tatra gebirges erklären sich durch die Bildung der Thäler, die sämmtlich Querthäler sind und fast senkrecht in das Längsthal des Liptauer Beckens niedergehen. In ihren oberen Theilen sind die Thäler der Hohen Tätra enge Felskessel mit senkrechten Granit- und Gneis- Wänden; daher kann sich der Schnee an den oberen Theilen dieser Felswände nicht dauernd erhalten, sondern gleitet in die Kessel hinab. Die bis zu 2000 Meter ansteigenden Gipfel der Liptauer Alpen, die von den Centralkarpathen westwärts streichen, prangen in allem Schmuck der Alpenweiden, während ihre Flanken mit gewaltigen Streifen des herrlichsten Nadel- und Laubwaldes umgürtet sind. In hydrographischer Hinsicht gehört das Liptauer Comitat gänzlich dem Gebiet des hier entspringenden Waagflusses an. Berg und Thal sind im Allgemeinen reich an